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Vollständige Version anzeigen : Die Vereinbarkeit der neokonservative Wirtschaftspolitik und Gesellschaftsvorstellung



NimmerSatt
22.12.2007, 12:43
Die neokonserative Wirtschaftspolitik ist eine komplette Öffnung gegenüber der Globalisierung. Der Arbeitsmarkt soll liberalisiert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und damit die Wirtschaft zu unterstützen. Um so besser es der Wirtschaft geht, desto wohlhabender sind die Menschen im Allgemeinen. Die Leistung des Einzelnen wird hier als maßgeblich gesehen und der Arbeitsmarkt muss auf diese zugeschnitten werden.
Die neokonservative Gesellschaftsvorstellung basieren auf Familie, Kirche, Heimat und Vaterland. Das Idealbild ist die bürgerliche Kleinfamilie mit einem gut verdienenden Vater und einer gar nicht oder halbtags arbeitenden Mutter. Die Familie hat ein eigenes Haus und geht jeden Sonntag gemeinsam in die Kirche. Deutsch wird als Leitkultur gesehen und die Ausländer sollen sich anpassen oder das Land verlassen.


Die Vereinbarkeit von diesen beiden wirft für mich jedoch Rätsel auf. Beide Positionen wirken auf mich wie eine Antithese.

Die Löhne fallen durch die Globalisierung und die Schaffung der Wettbewerbsfähigkeit, die sie verlangt, immer weiter. Immer weniger Familien können sich erlauben, dass nicht beide Elternteile vollzeit arbeiten müssen. Die Arbeitszeit wird auf Grund der Wettbewerbsfähigkeit immer länger und die Zeit für die Familie geringer. Finanzielle Planungssicherheit für Haus und Familie gibt es durch die niedrigen Löhne und die Gefahr entlassen zu werden immer weniger. Zuwanderer werden zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts ins Land geholt. Je mehr Zuwanderer, desto mehr potentielle Arbeitsnehmer und desto attraktiver der Wirtschaftsstandort. Diese Stärkung ist zwingend, da die Konkurrenzländer auch darauf zurückgreifen.
Diese Tendenzen sind jetzt schon vorhanden und würden sich durch eine komplette Öffnung zur Globalisierung und Liberalisierung des Arbeitsmarktes verstärken.


In diesem Thread will ich, dass über die Vereinbarkeit von der neokonservative Wirtschaftspolitik und Gesellschaftsvorstellung diskuttiert wird.
Ist neokonservativ sein eine Lebenslüge?

dr-esperanto
22.12.2007, 19:47
Es muss sich halt rechnen. Neokonservative scheinen ja genug zu verdienen. Für die ist dann wohl vor allem interessant, dass sie weniger Steuern zahlen müssen.
Für die Otto-Normal-Familie ist dieses Modell aber natürlich total ungeeignet.

twoxego
22.12.2007, 19:49
Die neokonserative Wirtschaftspolitik ist eine komplette Öffnung gegenüber der Globalisierung.

das gegenteil ist der fall.
solltest du allerdings neoliberal meinen, gibt es das thema schon und der rest deines textes würde nicht zu diesem anfang passen.

Efna
27.12.2007, 16:51
Neokonservativismus ist vor allem etwas was auf die Amerikanischen Verhältnisse abzielt, für Europa ist das denke ich nichts...

Beverly
02.01.2008, 09:25
Die neokonserative Wirtschaftspolitik ist eine komplette Öffnung gegenüber der Globalisierung. Der Arbeitsmarkt soll liberalisiert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und damit die Wirtschaft zu unterstützen. Um so besser es der Wirtschaft geht, desto wohlhabender sind die Menschen im Allgemeinen. Die Leistung des Einzelnen wird hier als maßgeblich gesehen und der Arbeitsmarkt muss auf diese zugeschnitten werden.
Die neokonservative Gesellschaftsvorstellung basieren auf Familie, Kirche, Heimat und Vaterland. Das Idealbild ist die bürgerliche Kleinfamilie mit einem gut verdienenden Vater und einer gar nicht oder halbtags arbeitenden Mutter. Die Familie hat ein eigenes Haus und geht jeden Sonntag gemeinsam in die Kirche. Deutsch wird als Leitkultur gesehen und die Ausländer sollen sich anpassen oder das Land verlassen.


Die Vereinbarkeit von diesen beiden wirft für mich jedoch Rätsel auf. Beide Positionen wirken auf mich wie eine Antithese.

Die Löhne fallen durch die Globalisierung und die Schaffung der Wettbewerbsfähigkeit, die sie verlangt, immer weiter. Immer weniger Familien können sich erlauben, dass nicht beide Elternteile vollzeit arbeiten müssen. Die Arbeitszeit wird auf Grund der Wettbewerbsfähigkeit immer länger und die Zeit für die Familie geringer. Finanzielle Planungssicherheit für Haus und Familie gibt es durch die niedrigen Löhne und die Gefahr entlassen zu werden immer weniger. Zuwanderer werden zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts ins Land geholt. Je mehr Zuwanderer, desto mehr potentielle Arbeitsnehmer und desto attraktiver der Wirtschaftsstandort. Diese Stärkung ist zwingend, da die Konkurrenzländer auch darauf zurückgreifen.
Diese Tendenzen sind jetzt schon vorhanden und würden sich durch eine komplette Öffnung zur Globalisierung und Liberalisierung des Arbeitsmarktes verstärken.


In diesem Thread will ich, dass über die Vereinbarkeit von der neokonservative Wirtschaftspolitik und Gesellschaftsvorstellung diskuttiert wird.
Ist neokonservativ sein eine Lebenslüge?

Wenn man von einer "Werteorientierung" ausgeht und meint, dass die Akteure selbst glauben, was sie sagen, dann ist "Neokonservativ" in der Tat eine Lebenslüge.
Doch diese Ideologie ist so weit verbreitet und wird von so gut gestellten Leuten weiter getragen, dass sie unmöglich auf Selbsttäuschung beruhen kann. Denn mit Selbsttäuschung hätten all die "Neocons" nicht ihre Karrieren gemacht, wären nicht Kirchenfunktionär, Bürgermeister, Abgeordneter, Amtsleister und dergleichen geworden.
Es ist also Kalkül, ein Machtkalkül. Man hält das Volk arm, in Angst und Abhängigkeit und serviert ihm "Werte", an die man selbst nicht glaubt. Nichts Neues in der deutschen Geschichte :rolleyes: - Hitler hat die Deutschen vor Stalingrad verheizt und Görin verhöhnte die Soldaten im Kessel noch mit Faseleien über die Nibelungen. Die Neocons wollen die Deutschen am Weltmarkt für Billigarbeit verheizen und verhöhnen sie mit Schwarz-Rot-Gold und "Deutschland"-Parolen.
Bis keiner mehr dran glaubt :rolleyes:

Beverly
02.01.2008, 09:27
Neokonservativismus ist vor allem etwas was auf die Amerikanischen Verhältnisse abzielt, für Europa ist das denke ich nichts...

ja, nach unserem Verständnis sind sowohl die US-amerikanischen Republikaner als auch die Demokraten Neocons, die Republikaner härter und konsequenter, die Demokraten, "softer" aber dafür hinterhältiger

Beverly
02.01.2008, 09:30
Es muss sich halt rechnen. Neokonservative scheinen ja genug zu verdienen. Für die ist dann wohl vor allem interessant, dass sie weniger Steuern zahlen müssen.
Für die Otto-Normal-Familie ist dieses Modell aber natürlich total ungeeignet.

Meines Wissens konnten in vielen vormodernen Gesellschaften einfache Menschen keine Familien gründen. Der Knecht auf dem Hof konnte die Magd nicht unbedingt heiraten und die Sklaven auf den Baumwollplantagen wurden immer wieder getrennt, so dass keine stabilen Familien bestehen konnten.

Vielleicht ist das Sinn der Übung: nur noch die elitäre Minderheit kann sich einen Hausstand und eine Familie überhaupt leisten, die Masse vereinzelt aus wirtschaftlichen Gründen.

McDuff
02.01.2008, 09:31
Für die oben angesprochenen Neocons ist es wichtig, daß es der kleinen, reichen Klientel, deren Interessen sie vertreten, immer besser geht. Der Rest der Menschheit ist für sie nur Vieh. Manches nutzen sie, anderes vernichten sie und konservative Werte sucht man bei ihnen auch vergeblich. Ihr einziger Wert ist hemmunglose Gier.

Beverly
02.01.2008, 12:54
Für die oben angesprochenen Neocons ist es wichtig, daß es der kleinen, reichen Klientel, deren Interessen sie vertreten, immer besser geht. Der Rest der Menschheit ist für sie nur Vieh. Manches nutzen sie, anderes vernichten sie und konservative Werte sucht man bei ihnen auch vergeblich. Ihr einziger Wert ist hemmunglose Gier.

Ein Indikator dafür ist die Anzahl der Millionäre und Milliardäre auf der Welt - ca. 8 Millionen Millionäre mit einem Vermögen von ca 24 Billionen Dollar und knapp 1000 Milliardäre, die zusammen noch mehrere Billionen Dollar besitzen dürften.

Eigentlich geht es nur noch darum, die und ihre Speichellecker abzufüttern, mehr interessiert nicht.

Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Million%C3%A4r

Beverly
02.01.2008, 13:08
das gegenteil ist der fall.
solltest du allerdings neoliberal meinen, gibt es das thema schon und der rest deines textes würde nicht zu diesem anfang passen.

Womit wir bei dem Gegenstück zur Neocon-Ideologie sind, dass mich ob seiner Absurdität oft zur Weißglut treibt:

Auf der Ebene des Individuums durchaus freiheitlich und emanzipatorisch. Weder tradierte Institutionen (Familie etc.) noch Religion und Ideologie oder der Staat haben das Recht, selbstherrlich über das Leben der Menschen zu bestimmen. Die Unterordnung von Frauen unter die Männer und die Verfolgung der Homosexuellen werden mit Recht verworfen, ebenso Zensur, staatliche Sittengesetze oder eine gnadenlose "soziale Kontrolle".

Aber diese gesellschaftlich "linken" Ansichten werden mit einer Ideologie kombiniert, die "rechts" bis "rechtsextrem" ist. Man verwirft die ständische Ordnung der Altvorderen um die Menschen dafür dem totalen Markt auszuliefern. Die Vergangenheit wird als "finsteres Mittelalter" abgetan, doch Besserung ist nicht in Sicht. Man hat sich von allen futuristischen Zukunftshoffnungen verabschiedet und feiert die Perpektivlosigkeit eines ewigen "jetzt". Wobei man selbst feiert und die Perspektivlosigkeit andere erleiden müssen.

Die Nazis und dergleichen waren natürlich böse, aber man selbst legt den Menschen nahe, doch in Zukunft Unrecht dankbar zu ertragen. Wenn ein Staat absoluten Gehorsam und Anpassung fordert ist das natürlich böse, tun es aber anonyme Prozess, ist das der Sieg der Freiheit. Früher verlor man wegen Homosexualität seinen Job und manchmal auch sein Leben. Heute findet man erst gar keinen Job und mit dem Leben kann es nach dem Zusammentreffen der nächsten Gesundheitsreform mit einer teuren Erkrankung auch vorbei sein.

Alle, die aus eigenen schlechten Erfahrungen und ehrlichen Anliegen gegen die erstarrte Ständeordnung der Zeit vor "68" gekämpft haben, müssen sich da verarscht vorkommen. Zu allem Übel werden sie noch von dummen Konservativen für die Folgen einer Politik verantwortlich gemacht, die Neocons/Neoliberale betrieben haben.

Roter Sturm
02.01.2008, 14:02
Olé, Beverly ist wieder da! :yeah:
Ihr ist natürlich in allem zuzustimmen!

Die typischen Neocons, zumindest diejenigen, die den Mist ernst meinen, sind reaktionär wie obrigkeitshörig zugleich. Auf der einen Seite sind sie gegen gesellschaftlichen Wandel - mal zu Recht, meistens zu Unrecht - haben also noch soetwas wie höhere Werte. Auf der anderen Seite ordnen sie sich gerne der Macht unter. Und Geld bedeutet nunmal Macht, wirtschaftliche Macht. Die Anbiederung an die Wirtschaft und eine Verteidigung des kapitalistischen Systems ist so natürlich vorprogrammiert, auch wenn es den konservativen Werten eigentlich widerspricht. Denn die rein Profit- und Konsumorientierte Wirtschaft ist der Motor des gesellschaftlichen Verfalls!

Und ein Wirtschaftssystem, indem die Mehrheit für Hungerlöhne schuftet und eine Minderheit für exorbitante Riesenlöhne eine ruhige Kugel schiebt und hauptsächlich Demagogie betreibt, ist ein Angriff auf das Vaterland! Im nationalen, nicht im staatlichen Sinne!

Beverly
02.01.2008, 14:29
Und ein Wirtschaftssystem, indem die Mehrheit für Hungerlöhne schuftet und eine Minderheit für exorbitante Riesenlöhne eine ruhige Kugel schiebt und hauptsächlich Demagogie betreibt, ist ein Angriff auf das Vaterland!

es ist ein Angriff auf den gesunden Menschenverstand

Roter Sturm
02.01.2008, 14:57
es ist ein Angriff auf den gesunden Menschenverstand

Aber nur auf den der Nichtpriviligierten und der wenigen Reichen, die den Mist, den sie erzählen, wirklich glauben :D

Die meisten Reichen wissen natürlich, daß es gnadenlos ungerecht ist. Aber es stört sie nicht. Wieso sollte es das auch?

Freiherr
02.01.2008, 20:35
das gegenteil ist der fall.
solltest du allerdings neoliberal meinen, gibt es das thema schon und der rest deines textes würde nicht zu diesem anfang passen.

Ich meine auch, man hat hier liberal und konservativ vertauscht...