Ka0sGiRL
26.12.2007, 22:00
Anläßlich der Neuerscheinung seines neuen Roman "Das reiche Mädchen" gab der Richard Wagners ein bemerkenswertes Interview im Deutschlandfunk, der das Drama der Gutmenschen-Ideologe in brillanter Weise beschreibt.
Hier Auszüge daraus:
(...) Mit den Deutschen, die Gutes tun wollten in den jüngeren Generationen und die die kulturelle Differenz und die Probleme, die daraus hervorgehen, nicht wahrhaben wollten. Das ist ein Phänomen, was damals nicht so deutlich war in seiner Tragweite, aber jetzt nach zehn Jahren umso deutlicher geworden ist, durch diese ganzen Konfliktsituationen kultureller Natur, die wir mit islamischen Einwanderungsgruppen haben.
(...) Zu erst einmal kommt es ja aus einer Ideologie, nämlich dieses Gutsein-Wollen, das ist ja in den letzten Jahrzehnten zu einer wahren Ideologie gewachsen. All diese Phänomene, die von den 68ern eingeleitet worden sind und die bis heute nachwirken, sind Denkmuster geworden für die nachfolgenden Generationen und sie sind Gefangene dieser Denkmuster - dadurch wird die Welt einfach: Wenn man an das Gute glaubt, dann ist man auch sofort im Recht. Also man muss nicht mehr an sich selber zweifeln. Und da kommt dann so eine Rigidität zustande im Denken, dass nämlich um jeden Preis auch beweisen zu wollen.
(....) Das Die-Welt-beglücken-Wollen ist ja nicht so ganz neu und ist in der deutschen Geschichte öfter mal zum Zuge gekommen in verschiedenster Art und Weise. Ich glaube, das hat bei uns, für unsere Gegenwart sehr viel mit dem Dritten Reich zu tun und mit der Fixierung vor allem auf das Dritte Reich, dass wir die gesamte deutsche Geschichte auf das Dritte Reich projizieren. Da ist ein Krater, aus dem heraus alles andere gesehen wird und reduziert wird, die gesamte deutsche Kultur, auch das Positive wird in diesen Krater hinein verfrachtet.
(....) Und aus dieser Sicht heraus kann ja nichts mehr anderes passieren als ein Moralisieren, nämlich um jeden Preis herauszuwollen, was ja schon in der Nachkriegszeit durch diesen Begriff der Wiedergutmachung anklingt. Das Problem ist aber, man kann einen Massenmord nicht wiedergutmachen. Da ist nichts wieder gut zu machen. Wir müssen von dem ausgehen, was ist, und damit leben. Das wollen die jüngeren Leute nicht wahrhaben, das können sie nicht wahrhaben aus ihrer Denkweise heraus. Zumal sich das dann zusammen verbindet mit einer gesamteuropäischen Sicht. Dieses Schuldbewusstsein und die Selbstbezichtigung ist ja auch gesamteuropäisch. Was man uns mit dem Dritten Reich vorwirft, wirft man Frankreich mit dem Kolonialismus vor.
(....) Ja, das kommt eben aus dieser Überzeugung, aus dieser Überzeugung heraus, wenn jemand ideologisch denkt, dann muss er ja glauben. Der Unterschied zum Beispiel im Glauben an eine Ideologie und im Glauben an eine Religion, also der Unterschied zwischen dem Glauben an Gott und dem Glauben an das Gute, ist der, dass Gott immerhin, der christliche vor allem, eine Gewissensforschung nötig macht, während der Glaube an das Gute einen ins Recht setzt. Damit sind wir die Guten und wir machen das Richtige.
(....) Das ist ein sehr verbreitetes Phänomen, man sieht es in all den Diskussionen, die wir haben. Jetzt zum Beispiel mit den sogenannten Ehrenmorden in den islamischen Einwanderergemeinschaften und dem Verständnis, was dauernd angemahnt wird, also der Gutmensch will ja immer verstehen, auch dort, wo nichts zu verstehen ist. Wir müssen aber lernen, dass es Phänomene der Inkompatibilität gibt, dass hier einfach auf der einen Seite die Aufklärung und das Grundgesetz sind und auf der anderen Seite eine traditionalistische Gesellschaft, die auf Ungleichheit und auf Brutalität auch beruht.
Und das sehr Schlimme ist daran, dass man das in unserer Gesellschaft nicht begreift. Die ganzen Diskussionen, die wir führen, zeigen das, seit dem 11. September 2001, dass wir sehr viel da einfach nicht verstehen, aus dem Grunde nicht begreifen wollen und können, aus dem Grunde, weil das ideologische Muster sich dafür nicht eignet, mit dem wir zugange sind. Wir müssen an diese Ideologie ran und sie abbauen.
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/665900/
Hier Auszüge daraus:
(...) Mit den Deutschen, die Gutes tun wollten in den jüngeren Generationen und die die kulturelle Differenz und die Probleme, die daraus hervorgehen, nicht wahrhaben wollten. Das ist ein Phänomen, was damals nicht so deutlich war in seiner Tragweite, aber jetzt nach zehn Jahren umso deutlicher geworden ist, durch diese ganzen Konfliktsituationen kultureller Natur, die wir mit islamischen Einwanderungsgruppen haben.
(...) Zu erst einmal kommt es ja aus einer Ideologie, nämlich dieses Gutsein-Wollen, das ist ja in den letzten Jahrzehnten zu einer wahren Ideologie gewachsen. All diese Phänomene, die von den 68ern eingeleitet worden sind und die bis heute nachwirken, sind Denkmuster geworden für die nachfolgenden Generationen und sie sind Gefangene dieser Denkmuster - dadurch wird die Welt einfach: Wenn man an das Gute glaubt, dann ist man auch sofort im Recht. Also man muss nicht mehr an sich selber zweifeln. Und da kommt dann so eine Rigidität zustande im Denken, dass nämlich um jeden Preis auch beweisen zu wollen.
(....) Das Die-Welt-beglücken-Wollen ist ja nicht so ganz neu und ist in der deutschen Geschichte öfter mal zum Zuge gekommen in verschiedenster Art und Weise. Ich glaube, das hat bei uns, für unsere Gegenwart sehr viel mit dem Dritten Reich zu tun und mit der Fixierung vor allem auf das Dritte Reich, dass wir die gesamte deutsche Geschichte auf das Dritte Reich projizieren. Da ist ein Krater, aus dem heraus alles andere gesehen wird und reduziert wird, die gesamte deutsche Kultur, auch das Positive wird in diesen Krater hinein verfrachtet.
(....) Und aus dieser Sicht heraus kann ja nichts mehr anderes passieren als ein Moralisieren, nämlich um jeden Preis herauszuwollen, was ja schon in der Nachkriegszeit durch diesen Begriff der Wiedergutmachung anklingt. Das Problem ist aber, man kann einen Massenmord nicht wiedergutmachen. Da ist nichts wieder gut zu machen. Wir müssen von dem ausgehen, was ist, und damit leben. Das wollen die jüngeren Leute nicht wahrhaben, das können sie nicht wahrhaben aus ihrer Denkweise heraus. Zumal sich das dann zusammen verbindet mit einer gesamteuropäischen Sicht. Dieses Schuldbewusstsein und die Selbstbezichtigung ist ja auch gesamteuropäisch. Was man uns mit dem Dritten Reich vorwirft, wirft man Frankreich mit dem Kolonialismus vor.
(....) Ja, das kommt eben aus dieser Überzeugung, aus dieser Überzeugung heraus, wenn jemand ideologisch denkt, dann muss er ja glauben. Der Unterschied zum Beispiel im Glauben an eine Ideologie und im Glauben an eine Religion, also der Unterschied zwischen dem Glauben an Gott und dem Glauben an das Gute, ist der, dass Gott immerhin, der christliche vor allem, eine Gewissensforschung nötig macht, während der Glaube an das Gute einen ins Recht setzt. Damit sind wir die Guten und wir machen das Richtige.
(....) Das ist ein sehr verbreitetes Phänomen, man sieht es in all den Diskussionen, die wir haben. Jetzt zum Beispiel mit den sogenannten Ehrenmorden in den islamischen Einwanderergemeinschaften und dem Verständnis, was dauernd angemahnt wird, also der Gutmensch will ja immer verstehen, auch dort, wo nichts zu verstehen ist. Wir müssen aber lernen, dass es Phänomene der Inkompatibilität gibt, dass hier einfach auf der einen Seite die Aufklärung und das Grundgesetz sind und auf der anderen Seite eine traditionalistische Gesellschaft, die auf Ungleichheit und auf Brutalität auch beruht.
Und das sehr Schlimme ist daran, dass man das in unserer Gesellschaft nicht begreift. Die ganzen Diskussionen, die wir führen, zeigen das, seit dem 11. September 2001, dass wir sehr viel da einfach nicht verstehen, aus dem Grunde nicht begreifen wollen und können, aus dem Grunde, weil das ideologische Muster sich dafür nicht eignet, mit dem wir zugange sind. Wir müssen an diese Ideologie ran und sie abbauen.
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/665900/