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Vollständige Version anzeigen : Religion abschaffen?



Parteilos
18.09.2007, 05:34
Wenn ihr die Macht dazu hättet, würdet ihr Religion abschaffen?

-jmw-
18.09.2007, 11:10
Nein.
Religionen fallen unter die Meinungsfreiheit im weiteren Sinne.

Rheinlaender
18.09.2007, 11:13
Wenn ihr die Macht dazu hättet, würdet ihr Religion abschaffen?

Abschaffen im Sinne, dass ich denken, dass die Welt besser waere, wenn es keine Religionen gaebe: Sicher.

Abschaffen im Sinne, dass man versuchen muss, den Einfluss von Religion im oeffentlichen Leben zurueck zu draengen: Sicher.

Abschaffen im Sinne, dass nun Religion per staatlichen Befehl verboten wuerde: Nein.

Parteilos
18.09.2007, 12:41
Ich meinte eher Macht in Sinne von "Zauberei". Soll heißen wenn Religion nie da gewesen wäre!

Meiner Meinung nach hat nichts ao viel Unheil über die Welt gebracht als der Glaube an Götter!

dimu
18.09.2007, 12:48
.
alle derzeitigen parteien abschaffen.
.

Cleopatra
18.09.2007, 13:20
Ich meinte eher Macht in Sinne von "Zauberei". Soll heißen wenn Religion nie da gewesen wäre!

Meiner Meinung nach hat nichts ao viel Unheil über die Welt gebracht als der Glaube an Götter!

Naja, es ist bei der Religion wie mit allem. Als sie entstand, hatte sie das Gute im Sinn, denken wir nur an die biblischen Gebote, die ein friedvolles Miteinander erreichen sollten. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht pervertierte die Kirche im Mittelalter durch Ablasshandel (FReikaufen von Schuld), es gab die Hexenverbrennungen (Denunziation durch eigene Leute), die Folter, das Unterdrücken der wissenschaftlichen Erkenntnisse, wenn sie die Schöpfungslehre infrage stellte. Heutzutage passiert so viel Mist in Deutschland, und da ist die Kirche nun wirklich nicht schuld. Wenn sie nicht so wackelig hin und herschwanken würde, könnte sie wieder hilfreich werden, den Menschen konservatives Gedankengut zurückzugeben, Werte vermitteln, aber sie steht wie die Politik für gar nichts.

-jmw-
18.09.2007, 13:27
Ich meinte eher Macht in Sinne von "Zauberei". Soll heißen wenn Religion nie da gewesen wäre!
Ich halte das für nicht möglich.
Der Mensch ist religiös, grundsätzlich.
Irgendeine Form der Religion wird er immer haben, und sei es nur, dass er die Wissenschaft oder Britney Spears anbetet.


Meiner Meinung nach hat nichts ao viel Unheil über die Welt gebracht als der Glaube an Götter!
Der (Aber-)Glaube an die Notwendigkeit eines Monopols legitimer physischer Gewaltsamkeit hat allein im 20. Jahrhundert weit über 150 Millionen Tote gefordert.

Welche "normale" "Religion" kann da mithalten?

Parteilos
18.09.2007, 13:49
Ich halte das für nicht möglich.
Der Mensch ist religiös, grundsätzlich.
Irgendeine Form der Religion wird er immer haben, und sei es nur, dass er die Wissenschaft oder Britney Spears anbetet.


Der (Aber-)Glaube an die Notwendigkeit eines Monopols legitimer physischer Gewaltsamkeit hat allein im 20. Jahrhundert weit über 150 Millionen Tote gefordert.

Welche "normale" "Religion" kann da mithalten?

Also Du vergleicht hier Äpfel mit Birnen! Ich muss nicht an die Wissenschaft glauben, weil sie nachvollziehbar und beweisbar ist!

Und an Britney Spears kann ich gar nicht glauben, höchstens bewundern!

Religion ist bislang jeden Beweis ihrer Richtigkeit schuldig geblieben! Was auch logisch ist!
Man kann nicht beweisen das es einen Gott gibt, nicht wegen den ganzen Ausreden die die Kirche vorschiebt, sondern weil es einfach keinen Gott gibt!

Wer an Gott, in welcher Form auch immer, glaubt ist kein bodenständiger Mensch! Entweder weiß ich das es die Evolution gab oder ich glaube an Gott, was meiner Meinung nur Leute tun die zuwenig Selbstvertrauen haben………… Not macht beten …. Oder in diesem Fall Gott!

erwin r analyst
18.09.2007, 15:21
:vogel:

Mütterchen
18.09.2007, 15:29
..Ich halte das für nicht möglich.
Der Mensch ist religiös, grundsätzlich.
Irgendeine Form der Religion wird er immer haben....


Das sehe ich ganz genauso.

MoJo
18.09.2007, 15:31
Wo liegt der Grund für diese Umfrage? ...



... im Islam vieleicht? - oder wie er sich auf uns "Ungläubige" auswirkt?

Helmuth
18.09.2007, 16:30
Cleopatra,
Du hast so vernünftige Ansichten,aber einen so unsympathischen Kampfund?Der passt doch garnicht zu Dir!

Zur Sache:

Die Religion war schon in fortschrittlichen Ländern abgeschafft und kommt nun wieder zurück.Auch ein Zeichen,dass die Evolution rückwärts geht.Der Patriarch neben dem Staatsoberhaupt - wär hätte das für möglich gehalten!

Es hat seit der Steinzeit eigentlich noch keinen Fortschritt gegeben.Was sich weiterentwickelt hat ist nur die Technik.
Die Menschen brauchen etwas das sie anbeten können.Frank sagte seinerzeit:Wir brauchen keinen Jesus,wir haben unseren Hitler.Nachdem nun der Jesus zum Satan geworden ist......

Freiherr
18.09.2007, 16:48
Wo sind wir denn hier angelangt? Sind wir hier in China?

-jmw-
18.09.2007, 21:16
Also Du vergleicht hier Äpfel mit Birnen! Ich muss nicht an die Wissenschaft glauben, weil sie nachvollziehbar und beweisbar ist!
Die meisten Bereiche der Wissenschaft sind für die meisten Menschen mitnichten nachvollziehbar;
und auf Beweise stützen sie sich häufig auch nicht, bloss auf gute Theorien.
Manch einer behauptet ja sogar, es gäbe eigentlich garkeine Be-, sondern nur Entweise.
Aber wir wollen hier keine wissenschaftstheoretische Diskussionen führen...


Und an Britney Spears kann ich gar nicht glauben, höchstens bewundern!
Was ernsthaft ein Zeichen für eine neuronale Störung wär! :))


Religion ist bislang jeden Beweis ihrer Richtigkeit schuldig geblieben! Was auch logisch ist!
Man kann nicht beweisen das es einen Gott gibt, nicht wegen den ganzen Ausreden die die Kirche vorschiebt, sondern weil es einfach keinen Gott gibt!
Eine Annahme ist kein Beleg.
Gäbe es "Gott" nicht, wäre er nicht zu beweisen.
Klar.
Über die Existenz "Gottes" sagt das allein allerdings nix aus.


Wer an Gott, in welcher Form auch immer, glaubt ist kein bodenständiger Mensch! Entweder weiß ich das es die Evolution gab oder ich glaube an Gott, was meiner Meinung nur Leute tun die zuwenig Selbstvertrauen haben………… Not macht beten …. Oder in diesem Fall Gott!
Der Grossteil der Menschheit war und ist also nicht bodenständig und Dschingis Khanm, George Washington und Albert Einstein hatten zuwenig Selbstvertrauen.
Aha.
Zur Kenntnis genommen...

Was übrigens die Evolution anbelangt:
Erstens gibt es "die Evolution" nicht als Theorie;
zwotens ist, wenn schon, dann nur die bisher erfolgversprechendste Theorie (so mal rein popperianisch dahergesagt), wobei das wohl auch nur für neodarwinistische Varianten der Mikroevolution gilt.

Ruepel
18.09.2007, 21:20
Wenn ihr die Macht dazu hättet, würdet ihr Religion abschaffen?


Und wohin dann mit den Milliarden Idioten?

dr-esperanto
18.09.2007, 23:49
Wenn ihr die Macht dazu hättet, würdet ihr Religion abschaffen?


Ich wäre für die Schaffung atheistischer und konfessioneller Staaten. Wir Katholiken können dann ja in den Vatikan ziehen.

barumer
19.09.2007, 00:33
Also Du vergleicht hier Äpfel mit Birnen! Ich muss nicht an die Wissenschaft glauben, weil sie nachvollziehbar und beweisbar ist!

Und an Britney Spears kann ich gar nicht glauben, höchstens bewundern!

Religion ist bislang jeden Beweis ihrer Richtigkeit schuldig geblieben! Was auch logisch ist!
Man kann nicht beweisen das es einen Gott gibt, nicht wegen den ganzen Ausreden die die Kirche vorschiebt, sondern weil es einfach keinen Gott gibt!

Wer an Gott, in welcher Form auch immer, glaubt ist kein bodenständiger Mensch! Entweder weiß ich das es die Evolution gab oder ich glaube an Gott, was meiner Meinung nur Leute tun die zuwenig Selbstvertrauen haben………… Not macht beten …. Oder in diesem Fall Gott!

Schön zu lesen, das es doch noch vernüftig denkende Menschen gibt.
Sehr guter Beitrag ! :top:

alberich1
19.09.2007, 01:32
Wenn ihr die Macht dazu hättet, würdet ihr Religion abschaffen?

Die Gedanken sind frei.Man kann Religionen nicht abschaffen,denn sie dienen vielen,denen das Wissen zu hoch ist,einen Ersatz.

tonix
19.09.2007, 03:29
In Abwandlung eines bekannten Spruches:
Nicht Religionen bringen Menschen um, Menschen bringen Menschen um.

Man kann die Existenz von Gott nicht beweisen, aber ich bin an dem Beweis der Nichtexistenz auch gescheitert. Ich finde viele Argumente für eine Nichtexistenz, diese gehen aber von einem eher guten Gott aus. Aber wäre Gott gut? Wenn es Gott gebe wäre er nicht eher wie die Welt oder die Natur die er gebastelt hat? Also ziemlich fantasievoll was die Arten des Sterbens angeht.

Aber nochmal zu meinem ersten Satz zurückkommend.
Wenn die Menschen die Kreuzzüge nicht wegen der Religion machen können, dann eben wegen einer anderen Überzeugung.

Es reicht also nicht die Religionen abzuschaffen, man muss auch die politischen Parteien abschaffen. Dann noch die Moralischen Überzeugungen. Volksmusik gegen Popmusik. und um jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen auch die Meinungen.
Beinahe hätte ich es vergessen, Die Liebe muss auch verboten werden, den Liebe bedeutet automatisch die Abwertung von etwas oder jemanden.germane


:rolleyes:
Könnte ich die Religionen durch Zauberei abschaffen, wäre sie nie gewesen, dann könnte ich nicht wissen das sie böse ist und ich würde sie nicht abschaffen wollen.:rolleyes:

tonix
19.09.2007, 03:38
Nieder mit dem Kapitalismus!
HartzIV oder Sozialismus!Ihr habt die Wahl!
USA-Boykott!Keine Coke für Waffen!
Arbeitslos?Pleite?Hungrig?Wohl wieder nicht Links gewaehlt!

Sorry, aber ich muss auf deine Signatur eingehen.
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich sofort HartzIV wählen.
Ich bekomme HArtz IV und möcht mit keinem normalen, im realexistierenden Sozialismus lebenden Menschen tauschen. Bei Kuba würde mir das Wetter vieleicht gefallen, aber neee, da prostituieren sich die Mädels doch auch bei deutschen Pauschalreisenden, weil se nix haben.
Außerdem sind Waffen Geil. Nur Sozialisten (und) totalitäre Diktaturen verbieten privaten Waffenbesitz. (und die Engländer) ;)

Bruddler
19.09.2007, 05:42
Wenn erkennbar wird, dass eine Religion den Weltfrieden bedroht, sollte man diese abschaffen und zwar mit allen Mitteln !

sodaqua
19.09.2007, 17:51
Nur Sekten wie Islam Sientology usw. gehören einfach weg von dieser Erde.

Parteilos
19.09.2007, 18:45
Nur Sekten wie Islam Sientology usw. gehören einfach weg von dieser Erde.

Wenn Du den Islam als Sekte bezeichnest ist es das Christentum auch!

leuchtender Phönix
19.09.2007, 20:12
Ja. Aber nur die wirklich problemverursachenden. Die meisten kann man ja tolerieren (wie Buddhismus).

Berwick
16.12.2010, 23:46
Es lebe der Dalai Lama! :)

Alarich
16.12.2010, 23:57
Es lebe der Dalai Lama! :)

Eindeutiges thread-upping.

Zur Frage: Nein, würde ich nicht. Das wäre antidemokratisch ohnegleichen.

Sauerländer
17.12.2010, 00:08
Nun, "antidemokratisch" wäre mir persönlich kein ausreichendes Argument. Wenn etwas richtig ist, ist es das gegen (noch so erdrückende) demokratische Mehrheiten ebenso wie gegen Minderheiten.
Entscheidender ist a), dass ich die Abschaffung von Religion überhaupt ähnlich wie -jmw- für überhaupt nicht möglich halte, dass ich sie darüberhinaus b) nicht für wünschenswert halte, sondern im Gegenteil eher c) langfristig auf eine Überwindung des heutigen areligiösen Zeitgeistes hoffe.

Alarich
17.12.2010, 00:13
Entscheidender ist a), dass ich die Abschaffung von Religion überhaupt ähnlich wie -jmw- für überhaupt nicht möglich halte, dass ich sie darüberhinaus b) nicht für wünschenswert halte, sondern im Gegenteil eher c) langfristig auf eine Überwindung des heutigen areligiösen Zeitgeistes hoffe.

Ich stimme prinzipiell zu.

Ich ging aber mehr von einer objektiven Haltung der Religion gegenüber aus.

Allerdings schrieb der Themenstarter von "wenn ihr die Macht dazu hättet..." - das beinhaltet nach meiner Auffassung auch die Macht, dem Mensch die Religiösität auszutreiben; er setzte dies also voraus.

Sauerländer
17.12.2010, 00:39
Ich ging aber mehr von einer objektiven Haltung der Religion gegenüber aus.
Wie sieht denn eine "objektive" Haltung zur Religion aus?

Allerdings schrieb der Themenstarter von "wenn ihr die Macht dazu hättet..." - das beinhaltet nach meiner Auffassung auch die Macht, dem Mensch die Religiösität auszutreiben; er setzte dies also voraus.
Aus meiner Sicht ist das ähnlich zu werten wie etwa die Idee von Menschen, die sich plötzlich durchgehend und ausschließlich von der Vernunft leiten lassen, alles andere ausgemerzt bekommen haben. Aus Sicht der Anhänger entsprechender Ideologien/Ersatzreligionen klingt das im ersten Moment super.
Aber wenn man es genauer durchdenkt - hat das, was dabei rauskommt, mit Menschen allenfalls biologisch noch halbwegs was zu tun.

Alarich
17.12.2010, 00:44
Wie sieht denn eine "objektive" Haltung zur Religion aus?

Entschuldige den ungenauen Ausdruck.
Ich präzisiere:
Unter "objektiver Haltung" meinte ich bezeichnen zu können, dass man die Frage nicht von Vorteilen und Nachteilen her angeht und nicht von persönlichem Glauben her, sondern vielmehr von der reinen Berechtigung her, überhaupt soetwas zu tun.


Aus meiner Sicht ist das ähnlich zu werten wie etwa die Idee von Menschen, die sich plötzlich durchgehend und ausschließlich von der Vernunft leiten lassen, alles andere ausgemerzt bekommen haben. Aus Sicht der Anhänger entsprechender Ideologien/Ersatzreligionen klingt das im ersten Moment super.
Aber wenn man es genauer durchdenkt - hat das, was dabei rauskommt, mit Menschen allenfalls biologisch noch halbwegs was zu tun.

Dem stimme ich auch zu - aber hier war ja schließlich nur von der Theorie die Rede. Ganz zu schweigen von der Unmöglichkeit eben, ist es eh sinnlos, sich Gedanken zu machen, wie der Mensch dann zu begreifen wäre, würde man ihm die Religion gänzlich austreiben.

Sauerländer
17.12.2010, 00:47
Entschuldige den ungenauen Ausdruck.
Ich präzisiere:
Unter "objektiver Haltung" meinte ich bezeichnen zu können, dass man die Frage nicht von Vorteilen und Nachteilen her angeht und nicht von persönlichem Glauben her, sondern vielmehr von der reinen Berechtigung her, überhaupt soetwas zu tun.
Da stellt sich die Frage, was das Kriterium sein soll, eine solche Berechtigung oder Nichtberechtigung zu bemessen bzw zu behaupten.

Alarich
17.12.2010, 01:03
Da stellt sich die Frage, was das Kriterium sein soll, eine solche Berechtigung oder Nichtberechtigung zu bemessen bzw zu behaupten.

Eine Nicht-Berechtigung wäre beispielsweise der Gedanke, dass die Auslöschung der Religion mit Mitteln der Gewalt mit anderen nicht religiösen Grundsätzen kollidiert, wie beispielsweise dem demokratischen.

Eine Berechtigung wäre beispielsweise die Behauptung - die ich nicht teile; nur als Beispiel - dass Religion, obwohl der Behauptende selbst religiös ist, eine Gefahr für den Weltfrieden darstellt. Damit würde er die Berechtigung eines Verbots nicht in einem per se anti-religiösen, sondern in einem allgemeineren Grund suchen.

Sauerländer
17.12.2010, 01:17
Eine Nicht-Berechtigung wäre beispielsweise der Gedanke, dass die Auslöschung der Religion mit Mitteln der Gewalt mit anderen nicht religiösen Grundsätzen kollidiert, wie beispielsweise dem demokratischen.
Das stimmt übrigens keineswegs automatisch. Wenn nämlich eine demokratische Mehrheit sich für eine Auslöschung der Religion mit den Mitteln der Gewalt entscheidet, ist das zwar nach wie vor auch nach Millionen von Toten im Blut watend immer noch ein Ding der schieren Unmöglichkeit - aber keineswegs undemokratisch.
Abgesehen davon setzt dieses Argument voraus, dass der jeweilige Religionsabschaffungswillige das demokratische Prinzip als selbstwertartig und seinem partikularen Ziel gegenüber vorrangig anerkennt. Ebenfalls alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Eine Berechtigung wäre beispielsweise die Behauptung - die ich nicht teile; nur als Beispiel - dass Religion, obwohl der Behauptende selbst religiös ist, eine Gefahr für den Weltfrieden darstellt. Damit würde er die Berechtigung eines Verbots nicht in einem per se anti-religiösen, sondern in einem allgemeineren Grund suchen.
Das z.B. aber würde wiederum eine Höherwertigkeit des Friedens gegenüber der Freiheit zu einer beliebigen Religion implizieren - ein Grundsatz, der keineswegs selbstverständlich, sondern erheblichst diskutabel ist.

Alarich
17.12.2010, 01:28
Das stimmt übrigens keineswegs automatisch. Wenn nämlich eine demokratische Mehrheit sich für eine Auslöschung der Religion mit den Mitteln der Gewalt entscheidet, ist das zwar nach wie vor auch nach Millionen von Toten im Blut watend immer noch ein Ding der schieren Unmöglichkeit - aber keineswegs undemokratisch.

Das widerspräche sich selbst, denn die Demokratie erfordert immer Meinungsfreiheit und das Recht, nicht wegen Meinungen verfolgt oder politisch benachteiligt zu werden, weil dies sonst bedeuten würde, dass die Demokratie sich selbst zu einer Diktatur machen könnte, trotzdem aber Demokratie bliebe. Demokratie, weil das Volk herrscht, Diktatur, weil nur eine Meinung herrscht.
Dieser logische Widerspruch macht es unmöglich, jemanden aufgrund seiner Meinung - und eine Religion beinhaltet eine Meinung automatisch - im Rahmen einer Demokratie verfolgen zu lassen, weil sie sich damit in ihrer Konsequenz auf den Weg einer Diktatur begibt. Und diese Meinungsfreiheit, die eine Demokratie erst zu einer Demokratie machen kann, wäre dann nicht mehr gegeben, wenn die Meinungsträger getötet würden.


Abgesehen davon setzt dieses Argument voraus, dass der jeweilige Religionsabschaffungswillige das demokratische Prinzip als selbstwertartig und seinem partikularen Ziel gegenüber vorrangig anerkennt.

Ja, das timmt.


Ebenfalls alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Stimmt - aber genau das ist der Punkt, wo ich den subjektiven, nichts selbstverständlichen Teil der Frage ansetzte.


Das z.B. aber würde wiederum eine Höherwertigkeit des Friedens gegenüber der Freiheit zu einer beliebigen Religion implizieren - ein Grundsatz, der keineswegs selbstverständlich, sondern erheblichst diskutabel ist.

Natürlich, aber genau das ist doch letztlich das Subjektive. Alles bis dorthin hatte ich als selbstverständlich vorausgesetzt - ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben - und hier scheiden sich dann eben die Geister, wie es bei jeder Frage ist und sein muss.

Wenn alles selbstverständlich wäre, dann würde bei dieser Umfrage ja für alle dasselbe rauskommen, also ist auch klar, dass irgendwo die Selbstverständlichkeit endet und demnach ist es kein Wunder, dass man dann auf eine Frage trifft, wo es nicht mehr selbstverständlich ist, diese oder jene Annahme zu bevorzugen.

Sauerländer
17.12.2010, 01:40
Das widerspräche sich selbst, denn die Demokratie erfordert immer Meinungsfreiheit und das Recht, nicht wegen Meinungen verfolgt oder politisch benachteiligt zu werden,...
Es war keine Diktatur, in der Sokrates zum Tode verurteilt wurde.
Und der äusserte nichtmal eine Meinung, der stellte nur Fragen.

...weil dies sonst bedeuten würde, dass die Demokratie sich selbst zu einer Diktatur machen könnte, trotzdem aber Demokratie bliebe. Demokratie, weil das Volk herrscht, Diktatur, weil nur eine Meinung herrscht.
Aber ja doch. Wenn der demokratische Souverän die Einsetzung eines Diktators wünscht, ist es ein Akt der Demokratie, dem zu entsprechen. Die Diktatur selbst ist dann ihrer Praxis nach nicht mehr demokratisch (wobei sie es theoretisch doch sein könnte, wenn sie ähnlich wie im alten Rom befristet verstanden würde und der Diktator, wie damals, nach bewältigter Ausnahmesituation freiwillig wieder abträte), aber die Beendigung der Demokratie wäre ein Ausdruck eben dieser Demokratie, ein Ausdruck des Rechts des Souveräns darauf, seine Souveränität aufzugeben. Die darüber zu führende Diskussion ähnelt in vielerlei Hinsicht der auf Individualebene zu führenden Diskussion etwa über Suizid.

Und diese Meinungsfreiheit, die eine Demokratie erst zu einer Demokratie machen kann, wäre dann nicht mehr gegeben, wenn die Meinungsträger getötet würden.
Das Grundwesen einer Demokratie ist nicht Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit oder dergleichen. Das Grundwesen einer Volksherrschaft ist - Volksherrschaft.

marc
17.12.2010, 02:57
Ich halte das für nicht möglich.
Der Mensch ist religiös, grundsätzlich.
Irgendeine Form der Religion wird er immer haben, und sei es nur, dass er die Wissenschaft oder Britney Spears anbetet.

Ich stimme dir zu, würde aber vorschlagen, "Religiösität" durch "Spiritualität" zu ersetzen, und ersterem Phänomen nur die Gesamtheit derjenigen Vorstellungen zuzurechen, die (stärker) normiert, systematisiert und dogmatisiert sind.
Insofern denke ich auch, daß es zulässig ist, von "politischen Religionen" zu sprechen, wie das erstmals Eric Voegelin in Hinblick auf Nationalsozialismus und Stalinismus getan hat (wobei er freilich weitere Prämissen vorausgesetzt und weitere Elemente in die Definition mit eingebracht hat) - die "atheistische Religion" hingegen eine Oxymoron bleibt; die "atheistische Spiritualität" aber nicht.
In einer der notorischen Diskussionen über "die Renaissance der Religionen" hat der Comiczeichner Ralf König einmal gesagt, daß er Spiritualität empfunden habe, als er -am griechischen Strand liegend- in den nächtlichen Sternenhimmel blickte und an unser Sonnensystem dachte, sein ungeheures Ausmaß, seine Möglichkeiten usw., und dies ist ein gutes und prägnantes Beispiel dafür, was auch prominentere Autoren beschrieben haben. (Man denke etwa an Sam Harris.)

Allerdings sieht sich auch diese Art, der Natur eine fast mythische Verehrung entgegenzubringen, zusehends Kritik und Spott ausgesetzt, und das bringt mich zu dem Punkt, auf den ich eigentlich hinauswollte, als ich gelesen habe, daß du als Beispiel für den "Glauben an" auch die Wissenschaft angeführt hast. Jacques Ellul (mein Lieblingssoziologe) hat einmal folgende These aufgestellt:


[In the technological society] Nothing belongs any longer to the realm of the gods or to the supernatural. The individual who lives in the technical milieu knows very well that there is nothing spiritual anywhere. But man cannot live without the sacred. He therefore transfers his sense of the sacred to the very thing which has destroyed its former object: to technique itself.

Und weiter:

[The technological society] will not be a universal concentration camp, for it will be guilty of no atrocity. It will not seem insane, for everything will be ordered, and the stains of human passion will be lost amid the chromium gleam. We shall have nothing more to lose, and nothing to win. Our deepest instincts and our most secret passions will be analyzed, published, and exploited. We shall be rewarded with everything our hearts desired. And the supreme luxury of the society of technical necessity will be to grant the bonus of useless revolt and of an acquiescent smile.

Die Technologie zerstört nicht nur die Natur, sondern macht es auch unmöglich, sie als "spirituell" wahrzunehmen, da der von instrumenteller Vernunft allein dominierte Mensch nicht anders kann, als seine Umwelt auch instrumentell, wie eine Maschine, wahrzunehmen, die auf Reize reagiert und sich so auch beherrschen läßt. Instrumente verändern eben nicht nur die Welt, sondern auch die Art, wie wir die Welt wahrnehmen. Wenn mein Vater zum Beispiel von seinem Herz spricht, dann spricht er von seiner "Pumpe" (und nicht von etwas, das wie eine Pumpe funktioniere), oder wir beschreiben unser Gehirn als eine Maschine, einen Computer, ein Netzwerk, den Menschen in seiner Gesamtheit dann als Informationssystem et cetera.

sisyphos
17.12.2010, 03:05
Die Technologie zerstört nicht nur die Natur, sondern macht es auch unmöglich, sie als "spirituell" wahrzunehmen, da der von instrumenteller Vernunft allein dominierte Mensch nicht anders kann, als seine Umwelt auch instrumentell, wie eine Maschine, wahrzunehmen, die auf Reize reagiert und sich so auch beherrschen läßt. Instrumente verändern eben nicht nur die Welt, sondern auch die Art, wie wir die Welt wahrnehmen. Wenn mein Vater zum Beispiel von seinem Herz spricht, dann spricht er von seiner "Pumpe" (und nicht von etwas, das wie eine Pumpe funktioniere), oder wir beschreiben unser Gehirn als eine Maschine, einen Computer, ein Netzwerk, den Menschen in seiner Gesamtheit dann als Informationssystem et cetera.

Wäre Gott oder die Seele denn nicht auch soetwas wie ein Netzwerk, Informationsquell. Beklagt wird wohl eher die dem konkreten, technischen, praktischen Nutzen unterworfene Opferung des Schönen gegenüber dem pragmatisch Notwendigen. Bedauerlich ist also die Entpoetisierung, die Herrschaft des Rationalen gegenüber dem natürlich-emotionalen oder: spirituellen.

marc
17.12.2010, 03:17
Wäre Gott oder die Seele denn nicht auch soetwas wie ein Netzwerk, Informationsquell. Beklagt wird wohl eher die dem konkreten, technischen, praktischen Nutzen unterworfene Opferung des Schönen gegenüber dem pragmatisch Notwendigen. Bedauerlich ist also die Entpoetisierung, die Herrschaft des Rationalen gegenüber dem natürlich-emotionalen oder: spirituellen.

Nun, die Art, auch ihn als Netzwerk wahrzunehmen, wäre natürlich ein weiteres Beispiel für die veränderte Wahrnehmung durch Technologie - aber was das Opfer anbelangt: Warum stimmt es denn viele Menschen (außerhalb solch schlechtmenschlicher Foren) traurig, wenn sie hören, daß eine Vogelart ausgerottet worden ist, die sie wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen hätten? Doch offenbar deshalb, weil das Glück des Menschen auch mit dem nicht auf ihn bezogenem Reichtum des Wirklichen zusammenhängt. Die Reduktion der Welt nur auf das, was wir im Augenblick wahrzunehmen vermögen, zerstört jeden Genuß; denn zu diesem gehört auch eine Form von Unerschöpflichkeit, Unendlichkeit.

sisyphos
17.12.2010, 03:31
Freilich ist die Wahrnehmung verändert, verwissenschaftlicht und rationalisiert. Wir wissen aber auch heute mehr, der Mensch ist von der Einfachheit des geheimnisvollen, natürlich-sinnlichen Lebens entfremdet durch sein Wissen. Daher wird sich daran kaum mehr etwas ändern lassen, die instrumentelle Vernunft zerstört das Schöne insoweit sie zumeist auch alles dem praktischen Nutzen unterwirft. Schönheit, Kunst usw. hat aber keinen Nutzen, sie ist ein nutzloser, wenngleich sinnvoller Selbstzweck.

Bereits Kant definierte 'das Schöne' im 18 Jhd. als Wohlgefallen ohne Interesse. Der moderne, ökonomistische Marktrationalismus steht dem sehr stark entgegen, der alles einer Nutzenkalkulation, einem rationalen Interesse unterwirft. Wichtig vielleicht dem hinsichtlich die Frage, wie ein postmoderner Ästhetizismus kulturelle Geltung erlangen könnte, um die Entfremdung des Menschen vom poetischen Quell des Lebens aufzuheben und also die Gesellschaft von den negativen Folgen der instrumentellen Vernunft 'zu reinigen'?

sisyphos
17.12.2010, 04:22
Vielleicht sollte an die Stelle der instrumentellen, entfremdenden Vernunft eine vernünftige Sinnlichkeit treten, die Kunst also die ehemals ethische Aufgabe der Religion übernehmen, der unmenschlichen Technisierung entgegenwirken, dies aber in einem offenen und undogmatischen Sinne, sodass die Kunst nicht zur bloßen Gegen-Instrumentalisierung verkommt. In diesem Falle wäre es sinnig an die Ideen einer befreienden, sozialen Kunst anzusetzen. Die Kunst als solche hat kein verallgemeinerbares Interesse, aber der Künstler eine persönliche Verantwortung durchaus. Im Angesichte des Hässlichen, muss das Schöne sich Geltung verschaffen, weil es im Konflikt steht.

heide
17.12.2010, 06:11
Ich wäre für die Schaffung atheistischer und konfessioneller Staaten. Wir Katholiken können dann ja in den Vatikan ziehen.

Für alle kath. Gläubigen dieser Welt ist der Vatikan sicher zu klein. Aber, der Staat könnte u.U. ja "ausgebaut" werden.

heide
17.12.2010, 06:14
Nun, "antidemokratisch" wäre mir persönlich kein ausreichendes Argument. Wenn etwas richtig ist, ist es das gegen (noch so erdrückende) demokratische Mehrheiten ebenso wie gegen Minderheiten.
Entscheidender ist a), dass ich die Abschaffung von Religion überhaupt ähnlich wie -jmw- für überhaupt nicht möglich halte, dass ich sie darüberhinaus b) nicht für wünschenswert halte, sondern im Gegenteil eher c) langfristig auf eine Überwindung des heutigen areligiösen Zeitgeistes hoffe.

Dieser Satz lässt zumindest Hoffnung zu.

Laotse
17.12.2010, 17:32
Wenn ihr die Macht dazu hättet, würdet ihr Religion abschaffen?

Nicht abschaffen, aber zurückstufen auf Vereinsebene !

D-Moll
17.12.2010, 17:38
Auf keinen Fall abschaffen.
In jeden Menschen schlummert eine religiöse Quelle , die oft nicht zum Vorschein kommt.
Das Gewissen z.b. ist ein Teil davon. Nachdem sich wenigsten die Atheisten halten sollten.

Laotse
17.12.2010, 17:49
Auf keinen Fall abschaffen.
In jeden Menschen schlummert eine religiöse Quelle , die oft nicht zum Vorschein kommt.
Das Gewissen z.b. ist ein Teil davon. Nachdem sich wenigsten die Atheisten halten sollten.

anschaffen heißt es in der Umfrage :)) nicht abschaffen, aber zurückstufen (rechtlich) :]

-jmw-
17.12.2010, 18:11
Ich glaube nur noch an Berwick, denn immerhin erweckt er fortwährend Tote zum Leben. ;)