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Vollständige Version anzeigen : "Was ihr macht, ist Import von Terrorismus!"



Der Sheriff
01.09.2007, 13:58
Pfarrer Joachim Schroedel, Seelsorger der deutschsprachigen Katholiken des Nahen Ostens, über den Exodus der Christen, westliche Illusionen vom Islam und das schlechte Beispiel deutscher Touristen


Die Fragen stellte Volker Niggewöhner.


VOLKER NIGGEWÖHNER: Herr Pfarrer, das Christentum hat seinen Ursprung im Nahen Osten und ist dort groß geworden. Denken wir nur an die im Neuen Testament genannten frühen Christengemeinden auf dem Gebiet der heutigen Türkei oder an die Mönchsväter in Ägypten. Jetzt aber passiert das Unvorstellbare: Das Christentum im Nahen Osten könnte schon bald ausgestorben sein, denn die Christen wandern in Massen aus. Warum?


PFARRER JOACHIM SCHROEDEL: In all diesen Ländern erstarkt der Islam. Der Islam versteht sich als die Erlösungsreligion überhaupt, als Erlösung selbst aus der Armut. Islamistische Gruppierungen finden finanzielle Unterstützung, beispielsweise aus Saudi-Arabien. Parolen, die den Islam als Lösung darstellen, schwächen automatisch das Christentum.


Die Christen waren seit dem Einfall der Muslime immer schon eine Minderheit. In Ägypten sind es nur zehn Prozent der Bevölkerung. Aber jetzt werden sie eben auch an den Rand gedrängt, weil sie selbst den Armen nicht so helfen können, wie diejenigen, die das Geld aus den Ölstaaten haben. Zudem werden die Christen im Nahen Osten oft mit dem "Westen" gleichgesetzt, also mit Europa und den USA. Wenn ein Christ sich dort zu seinem Glauben bekennt, dann heißt es: Eigentlich bist du ja genauso wie die da drüben im Westen, die nicht mehr richtig glauben, die keine Moral haben und andere ausbeuten.


Wie sehen junge Christen ihre Zukunft im Nahen Osten?


Ich kenne leider sehr viele junge Leute, die hier keine Zukunft mehr sehen. Sie werden irgendwo in Europa oder Amerika studieren und dann auch dort bleiben. Da kann man mit Engelszungen reden. Die Not und die Hoffnungslosigkeit sind doch sehr stark. Ein kleines Beispiel: Wir hoffen, dass Palästina auch einmal eine eigene Staatlichkeit bekommen wird. Aber wir denken nicht daran, dass dann dieses Palästina wahrscheinlich auf dem Scharia-Recht fußen und eine Verfassung bekommen wird, in der die Christen vielleicht eine noch geringere Rolle spielen werden als etwa in Ägypten. Dann werden dort viele Christen überlegen, ob sie noch bleiben - obwohl sie Palästinenser sind, die natürlich gerne in ihrem Land leben möchten. Palästinensische Christen sind fast schon gänzlich verschwunden.

Als Papst Paul VI. vor über vierzig Jahren im Heiligen Land war, gab es noch 15 Prozent Christen. Heute sind es nur noch 1,5 Prozent. In Ägypten ist die Zahl stabil. Ganz dramatisch ist derzeit der Exodus der Christen aus dem Irak. Hier waren einmal über eine Million Christen. Pessimistische Schätzungen gehen davon aus, dass es heute weniger als hunderttausend sind. Dort passiert auch wirklich das Schlimmste, was man sich im ganzen Nahen Osten vorstellen kann. Dort werden Christen systematisch verfolgt.


Christen im Nahen Osten bekennen sich



Aufgrund eines Gerichtsurteils muss die Amerikanische Universität in Kairo Studentinnen das Tragen eines Schleiers, der das Gesicht bis auf die Augen verhüllt, erlauben. Ist das ein Einzelfall?

Eigentlich sollte mit diesem Gerichtsurteil die Freiheit der Frau betont werden. Wir müssen uns von dem manchmal auch etwas plakativ gebrauchten Satz verabschieden: Frauen werden durch ihre Männer unterdrückt, indem sie das Kopftuch nehmen müssen. Viele Frauen, ich denke die Mehrheit, machen das freiwillig. Es ist ihre Art zu zeigen, dass sie Musliminnen sind.


Diese Re-Islamisierung oder Besinnung auf die kulturellen und religiösen Werte ist meiner Ansicht nach so stark geworden, weil wir uns im Westen nicht mehr so darstellen, wie wir uns eigentlich darstellen sollten. Ich erlebe es immer wieder im Gespräch, dass Menschen sagen, das Christentum sei überholt, wir hätten kein Christentum mehr. Wir werden als Heiden angesehen. Nach dem Koran sind es Heiden nicht wert, in die Menschengemeinschaft aufgenommen zu werden. Wir sollten wenigstens in den Ländern des Nahen Ostens die Christen stärken, dass sie sich als Christen auch bewähren und dass sie auch als Christen leben können. Das tun sie auch sehr bewusst. Christen zeigen offen ihre christliche Identität, indem sie ein Kreuz um den Hals tragen oder indem sie ein Kreuz auf dem Handgelenk tätowiert haben. Und natürlich tragen sie keinen Schleier oder kein Kopftuch.


Mit welchen Mitteln werden Christen in Ägypten unter Druck gesetzt?

Christen können in Ägypten relativ frei leben und ihren Gottesdienst besuchen. Aber es gibt eine subtile Unterdrückung; Christen werden an den Rand gedrängt. Das ist zum Beispiel bei Bewerbungen festzustellen. Ein Christ würde als störend empfunden, wenn er nur unter Muslimen arbeiten würde. Auch im öffentlichen Leben sind Christen eingeschränkt. In Ägypten gilt die Scharia. Christen haben nicht die gleichen Rechte wie Muslime. Die muslimische Gesetzgebung unterscheidet klar zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. Ursprünglich gab es den Status des "Dhimmi", des Schutzbefohlenen, der höhere Steuern bezahlen musste. So ähnlich ist es eigentlich auch heute noch. Es ist kein Geheimnis, dass es in Ägypten notwendig ist, immer wieder einmal Bakschisch zu zahlen, also in gewisser Weise zu bestechen. Christen müssen, um ihrem Ziel näher zu kommen, natürlich mehr zahlen als Muslime. Auf Dauer ist diese Unterdrückung eben einfach sehr, sehr belastend.


Hat sich diese Unterdrückung in der letzten Zeit verschärft?


Tatsächlich hat sich die Lage der Christen in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Christinnen, die in Ägypten an einer Universität studieren, sind schon aufgefordert worden, das Kopftuch zu nehmen. Sie werden gefragt, was sie als Christinnen an einer Universität in einem muslimischen Land machen. Ich kenne eine Studentin, die mir sagte, sie wolle ihr Christentum nicht verleugnen. Sie habe aber nicht das Geld, um im Ausland zu studieren. Also legt sie ein Kopftuch an. So erwecke sie den Eindruck, sie sei Muslimin. Außerhalb der Universität legt sie das Kopftuch wieder ab. Wobei das eigentlich nichts Neues ist. Nach islamischem Verständnis muss eine weltlich-religiöse Herrschaft errichtet werden. Das sind jetzt nicht nur Islamisten, die vom rechten Rande her hineindrängen. Vielmehr ist das ein Wiedererkennen des ursprünglich im Koran zu findenden Ansatzes, die ganze Welt muslimisch zu machen. Das haben sie wieder neu entdeckt.


Da Christen in fast allen muslimisch geprägten Ländern unter starkem Druck stehen: Gibt es über regionale Besonderheiten hinaus einen dem Islam wesenseigenen Missionsplan, der eben auch vor Gewalt nicht zurückschreckt?


Ja, das ist richtig, aber auch wirklich nichts Neues. Wenn es um den "11. September" geht, hören wir immer, dass Gewalt nicht mit dem Islam zu vereinbaren sei. Demnach sei Osama bin Laden sozusagen auch kein Muslim, da ein Muslim Frieden verbreiten müsse. Gelinde gesagt ist das nicht die ganze Wahrheit. In den Ländern, in denen das Christentum noch in der Mehrheit ist, wird mit einer sehr großen und geradezu selbstherrlichen Art und Weise gesagt: Wir Muslime sind jetzt hier, wir gehören hierher, ihr habt uns gefälligst den Weg zu bereiten! In den Ländern des Islams selbst wird denen, die nicht dem Islam angehören, noch ein bisschen Lebensrecht eingeräumt. Letztlich wird aber deutlich gemacht, dass Christen nicht dorthin gehören.


Demokratie in Ägypten brächte die Scharia


Den Christen in Ägypten droht nun auch Gefahr von einer anderen Seite. Die fundamentalistische Bewegung der Muslim-Bruderschaft hat bei den Wahlen zwanzig Prozent der Stimmen errungen. Wie sehen Sie die weitere politische Entwicklung in Ägypten?

Die Muslim-Bruderschaft ist zwar weiterhin verboten, aber die einzelnen Kandidaten, die sich offen oder versteckt mit den Muslim-Brüdern solidarisieren, sind ins Parlament gewählt worden. Die Regierung von Präsident Husni Mubarak fährt einen sehr schwierigen Kurs. Einerseits muss Mubarak die immer stärker werdenden, selbstbewusst auftretenden Bewegungen des Islams lenken und walten lassen. Andererseits muss er Frieden mit denen im Land herstellen, die mit diesen fundamentalistischen Ansätzen nichts am Hut haben. Deswegen ist natürlich auch der Staat hier zu Schritten gezwungen, die nicht ganz im demokratischen Spektrum anzusiedeln sind.

Anders gesagt: Wenn wir in Ägypten eine Demokratie nach europäischem oder amerikanischem Muster erstreben würden, dann würde wahrscheinlich viel schneller als erwartet die Muslim-Bruderschaft an die Regierung kommen. Und dann wäre ein gewisses Ende erreicht: Es würden mehr Scharia-Rechte durchgesetzt werden und Konversionen noch schärfer unter Beobachtung stehen. Der "Abfall vom Glauben" würde dann wahrscheinlich auch wirklich mit dem Tode bestraft werden. Viele Menschen hoffen, dass auch ein Nachfolger von Husni Mubarak die Politik fortsetzt, die er in den vergangenen Jahren betrieben hat. Es ist nicht nur meine Meinung, dass beispielsweise der Sohn von Mubarak ein geeigneter Kandidat wäre. Wir brauchen jemanden, der auf Kontinuität setzt.


Sind Sie manchmal von der Politik in Europa, oder auch von den Christen in Europa enttäuscht?


In Deutschland stelle ich leider immer wieder fest, wie unwissend mit dem Phänomen Islam umgegangen wird. Viel zu wenig ist auch über die Geschehnisse im Nahen Osten bekannt. Sehr zufrieden hingegen bin ich, dass der zweite Islamgipfel in Deutschland trotz Absagen von muslimischen Gruppierungen durchgeführt worden ist. Hier sind die Verantwortlichen nicht eingeknickt. Sie haben deutlich gemacht, dass sie die Integration wollen. Die Bundesrepublik möchte die beschlossenen Gesetze auch durchsetzen. Ich glaube, langsam wird man in Europa wach gegenüber anderen Kulturen, Religionen und auch dem sehr herausfordernden Phänomen Islam.


Wenn Deutsche "die Sau rauslassen"...


Sie haben einmal gesagt: "Die Ägypter erwarten eine Positionierung. Die europäische Freundlichkeitsmentalität ist ihnen fremd." Ist damit das grundlegende Missverständnis zwischen europäischen Christen oder Nichtchristen und Muslimen ausgedrückt?

Ausgesprochen wichtig ist die Solidarität. Wir hatten in diesem Jahr im Heiligen Land den Besuch der Deutschen Bischofskonferenz und anschließend auch eine hochrangige Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Gast. Solche Signale sind sehr, sehr gut. Aber es sollte nicht dabei bleiben. Wir müssten eigentlich viel stärker als bisher üblich immer wieder für die Christen in dieser Region eintreten. Da ist uns der Heilige Vater ein gutes Beispiel. Inzwischen sagt er fast bei jeder seiner Mittwochsaudienzen etwas über die Christen des Nahen Ostens. Und das ist ganz notwendig. Denn wir vergessen sie sonst einfach oder denken, irgendwie werden die sich schon auch allein zurechtfinden. Auch wenn sie noch nicht so stark verfolgt werden: Es sind dort Christen in Not!


Ägypten ist, wie die Türkei, ein beliebtes Urlaubsland europäischer Touristen. Dorthin reisen jährlich Hunderttausende, von denen viele Botschafter des Glaubens sein könnten. Wird da nicht eine Chance vertan?

Von diesen 500.000 bis 600.000 Deutschen, die pro Jahr nach Ägypten kommen, sind nur ein Bruchteil an Kunst und Kultur interessiert. Die meisten gehen nach Hurghada und Sharm-el-Sheikh zum Badeurlaub und schauen sich dann vielleicht noch die Pyramiden oder Abu Simbel oder das Tal der Könige an. Aber in gewisser Weise wären das natürlich auch Botschafter für eine europäische Weise des heutigen Lebens. In gewisser Weise sind sie es sogar. Nur leben sie den Ägyptern etwas vor, was nur eine Zerrform von dem ist, was wir eigentlich als Kultur gerne präsentiert hätten. Dort benehmen sich manchmal die Deutschen so, als wären sie in den eigenen vier Wänden zuhause. Sie lassen in Ägypten für billiges Geld "die Sau raus". Und das ist natürlich eher abstoßend.

Für einen Ägypter ist es außerdem nicht nachvollziehbar, wenn junge Frauen fast unbekleidet durch den Bazar von Kairo laufen. Mit solch einem Auftreten wird der Eindruck erweckt, das sei westliche Kultur. Da gibt es einfach noch einen riesengroßen Nachholbedarf an Aufklärung. Ich versuche auch immer bei Reisebüros oder Reisegruppen diese Aufklärungsarbeit zu leisten, indem ich ihnen sage: "Was ihr da teilweise in Ägypten macht, ist Import von Terrorismus. Damit wird die Neigung zum Terrorismus herausgelockt."


"Dort gibt es noch entschiedene Christen"



Was müssen Christen beispielsweise in Ägypten tun, um geachtet oder zumindest nicht verachtet zu werden?


Als Christ muss man ganz einfach das Christentum auch leben, in einer ganz klaren, selbstbewussten Art und Weise. Keinem orientalischen Priester würde es auch nur im Geringsten einfallen, nicht in geistlicher Kleidung in Erscheinung zu treten. Er würde auch nie auf die Idee kommen, sein großes Brustkreuz zu verstecken. Meine Kollegen zeigen die christliche Präsenz. Auch ich als westlicher, römisch-katholischer Priester, gebe mich immer als solcher zu erkennen.


Im Gespräch mit Muslimen weise ich auch immer zunächst einmal auf die Differenzierungen und Unterschiede hin. Es hat keinen Sinn, wenn ich einknicke und sage, wir haben Abraham als Vater und wir glauben alle an einen Gott und ähnliche Versatzstücke. Das wird uns sowieso nicht abgenommen. Kein Muslim nimmt uns Christen ab, dass wir Monotheisten sind. Wir müssen uns auch im Orient positionieren. Und das wird schon sehr deutlich getan.

Besonders deutlich ist das gerade in Ägypten: Die Kopten mit Papst Schenuda an der Spitze sind eine sehr große Kirche. Wir können davon ausgehen, dass bis zu sieben Millionen Kopten in Ägypten leben und vermutlich die gleiche Anzahl noch in der ganzen Welt mit Schwerpunkt Nordamerika. Diese Gruppe ist nicht zu unterschätzen. Ich bin immer wieder froh, wenn ich in Deutschland erklären kann: Dort gibt es noch Christen, die entschieden ihren Glauben leben.


Erzbischof Edmond Farhat, der Vatikanbotschafter in Österreich, hat vom Islam eine "Reinigung" gefordert. Die Muslime müssten lernen, keine Angst vor Selbstkritik zu haben. Wie kann dabei der Beitrag der Christen im Nahen Osten aussehen?

Die hehre Idee des Erzbischofs wäre, dass der Islam sich modernisiert, dass er den gleichen Weg geht, wie ihn das Christentum vor hundertfünfzig Jahren auch angefangen hat zu beschreiten. Meines Erachtens wird das allerdings wohl nicht passieren. Theologen, wie der in Deutschland sehr bekannte Bassam Tibi, der für einen Euro-Islam eintritt, haben im Nahen Osten überhaupt keinen Fuß in der Tür. Es gibt nach islamischer Auffassung keine Koranauslegung. Dennoch glaube ich, dass wir einen Dienst auch an den Muslimen leisten können. Das ist der Dienst der Nächstenliebe und der Menschlichkeit. Seit einigen Jahrzehnten haben wir Katholiken uns deutlich auf unsere Fahnen die Religionsfreiheit geschrieben, die Möglichkeit, "nein" zu sagen. Das findet sehr wohl Beachtung. Denn ein Muslim lässt den anderen nicht ausreden, wenn er etwas Falsches sagt. Wir, glaube ich, können das inzwischen.

http://www.kirche-in-not.de/01_aktuelles/meldungen_2007_pfarrer_schroedel_kairo_interview.p hp

Überall wo sich der Islam erstärkt häufen sich Gewalt, Verbrechen, Menschenrechtsverletzungen usw. Wie kann es sein, dass man so eine bösartige Ideologie hier in Deutschland solche Freiheiten überlässt ?

Jon Tullius
02.09.2007, 08:56
Überall wo sich der Islam erstärkt häufen sich Gewalt, Verbrechen, Menschenrechtsverletzungen usw. Wie kann es sein, dass man so eine bösartige Ideologie hier in Deutschland solche Freiheiten überlässt ?

Massgeblich war das zweite vatinkanische Konzil, es ermöglichte erst Multikulti.

Hier entsteht gerade ein neuer Erdteil und Supermacht, Frankreichs alter Weltmachttraum schnurstraks nun als Fiasko ab in den Faschismus, Muslims werden laut Eurabienverträgen geschützt.