Beverly
14.11.2007, 00:02
Die Linken sind als Persoenen und als ideologische Strömung mit all ihren Verzweigungen ebenso fehlbar wie andere Menschen und Ideologien auch. Machtkämpfe, Opportunismus, Gewalttätigkeit gibt es bei den Linken ebenso wie politische Fehleinschätzungen und schlichte Unfähigkeit. Viele Linke mögen aus Überzeugung links sein, manche waren es auch nur, weil es gerade opportun war.
Spießigkeit und Intoleranz kommt unter Genossen ebenso vor wie woanders und mich nervt eine übertriebene Technikfeindlichkeit.
So mancher Genosse mag von dem Affentheater in den eigenen Reihen die Schnauze voll haben. Schon in den 1970ern gab es unter Linken den "Rückzug ins Private". Rückzug ja, politisch "nichts mehr machen", weil die organisierte Linke den Charme einer Flasche Leitungswasser versprüht (schließlich ist Champagner bourgeois) - auch ja.
Doch mir ist weder eine Person bekannt, bei der der totale "Ausstieg" aus der Linken als Fortschritt zu bewerten ist noch kenne ich ein Land, dem es nach der Abkehr von sozialistischer Politik - auch wenn diese verfehlt gewesen sein mag - wirklich besser ging.
Mit der Bindung an der Linken muss es so sein wie mit der Bindung, die Katholiken an die Kirche haben: außerhalb gibt es kein Heil und man bleibt dabei, auch und gerade wenn man um den Schmu weiß, der da getrieben wird.
Im Falle der Linken ist es so: die Kritik, die von anderen Richtungen an den Linken und dem Sozialismus geübt wird, ist zumindest in Teilen berechtigt. Linke sind moralisch nicht besser als Nicht-Linke und zumindest der Staatssozialismus ist immer wieder gescheitert.
Doch was Nicht-Linke dann an "Alternativen" zu linker Politik zu bieten haben ist ungefähr so, als ob man einem Katholik den Austritt aus der Kirche nahelegt, damit er dann an hohen Feiertagen reichlich Menschenopfer zelebrieren kann.
Mit einem Wort: abscheulich X( !
Das hat bei Linken und Christen die gleichen geistigen Grundlagen, weil es in beiden Weltanschauungen das Motiv der Erlösung gibt.
Im Christentum wird es transzendiert, auf einen Zeitpunkt jenseits von Welt und Geschichte gelegt. Die Linke holt die Erlösung ins Diesseits, in die Welt und als Teil der Geschichte.
Da ist die Infragestellung konkreter Linker, linker Konzepte und Politik durchaus zulässig. Gestalten wie beispielsweise Stalin oder auch Saddam Hussein waren Massenmörder, Sowjetkommunismus und Baath-Sozialismus Synonyme für Terror und Polizeistaat. Sie und ihre Systeme zu verwerfen und zu exterminieren ist durchaus zulässig.
Doch die Grenze des "Erlaubten" wird überschritten, wenn mit der Verwerfung despotischer und mordlüsterner Linker (wobei ich Stalin oder Saddam in nur oberflächlichen Sinn für links halte) auch der Gedanke der "Erlösung" im Diesseits und durch den Menschen verworfen wird.
Da überschreiten die Kritiker und Gegner der Linken jene Grenze, wo sie "nicht besser" sind als die geschmähten roten Tyrannen. Vielleicht sogar schlimmer :rolleyes: So wird China als das neue kapitalistische Wunderland gefeiert, doch irgendwo kam der Spruch "unter Mao ging es uns besser".
Ganz beschämend wird es für die Nicht-Linken, wenn man bedenkt, warum sich viele Genossen von den Linken abgewandt haben:
Aus purem Opportunismus X( !
Siehe die "Evolution" eines ehemaligen Juso-Chefs zum Vollstrecker neoliberaler Politik. Siehe "sozialistische" und "sozialdemokratische" Politiker rund um den Globus, die ihre Wähler belügen und sich zu Schergen neoliberaler oder auch kriegerischer Politik machen. Der Klassenfeind zahlt halt besser und um "im System" was zu werden, muss man mit den Wölfen heulen.
Gerade weil ich sehe, dass bei den organisierten Linken vieles im Argen liegt, hätte ich nichts gegen Genossen, die "außerhalb" neue Wege gehen, z. B. lieber einen Konzern mit Arbeiterselbstverwaltung aufmachen als den nächsten Putsch zu planen.
Doch mir ist kein "Aussteiger" bekannt, der so etwas auf die Beine gestellt hat. Im Grunde beweisen diese Wendehälse mit ihrem Agieren, dass das System, von dem sie sich haben kaufen lassen, am Ende ist. Wäre es anders, würde es nicht Geld und Posten aufwenden müssen, um der verachteten Linken ihre Leute abzuwerben.
Irgendwann zieht nicht einmal mehr der Vorwurf, die Linke hat nach 1917 mit ihren fehlgeplanten Utopien große Teile der Welt in ein Schlachthaus verwandelt. Seit dem Fall der Mauer konnten sich nicht-linke Ideologien austoben und zeigen, was sie der Welt zu bieten haben. Schon jetzt verspricht es, noch viel schlimmer zu werden als das was die Linke im Ostblock zwischen 1917 und '89 veranstaltet hat. Das war so:
Utopie, Vision und die Hoffnung auf eine bessere Welt
gepaart mit
totalitärem Staat, Repression, zeitweise Massenmord.
Eine krude Mischung, wo die Utopie wie die Mohrrübe war, mit der man den Esel lockte. Bis der 1989 nicht mehr wollte.
Doch die werten "Sieger der Geschichte" haben daraus nur die Konsequenzen gezogen, die Mohrrübe einzusparen und den Esel stattdessen mit einem Stock anzutreiben.
Es gibt weiherhin
totalitäre Staaten, Repression, sogar Massenmord
doch keine Hoffnung, dass das einmal enden wird oder dass die Opfer, die den Menschen aufgezwungen werden, irgendeinem höherem Ziel dienen.
So mögen die Gegner der Linken mit ihrer Kritik an den Genossen noch so oft Recht haben. Doch sie selbst haben als Konsequenz nur anzubieten:
from bad to worse.
Und wundern sich, warum die von ihnen geschmähte Ideologie partout nicht verschwinden will :)
Spießigkeit und Intoleranz kommt unter Genossen ebenso vor wie woanders und mich nervt eine übertriebene Technikfeindlichkeit.
So mancher Genosse mag von dem Affentheater in den eigenen Reihen die Schnauze voll haben. Schon in den 1970ern gab es unter Linken den "Rückzug ins Private". Rückzug ja, politisch "nichts mehr machen", weil die organisierte Linke den Charme einer Flasche Leitungswasser versprüht (schließlich ist Champagner bourgeois) - auch ja.
Doch mir ist weder eine Person bekannt, bei der der totale "Ausstieg" aus der Linken als Fortschritt zu bewerten ist noch kenne ich ein Land, dem es nach der Abkehr von sozialistischer Politik - auch wenn diese verfehlt gewesen sein mag - wirklich besser ging.
Mit der Bindung an der Linken muss es so sein wie mit der Bindung, die Katholiken an die Kirche haben: außerhalb gibt es kein Heil und man bleibt dabei, auch und gerade wenn man um den Schmu weiß, der da getrieben wird.
Im Falle der Linken ist es so: die Kritik, die von anderen Richtungen an den Linken und dem Sozialismus geübt wird, ist zumindest in Teilen berechtigt. Linke sind moralisch nicht besser als Nicht-Linke und zumindest der Staatssozialismus ist immer wieder gescheitert.
Doch was Nicht-Linke dann an "Alternativen" zu linker Politik zu bieten haben ist ungefähr so, als ob man einem Katholik den Austritt aus der Kirche nahelegt, damit er dann an hohen Feiertagen reichlich Menschenopfer zelebrieren kann.
Mit einem Wort: abscheulich X( !
Das hat bei Linken und Christen die gleichen geistigen Grundlagen, weil es in beiden Weltanschauungen das Motiv der Erlösung gibt.
Im Christentum wird es transzendiert, auf einen Zeitpunkt jenseits von Welt und Geschichte gelegt. Die Linke holt die Erlösung ins Diesseits, in die Welt und als Teil der Geschichte.
Da ist die Infragestellung konkreter Linker, linker Konzepte und Politik durchaus zulässig. Gestalten wie beispielsweise Stalin oder auch Saddam Hussein waren Massenmörder, Sowjetkommunismus und Baath-Sozialismus Synonyme für Terror und Polizeistaat. Sie und ihre Systeme zu verwerfen und zu exterminieren ist durchaus zulässig.
Doch die Grenze des "Erlaubten" wird überschritten, wenn mit der Verwerfung despotischer und mordlüsterner Linker (wobei ich Stalin oder Saddam in nur oberflächlichen Sinn für links halte) auch der Gedanke der "Erlösung" im Diesseits und durch den Menschen verworfen wird.
Da überschreiten die Kritiker und Gegner der Linken jene Grenze, wo sie "nicht besser" sind als die geschmähten roten Tyrannen. Vielleicht sogar schlimmer :rolleyes: So wird China als das neue kapitalistische Wunderland gefeiert, doch irgendwo kam der Spruch "unter Mao ging es uns besser".
Ganz beschämend wird es für die Nicht-Linken, wenn man bedenkt, warum sich viele Genossen von den Linken abgewandt haben:
Aus purem Opportunismus X( !
Siehe die "Evolution" eines ehemaligen Juso-Chefs zum Vollstrecker neoliberaler Politik. Siehe "sozialistische" und "sozialdemokratische" Politiker rund um den Globus, die ihre Wähler belügen und sich zu Schergen neoliberaler oder auch kriegerischer Politik machen. Der Klassenfeind zahlt halt besser und um "im System" was zu werden, muss man mit den Wölfen heulen.
Gerade weil ich sehe, dass bei den organisierten Linken vieles im Argen liegt, hätte ich nichts gegen Genossen, die "außerhalb" neue Wege gehen, z. B. lieber einen Konzern mit Arbeiterselbstverwaltung aufmachen als den nächsten Putsch zu planen.
Doch mir ist kein "Aussteiger" bekannt, der so etwas auf die Beine gestellt hat. Im Grunde beweisen diese Wendehälse mit ihrem Agieren, dass das System, von dem sie sich haben kaufen lassen, am Ende ist. Wäre es anders, würde es nicht Geld und Posten aufwenden müssen, um der verachteten Linken ihre Leute abzuwerben.
Irgendwann zieht nicht einmal mehr der Vorwurf, die Linke hat nach 1917 mit ihren fehlgeplanten Utopien große Teile der Welt in ein Schlachthaus verwandelt. Seit dem Fall der Mauer konnten sich nicht-linke Ideologien austoben und zeigen, was sie der Welt zu bieten haben. Schon jetzt verspricht es, noch viel schlimmer zu werden als das was die Linke im Ostblock zwischen 1917 und '89 veranstaltet hat. Das war so:
Utopie, Vision und die Hoffnung auf eine bessere Welt
gepaart mit
totalitärem Staat, Repression, zeitweise Massenmord.
Eine krude Mischung, wo die Utopie wie die Mohrrübe war, mit der man den Esel lockte. Bis der 1989 nicht mehr wollte.
Doch die werten "Sieger der Geschichte" haben daraus nur die Konsequenzen gezogen, die Mohrrübe einzusparen und den Esel stattdessen mit einem Stock anzutreiben.
Es gibt weiherhin
totalitäre Staaten, Repression, sogar Massenmord
doch keine Hoffnung, dass das einmal enden wird oder dass die Opfer, die den Menschen aufgezwungen werden, irgendeinem höherem Ziel dienen.
So mögen die Gegner der Linken mit ihrer Kritik an den Genossen noch so oft Recht haben. Doch sie selbst haben als Konsequenz nur anzubieten:
from bad to worse.
Und wundern sich, warum die von ihnen geschmähte Ideologie partout nicht verschwinden will :)