Nibelung
07.12.2007, 16:54
Ich wohne zwar seit 5 Jahren in China, bin aber trotzdem kein Experte.
Ich esse vorwiegend europäisch.
Ich werde einmal versuchen, die chinesische Küche grob zu unterteilen.
Es gibt zunächst zwei Hauptkategorien:
1. Westlich-Chinesische Küche
2. Original
1. Westlich
Jeder kennt die westliche Variante vom 5 Euro Mittagsmenü vom lokalen Chinesen.
Wie die meisten von uns, kann ich mich nur auf die deutsche Variante beziehen. Vermutlich wird es, dank größerer chinesischer Gemeinden, in USA originalere Küche geben.
Die bei uns bekannte Variante basiert vorwiegend auf kantonesischer Küche, da die meisten China-Restaurants von Kantonesen betrieben werden (als arme Region logischerweise große Emigranten-Anzahl).
Bereits als Kind liebte ich den örtlichen Chinesen.
Frühlingsrollen, süß-sauer und Honigbananen, alles für 10 Mark, einwandfrei.
Lustigerweise gefällt mir auch heute noch die "deutsche" Variante besser als das Original. Es wird mehr Fleisch und fettere Saucen verwendet als im Original.
----------------------------
2. Original
Es gibt 8 kulinarische Zonen in China, darauf einzugehen würde jedoch meine Kompetenz überschreiten und auch wenige interessieren.
Ich kann hauptsächlich von Shanghainesischer Küche berichten.
Typische Gerichte:
- Wasserreis
Entspricht unserem Eintopf, nur auf eine unterträglich (für westliche Zungen) geschmacklos-breiige Pampe reduziert.
Die Reste vom Vortag (95 % Gemüse, meist grün) werden mit Reis und viel Wasser aufgekocht und dienen als Frühstück/Mittagessen.
- Tomaten-Eier
Gewöhnungsbedürftig, aber ganz okay.
Eier schlagen und salzen, anbraten, beiseite legen, Tomaten in die Pfanne, Zucker hinzu, Eier zugeben, kurz durchbraten und fertig.
- Feuertopf
Die Wasser-Variante von unserem Fondue.
Angeboten werden zahlreiche Brühen (Schweineknochen, Fisch, Fischkopf, scharf...).
Zusätzlich bestellt man aus einer Auswahl von 50 verschiedenen Zutaten (Lamm, Huhn, Kartoffeln, Spinat...) verschiedene Teller.
Das Fleisch ist hauchdünn geschnitten, so daß man es nur 10 Sekunden in die Brühe tunken muss, bis es gar ist.
Der Clou am Feuertopf (huo guo) ist, daß man eine Flasche Bier kostenlos bekommt und jede weitere nur 10 cent kostet (in normalen Restaurant zwischen 40 und 80 cent).
Daher gehen wir meist "feuertopfen", um uns zu besaufen.
Der Geschmack steht und fällt mit der Brühe. Ich ordere stets die unscharfe Fischbrühe, weil "scharf" in China etwas anderes ist als beim Türken ein Döner mit "Schaf".
Dadurch schmeckt leider auch alles saufad und ungenießbar. Glücklicherweise entdeckte ich nach einiger Zeit, daß es nur einem Teller Pfefferkörner bedarf, um die Brühe lecker zu machen.
...............
Das waren einige Beispiele shanghainesischer Küche (wobei Feuertopf auch im übrigen China vorkommt).
Weitere nette Sachen:
- dumplings
Gedämpfte Teigtaschen. Vorzustellen als geschmacksarme Variante von Tortellini. Der hauchdünne Teig besteht aus Wasser und Mehl. Die Füllung gibt es in etwa 80 verschiedenen Varianten (alles von Schwein über Schrimp bis Kohl).
Die Taschen wiederum gibt es in verschiedenen Größen und Formen.
Lecker werden sie dadurch, daß man sie in Essig dippt. Klingt vielleicht etwas eklig, ist aber genial.
Essig öffnet die Geschmacksnerven und daher sind Dumplings eine optimale Vorspeise.
Meine Lieblingsart:
"Mantou"
Diese unterschieden sich stark von den anderen Varianten (wie Gnocchi zu Spaghetti) dadurch, daß der Teig nicht auf Wasser/Mehl, sondern auf Hefe basiert.
Mantou kommen einem deutschen Brot somit recht nahe, nur leider ohne Roggenmehl und Sauerteig. Dafür bekommt man wahlweise eine fleisch- oder gemüsehaltige Füllung.
Ganz nettes Frühstück.
- hotplate beef
Rinderstreifen mit Zwiebeln auf einer heißen Platte (etwa 1,7 Euro).
- Longxia
Kleine Hummer, bestellt man in der Saison (Sommer, Herbst) pfundweise. Pro Pfund zwischen 1 und 2 Euro.
- Xingjiang-Küche
Xingjiang ist die nordwestlichste Region Chinas, grenzt an Afghanistan.
Hat nichts mit chinesischer Küche zu tun und das ist in meinen Augen auch gut so.
Hier bekommt man das beste Essen, allerdings auch das hygienisch bedenklichste.
Spezialität: La Mian (handgezogene Nudeln)
http://www.youtube.com/watch?v=bbUGpkDCgXY
Schaut euch das Video an (nur 30 Sekunden lang).
Die leckersten Nudeln der Welt.
Mein Lieblingsgericht:
Tudou-niurou-lamian (meine Wortkreation: Kartoffel-Rind-Nudeln).
Kartoffeln, Rind, Karotten, Zwiebeln und sehr viel Knoblauch werden gebraten und zu den gekochten Nudeln gegeben.
Kostenpunkt: 80 cent
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Ich könnte noch viel mehr schreiben, mir fehlt aber einerseits der Faden und zweitens die Gewissheit, ob es überhaupt von Interesse ist.
Vielleicht entwickelt es sich ja im Laufe der Diskussion.
Ich werde jedenfalls gerne alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen (welches in beiden Fällen fragwürdig ist) beantworten.
Was ist eure Meinung zur chinesischen Küche?
Was sind eure Erfahrungen? Kennt ihr nur die eingedeutschte Variante oder auch andere?
Ich esse vorwiegend europäisch.
Ich werde einmal versuchen, die chinesische Küche grob zu unterteilen.
Es gibt zunächst zwei Hauptkategorien:
1. Westlich-Chinesische Küche
2. Original
1. Westlich
Jeder kennt die westliche Variante vom 5 Euro Mittagsmenü vom lokalen Chinesen.
Wie die meisten von uns, kann ich mich nur auf die deutsche Variante beziehen. Vermutlich wird es, dank größerer chinesischer Gemeinden, in USA originalere Küche geben.
Die bei uns bekannte Variante basiert vorwiegend auf kantonesischer Küche, da die meisten China-Restaurants von Kantonesen betrieben werden (als arme Region logischerweise große Emigranten-Anzahl).
Bereits als Kind liebte ich den örtlichen Chinesen.
Frühlingsrollen, süß-sauer und Honigbananen, alles für 10 Mark, einwandfrei.
Lustigerweise gefällt mir auch heute noch die "deutsche" Variante besser als das Original. Es wird mehr Fleisch und fettere Saucen verwendet als im Original.
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2. Original
Es gibt 8 kulinarische Zonen in China, darauf einzugehen würde jedoch meine Kompetenz überschreiten und auch wenige interessieren.
Ich kann hauptsächlich von Shanghainesischer Küche berichten.
Typische Gerichte:
- Wasserreis
Entspricht unserem Eintopf, nur auf eine unterträglich (für westliche Zungen) geschmacklos-breiige Pampe reduziert.
Die Reste vom Vortag (95 % Gemüse, meist grün) werden mit Reis und viel Wasser aufgekocht und dienen als Frühstück/Mittagessen.
- Tomaten-Eier
Gewöhnungsbedürftig, aber ganz okay.
Eier schlagen und salzen, anbraten, beiseite legen, Tomaten in die Pfanne, Zucker hinzu, Eier zugeben, kurz durchbraten und fertig.
- Feuertopf
Die Wasser-Variante von unserem Fondue.
Angeboten werden zahlreiche Brühen (Schweineknochen, Fisch, Fischkopf, scharf...).
Zusätzlich bestellt man aus einer Auswahl von 50 verschiedenen Zutaten (Lamm, Huhn, Kartoffeln, Spinat...) verschiedene Teller.
Das Fleisch ist hauchdünn geschnitten, so daß man es nur 10 Sekunden in die Brühe tunken muss, bis es gar ist.
Der Clou am Feuertopf (huo guo) ist, daß man eine Flasche Bier kostenlos bekommt und jede weitere nur 10 cent kostet (in normalen Restaurant zwischen 40 und 80 cent).
Daher gehen wir meist "feuertopfen", um uns zu besaufen.
Der Geschmack steht und fällt mit der Brühe. Ich ordere stets die unscharfe Fischbrühe, weil "scharf" in China etwas anderes ist als beim Türken ein Döner mit "Schaf".
Dadurch schmeckt leider auch alles saufad und ungenießbar. Glücklicherweise entdeckte ich nach einiger Zeit, daß es nur einem Teller Pfefferkörner bedarf, um die Brühe lecker zu machen.
...............
Das waren einige Beispiele shanghainesischer Küche (wobei Feuertopf auch im übrigen China vorkommt).
Weitere nette Sachen:
- dumplings
Gedämpfte Teigtaschen. Vorzustellen als geschmacksarme Variante von Tortellini. Der hauchdünne Teig besteht aus Wasser und Mehl. Die Füllung gibt es in etwa 80 verschiedenen Varianten (alles von Schwein über Schrimp bis Kohl).
Die Taschen wiederum gibt es in verschiedenen Größen und Formen.
Lecker werden sie dadurch, daß man sie in Essig dippt. Klingt vielleicht etwas eklig, ist aber genial.
Essig öffnet die Geschmacksnerven und daher sind Dumplings eine optimale Vorspeise.
Meine Lieblingsart:
"Mantou"
Diese unterschieden sich stark von den anderen Varianten (wie Gnocchi zu Spaghetti) dadurch, daß der Teig nicht auf Wasser/Mehl, sondern auf Hefe basiert.
Mantou kommen einem deutschen Brot somit recht nahe, nur leider ohne Roggenmehl und Sauerteig. Dafür bekommt man wahlweise eine fleisch- oder gemüsehaltige Füllung.
Ganz nettes Frühstück.
- hotplate beef
Rinderstreifen mit Zwiebeln auf einer heißen Platte (etwa 1,7 Euro).
- Longxia
Kleine Hummer, bestellt man in der Saison (Sommer, Herbst) pfundweise. Pro Pfund zwischen 1 und 2 Euro.
- Xingjiang-Küche
Xingjiang ist die nordwestlichste Region Chinas, grenzt an Afghanistan.
Hat nichts mit chinesischer Küche zu tun und das ist in meinen Augen auch gut so.
Hier bekommt man das beste Essen, allerdings auch das hygienisch bedenklichste.
Spezialität: La Mian (handgezogene Nudeln)
http://www.youtube.com/watch?v=bbUGpkDCgXY
Schaut euch das Video an (nur 30 Sekunden lang).
Die leckersten Nudeln der Welt.
Mein Lieblingsgericht:
Tudou-niurou-lamian (meine Wortkreation: Kartoffel-Rind-Nudeln).
Kartoffeln, Rind, Karotten, Zwiebeln und sehr viel Knoblauch werden gebraten und zu den gekochten Nudeln gegeben.
Kostenpunkt: 80 cent
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Ich könnte noch viel mehr schreiben, mir fehlt aber einerseits der Faden und zweitens die Gewissheit, ob es überhaupt von Interesse ist.
Vielleicht entwickelt es sich ja im Laufe der Diskussion.
Ich werde jedenfalls gerne alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen (welches in beiden Fällen fragwürdig ist) beantworten.
Was ist eure Meinung zur chinesischen Küche?
Was sind eure Erfahrungen? Kennt ihr nur die eingedeutschte Variante oder auch andere?