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Vollständige Version anzeigen : Radikaler Konstruktivismus



tabasco
28.08.2007, 14:19
(...)
Aus absolut zuverlässiger Quelle weiss ich, dass Dante seine Reisenotizen durcheinanderbrachte und uns deshalb in seiner «Divina Commedia» irrtümlicherweise berichtet, die Aufschrift «Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr hier eintretet» stehe auf dem Tor zum Inferno. Diese Aufschrift steht vielmehr auf der Tür zum Paradies und lautet «Lasciate ogni speranza, e poi entrate» - Lasst alle Hoffnung fahren, und dann tretet ein.

(...) Dostojewski scheint ähnliches im Sinn gehabt zu haben, wenn er Kirillov in den «Dämonen» sagen lässt: «Alles ist gut - der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiss, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist alles, alles! Wer das erkennt, der wird gleich glücklich sein, sofort, im selben Augenblick.» (...)

Auch der englische Dichter Pope scheint davon gewusst zu haben. In seinem Werk finden wir den merkwürdig tröstlichen Satz: «Gesegnet ist, der da nichts erwartet, denn er soll herrlich überrascht werden.» Auch Wittgenstein kommt einem in den Sinn: «Wer im gegenwärtigen Augenblick lebt, lebt in der Ewigkeit.» (...)

Ein sehr schöner und alter Artikel

http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/f5653010-00e3-4020-bd23-d66f00dab69f.aspx

meines Lieblingautors.


(...) Schliesse die Augen - dann wirst du schauen, Brich deine Mauern - dann wirst du bauen, Lerne harren - dann wirst du gehen, Lasse dich fallen - dann wirst du stehen (...) .

Kann jemand folgen?

politisch Verfolgter
28.08.2007, 15:05
Angesichts der realen massiven globalen Strukturverwerfungs-Zusammenhänge will mir derartige Literatur nicht mehr einleuchten, womit ich schulisch noch brillieren konnte, indem ich z.B. Gedichte interpretierte.
Es war eine eigene Vorstellungs-Welt, die sich Privilegierte schufen, um sich aus dem Ungemach ihrer Zeit wegzudenken.
Diese Welt hat autistische bzw. egozentrische Züge, sie weist keinerlei Gesamtzusammenhang zum Umfeld auf.
Man wollte damit verdrängen, was man nicht rational verarbeiten konnte.
Heute nennt man das "Schöngeistiges" ;-)

tabasco
28.08.2007, 15:20
Ein Dachdecker konstruiert seine Welt genau so, wie ein "privilegierter" Professor. Sie kommen zu den anderen Ergebnissen, beide finden aber keine Welt vor, sondern er-finden sie. Darum geht es :). Sehr einfach.

Salazar
28.08.2007, 15:32
Von Foerster und Von Glaserfeld haben mich früher mal fasziniert. Bin aber irgendwie nie dazu gekommen mein Interesse wirklich zu vertiefen. Ich sollte es vielleicht nochmal versuchen. :]

politisch Verfolgter
28.08.2007, 15:36
So schafft man sich seine eigene Welt, konstruiert sie sich zurecht - im Kontext einer oft reichlich naiven Weltanschauung, vor denen selbst angebl. "große Geister" nie gefeit waren.
Ich würde das nicht beruflich verorten, weil der Verstand dadurch meist nur schlecht repräsentiert wird.
So mage es weltweit sicher mehr zum Prof. geeignete Dachdecker geben, als es Profs. gibt.
Sich für Andere erfolgreich eine Welt zu erfinden ist das Metier zahlloser Autoren, deren Leser sich gerne dorthin entführen lassen, wo sie vor den realen Zusammenhängen sicher sein können. Eine derart geneigte Leserschaft bekommt Fluchtpunkte geboten und in sich schlüssige Weltbilder konstruiert, innere Gegenwelten.

Klopperhorst
28.08.2007, 15:50
Ich halte es nicht mit dem Konstruktivismus, denn:

Unser Leben ist falscher Art: in der Harmonie der
Dinge kann es nicht liegen, dieses harte Verhängniß,
diese unausrottbare Seuche der Sünde, dieser gränzenlose
Upas, dieser Alles vergiftende Baum, dessen
Wurzel die Erde ist, dessen Blätter und Zweige die
Wolken sind, welche ihre Plagen auf die Menschen
herabregnen, wie Thau, – Krankheit, Tod, Knechtschaft,
– all das Wehe, welches wir sehn, – und, was
schlimmer, das Wehe, welches wir nicht sehn, – und
welches die unheilbare Seele durchwallt, mit immer
neuem Gram.

(Byron, Übersetzung von Schopenhauer)

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politisch Verfolgter
28.08.2007, 16:03
Was Schopenhauer leider völlig entgangen ist:
8000 Jahre Feudalismus haben uns um 1000 bis sogar 10 000 Jahre Entwicklung gebracht, mit der wir auf Erden längst wie Götter leben könnten.
Eine Welt als high tech Rosengarten mit Weltbürgern, die ihn mental adäquat nutzen und immer weiter entwickeln.
Die Technik und unsere Gehirne sind reif dazu.
Ich schreibe hier gegen alle inneren und rechtsräumlichen Zwänge, die Menschen auf minderwertige Lebensweisen einzuschwören.

Irratio
28.08.2007, 16:20
So schafft man sich seine eigene Welt, konstruiert sie sich zurecht - im Kontext einer oft reichlich naiven Weltanschauung, vor denen selbst angebl. "große Geister" nie gefeit waren.
Ich würde das nicht beruflich verorten, weil der Verstand dadurch meist nur schlecht repräsentiert wird.
So mage es weltweit sicher mehr zum Prof. geeignete Dachdecker geben, als es Profs. gibt.
Sich für Andere erfolgreich eine Welt zu erfinden ist das Metier zahlloser Autoren, deren Leser sich gerne dorthin entführen lassen, wo sie vor den realen Zusammenhängen sicher sein können. Eine derart geneigte Leserschaft bekommt Fluchtpunkte geboten und in sich schlüssige Weltbilder konstruiert, innere Gegenwelten.
Nicht jeder, der den Ketten spottet...

Irratio.