Madday
18.10.2007, 09:56
An einem Informationsstand der örtlichen CDU stritten Passanten über den Bau einer großen Moschee des Muslimverbands Ditib. Ein türkischer Mittdreißiger belehrte eine ältere Dame, über den Islam würden „nur Lügen“ erzählt. In Wirklichkeit heiße „Islam Frieden“. Die Dame erwiderte darauf: „Warum hat Muhammad dann viele hundert Juden an einem Tag töten lassen?“ Erstaunt von solcher Detailkenntnis, antwortete der Muslim leicht verunsichert: „Das stimmt doch nicht.“ Nach allen Kenntnissen der Islamwissenschaft stimmt es. Aber wie auch immer, vor allem eins belegt die Szene: Der Dialog zwischen muslimischer Minderheit und nichtmuslimischer Mehrheit ist kritischer und ernsthafter geworden.
Wie ein gewaltiger Verstärker wirkt dabei der Streit über den Bau von Moscheen, der zurzeit in über 30 deutschen Städten und Gemeinden tobt. Ob Köln, München oder Berlin – überall gründen sich kritische Bürgerinitiativen, überall stimmen Prominente in die Kritik ein, und überall entlädt sich ein Schwall grundsätzlicher Sorgen angesichts geplanter Bauten.
So sei es schon sonderbar, dass Ditib so viele Moscheen hierzulande „nach Kriegsherrn wie dem Konstantinopel-Eroberer Fatih Sultan Mehmet“ benenne, warnte die Islamwissenschaftlerin Ursula Spuler-Stegemann.
Außerdem leugne Ditib den Völkermord an den Armeniern und ersetze die religiöse durch ultrapatriotische Schärfe – was sogleich einige Türkeikenner bestätigten. Zudem werden immer neue Skandalgeschichten bekannt, etwa dass Ditib bis vor kurzem eine Islam-Fibel mit dem Titel „Erlaubtes und Verwehrtes“ vertrieb, die das Schlagen von Ehefrauen gestattet.
Fast alle Kritiker, von Necla Kelek bis zu Bischof Wolfgang Huber, bescheinigten dem Verband obendrein Heuchelei. In Deutschland fordere Ditib Religionsfreiheit für Muslime und baue Moscheen, aber in der Türkei verweigere ihre Behörde Christen und Aleviten den Bau von Gotteshäusern und volle Religionsfreiheit. Tatsächlich ist Ditib eng mit dem türkischen Staat verbunden, konkret mit dem Amt für Religiöse Angelegenheiten, das die türkische Religionspolitik verantwortet.
Das Problem ist nur: Nach deutschem Recht ist für die Erteilung von Baugenehmigungen nicht entscheidend, ob der Bauherr mit einem ausländischen Staat engen Kontakt hält oder ein Faible für Eroberer hat. Und baurechtliche Vorwände vorzuschieben, wo es um politische und moralische Argumente geht, ist auf Dauer wenig aussichtsreich. Und so schreitet der Moscheebau allmählich voran. Derzeit gibt es rund 160 davon, in Planung sind 184, daneben logieren etwa 2400 Gebetsräume in umgebauten Lagerhallen und Kellern. Zeitgleich wachsen auch die Sorgen angesichts der Bauherrn – und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Denn wer wollte schon das Recht auf den Bau religiöser Stätten einschränken, das doch allerorten als Grund verfassungspatriotischen Stolzes bemüht wird?
http://www.welt.de/politik/article1203509/Moscheebauten_erregen_ganz_Deutschland.html
Es tut sich etwas, nur werden die Anstrengungen erfolglos bleiben.
Wie ein gewaltiger Verstärker wirkt dabei der Streit über den Bau von Moscheen, der zurzeit in über 30 deutschen Städten und Gemeinden tobt. Ob Köln, München oder Berlin – überall gründen sich kritische Bürgerinitiativen, überall stimmen Prominente in die Kritik ein, und überall entlädt sich ein Schwall grundsätzlicher Sorgen angesichts geplanter Bauten.
So sei es schon sonderbar, dass Ditib so viele Moscheen hierzulande „nach Kriegsherrn wie dem Konstantinopel-Eroberer Fatih Sultan Mehmet“ benenne, warnte die Islamwissenschaftlerin Ursula Spuler-Stegemann.
Außerdem leugne Ditib den Völkermord an den Armeniern und ersetze die religiöse durch ultrapatriotische Schärfe – was sogleich einige Türkeikenner bestätigten. Zudem werden immer neue Skandalgeschichten bekannt, etwa dass Ditib bis vor kurzem eine Islam-Fibel mit dem Titel „Erlaubtes und Verwehrtes“ vertrieb, die das Schlagen von Ehefrauen gestattet.
Fast alle Kritiker, von Necla Kelek bis zu Bischof Wolfgang Huber, bescheinigten dem Verband obendrein Heuchelei. In Deutschland fordere Ditib Religionsfreiheit für Muslime und baue Moscheen, aber in der Türkei verweigere ihre Behörde Christen und Aleviten den Bau von Gotteshäusern und volle Religionsfreiheit. Tatsächlich ist Ditib eng mit dem türkischen Staat verbunden, konkret mit dem Amt für Religiöse Angelegenheiten, das die türkische Religionspolitik verantwortet.
Das Problem ist nur: Nach deutschem Recht ist für die Erteilung von Baugenehmigungen nicht entscheidend, ob der Bauherr mit einem ausländischen Staat engen Kontakt hält oder ein Faible für Eroberer hat. Und baurechtliche Vorwände vorzuschieben, wo es um politische und moralische Argumente geht, ist auf Dauer wenig aussichtsreich. Und so schreitet der Moscheebau allmählich voran. Derzeit gibt es rund 160 davon, in Planung sind 184, daneben logieren etwa 2400 Gebetsräume in umgebauten Lagerhallen und Kellern. Zeitgleich wachsen auch die Sorgen angesichts der Bauherrn – und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Denn wer wollte schon das Recht auf den Bau religiöser Stätten einschränken, das doch allerorten als Grund verfassungspatriotischen Stolzes bemüht wird?
http://www.welt.de/politik/article1203509/Moscheebauten_erregen_ganz_Deutschland.html
Es tut sich etwas, nur werden die Anstrengungen erfolglos bleiben.