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Vollständige Version anzeigen : "Bürgerstolz und Selbstbetrug" - ist die bürgerliche Gesellschaft noch zu retten?



Beverly
21.11.2007, 19:33
Vor einigen Wochen hatte ich mit einem Freund eine Diskussion, was wir machen würden, wenn uns die aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen die materielle Existenz entziehen würden. Er würde in ein Land auswandern, wo es immer warm ist, so dass man halbwegs bequem unter freien Himmel schlafen könnte.
Mir war das zu schicksalsergeben. Ich würde mir das Leben nehmen, aber beim Suizid ist man nicht gerne allein, sondern möchte ein paar von denen mit nach Walhalla nehmen, die für das Elend verantwortlich sind.

Womit wir bei der bürgerlichen Gesellschaft und ihren Protagonisten sind.

Hat nicht Lenin gesagt: "Die Bourgeoisie wird uns den Strick verkaufen, an dem wir sie hängen werden"? IMHO gibt dieser Satz wieder, wie die bürgerliche Gesellschaft ihre eigene Zerstörung betreibt. Würden sich Lebensmüde in den Reichenghettos und Yuppie-Lofts selbst den Strick umlegen und sich selbst aufhängen, wäre das zwar schlimm, aber das Leid wäre auf sie begrenzt.

Aber nein, sie schaffen immer und immer wieder in der übrigen Gesellschaft Zustände, bringen Menschen und Ideologien hervor, die dann zu Schlächtern an ihnen werden. Dass diese Schlächter vielleicht noch schlimmere Zustände schaffen als sie in der bürgerlichen Gesellschaft waren, macht es für die übrige Gesellschaft nur noch schlimmer.

Der pathologische Hass auf die bürgerliche Gesellschaft ist so gefährlich, dumm und destruktiv wie es Hass immer ist. "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - diesen Satz kenne ich mit Bezug auf die fieseren Kreaturen in Goyas Werk und er trifft sowohl auf die Protagonisten als auch die Feinde der bürgerlichen Gesellschaft zu.
Nur zu oft folgt auf ein in Agonie liegendes bürgerliches System etwas, was noch viel Schlimmer ist. Auf Zar Nikolaus und Rasputin folgte schließlich Stalin, auf den tumben Brüning und den Deppen von Papen folgte Adolf Hitler usw. usw.

Vernunft und historische Erfahrung würden eigentlich dringend dazu raten, dass sich die Protagonisten und die Feinde der bürgerlichen Gesellschaft an einen Tisch setzen und irgendeine Lösung für ihre Konflikte finden. Bei einem "weiter so" sind zwei Sachen sehr wahrscheinlich: die "Bürger" baumeln am Strick und die, die sie daran gebracht haben, enden in der nachbürgerlichen Gesellschaft selbst am Galgen oder im GULAG :rolleyes:

Meines Erachtens hat es sogar aus den Reihen der bürgerlich-liberalen Gesellschaft heraus Bestrebungen gegeben, es nicht wieder zum zerstörerischen Showdown kommen zu lassen. Ich denke da an Poppers "kritischen Rationalismus" als Antwort auf Faschismus und Kommunismus. Nur hatten diese Bestrebungen in bürgerlichen Kreisen selbst nur so lange Erfolg, wie es von außen den Druck des Ostblocks und von innen den Druck der Arbeiterbewegung gab.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Bedeutungsverlust der Arbeiterbewegung scheinen die Bestrebungen zu einer Selbstreform der bürgerlichen Gesellschaft auf verlorenem Posten zu stehen.

Die "Börger" haben ihre Vernunft erfolgreich betäubt und der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Noch sind sie klein und langweilig. Da haben wir:

Dummheit und Fantasielosigkeit
"Sie hätten eine reiche Stadt haben können und haben eine arme geschaffen."
So charakterisierte ein Freund die Ergebnisse von Politik und Wirtschaft in Berlin.
IMHO hätten sie mit einer gehörigen Portion Technokratismus, Ratio und Fantasie anstelle eines armen Planeten einen reichen haben können. Ein "intelligenter Kapitalismus" wäre für materielle Probleme möglicherweise eine bessere Lösung als "zentrale Planwirtschaft", nur haben wir einen "dummen Kapitalismus".

Spießertum
"Bürgerstolz und Gotteslob" schrieb eine im IC ausliegende Postille der Bahn über Mecklenburg-Vorpommern. Im Klartext: man miemt den gottgefälligen Spießer, der geistig am liebsten vor 68 zurückkehren möchte, weil da die Herren noch nicht denken mussten. "Sie betrügen Gott und die Menschen" - so schrieb eine Ägypterin über die Herrschenden im Gotteshaus und Recht hat sie!

Brandstifter als Feuerwehrleute
Problembewusstsein besteht in der bürgerlichen Gesellschaft darin, in scheinheiliges Gegacker über ein Elend auszubrechen, dass man selbst geschaffen hat. Armut, die Zustände in den Schulen, "Politikverdrossenheit" - nichts davon ist vom Himmel gefallen, alles ist das Ergebnis bürgerlicher Politik.

Destruktivität
Destruktivität ist in keiner Weise auf die bürgerliche Gesellschaft beschränkt. Im Gegenteil, sie kommt erst so richtig zum Zuge, wenn es den "Börgern" an den Kragen geht. Doch ich haben den Eindruck, dass die bürgerliche Gesellschaft Destruktivität nicht bekämpft oder mindert, sondern in vielen Formen kultiviert. Das übermäßige Betonen von Konkurrenz und das Ignorieren von Kooperation, Militarismus und Bellizismus, eine auch in bürgerlichen Systemen wuchernde Bürokratie ... Destruktivität scheint eine feine Sache zu sein, solange man nicht selbst darunter leidet.

Alternativlosigkeit
Die Apologeten der bürgerlichen Gesellschaft beharren darauf, dass es keine Alternative zu ihre gibt, kein grundsätzlich anderes System. Zugleich beharren sie aber auch darauf, dass es keine Alternative zur bürgerlichen Gesellschaft, so wie sie ist gibt.
Es gibt weder den Umsturz hin zu einem anderen System noch (wirkliche) eine sozialdemokratische Humanisierung oder eine technokratische resp. technizistische Transzendierung des bürgerlichen System.
Es gibt keinen funktionierenden Sozialismus, keinen sozialdemokratisierten Kapitalismus und keine durch die Galaxis jettende High-high-Tech-Zivilisation.

Was gibt es dann?

Den Strick?

Freiherr
22.11.2007, 17:08
Der Themenstarter von "Brauchen wir einen neuen, zeitgemäßen Extremismus?"
Das sagt ja wohl alles...

romeo1
22.11.2007, 17:38
Liebe Transe,

bitte stürze Dich endlich von der Teppichkante!

Atheist
22.11.2007, 21:01
Liebe Transe,

bitte stürze Dich endlich von der Teppichkante!

Zustimmung

SteveFrontera
25.11.2007, 19:23
Die bürgerliche Gesellschaft erlebt eine Renaissance. Bürgerliche Werte wie Leistungsbereitschaft, Disziplin, Treue, Familie stehen hoch im Kurs und ich vermute das wird so bleiben.
Menschen die eine exotische Identität haben, oder denen die Identiät fehlt, werden daran auch nichts ändern können.

bernhard44
25.11.2007, 19:28
Meine Empfehlung zum Thema:

http://ecx.images-amazon.com/images/I/41GSJYW1RTL._AA240_.jpg


Der lange Abschied vom Bürgertum (Gebundene Ausgabe)
von Joachim C. Fest (Autor), Wolf J. Siedler (Autor), Frank A. Meyer (Autor)

http://www.amazon.de/lange-Abschied-vom-B%C3%BCrgertum/dp/3937989102

tabasco
25.11.2007, 19:44
Liebe Transe,

bitte stürze Dich endlich von der Teppichkante!


Zustimmung

Zustimmung

Atheist
25.11.2007, 19:49
Die bürgerliche Gesellschaft erlebt eine Renaissance. Bürgerliche Werte wie Leistungsbereitschaft, Disziplin, Treue, Familie stehen hoch im Kurs und ich vermute das wird so bleiben.
Menschen die eine exotische Identität haben, oder denen die Identiät fehlt, werden daran auch nichts ändern können.

ja? In deiner Welt vielleicht, im heutigen Europa wird auf diese Werte geschissen:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

X( X(

Beverly
25.11.2007, 21:03
ja? In deiner Welt vielleicht, im heutigen Europa wird auf diese Werte geschissen:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

X( X(

du solltest zwischen den Zeilen lesen lernen ... aber dann gehen dir vielleicht auch ein paar Illusionen verloren ...

Ruepel
25.11.2007, 22:06
Vor einigen Wochen hatte ich mit einem Freund eine Diskussion, ###gekürzt###
Was gibt es dann?

Den Strick?



Der Typ (Massenmörder) den du Tussi da unter deinem Geschwätz verherrlichst
hätte dich als einen der ersten Pfählen lassen.

Beverly
26.11.2007, 09:17
Der Typ (Massenmörder) den du Tussi da unter deinem Geschwätz verherrlichst
hätte dich als einen der ersten Pfählen lassen.

Lenin kann nicht ganz schlecht gewesen sein, wenn sich Gestalten wie du über ihn aufregen.

Ruepel
26.11.2007, 18:27
Lenin kann nicht ganz schlecht gewesen sein, wenn sich Gestalten wie du über ihn aufregen.


Was sind schon ein paar Millionen Menschen.
Wie ich an dir sehe,hat es die falschen erwischt!

leuchtender Phönix
26.11.2007, 18:50
Lenin kann nicht ganz schlecht gewesen sein, wenn sich Gestalten wie du über ihn aufregen.

Lenin hatte sich nicht groß von Stalin unterschieden. Stalin war lediglich der(wesentlich) Schlimmer von beiden, der für seine Terrorherrschaft all das nutzte, was Lenion geschaffen hatte. Angefangen bei dem unbeschränkten Machtmonopol der KPDSU.

miname
08.12.2007, 13:24
Der Typ (Massenmörder) den du Tussi da unter deinem Geschwätz verherrlichst
hätte dich als einen der ersten Pfählen lassen.

kanns sein das sdu recht wenig ahnung von der sowjet union hast ?
Lenin=revolutionär
Trozki=gründer der roten armee
Stalin=metzger

SteveFrontera
08.12.2007, 17:53
ja? In deiner Welt vielleicht, im heutigen Europa wird auf diese Werte geschissen:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

X( X(

In meinem Wohnort sind die "bürgerlichen Werte" so stark repräsentiert, dass sie mir schon seit vielen Jahren zum Halse heraus hängen. Aber zum Glück gibt es ja noch andere Stadtteile.