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Vollständige Version anzeigen : Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?



Stechlin
03.11.2007, 19:38
Unmündig oder aufgeklärt?

Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst klären, was Aufklärung in seinen Grundzügen bedeutet.
Kant formulierte es so: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“

Der Grundgedanke dieser Definition soll zum Ausdruck bringen, daß zur Erkenntnisgewinnung der eigene Verstand benutzt werden solle: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Der Umkehrschluß dieses Gedankens kann nur lauten, den Erkenntnisprozeß nicht von vorgegebenen Meinungen und Doktrin abhängig zu machen. Dies würde dem Geist der Aufklärung widersprechen und wäre mitnichten ein Prozeß der Erkenntnis.

Im konkreten Fall darf geschlußfolgert werden: Die Bewältigung gesellschaftlich relevanter Problemstellungen und innerstaatlicher Widersprüche sollte in einer sich aufgeklärt nennenden Zivilisation niemals einer kleinen Elite oder gar den Inhabern staatlicher Macht allein überlassen werden. Diese Prozesse müssen oder sollten vielmehr die Erkenntnisse der breiten Masse des Volkes widerspiegeln. Denn die dabei zu Tage geförderten Ergebnisse sind Interessen, welche – dem demokratischen Prinzip folgend – immer eine Projektion des Volkswillen darstellen sollten, denn Demokratie heißt nichts weiter als „Herrschaft des Volkes“. Und die Herrschaft des Volkes kann nur in einem aufgeklärten Volk umgesetzt werden. Dies ist übrigens auch ein allen bisherigen Revolutionen innewohnender Widerspruch, welche sich zum Ziel eine Volksherrschaft setzten: Erst muß aus einem unmündigen Volk ein aufgeklärtes hervorgehen, bevor man die Mechanismen der Demokratie zum Entfalten bringen kann. Die kubanische als auch die bolivarianische Revolution in Venezuela bilden hier eine rühmliche Ausnahme.

Das Beispiel Venezuela soll uns helfen, die Frage, ob wir in einem aufgeklärten Zeitalter leben, zu beantworten. Dazu greifen wir uns das Stichwort „Pressefreiheit“ heraus, was naheliegend ist, kann doch eine aufgeklärte Gesellschaft nicht ohne die Freiheit der Presse existieren.

Pressefreiheit bedeutet zuvorderst, daß niemand einem Journalisten vorschreiben darf, welche Informationen er veröffentlichen darf. Doch diese Freiheit muß an eine wichtige Bedingung geknüpft sein: Informationen dürfen nicht unterschlagen werden, da ansonsten das ganze Gerede von „Pressefreiheit“ ad absurdum geführt würde. Und in diesem Zusammenhang kommen wir zugleich zu der von mir zurecht getadelten Pressefreizügigkeit. Diese suggeriert eine Freiheit, die dazu führt, die Presse zum parteipolitischen Instrumentarium einer reichen Minderheit über die ahnungslose Mehrheit zu entwürdigen.
Die Aufgabe der Presse darf nicht sein, selbst zu entscheiden, welche Wahrheiten , Fakten und Informationen nicht zu veröffentlichen seien, je nach ideologischem Gusto des Verlagsinhabers. Denn so würde die Information zu einer Ware, welche man dem jeweiligen Zeitgeist unterwürfe. Dieser Umstand entspräche allem, nur nicht dem Geist der Aufklärung. Der Journalist sollte seinem Gewissen und der Moral verpflichtet sein, deren Grundlage die Suche nach der Wahrheit ist.

Unsere heutige Systempresse, von ARD bis RTLII, von Der Spiegel bis Bild, erfüllt diese journalistische Ethik in den seltensten Fällen. Über einige entscheidende gesellschaftliche Fragen jedoch herrscht ein grauer Nebel stillschweigenden Einvernehmens, der sich dann in solchen Fällen, wie beim Beispiel RCTV, besonders bemerkbar macht.

Ein prima Beispiel: Mitte dieses Jahres wurde in Venezuela dem privaten TV-Kanal RCTV die auslaufende Sendelizenz nicht verlängert, da diese für einen öffentlich-rechtlichen Kanal gebraucht wurde. RCTV ist zu vergleichen mit dem deutschen Sender RTLII oder ähnlichen Radaukanälen: Man sendete nur Telenovelas und seichte Unterhaltung. Selbst das Springerblatt „Die Welt“ schriebt in ihrer Ausgabe vom 25.Mai dieses Jahres:
„Für investigativen Journalismus war RCTV früher kaum bekannt, obwohl auch damals schon die Korruption blühte.“

Dennoch war sich der bundesdeutsche Medienbetrieb darin einig, daß nun die Meinungsfreiheit unterdrückt würde, da an der Stelle von RCTV nun ein staatlicher Kanal sendet, und man damit die Opposition mundtot machte. Tatsache aber ist, daß 80% der venezolanischen Medien in privater Hand sind, und diese ihre Opposition gegen die sozialistische Regierung Chávez ungehindert weiter vertreten darf, ohne mit Sanktionen belegt zu werden.

Chávez wird der Schließung eines TV-Senders beschuldigt, um sogleich den Beweis zu kolportieren, er sei ein Gegner der Pressefreiheit. Zwei Behauptungen, zwei dreiste Lügen - aber die deutsche Systempresse war sich einig in ihrem Urteil: Schuldig. Und die Realität? Es wurde eine Sendelizenz nicht verlängert, was angesichts der Tatsache, daß besagter TV-Kanal im Jahre 2002 einer der medialen Plattformen des Putsches gegen den demokratisch gewählten Präsidenten des Landes war, nachvollziehbar ist. In Deutschland hätte solch ein Kanal keine 24h gesendet.
Aber unabhängig davon: Die Nichtverlängerung einer staatlichen Lizenz für einen privaten Sender, der Platz machen soll für einen öffentlich-rechtlichen Kanal, ist ein rechtsstaatlicher Vorgang, wie er hier nicht anders vonstatten gehen würde. Das Argument, der Entzug der Sendelizenz wäre eine Einschränkung der Pressefreiheit gewesen, ist nicht nur angesichts der erdrückenden Überzahl oppositioneller Medien absurd, sondern auch juristisch nicht haltbar.
Denn - RCTV sendet weiter! Jetzt eben über Kabel zu empfangen, womit die Behauptung, Chávez hätte diesen Sender schließen lassen, auch der Lüge überführt wird.
Und, ist darüber irgendwas zu lesen, zu hören oder zu sehen in denjenigen Medien, die zu den größten Propagandisten dieser offensichtlichen Lügen gehörten und noch gehören? Nein. Weil heuer eben Pressefreizügigkeit, und keine Pressefreiheit im eigentlichen Sinne herrscht. Selbst die Information, daß in Venezuela ein privater TV-Kanal nicht mehr über seinen alten Sendeplatz zu empfangen war, wurde dahingehend entstellt, daß daraus die Nachricht wurde, der Sender sei geschlossen worden. Daß er aber nach wie vor zu empfangen ist – nun eben über Kabel -, wurde schlichtweg unterschlagen um der Absicht willen, aus Chávez einen „Diktator“ zu machen, der nun auch die Presse gängele.

Entspricht das dem Geist der Aufklärung?

Pressefreiheit heißt nicht, daß man schreiben oder senden darf, was man will. Denn ansonsten wird die Information zur frei verfügbaren und manipulierbaren Ware und die Lüge zum wirksamen Instrument der negativen Beeinflussung.

Wie schrieb Kant? „Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit.“ Kann man von Freiheit sprechen, wenn sich die Inhaber eines der wichtigsten Mechanismen der Aufklärung – nämlich eine freie Presse – über Fakten und Wahrheiten hinwegsetzen, mit dem Ergebnis, die Menschen zu desinformieren und damit zu entmündigen? Denn hier wird die Presse zum Instrumentarium der ideologischen Indoktrination, da sich die scheinbar sachliche Meldung zum Trojanischen Pferd einer Bande von Manipulatoren mausert, welche eine nachgewiesenermaßen falsche Behauptung zur Tatsache erhebt. Denn leider ist es so, daß Zeitungen und öffentliche Medien hierzulande in den seltensten Fällen kritisch hinterfragt werden, was ein weiteres Merkmal dafür ist, daß die Unmündigkeit ein gewünschtes Phänomen ist.

Das ist nur ein Beispiel dafür, daß sich die Presse als Grundpfeiler der Aufklärung diesem Auftrag entzogen hat. Denn die Freizügigkeit der Presse wird zum unüberwindlichen Hindernis auf dem Weg zur Meinungsfreiheit. Denn ohne den Tatsachen entsprechenden Informationen ist es keinem Menschen möglich, sich frei und unabhängig eine eigene Meinung zu bilden.

Fazit: George Orwell formulierte in seinem Roman „1984“: „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke.“ Des weiteren wird im Roman alles einer neuen Sprache, nämlich dem „Neusprech“, unterworfen. Neusprech ist eine künstlich veränderte Sprache, um das Bedeutungsspektrum der Wörter zu verringern und die Kommunikation innerhalb der Bevölkerung in ganz enge Bahnen zu lenken. Ich meine, daß diese Fiktion längst Wirklichkeit geworden ist.

„Humanitäre Intervention“ für Krieg: also Krieg ist Frieden.

„Die Eigenverantwortlichkeit des Menschen stärken“ heißt, die staatliche Fürsorge (Gesundheit, Bildung, Rente ect.), also Dinge, welche eigentlich den Bürger unabhängiger – ergo freier – machen sollen, weiter abzubauen; denn wenn der Staat mir Gesundheit, Bildung und Rente garantieren, bin ich eher in der Lage, flexibel zu sein (flexibel im eigentlichen Sinne): also Freiheit ist Sklaverei!

Und die Unwissenheit der Mehrheit ist die Stärke einer einflußreichen Minderheit – PISA hat zu Tage gefördert, daß Herkunft und sozialer Status entscheidend für die weitere berufliche Karriere eines Menschen sind. Privat-Universitäten und Eliteförderung statt gleiche Bildungschancen für alle unterstreichen die These, daß der Durchschnitt absichtlich in Unwissenheit gehalten werden sollen, damit er sich seinem Schicksal – sprich seiner Unmündigkeit – fügen soll.
Wir sind dem Zeitalter der Aufklärung weiter entfernt als es sich die Mehrheit nicht einmal in ihren schlimmsten Vermutungen vorstellen kann.

„Unmündigkeit ist ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“, schrieb Kant. Die Presse hat die Funktion dieses „anderen“ eingenommen, anstatt sich zum Instrumentarium einer wahren Aufklärung zu machen.

Quod erat demonstrandum!

politisch Verfolgter
04.11.2007, 09:43
Die grundrechtswidrige Arbeitsgesetzgebung erklärt ihre Opfer für unmündig, denen damit vollwertige Marktteilnahme verweigert wird. Dieser Sozialstaatsmarxismus garantiert den mod. Feudalismus.
Alles Andere sind Sekundärprobleme, die darauf "aufbauen".

GnomInc
04.11.2007, 09:54
Netter Aufsatz, NITUP .....
.
Deine Überblendung des " Neusprech" zu den rezenten Begriffskreationen kommt
leider etwas zu kurz.

An dieser Stelle müsste man auch die Begriffskreationen des einstigen
" real existierenden Sozialismus " anführen , sowie wäre es lohnenswert gewesen,
auf Klemperers Deduktionen der " faschistischen Begriffe " einzugehen.
.
Immerhin ist es verdienstvoll Instrumente der Demagogie und der Einflussnahme
auf die Massen zu entlarven.
.
Ich hoffe auf Fortführung.:]

Biskra
04.11.2007, 10:33
Klar leben wir noch in einem aufgeklärten Zeitalter, zumindest im "freien Westen". :]

Daran ändert sich auch nichts, weil nach Herrn Nitups Meinung dem armen Diktatorenwürstchen Chavez zu Unrecht die Behinderung der Pressefreiheit vorgeworfen wurde. Juristisch gesehen ist der Einzug der Sendelizenz bzw. deren Nichtverlängerung natürlich ein staatlicher Eingriff in die Pressefreiheit, der jedoch u.U. gerechtfertigt sein kann. Nur, womit wurde bitteschön denn diese Nichtverlängerung tatsächlich gerechtfertigt? Weißt du das, NITUP? Oder spekulierst du da nur?

Roter Sturm
04.11.2007, 11:43
Ein sehr guter Beitrag, Nitup!

Die Streuung von Lügen und die extreme Verzerrung und Unterschlagung von Wahrheiten sind einerseits ein Angriff auf das aufgeklärte Denken des Einzelnen, andererseits auch ein perfides Spiel mit der Meinung der Dummen.

Volyn
04.11.2007, 11:53
Nein, Nitup.


Wir leben im Zeitalter der rot-grünen Gesinnungsdiktatur.


Aber das kannst du natürlich nicht verstehen, weil du im Gegensatz zu mir noch nie in deinem Leben in einem freien Land und in einer freien Gesellschaft gelebt hast.

politisch Verfolgter
04.11.2007, 12:32
Wir benötigen grundrechtskonforme Rechtsräume, also die Entsorgung von Zwangsarbeit, Enteignung, Lehnswesen und Berufsverbot.
Betriebslose Anbieter benötigen vollwertige Marktteilnahme.

Sauerländer
04.11.2007, 12:41
Man könnte es so formulieren: Wir leben im Zeitalter einer Aufklärung, die sich durchgehend weigert, sich über sich selbst aufzuklären.
Nicht ohne Grund.
Eine wirkliche, eine totale Aufklärung lässt nämlich nicht nur von den alten Mythen und Legitimationsansätzen wenig übrig, sondern auch von den neuen Mythen der "Aufklärung" selbst, etwa dem Glauben an das Fortschrittsprinzip, an die moralbildende Kraft der Ratio usw.
Die vollends aufgeklärte Gesellschaft wäre die der vollständigen Beliebigkeit.
Dem entgegen ist die pseudoaufgeklärte unserer Tage "nur" restlos zynisch, indem sie Begrifflichkeiten als zwingend setzt und behandelt, um deren Unsinnigkeit eigentlich jeder weiss.

Walter Hofer
04.11.2007, 12:52
Man könnte es so formulieren: Wir leben im Zeitalter einer Aufklärung, die sich durchgehend weigert, sich über sich selbst aufzuklären.
Nicht ohne Grund.
Eine wirkliche, eine totale Aufklärung lässt nämlich nicht nur von den alten Mythen und Legitimationsansätzen wenig übrig, *****

deswegen leben wir noch am Beginn des Zeitalters einer Aufklärung!

Sauerländer
04.11.2007, 12:56
deswegen leben wir noch am Beginn des Zeitalters einer Aufklärung!
Das wage ich zu bezweifeln.
Wenn ich mir anschaue, wie bereits jetzt die Ergebnisse aussehen, ist schwer vorstellbar, wie die Potenzierungsolcher Umstände in sich tragfähig bleiben soll.
Es sei denn natürlich, die späteren Stadien werden allesamt sehr, sehr kurz.

Safrankova
04.11.2007, 14:01
Wir leben in einem Zeitalter der Anti-Aufklärung, genauer gesagt in einer Menschheitsperiode voll von medial induzierter Seelenvergiftung, die krankhafte emotional gesteuerte Affekte hervorruft. Diese Empörungs- und Hysterie"kultur" hat alle Aspekte des gesunden Menschenverstandes beiseitegefegt und bizarrste Auswüchse wie Ökostalinismus, Anarchokapitalismus, Multikulturalismus, Extremfeminismus und Kulturrelativsmus hervorgebracht und die Gesellschaft atomisiert. Die Folge dieses Irrsinns ist ein alttestentarischer Kampf jeder gegen jeden und der Zerfall sämtlicher funktionierender Strukturen.

EinDachs
04.11.2007, 14:32
Klar leben wir noch in einem aufgeklärten Zeitalter, zumindest im "freien Westen". :]

Daran ändert sich auch nichts, weil nach Herrn Nitups Meinung dem armen Diktatorenwürstchen Chavez zu Unrecht die Behinderung der Pressefreiheit vorgeworfen wurde. Juristisch gesehen ist der Einzug der Sendelizenz bzw. deren Nichtverlängerung natürlich ein staatlicher Eingriff in die Pressefreiheit, der jedoch u.U. gerechtfertigt sein kann. Nur, womit wurde bitteschön denn diese Nichtverlängerung tatsächlich gerechtfertigt? Weißt du das, NITUP? Oder spekulierst du da nur?

Chavez ist doch kein Diktator.
Der wurde frei gewählt und herrscht im Rahmen der Verfassung seines Landes.
Er mag ein Linkspopulist sein, aber auch wenn dir das nicht passt, demokratietechnisch kann man ihm nicht viel vorwerfen.

Stechlin
04.11.2007, 16:48
Klar leben wir noch in einem aufgeklärten Zeitalter, zumindest im "freien Westen". :]

Daran ändert sich auch nichts, weil nach Herrn Nitups Meinung dem armen Diktatorenwürstchen Chavez zu Unrecht die Behinderung der Pressefreiheit vorgeworfen wurde. Juristisch gesehen ist der Einzug der Sendelizenz bzw. deren Nichtverlängerung natürlich ein staatlicher Eingriff in die Pressefreiheit, der jedoch u.U. gerechtfertigt sein kann. Nur, womit wurde bitteschön denn diese Nichtverlängerung tatsächlich gerechtfertigt? Weißt du das, NITUP? Oder spekulierst du da nur?

Seit wann muß man die Nichtverlängerung eines Vertrages rechtfertigen? Der ist ausgelaufen und Ruhe ist! Zumal es ja so ist, daß dieser Sender munter weiter sein Programm ausstrahlt - nur eben jetzt nicht mehr über Antenne, sondern per Kabel. Im Umkehrfall könnte man behaupten, die Umstellung auf den digitalen Fernsehempfang in Deutschland stelle einen Eingriff in die Pressefreiheit dar, daß sich nicht jeder solch einen Dekoder leisten könne. Würdest Du das behaupten wollen?

Stechlin
04.11.2007, 17:01
Netter Aufsatz, NITUP .....
.
Deine Überblendung des " Neusprech" zu den rezenten Begriffskreationen kommt
leider etwas zu kurz.

An dieser Stelle müsste man auch die Begriffskreationen des einstigen
" real existierenden Sozialismus " anführen , sowie wäre es lohnenswert gewesen,

Das könnte man sicherlich. Nur geht es nicht um die DDR, sondern um die Frage, ob wir heute in einem aufgeklärten Zeitalter leben. Und die Sprachverhunzung im Orwellschen Stile hat es in der DDR nun wirklich nicht gegeben, auch wenn unsere Propaganda in Teilen unerträglich war, das will ich gerne zugeben. Aber, wie gesagt, ist das nicht Gegenstand unserer Diskussion.


auf Klemperers Deduktionen der " faschistischen Begriffe " einzugehen.

Das wiederum wäre in der Tat ratsam, da das nette Büchlein "LTI" heutzutage leider keinerlei Beachtung mehr findet. Denn Begriffe wie "total", um nur mal einen zu nennen, feiern heuer fröhliche Urstände in der Alltagssprache, in TV, in den Medien. Auch das kann als Beweis dafür herhalten, daß wir der Aufklärung weit entrückt sind. Überhaupt ist die Orwellsche Sprachentwicklung einer eingehenderen Erörterung wert, denn Beispiele gibt es viele, die belegen, daß mit der Instrumentalisierung der Sprache das Denken der Leute beeiflußt werden soll.

Ein Beispiel wäre "Arbeitgeber" und "Arbeitnehmer". Schon in der Bibel steht, daß Geben immer seliger ist denn Nehmen, somit diese Begriffe die Abhängigkeit und das moralische Verhältnis zwischen den Besitzern der Produktionsmittel und denjenigen, die ihnen ihre Arbeitskraft zu Verfügung stellen, klar zum Ausdruck bringen. Übrigens gibt es diese merkwürdige Begriffsfindung nur in Deutschland.
Arbeit ist eine physikalische Größe, die man nur leisten kann, ergo der Arbeiter derjenige ist, den man gerechterweise als Arbeitgeber bezeichnen muß, und den vermeintlichen "Arbeitgeber" als Arbeitnehmer. Auch hier kommt die gewollte Unmündigkeit des Bürgers klar zum Ausdruck, der sich seiner tatsächlichen Rolle innerhalb der Gesellschaft nicht bewußt werden darf. Eine ganz eindeutige Begriffsumkehrung.
.

Immerhin ist es verdienstvoll Instrumente der Demagogie und der Einflussnahme
auf die Massen zu entlarven.
.
Ich hoffe auf Fortführung.:]

Jeder ist dazu herzlich eingeladen, die Diskussion am Laufen zu halten - auch kontrovers!

Stechlin
04.11.2007, 17:22
Man könnte es so formulieren: Wir leben im Zeitalter einer Aufklärung, die sich durchgehend weigert, sich über sich selbst aufzuklären.
Nicht ohne Grund.
Eine wirkliche, eine totale Aufklärung lässt nämlich nicht nur von den alten Mythen und Legitimationsansätzen wenig übrig, sondern auch von den neuen Mythen der "Aufklärung" selbst, etwa dem Glauben an das Fortschrittsprinzip, an die moralbildende Kraft der Ratio usw.
Die vollends aufgeklärte Gesellschaft wäre die der vollständigen Beliebigkeit.
Dem entgegen ist die pseudoaufgeklärte unserer Tage "nur" restlos zynisch, indem sie Begrifflichkeiten als zwingend setzt und behandelt, um deren Unsinnigkeit eigentlich jeder weiss.

Ich denke nicht, daß eine total-aufgeklärte Gesellschaft in den Modus der Beliebigkeit fallen würde, denn das setzte ja vorraus, daß die Wahrheit nie konkret sei. Vielmehr ist es so, daß uns der Liberalismus eine Beliebigkeit suggeriert, die er als Pluralismus umschreibt, in Wirklichkeit aber sich selbst als Alternativlos gebärt, was seinen "pluralistischen" Charakter als gegenteilig entlarvt. Das, was ich hier als unaufgeklärt tadele, ist die Tatsache, daß niemand so recht erkennen mag, daß der Liberalismus ein nackter Kaiser ist. Die Rolle des kleinen Kindes mag niemand so recht übernehmen; und die, die es tun, werden dann entsprechend abgefertigt: siehe Biskra und Konsorten! Ermutigend ist das nicht, was wiederum unterstreicht, daß die Beliebigkeit nichts weiter ist als ein Jahrmarkt des Pöbels, auf dem er sich amüsieren kann, um die Alternativlosigkeit letztlich als bunt und vielfältig zu empfinden.

Nein, Aufklärung produziert keine Beliebigkeit, sondern eine Ratio, welche die Ordnung der Dinge herstellen würde. Aufklärung heißt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und jede Wirkung hat immer nur eine klare Ursache, und nicht multiple.

Gewiß, die Aufklärung würde diese Jahrmärkte gnadenlos abreißen, was einige als öde empfinden würden, ja als das Gegenteil des Fortschritts. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: heuer ist Fortschritt gleich Rückschritt.

Stechlin
04.11.2007, 17:24
deswegen leben wir noch am Beginn des Zeitalters einer Aufklärung!

Du solltest Deine These schon begründen, wenn Du mitreden willst.

Das gilt übrigens für jeden!

Stechlin
04.11.2007, 17:31
Chavez ist doch kein Diktator.
Der wurde frei gewählt und herrscht im Rahmen der Verfassung seines Landes.
Er mag ein Linkspopulist sein, aber auch wenn dir das nicht passt, demokratietechnisch kann man ihm nicht viel vorwerfen.

Doch, genau das wirft Biskra dem Chávez ja vor, daß der Kerl aber auch jedes Volksvotum gewinnt. Demokratie ist immer nur dann, wenn den Interessen des Kapitals entsprochen wird, und nicht den Interessen des Volkes. Der Kerl (Biskra) entlarvt sich damit zum wiederholten male als Antidemokrat.

In Deutschland dagegen ist alles paletti: 60% des Volkes sind gegen den BW-Einsatz im Ausland, fast 70% gegen die Bahnprivatisierung, die Mehrheit für eine durchgreifende Reform von HarzIV, aber die Regierung spiegelt das nicht wieder. Dennoch ist das eine Demokratie. Wenn aber eine Regierung, wie in Venezuela, die Mehrheit des Volkswillens wiederspiegelt, dann nennt man das Diktatur.

Die Tatsache, das wir in keinem aufgeklärten Zeitalter leben, spiegelt sich im Denkvermögen von Biskra tadellos wider. Einen besseren Beweis kann es gar nicht geben: Demokratien werden zu Diktaturen, und plutokratische Despotien, wie die BRD, zu Musterdemokratien. Big Brother is watching you!

Allemanne
04.11.2007, 18:41
Apropos: Das Stimmvieh dackelt brav auf's Amt um von sich freiwillig die biometrischen Daten und den Fingerabdruck abzuliefern.
In Frankreich will man den Einwanderern Genproben entnehmen. Ob es nur bei ihnen bleiben wird? Und selbst wenn nicht:
Das Volk von Morgen wird vollkommen katalogisiert sein.
Ebenfalls scheint es den europäischen Völkern, hier insbesondere dem britischen, auf gut Deutsch, scheissegal zu sein, dass sie auf Schritt und Tritt von Kameras überwacht werden, oder dass jede noch so kleine Datei, die wir im Web hinterlassen, für jahrzehnte gespeichert wird, oder das aufgezeichnet wird, wo, wohin und mit wem wir telefonieren.
Die CIA durchforstet den weltweiten E-Mail Verkehr heute schon nach Stichworten.


Wo sind die kritischen Stimmen aus dem Volk?


@NITUP

Ein weiteres Zeugnis der deutschen Demokratie ist doch auch, dass die Polit-Kaste die europäische Einheitsverfassung und -währung ohne jegliche Volksabstimmung, die in diesem Fall, verfassungsrechtlich gesehen, abgehalten werden hätte sollen, angenommen wurden.

Stechlin
04.11.2007, 18:45
Apropos: Das Stimmvieh dackelt brav auf's Amt um von sich freiwillig die biometrischen Daten und den Fingerabdruck abzuliefern.
In Frankreich will man den Einwanderern Genproben entnehmen. Ob es nur bei ihnen bleiben wird? Und selbst wenn nicht:
Das Volk von Morgen wird vollkommen katalogisiert sein.
Ebenfalls scheint es den europäischen Völkern, hier insbesondere dem britischen, auf gut Deutsch, scheissegal zu sein, dass sie auf Schritt und Tritt von Kameras überwacht werden, oder dass jede noch so kleine Datei, die wir im Web hinterlassen, für jahrzehnte gespeichert wird, oder das aufgezeichnet wird, wo, wohin und mit wem wir telefonieren.
Die CIA durchforstet den weltweiten E-Mail Verkehr heute schon nach Stichworten.


Wo sind die kritischen Stimmen aus dem Volk?


@NITUP

Ein weiteres Zeugnis der deutschen Demokratie ist doch auch, dass die Polit-Kaste die europäische Einheitsverfassung und -währung ohne jegliche Volksabstimmung, die in diesem Fall, verfassungsrechtlich gesehen, abgehalten werden hätte sollen, angenommen wurden.

:top:

Ein weiterer Beleg für meine These.
Ach, welch Vergnügen zu wissen, daß die Antiaufklärung noch nicht jeden erreicht hat!

Gärtner
04.11.2007, 19:23
Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?
24 Stunden Stromausfall reichen völlig aus, um zu belegen, daß die dünne Schicht von Zivilisation & Aufklärung, die wir uns in den letzten paar Tausend Jahren zugelegt haben, nur unzureichend verdeckt, daß wir im Grunde immer noch nach den Prinzipien einer Neandertalerhorde gestrickt sind.

Beverly
04.11.2007, 20:59
24 Stunden Stromausfall reichen völlig aus, um zu belegen, daß die dünne Schicht von Zivilisation & Aufklärung, die wir uns in den letzten paar Tausend Jahren zugelegt haben, nur unzureichend verdeckt, daß wir im Grunde immer noch nach den Prinzipien einer Neandertalerhorde gestrickt sind.

in irgendeiner Großstadt - ich glaube es war New York - führte ein mehrstündiger Stromausfall dazu, dass 9 Monate später mehr Kinder geboren wurden als gewöhnlich - weil Sex auch im Dunkeln geht ;)

Stechlin
04.11.2007, 21:08
24 Stunden Stromausfall reichen völlig aus, um zu belegen, daß die dünne Schicht von Zivilisation & Aufklärung, die wir uns in den letzten paar Tausend Jahren zugelegt haben, nur unzureichend verdeckt, daß wir im Grunde immer noch nach den Prinzipien einer Neandertalerhorde gestrickt sind.

So kann man das natürlich auch betrachten. Nur einem will ich doch energisch widersprechen: Eine Neandertalerhorde hatte sicherlich mehr Anstand und Sitte als der erbärmliche Zweibeiner, der sich heuer aufgeklärt nennt. Das sind wir unseren verblichenen entfernten Verwandten irgendwie schuldig.

Stechlin
04.11.2007, 21:10
in irgendeiner Großstadt - ich glaube es war New York - führte ein mehrstündiger Stromausfall dazu, dass 9 Monate später mehr Kinder geboren wurden als gewöhnlich - weil Sex auch im Dunkeln geht ;)

Diese Mär ist mittlerweile widerlegt. Vor Tagen wurde das hier im Forum irgendwo behandelt. Mußt mal suchen.

Sie muß auch falsch sein, weil sie ansonsten die These des Gelehrten widerlegt hätte. ;)

Beverly
04.11.2007, 21:27
Uns einzubilden, wir leben im Zeitalter der Aufklärung und das kann man entweder bejahen - fortschrittlich - oder negieren - konservativ - ist zu kurz gegriffen.

Man kann unser Zeitalter nicht konservativ negieren, denn es führt kein Weg zurück. Versuche, die "Uhr" vor 1789 zurück zu drehen, verpufften bestenfalls wirkungslos - im Wiener Kongress von 1815 - oder führten in die Katastrophe - der NS, Chomeinis Regime.

Man kann unsere Epoche aber auch nicht fortschrittsgläubig abfeiern - für eine Erfolgsstory liegen da zu viele Leichen im Keller. Heute abend sah ich beim Zappen in Glotze von Reisbauern in den Philippinen über Slumbewohner in Rio und Vorstädter in Paris bis zu einer deutschen Schulklasse, der die Erwerbslosigkeit winkt - "die Hartz-Vier-Klasse" - zu viele Schicksale, wo sich die Frage stellt, was da eigentlich mit Aufklärung und Fortschritt los ist. Denen mit der Parole zu kommen "jeder ist seines Glückes Schmied" ist da bestenfalls hohl.

Unsere Epoche kann man eher dialektisch einordnen: die vortechnischen Kulturen waren die "These", die sich aufgrund ineffizienter Wirtschaftsweisen und Unwissenheit, dem permanenten Mangel selbst bei beneidenswert wenig Bevölkerung als unhaltbar erwies.
Darauf folgten Neuzeit und Aufklärung als "Anti-These" und so - nämlich hart "anti" gegenüpber den Epochen davor - traten sie etwa bei Jakobinern und und Bolschewiken oder im Fortschrittsglauben des modernen Mainstreams auch oft auf. Wobei "anti" zwar seine Berechtigung haben mag, aber auch oft genug Ignoranz und blindwütige Zerstörung oder Unverständnis für die Epochen davor und Selbstüberschätzung der eigenen Epoche beinhaltet. Diese Epoche ist nämlich nicht das "Ende der Geschichte", ihr "Abschluss" womöglich noch im Dreiklang von Globalisierung, liberaldemokratischem Staat und Kapitalismus. Sie ist nur die Antithese, die auf die These folgte und wo sich - wenn alles gut geht - These und Antithese zur Synthese vereinen.

Erst in einer geglückten Synthese kann man von einem aufgeklärten Zeitalter sprechen - wir üben noch :rolleyes:

Allemanne
04.11.2007, 21:52
oder führten in die Katastrophe - der NS, Chomeinis Regime.

Beverly, ich kann dir sagen, dass dein Sarkasmus hier sehr, sehr schlecht rüberkommt – man könnte fast meinen, du würdest Chomeini und den vom Schah befreiten Iran allen Ernstes mit Hitler und dem hitlerfaschistsichen Deutschland vergleichen. :)

Stechlin
04.11.2007, 22:30
Beverly, ich kann dir sagen, dass dein Sarkasmus hier sehr, sehr schlecht rüberkommt – man könnte fast meinen, du würdest Chomeini und den vom Schah befreiten Iran allen Ernstes mit Hitler und dem hitlerfaschistsichen Deutschland vergleichen. :)

Unser(e) Beverly letztenendes doch ein Opfer der Muselhysterie? Das wäre bedauerlich.

Beverly
04.11.2007, 22:38
Unser(e) Beverly letztenendes doch ein Opfer der Muselhysterie? Das wäre bedauerlich.

meine Aversion gegen Chomeini rührt aus den 1980er Jahren her, als Berlin voll von Iranern und Iranerinnen war, die vor seinem Regime geflohen sind und mit den akuten Diskursen hat das nichts zu tun

Stechlin
04.11.2007, 22:42
meine Aversion gegen Chomeini rührt aus den 1980er Jahren her, als Berlin voll von Iranern und Iranerinnen war, die vor seinem Regime geflohen sind und mit den akuten Diskursen hat das nichts zu tun

Ist das nicht mindestens genauso schlimm?

Mondmann
04.11.2007, 22:59
Wir leben in einem Zeitalter der Anti-Aufklärung, genauer gesagt in einer Menschheitsperiode voll von medial induzierter Seelenvergiftung, die krankhafte emotional gesteuerte Affekte hervorruft. Diese Empörungs- und Hysterie"kultur" hat alle Aspekte des gesunden Menschenverstandes beiseitegefegt und bizarrste Auswüchse wie Ökostalinismus, Anarchokapitalismus, Multikulturalismus, Extremfeminismus und Kulturrelativsmus hervorgebracht und die Gesellschaft atomisiert. Die Folge dieses Irrsinns ist ein alttestentarischer Kampf jeder gegen jeden und der Zerfall sämtlicher funktionierender Strukturen.

Atomisierung würde ich keinesfalls als ein negatives Resultat einer Gegenaufklärung verstehen,ist doch das selbstbestimmte,frei wählenden,in seiner Willensäußerung bzw. deren Auslebung unbeinflußte Individuum Ziel einer aufgeklärten Gesellschaft.Wichtig ist dann der Brückenbau,die Verständigung und die selektive Bündelung der Einzelbestimmungen.

adama55
04.11.2007, 23:31
Was bedeutete Aufklärung? Gibt es ein einheitliches Menschenbild oder eine gemeinsame Moral aller Menschen?
Was nützt die sogenannte Aufklärung, wenn durch die unertschiedlichen Ausgangspositionen, die Fakten unterschiedlich gewichtet und bewertet werden.

Ein freier Geist darf zunächst keine Positon einnehmen. Weder Links, Rechts oder eine Religion. Er darf nie "Glauben" und muß alles für möglich halten. Loylität gibt es nur gegenüber der "Wahrheit".

Was bedeutet Aufklärung dann in einer Gesellschaft?
Die wachsende Anzahl von Menschen die diesen Kriterien entsprechen bzw. die Einflussnahme dieser Menschen an Schlüsselstellen der Macht. Natürlich könnte man auch Menschen nehmen die diesem Ideal möglichst nahe kommen.

Aber solange sich die Aufklärug für einige darin beschränkt zu denken. "Wären alle so wie ich wird es schon klappen." schafft man nur unvereinbare Extreme.

Der Faschismus funtkioniert nur wenn alle Faschisten sind, also...
Der Kommunismus funktioniert nur wenn alle Kommunisten sind, also...
Der Gottesstaat funktioniert nur wenn alle Gläubig sind (an den richtigen Gott glauben)also müssen Gegner "überzeugt" werden.


Nun versucht euch mit der Aufklärung auf den richtigen weg zu einigen. :D


Demokratie erlaubt es verschiedene Organisationmodelle und Verhaltensweisen zu tolerieren. Alle anderen Modelle beharren auf der Ausschlieslichkeit der von ihnen erkannten Wahrheiten und eines normierten Wohlverhaltens.

Biskra
05.11.2007, 13:09
Chavez ist doch kein Diktator.
Der wurde frei gewählt und herrscht im Rahmen der Verfassung seines Landes.
Er mag ein Linkspopulist sein, aber auch wenn dir das nicht passt, demokratietechnisch kann man ihm nicht viel vorwerfen.

Wie nennt man denn einen, der Gesetze im Alleingang ändern darf? :rolleyes:

A) Demokrat
B) Diktator
C) Linkspopulist

Auch ein Diktator kann demokratisch gewählt worden sein. Das weißt du aber sicherlich.

Biskra
05.11.2007, 13:12
Die Tatsache, das wir in keinem aufgeklärten Zeitalter leben, spiegelt sich im Denkvermögen von Biskra tadellos wider. Einen besseren Beweis kann es gar nicht geben: Demokratien werden zu Diktaturen, und plutokratische Despotien, wie die BRD, zu Musterdemokratien. Big Brother is watching you!

:)) Nitup, was bist du doch für eine verbohrte Betongrütze. Dein Agitprop ist hoffnungslos veraltet. Auch dich frage ich daher:

Wie nennt man eine Einzelperson, die Gesetze im Alleingang verändern darf?

A) Diktator
B) Demokrat
C) Linkspopulist

Allemanne
05.11.2007, 17:22
Wie nennt man eine Einzelperson, die die Verfassung im Alleingang verändern darf?

A) Diktator
B) Demokrat
C) Linkspopulist

Einen Autokrat.

Da Chàvez aber die Verfassung weder im Alleingang verändert hat noch verändern kann, ist er keiner.

Biskra
05.11.2007, 18:18
Einen Autokrat.

Da Chàvez aber die Verfassung weder im Alleingang verändert hat noch verändern kann, ist er keiner.

Lo siento, ich meinte im Alleingang Gesetze verabschieden.

EinDachs
05.11.2007, 18:41
Wie nennt man denn einen, der Gesetze im Alleingang ändern darf? :rolleyes:

A) Demokrat
B) Diktator
C) Linkspopulist

Auch ein Diktator kann demokratisch gewählt worden sein. Das weißt du aber sicherlich.

Das ist schon klar, dass ein Diktator demokratisch gewählt werden kann, aber scheinbar weißt du sehr wenig von Chavez, wenn du meinst er ändert Gesetze im Alleingang. Er hat ein paar Sondervollmachten, dank denen er ein paar Dekrete erlassen kann, diese können aber jederzeit vom nach wie vor von der vollkommen demokratisch gewählten Nationalversammlung widerrufen werden.
Ich kenne wenig Diktatoren die sich einer echten Wiederwahl stellen, noch dazu einer die von keinen nennenswerten Organisation kritisiert wird.
Wenn dir seine Politik nicht passt, ist das deine Sache, aber Diktator ist er sicher nicht.

Stechlin
05.11.2007, 19:08
Lo siento, ich meinte im Alleingang Gesetze verabschieden.

Wer tat das?

Stechlin
05.11.2007, 19:09
Das ist schon klar, dass ein Diktator demokratisch gewählt werden kann, aber scheinbar weißt du sehr wenig von Chavez, wenn du meinst er ändert Gesetze im Alleingang. Er hat ein paar Sondervollmachten, dank denen er ein paar Dekrete erlassen kann, diese können aber jederzeit vom nach wie vor von der vollkommen demokratisch gewählten Nationalversammlung widerrufen werden.
Ich kenne wenig Diktatoren die sich einer echten Wiederwahl stellen, noch dazu einer die von keinen nennenswerten Organisation kritisiert wird.
Wenn dir seine Politik nicht passt, ist das deine Sache, aber Diktator ist er sicher nicht.

Diese Sondervollmachten des Präsidenten sind Bestandteil der Verfassung - und zwar seit jahrzehnten. Ist es ein Akt der Diktatur, die Verfassung anzuwenden?

Stechlin
05.11.2007, 19:11
:)) Nitup, was bist du doch für eine verbohrte Betongrütze. Dein Agitprop ist hoffnungslos veraltet. Auch dich frage ich daher:

Wie nennt man eine Einzelperson, die Gesetze im Alleingang verändern darf?
A) Diktator
B) Demokrat
C) Linkspopulist

Ganz ehrlich: Frage George W. Bush! Der tut das permanent. Chavez beschließt keinerlei Gesetze im Alleingang. Wenn ja, bitte ich Dich, das zu belegen!

Biskra
05.11.2007, 19:15
Das ist schon klar, dass ein Diktator demokratisch gewählt werden kann, aber scheinbar weißt du sehr wenig von Chavez, wenn du meinst er ändert Gesetze im Alleingang. Er hat ein paar Sondervollmachten, dank denen er ein paar Dekrete erlassen kann, diese können aber jederzeit vom nach wie vor von der vollkommen demokratisch gewählten Nationalversammlung widerrufen werden.
Ich kenne wenig Diktatoren die sich einer echten Wiederwahl stellen, noch dazu einer die von keinen nennenswerten Organisation kritisiert wird.
Wenn dir seine Politik nicht passt, ist das deine Sache, aber Diktator ist er sicher nicht.

Nun ja, wenn die Opposition die Wahl boykottiert (natürlich grundlos und / oder CIA-gesteuert ;) ) und die Wahlbeteiligung bei 25% liegt mit der die Nationalversammlung gewählt wird und keine Wahlbeobachter zugelassen werden, dann ist das so eine Sache mit der Demokratie, oder? Zumindest ein klitzekleiner fader Beigeschmack? Diese 25% (alles Chavez-Fans) können also die Beschlüsse zurücknehmen, schick.

Und Gewaltenteilung ist doch sicherlich ein herausragendes Kriterium für eine Demokratie, oder nicht?


PS: Der ehemalige Vorstand der Wahlkommission (die richtet die Wahlen aus und schaut, daß da alles mit rechten Dingen zugeht) ist inzwischen Vizepräsident. Riecht da was? Nein? ;)

Biskra
05.11.2007, 19:25
Ganz ehrlich: Frage George W. Bush! Der tut das permanent. Chavez beschließt keinerlei Gesetze im Alleingang. Wenn ja, bitte ich Dich, das zu belegen!

:))


Mr Chavez approved 49 laws by decree during the first year of his previous term, after the assembly passed a similar "Enabling Law" in November 2000.

Now the president says an Enabling Law is a key step in what he calls an accelerating march toward socialism.

He has said he wants to see major Venezuelan power and telecoms companies come under state control.

Mr Chavez also called for an end to foreign ownership of lucrative crude oil refineries in the Orinoco region.

http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/6277379.stm

Biskra
05.11.2007, 19:26
Weiter gehts in Venezuela:


(Reuters) - President Hugo Chavez's congressional supporters on Friday approved a raft of constitutional changes, including scrapping presidential term limits and empowering police to detain Venezuelans without charge in "emergencies."

Venezuelans are likely to approve the reform in a referendum slated for December despite many voters' concerns Chavez is becoming increasingly authoritarian, pollsters say.

The following are some of the package's main proposals:

POLITICS

* Lifts the existing two-term limit for presidents and extends the term from six to seven years.

* Lowers the voting age to 16 from 18.

* Allows the president to create and eliminate provinces, districts and "communal cities" via decree and name the authorities in charge of them.

ECONOMY

* Ends the central bank's autonomy and gives the president direct control over foreign currency reserves.

* Prioritizes collective interests over individual interests in constitutional goal of creating a socialist economy.

* Reduces the work day to six hours from eight.

* Extends social security to some self-employed workers.

RIGHTS

* Allows security forces to arrest citizens without charge and opens the way to censoring media during natural disasters or political "emergencies" declared by the president.

http://www.reuters.com/article/worldNews/idUSN0220864620071102?pageNumber=1

EinDachs
05.11.2007, 19:59
Nun ja, wenn die Opposition die Wahl boykottiert (natürlich grundlos und / oder CIA-gesteuert ;) ) und die Wahlbeteiligung bei 25% liegt mit der die Nationalversammlung gewählt wird und keine Wahlbeobachter zugelassen werden, dann ist das so eine Sache mit der Demokratie, oder? Zumindest ein klitzekleiner fader Beigeschmack? Diese 25% (alles Chavez-Fans) können also die Beschlüsse zurücknehmen, schick.

Wenn die Opposition die Wahl blockiert macht dies Chavez aber nicht zu einem Diktator. Auch eine niedrige Wahlbeteiligung sagt nur, dass diese Blockade der Demokratie schädlich war. Der fade Beigeschmack liegt hier dann aber in der Verantwortung der Opposition, die wohl auch genau dies im Kalkül hatte.

Da ist der Link (http://www.eueomvenezuela.org/pdf/MOE_UE_Venezuela_2006_final_eng.pdf) zur europäischen Beobachtung des Präsidentschaftswahlkampfes 2006. Lies es dir durch, da sind keine nennenswerten Kritikpunkte.

Overall, the 2006 Presidential Elections were held in respect of national laws and
international standards concerning electoral administration and the electronic
voting system. The high turnout, and peaceful atmosphere in which they were held,
together with the acceptance of results by all those involved, represent significant
progress as compared to the 2005 Parliamentary Elections. Furthermore, these are
powerful arguments in favour of continuing to advance the dialog with political
parties and civil society organisations to increase the level of trust for future election
processes


Und Gewaltenteilung ist doch sicherlich ein herausragendes Kriterium für eine Demokratie, oder nicht?

Sicher.
Gewaltenteilung in 5 Gewalten, nämlich Legislative, Exekutive, Judikative, Bürgergewalt und Wahlgewalt (die letzten 2 ein Spezifikum)
Es bleibt festzuhalten, dass Venezuela ein präsidentiales System hat, dass dem Präsidenten zugunster eines Parlaments betont. Wie dies etwa auch klassischerweise in den USA der Fall ist (genau genommen hat der amerikanische Präsident mehr Befugnisse)
Zahlreiche Basisdemokratische Elemente und Plebiszite runden das Bild ab.


PS: Der ehemalige Vorstand der Wahlkommission (die richtet die Wahlen aus und schaut, daß da alles mit rechten Dingen zugeht) ist inzwischen Vizepräsident. Riecht da was? Nein?

PS: Und Bushs Wahlkampfleiterin war als Innenministerin Floridas für die Wahllisten zuständig, was auch stinkt.
Deshalb bin ich aber auch nicht einer der Irren der von Diktator Bush faselt.

EinDachs
05.11.2007, 20:00
Weiter gehts in Venezuela:



http://www.reuters.com/article/worldNews/idUSN0220864620071102?pageNumber=1

Beeindruckend.
Und?
Was ist da dran so diktatorisch?

Biskra
05.11.2007, 20:18
Beeindruckend.
Und?
Was ist da dran so diktatorisch?



* Lifts the existing two-term limit for presidents and extends the term from six to seven years.

* Allows the president to create and eliminate provinces, districts and "communal cities" via decree and name the authorities in charge of them.

* Ends the central bank's autonomy and gives the president direct control over foreign currency reserves.

* Allows security forces to arrest citizens without charge and opens the way to censoring media during natural disasters or political "emergencies" declared by the president.

Tja...lesen muss man können.

Stechlin
05.11.2007, 21:48
Tja...lesen muss man können.

Eine Reuters-Meldung als gesellschaftspolitische Analyse - alle Achtung, Biskra! Nur eine Scheibe von Deinem Selbstbewußtsein hätte ich gerne. :))

politisch Verfolgter
05.11.2007, 21:55
Jeder kann mit eigener Vernunft erkennen, daß Betriebslose keine menschl. Inhaber, keine Zwangsbewirtschaftung durch für Inhaberzwecke zwangsbevorratende Funktionäre, sondern vollwertige Marktteilnahme benötigen und längst haben könnten.
Userprofit ist Marktwirtschaft, "Arbeitnehmer"-Deklaration ist moderner Feudalismus.
Entfällt Affenschieberei, wird auch das sonstige Kriecherunwesen (z.B. gegenüber Politangstern) bald aussterben, weil dann die Grundrechte greifen.

adama55
05.11.2007, 22:11
Ganz ehrlich: Frage George W. Bush! Der tut das permanent. Chavez beschließt keinerlei Gesetze im Alleingang. Wenn ja, bitte ich Dich, das zu belegen!

Dein vorheriger Post passt hier auch als Antwort.



Diese Sondervollmachten des Präsidenten sind Bestandteil der Verfassung - und zwar seit jahrzehnten. Ist es ein Akt der Diktatur, die Verfassung anzuwenden?


Deine Antwort impliziert, dass Bush und Chavez gleichermaßen Demokraten sind?

basti
05.11.2007, 22:25
Unmündig oder aufgeklärt?


hört her, putinski hat was zu sagen!



Pressefreiheit bedeutet zuvorderst, daß niemand einem Journalisten vorschreiben darf, welche Informationen er veröffentlichen darf. Doch diese Freiheit muß an eine wichtige Bedingung geknüpft sein: Informationen dürfen nicht unterschlagen werden, da ansonsten das ganze Gerede von „Pressefreiheit“ ad absurdum geführt würde.


Quod erat demonstrandum!


du verwechselst da was.
die idee pressefreiheit hast du nicht verstanden. am einfachsten kannst du es verstehen, wenn du das gegenteil, die zensur, bemühst.

der journalist kann unter der pressefreiheit schreiben, die ihm der rechtsstaat ermöglicht, was er will. unter der zensur jedoch nicht. der eine journalist lässt eine information weg, der andere veröffentlicht sie jedoch. das ist pressefreiheit.
die pressefreiheit verpflichtet den journalisten nicht dazu, die leser mit dieser oder jener information unbedingt zu informieren. das ist ja gerade der witz an der pressefreiheit. es ist die freiheit, zu schreiben oder nicht zu schreiben, was man will.

adama55
05.11.2007, 22:27
Nun ja, wenn die Opposition die Wahl boykottiert (natürlich grundlos und / oder CIA-gesteuert ;) ) und die Wahlbeteiligung bei 25% liegt mit der die Nationalversammlung gewählt wird und keine Wahlbeobachter zugelassen werden, dann ist das so eine Sache mit der Demokratie, oder? Zumindest ein klitzekleiner fader Beigeschmack? Diese 25% (alles Chavez-Fans) können also die Beschlüsse zurücknehmen, schick.

PS: Der ehemalige Vorstand der Wahlkommission (die richtet die Wahlen aus und schaut, daß da alles mit rechten Dingen zugeht) ist inzwischen Vizepräsident. Riecht da was? Nein? ;)

Zunächst. Ich denke Chavez ist ein Idiot und wird sein Land und sein Volk irgendwann gegen die Wand fahren.
Trotzdem: Die Opposition besteht nur zu einem Teil aus Demokraten. Eine Nichtbeteiligung an der Wahl ist die falsche Strategie, weil sie den Eindruck zu erwecken versucht, alle Nichtwähler wären gegen Chavez.
Wahlbetrug lässt sich nur bei einer Beteiligung nachweisen. Wie kann man den Nichtwähler betrügen?
Chavez vertritt eine populistische Politik, die den Armen, der Mehrheit der Bevölkerung, zugute kommen soll. Solange Chavez etwas zu verteilen hat, wird er Erfolg haben und ich denke sogar, zurecht.
Bleiben die Öleinnahmen die einzige Quelle des Wohlstandes, werden sich verschiedene Gruppen am Dollarsegen bedienen, auch Chavez, und es wird für die Bevölkerung immer weniger übrigbleiben.
Aber lassen wir Chavez ein wenig Zeit. Schließlich sind aus den Maoisten in China auch faschistische Kapitalisten geworden.

Biskra
05.11.2007, 22:37
Eine Reuters-Meldung als gesellschaftspolitische Analyse - alle Achtung, Biskra! Nur eine Scheibe von Deinem Selbstbewußtsein hätte ich gerne. :))

Was heißt hier Analyse? Das ist der Neuerungskatalog Chavez', der alsbald abgesegnet werden soll. Der Mann sorgt dafür, daß er weiterhin im Amt bleiben darf, daß er zukünftig jeden einsperren darf, falls er eine Notlage erklärt, daß er die Verwaltungsstruktur nach Belieben verändern darf und in den Provinzen nach Belieben seine Puppen installieren darf und daß er zukünftig nach Belieben mit dem Geld aus den Öleinnahmen umgehen kann! Das sind die aktuellen Verfassungsänderungen! Du riechst da nichts?

Allemanne
05.11.2007, 22:45
Biskra, du hast ein schlichtweg falsches Bild von Chávez und dem bolivarischen Venezuela.


Lo siento, ich meinte im Alleingang Gesetze verabschieden.

Seit wann darf Chávez dies?



Nun ja, wenn die Opposition die Wahl boykottiert (natürlich grundlos und / oder CIA-gesteuert ;) )

Wo und wann tat sie das?


und die Wahlbeteiligung bei 25% liegt mit der die Nationalversammlung gewählt wird

Woher hast du die Zahlen?


und keine Wahlbeobachter zugelassen werden,

Quelle?


Und Gewaltenteilung ist doch sicherlich ein herausragendes Kriterium für eine Demokratie, oder nicht?

Seit wann ist diese in Venezuela aufgehoben?



PS: Der ehemalige Vorstand der Wahlkommission (die richtet die Wahlen aus und schaut, daß da alles mit rechten Dingen zugeht) ist inzwischen Vizepräsident. Riecht da was? Nein? ;)

Standardmässige Kabinettsbildung?



Bleiben die Öleinnahmen die einzige Quelle des Wohlstandes, werden sich verschiedene Gruppen am Dollarsegen bedienen, auch Chavez, und es wird für die Bevölkerung immer weniger übrigbleiben.

Tolle Prophezeiung. Ich kann auch wild in der Gegend rumphrophezeien, z.B. das Venezuela zu einem Vorbild für die lateinamerikanischen Staaten werden wird, oder dass die USA drauf und dran sind, in ein faschistisches System abzugleiten.

Biskra
05.11.2007, 23:18
@Allemanne

Das sind die vorläufigen Zahlen der "unabhängigen" Wahlkommission Venezuelas zu den Wahlen 2005, die kannst du z.B. bei der englischen wiki nachlesen. Leider hat es die "unabhängige" Wahlkommission nach zwei Jahren wohl immer noch nicht geschafft, das amtliche Endergebnis bekanntzugeben. Hony soit qui mal y pense.

adama55
06.11.2007, 00:24
Tolle Prophezeiung. Ich kann auch wild in der Gegend rumphrophezeien, z.B. das Venezuela zu einem Vorbild für die lateinamerikanischen Staaten werden wird, oder dass die USA drauf und dran sind, in ein faschistisches System abzugleiten.

Das ist keine Prophezeiung, denn dann würde sie ja zwangsläufig eintreffen.
Nein, ich schaue mir nur die Länder an die ähnlich angefangen haben. Wer mit Rechtsbrüchen seine Regierung anfängt, Enteignung der US Firmen usw., der steht "über" dem Gesetz. Ich kenn nun mal die Leute die sich an der Regierung beteiligen werden und die versuchen werden in dieser Regierung Karriere zu machen.
Manchmal dauert es länger bis es schief geht, manchmal geht es schneller.

EinDachs
06.11.2007, 01:28
Tja...lesen muss man können.

Recht mager.
Die Möglichkeit für Notstandsverordnungen gibts in sehr viel Staaten und wäre höchstens dann diktatorisch, wenn er sie einsetzen würde, was er nicht tut, Nationalbanken unter direkter staatlicher Kontrolle sind auch nichts neues (in Österreich oder der Schweiz gibts das etwa noch heute), und auch die Amtszeitverlängerung ist nun mal nichts diktatorisches.

Biskra
06.11.2007, 01:50
Recht mager.
Die Möglichkeit für Notstandsverordnungen gibts in sehr viel Staaten und wäre höchstens dann diktatorisch, wenn er sie einsetzen würde, was er nicht tut, Nationalbanken unter direkter staatlicher Kontrolle sind auch nichts neues (in Österreich oder der Schweiz gibts das etwa noch heute), und auch die Amtszeitverlängerung ist nun mal nichts diktatorisches.

Wo sieht denn die Notstandsverordnung einer demokratischen Verfassung vor, daß wenn ausschließlich der Präsident einen Notstand erklärt hat, er jeden der ihm nicht gefällt einsperren darf? (Das kann er übrigens noch nicht gemacht haben, weil die Verfassungsänderung erst noch abgesegnet werden muss)
Wo bitteschön in einem demokratischen Staat darf der Präsident nach Gusto entscheiden, was mit den staatlichen Einnahmen aus Exporten (=Devisen) geschieht? Ich zitiere: "gives the president direct control over foreign currency reserves"
Und wo bitteschön in einem demokratischen Staat darf der Präsident nach Gusto die Verwaltungsstruktur des Landes ändern?

adama55
06.11.2007, 14:16
Wo bitteschön in einem demokratischen Staat darf der Präsident nach Gusto entscheiden, was mit den staatlichen Einnahmen aus Exporten (=Devisen) geschieht? Ich zitiere: "gives the president direct control over foreign currency reserves"


Wenn das stimmt, kann der Präsident damit im Grunde auch einen Krieg erklären.
Ich sag mal, wer mir mein Geld wegnimmt bekommt Krieg, oder?

Biskra
06.11.2007, 14:20
Wenn das stimmt, kann der Präsident damit im Grunde auch einen Krieg erklären.
Ich sag mal, wer mir mein Geld wegnimmt bekommt Krieg, oder?

Krieg kann er letztendlich als Oberste Exekutive sowieso machen. :]

EinDachs
07.11.2007, 14:52
Wo sieht denn die Notstandsverordnung einer demokratischen Verfassung vor, daß wenn ausschließlich der Präsident einen Notstand erklärt hat, er jeden der ihm nicht gefällt einsperren darf?

In den USA auf der Grundlage des "Military Commission Acts" kann man das.
Mal abgesehen davon ist rechtlich sehr klar festgelegt, wann diese Notstandsverordnung eingesetzt werden kann. Im Grunde stellt es eine Reaktion auf den (vom CIA doch tatsächlich mitfinanzierten) Putsch des Jahres 2002, der dann aufgrund der Notstandsverordnung schwerer durchzziehen wäre.


(Das kann er übrigens noch nicht gemacht haben, weil die Verfassungsänderung erst noch abgesegnet werden muss)

Durch ein Plebiszit, wie ich mich undeutlich entsinne.


Wo bitteschön in einem demokratischen Staat darf der Präsident nach Gusto entscheiden, was mit den staatlichen Einnahmen aus Exporten (=Devisen) geschieht? Ich zitiere: "gives the president direct control over foreign currency reserves"

Das ist jetzt schwierig, weil die Schweiz keinen Präsidenten hat und Österreich durch die Währungsunion eingeschränkt ist.
Ich werd ein wenig Research betreiben, aber es ist meines Wissens auch kein Kennzeichen einer Demokratie, dass die Nationalbank von präsidentiellen Erlässen unabhängig ist.


Und wo bitteschön in einem demokratischen Staat darf der Präsident nach Gusto die Verwaltungsstruktur des Landes ändern?

Russland. Gut, auch nicht grade eine Vorzeigedemokratie.

Wie dem auch sei, reden wir hier von zukünftigen Veränderungen, die möglicherweise alle gar nicht in Kraft treten.
Und so oder so, die Verfassung bleibt in Kraft, die Meinungsfreiheit ist gewährleistet, Gewaltenteilung existiert und die Wahlen laufen proper.
Das ist einfach keine Diktatur.

Biskra
07.11.2007, 15:43
In den USA auf der Grundlage des "Military Commission Acts" kann man das.
Mal abgesehen davon ist rechtlich sehr klar festgelegt, wann diese Notstandsverordnung eingesetzt werden kann. Im Grunde stellt es eine Reaktion auf den (vom CIA doch tatsächlich mitfinanzierten) Putsch des Jahres 2002, der dann aufgrund der Notstandsverordnung schwerer durchzziehen wäre.


Der Putsch wurde von der CIA mitfinanziert? Inwiefern? Davon abgesehen ist der "Military Commissions Act" auf sogenannte illegale Kombattanten beschränkt und gilt zudem nicht so für amerikanische Staatsbürger, da diesen nicht Habeas Corpus verweigert werden kann. Weiterhin ist es fraglich, ob der MCA überhaupt verfassungskonform ist, das wird sich erst noch herausstellen. (Das Gesetz ist ein Jahr alt)


Durch ein Plebiszit, wie ich mich undeutlich entsinne.

Ja, die staatliche Wahlkommission wird schon für die ordnungsgemäße Abstimmung an den elektronischen Kabinen sorgen. :]



Das ist jetzt schwierig, weil die Schweiz keinen Präsidenten hat und Österreich durch die Währungsunion eingeschränkt ist.
Ich werd ein wenig Research betreiben, aber es ist meines Wissens auch kein Kennzeichen einer Demokratie, dass die Nationalbank von präsidentiellen Erlässen unabhängig ist.

Einfluss ist das eine, das andere ist "direct control". Der Präsident kann demnach frei verfügen, was mit dem Geld passiert. Er kanns halt irgendjemandem geben, ganz unabhängig von irgendwelchen Haushaltsbeschlüssen des Parlaments.


Russland. Gut, auch nicht grade eine Vorzeigedemokratie.

Richtig, nicht wirklich eine Vorzeigedemokratie.

EinDachs
07.11.2007, 16:00
Der Putsch wurde von der CIA mitfinanziert? Inwiefern?


Ich empfehl dir die Dokus "The Revolution will not be televised" (kursiert auch unter "Inside the coup") und "Why we fight" an.
Fast alle maßgeblich am Putsch beteiligten Organisationen erhielten in den Wochen davor größere Mengen Geld vom CIA.


Davon abgesehen ist der "Military Commissions Act" auf sogenannte illegale Kombattanten beschränkt und gilt zudem nicht so für amerikanische Staatsbürger, da diesen nicht Habeas Corpus verweigert werden kann. Weiterhin ist es fraglich, ob der MCA überhaupt verfassungskonform ist, das wird sich erst noch herausstellen. (Das Gesetz ist ein Jahr alt)


Ich weiß.
Wie alt ist schnell der neue Verfassungsentwurf von Chavez?
Ahhh, der ist ja noch nicht mal bestätigt und trotzdem ist er jetzt schon ein Diktator, obwohl er erst zukünftig durch die Verfassung zu penibel definierten Notstandsverordnungen ermächtigt wäre (vorrausgesetzt, dass es überhaupt angenommen wird).


Ja, die staatliche Wahlkommission wird schon für die ordnungsgemäße Abstimmung an den elektronischen Kabinen sorgen. :]

Nochmal:
Die Wahlbeobachtung der EU spricht von sauberen Wahlen.
Da ich ernsthaft bezweifle, dass du etwas weißt, was denen entgangen ist, tendier ich dazu denen zu glauben.


Einfluss ist das eine, das andere ist "direct control". Der Präsident kann demnach frei verfügen, was mit dem Geld passiert. Er kanns halt irgendjemandem geben, ganz unabhängig von irgendwelchen Haushaltsbeschlüssen des Parlaments.



Richtig, nicht wirklich eine Vorzeigedemokratie.[/QUOTE]

Biskra
07.11.2007, 16:30
Ich empfehl dir die Dokus "The Revolution will not be televised" (kursiert auch unter "Inside the coup") und "Why we fight" an.
Fast alle maßgeblich am Putsch beteiligten Organisationen erhielten in den Wochen davor größere Mengen Geld vom CIA.

Diese Dokus habe ich schon gesehen. Bei der ersten Doku kommen lediglich Behauptungen aus Chavez' Umfeld. Beweise sehen anders aus.

Bei der zweiten Doku handelt es sich um den Irak-Krieg, wenn ich mich recht entsinne. Und der hat wohl kaum was mit Chavez zu tun.

Beiden Dokus ist gemein, daß sie äußerst unseriös sind, insbesondere die erste der beiden ist ein reiner Abgesang auf den lieben Führer Chavez. Was du mir hier empfiehlst, liegt in der selben Kategorie wie die Verschwörungstheorieschnipsel zu 9/11.


Ich weiß.

Dann weißt du auch, daß der Vergleich fehl am Platze ist, weil die Chavez-Variante sich gegen die eigene Bevölkerung richtet!



Wie alt ist schnell der neue Verfassungsentwurf von Chavez?
Ahhh, der ist ja noch nicht mal bestätigt und trotzdem ist er jetzt schon ein Diktator, obwohl er erst zukünftig durch die Verfassung zu penibel definierten Notstandsverordnungen ermächtigt wäre (vorrausgesetzt, dass es überhaupt angenommen wird).

Ich hatte nur diese Nachricht gebracht, um auf das weitere Vorgehen von Chavez zu zeigen. Mich hätte es auch gewundert, wenn er freiwillig nach zwei Perioden gegangen wäre. Jetzt will er halt bleiben und sich noch mehr diktatorische Rechte bestätigen lassen.

Was ich vorher als Argument brachte, war die Tatsache, daß Chavez als Einzelperson Gesetze erlassen darf. Dies steht im Widerspruch zur Gewaltenteilung und meinem demokratischen Empfinden. Gesetze sind vom Parlament zu entwickeln und zu verabschieden, nicht vom Präsidenten. Was Chavez macht, das nennt man Ukas' erteilen, das konnten früher nur die Diktatoren und die Zaren.
Natürlich ist er damit noch nicht in einer Kategorie wie Calligula, wohl aber in einer mit Cäsar.
Und daß er sich sukzessive zu einem Calligula entwickelt, das zeigen seine neuen Machtwünsche, die er bestimmt bestätigt bekommt.
Außerdem geht es bei den Neuerungen um Verfassungsänderungen, nicht um Gesetze!
Die komplette juristische Riege hat Chavez übrigens schon mit getreuen Leuten besetzen lassen, da wird bestimmt keiner der neuen Verfassungsartikel als verfassungsfeindlich deklariert werden.


Nochmal:
Die Wahlbeobachtung der EU spricht von sauberen Wahlen.
Da ich ernsthaft bezweifle, dass du etwas weißt, was denen entgangen ist, tendier ich dazu denen zu glauben.

Von welchen Wahlen redest du? Was konnten die Beobachter denn dort verifizieren? Die sehen nur die Lokale and that's it. Die Auszählung erfolgt elektronisch.
Damit keine Missverständnisse auftreten: Ich rede von den Parlamentswahlen (das ist die eigentliche Legislative) 2005.


Lass es mich im Endeffekt so sagen: Ich ahne, was dort kommen wird. Meinetwegen ist er im Augenblick formell noch nicht Diktator, sondern Präsident mit autokratischem Führungsstil. Das wird sich ändern. Die neue Verfassung wird dies ändern. Und in ein zwei Jahren werde ich sagen können: Siehst du, i hoab's ja glei g'soagt! Oder aber jemand erbarmt sich und bringt den Herrn um die Ecke. Dann wirst du zu mir sagen können: : Siehst du, i hoab's ja glei g'soagt!

twoxego
08.11.2007, 09:18
was will uns herr putin sagen ?

irgendwas.
mit aufklärung allerdings hat dies alles nichts zu tun.

übrigens ist es konsens, dass das zeitalter der aufklärung im 18.jahrhundert
endete; traurig.

Polemi
08.11.2007, 09:36
was will uns herr putin sagen ?

irgendwas.
mit aufklärung allerdings hat dies alles nichts zu tun.

übrigens ist es konsens, dass das zeitalter der aufklärung im 18.jahrhundert
endete; traurig.
Falls jemand den Account gehackt hat: STIRB!
EDIT: Ich korrigiere: STIRB QUALVOLL ABSCHAUM

Ansonsten: Super dich wieder zu lesen, twox!
EDIT: Ich korrigieren: Bombotastomat dich wieder zu lesen - ich hoffe du bleibst ein Weile!

Biskra
08.11.2007, 11:23
was will uns herr putin sagen ?

irgendwas.
mit aufklärung allerdings hat dies alles nichts zu tun.

übrigens ist es konsens, dass das zeitalter der aufklärung im 18.jahrhundert
endete; traurig.

Ah, meine Nemesis ist zurück. Was bin ich entzückt. :)

McDuff
08.11.2007, 11:25
Ich denke nein, da alles daß was uns an Nachrichten erreicht, gefiltert, zurechtgebogen und zensiert ist. Somit kann man kaum von einem aufgeklärten Zeitalter reden.

EinDachs
09.11.2007, 19:38
Diese Dokus habe ich schon gesehen. Bei der ersten Doku kommen lediglich Behauptungen aus Chavez' Umfeld. Beweise sehen anders aus.

Bei der zweiten Doku handelt es sich um den Irak-Krieg, wenn ich mich recht entsinne. Und der hat wohl kaum was mit Chavez zu tun.

Beiden Dokus ist gemein, daß sie äußerst unseriös sind, insbesondere die erste der beiden ist ein reiner Abgesang auf den lieben Führer Chavez. Was du mir hier empfiehlst, liegt in der selben Kategorie wie die Verschwörungstheorieschnipsel zu 9/11.

So, ich hab's gefunden.
Da war ein Irrtum meinerseits. Die Doku die ich meinte, heißt "War on Democracy" (http://www.imdb.com/title/tt1029172/) und beweist das CIA Engagement anhand von Kontoauszügen der Putschisten die einige Zahlungen amerikanischer "Freunde der Demokratie" aufzeigen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du wohl auch diesen Film kurzerhand als unseriös bezeichnen wirst, da der CIA ja nie Gelder an Putschisten schicken würde um einen Staatsstreich zu finanzieren.

Überhaupt: "The revolution will not be televised" ist also unseriös? Oder könnt es einfach nur sein, dass der eine andere Meinung hat?
Hat übrigens den Peabody Award gewonnen, was meines Wissen den Verschwörungstheorieschnipseln nicht gelingt.



Von welchen Wahlen redest du? Was konnten die Beobachter denn dort verifizieren? Die sehen nur die Lokale and that's it. Die Auszählung erfolgt elektronisch.
Damit keine Missverständnisse auftreten: Ich rede von den Parlamentswahlen (das ist die eigentliche Legislative) 2005.

Und ich red von den Präsidentschaftswahlen 2006, da wo man eigentlich Chavez gewählt hat.


Lass es mich im Endeffekt so sagen: Ich ahne, was dort kommen wird. Meinetwegen ist er im Augenblick formell noch nicht Diktator, sondern Präsident mit autokratischem Führungsstil. Das wird sich ändern. Die neue Verfassung wird dies ändern. Und in ein zwei Jahren werde ich sagen können: Siehst du, i hoab's ja glei g'soagt! Oder aber jemand erbarmt sich und bringt den Herrn um die Ecke. Dann wirst du zu mir sagen können: : Siehst du, i hoab's ja glei g'soagt!

Ein recht schönes Schlusswort, dem kann ich mich anschließen.

Biskra
10.11.2007, 17:47
So, ich hab's gefunden.
Da war ein Irrtum meinerseits. Die Doku die ich meinte, heißt "War on Democracy" (http://www.imdb.com/title/tt1029172/) und beweist das CIA Engagement anhand von Kontoauszügen der Putschisten die einige Zahlungen amerikanischer "Freunde der Demokratie" aufzeigen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du wohl auch diesen Film kurzerhand als unseriös bezeichnen wirst, da der CIA ja nie Gelder an Putschisten schicken würde um einen Staatsstreich zu finanzieren.

Dazu muss ich ihn erst mal gesehen haben.


Überhaupt: "The revolution will not be televised" ist also unseriös? Oder könnt es einfach nur sein, dass der eine andere Meinung hat?
Hat übrigens den Peabody Award gewonnen, was meines Wissen den Verschwörungstheorieschnipseln nicht gelingt.

Natürlich hat er eine andere Meinung. Was ich mit unseriös meine, das ist, daß dort distanz- und kritiklos die Sicht der Chavez-Anhänger propagiert wird. Ich erinnere an den angeblichen CIA-Flug und die Brückenszene.



Und ich red von den Präsidentschaftswahlen 2006, da wo man eigentlich Chavez gewählt hat.

Die zusätzlichen Rechte verschafft ihm aber das Parlament.




Ein recht schönes Schlusswort, dem kann ich mich anschließen.

Mal sehen, wie Chavez dann bei der nächsten Krise reagiert. Wie war das gleich neulich? Chavez-Anhänger knallen Studenten auf dem Campus ab, weil die dort gegen die Verfassungsänderung demonstrieren und die Policia schaut tatenlos zu. Demokratie sieht anders aus.

EinDachs
10.11.2007, 17:55
Natürlich hat er eine andere Meinung. Was ich mit unseriös meine, das ist, daß dort distanz- und kritiklos die Sicht der Chavez-Anhänger propagiert wird. Ich erinnere an den angeblichen CIA-Flug und die Brückenszene.

Nun, die Brückenszene (ich geh davon aus, du meinst den angeblichen "Angriff" von Chavezanhängern) zeigt ja aber doch recht deutlich dass die Putschisten mit gezielter Medienmanipulation vorgingen.
Abgesehen davon, kann man die Putschisten ja wirklich nicht für Vorkämpfer der Demokratie bezeichnen.



Mal sehen, wie Chavez dann bei der nächsten Krise reagiert. Wie war das gleich neulich? Chavez-Anhänger knallen Studenten auf dem Campus ab, weil die dort gegen die Verfassungsänderung demonstrieren und die Policia schaut tatenlos zu. Demokratie sieht anders aus.

Stimmt schon, aber vor dem Putsch hieß es ja auch, dass Chavezanhänger sich als Heckenschützen aufspielen und dann war nicht sehr viel dran.

Biskra
10.11.2007, 18:58
Nun, die Brückenszene (ich geh davon aus, du meinst den angeblichen "Angriff" von Chavezanhängern) zeigt ja aber doch recht deutlich dass die Putschisten mit gezielter Medienmanipulation vorgingen.
Abgesehen davon, kann man die Putschisten ja wirklich nicht für Vorkämpfer der Demokratie bezeichnen.

Nein, die Putschisten sind sicherlich keine Vorkämpfer für Demokratie. Und die Aufnahme der leeren Straße ist später ausgezeichnet worden. Das meinte ich mit unseriös. Die haben tatsächlich auf eine Demo geschossen, wie auch neulich erst wieder auf Studenten. So funktioniert Demokratie in Venezuela. Wer demonstriert, der darf um sein Leben bangen.




Stimmt schon, aber vor dem Putsch hieß es ja auch, dass Chavezanhänger sich als Heckenschützen aufspielen und dann war nicht sehr viel dran.

Doch war da was dran. Nur wird das in der Doku mit einer späteren Aufnahme aus einem anderen Winkel anders dargestellt. Ziemlich üble Methode.


Schüsse bei Demo gegen Chávez

Maskierte Männer haben in Venezuela bei Protesten gegen eine Verfassungsänderung auf Demonstranten geschossen. 80.000 Studenten forderten die Verschiebung des Referendums, das Staatschef Chávez noch mehr Macht geben soll.

Caracas - Acht Menschen wurden bei den Demonstrationen in der Hauptstadt Caracas nach Behördenangaben verletzt, mindestens zwei von ihnen wurden angeschossen. Auf dem Universitätsgelände spielten sich dramatische Szenen ab. Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AP zählten und fotografierten mindestens vier maskierte Männer, die Demonstranten mit Pistolen bedrohten. Sie feuerten auch Schüsse in die Menge der protestierenden Studenten. Die Männer waren teilweise mit Skimasken vermummt, andere hatten sich T-Shirts das Gesicht gebunden.

Die AP-Mitarbeiter arbeiten für den CIA und selbst die venezuelanischen Behörden arbeiten schon gegen Chavez, richtig? Oder haben sich die Studenten selbst angeschossen um Chavez eins auszuwischen?

EinDachs
10.11.2007, 19:07
Nein, die Putschisten sind sicherlich keine Vorkämpfer für Demokratie. Und die Aufnahme der leeren Straße ist später ausgezeichnet worden. Das meinte ich mit unseriös. Die haben tatsächlich auf eine Demo geschossen, wie auch neulich erst wieder auf Studenten. So funktioniert Demokratie in Venezuela. Wer demonstriert, der darf um sein Leben bangen.


Die Aufnahme mit der leeren Strasse und die Schützenbilder sind doch eindeutig zur selben Zeit aufgenommen worden, nur eben aus einem anderen Winkel.
Es wär recht schön, wenn du diese Behauptung belegen kannst.


Doch war da was dran. Nur wird das in der Doku mit einer späteren Aufnahme aus einem anderen Winkel anders dargestellt. Ziemlich üble Methode.

Nur eben nicht nur in dieser Doku.
Also entweder stimmt die Darlegung oder Hugo Chavez hat es geschafft eine Propagandalüge dermaßen weit zu verbreiten, dass man nur seine Version kennt.


Die AP-Mitarbeiter arbeiten für den CIA und selbst die venezuelanischen Behörden arbeiten schon gegen Chavez, richtig? Oder haben sich die Studenten selbst angeschossen um Chavez eins auszuwischen?

Das ist ja nicht gesagt. Ich sag ja nur, dass ich da nicht alles gleich glaube. Der Opposition trau ich ein solches Verbrechen jederzeit zu. Die Putschisten haben diese "Demokraten" ja auch gleich unterstützt und die Sache mit dem Wahlboykott zeugt auch von einem merkwürdigen Demokratieverständnis.

politisch Verfolgter
11.11.2007, 08:50
Minimalanforderung für Aufklärung: die Eink./Verm.-Verteilung offenlegen und deren gesetzlichen Ursachen analysieren.
Bitte links auf die Verteilungen bringen.

SteveFrontera
11.11.2007, 14:05
Wenn man Aufklärung so definiert wie Kant es getan hat, dann leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter. Ich muss mich zumindest nicht mehr mit dem christlichen Glauben identifizieren und darf andere Ideen entwickeln. Das nenne ich Aufklärung. Ob der Journalismus von RTL aufgeklärt ist oder nicht, das ist mir völlig egal.

Stechlin
11.11.2007, 14:32
Wenn man Aufklärung so definiert wie Kant es getan hat, dann leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter. Ich muss mich zumindest nicht mehr mit dem christlichen Glauben identifizieren und darf andere Ideen entwickeln. Das nenne ich Aufklärung. Ob der Journalismus von RTL aufgeklärt ist oder nicht, das ist mir völlig egal.

Aber eben nicht Kant. Aufklärung heißt, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen - die Religion spielt dabei gar keine Rolle. Aufklärung kann nur herrschen, wenn die Presse ihre Rolle als Aufklärer insofern wahrnimmt, der Wahrheit zu dienen. Doch sie dient nur ihren Kapitalgebern, Inhabern und Auftraggebern.

Paul Sethe, ein doch eher konservativer Journalist, sagte einmal: Die Freiheit der Presse bestünde darin, daß die 200 reichsten Leute in diesem Lande ihre Meinung verbreiten dürfen.

Doppelplusgut!

Biskra
11.11.2007, 16:08
Die Aufnahme mit der leeren Strasse und die Schützenbilder sind doch eindeutig zur selben Zeit aufgenommen worden, nur eben aus einem anderen Winkel.
Es wär recht schön, wenn du diese Behauptung belegen kannst.

http://video.google.com/videoplay?docid=-3378761249364089950

Leider nur spanisch, aber mit englischen Untertiteln.