PDA

Vollständige Version anzeigen : "Heile Welt - nein danke!" - sind Rechte und Konservative am Ende?



Beverly
20.12.2007, 10:47
Seitdem Frau Merkel tönt "Wo wir stehen, da ist die Mitte" ist rechts von der Mitte Feuer unterm Dach. Die Merkel macht mit der CDU resp. der ganzen Union das, was der Schröder mit der SPD gemacht hat: sie jedes Inhaltes berauben und in der "Regierungsverantwortung" kaputt machen. Bei Union wie SPD scheint den Führungsriegen weder die Partei noch ihre Ideologie noch das Land, was sie regieren, sonderlich wichtig zu sein. Sie vollstrecken die Interessen der herrschenden Klasse und die Einbindung in informelle Strukturen ist da wichtiger als selbst hohe Staats- und Parteiämter. Wie vor ihr der Schröder verdankt die Merkel ihre Ämter den wirklich herrschenden Klüngeln, für die sie Politik macht und wieder von der Bühne geht, wenn ihr Einsatz vorbei ist.

So sehr sich der Niedergang von Union und SPD gleichen, so unterschiedlich sind die Reaktionen ihrer Klientel darauf. Im Fall der SPD hat die Politik von Schröder der zuvor schon tot gesagten PDS - wir erinnern uns an die Bundestagswahlen 2002 :D - nicht nur das Überleben gesichert, sondern ihr zusammen mit der westdeutschen Linken als Linkspartei ein rauschendes Comeback ermöglicht.
In Ostdeutschland bis zu 25 Prozent, nun auch in Bremen mit über 8 Prozent und bei den kommenden Landtagswahlen wird der Einzug in zwei oder drei westdeutsche Landesparlamente gelingen. Die Linke ist wieder da und das liegt nicht an überragenden Fähigkeiten ihrer Funktionäre und supertollen Parteien (da liegt vieles im Argen), sondern daran, dass sie von den Menschen gebraucht wird.

Lange Zeit habe ich vermutet, dass sich "rechts" resp. im Umfeld der neoliberal gewendeten Union analog zur SPD eine Abspaltung entwickeln wird, die von Menschen getragen wird, denen die Zerschlagung der Sozialen Marktwirtschaft zu weit geht. Also eine "sozialkonservative" Protestpartei, welche auch Themen wie Hartz IV, Perspektivlosigkeit und Armut aufgreift.
Mittlerweile glaube ich das nicht mehr. Es mag zwar viel Unmut über Frau Merkel und Konsorten geben, aber die Kritiker scheinen das an den Personen festzumachen und reden dann sogar von einem "Linksruck" der Union, anstatt den Neoliberalismus und die Pro-USA-Haltung als Ursache des Übels zu erkennen.
Ich habe sogar den Verdacht, dass es da nur einen Streit um Methoden gibt, während sich alle über die Ziele - Kapitalismus pur, Obrigkeitsstaat, die Reichen müssen reicher, die Armen ärmer werden und die BRD muss an der Seite der USA stehen - in Wirklichkeit einig sind.

Damit stellt sich allerdings die Frage, ob das, wofür die Union wie ihre rechten und konservativen Kritiker stehen, nicht ingesamt reif für den Müllhaufen der Geschichte ist. Wer braucht einen Konservatismus, der kaltlächelnd sein eigenes Projekt Soziale Marktwirtschaft dem eigenen Dünkel und der Globalisierung opfert. Wer braucht Superpatrioten unter Schwarz-Rot-Gold, die den USA und Israel huldigen und deutsche Soldaten an den Hindukusch schicken, um sich in Washington lieb Kind zu machen. Wer braucht Konservative, deren Gemeinschaftsgefühl darin besteht, aus "Arbeitnehmern" wieder rechtlose Tagelöhner zu machen, die von einer menschenverachtenden Bürokratie überwacht werden? Wer braucht Konservative, die nach dem Krieg die "Gastarbeiter" holten, um nun gegen deren Kinder und Enkel - weil die Wirtschaft die nicht mehr braucht - zu hetzen?

IMHO wird die Überlebtheit dieser Art Konservatismus parteipolitisch zu Folgendem führen:

1. Der Union werden diejenigen, die sich als Gewinner von Neoliberalismus und Globalisierung sehen, zur FDP und auch den gnadenlos opportunistischen Grünen davon laufen. Da gibt es Interessenvertretung pur ohne die ideologischen Blähungen einer "Wertepartei".

2. Es wird keine konservative Abspaltung von der Union vergleichbar der Linkspartei geben. Die Linke gewinnt die Massen, weil sie ihnen Sicherheit und Wohlstand verspricht. Was versprechen ihnen die Konservativen? "Blut, Schweiß und Tränen" - keine Geschenke unterm Weihnachtsbaum oder keinen Weihnachtsbaum mehr in den Familien der Armen, damit sich die Reichen einen neuen Kuhfänger vor dem Pickup leisten können.

3. Es kann aber sein, dass sozusagen eine Umgründung der restlos diskreditierten Union erfolgt. Die gleiche gescheiterte Politik, nur andere Parteikürzel, neue Namen und Gesichter. Vielleicht eine Partei "Pro Mitte" :D ?

Diese Art Konservatismus hält sich durch Wahlen nur dann an der Macht, wenn mit Verfahrenstricks irgendeiner Art die von ihm unterdrückte Mehrheit an politischer Partizipation gehindert wird. Z. B. Mehrheitswahlrecht oder man kauft die Funktionäre linker Parteien einfach, übt Macht über Gestalten wie Blair und Schröder aus. In einer "Idealdemokratie" hätte er keine Chance - als Ideologie der reichen Minderheit hätte er bei Wahlen keine Mehrheit.

Wie überlebt dieser Konservatismus ist, zeigen ausgerechnet diejenigen rechten Bewegungen, die in der Moderne mehr Erfolg hatten als gut war: die Faschisten. Von Mussolini, der aus der Arbeiterbewegung kam, über die NSDAP - "sozialistisch", "Arbeiterpartei" - bis zur sozialpopulistischen NPD hatten und haben rechte Bewegungen dann Erfolg, wenn sie bei den Linken klauen. Bei Mussolini sollte ein starker Staat alles richten - so wie bei den Bolschewiki auch. Die NPD greift die gleichen sozialen Themen auf wie die Linkspartei. So liefern durchaus unfreiwillig ausgerechnet die erbittertsten Feinde der Linken den Beweis, dass die Linke gebraucht wird. Das Scheitern von Mussolini, der NSDAP und die geringen Erfolge der NPD zeigen zugleich, wie überlebt rechte Themen sind.

McDuff
20.12.2007, 10:51
Was bitte ist an der CDU noch rechts oder konservativ?

Preuße
21.12.2007, 18:09
Die CDU ist meiner Meinung nach seit Ende der Ära-Brandt kaum noch konservativ und rechts war sie noch nie meiner Meinung nach. Das Problem ist, dass die CDU nicht einen so totalitären Machtanspruch wie die SPD auf sich verbucht. Die SPD würde alles tun, um an der Macht zu bleiben, deswegen wird ja auch erwogen, mit einer kommunistischen Partei eine Bundesregierung zu bilden. Die CDU jedoch lehnt alles zu ihrer Rechten (außer der CSU) ab. Die Rechten haben es auf Grund der Nazis schwer, wobei Nazis nicht wirklich rechts waren, da Sozialisten niemals rechts sein können. Das Problem war der übertriebene Nationalismus in dieser Zeit. Aber gegen aufgeklärten, patriotischen Konservatismus lässt sich kaum was schlechtes sagen.

Gruß Preuße

Freiherr
21.12.2007, 20:32
Was bitte ist an der CDU noch rechts oder konservativ?

Wohl wahr, wer sich selbst als die "Mitte" bezeichnet,
muss sich fragen, wer denn nun den rechten Flügel besetzt.
Eins ist klar: Wird dieser Flügel nicht besetzt,
so kann sich diese Szene radikalisieren.

Irmingsul
22.12.2007, 00:59
Die CDU ist meiner Meinung nach seit Ende der Ära-Brandt kaum noch konservativ und rechts war sie noch nie meiner Meinung nach. Das Problem ist, dass die CDU nicht einen so totalitären Machtanspruch wie die SPD auf sich verbucht. Die SPD würde alles tun, um an der Macht zu bleiben, deswegen wird ja auch erwogen, mit einer kommunistischen Partei eine Bundesregierung zu bilden. Die CDU jedoch lehnt alles zu ihrer Rechten (außer der CSU) ab. Die Rechten haben es auf Grund der Nazis schwer, wobei Nazis nicht wirklich rechts waren, da Sozialisten niemals rechts sein können. Das Problem war der übertriebene Nationalismus in dieser Zeit. Aber gegen aufgeklärten, patriotischen Konservatismus lässt sich kaum was schlechtes sagen.
Gruß Preuße

Wer bestimmt, ab wann wer etwas sagen kann, was schlecht in der patriotischen Politik ist? Solange sich "Konservative" selbst beschneiden und moralisch kasteien, wird es nie eine Politik geben, die uneingeschrenkt deutsche Interessen vertritt. Wir müssen lernen "na und" zu sagen, zieht einer dieser elenden "Gutmenschen" vergleiche mit uns und den "Nazis".

Preuße
22.12.2007, 11:15
Wer bestimmt, ab wann wer etwas sagen kann, was schlecht in der patriotischen Politik ist? Solange sich "Konservative" selbst beschneiden und moralisch kasteien, wird es nie eine Politik geben, die uneingeschrenkt deutsche Interessen vertritt. Wir müssen lernen "na und" zu sagen, zieht einer dieser elenden "Gutmenschen" vergleiche mit uns und den "Nazis".

Das sagt der, der Deutschland autark machen will (obwohl das unmöglich ist) und Hitler als einen großen Staatsmann ansieht. :rolleyes:

Gruß Preuße

Cleopatra
23.12.2007, 07:25
Die CDU ist wirtschaftlich neoliberal (Überwachung und Manchaster Kapitalismus nach dem Motto, Auslutschen des AN bis zum letzten Tropfen; Berverly hat`s gut beschrieben), ideologisch ist sie aber ein verkrüppeltes Linksgebilde (Zerstörung der Familie, Billigung der Abtreibung, geduldete und geförderte Einwanderung + Multikulti, staatliche Kinderaufbewahrung, und überhaupt mehr Staat=Verbote, Kontrollen, Strafen). Das ist eine CDU, die sich von den anderen Parteien nicht unterscheidet, außer vielleicht der Linkspartei, die wenigstens zu den Auslandseinsätzen eine vernünftige und klare Meinung vertritt, ansonsten ist auch bei ihnen Märchenstunde angesagt, denn was die versprechen, können sie nicht halten. Alles eine Soße, eine soziale, aber in der Wertediskussion konservative Partei wäre wieder wählbar.

Sprecher
26.12.2007, 12:14
2. Es wird keine konservative Abspaltung von der Union vergleichbar der Linkspartei geben. Die Linke gewinnt die Massen, weil sie ihnen Sicherheit und Wohlstand verspricht. .


Die "Linke " verspricht viel, insbesondere verpricht diese Partei aber hemmungsloses Multi-Kulti und Masseneinwanderung pur(übrigens der einzige Programmpunkt bei denen die Versprechungen der "Linken" glaubhaft sind). Was sagst du denn zu den ausländerpolitischen Vorstellungen deiner geliebten Linken? Sind die etwa sozial?

Badener3000
27.12.2007, 16:38
Die CDU ist wirtschaftlich neoliberal (Überwachung und Manchaster Kapitalismus nach dem Motto, Auslutschen des AN bis zum letzten Tropfen; Berverly hat`s gut beschrieben), ideologisch ist sie aber ein verkrüppeltes Linksgebilde (Zerstörung der Familie, Billigung der Abtreibung, geduldete und geförderte Einwanderung + Multikulti, staatliche Kinderaufbewahrung, und überhaupt mehr Staat=Verbote, Kontrollen, Strafen). Das ist eine CDU, die sich von den anderen Parteien nicht unterscheidet, außer vielleicht der Linkspartei, die wenigstens zu den Auslandseinsätzen eine vernünftige und klare Meinung vertritt, ansonsten ist auch bei ihnen Märchenstunde angesagt, denn was die versprechen, können sie nicht halten. Alles eine Soße, eine soziale, aber in der Wertediskussion konservative Partei wäre wieder wählbar.




Ich sags ja immer:
Die Systempolitik der letzten jahrzehnte ist ein sehr effizientes Zusammenspiel zweier Lager:
1. linksideologische Gesellschaftspolitik (Zerschlagung traditioneller Gesellschaftsstrukturen und Wertvorstellungen)
2. rechtsideologische Wirtschaftspolitik (Globalisierung, EU Erweiterungen; Finanzierung durch Aushöhlung der Substanz unserer Arbeiter- und Mittelschicht)

Welche Partei da was, wann, wie tut/getan hat spielt kaum noch eine Rolle. Sie alle zusammen haben das Spiel perfekt gespielt, spielen es weiter, bis zum Systemende, an dem wir im Berliner Tiergarten wieder Kartoffeln anbauen werden.

Safrankova
27.12.2007, 18:17
Die CDU ist tatsächlich in einer Krisensituation; wie schon ausgeführt ist sie wirtschaftspolitisch anarchokapitalistisch (eine Stufe über dem Neoliberalismus) und gesellschaftspolitisch paradoxerweise linksextrem ausgerichtet.

Werkel-Wahlbilanz:

BTW 2005 (-3,3 %)
Baden-Württembert LTW (-0,6 %)
Bremen BSW (-4,1 %)
Meck-Vopo LTW (-2,6 %)
Sachsen-Anhalt LTW (-1,1 %)
Berlin AHW (-2,5 %)
Rheinland-Pfalz (-2,5%)

Fazit: sieben Wahlniederlagen am Stück, drei kommen noch im Januar/Februar 2008 hinzu.

Das ist aber nur die Spitze des Eisberges. Die Erosion der Wahlbasis wird momentan noch kaschiert durch eine historisch niedrige Wahlbeteiligung sodaß der Verlust an absolut abgegebenen Stimmen für die CDU nicht auf den ersten Blick offensichtlich wird.

Ausonius
27.12.2007, 18:32
2. Es wird keine konservative Abspaltung von der Union vergleichbar der Linkspartei geben. Die Linke gewinnt die Massen, weil sie ihnen Sicherheit und Wohlstand verspricht. Was versprechen ihnen die Konservativen? "Blut, Schweiß und Tränen" - keine Geschenke unterm Weihnachtsbaum oder keinen Weihnachtsbaum mehr in den Familien der Armen, damit sich die Reichen einen neuen Kuhfänger vor dem Pickup leisten können.

Das hat meines Erachtens aber weniger programmatische Gründe. In der CDU waren und sind immer die besten Realpolitiker gewesen - zwar fehlt es an der Vision, aber der innere Zusammenhalt sowie der Wunsch nach Einfluss und Karriere war hier immer stärker als in anderen Parteien. Clevere Konservative wissen, dass sie das bei den Republikanern, Pro-Parteien usw. nicht bekommen. Deswegen kriegen letztere auch nie die erste Riege konservativer Polit-Freaks für ihr Personal.

Beverly
28.12.2007, 14:49
Werkel-Wahlbilanz:
(...)
Berlin AHW (-2,5 %)

Dabei ist die CDU in Berlin in der Opposition und das wäre angesichts der hiesigen Gegebenheiten eher eine Position, um Boden gut zu machen. Dass die CDU das nicht geschafft hat, liegt nicht nur an der Merkel, zeugt aber vom entbehrlichen Zustand dieser Partei. Eine "BüSO", die auch mal auf den Verlust von vielen, vielen Industriearbeitsplätzen hingewiesen hat, könnte diesen Verein locker ersetzen und keiner würde was merken.

Beverly
28.12.2007, 15:02
Das hat meines Erachtens aber weniger programmatische Gründe. In der CDU waren und sind immer die besten Realpolitiker gewesen - zwar fehlt es an der Vision, aber der innere Zusammenhalt sowie der Wunsch nach Einfluss und Karriere war hier immer stärker als in anderen Parteien. Clevere Konservative wissen, dass sie das bei den Republikanern, Pro-Parteien usw. nicht bekommen. Deswegen kriegen letztere auch nie die erste Riege konservativer Polit-Freaks für ihr Personal.

Tut mir Leid, aber die "erste Riege konservativer Polit-Freaks" lernt man nicht bei der CDU, sondern im Internet kennen ;) Es sind die Kaisers, Cancels (Politikforum), Sauerländers etc., die vor einer Generation in der Union die "jungen Wilden" gegeben hätten, die aber jetzt aus was für Gründen außen vor sind. Das ist es, was mich z. T. erstaunt, z. T. entsetzt hat: Menschen, mit denen ich nicht unbedingt konform gehe, die aber über Talent verfügen und ideologisch eigentlich im Fahrwasser der Union schwimmen müssten, werden von dieser sozusagen rechts liegen gelassen.
Bei der Union tummeln sich dann höchstens die Schergen der Ausgesorgt-habenden, vielleicht auch nur gesichtslose Apparatschiks.