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Vollständige Version anzeigen : Sprachfeminismus ist Sexistisch!!!



Roter Sturm
14.09.2007, 17:27
Seid gegrüßt, werte Leser und Schreiber dieses Forums,

als Freund der deutschen Sprache und als Feind der Diskriminierung muss ich euch heute ein besonderes Anliegen vortragen:

die strikte Mißbilligung der geschlechterkennzeichnenden Sprachverstümmelung aus pseudofeministischen Gründen!

Manch ein politisch überkorrekter Zeitgenosse hätte meine Einleitung folgendermaßen geschrieben:

Seid gegrüßt, werte Leser und Leserinnen sowie Schreiber und Schreiberinnen dieses Forums....

Dieses Verfahren ist aber nicht nur umständlicher zu lesen, insbesondere laut, es verursacht auch deutlich mehr Schreibarbeit. Deshalb griffen gewiefte Sprachverhunzer ganz tief in die Trickkiste und versuchen bis heute, das Binnen-I einzuführen. Das würde dann so aussehen:
Seid gegrüßt, werte LeserInnen und SchreiberInnen dieses Forums....

Auf diese Weise wird der Schreibfluß zwar nur minimal gestört, der Lesefluß dahingegen schon recht erheblich. Insbesondere ein Vorlesen des Geschriebenen wird nun zur Farce. Die Dudenredaktion weigert sich übrigens bis heute, ich möchte ihr an dieser Stelle dafür danken, das Binnen-I als grammatikalische Konstruktion in die deutsche Sprache zu übernehmen. Es ist somit offiziell falsch!

Doch worin liegt nun der Sinn einer geschlechtergetrennten Titulierung? Haben sich die weiblichen Leser dieses Stranges bei meiner Begrüßung nicht angesprochen gefühlt? Sollte dies tatsächlich der Fall gewesen sein, kann ich diese Diskriminierung selbstverständlich nicht tolerieren und der Person nur Folgendes raten:
Lern gefälligst Deutsch, du blöde Kuh!!!

Denn:
Das Genus, das grammatikalische Geschlecht, ist keineswegs gleichbedeutend mit dem Sexus, dem biologischen Geschlecht.
Beispiele

Weibliches Sexus:
Das Mädchen

Androgynes Sexus:
Das Kind
Die Person
Die Katze
Der Hund
Der Mensch

All diese Begriffe sind vom Genus her maskulin oder feminin, vom Sexus her sind sie allerdings androgyn, das heißt geschlechterübergreifend. Das Kind kann Junge oder Mädchen sein, die Person kann männlich oder weiblich sein, die Katze kann sehr wohl männlich und der Hund durchaus weiblich sein. Von einer Menschin habe ich auch noch nichts gehört, von weiblichen Angehörigen dieser Spezies aber durchaus.

Androgyn sind auch alle Begriffe, die sich von einem Verb ableiten: Der Leser, der Schreiber, der Autor. Das gilt schon für den Singular. Im Plural sind fast alle Begriffe androgyn.

Die weibliche Form ist dahingegen keinesfalls androgyn, sie hat ein eindeutig weibliches Sexus! Möchte ich mich in meiner Ansprache nur an ein Geschlecht richten, reicht es im Falle des weiblichen Geschlechtes aus, das Femininum im Genus zu verwenden:
Liebe Leserinnen...

Möchte ich mich dahingegen an die Männer wenden, reicht die Benutzung des Maskulinums im Genus nicht aus:
Liebe Leser...

Hier muss das Sexus durch ein Adjektiv bezeichnet werden:
Liebe männliche Leser... (Oder gleich: Liebe Männer...)

Da zeigen sich gleich zwei monumentale Aspekte:
1. Die besondere Erwähnung der beiden biologischen Geschlechter hat keinerlei inhaltlichen Sinn.
2. Durch die Trennung der beiden Geschlechter wird die Sprache nun viel komplizierter im Gebrauch.

So entstanden durch den offiziellen Gebrauch dieses Sprachirrsinns unglaubliche Sprachverschandelungen:
Bei Adjektiven und Possesivpronomina (besitzanzeigenden Fürwörtern) mit Genusdeklination sind Klammern und Schrägstriche äußerst beliebt. Beispiel:
Jede(r) Leser(in) sollte seine/ihre Aufmerksamkeit nun bitte auf Folgendes richten...

An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, daß ich davon hörte, es gäbe in einigen Krankenhäusern offizielle Dokumente, in denen allgemeine Sätze die Unterscheidung zwischen eine(m/r) A(Ä)rzt(in) und seine(r/m)/ihre(r/m) Patient(in) beinhalten würden. Und nun lesen sie diesen Satz bitte laut! Das gleicht eher einer mathematischen Formel, als einer gesprochenen Sprache!

Tatsächlich ist die Verleugnung und der Kampf gegen das androgyne Sexus deutscher Begriffe in keinster Weise sinnvoll, denn es erzwingt erst eine Unterscheidung der Geschlechter an Stellen, an denen so etwas überhaupt keinen Sinn macht! Das ist Sexismus!

Lichtblau
14.09.2007, 17:45
Find ich auch blöd. Damit unterscheidet man ja erst nach Mann und Frau und ist somit sexistisch.

Hans von Dach
14.09.2007, 18:08
Zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden ist sexistisch ?

Tosca
14.09.2007, 18:16
Der Beitrag ist jetzt mal wirklich gut @ roter Sturm.

Ich bin absolut deiner Meinung. Also un diesem speziellen Fall.

Chaos
14.09.2007, 18:29
Ich halte auch nichts von dieser Schreibweise.
Der Threadersteller hat vollkommen recht, es ist absolut unnötig.
Warum soll man durch eine derartige Schreibweise nochmal extra ausdrücken, dass man auch Frauen anspricht, obwohl es doch durch das Wort bereits klar ist?

Ich meine allerdings, mal gehört zu haben, dass die Sprache selbst sexistisch sein soll, sprich dass es sexistisch sei, einen geschlechtlich nicht differenzierten Begriff wie z.B. Lehrer mit dem grammatikalsichen Genus des Maskulinum zu belegen. Was sagt ihr dazu?

Dampflok
14.09.2007, 19:37
Zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden ist sexistisch ?In diesem Zusammenhang eindeutig Ja - weil es den feministinnen eben auf diese UNTER-SCHEIDUNG ankommt.

Man will Gemeinsames bewußt trennen, alles schön in Männlein und Weiblein dividieren. Sprache ist ein sehr effektives Mittel zur Suggestion. Mit dieser ewigen Unterscheidung sollen die Menschen per Geschlecht wie zwei Rassen getrennt werden. Man will also mit dem Bandwurm:

".....erinnen und .....er"


..JEDEN gesprochenen oder geschriebenen Satz der sich auf Menschen bezieht, auf die Geschlechterebene zerren. Keine Frau hat sich jemals durch die Anrede: "Bürger" (z.B.) ausgeschlossen gefühlt, weil sich der Begriff auf eine ganz bestimmte Eigenschaft bezieht (hier Einwohner) und nicht auf ein bestimmtes Geschlecht abzielt. Bis die feminoistinnen kamen mit dem Ziel, die Familienstrukturen und das Zusammenleben Mann-Frau zu zerstören.


.

roxelena
14.09.2007, 20:10
Manch ein politisch überkorrekter Zeitgenosse hätte meine Einleitung folgendermaßen geschrieben:

Seid gegrüßt, werte Leser und Leserinnen sowie Schreiber und Schreiberinnen dieses Forums....



Seid gegrüßt, werte Leserinnen und Leser sowie Schreiberinnen und Schreiber dieses Forums....[/

So und nicht anders ist die korrekte Ansprache

Tosca
15.09.2007, 09:47
Seid gegrüßt, werte Leserinnen und Leser sowie Schreiberinnen und Schreiber dieses Forums....[/

So und nicht anders ist die korrekte Ansprache

Nee du, damit habe ich nichts am Hut. Ich bin emanzipiert, also ich empfinde Männer als gleichberechtigt. Aber ich genieße es, mir die Autotüre öffnen zu lassen, im Loka den Stuhl zurecht gerückt zu bekommen usw. Gleichberechtigung ist logisch, darüber muss man nicht mehr dislutieren. Männer und Frauen müssen für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn bekommen. Ist aber oftmals leider nciht der Fall. Nur, was ändert die Sprache daran? Wenn wir hingehen müssen und Leserr(innen) Interessent(en)(innen) separat raustellen, dann ist da der Wurm drin in der Emanzipation.

Erst gestern sprach ich mit einer Bekannten über das Thema. Und dan sagte ich ihr:

Es geht eine Superemanze hinter einem Mann ins Loka und bums hat sie die Tür am Kopf und wundert sich. Der freche Rüpel hätte ihr ja die Tür aufhalten können. Aber warum? Das kann sie dann gefälligst auch selber machen. Ich will sagen, die Kirche sollte schon im Dorf bleiben. Und bei Super-Emanzen habe ich immer Alice vor Augen. Ciao ich muss in die Keramik-Abteilung...

Aber in Deutschland wurde zu allen Zeiten übertrieben, warum nicht mal die Sprache vergewaltigen? Das kommt alles wieder ins Lot.

Roter Sturm
15.09.2007, 11:59
Seid gegrüßt, werte Leserinnen und Leser sowie Schreiberinnen und Schreiber dieses Forums....

So und nicht anders ist die korrekte Ansprache

Nö, die maskuline Form ist nämlich androgyn. Deutsch: 4-, setzen!


Ich meine allerdings, mal gehört zu haben, dass die Sprache selbst sexistisch sein soll, sprich dass es sexistisch sei, einen geschlechtlich nicht differenzierten Begriff wie z.B. Lehrer mit dem grammatikalsichen Genus des Maskulinum zu belegen. Was sagt ihr dazu?

Diese Überlegung ist durchaus legitim.
Tatsache ist:
1. Es gibt ein eigenes Genus für das weibliche Sexus, aber kein eigenes Genus für das männliche.
2. Das Genus für das androgyne Sexus ist das grammatikalisch männliche Geschlecht.

Folgen von 1.:
Zur Bezeichnung des männlichen Sexus wird in den meisten Fällen nun ein zusätzliches Adjektiv (z. B. männlich) benötigt. Natürlich wäre es einfacher und klarer, wenn es ein rein androgynes Genus und darüber hinaus ein rein männliches Genus gäbe. Aber das ist nunmal nicht der Fall. Sollen solche grammatikalischen Konstruktionen nun extra eingeführt werden? Die Sprache ist immerhin ein über Jahrtausende hinweg organisch gewachsenes Gebilde. Und wie wir feststellen, ist dieses Gebilde in der Praxis weitauß sinnvoller, als die Eingriffe gewisser Gerechtigkeitsfanatiker.

Ist es so häufig von Nöten, sich auf bestimmte Geschlechter zu beziehen? Zur Bezeichnung menschlicher Eigenschaften gibt es doch immerhin Adjektive, Genitive und adverbiale Bestimmungen. Müssen wir auch grammatikalische Silben und Endungen einführen, welche die Nationalität, Religionszugehörigkeit, Hautfaarbe, Haarfarbe, Größe, Gewichtsklasse oder sexuelle Ausrichtung eines Menschen beschreiben?
Das würde die Grammatik nur unnötig komplexer werden lassen.

Und die Folgen von 2.:
Ja? Abgesehen von der grammatikalischen Ungenauigkeit und der daraus resultierenden Notwendigkeit geschlechterkennzeichnender Adjektive für das männliche Sexus?
Feministinnen würden wohl behaupten, daß man mit dem maskulinen Genus eher Männer assoziiert. Ist das so? Bei mir nicht. Würde mir der Direktor einer Grundschule erzählen, an seiner Schule wären 30 Lehrer beschäftigt, würde ich sehr stark davon ausgehen, daß der Großteil dieser Lehrer weiblich ist. Ist dagegen von Handwerkern oder Bauarbeitern die Rede, gehe ich eher von Männern aus. Das sind einfach Erfahrungswerte.


Der Beitrag ist jetzt mal wirklich gut @ roter Sturm.

Ich bin absolut deiner Meinung. Also un diesem speziellen Fall.
Freut mich, gerade weil du eine Frau bist :) In Punkto Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik könntest du mir übrigens ebenfalls Glauben schenken ;)

ochmensch
15.09.2007, 12:22
Endlich sagt´s mal einer. Sehr gut!

Roter Sturm
15.09.2007, 13:37
Zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden ist sexistisch ?

Eine generelle Betonung dieser Geschlechtertrennung in der Sprache ohne sinnvollen Grund ist durchaus sexistisch.


Endlich sagt´s mal einer. Sehr gut!

Du sagst es: Es war mal wieder nötig :cool:

Biskra
15.09.2007, 14:30
Seid gegrüßt, werte Leserinnen und Leser sowie Schreiberinnen und Schreiber dieses Forums....[/

So und nicht anders ist die korrekte Ansprache


Nö, ist sie nicht.

Felidae
15.09.2007, 14:43
@Sturm

Ein köstlicher, ja geradezu herzerfrischender Beitrag. Vielen Dank dafür :).

@roxelena/Meik/Meike

Wenn Frauen gleichberechtigt sein wollen, müssen sie auch mal darauf verzichten, zu erst genannt zu werden :]

Allemanne
15.09.2007, 19:47
Absolute Zustimmung, Roter Sturm! Wobei ich aber dennoch sagen muss, dass ein feierliches "Bürgerinnen und Bürger" bei einer Ansprache, z.B. an Neujahr, durchaus besser rüberkommt.

Allers andere ist jedoch antideutscher (im wahrsten Sinne des Wortes) Sexismus.

Fenrir
15.09.2007, 22:22
Hmm, du hast das Thema so gut auf den Punkt gebracht, dass ich nicht weiss was es noch zum Thema zu sagen gibt. Eine wirkliche Diskussion kommt so eher nicht auf, da dir jeder mit Hirnzellen gesegnete Forumsnutzer zustimmt. Trotzdem ein wunderbarer Beitrag, sehr interessant zu lesen.