Alevi_Playa
05.10.2007, 20:44
Islamfeind - und stolz darauf: Anfeindungen im Netz
September 5th, 2007 —
Im Internet finden jene ein Forum, die den Koran verbieten lassen und muslimische Verbandsvertreter “zu einem Pilzessen einladen” wollen.
Wenn Aiman Mazyek einen Fernsehauftritt hatte, sind die Tage danach ungemütlich. Dann bekommt er Mails, in denen steht: “Wenn ihr uns noch weiter ärgert, sprenge ich euch in die Luft”. Oder: “Brennt alle Moscheen ab, mit den Moslems darin - vertreibt sie aus unserem Land.” Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime (ZMD), reicht die Morddrohungen und anderes, worauf das Strafgesetzbuch anzuwenden ist, an einen Mitarbeiter weiter, der dann Anzeige erstattet. Mindestens einmal im Monat wird der Staatsanwalt eingeschaltet, oft jede Woche; manchmal findet die Polizei die Absender, mache entschuldigen sich dann oder erzählen von Ausrutschern im Suff. Das war selbst nach dem 11. September 2001 nicht so heftig”, sagt der Sohn eines Syrers und einer Deutschen.
Die Debatte über den Islam in Deutschland ist scharf geworden. Und die Schärfe gibt denen Auftrieb, die von vornherein wissen: Der Islam ist der Feind, er muss bekämpft werden - und dafür sind mittlerweile viele Mittel recht. In München musste ein Vortrag des Erlanger Islamkundlers und Juristen Mathias Rohe zum Thema Scharia und Grundgesetz nach Tumulten abgebrochen werden.
Wenige Tage danach erhielt er eine Morddrohung.
In Köln erging es seinem Kollegen Erwin Orywal ähnlich, der Ethnologie-Professor erhielt eine Todesdrohung, nachdem er sich im Kölner Stadtanzeiger für den geplanten Moscheebau in der Stadt ausgesprochen hatte. “Das Diskussionsklima hat sich stark geändert”, sagt er. Rohe, der in der Islamkonferenz der Bundesregierung mitarbeitet, sieht eine “neue Qualität” in der Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland, die durch “hochfanatisierte Islamgegner” geprägt werde.
Gerade in Städten wie Köln, München oder Berlin, in denen es umstrittene Moscheebauprojekte gibt, haben die Islamgegner Resonanz. Viele Bürger fürchten, die Gebetshäuser könnten zu Brutstätten von Extremisten werden; sie sehen, wie ihr Stadtviertel sich verändert. Da glauben auch ansonsten differenziert denkende Menschen schon mal, dass alles Böse vom Islam kommt.
Die wichtigsten Foren für ihren Hass finden sie im Internet, auf Seiten wie “Politically Incorrect” oder “Deus Vult”. Wissenschaftler wie Rohe oder Orywal werden dort als “Scharia-Relativist” (Deus Vult) abgewertet oder als “Dhimmis” verspottet - so hießen die Nichtmuslime in islamischen Staaten, die unter einem Sonderrecht geduldet wurden.
“Volksverräter” überall
Wer wie Rohe fundamentalistische Tendenzen im Islam kritisiert und für einen europäisch-aufgeklärten Islam plädiert, ist für die Betreiber der Internet-seiten ein Gutmensch, der sich dem “Islamofaschismus” unterwirft. Befürworter von Moscheebauten wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bezeichnet der Blogger “Fasik” auf Politically Incorrect als “Volksverräter”. Und ein Autor namens Zylix darf über den Dialogbeauftragten des türkisch-staatlichen Moscheeverbandes Ditib, Bekir Alboga, sagen: “Man sollte Herrn Alboga zu einem anständigen Pilzessen einladen. Möglichst bald.” Ein Administrator schreitet bei solchen Sätzen nicht ein.
Politically Incorrect verzeichnet an Spitzentagen bis zu 40 000 Aufrufe; der Auftritt ist professionell gestaltet, täglich gibt es Meldungen aus aller Welt, YouTube-Videos (”Warum ich kein Moslem bin”) inklusive. Fünf Moderatoren kümmern sich um Dutzende Weblogs. Die Kollegen von “Deus Vult” stehen dem kaum nach. Dort findet ein Teilnehmer: “Der Koran und ,Mein Kampf‘ sind gleichzustellen.” Deus Vult, übersetzt “Gott will es”, war der Schlachtruf, mit dem Papst Urban II. 1095 auf der Synode von Clermont zur Befreiung Jerusalems aufrief. Der Betreiber der Seite, Stefan Ullrich, ist kooptiertes Vorstandsmitglied der CSU im Münchner Stadtteil Harlaching. Bis vor kurzem posierte er in einem Kreuzrittergewand auf seiner Startseite; inzwischen fehlt das Bild auf der Homepage. Weiterhin aber ruft er seine Leser auf, “als unliebsame Opponenten” auf Veranstaltungen zum Thema Islam zu erscheinen. Als Rohes Veranstaltung im Tumult versank, war auch Ullrich im Saal - mit den Störern habe er nichts zu tun, betont er.
Politically Incorrect verantwortet der Grundschullehrer Stefan Herre aus Bergisch-Gladbach. An welcher Schule er wirkt, sagt er nicht. Mit Rechtsextremisten wolle er nicht in Verbindung gebracht werden; seine Webseite sei “proamerikanisch”, “proisraelisch” und “gegen die Islamisierung Europas” gerichtet. “Ich bin katholisch und stehe zu meiner Religion, aber ich bin kein Fundamentalist”, sagt er. In den “Leitlinien”, die er seiner Seite voranstellt, schreibt er, inzwischen habe sich in ganz Europa “eine islamische Indoktrination und freche Anmaßung breitgemacht”. Die Deutschen müssten “in zwei, drei Jahrzehnten in einer weitgehend islamisch geprägten Gesellschaftsordnung leben, die sich an der Scharia und dem Koran orientiert”. Herre sieht sich als Verteidiger der Grundrechte, die nach Meinung zahlreicher Blogger jedoch nicht für Muslime gelten sollen. “Man muss dem Islam den Status als Religion aberkennen. Die Moscheen schließen und das Kopftuch strikt verbieten”, schreibt ein “JFK”.
Kaffeetasse mit Hassparole
Im einem eigenen Fanshop verkauft Herre T-Shirts, Kaffeetassen und Buttons mit der Aufschrift “Islamophobic and proud of it” (Islamophob und stolz darauf). Über den auf seiner Webseite aggressiv angegangenen Oberbürgermeister Ude sagt er, der sei ein “Extremfall”, weil er sich “ganz auf die Seite der Moslems” gestellt habe: “Ich verstehe da die Wut unserer Leser.”
Auch Aiman Mazyek ist immer wieder Wutobjekt auf Herres Forum. Unter der Überschrift “Moslem Mazyek mal wieder intolerant” fordert ein Blogger auf, ihm zu schreiben und gibt dessen Mailadressen an: “Er freut sich bestimmt.” Von Drohungen oder Gewalt freilich distanzieren sich sowohl Herre als auch Ullrich. Mazyek wiederum sagt, er möchte sich nicht einschüchtern lassen. Inzwischen aber habe er manchmal Angst.
Bild: AP
http://deutsche.wordpress.com/2007/09/05/islamfeind-und-stolz-darauf-anfeindungen-im-netz/
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Eine Bestandsaufnahme die zeigt wie schlimm es um die europäischen Werte steht. Hass ggü. allem muslimischen wird immer mehr zur Tagesordnung.
September 5th, 2007 —
Im Internet finden jene ein Forum, die den Koran verbieten lassen und muslimische Verbandsvertreter “zu einem Pilzessen einladen” wollen.
Wenn Aiman Mazyek einen Fernsehauftritt hatte, sind die Tage danach ungemütlich. Dann bekommt er Mails, in denen steht: “Wenn ihr uns noch weiter ärgert, sprenge ich euch in die Luft”. Oder: “Brennt alle Moscheen ab, mit den Moslems darin - vertreibt sie aus unserem Land.” Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime (ZMD), reicht die Morddrohungen und anderes, worauf das Strafgesetzbuch anzuwenden ist, an einen Mitarbeiter weiter, der dann Anzeige erstattet. Mindestens einmal im Monat wird der Staatsanwalt eingeschaltet, oft jede Woche; manchmal findet die Polizei die Absender, mache entschuldigen sich dann oder erzählen von Ausrutschern im Suff. Das war selbst nach dem 11. September 2001 nicht so heftig”, sagt der Sohn eines Syrers und einer Deutschen.
Die Debatte über den Islam in Deutschland ist scharf geworden. Und die Schärfe gibt denen Auftrieb, die von vornherein wissen: Der Islam ist der Feind, er muss bekämpft werden - und dafür sind mittlerweile viele Mittel recht. In München musste ein Vortrag des Erlanger Islamkundlers und Juristen Mathias Rohe zum Thema Scharia und Grundgesetz nach Tumulten abgebrochen werden.
Wenige Tage danach erhielt er eine Morddrohung.
In Köln erging es seinem Kollegen Erwin Orywal ähnlich, der Ethnologie-Professor erhielt eine Todesdrohung, nachdem er sich im Kölner Stadtanzeiger für den geplanten Moscheebau in der Stadt ausgesprochen hatte. “Das Diskussionsklima hat sich stark geändert”, sagt er. Rohe, der in der Islamkonferenz der Bundesregierung mitarbeitet, sieht eine “neue Qualität” in der Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland, die durch “hochfanatisierte Islamgegner” geprägt werde.
Gerade in Städten wie Köln, München oder Berlin, in denen es umstrittene Moscheebauprojekte gibt, haben die Islamgegner Resonanz. Viele Bürger fürchten, die Gebetshäuser könnten zu Brutstätten von Extremisten werden; sie sehen, wie ihr Stadtviertel sich verändert. Da glauben auch ansonsten differenziert denkende Menschen schon mal, dass alles Böse vom Islam kommt.
Die wichtigsten Foren für ihren Hass finden sie im Internet, auf Seiten wie “Politically Incorrect” oder “Deus Vult”. Wissenschaftler wie Rohe oder Orywal werden dort als “Scharia-Relativist” (Deus Vult) abgewertet oder als “Dhimmis” verspottet - so hießen die Nichtmuslime in islamischen Staaten, die unter einem Sonderrecht geduldet wurden.
“Volksverräter” überall
Wer wie Rohe fundamentalistische Tendenzen im Islam kritisiert und für einen europäisch-aufgeklärten Islam plädiert, ist für die Betreiber der Internet-seiten ein Gutmensch, der sich dem “Islamofaschismus” unterwirft. Befürworter von Moscheebauten wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bezeichnet der Blogger “Fasik” auf Politically Incorrect als “Volksverräter”. Und ein Autor namens Zylix darf über den Dialogbeauftragten des türkisch-staatlichen Moscheeverbandes Ditib, Bekir Alboga, sagen: “Man sollte Herrn Alboga zu einem anständigen Pilzessen einladen. Möglichst bald.” Ein Administrator schreitet bei solchen Sätzen nicht ein.
Politically Incorrect verzeichnet an Spitzentagen bis zu 40 000 Aufrufe; der Auftritt ist professionell gestaltet, täglich gibt es Meldungen aus aller Welt, YouTube-Videos (”Warum ich kein Moslem bin”) inklusive. Fünf Moderatoren kümmern sich um Dutzende Weblogs. Die Kollegen von “Deus Vult” stehen dem kaum nach. Dort findet ein Teilnehmer: “Der Koran und ,Mein Kampf‘ sind gleichzustellen.” Deus Vult, übersetzt “Gott will es”, war der Schlachtruf, mit dem Papst Urban II. 1095 auf der Synode von Clermont zur Befreiung Jerusalems aufrief. Der Betreiber der Seite, Stefan Ullrich, ist kooptiertes Vorstandsmitglied der CSU im Münchner Stadtteil Harlaching. Bis vor kurzem posierte er in einem Kreuzrittergewand auf seiner Startseite; inzwischen fehlt das Bild auf der Homepage. Weiterhin aber ruft er seine Leser auf, “als unliebsame Opponenten” auf Veranstaltungen zum Thema Islam zu erscheinen. Als Rohes Veranstaltung im Tumult versank, war auch Ullrich im Saal - mit den Störern habe er nichts zu tun, betont er.
Politically Incorrect verantwortet der Grundschullehrer Stefan Herre aus Bergisch-Gladbach. An welcher Schule er wirkt, sagt er nicht. Mit Rechtsextremisten wolle er nicht in Verbindung gebracht werden; seine Webseite sei “proamerikanisch”, “proisraelisch” und “gegen die Islamisierung Europas” gerichtet. “Ich bin katholisch und stehe zu meiner Religion, aber ich bin kein Fundamentalist”, sagt er. In den “Leitlinien”, die er seiner Seite voranstellt, schreibt er, inzwischen habe sich in ganz Europa “eine islamische Indoktrination und freche Anmaßung breitgemacht”. Die Deutschen müssten “in zwei, drei Jahrzehnten in einer weitgehend islamisch geprägten Gesellschaftsordnung leben, die sich an der Scharia und dem Koran orientiert”. Herre sieht sich als Verteidiger der Grundrechte, die nach Meinung zahlreicher Blogger jedoch nicht für Muslime gelten sollen. “Man muss dem Islam den Status als Religion aberkennen. Die Moscheen schließen und das Kopftuch strikt verbieten”, schreibt ein “JFK”.
Kaffeetasse mit Hassparole
Im einem eigenen Fanshop verkauft Herre T-Shirts, Kaffeetassen und Buttons mit der Aufschrift “Islamophobic and proud of it” (Islamophob und stolz darauf). Über den auf seiner Webseite aggressiv angegangenen Oberbürgermeister Ude sagt er, der sei ein “Extremfall”, weil er sich “ganz auf die Seite der Moslems” gestellt habe: “Ich verstehe da die Wut unserer Leser.”
Auch Aiman Mazyek ist immer wieder Wutobjekt auf Herres Forum. Unter der Überschrift “Moslem Mazyek mal wieder intolerant” fordert ein Blogger auf, ihm zu schreiben und gibt dessen Mailadressen an: “Er freut sich bestimmt.” Von Drohungen oder Gewalt freilich distanzieren sich sowohl Herre als auch Ullrich. Mazyek wiederum sagt, er möchte sich nicht einschüchtern lassen. Inzwischen aber habe er manchmal Angst.
Bild: AP
http://deutsche.wordpress.com/2007/09/05/islamfeind-und-stolz-darauf-anfeindungen-im-netz/
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Eine Bestandsaufnahme die zeigt wie schlimm es um die europäischen Werte steht. Hass ggü. allem muslimischen wird immer mehr zur Tagesordnung.