Narzist Mhatan
17.11.2007, 00:28
Normalität, ein Wort ohne Definition
Wie diese Überschrift ja bereits darlegt halte ich „Normalität“ für ein Wort ohne lebenswirkliche Definition. Natürlich lässt sich eine Definition finden wenn man danach sucht. Eine von mir gefundene Definition unterscheidet beispielsweise zwischen Kann, Soll -und Mussnormen. Eine Unterscheidung die keinerlei lebenswirkliche Entsprechung hat und bestenfalls von Soziologen gebraucht wird. Was die tatsächliche Befolgung von Normen angeht, lässt sich in der Regel keine Hierarchie erkennen. Sie werden vielmehr unterschiedslos als fundamental und absolut notwendig für ein gemeinschaftliches Leben angesehen. So ist zum Beispiel auch erklärbar das das Nichtbefolgen von Normen des Essens oder der Sauberkeit, gar nicht selten regelrechte Aggression hervorruft. Die Norm wird zur Moral erhoben und die Erkenntnis der Moral wiederum als natürliche, oder gottgegebene Fähigkeit betrachtet, für die keinerlei intellektuelle Anstrengung erforderlich ist.
Welchen Zweck erfüllt nun also die Normalität?
In erster Linie vermittelt sie Sicherheit indem sie den Menschen zu einem berechenbaren Wesen erklärt und in der Konsequenz auch erzieht. Man könnte es auch als eine Stille nie ausgesprochene Vereinbarung betrachten, welche besagt: ich bleibe für dich berechenbar wenn du für mich berechenbar bleibst. Wer diesem Dogma folgt geht meist mit unerschütterlicher Überzeugung davon aus, das diese Vereinbarung quasi bereits mit der Geburt eines Menschen in Kraft tritt.
Dieses ungeheure Bedürfnis nach Sicherheit kann natürlich nur einer tief sitzenden Angst entspringen. Diese Angst bezieht sich in erster Linie auf die Komplexität des menschlichen Geistes. Die Erfahrung dass Limitation im Grunde die wichtigste Vorraussetzung für Kreativität ist, sollte niemandem völlig unbekannt sein. Es fällt dir leicht eine Entscheidung zu treffen wenn deine Wahlmöglichkeiten begrenzt sind. In der Regel vermutlich nicht so sehr weil du exakt weist was du willst, sondern ehr weil dir klar ist was du nicht willst.
Das Problem ist das unser Verstand eben kaum Grenzen kennt. Die einzige konkrete Grenze an der er scheitert ist der Begriff „Unendlichkeit“. Wir sind also im Klartext völlig überfordert mit unseren Möglichkeiten bzw. unserer Freiheit. Daraus ziehen wir, ehr unbewusst die Konsequenz das wir es selbst in die Hand nehmen müssen unser Leben zu beschneiden, um es überschaubarer, berechenbarer zu machen.
Je mehr Angst du hast desto radikaler beschneidest du dein Leben. Die meisten Menschen gehen sogar so weit das Komplexe Mosaik ihres Lebens auf zwei Steine zu reduzieren, welche dann wiederum bezeichnet werden als „Gut“ und „Böse“, „Normal“ und „Unnormal“, „Freund“ oder „Feind“. Diese Vorgehensweise erleichtert die Existenz natürlich ungemein. Man muss fortan nicht mehr die Mühe aufwenden andere Menschen in ihrer gesamten Menschlichkeit zu erfassen. Gleiches gilt natürlich auch für die eigene Menschlichkeit.
Die Instanz mit deren Hilfe festgestellt wird was nun letztlich als „Normal“ gelten darf, ist die Mehrheit. Kulturelle Ursachen sind nachrangig. Normalität ist ebenso wie Wahrheit eine Mehrheitsentscheidung. Es handelt sich bei ihr also durch und durch um ein demokratisches Prinzip, daher auch meine Bedenken bezüglich der Anwendung demokratischer Regeln auf alle menschlichen Prinzipien. Über Jahrhunderte galt es als normal Fäkalien direkt auf dem „Bürgersteig“ zu entsorgen, weshalb tust du es dann nicht? Schliesslich haben es Millionen von Menschen über sehr lange Zeit so gehalten. Unsere Vorgehensweise beim Entsorgen von Fäkalien ist hingegen erst seit weniger als einem Jahrhundert gebräuchlich. Würde man dich fragen weshalb du es nicht tust, würdest du vermutlich anfangen zu argumentieren in Richtung der Gesundheitsgefahr oder des Gestanks. Tatsache ist aber wir tun es nicht weil andere es ebenfalls nicht tun, wir gehorchen und folgen der Mehrheit.
Bei der Suche nach einer dem Einzelnen übergeordneten Instanz, geht es natürlich in erster Linie um die Vermeidung von Verantwortung.
Eine sehr viel jüngere Form der Rechtfertigung des „Normalitätsdogmas“, ergibt sich aus der Naturwissenschaft. Indem man den Menschen zu einem Prähistorischen Wesen zurück definiert, kann man sich einer scheinbar unendlichen zahl „natürlicher“ und damit für alle Zeit gerechtfertigter, Normen bedienen. Wir haben uns vom Vater (Gott) abgewandt und wenden uns nun wieder der Mutter (Natur) zu. Auf mich wirkt es so als wollten viele wieder in den Mutterleib zurück kriechen. Zurück zu einer Welt in der wir den Ballast der menschlichen Kultur endlich abwerfen können und in der nicht vielmehr zählt als die blosse Existenz.
Nachdem wir den Mutterleib verlassen hatten, versprach uns der Vater die Offenbarung (Apokalypse) um uns von der Infantilität des Menschsein zu befreien. Nun scheint es so als hätte der Vater das Versprechen nicht eingelöst. Wir kehren also um und wenden uns wieder der Mutter zu, wir laufen zurück in ihre schützenden Arme. Das weder der Weg der Mutter noch der des Vaters unser Weg sein kann sollte eigentlich jedem klar sein. Unser Ziel kann es nur sein einen „Weg des Kindes“ zu finden, einen menschlichen Weg.
Aber zurück zu den „Prähistorischen Normen“. Als besonders verbreitetes Beispiel einer solchen Norm, könnte man beispielsweise den Umgang mit Homosexualität anführen. Zwei bestimmte Arten der „Argumentation“ gegen Homosexualität, sind die wohl am weitesten verbreiteten.
Die erste bezieht sich auf die Religion, wird aber meist von Menschen verwendet die im Leben noch keine Kirche betreten haben. Als konkretes Beispiel könnte man die eminent logische Formulierung „es heisst Adam und Eva und nicht Adam und Detlef“ anführen, welche ich schon öfter in diesem Zusammenhang gehört habe. Um auf derartige Argumente etwas ernsthafter einzugehen, müsste ich die konkreten Sätze, beispielsweise der Bibel kennen, welche die Ablehnung der Homosexualität rechtfertigen sollen. Da dies nicht der Fall ist und es hier in erster Linie um Prähistorische Normen geht, werde ich mich mit diesem Aspekt nicht weiter auseinandersetzen. Die zweite Art der Argumentation zielt, wie du dir ja sicherlich bereits denken kannst, auf die angebliche Unnatürlichkeit des „Zustands“ ab. Ich scheue mich allerdings diese Einstellung unter dem Begriff des Darwinismus einzuordnen. Es war mir schon immer suspekt wenn Ideologien so direkt nach einer Person benannt werden, die nicht selten gar nichts mit deren Entwicklung zutun hatte. So ist es mir zum Beispiel bis heute ein Rätsel wie man die Führer der Sowjetunion ernsthaft als Marxisten bezeichnen konnte. Aber keine Angst, ich werde mich natürlich hüten an dieser Stelle noch weiter in diese Überlegungen einzutauchen.
Würde man die zuvor genannte Argumentation der Natürlichkeit bzw. Unnatürlichkeit konsequent verfolgen, müsste man logischerweise die menschliche Kultur als ganzes ablehnen. Wobei sich natürlich die Frage stellt wann genau die menschliche Kultur begann.
Meiner Ansicht nach zu dem Zeitpunkt als der Vorfahre des Menschen begann sich aufzurichten. Zu diesem Nullpunkt der Kultur müsste also konsequenterweise jemand zurück kehren der Homosexualität zu einem unnatürlichen Zustand erklärt. Homosexualität ist wie gesagt nur ein sehr populäres Beispiel. Dieser Nullpunkt müsste allgemein für jeden das Ziel darstellen der Menschen, unter Berufung darauf das sie sich nicht natürlich verhalten, ablehnt. Überflüssig zu sagen das es absurd ist in einer durch Evolution geprägten Natur nach festen Normen zu suchen.
In einer kurzen Zusammenfassung können wir festhalten dass der Mensch in der Regel seinem eigenen Verstand nicht traut und mit dem Umfang seines Geistes schlicht überfordert scheint. Was zur Folge hat das er höhere Instanzen sucht, welchen er die Verantwortung für sein Leben übertragen kann. Verschleiert wird dieser Akt oft mit Bescheidenheit. Man behauptet einfach man sei nicht würdig Entscheidungen selbst zu treffen, oder man verneint die Entscheidungsfreiheit des Menschen. Das wir uns ehr mit den Möglichkeiten unseres Körpers als mit den Möglichkeiten unseres Geistes identifizieren, ist eine sehr bedauerliche Tatsache.
Wie diese Überschrift ja bereits darlegt halte ich „Normalität“ für ein Wort ohne lebenswirkliche Definition. Natürlich lässt sich eine Definition finden wenn man danach sucht. Eine von mir gefundene Definition unterscheidet beispielsweise zwischen Kann, Soll -und Mussnormen. Eine Unterscheidung die keinerlei lebenswirkliche Entsprechung hat und bestenfalls von Soziologen gebraucht wird. Was die tatsächliche Befolgung von Normen angeht, lässt sich in der Regel keine Hierarchie erkennen. Sie werden vielmehr unterschiedslos als fundamental und absolut notwendig für ein gemeinschaftliches Leben angesehen. So ist zum Beispiel auch erklärbar das das Nichtbefolgen von Normen des Essens oder der Sauberkeit, gar nicht selten regelrechte Aggression hervorruft. Die Norm wird zur Moral erhoben und die Erkenntnis der Moral wiederum als natürliche, oder gottgegebene Fähigkeit betrachtet, für die keinerlei intellektuelle Anstrengung erforderlich ist.
Welchen Zweck erfüllt nun also die Normalität?
In erster Linie vermittelt sie Sicherheit indem sie den Menschen zu einem berechenbaren Wesen erklärt und in der Konsequenz auch erzieht. Man könnte es auch als eine Stille nie ausgesprochene Vereinbarung betrachten, welche besagt: ich bleibe für dich berechenbar wenn du für mich berechenbar bleibst. Wer diesem Dogma folgt geht meist mit unerschütterlicher Überzeugung davon aus, das diese Vereinbarung quasi bereits mit der Geburt eines Menschen in Kraft tritt.
Dieses ungeheure Bedürfnis nach Sicherheit kann natürlich nur einer tief sitzenden Angst entspringen. Diese Angst bezieht sich in erster Linie auf die Komplexität des menschlichen Geistes. Die Erfahrung dass Limitation im Grunde die wichtigste Vorraussetzung für Kreativität ist, sollte niemandem völlig unbekannt sein. Es fällt dir leicht eine Entscheidung zu treffen wenn deine Wahlmöglichkeiten begrenzt sind. In der Regel vermutlich nicht so sehr weil du exakt weist was du willst, sondern ehr weil dir klar ist was du nicht willst.
Das Problem ist das unser Verstand eben kaum Grenzen kennt. Die einzige konkrete Grenze an der er scheitert ist der Begriff „Unendlichkeit“. Wir sind also im Klartext völlig überfordert mit unseren Möglichkeiten bzw. unserer Freiheit. Daraus ziehen wir, ehr unbewusst die Konsequenz das wir es selbst in die Hand nehmen müssen unser Leben zu beschneiden, um es überschaubarer, berechenbarer zu machen.
Je mehr Angst du hast desto radikaler beschneidest du dein Leben. Die meisten Menschen gehen sogar so weit das Komplexe Mosaik ihres Lebens auf zwei Steine zu reduzieren, welche dann wiederum bezeichnet werden als „Gut“ und „Böse“, „Normal“ und „Unnormal“, „Freund“ oder „Feind“. Diese Vorgehensweise erleichtert die Existenz natürlich ungemein. Man muss fortan nicht mehr die Mühe aufwenden andere Menschen in ihrer gesamten Menschlichkeit zu erfassen. Gleiches gilt natürlich auch für die eigene Menschlichkeit.
Die Instanz mit deren Hilfe festgestellt wird was nun letztlich als „Normal“ gelten darf, ist die Mehrheit. Kulturelle Ursachen sind nachrangig. Normalität ist ebenso wie Wahrheit eine Mehrheitsentscheidung. Es handelt sich bei ihr also durch und durch um ein demokratisches Prinzip, daher auch meine Bedenken bezüglich der Anwendung demokratischer Regeln auf alle menschlichen Prinzipien. Über Jahrhunderte galt es als normal Fäkalien direkt auf dem „Bürgersteig“ zu entsorgen, weshalb tust du es dann nicht? Schliesslich haben es Millionen von Menschen über sehr lange Zeit so gehalten. Unsere Vorgehensweise beim Entsorgen von Fäkalien ist hingegen erst seit weniger als einem Jahrhundert gebräuchlich. Würde man dich fragen weshalb du es nicht tust, würdest du vermutlich anfangen zu argumentieren in Richtung der Gesundheitsgefahr oder des Gestanks. Tatsache ist aber wir tun es nicht weil andere es ebenfalls nicht tun, wir gehorchen und folgen der Mehrheit.
Bei der Suche nach einer dem Einzelnen übergeordneten Instanz, geht es natürlich in erster Linie um die Vermeidung von Verantwortung.
Eine sehr viel jüngere Form der Rechtfertigung des „Normalitätsdogmas“, ergibt sich aus der Naturwissenschaft. Indem man den Menschen zu einem Prähistorischen Wesen zurück definiert, kann man sich einer scheinbar unendlichen zahl „natürlicher“ und damit für alle Zeit gerechtfertigter, Normen bedienen. Wir haben uns vom Vater (Gott) abgewandt und wenden uns nun wieder der Mutter (Natur) zu. Auf mich wirkt es so als wollten viele wieder in den Mutterleib zurück kriechen. Zurück zu einer Welt in der wir den Ballast der menschlichen Kultur endlich abwerfen können und in der nicht vielmehr zählt als die blosse Existenz.
Nachdem wir den Mutterleib verlassen hatten, versprach uns der Vater die Offenbarung (Apokalypse) um uns von der Infantilität des Menschsein zu befreien. Nun scheint es so als hätte der Vater das Versprechen nicht eingelöst. Wir kehren also um und wenden uns wieder der Mutter zu, wir laufen zurück in ihre schützenden Arme. Das weder der Weg der Mutter noch der des Vaters unser Weg sein kann sollte eigentlich jedem klar sein. Unser Ziel kann es nur sein einen „Weg des Kindes“ zu finden, einen menschlichen Weg.
Aber zurück zu den „Prähistorischen Normen“. Als besonders verbreitetes Beispiel einer solchen Norm, könnte man beispielsweise den Umgang mit Homosexualität anführen. Zwei bestimmte Arten der „Argumentation“ gegen Homosexualität, sind die wohl am weitesten verbreiteten.
Die erste bezieht sich auf die Religion, wird aber meist von Menschen verwendet die im Leben noch keine Kirche betreten haben. Als konkretes Beispiel könnte man die eminent logische Formulierung „es heisst Adam und Eva und nicht Adam und Detlef“ anführen, welche ich schon öfter in diesem Zusammenhang gehört habe. Um auf derartige Argumente etwas ernsthafter einzugehen, müsste ich die konkreten Sätze, beispielsweise der Bibel kennen, welche die Ablehnung der Homosexualität rechtfertigen sollen. Da dies nicht der Fall ist und es hier in erster Linie um Prähistorische Normen geht, werde ich mich mit diesem Aspekt nicht weiter auseinandersetzen. Die zweite Art der Argumentation zielt, wie du dir ja sicherlich bereits denken kannst, auf die angebliche Unnatürlichkeit des „Zustands“ ab. Ich scheue mich allerdings diese Einstellung unter dem Begriff des Darwinismus einzuordnen. Es war mir schon immer suspekt wenn Ideologien so direkt nach einer Person benannt werden, die nicht selten gar nichts mit deren Entwicklung zutun hatte. So ist es mir zum Beispiel bis heute ein Rätsel wie man die Führer der Sowjetunion ernsthaft als Marxisten bezeichnen konnte. Aber keine Angst, ich werde mich natürlich hüten an dieser Stelle noch weiter in diese Überlegungen einzutauchen.
Würde man die zuvor genannte Argumentation der Natürlichkeit bzw. Unnatürlichkeit konsequent verfolgen, müsste man logischerweise die menschliche Kultur als ganzes ablehnen. Wobei sich natürlich die Frage stellt wann genau die menschliche Kultur begann.
Meiner Ansicht nach zu dem Zeitpunkt als der Vorfahre des Menschen begann sich aufzurichten. Zu diesem Nullpunkt der Kultur müsste also konsequenterweise jemand zurück kehren der Homosexualität zu einem unnatürlichen Zustand erklärt. Homosexualität ist wie gesagt nur ein sehr populäres Beispiel. Dieser Nullpunkt müsste allgemein für jeden das Ziel darstellen der Menschen, unter Berufung darauf das sie sich nicht natürlich verhalten, ablehnt. Überflüssig zu sagen das es absurd ist in einer durch Evolution geprägten Natur nach festen Normen zu suchen.
In einer kurzen Zusammenfassung können wir festhalten dass der Mensch in der Regel seinem eigenen Verstand nicht traut und mit dem Umfang seines Geistes schlicht überfordert scheint. Was zur Folge hat das er höhere Instanzen sucht, welchen er die Verantwortung für sein Leben übertragen kann. Verschleiert wird dieser Akt oft mit Bescheidenheit. Man behauptet einfach man sei nicht würdig Entscheidungen selbst zu treffen, oder man verneint die Entscheidungsfreiheit des Menschen. Das wir uns ehr mit den Möglichkeiten unseres Körpers als mit den Möglichkeiten unseres Geistes identifizieren, ist eine sehr bedauerliche Tatsache.