Caly
02.11.2007, 15:02
Irgendwo scheinen die nicht mehr richtig im Kopf zu sein...
1500 Euro für eine helfende Spritze ins Auge
Wie ein Pharmahersteller die Politik beeinflussen will
Timot Szent-Ivanyi
BERLIN. Die Mitglieder des Bundestags-Gesundheitsausschusses haben dieser Tage einen freundlichen Brief des Pharmaunternehmens Novartis Pharma GmbH erhalten. Darin macht die Firma ein besonderes Angebot: Die gesetzlichen Krankenkassen sollen für den Jahresbedarf eines bestimmtes Medikaments von Novartis nicht Milliarden-Beträge zahlen, sondern lediglich 315 Millionen Euro. "Mit diesen Informationen wollen wir zur sachlichen Diskussion beitragen und stehen jederzeit und gerne für Gespräche zur Verfügung", heißt es in dem Brief an die Abgeordneten.
Was ungewöhnlich klingt, ist Teil eines Arzneimittel-Krimis, der gegenwärtig das deutsche Gesundheitswesen beschäftigt. Es geht um die Behandlung der Augenkrankheit "feuchte altersbedingte Makuladegeneration" (AMD), bei der Wucherungen von Blutgefäßen in der Netzhaut ohne eine Behandlung zur Erblindung führen. Rund 485000 Menschen in Deutschland leiden unter dieser Krankheit - ein riesiger und lukrativer Markt für die Pharmawirtschaft.
Gegen AMD wird erfolgreich das Präparat Avastin des Pharmaherstellers Roche eingesetzt, eigentlich ein Mittel gegen Darmkrebs. Avastin hat allerdings keine Zulassung für die Bekämpfung von AMD, was aber bisher unproblematisch war. Denn dieser sogenannte "Off-Label-Use" - also eine Anwendung eines Präparats für eine andere Behandlung als von der Zulassung erlaubt - ist unter bestimmten Bedingungen rechtlich zulässig. Nämlich genau dann, wenn kein anderes wirksames Mittel auf dem Markt ist.
Das war bisher der Fall. Die Lage hat sich aber durch die vor wenigen Monaten erfolgte Zulassung des neuen Novartis-Präparates Lucentis drastisch geändert. Denn dieses Medikament, das nach Ansicht von Pharmaexperten eine Weiterentwicklung von Avastin darstellt, ist für die AMD-Behandlung zugelassen. Damit steht den Ärzten nun eine Alternative zur Verfügung, womit Avastin nicht mehr gegen AMD eingesetzt werden darf.
Für die betroffenen Patienten dürfte das egal sein, denn das neue Präparat hilft ebenfalls. Nicht egal ist es aber für die Krankenkassen. Denn der Unterschied bei den Kosten ist riesig. Nach Angaben des renommierten Pharmakologen Ulrich Schwabe könnten alle 485000 AMD-Patienten im Jahr für insgesamt 32 Millionen Euro mit Avistan versorgt werden. Ein Behandlung mit Lucentis würde dagegen mehrere Milliarden Euro kosten. Avastin, dosiert für eine Spritze in den Augapfel, kostet 50 Euro, während Novartis für eine Dosis Lucentis mehr als 1500 Euro verlangt. Ein "ungeheuerlicher" Preis, wie Pharmaexperte Gerd Glaeske findet.
Der Beobachter reibt sich nun verwundert die Augen. Warum beantragt Roche für sein Mittel Avistan nicht eine Zulassung für die AMD-Behandlung, sondern überlässt dem Konkurrenzprodukt das Feld? Denn eigentlich ist es üblich, dass ein Pharmahersteller eine möglichst breite Zulassung anstrebt, um viel zu verkaufen.
Die Antwort ist einfach: Novartis und Roche sind durch Beteiligungen miteinander verbunden. Roche hat also gar kein Interesse daran, gegen das Novartis-Mittel Lucentis anzutreten. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) drohte daher vor einigen Wochen schon mit einer "Zwangszulassung" der preiswerten Avistan-Therapie, was aber rechtlich gar nicht möglich ist. Versucht wird nun, über den Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen eine saubere Lösung hinzubekommen.
Das 315-Millionen-Angebot von Novartis ist dagegen bisher weder von der Politik noch von den Krankenkassen aufgegriffen worden. "Das deutsche Arzneimittelrecht ist doch kein Basar", empört sich der Sprecher des Betriebskrankenkassen-Verbandes (BKK), Florian Lanz. "Wir brauchen faire Arzneimittelpreise und keinen Kuhhandel."
Quelle:http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/698780.html
Eine Ver-30-fachung bzw Ver-10-fachung des Preises für ein leicht abgeändertes Medikament? Das ist Betrug und da ist schon allein der Versuch ist strafbar!
Aber was passiert wieder mal? Nix!
Diese kapitalistischen Spinner scheinen sich echt alles unbestraft erlauben zu können...
1500 Euro für eine helfende Spritze ins Auge
Wie ein Pharmahersteller die Politik beeinflussen will
Timot Szent-Ivanyi
BERLIN. Die Mitglieder des Bundestags-Gesundheitsausschusses haben dieser Tage einen freundlichen Brief des Pharmaunternehmens Novartis Pharma GmbH erhalten. Darin macht die Firma ein besonderes Angebot: Die gesetzlichen Krankenkassen sollen für den Jahresbedarf eines bestimmtes Medikaments von Novartis nicht Milliarden-Beträge zahlen, sondern lediglich 315 Millionen Euro. "Mit diesen Informationen wollen wir zur sachlichen Diskussion beitragen und stehen jederzeit und gerne für Gespräche zur Verfügung", heißt es in dem Brief an die Abgeordneten.
Was ungewöhnlich klingt, ist Teil eines Arzneimittel-Krimis, der gegenwärtig das deutsche Gesundheitswesen beschäftigt. Es geht um die Behandlung der Augenkrankheit "feuchte altersbedingte Makuladegeneration" (AMD), bei der Wucherungen von Blutgefäßen in der Netzhaut ohne eine Behandlung zur Erblindung führen. Rund 485000 Menschen in Deutschland leiden unter dieser Krankheit - ein riesiger und lukrativer Markt für die Pharmawirtschaft.
Gegen AMD wird erfolgreich das Präparat Avastin des Pharmaherstellers Roche eingesetzt, eigentlich ein Mittel gegen Darmkrebs. Avastin hat allerdings keine Zulassung für die Bekämpfung von AMD, was aber bisher unproblematisch war. Denn dieser sogenannte "Off-Label-Use" - also eine Anwendung eines Präparats für eine andere Behandlung als von der Zulassung erlaubt - ist unter bestimmten Bedingungen rechtlich zulässig. Nämlich genau dann, wenn kein anderes wirksames Mittel auf dem Markt ist.
Das war bisher der Fall. Die Lage hat sich aber durch die vor wenigen Monaten erfolgte Zulassung des neuen Novartis-Präparates Lucentis drastisch geändert. Denn dieses Medikament, das nach Ansicht von Pharmaexperten eine Weiterentwicklung von Avastin darstellt, ist für die AMD-Behandlung zugelassen. Damit steht den Ärzten nun eine Alternative zur Verfügung, womit Avastin nicht mehr gegen AMD eingesetzt werden darf.
Für die betroffenen Patienten dürfte das egal sein, denn das neue Präparat hilft ebenfalls. Nicht egal ist es aber für die Krankenkassen. Denn der Unterschied bei den Kosten ist riesig. Nach Angaben des renommierten Pharmakologen Ulrich Schwabe könnten alle 485000 AMD-Patienten im Jahr für insgesamt 32 Millionen Euro mit Avistan versorgt werden. Ein Behandlung mit Lucentis würde dagegen mehrere Milliarden Euro kosten. Avastin, dosiert für eine Spritze in den Augapfel, kostet 50 Euro, während Novartis für eine Dosis Lucentis mehr als 1500 Euro verlangt. Ein "ungeheuerlicher" Preis, wie Pharmaexperte Gerd Glaeske findet.
Der Beobachter reibt sich nun verwundert die Augen. Warum beantragt Roche für sein Mittel Avistan nicht eine Zulassung für die AMD-Behandlung, sondern überlässt dem Konkurrenzprodukt das Feld? Denn eigentlich ist es üblich, dass ein Pharmahersteller eine möglichst breite Zulassung anstrebt, um viel zu verkaufen.
Die Antwort ist einfach: Novartis und Roche sind durch Beteiligungen miteinander verbunden. Roche hat also gar kein Interesse daran, gegen das Novartis-Mittel Lucentis anzutreten. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) drohte daher vor einigen Wochen schon mit einer "Zwangszulassung" der preiswerten Avistan-Therapie, was aber rechtlich gar nicht möglich ist. Versucht wird nun, über den Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen eine saubere Lösung hinzubekommen.
Das 315-Millionen-Angebot von Novartis ist dagegen bisher weder von der Politik noch von den Krankenkassen aufgegriffen worden. "Das deutsche Arzneimittelrecht ist doch kein Basar", empört sich der Sprecher des Betriebskrankenkassen-Verbandes (BKK), Florian Lanz. "Wir brauchen faire Arzneimittelpreise und keinen Kuhhandel."
Quelle:http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/698780.html
Eine Ver-30-fachung bzw Ver-10-fachung des Preises für ein leicht abgeändertes Medikament? Das ist Betrug und da ist schon allein der Versuch ist strafbar!
Aber was passiert wieder mal? Nix!
Diese kapitalistischen Spinner scheinen sich echt alles unbestraft erlauben zu können...