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Vollständige Version anzeigen : Chinesischer Stadt droht totale Überwachung



Rowlf
13.08.2007, 18:17
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,499592,00.html

China errichtet Überwachungsparadies
Von Konrad Lischka

Es soll ein Kontrollsystem werden, das Orwellsche Phantasien übertrifft. Shenzhen in China will seine Einwohner komplett überwachen: mit 20.000 neuen Kameras, einer ausgeklügelten Analysesoftware und Pässen, die Lebensdaten speichern. Sogar U-Bahn-Bewegungsprofile wären möglich.

180.000 Videokameras von Unternehmen und Behörden überwachen heute schon die Zwölf-Millionen-Einwohner-Stadt Shenzhen nördlich von Hongkong. Jetzt will das Ministerium für Öffentliche Sicherheit zusätzlich 20.000 Polizei-Kameras installieren lassen und alle Geräte vernetzen. Sicherheitsbehörden sollen über eine neue Software Zugriff auf alle Kameras haben.

Der Ausbau der Videoüberwachung ist Teil eines Pilotprojekts zur Modernisierung der Sicherheitsinfrastruktur der Stadt. In den kommenden drei Jahren sollen die Bürger der Sonderwirtschaftszone Shenzhen neue Digital-Ausweise mit einem Chip erhalten, der persönliche Informationen speichert. Das berichten die "New York Times" und die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf das US-Unternehmen "China Public Security Technology".

Das US-Unternehmen soll über seine chinesische Tochter "Public Security Technology" und dem eng mit der Firma verbundenen IT-Anbieter iASPEC das Projekt umsetzen. iASPEC ist vom chinesischen Ministerium für Informationstechnologie als IT-Dienstleister zertifiziert. Die neuen Ausweise sollen alle nach Shenzhen eingewanderten Bürger erhalten - 10,55 Millionen Menschen. Wer keinen Ausweis hat, lebt und arbeitet ohne Aufenthaltsgenehmigung in Shenzhen, kann keine staatlichen Leistungen in Anspruch nehmen.

Pässe speichern sogar Vermieter-Telefonnummer

Die ersten neuen Ausweise sollen noch in diesem Monat an Bewohner eines Viertels in Hafennähe ausgegeben werden. Auf jeden Fall sollen die neuen Ausweischips diese Informationen speichern:

Name
Adresse
Bisherige Arbeitgeber
Bildungshintergrund
Vorstrafenregister und andere Einträge in Polizei-Datenbanken
Krankenversicherung
Telefonnummer des Vermieters
Anzahl der Kinder

Wenn die Technik all die angekündigten Funktionen erfüllt, entsteht in Shenzhen ein Überwachungssystem, das Orwellsche Phantasien übertrifft - denn bei Orwell gab es weder Funkchips noch Gesichtserkennung. In Shenzhen hingegen soll die neue Auswertungs- und Steuersoftware auf den Bilder der Überwachungskameras "automatisch die Gesichter von polizeilich gesuchten Verdächtigen" erkennen und "ungewöhnliche Aktivitäten" ausmachen können.

Diese Aussagen von "China Public Security Technology" überraschen - schließlich hat in Deutschland erst vor wenigen Wochen das Bundeskriminalamt ein skeptisches Fazit aus einem Feldversuch mit automatischer Gesichtserkennung am Mainzer Hauptbahnhof gezogen: "Ich werde dem Bundesinnenminister nicht die Einführung der fotogestützten Biometriefahndung zur Terrorismusbekämpfung empfehlen", sagte damals der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) Jörg Ziercke.

Gesichtserkennung floppte im deutschen Test

Das BKA hatte in Mainz über drei Monate hinweg etwa 23.000 Reisende gefilmt. Dabei sollte die getestete Software 200 Freiwillige in der Menge ausmachen. Deren Fotos waren in einer Test-Fahndungsdatei gespeichert. Drei Systeme wurden in Mainz getestet. Selbst unter besten Lichtverhältnissen schaffte keines eine Treffergenauigkeit von mehr als 60 Prozent.

Sollte Shenzhen also tatsächlich eine automatische Gesichtserkennung umsetzen, müsste das geplante Überwachungssystem nicht nur über enorme Rechenkapazitäten verfügen. Die Treffsicherheit der Analyse-Software müsste auch die bisher bekannter Systeme bei weitem übertreffen. Denn anders als in Mainz, wo die gefilmten Personen auf einer Rolltreppe standen, werden die in Shenzhen gefilmten Passanten sich bewegen, aus unterschiedlichen Winkeln und bei sehr wechselhafter Beleuchtung aufgenommen werden.

285 Millionen Euro für die Super-Pässe

Für die Kameras und Digital-Ausweise will Shenzhen umgerechnet 285 Millionen Euro ausgeben. Zum Vergleich: Als in Deutschland der Biometrie-Pass mit Chip geplant wurde, erwartete eine Studie des Büros für Technikfolgenabschätzung einmalig 614 Millionen Euro Kosten für die Einführung - und dann 332 Millionen in jedem Einsatzjahr des Systems.

Es gibt in Deutschland derzeit etwa 24 Millionen Reisepässe, in Shenzhen sollen mindestens 10,55 Millionen neue Ausweise ausgegeben werden. Geplant sei eine Ausgabe an die "meisten Bürger", zitiert die "New York Times" den Hersteller "China Public Security Technology". Der kann offenbar weit günstiger liefern als es die Autoren der deutschen Studie von Anbietern hierzulande erwartet haben.

Technische Details der für die neuen Ausweise in Shenzhen vorgesehenen Chips hat der Hersteller bislang nicht veröffentlicht. Es scheint sich aber um Funkchips (RFID) zu handeln. Denn laut "China Public Security Technology" ist vorgesehen, die Ausweise auch für die Bezahlung zum Beispiel von U-Bahn-Tickets zu benutzen. Dafür wären Funkchips ideal - ein Bezahlsystem auf dieser technischen Basis ist in der Londoner U-Bahn zum Beispiel erfolgreich im Einsatz. Für die Überwacher in China würde es damit auch möglich, die täglichen Bewegungen der Ausweis-Inhaber zu verfolgen - sofern diese sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen.

Geschäftsführer und Hauptgesellschafter von "China Public Security Technology" ist der 38-jährige Lin Jiang Huai. Laut "New York Times" hat er ein Vermögen als Zulieferer von Komponenten für DVD-Spieler gemacht. Über sein Unternehmen "China Public Security Technology" ist wenig bekannt.

Die Anteilsscheine werden in den Vereinigten Staaten im sogenannten "Over-the-counter"-Handel verkauft. Bei diesem außerbörslichen Marktsystem stehen Händler im direkten Kontakt - die im "Over-the-counter Bulletin Board" angegebenen Preise wurden nicht an einer Börse ermittelt.

Von der Druckerei zum IT-Konzern

Die entsprechenden Unternehmen unterstehen nicht der Aufsicht der US-Börsenaufsicht SEC und sind auch nicht an die an der Börse obligatorischen strengen Bilanzierungsregeln gebunden. Sein Unternehmen plane aber im nächsten Jahr einen Wechsel an die NASDAQ-Börse, so Lin Jiang Huai. Das ursprünglich in Florida ansässige Unternehmen war erst im vorigen Dezember in "China Public Security Technology" umbenannt worden.

Zuvor hieß das 1979 gegründete Unternehmen "Irish Mag" - und war eine Druckerei. Außer Lin sind zwei texanische Investmentfonds (Pinnacle Fund und Pinnacle China Fund) an dem Unternehmen beteiligt. Im Mai hatte das Unternehmen mit einem Umsatz von 27 Millionen Dollar in diesem Jahr gerechnet - da ist der Großauftrag in Shenzhen ein Glücksgriff.
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Wenn Orwell das noch erlebt hätte. Ich hoffe die chinesischen Bürger lassen sich so etwas nicht gefallen. Überwachung darf nicht zum Standart werden.

Sterntaler
13.08.2007, 18:26
schön, dann können die sich ja mit dem Rollstuhlfahrer zusammen tun.

Sniper
13.08.2007, 21:50
Ha ha ha, geil! Genau an den Rolli hab ich auch spontan gedacht. Also falls der in nächster Zeit ne Dienstreise nach China unternimmt sollte uns das zu denken geben.
Sind doch ein paar gute Ideen dabei, sowas muß man doch hierzulande auch haben.

Volyn
13.08.2007, 22:01
Tja, nun haben die Sozen also doch noch ihr Ziel erreicht.

Kilgore
13.08.2007, 22:02
In diesem Sinne: Für einen Boykott der Olympiade 2008!

-jmw-
13.08.2007, 22:07
Man sieht, die Ostasiaten überholen uns in der Informationstechnologie. :(

Kilgore
13.08.2007, 22:31
Man sieht, die Ostasiaten überholen uns in der Informationstechnologie. :(

Mal sehen, wie lange es dauert, bis sich Schäuble zum Kommunismus bekennt ;)

(Für die Erwins dieses Forums: Wie am Smilie eigentlich unschwer zu erkennen, war das keine linke Propaganda, sondern ein Scherz :) )

Stechlin
13.08.2007, 23:11
Ich glaube, beim Schäuble steht mittlerweile ein Mao-Bild auf dem Schreibtisch.

Von China lernen, heißt siegen lernen.

Kilgore
13.08.2007, 23:26
Ich glaube, beim Schäuble steht mittlerweile ein Mao-Bild auf dem Schreibtisch.

Von China lernen, heißt siegen lernen.

Jetzt verherrlichst du auch noch einen der größten Massenmörder aller Zeiten.
Naja, was sollte man erwarten? :rolleyes:
Stalin, Mao ; wann beginnst du, Gefallen an Hitler zu finden?

Die Volksrepublik China ist die Unrechtmäßigkeit schlechthin:

Kommunismus, Ausbeutung, Gewaltsame Niederschlagung demokratischer Bewegungen (Stichwort: Platz des Himmlischen Friedens), Drang zur Weltherrschaft, Militärische Bedrohung der Republik China, Maoismus und somit Glorifizierung von Millionenmorden, unrechtmäßige Besetzung Tibets, ständige Verletzung von Menschenrechten.

Das sind nur einige von sehr vielen Standpunkten, die mich zum erklärten Gegner dieses Staates machen. Mein Beileid den armen Chinesen und Chinesinnen, die unter dieser Diktatur zu leiden haben ;(

Wann sieht der Westen endlich ein, dass man diese Extremisten isolieren muss, um sie zu bekämpfen? Wann sieht man endlich ein, dass man die Republik China auf der Insel Taiwan anerkennen muss, denn sie ist stellvertretend für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte ?

PS: Wolltest du mich nicht ignorieren? :))

Sterntaler
14.08.2007, 06:23
Ich glaube, beim Schäuble steht mittlerweile ein Mao-Bild auf dem Schreibtisch.

Von China lernen, heißt siegen lernen.

...ja, das glaube ich auch . :]

Achsel-des-Bloeden
14.08.2007, 07:22
...
Wenn Orwell das noch erlebt hätte. ...
Orwell hat ein eher "linkes" Regime beschrieben und die Realität bestätigt ihn.

Rowlf
14.08.2007, 09:19
Orwell hat ein eher "linkes" Regime beschrieben und die Realität bestätigt ihn.

Orwell hat ein Regime beschrieben, was weder mit links, noch mit rechts zu beschreiben ist. Oder mit beidem. Ganz wie du willst.
Richtig ist, dass Orwell während des spanisches Bürgerkriegs mit ansehen musste, wie die von Stalin untersützte PCE Säuberungen unter den Anarchisten und Linkssozialisten vornahm, was ihn schwer traf.
Im Übrigen sind die USA, England oder Deutschland wohl kaum linke Regime, und auch sie haben einen Überwachungsapperat aufgebaut, der nüchtern betrachtet schier unglaublich ist, und weiter wächst.
China als links zu bezeichnen ist schon sehr gewagt. Die soziale Schere ist größer als in Amerika und wirtschaftlich ist von Kollektivierung und Zentralverwaltungswirtschaft kaum mehr etwas übrig.

FranzKonz
14.08.2007, 10:13
Jetzt verherrlichst du auch noch einen der größten Massenmörder aller Zeiten.
Naja, was sollte man erwarten? :rolleyes:
Stalin, Mao ; wann beginnst du, Gefallen an Hitler zu finden?

Die Volksrepublik China ist die Unrechtmäßigkeit schlechthin:

Kommunismus, Ausbeutung, Gewaltsame Niederschlagung demokratischer Bewegungen (Stichwort: Platz des Himmlischen Friedens), Drang zur Weltherrschaft, Militärische Bedrohung der Republik China, Maoismus und somit Glorifizierung von Millionenmorden, unrechtmäßige Besetzung Tibets, ständige Verletzung von Menschenrechten.

Das sind nur einige von sehr vielen Standpunkten, die mich zum erklärten Gegner dieses Staates machen. Mein Beileid den armen Chinesen und Chinesinnen, die unter dieser Diktatur zu leiden haben ;(

Wann sieht der Westen endlich ein, dass man diese Extremisten isolieren muss, um sie zu bekämpfen? Wann sieht man endlich ein, dass man die Republik China auf der Insel Taiwan anerkennen muss, denn sie ist stellvertretend für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte ?

PS: Wolltest du mich nicht ignorieren? :))

So sehr ich Dir auf der einen Seite auch Recht gebe, solltest Du doch die Historie nicht vergessen. Unter anderem mit Hilfe von Opium und roher Gewalt haben vor allem Briten, aber auch einige andere Nationen die chinesische Kultur ruiniert. Regelmäßige Hungersnöte waren "normal", Feudalherrschaft mit Großgrundbesitzern und weitestgehend rechtlosen Kulis die weitgehend akzeptierte Gesellschaftsform.

Auch nicht so ganz richtig, und auch nicht der einzige Fall, wo das gute Leben der Demokraten mit dem Elend Anderer bezahlt wurde.

leuchtender Phönix
14.08.2007, 18:18
Ich glaube, beim Schäuble steht mittlerweile ein Mao-Bild auf dem Schreibtisch.

Von China lernen, heißt siegen lernen.

Von Map würde er nur versagen lernen. Unter ihm entwickelte China sich mehr schlecht als recht.

Don
14.08.2007, 19:43
Wenn Orwell das noch erlebt hätte. Ich hoffe die chinesischen Bürger lassen sich so etwas nicht gefallen. Überwachung darf nicht zum Standart werden.

Naja, China ist in vielen Ecken ein recht unsicheres Gelände. ich durfte zum Beispiel in Rhizao nie alleine nachts mit dem Taxi fahren, man sprach offen die Bedenken an mich im Kühlkeller des städt. Krankenhauses wiederzufinden.

Shenzhen kenn ich jetzt nicht, aber ich nehme das nicht so tragisch. Die probieren halt was aus anstatt 50 Jahre lang nur drüber zu diskutieren.
Wenns scheiße ist schmeißen sie es auch wieder weg.
Hat evolutionstechnisch gewisse Voteile. Q.e.d. :D

Rowlf
14.08.2007, 23:23
Wenns scheiße ist schmeißen sie es auch wieder weg.
Hat evolutionstechnisch gewisse Voteile. Q.e.d. :D

Wenn das so wäre, könnte man ja noch fast drüber reden. Hier aber häufen sich alle freheitseinschränkenden Gesetze bis ins unermessliche. Zurückgenommen wird nichts.

hardstyler911
14.08.2007, 23:34
schön, dann können die sich ja mit dem Rollstuhlfahrer zusammen tun.

Genau, am besten exportieren wir unseren Rollstuhl Mielke nach Shenzen, dann kann er da seine Phantasien ausleben und lernen, wie´s richtig geht. :lach:

Geronimo
15.08.2007, 02:28
Genau, am besten exportieren wir unseren Rollstuhl Mielke nach Shenzen, dann kann er da seine Phantasien ausleben und lernen, wie´s richtig geht. :lach:

Mensch, Hardy! Und ich dachte immer da wärt ihr endlich mal führend. mit dem geliebtem Führer Kim-Il-Quatsch oder so. Ich bin enttäuscht! Und ein Stück weit betroffen! Ehrlich!

Geronimo

Redwing
15.08.2007, 03:42
Einfach nur krank, wie der sozialdarwinistische Staatskapitalismus in China ausartet. Ich hoffe, das Volk reagiert auf derlei wirtschaftsimperialistische Überwachungsdiktatorik mit der eisernen Faust des Widerstands, so, wie es überall sein muß und sollte!

Kilgore
15.08.2007, 10:45
Genau, am besten exportieren wir unseren Rollstuhl Mielke nach Shenzen, dann kann er da seine Phantasien ausleben und lernen, wie´s richtig geht. :lach:

Sagt jemand, der Lukaschenka, Putin und Kim Jong-Il hinterherrrennt :))