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Vollständige Version anzeigen : Die Würdigung von Ernst Jünger...



WALDSCHRAT
14.11.2007, 09:59
"Ja, wir sind nationalistisch, wir können gar nicht nationalistisch genug sein, ..."

aus: Politische Publizistik

Darf man das heute noch so sagen/schreiben?

Wenn nicht, denken?

Wie denkt ihr über ihn?

Gruß

Henning

WALDSCHRAT
14.11.2007, 10:09
Zum Nachlegen:




Orden und Ehrungen

...

* 1916 Eisernes Kreuz (1. Klasse)
* 1917 Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
* 1918 Pour le Mérite (militärische Klasse)
* 1956 Literaturpreis der Stadt Bremen (für Am Sarazenenturm); Kulturpreis der Stadt Goslar
* 1959 Großes Bundesverdienstkreuz
* 1960 Ehrenbürger der Gemeinde Wilflingen; Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der deutschen Industrie
* 1965 Ehrenbürger der Stadt Rehburg; Immermann-Preis der Stadt Düsseldorf
* 1970 Freiherr-vom-Stein-Medaille in Gold der Stiftung F.V.S.
* 1973 Literaturpreis der Akademie Amriswil (Veranstalter: Dino Larese; Laudationes: Alfred Andersch, François Bondy, Friedrich Georg Jünger)
* 1974 Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg
* 1977 Aigle d'Or der Stadt Nizza; Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
* 1979 Médaille de la Paix (Friedensmedaille) der Stadt Verdun
* 1980 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
* 1981 Prix Europa-Littérature der Fondation Internationale pour le Rayonnement des Arts et des Lettres; Prix Mondial der Fondation Simone et Cino del Duca (Paris); Goldmedaille der Humboldt-Gesellschaft
* 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. - Porträtbüste von Arno Breker
* 1983 Ehrenbürger der Stadt Montpellier; Premio Circeo der Associazione Amicizia Italo-Germanica (Vereinigung für italienisch-deutsche Freundschaft)
* 1984 Teilnahme an einer Gedenkfeier für die Opfer des 1. Weltkriegs in Verdun (mit François Mitterrand und Helmut Kohl)
* 1988 Teilnahme an der 25-Jahr-Feier des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags in Paris
* 1985 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
* 1986 Premio Mediterraneo; Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
* 1987 Premio di Tevere (verliehen durch Francesco Cossiga in Rom)
* 1989 Ehrendoktorat der Universität von Bilbao
* 1990 Ritter des Alexander-Ordens für Wissenschaft und Kunst
* 1993 Großer Preis der Jury der Kunstbiennale in Venedig



Quelle Wiki, Ernst Jünger

---

Gruß

Henning

Gärtner
14.11.2007, 10:16
"Ja, wir sind nationalistisch, wir können gar nicht nationalistisch genug sein, ..."

aus: Politische Publizistik

Darf man das heute noch so sagen/schreiben?

Wenn nicht, denken?

Wie denkt ihr über ihn?

Derartige Sentenzen sind heute oboslet geworden, weil die Zeiten über sie hinweggegangen sind. Ernst Jünger auf diesen Satz reduzieren zu wollen, ohne diesen Ausspruch in den Kontext dieser faszinierenden Jahrhundertgestalt stellen zu können, ist ein bißchen dünn.

WALDSCHRAT
14.11.2007, 10:20
Derartige Sentenzen sind heute oboslet geworden, weil die Zeiten über sie hinweggegangen sind. Ernst Jünger auf diesen Satz reduzieren zu wollen, ohne diesen Ausspruch in den Kontext dieser faszinierenden Jahrhundertgestalt stellen zu können, ist ein bißchen dünn.

Nun, ich könnte schon...

Nur habe ich keine Lust darauf, daß morgen der StA vor meiner Tür steht.

:)

Gruß

Henning

Gärtner
14.11.2007, 10:29
Dann lies und lerne, wie man es machen kann:

Heimo Schwilk: Ernst Jünger - Ein Jahrhundertleben. (http://www.amazon.de/Ernst-J%C3%BCnger-Ein-Jahrhundertleben-Biographie/dp/3492040160)

Den Jünger einzig als Sachwalter für staatsanwaltlich verfolgte Inhalte hinzustellen, zeigt einzig, die letzten 50 Jahre seines langen Lebens mal eben ausgeblendet zu haben.

Aber darin sind "Nationalisten" ja geübt, gell? ;)

Drosselbart
14.11.2007, 10:37
Lesenswerte Seite:

http://www.godenholm.de/

WALDSCHRAT
14.11.2007, 10:46
Danke, danke, Deine Anweisungen, was ich lesen- oder nicht lesen soll, benötige ich nicht.

Ich verweise auf einen Link der Jungen Freiheit:

Heimo Schwilk zum Ableben des Autors und Publizisten:




Zum Tod von Ernst Jünger: Gespräch mit Heimo Schwilk über das Leben und Werk des Dichters
"Ein Ozean erfüllter Augenblicke"
von Dieter Stein

Welche Lücke hinterläßt der am Dienstag verstorbene Dichter Ernst Jünger?

SCHWILK: Zuerst einmal werden die aufatmen, die Jünger von Anfang an das Plätzchen streitig machen wollten, das er in der bundesdeutschen Zerstreuungsgesellschaft einnehmen durfte. Er, der Nichtverwertbare, dem allgemeinen "Diskurs" Entzogene, politisch Desinteressierte ist nun endgültig abgetreten, aufgebrochen zum allerletzten Abenteuer, in den Tod. Daß das Leben ein Geheimniszustand sei und der Mensch ein wunderbares Wesen in einer durchaus wunderbaren Welt, dieser romantische Grundzug seines Denkens riß eine Lücke auf, die ihn schon zu Lebzeiten von jenen trennte, die an der Profanisierung und Banalisierung unserer Existenz tagaus tagein geschäftig arbeiten. Jünger hinterläßt keine Lücke, sondern einen Ozean erfüllter Augenblicke, die Poesie geworden sind in einer nur noch geschwätzig-kommunikativen Welt.

"Er pflegte ein von Allgemeinplätzen freies Denken, Beifall der Masse bedeutete ihm nichts"

Es gab manchen, der Ernst Jünger in den letzten Jahren noch drängte, noch einmal als "politischer Dichter" das Wort zu ergreifen. Er hat dies stets abgelehnt. Hat er sich zwischen den Zeilen oder in Randbemerkungen nicht doch bis zuletzt auf seine Weise eingemischt?

SCHWILK: Ernst Jünger hat unmittelbar nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten in zahlreichen, bislang unpublizierten Briefen zum Ausdruck gebracht, daß das gesinnungsmäßige Reden über Politik für einen musischen Menschen einer Selbstverstümmelung gleichkomme. Dem waren fünf Jahre polemischer Einmischung in Zeitschriften und Sammelpublikationen vorausgegangen. Daß er nach 1945 an seinem Verdikt über das Politische festhielt, brachte die Vertreter einer engagierten Literatur gegen ihn auf, von denen Benn verächtlich sagte, sie pflegten ein "hündisches Kriechen vor den politischen Begriffen". Zum sogenannten demokratischen Diskurs hatte Ernst Jünger tatsächlich wenig beizutragen, viel dagegen zu dem, was Heidegger die Existentialien genannt hat: Zeitlichkeit, Geworfenheit, Sterblichkeit. Philosophieren an der Wahlurne hielt er nicht für eine produktive Tätigkeit.

Weshalb wurde Ernst Jünger bei unseren Nachbarn – insbesondere den Franzosen – so sehr geschätzt, während er in Deutschland als "umstritten" galt?

SCHWILK: Umstrittenheit ist per se nichts Verwerfliches, sofern der Streit wirklich stattfindet und nicht, wie in Deutschland, ein perennierendes Spruchkammerverfahren. Die Franzosen schätzen in erster Linie an Jünger, und das ist sympathisch, daß er ihr Land liebt und es auch exzellent kennt und in seiner Eigenart wahrnimmt. Sie zollen seiner Moralität Respekt, mit der er die heikle Mission des Besatzungsoffiziers und Literaten in Paris in den Jahren 1940 bis 1944 überstand, ohne seine Integrität zu beschädigen. Sie liebten die Klarheit und Leuchtkraft seiner Sprache und das in ihr zugleich zum Ausdruck gebrachte und als typisch deutsch empfundene Sinnbegehren. Francois Mitterand bemerkte in seiner Laudatio zum 100. Geburtstag, Jünger sei ein "Freier Mensch". Das sollte heißen: er pflegte ein von Allgemeinplätzen freies Denken, dem der Beifall der Masse nichts bedeutet.

Hat Jünger die Tagespolitik eigentlich bis zuletzt verfolgt?

SCHWILK: Ernst Jünger hat regelmäßig die Zeitung gelesen, übrigens auch die junge freiheit, den politischen Teil aber eher flüchtig, wie er mir gegenüber mehrfach beteuerte. Er war also im Bilde, und manche spöttische Bemerkung in den Tagebüchern zeigt, daß er den Verfall des bundesdeutschen Polit-Betriebs, die von den Volksparteien repräsentierten Scheingegensätze, scharf ins Auge faßte. Interessiert haben ihn jedoch eher die allgemeinen Uniformisierungsprozesse, die seine im "Arbeiter" dargelegte Epochenwahrnehmung bestätigten. Gleichzeitig erwartete er vom 21. Jahrhundert eine neue Spiritualität, deren Voraussetzung eben jene in Essays und Tagebüchern beschriebenen Abräumungsvorgänge sind.

Worin liegt die Zukunftsbedeutung des Werkes von Ernst Jünger?

SCHWILK: In seiner Seinsgläubigkeit, seiner "neuen Theologie", die der Destruktivität und Kleingläubigkeit des modernen Menschen nicht das letzte Wort läßt.

"Der Anarch ist souverän und verfügt frei über sich und seine Rolle in der Gesellschaft"

Eine wichtige Denkfigur bei Jünger war der Anarch. Was müssen wir heute darunter verstehen?

SCHWILK: Der Anarch ist, anders als der Anarchist, kein politischer, auf radikale Veränderung sinnender Mensch. Das Politische ist ihm äußerlich, abgeleitet und sekundär. Der Anarch – oder auch "Waldgänger" – ist souverän und verfügt frei über sich und seine Rolle in der Gesellschaft. Dienst und Freiheit sind dabei keine Gegensätze, das Opfer, aber auch der Selbstmord, gehören zu seinem Kapital. Im Essay "Der Waldgang" hat Jünger diese Haltung so beschrieben: "Waldgänger ist jener, der ein ursprünglicheres Verhältnis zur Freiheit besitzt, das sich, zeitlich gesehen, darin äußert, daß er dem Automatismus sich zu widersetzen und dessen ethische Konsequenz, den Fatalismus, nicht zu ziehen gedenkt." Der Anarch missioniert nicht mit seinen Erkenntnissen, er lebt als der Einzige mit dem Eigentum seiner eigenen Erfahrungen – allenfalls leuchtet er als Beispiel voran. Könnte man Treffenderes über Ernst Jünger sagen?


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Quelle: "JF" v. 20.02.1998

Hinweis für alle: Mir liegt eine schriftliche Genehmigung des Verlages vor, Vollzitate einzustellen.

Henning

derNeue
14.11.2007, 11:29
"Ja, wir sind nationalistisch, wir können gar nicht nationalistisch genug sein, ..."

aus: Politische Publizistik

Darf man das heute noch so sagen/schreiben?

Wenn nicht, denken?

Wie denkt ihr über ihn?

Gruß

Henning

Ohne zu wissen, in welchem Zusammenhang Jünger das gesagt hat, ist dieser Satz für Deutschland aktueller denn je.
Man darf es nicht nur sagen, man muß es sogar sagen, falls einem die Weiterexistenz des deutschen Volkes nicht egal ist.

Gärtner
14.11.2007, 11:46
Danke, danke, Deine Anweisungen, was ich lesen- oder nicht lesen soll, benötige ich nicht.

Ich verweise auf einen Link der Jungen Freiheit:

Heimo Schwilk zum Ableben des Autors und Publizisten:

Henning, das war jetzt selbst für deine Verhältnisse peinlich: ich poste einen Link zur Jünger-Biografie von Heimo Schwilk, du bist beleidigt und postest ein Interview zum Thema Jünger mit - Heimo Schwilk.


*hüstel* ;)

GnomInc
14.11.2007, 11:54
Ernst Jünger kann biografisch als Verweigerer der herrschenden Meinung
zumindestens ab nach dem WK I gelten.
Seine konservative Grundeinstellung steht dem nicht entgegen.
.
Aus meiner Sicht hat er sich mit dem " Waldgang " eine deutliche Position
in der Nachkriegs- Philosophie erarbeitet.
.
Ich schätze ihn.

Sauerländer
14.11.2007, 12:13
Ich halte ihn -gerade auch in seinen Wandlungen- für einen der ganz Großen des 20. JAhrhunderts, für einen Mann, gegen den Literaten wie sagen wir Günter Grass um Längen abfallen.
Seismograph wollte er sein - und das war er.
Wer nur seine Kriegsschriften aus WK I kennt bzw ihn darauf reduziert, tut ihm Unrecht. Obgleich andererseits die "Stahlgewitter" mindestens als Ergänzung neben Remarque gehören, denn aus letzterem wird eine andere Kriegserfahrung als die zunehmend pazifistische nicht begreifbar.
Auch der Jünger der Weimarer Kampfzeit, der mit dem "Arbeiter" vielleicht am deutlichsten den totalen Staat vorwegnahm, ist nur ein Teil der Gesamtperson.
Wie anders da schon die Abwendung in den Marmorklippen, wie anders die grundsätzliche Kulturpartisanenmentalität im Waldgang.
Wie komplett unbegreiflich (bei der genannten Reduzierung) die LSD-Experimente, aber auch die christliche Wendung, die ihn am Ende in den Katholizismus führte.

Als der, der es alles er- und überlebt hat, hat Jünger uns viel zu sagen. Als der revolutionäre Nationalist ebenso wie als Anarch, wie als der Technikskeptiker und Christ.

Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt.