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Vollständige Version anzeigen : Napoleons Motivation



Jerry
17.09.2007, 18:05
Entspricht es der historischen Wahrheit, Napoleon eine Motivation zu unterstellen, derart, daß es ihm in wesentlichen Teilen darum ging, den Völkern Europas die Segnungen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu bringen und zu sichern? War es für ihn wichtig, die überkommenen Machtstrukturen zu Gunsten moderner Ansätze von Republikanismus und Rechtsstaatlichkeit zu ersetzen? In wenigen Worten also: kämpfte er im ureigenen Interesse der Deutschen, Spanier, Russen, Polen, Ägypter,....?

Westfalen
17.09.2007, 18:27
Er kämpfte aus den gleichen gründen wie ein Österreicher etwas mehr als hunder Jahre später, um dem eigenen volk und besonders sich selbst Macht zu verschaffen und neuen Lebensraum zu erschließen.
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gab es zu der Zeit nichtmal in Frankreich selbst da Napoleon sich eine Diktatur aufgebaut hatte.

Jerry
17.09.2007, 18:42
Er kämpfte aus den gleichen gründen wie ein Österreicher etwas mehr als hunder Jahre später, um dem eigenen volk und besonders sich selbst Macht zu verschaffen und neuen Lebensraum zu erschließen.
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gab es zu der Zeit nichtmal in Frankreich selbst da Napoleon sich eine Diktatur aufgebaut hatte.

Hm, okay, das ist eben deine Meinung. Aber ich hatte nach historischer Wahrheit gefragt, also nach harten Fakten und nach Beweisen, was sicher eine detaillierte Kenntnis Napoleons und der Napoleonischen Kriege erfordert. Insofern richtet sich meine Frage eher an Leute mit profundem Wissen über diese spannende Epoche.

Westfalen
17.09.2007, 18:47
Hm, okay, das ist eben deine Meinung. Aber ich hatte nach historischer Wahrheit gefragt, also nach harten Fakten und nach Beweisen, was sicher eine detaillierte Kenntnis Napoleons und der Napoleonischen Kriege erfordert. Insofern richtet sich meine Frage eher an Leute mit profundem Wissen über diese spannende Epoche.

:bow: Verzeiht oh Herr, der Normalbürger wird den VIP-Bereich sofort verlassen.

Bruddler
17.09.2007, 18:47
Wann gedenken die Rechtsnachfolger des kleinen Korsen Reparationen fuer die entstandenen Kriegsschaeden in Europa zu leisten ?

leuchtender Phönix
17.09.2007, 18:48
Er kämpfte aus den gleichen gründen wie ein Österreicher etwas mehr als hunder Jahre später, um dem eigenen volk und besonders sich selbst Macht zu verschaffen

Ja das war mit sicherheit der Grund dafür.


und neuen Lebensraum zu erschließen.

Aber das war kein Grund.


Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gab es zu der Zeit nichtmal in Frankreich selbst da Napoleon sich eine Diktatur aufgebaut hatte.

Dafür sorgte er um so mehr, das sich der Gedanke weit in Europa verbreitete. Es gab in vielen Ländern (nicht nur in den Satelitenstaaten) Reformen in Richtung Demokratie und Rechtsstaat. Die Zeit der absolut herrrschenden Fürsten war vorbei.

Jerry
17.09.2007, 18:49
:bow: Verzeiht oh Herr, der Normalbürger wird den VIP-Bereich sofort verlassen.

Es war nicht meine Absicht, dich zu kränken und auch nicht, mich über dich zu erheben. Ich habe ja selber keine Ahnung. Deswegen frage ich. Aber du wirst verstehen, daß mich dein Beitrag nicht wirklich in der Beantwortung der Frage weitergebracht hat, ganz einfach, weil er zu subjektiv ist.

leuchtender Phönix
17.09.2007, 18:49
Wann gedenken die Rechtsnachfolger des kleinen Korsen Reparationen fuer die entstandenen Kriegsschaeden in Europa zu leisten ?

Auf Reparationsforderungen wurde verzichtet, um es den neuen Borbonenherrschern nicht zu schwer zu machen, wieder die Herrschaft zu übernehmen.

Bruddler
17.09.2007, 18:50
Auf Reparationsforderungen wurde verzichtet, um es den neuen Borbonenherrschern nicht zu schwer zu machen, wieder die Herrschaft zu übernehmen.

aaah, verstehe..... :rolleyes:

Efna
17.09.2007, 18:50
Ich denke Napoleon hatt die Ideen der Freiheit und Gleicheit lediglich dazu missbraucht wenn man bedenkt das viele aufgeklärte Geister seinen Imperialismus verurteilten.

Rheinlaender
17.09.2007, 18:51
Er kämpfte aus den gleichen gründen wie ein Österreicher etwas mehr als hunder Jahre später, um dem eigenen volk und besonders sich selbst Macht zu verschaffen und neuen Lebensraum zu erschließen.
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gab es zu der Zeit nichtmal in Frankreich selbst da Napoleon sich eine Diktatur aufgebaut hatte.

Warum dann die Einfuehrung von revolutionaeren Einrichtungen wie dem Code Penal oder dem Code Napoleon in allen besetzten Gebieten?

Wieso die Einrichtung demokratischer Verwaltung?

---

Napoleon war sicher ein Diktator, aber seine Gewalt zeigte auch, dass ein Mann "aus dem Volke" mit dessen Deckung in der Lage war jahrhundertealte Einrichtungen zu zerstoeren und moderne Verwaltungen und Gerichtsbarkeit zu erstellen.

Er zeigte wie man Paepsten und Kaisern umspringen konnte.

Rheinlaender
17.09.2007, 18:53
Wann gedenken die Rechtsnachfolger des kleinen Korsen Reparationen fuer die entstandenen Kriegsschaeden in Europa zu leisten ?

Diese wurde durch die gewaltigen Gebietsverluste im Wiener Kongress schon ausgeglichen. Im Uebrigen darauf hingewiesen, dass die meisten dt. Staaten mit Napoleon verbuendet waren (die laengste Zeit uebrigens auch Preussen).

Rheinlaender
17.09.2007, 18:54
Ich denke Napoleon hatt die Ideen der Freiheit und Gleicheit lediglich dazu missbraucht wenn man bedenkt das viele aufgeklärte Geister seinen Imperialismus verurteilten.

Seine persoenlichen Motive sind sicher schwer zu werten - wichtig ist die Wirkung: Und hier hat er ganz Europa nach vorne geworfen.

Westfalen
17.09.2007, 19:00
Dafür sorgte er um so mehr, das sich der Gedanke weit in Europa verbreitete. Es gab in vielen Ländern (nicht nur in den Satelitenstaaten) Reformen in Richtung Demokratie und Rechtsstaat. Die Zeit der absolut herrrschenden Fürsten war vorbei.

Super die Fürsten hatten nichts mehr zu sagen, aber der Herr Bonaparte hatte nun alles zu sagen, sehr demokratisch.
Sicherlich wurden viele Schritte hin zu einer Art Demokratie gemacht, dennoch war er ein Diktator auf Lebenszeit der Willkürentscheidungen vollziehen konnte und somit nicht der richtige für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, da stimmt ihr mir doch zu oder?

LieblingderGötter
17.09.2007, 19:07
Hätte es damals schon den Begriff des "Völkermordes" gegeben,er wäre zweifellos schuldig gewesen.

Westfalen
17.09.2007, 19:11
Hätte es damals schon den Begriff des "Völkermordes" gegeben,er wäre zweifellos schuldig gewesen.

Auch "Angriffskrieg" und "Kriegstreiber" könnte man ihm zuschreiben.

Jerry
17.09.2007, 20:51
Hätte es damals schon den Begriff des "Völkermordes" gegeben,er wäre zweifellos schuldig gewesen.

Nein, wäre er nicht. Zu tadeln ist die Erschießung von 2500 Gefangenen in Jaffa. Dies war allerdings alles andere als ein Völkermord.

cajadeahorros
17.09.2007, 21:11
Warum dann die Einfuehrung von revolutionaeren Einrichtungen wie dem Code Penal oder dem Code Napoleon in allen besetzten Gebieten?

Wieso die Einrichtung demokratischer Verwaltung?

---

Napoleon war sicher ein Diktator, aber seine Gewalt zeigte auch, dass ein Mann "aus dem Volke" mit dessen Deckung in der Lage war jahrhundertealte Einrichtungen zu zerstoeren und moderne Verwaltungen und Gerichtsbarkeit zu erstellen.

Er zeigte wie man Paepsten und Kaisern umspringen konnte.

Witzigerweise waren es die Reformen Napoleons und das "Vorbild" der Entwicklung in Frankreich die den Widerstand der anderen europäischen Völker oder Nationen nach und nach befeuerten, die "Belohnung" für den Pöbel erfolgte dann nach der Niederlage durch den Wiener Kongress und die "Restauration" die genau diese Neuerungen zu unterdrücken suchte.

Jerry
17.09.2007, 21:29
Witzigerweise waren es die Reformen Napoleons und das "Vorbild" der Entwicklung in Frankreich die den Widerstand der anderen europäischen Völker oder Nationen nach und nach befeuerten, die "Belohnung" für den Pöbel erfolgte dann nach der Niederlage durch den Wiener Kongress und die "Restauration" die genau diese Neuerungen zu unterdrücken suchte.

War es wirklich Widerstand der Völker? Es waren ja keine Bauern und Handwerker oder Bürgersleute, die die preußischen oder russischen Heere führten, sondern erzkonservative Fürsten.

Rheinlaender
17.09.2007, 22:01
Witzigerweise waren es die Reformen Napoleons und das "Vorbild" der Entwicklung in Frankreich die den Widerstand der anderen europäischen Völker oder Nationen nach und nach befeuerten, die "Belohnung" für den Pöbel erfolgte dann nach der Niederlage durch den Wiener Kongress und die "Restauration" die genau diese Neuerungen zu unterdrücken suchte.

Gerade das nicht - Sachsen, Bayern, Badeneser, Wuertenberger, Pfaelzer, Rheinlaender, Polen, Italiener etc etc. kaempfen bis zum bitteren Ende fuer Napoleon - insbesondere jene Gebiete links des Rheins, die schon 1790-95 defacto franzoesisch wurden, hingen eng an Napoleon und wussten nachdem sie pruessisch wurden auch warum.

cajadeahorros
17.09.2007, 22:22
Gerade das nicht - Sachsen, Bayern, Badeneser, Wuertenberger, Pfaelzer, Rheinlaender, Polen, Italiener etc etc. kaempfen bis zum bitteren Ende fuer Napoleon - insbesondere jene Gebiete links des Rheins, die schon 1790-95 defacto franzoesisch wurden, hingen eng an Napoleon und wussten nachdem sie pruessisch wurden auch warum.

Aber Preussen bspw. nicht, hier ließ sich die Bevölkerung durch die preussischen Reformen ködern.

Rheinlaender
17.09.2007, 22:27
Aber Preussen bspw. nicht, hier ließ sich die Bevölkerung durch die preussischen Reformen ködern.

Preussen war sehr lange Verbuendeter Napoleons und sprang erst recht zu Schluss auf den Wagen.

Diese Reformen gingen nicht halb so weit, wie das was die Rheinbundstaaten unter franz. Druck durchfuehrten, bzw. das was in linksrheinischen Gebieten durch die franz. Truppen schon rund 10 Jahre frueher eingefuhert wurde.

Was die persoenlichen Schutzrechte und Feiheiten anging war die preussische Herrschaft oft sogar ein Rueckschritt gegenuber der vormalige Herrschaft durch kl. Fuersten und geistliche Herren. So hatte z. . das Erzstift Trier eine landstaendige Vertretung mit Steuerhoheiten, etwas was Preussen erst mit der Verfassung von 1854 einfuehrte.

EinDachs
18.09.2007, 16:06
Entspricht es der historischen Wahrheit, Napoleon eine Motivation zu unterstellen, derart, daß es ihm in wesentlichen Teilen darum ging, den Völkern Europas die Segnungen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu bringen und zu sichern? War es für ihn wichtig, die überkommenen Machtstrukturen zu Gunsten moderner Ansätze von Republikanismus und Rechtsstaatlichkeit zu ersetzen? In wenigen Worten also: kämpfte er im ureigenen Interesse der Deutschen, Spanier, Russen, Polen, Ägypter,....?

Jein.
Rechtliche Verbesserungen in deren Leben wird möglicherweise schon eine untergeordnete Rolle gespielt haben, in erster Linie wird das klassische Motiv Machthunger und Ruhmsucht ihm persönlich wohl wichtiger gewesen sein.

Ich würde aber auch nicht vergessen, dass es in dem Krieg auch darum ging, die Segnungen der Revolution für Frankreich selbst abzusichern.
Von Anfang an strebten die ausländischen Feudalherren ja danach, die Revolution zu unterdrücken. Schon ab 1791 zog man ja gegen die Revolution zu Felde.
Napoleon konnte gar nicht viel unternehmen, ohne dass Österreich, GRoßbritannien oder Preußen ihm entgegentraten.