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Vollständige Version anzeigen : Das Ende des rheinischen Kapitalismus



Roter Prolet
14.08.2004, 15:45
Die Agenda 2010, Arbeitszeitverlängerungen bei gleichem Lohn, die Forderung nach Abschaffung des Kündigungsschutzes und der Einführung einer Kopfpauschale für die Krankenkassenbeiträge, die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe (Hartz IV), kurz die Abschaffung vieler sozialer Errungenschaften deuten darauf hin, dass der rheinische Kapitalismus an seine Grenzen stößt.
Unter diesem Begriff verstand man die Funktionsweise des Kapitalismus in der BRD nach dem Krieg, und ausgehend von dort auch in anderen Teilen Westeuropas. Es war die Zeit der Sozialpartnerschaft, der scheinbaren Mitbestimmung. Kapitalist und Arbeiter sitzen im selben Boot. Es hieß, es gebe keine Ausbeutung mehr, der Kapitalismus habe sich grundlegend geändert. Der Klassenkampf existiere nicht mehr und sei überlebt. Eine ständige Vertragspolitik bringe eine kontinuierliche Verbesserung der Lebensbedingungen, erhöhe die Kaufkraft, stimuliere das Wirtschaftswachstum und schaffe Vollbeschäftigung.
Das waren die ideologischen Gespinste des Kapitals, gierig von der Sozialdemokratie aufgenommen und mit Erfolg in die Arbeiterklasse hineingetragen. Das Ganze gipfelte in der Aussage des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt: ”Die Profite von heute sind die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen“.
Die Amerikaner hatten nach Kriegsende sofort begriffen, dass, wenn sie in der sich anbahnenden Systemauseinandersetzung siegen sollten, Deutschland und Japan wirtschaftlich wieder schnell auf die Beine kommen müßten. Im Gegensatz zu den Sozialdemokraten hatten die Leute der amerikanischen ”think tanks“ sehr wohl Marx gelesen und wußten daher, dass das Sein das Bewußtsein bestimmt. Und da im Nachkriegsdeutschland eine starke antikapitalistische Stimmung herrschte – wegen der Schuld des Großkapitals an der Auslösung des Krieges – mußten rasch die Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden, um sie weg von revolutionären Gedanken zu bringen. So forderte sogar die CDU in ihrem ”Ahlener Programm“ (Februar 1947) die Verstaatlichung der Grundindustrien.
Es war also notwendig, dass das Kapital zeitweilig auf sehr hohe Profitraten verzichten und durch die Einführung des rheinischen Kapitalismus der Arbeiterklasse die Illusion vermitteln tat, der Kapitalismus habe tatsächlich sein Wesen geändert.
Aber nach seinem globalen Sieg und der Wiedereinführung des Kapitalismus in den Ländern Osteuropas, besteht heute kein Grund mehr, den sozialen Christbaumschmuck noch weiter zu erhalten.
Beraubt von ihren Produktionsmitteln, befreit von bescheidenen aber sicheren Arbeitsplätzen, befreit von kostenloser medizinischer Betreuung und Schulausbildung, müssen die Arbeiter in Osteuropa heute ihre Arbeitskraft durchschnittlich für knappe 9 Euro am Tag verkaufen. Das Kapital verlangt nun ähnliche Ausbeutungsbedingungen im Westen und fordert einen Rückgang der Lohnkosten um 30 Prozent, sonst müsse die Produktion nach Osteuropa ausgelagert werden.
Noch nie und nirgendwo wirkte sich ein Sieg des Kapitalismus günstig auf die Arbeiterschaft aus, und noch nie waren im Kapitalismus soziale Errungenschaften für die Zukunft abgesichert. Dies wird erst dann der Fall sein, wenn die Mehrheit der Menschen bereit ist, das kapitalistische System als solches in Frage zu stellen.

John Donne
14.08.2004, 16:39
Hallo Roter Amboss,

die ersten drei Abschnitte Deines Beitrags sind durchaus lesenswert (was den Rest angeht, sind unsere politische Grundeinstellungen meinem Gefühl nach zu verschieden, als daß wir da auf einen gemeinsamen Nenner kommen könnten). Der springende Punkt ist meines Erachtens gerade folgender:


Eine ständige Vertragspolitik bringe eine kontinuierliche Verbesserung der Lebensbedingungen, erhöhe die Kaufkraft, stimuliere das Wirtschaftswachstum und schaffe Vollbeschäftigung.
In der Tat war - und ist - das eine weitverbreitete Vorstellung. Nichtsdestotrotz ist sie leider falsch: Es kann stets nur verteilt werden, was auch erarbeitet wurde.
Ich möchte keineswegs den Gewerkschaften ihre historische Existenzberechtigung und Erfolge absprechen. Aber die Zukunft liegt nicht in der 35-Stundenwoche und ganz sicher nicht im Sozialismus.

Hartz IV bedeutet für mich weder das Ende noch den Anfang von irgendetwas und schon gar nicht den Anfang vom Ende. Die Agenda 2010 ist ein harter, schmerzllicher und dringend notwendiger Schritt in die richtige Richtung. Das Problem in diesem Land ist nicht der schwindende Wohlstand oder eine Verarmung von Massen. In diesem Zusammenhang wird m.E. viel zu oft der Terminus Menschenwürde bemüht, wenn es um Einkünfte geht. Jahrelang, fast jahrzehntelang haben wir uns den erkennbar unbezahlbaren Luxus geleistet, daß Arbeitlose eine Einkommen von höherer Kaufkraft hatten als ein in vollem Lohn und Brot stehener Industriefacharbeiter Mitte der 60er Jahre. Waren deren Situation menschenunwürdig?
Das Problem ist m.E., daß hier in Deutschland gerade in den letzten beiden Jahrzehnten ein Anspruchsdenken entstanden ist, daß durch die tatsächliche Produktivität sowie Bildung und Ausbildung einfach nicht gedeckt ist. Wir müssen weg von dem Denken, daß man vermögend zu sein hat, um ein anständiger Mensch zu sein oder irgendwie etwas zu gelten. Daß es menschenunwürdig ist, 40 Stunden oder mehr pro Woche zu arbeiten.
Ein Schritt zurück in den sozialen Sicherungssystemen ist nicht erstrebenswert, aber manchmal eben notwendig. Und das Hauptproblem ist m.E., daß viele dies erkannt haben, insgeheim aber nach dem Motto verfahren "Macht ihr mal, ich guck solange, daß es mir nicht schlechter geht". Nötige Reformen leben wie der gesamte Staat vom Mitmachen. Und ich habe den Eindruck, es machen immer weniger mit - bei beidem. Ich fürchte, das Resultat wird irgendwann der große Knall sein. Und glaub mir, es wird nicht die sozialistische Revolution sein, von der einige Ewiggestrige noch träumen.

Grüße
John

derNeue
14.08.2004, 17:35
Die Agenda 2010, Arbeitszeitverlängerungen bei gleichem Lohn, die Forderung nach Abschaffung des Kündigungsschutzes und der Einführung einer Kopfpauschale für die Krankenkassenbeiträge, die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe (Hartz IV), kurz die Abschaffung vieler sozialer Errungenschaften deuten darauf hin, dass der rheinische Kapitalismus an seine Grenzen stößt.
Unter diesem Begriff verstand man die Funktionsweise des Kapitalismus in der BRD nach dem Krieg, und ausgehend von dort auch in anderen Teilen Westeuropas. Es war die Zeit der Sozialpartnerschaft, der scheinbaren Mitbestimmung. Kapitalist und Arbeiter sitzen im selben Boot. Es hieß, es gebe keine Ausbeutung mehr, der Kapitalismus habe sich grundlegend geändert. Der Klassenkampf existiere nicht mehr und sei überlebt. Eine ständige Vertragspolitik bringe eine kontinuierliche Verbesserung der Lebensbedingungen, erhöhe die Kaufkraft, stimuliere das Wirtschaftswachstum und schaffe Vollbeschäftigung.
Das waren die ideologischen Gespinste des Kapitals, gierig von der Sozialdemokratie aufgenommen und mit Erfolg in die Arbeiterklasse hineingetragen. Das Ganze gipfelte in der Aussage des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt: ”Die Profite von heute sind die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen“.
Die Amerikaner hatten nach Kriegsende sofort begriffen, dass, wenn sie in der sich anbahnenden Systemauseinandersetzung siegen sollten, Deutschland und Japan wirtschaftlich wieder schnell auf die Beine kommen müßten. Im Gegensatz zu den Sozialdemokraten hatten die Leute der amerikanischen ”think tanks“ sehr wohl Marx gelesen und wußten daher, dass das Sein das Bewußtsein bestimmt. Und da im Nachkriegsdeutschland eine starke antikapitalistische Stimmung herrschte – wegen der Schuld des Großkapitals an der Auslösung des Krieges – mußten rasch die Lebensbedingungen der Menschen verbessert werden, um sie weg von revolutionären Gedanken zu bringen. So forderte sogar die CDU in ihrem ”Ahlener Programm“ (Februar 1947) die Verstaatlichung der Grundindustrien.
Es war also notwendig, dass das Kapital zeitweilig auf sehr hohe Profitraten verzichten und durch die Einführung des rheinischen Kapitalismus der Arbeiterklasse die Illusion vermitteln tat, der Kapitalismus habe tatsächlich sein Wesen geändert.
Aber nach seinem globalen Sieg und der Wiedereinführung des Kapitalismus in den Ländern Osteuropas, besteht heute kein Grund mehr, den sozialen Christbaumschmuck noch weiter zu erhalten.
Beraubt von ihren Produktionsmitteln, befreit von bescheidenen aber sicheren Arbeitsplätzen, befreit von kostenloser medizinischer Betreuung und Schulausbildung, müssen die Arbeiter in Osteuropa heute ihre Arbeitskraft durchschnittlich für knappe 9 Euro am Tag verkaufen. Das Kapital verlangt nun ähnliche Ausbeutungsbedingungen im Westen und fordert einen Rückgang der Lohnkosten um 30 Prozent, sonst müsse die Produktion nach Osteuropa ausgelagert werden.
Noch nie und nirgendwo wirkte sich ein Sieg des Kapitalismus günstig auf die Arbeiterschaft aus, und noch nie waren im Kapitalismus soziale Errungenschaften für die Zukunft abgesichert. Dies wird erst dann der Fall sein, wenn die Mehrheit der Menschen bereit ist, das kapitalistische System als solches in Frage zu stellen.
Ich hatte zuerst gelesen: "Das Ende des rheinischen Karnevals"--
und mich schon gefreut..
Aber wenn Du das, was heute in Deutschland besteht, als "Kapitalismus" bezeichnest, sollte er ruhig noch eine Weile weiterleben. Ich nenne es aber lieber "soziale Marktwirtschaft". Und wenn diese in Deutschland jetzt untergeht, dann liegt das daran, daß sie in den letzten Jahren zuwenig und nicht zuviel "Kapitalismus" beinhaltet hatte.

walfiler
14.08.2004, 19:10
Der Karneval und seine Politik sind bei weitem effektiver als die ideologischen Plastiktüten die sich Kapitalisten und Kommunisten gegenseitig um die Ohren schlagen. Aber ich stimme unserem Stubenkommunisten zu, wir müssen etwas gegen die international agierende Finanzkaste unternehmen bevor sie uns das letzte Blut ausgesaugt und in ihren Wohlstand hinein aufgesogen hat.

Roter engel
14.08.2004, 19:10
Irgendwann wird der Kapitalismus eh an seine grenze stoßen, spätestens wenn wir uns wegen öl bekriegen...keine herrschaftsform ist von dauer, der mensch muss und wird sich immer weiterentwickeln und die sozialere form wählen...
hoffen wir, dass dieser wandel auch ohne eine blutige revolution vonstatten geht...
bis es soweit ist kann ich nur zu meinem marxistischen gott beten *fg*...kleiner scherz am rande um das thema etwas aufzulockern

Manfred_g
14.08.2004, 20:08
In der Tat war - und ist - das eine weitverbreitete Vorstellung. Nichtsdestotrotz ist sie leider falsch: Es kann stets nur verteilt werden, was auch erarbeitet wurde.
Ich möchte keineswegs den Gewerkschaften ihre historische Existenzberechtigung und Erfolge absprechen. Aber die Zukunft liegt nicht in der 35-Stundenwoche und ganz sicher nicht im Sozialismus.

In diesem Zusammenhang wird m.E. viel zu oft der Terminus Menschenwürde bemüht, wenn es um Einkünfte geht. Jahrelang, fast jahrzehntelang haben wir uns den erkennbar unbezahlbaren Luxus geleistet, daß Arbeitlose eine Einkommen von höherer Kaufkraft hatten als ein in vollem Lohn und Brot stehener Industriefacharbeiter Mitte der 60er Jahre. Waren deren Situation menschenunwürdig?

Das Problem ist m.E., daß hier in Deutschland gerade in den letzten beiden Jahrzehnten ein Anspruchsdenken entstanden ist, daß durch die tatsächliche Produktivität sowie Bildung und Ausbildung einfach nicht gedeckt ist. Wir müssen weg von dem Denken, daß man vermögend zu sein hat, um ein anständiger Mensch zu sein oder irgendwie etwas zu gelten. Daß es menschenunwürdig ist, 40 Stunden oder mehr pro Woche zu arbeiten.
Ein Schritt zurück in den sozialen Sicherungssystemen ist nicht erstrebenswert, aber manchmal eben notwendig. Und das Hauptproblem ist m.E., daß viele dies erkannt haben, insgeheim aber nach dem Motto verfahren "Macht ihr mal, ich guck solange, daß es mir nicht schlechter geht". Nötige Reformen leben wie der gesamte Staat vom Mitmachen. Und ich habe den Eindruck, es machen immer weniger mit - bei beidem. Ich fürchte, das Resultat wird irgendwann der große Knall sein. Und glaub mir, es wird nicht die sozialistische Revolution sein, von der einige Ewiggestrige noch träumen.


Sehr schön gesagt. Voller Konsens!

Kleine Anmerkung zu:
"... Wir müssen weg von dem Denken, daß man vermögend zu sein hat, um ein anständiger Mensch zu sein oder irgendwie etwas zu gelten..."

In Deutschland denkt kaum jemand, daß ihn Geld zum anständigen Menschen machen würde (das ist auch okay) und das ist den meisten auch völlig wurscht (das ist nicht okay).
Vielmehr geben sich viele, die aufgegeben zu haben das Glück im Reichtum zu finden, dem Selbstbetrug hin, zu denken, der Glück und Anstand lägen -ganz gegenteilig- in der Armut.
Viele glaube und predigen es, manche predigen nur... ;)
Die daraus entsehende Ambivalenz bringt zwei wesentliche Denkweisen hervor:
- die einen glauben reich leben zu müssen, mit dem einzigen "Grund", daß andere es ja auch sind
- die anderen predigen es sei sogar unmoralisch reich zu sein

Beides keine guten Voraussetzungen reich zu werden.

Und das macht es schlimmer als bei den Amis!

Gruß,
Manfred

Roter engel
14.08.2004, 20:43
Vielleicht muss man unmoralisch sein um reich zu werden...ein systemfehler des kapitalismus

Roter Prolet
14.08.2004, 21:30
Die Zukunft gehört dem Sozialismus, ganz klar!

@derNeue:
Die "soziale" Marktwirtschaft alias rheinische Kapitalismus liess um 1990 seine angeblich soziale Maske langsam aber sicher fallen!
Du sollst den Text etwas genau lesen, mein Lieber!

@Roter Engel:
Die gesamte Ausbeutergesellschaft namens Kapitalismus ist ein Fehler an sich :D
Diese muss durch eine Revolution (das muss nicht unbedingt Blutbad oder Strassenschlachten heissen, kann auch friedlich verlaufen, durch Wahlen, ich hoffe dass das letztere eintrifft!) gestürzt werden und die sozialistische Gesellschaft (Vergesellschaftung der Produktionsmittel mittels Rätedemokratie) muss aufgebaut werden und den Platz einnehmen!

John Donne
15.08.2004, 11:17
In Deutschland denkt kaum jemand, daß ihn Geld zum anständigen Menschen machen würde (das ist auch okay) und das ist den meisten auch völlig wurscht (das ist nicht okay).
Vielmehr geben sich viele, die aufgegeben zu haben das Glück im Reichtum zu finden, dem Selbstbetrug hin, zu denken, der Glück und Anstand lägen -ganz gegenteilig- in der Armut.
Viele glaube und predigen es, manche predigen nur... ;)
Die daraus entsehende Ambivalenz bringt zwei wesentliche Denkweisen hervor:
- die einen glauben reich leben zu müssen, mit dem einzigen "Grund", daß andere es ja auch sind
- die anderen predigen es sei sogar unmoralisch reich zu sein

Beides keine guten Voraussetzungen reich zu werden.

Und das macht es schlimmer als bei den Amis!

Gruß,
Manfred

Du hast Recht, anständig ist hier wohl falsch gewählt. Ein Problem sehe ich jedoch darin, daß es keinen verbindlichen Wertekonsens mehr gibt. Einige sehen das vermutlich als Befreiung, ich sehe es als Vakuum, weil ich glaube, das Brechen von (vermeintlichen) Tabus sollte nur konstruktiv geschehen, also selbst auch Werte schaffen. Reichtum erfüllt hier sicher auch den Zeck, meßbar etwas erreicht zu haben und verschafft vielfach Achtung.
Die von Dir beschriebene Ambivalenz sehe ich auch so. Die Vorstellung, Reichtum (der mit dem "Besserverdienen" anfängt) sei nur auf Kosten anderer möglich, unmoralisch und auf anständigem und legalem Wegen eigentlich nicht zu erreichen, ist m.E. gefährlich. Den Gipfel der von Dir beschriebenen Anschauung mailte mir neulich ein Bekannter zu, der eine Diskussion in einem attac-Forum beobachtet hatte: Einem Selbständigen wurde gesagt, er solle aufhören, sich durch seine selbstgewählte 60+ - Stundenwoche selbst auszubeuten, dies sei in höchstem Maße unmoralisch, kapitalistisch und verrate die Arbeiterklasse.

Grüße
John

Roter Prolet
15.08.2004, 11:24
"Das, was Du »Kapitalismus« nennst, ist keine Herrschaftsform, sondern ein Wirtschaftssystem."
@Modena:
Der Kapitalismus ist sowohl ein Wirtschaftssystem als auch ein politisches System!

Roter engel
15.08.2004, 11:30
Nein, der kapitalismus ist nur eine wirtschaftsform und hat natürlich auch einfluss auf andere politische bereiche(genauso wie die wirtschaft auf andere politische bereiche) aber die herrschaftsform ist die demokratie...

obwohl meiner meinung nach kapitalismus und diktatur sehr wohl geht, aber kommunismus und diktatur nicht!!!

walfiler
15.08.2004, 13:47
Die Politik des Kapitalismus beruht auf einer Demokratie in der die Parlamentarier in den Vorstandsetagen der kapitalistischen Firmen sitzen und ihr Volk vergiften

mggelheimer
15.08.2004, 13:52
obwohl meiner meinung nach kapitalismus und diktatur sehr wohl geht, aber kommunismus und diktatur nicht!!!


Geht nicht, gibts nicht!
..."Es lebe die Diktatur des Proletarists" :))

walfiler
15.08.2004, 13:57
Da der Kapitalismus darauf angewiesen ist, dass seine Sklaven gut arbeiten ist er auch darauf angewiesen, dass sie ihre Arbeit freiwillig verrichten. Die Infrastrucktur die benötigt würde um eine diktatorische Versklavung zu ermöglichen ist bei uns nicht auf zu bauen, wir leben schließlich nicht in Ägypten wo man eine Baustelle mit Bewaffneten Soldaten umstellen konnte. Eine diktatorische Versklavung würde bei uns zu einem teuren Verlust an Produktionsmitteln und Betriebsgeräten ausufern.

Es ist im Kapitalismus nur wichtig, dass Horden von prügelnden und denunzierenden Antifaschisten alle Ausreißer zum Schweigen bringen.

walfiler
15.08.2004, 17:57
Wo gibt es denn freiwillig arbeitende Sklaven? 8o Sowas suche ich noch, denn das kann ja kaum strafbar sein! :P
Ein freiwilliger Sklave ist jemand der jeden Tag 7h am Band steht oder sonstige stupide Tätigkeiten ausführt um durch seinen Lohn seine Grundversorgung zu bestreiten und nebenher durch das Konsumieren von in der Werbung angepriesenen Produkten Glück zu empfinden.

Hätten wir hingegen eine Vollbeschäftigung müßte ein Arbeiter vielleicht 3-4h pro Tag arbeiten und könnte genauso gut leben.

Was glaubt ihr wohin das ganze Geld aus dem Export der Produke geht, die von deutschen Arbeiter angefertigt werden?

sperschi
15.08.2004, 18:02
Was glaubt ihr wohin das ganze Geld aus dem Export der Produke geht, die von deutschen Arbeiter angefertigt werden?

Deiner Meinung nach Israel?

walfiler
15.08.2004, 18:22
Deiner Meinung nach Israel?
Deiner Meinung nach nicht die CDU Kassen?


Außerdem fällt mir bei Deiner Argumentation auf, daß Du Arbeit offenbar für etwas Negatives hältst. Das magst Du so sehen, aber viele sehen das völlig anders.
Du glaubst daran, dass Arbeit dich frei macht, wie?

walfiler
15.08.2004, 18:26
Ich bin frei.
Stimmt ja, dass du nicht von Arbeit abhängig bist hast du an anderer Stelle deutlich gemacht. Und wenn ich dich frage ob du meinst, dass Arbeit deine Arbeiter frei macht wirst du mir wohl kaum widersprechen, was?

walfiler
15.08.2004, 18:54
Wiso sollten sie sich für Geld abmühen wenn sie frei wären?

walfiler
16.08.2004, 12:15
Na sie wollen wohl eher ein anständiges Leben haben und das ist vom Geld abhängig und wenn man das nicht aus Zinsen oder Wucher verdient ist man zur Arbeit gezwungen.

walfiler
16.08.2004, 14:19
Willst du mir ernsthaft verklickern, man sei nur frei, wenn man Geld habe? 8o
Ganz genau das.


Freiheit hat mit Vermögen nicht das geringste zu tun. Der Penner, der über Land zieht, kann freier sein als der Multimilliardär mit seinen vielfältigen Verpflichtungen.
Ja, natürlich kann er durchs Land ziehen aber wenn er in der Stadt von der Polizei aufgegriffen wird wird er vor die Stadtgrenze geschafft, nachts friert er sich den Arsch ab und Schweineschnitzel schmeckt bedeutend besser als Bohnen aus der Dose.

Kurz: Er ist gefangener widriger Umstände die nur mit Geld zu durchbrechen sind.

walfiler
16.08.2004, 15:31
Sind wir nicht alle Gefangene der Umstände?

Wer Geld braucht, muß halt dafür arbeiten. Das ist ein Naturgesetz und hat mit Unfreiheit nichts zu tun.
Nein. Das stimmt nicht. Wenn man mal einen gewissen betrag an Geld hat reicht es diesen sich selbst vermehren zu lassen, sei es durch Zinsen oder Spekulationen.
Auf diese weise nimmt man dem hart arbeitenden Menschen seinen Lohn ab ohne auch nur einen Finger zu rühren. Und glaub mir, ich weiß von was ich spreche und dass es bestens funktioniert.

Auf diese weise kann man genauso frei rumlaufen wie der Penner aber hat eben noch den Vorzug in die besten kneipen einzukehren und von all den Frü+chten der Arbei anderer menschen zu profitieren. Ist das nicht das Schlaraffenland? Wenn nicht, dann ist es viel besser.

Nur müßen eben die Arbeiter dafür leiden aber solange die denken sie würden das freiwillig machen ist ja alles in Ordnung für dich.

walfiler
16.08.2004, 19:07
Du hast wirklich merkwürdige Vorstellungen. Wenn dem tatsächlich so wäre, müßte man ja nur genug Geld drucken, und alle wären glücklich und zufrieden.
Nein, so tue ich ganz gewiss nicht, das geht auch eindeutig aus meinen Beiträgen hervor auch wenn du dich sichtlich bemühst mich lächerlich zu machen.

Aber ich bin der Meinung, dass einige mehr arbeiten als andere und der Lohn keinesfalls mehr der verrichteten Arbeit entspricht.


Nun hat aber Geld gar keinen Wert an sich. Es wird nur wertvoll dadurch, daß Menschen es als Verrechnungseinheit akzeptieren. Und es vermehrt sich nicht von selbst, sondern nur dadurch, daß Menschen mit ihm arbeiten.
Ab einem gewissen Geldbetrag auf der Bank kann man bequem von den Zinsen leben ohne auch nur einen Finger krumm zu machen.

moxx
17.08.2004, 11:09
ebenso muss man, entschuldige die ergänzung modena, die investitionen des architekten berücksichtigen.
die ausbildung zum architekten dauert bedeutent länger als die zum bauarbeiter, wobei dieser während seiner ausbildung noch geld verdient. der architekturstudent erhält nichts für sein lernen, er muss sich mit nebenjobs durchschlagen und verbraucht somit eine lange zeit in der er eigentlich auch hätte arbeiten können und geld verdienen.
eine investition muss sich immer lohnen, dass ist nunmal ein eisernes gesetz.

@walfiler
zu den zinsen:
investitionen entstehen durch zwei dinge 1. arbeit und 2. kapital ( manchmel auch boden)
fällt ein teil weg, so ist auch die investition hinfällig.
mal am beispiel des architekten weiter gedacht:
ohne kapital kann kein baumaterial herangeschafft werden, sowie die löhne der arbeiter und des architekten nicht bezahlt werden.
ohne arbeit wäre das baumaterial vorhanden jedoch nicht zu einem haus zusammengesetzt. das ist nun ein dilema.
wieso ist es also ungerecht, wenn derjenige, der das kapital stellt ( und damit ein nicht unerhebliches risiko trägt ) dafür nicht bezahlt wird?
ohne sein geld würde gar nichts laufen und niemand hätte etwas davon.

walfiler
17.08.2004, 15:35
Du hast völlig falsche Vorstellungen vom Wirtschaftsleben. Die Bezahlung für eine Arbeit hängt nicht in erster Linie von der Menge, sondern von der Qualität der geleisteten Arbeit ab. Ein Architekt, der ein Gebäude entwirft, verdient wesentlich mehr als einer der Arbeiter, der das Gebäude baut. Es steht dem Arbeiter natürlich frei, Architekt zu werden. Aber das kann nicht jeder. Steine schleppen auf dem Bau können hingegen die meisten.
Und du hast völlig falsche Vorstellungen von der Arbeit auf dem Bau, ich wette der Architeckt den du angeführt hast könnte das körperlich garnicht beweltigen und hat auch keine körperlichen Langzeitschäden von seiner Arbeit, ich finde der Bauarbeiter der die Folgeschäden trägt müßte weit mehr bezahlt bekommen.

Und es kann auch nicht jeder Architeckt werden weil man schon recht gut betuchte Eltern braucht um sich die Uni leisten zu können. Mag sein, dass das früher anders war aber mittlerweile ist es da eng geworden.


Ja und? Was ist denn daran falsch? Man hat den Finger vorher krumm genug gemacht, um dieses Geld zu erwirtschaften. Ist doch anerkennenswert.
Ach du, ich glaube jeder Mensch würde den Finger krumm machen um eine Erbschaft zu unterschreiben, das ist kein großer Aufwand.


wieso ist es also ungerecht, wenn derjenige, der das kapital stellt ( und damit ein nicht unerhebliches risiko trägt ) dafür nicht bezahlt wird?
Weil er im Vergleich zu jemandem der bedeutend anstrengendere Arbeit leistet und dabei nichtnur Kapital auf dem Papier sondern seine körperliche Unversehrtheit aufs Spiel setzt unverhältnismäßig höher bezahlt wird.

walfiler
18.08.2004, 15:23
Schau Dir doch nur einmal die Formel 1 an: Nach einem Rennen ist Michael Schumacher immer noch fit und frisch, Rubens Barrichello dagegen meist total durchgeschwitzt. Für ihn war die Arbeit also wesentlich anstrengender. Aber ich glaube, selbst Du siehst ein, daß Schumacher zu recht höher bezahlt wird als Barrichello.
Du weißt aber schon, dass die hauptsächlich für Werbung und nicht fürs Rennen bezahlt werden, oder? Und Schumi hengt sich da ja bedeutend mehr ins Zeug.


ohne kapital kann kein baumaterial herangeschafft werden, sowie die löhne der arbeiter und des architekten nicht bezahlt werden.
Und was meinst du wie lange das weiter funktioniert bei einer Staatsverschuldung die längst die Billionengrenze überschritten hat und bei der nicht die geringste Chance auf Rückzahlung besteht?

derNeue
19.08.2004, 10:46
Und warum ist die Staatsverschuldung zu hoch? Weil wir unser erarbeitetes Kapital über »Sozialleistungen« an Leute verschenken, die unverdientermaßen damit bereichert werden. Streiche sämtliche Sozialausgaben, und Deutschland macht von heute auf morgen gewaltige Überschüsse.
Nicht zu vergessen die vielen Gelder, die in verschiedenen Zusammenhängen ans Ausland transferiert werden. Damit ließen sich auch so manche Schulden zahlen...