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Vollständige Version anzeigen : Wie frei sind wir wirklich?



Beverly
05.09.2007, 17:08
Um das Thema "Freiheit" wird nicht erst heute viel Gedöns gemacht. Irgendwo wollten doch alle schon immer "frei" sein und derzeit ist Freiheit mal wieder in aller Munde. Auch in aller Leben ?( ? Wie viel Freiheit haben wir wirklich?

Hier die möglichen Antworten absteigend von viel bis gar keine Freiheit aufgelistet:

1. Wir sind - abgesehen von nötigen Regeln - frei von unnützer Bevormundung, können unser Leben so gestalten wie wir wollen und auf allen Ebenen an den politischen Entscheidungen mitwirken.

2. Wir werden nicht sinnlos bevormundet und können unser Leben so gestalten wie wir wollen, doch haben wenig bis keinen Einfluss auf die "große Politik".

3. Wir werden nicht bevormundet, doch können angesichts äußerer Zwänge unser Leben nur wenig gestalten und haben keinen Einfluss auf die Politik.

4. Wir können uns nicht mal richtig in eine Nische zurück ziehen, weil uns äußere Zwänge immer wieder einholen. Leben selbst gestalten ist da kaum möglich, geschweige denn Einfluss auf die Politik.

5. Uns wird unser Leben, Denken, Arbeiten von anderen vorgeschrieben, auf die wir keinen Einfluss haben.

Von einem anderen Ansatz kann man es so formulieren. Haben wir

1. Abwehrrechte - "niemand darf uns Vorschriften machen"
2. Gestaltungsrechte - das eigene Leben und das Umfeld bestimmen
3. Mitwirkungsrechte - Einfluss auf politische Entscheidungen

Biskra
05.09.2007, 17:35
Nun ja, vor Steuern kann man sich kaum schützen. Ansonsten ist man eigentlich recht frei.

Felidae
05.09.2007, 17:46
Wir sind hier in keinem freien Land, sondern in einem Staat, der vorschriften zu machen geil findet.

-jmw-
05.09.2007, 17:58
"Wir" sind frei, wenn wir den Regeln zustimmen;
und sind's nicht, tun wir's nicht.
Ein CDU-Mitglied ist in der BRD sicher ein "freier" Mensch, denn er wird nur Regeln unterworfen, deren grundlegenden Metaregeln er zustimmt.
Ich tu's nicht, ergo bin ich nicht "frei".

Redwing
05.09.2007, 19:42
Freiheit hängt in diesem sozialdarwinistischen System nur vom Geldbeutel ab. Ansonsten gibts noch die Freiheit, Andere beliebig auszubeuten, zu plätten und in IHRER Freiheit und ihrem Wohlbefinden einzuschränken. ;)

Unter wahrer Freiheit stelle ich mir was Anderes vor: zum Beispiel garantiert abgesichert zu sein, ein bißchen Pensum an Arbeit abzureißen und ansonsten den Tag für Freizeitvergnügungen nutzen zu können- zum Leben eben. Ich rede natürlich vom Neosozialismus. :] Und das immer noch üppige Gehalt würde (u.a.) große Spielräume bez. der Freizeit ermöglichen (wobei es letztlich sogar ohne Geld ginge).

Beverly
05.09.2007, 21:26
Freiheit hängt in diesem sozialdarwinistischen System nur vom Geldbeutel ab. Ansonsten gibts noch die Freiheit, Andere beliebig auszubeuten, zu plätten und in IHRER Freiheit und ihrem Wohlbefinden einzuschränken. ;)

damit ist eigentlich alles gesagt :rolleyes:


Unter wahrer Freiheit stelle ich mir was Anderes vor: zum Beispiel garantiert abgesichert zu sein, ein bißchen Pensum an Arbeit abzureißen und ansonsten den Tag für Freizeitvergnügungen nutzen zu können- zum Leben eben. Ich rede natürlich vom Neosozialismus. :] Und das immer noch üppige Gehalt würde (u.a.) große Spielräume bez. der Freizeit ermöglichen (wobei es letztlich sogar ohne Geld ginge).

also ein System, wo Freiheit nicht mehr durch grenzenlose Blödheit und kleingeistige Niedertracht verhindert wird

politisch Verfolgter
05.09.2007, 21:30
Ganz einfach: niemand darf per Gesetz für die Bewirtschaftung des Vermögens Anderer zuständig erklärt werden - Zwangsarbeit ist verboten.
Brot alleine ist Sklaverei, Lohnzuweisung ist Zwangsarbeit. Dazu hier nochmal:
Profit benötigt keinerlei menschl. Betriebsinhaber, sondern Managements. Wieso gibt es keine Betriebe, die den damit anbietenden Betriebslosen Profit bezwecken? Was steckt dahinter?
Es gibt anonyme Eignerkollektive, Betriebe ohne Inhaberpräsenz, sogar selbsteignende Betriebe. Doch es gibt keine Betriebe, die ihren nichteignenden Nutzern Profit bezwecken.
Wieso? Ökonomisch und juristisch gar kein Problem - betriebl. Vertragsgegenstände, die ganz einfach gegen Bezahlung genutzt werden können. Statt Arbeitsverträge gibts Nutzungsverträge, die ebenso sanktionsfähig und kündbar sind.
Es ist völlig unideologisch zu sehen, rein pragmatisch. Solche Betriebe machen doch Sinn, sie schaffen Arbeit, Zugang zu Privatkapital, sind vernetzbar, sogar globalisierbar.
Wo sind denn die negativen Aspekte, die sie verunmöglichen würden?
Wer weiß Bescheid?

-jmw-
05.09.2007, 21:39
Unter wahrer Freiheit stelle ich mir was Anderes vor:
Das ist ein ganz wichtiger Satz:
Wir alle haben nämlich nur unsere jeweilige Vorstellung von Freiheit;
keiner hat objektives Wissen darüber gepachtet, was "Freiheit" ist, klarerweise dies, denn solcherlei Begriffe sind nunma definitionsbedürftig.

Ich für meinen Teil finde es zum Beispiel absurd, "Freiheit" solle heissen,

abgesichert zu sein, ein bißchen Pensum an Arbeit abzureißen und ansonsten den Tag für Freizeitvergnügungen nutzen zu können.

Denn das hiesse, Robinson auf seiner Insel wäre nicht "frei";
dass hiesse sogar, würde ich mich freiwillig in eine Höhle in einem Wüstengebirge zurückziehen, wäre ich nicht "frei" - denn abgesichert wär ich da in keinster Weise und Freizeit hätt ich auch nicht, müsste ich doch jeden Tag mir das Nötigste für meinen Lebensunterhalt zusammenklauben.

-jmw-
05.09.2007, 21:40
Ich kann mich folgender Aussage anschliessen:

"Eine Person genießt individuelle Freiheit, solange sie – in eine Doppelwahlsituation gestellt – eine negative Metawahl treffen darf, ohne dabei künstliche Folgekosten Dritter, die sich auf ihren privaten Handlungsspielraum auswirken, erwarten zu müssen."
(Hardy Bouillon)

:]

politisch Verfolgter
05.09.2007, 21:46
Freiheit beginnt, wo Zwangsarbeit endet. Das ist durch eine aktive Wertschöpfungspolitik auszugestalten. Wobei über 90 % der Privathaushalte keinen Betrieb eignen. Man benötigt also Betriebe, die von den Kapitalerwirtschaftern genutzt werden können - Nutzungsverträge und Nutzenoptimierung bezweckende Managements. Das als ökonomische Grundlage für private Selbstverwirklichung, also für die Freiheit des Individuums.
Damit ist Freiheit immer die Freiheit Anderer, die man auch selbst beanspruchen will.
Auf der Basis der Grundrechte.

Beverly
05.09.2007, 22:28
Mich erstaunt, dass sich derzeit über die Hälfte für Möglichkeit 5. - uns wird alles vorgeschrieben - entschieden hat. Die habe ich der Vollständigkeit halber mit aufgenommen, sehe sie aber entweder in totalitären Gottesstaaten wie dem Iran realisiert oder in Ländern, wo materieller Mangel wirklicher Freiheit den Boden entzieht.

Ist die BRD dank "künstlicher Folgekosten", wenn der Bewohner nicht tut, was er soll, so unfrei geworden wie der Iran oder Nordkorea???? Das IMHO wohlgemerkt OHNE materielle Not oder andere zwingende Gründe. Die BRD-Bewohner sind von Ausnahmen abgesehen eher zu brav als gewalttätig, auch die Migranten. Freiheit einzuschränken, weil wir materiell aus dem letzten Loch pfeifen oder uns im Wortsinne gegenseitig auffressen ist also nicht nötig. Es ist genug für alle da und wir sind relativ friedlich - und trotzdem unfrei :rolleyes:

Biskra
05.09.2007, 23:02
Mich erstaunt, dass sich derzeit über die Hälfte für Möglichkeit 5. - uns wird alles vorgeschrieben - entschieden hat.

Da siehst du mal wie viele hier aus der Geschlossenen schreiben.

WIENER
05.09.2007, 23:16
Mich erstaunt, dass sich derzeit über die Hälfte für Möglichkeit 5. - uns wird alles vorgeschrieben - entschieden hat.

Da fällt mir halt spontan die neueste Zwangsvorschrift ein. Rauchverbot in Kneipen. nur in eigenen Raucherkammerln sollte man schnell eine rauchen dürfen.
Und darüber sollten wir noch froh sein. Angestrebt wird ein generelles Rauchverbot. Über ein Rauchverbot in den eigenen Autos, selbst wenn kein anderer mitfahrt wird schon diskutiert. Hurra ich fühl mich ja so frei

Beverly
06.09.2007, 08:47
Da fällt mir halt spontan die neueste Zwangsvorschrift ein. Rauchverbot in Kneipen. nur in eigenen Raucherkammerln sollte man schnell eine rauchen dürfen.
Und darüber sollten wir noch froh sein. Angestrebt wird ein generelles Rauchverbot. Über ein Rauchverbot in den eigenen Autos, selbst wenn kein anderer mitfahrt wird schon diskutiert. Hurra ich fühl mich ja so frei

Die Diskussion ums Rauchverbot finde ich übertrieben, aber typisch.

Letztendlich muss doch jeder Wirt selbst entscheiden, ob in seiner Kneipe geraucht werden darf oder nicht. Eine Aufteilung in gleich große Bereiche für Raucher und Nichtraucher vorzuschreiben hätte meines Erachtens schon gereicht.

politisch Verfolgter
06.09.2007, 09:57
Nichts darf einem Betriebsinhaber vorschreiben. Freiheit ist der Umfang des einem zur Verfügung stehenden Privatkapitals, es sind diese Freiheitsgrade weltbürgerlicher Selbstverwirklichung. Diese Freiheitsgrade sind bezifferbar. Freiheit ist dann, was das Individuum damit frei anfängt, ohne damit andere zu schädigen.
Rauchverbote haben mit dem Freiheitsbegriff nichts zu tun, da jeder frei ist, wonanders zu rauchen, ggf. Raucherbereiche aufzusuchen. Rauchverbot ist die Freiheit, nicht inhalatorisch kontaminiert zu werden.
Und schon sieht man, wie sehr die Grundrechte den Freiheitsbegriff prägen.
Freiheit ist die vollständige Umsetzung unserer Grundrechte für jeden Einzelnen, ohne den jeweils Anderen damit zu schädigen.

Wie es weltweit mit der Freiheit aussieht, belegt die UN-Statistik vom Frühjahr 2007: 1 % eignen weltweit 60 %, während die halbe Menschheit von unter 1-2 $ tgl. dahin vegetiert.
Ich füge hinzu: daran sterben tgl. bis zu 170 000 Menschen.