PDA

Vollständige Version anzeigen : Aufstand 1953 in der DDR



Klaus E. Daniel
31.05.2003, 12:42
Klicknews schreibt (Braunschweiger Zeitung):


"Der Aufstand hatte zu wenig Zeit"

Autor Hubertus Knabe in Braunschweig: Schon am 17. Juni 1953 stand die DDR vor dem Aus



BRAUNSCHWEIG. Hubertus Knabe, wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, hat am Mittwochabend im Braunschweigischen Landesmuseum seine Forschungen zum Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 vorgestellt. Henning Noske sprach mit ihm.

Was ist der neue Forschungsstand zum 17. Juni 1953?


Die Archive der DDR sind erst seit einigen Jahren offen. Es brauchte seine Zeit, diese Unmengen an Akten auszuwerten. Das ist jetzt erfolgt – und wahrscheinlich gibt es keinen anderen Aufstand in der Geschichte, der so gut dokumentiert ist wie dieser, weil Polizei, Staatssicherheitsdienst, Politbüro, Zentralkomitee unglaublich große Aktenmengen hinterlassen haben. Neu ist, dass der Aufstand nicht nur am 17. Juni stattfand, sondern erheblich früher begann und erheblich länger dauerte. Neu ist, dass nicht nur Arbeiter protestierten, sondern große Teile der Bevölkerung – auch Bauern, Hausfrauen, Selbständige, Studenten.


Ist der 17. Juni im Westen pathetisch überhöht oder unterschätzt worden?


Unterschätzt worden ist der 17. Juni sicherlich in beiden deutschen Staaten. Erst jetzt weiß man, dass sich über eine Million Menschen daran beteiligten. Es haben viel mehr Menschen gestreikt als früher angenommen: eine halbe Million. ( Unterstreichung von mir) Im Westen war vor allem der Umgang mit dem Datum zunehmend unglaubwürdig. Man hat mit der SED verhandelt, man hat mit der DDR Geschäfte gemacht – und einmal im Jahr hat man den Aufstand gegen eben diese DDR-Führung gefeiert. Das erschien vielen Menschen unglaubwürdig, wenn nicht sogar heuchlerisch.


Und was ist mit dem Vorwurf, der 17. Juni sei als "Tag X" vom Westen ferngesteuert worden?


Das ist eine der Propagandalügen, die die SED nach der Niederschlagung des Aufstandes in Umlauf brachte. Schon als die Bauarbeiter am 16. Juni in Berlin demonstrierten, erklärte das Politbüro, das seien von faschistischen Provokateuren aus Westberlin aufgehetzte Arbeiter gewesen. Diese Behauptung ist durch nichts belegt.


Gibt es eine direkte Linie vom 17. Juni 1953 zum 9. November 1989?


Die DDR wäre von der Landkarte verschwunden, wenn die Russen 1953 nicht eingegriffen hätten. Dann hätte es freie Wahlen gegeben – und eine schnelle Wiedervereinigung. Das ist erst 36 Jahre später eingetreten und zwar deshalb, weil die russischen Truppen diesmal in den Kasernen blieben. Manche sagen, die Forderungen der Aufständischen hätten sich erst Jahrzehnte später erfüllt. In der Tat konnte die Forderung nach freien und geheimen Wahlen erst im März 1990 verwirklicht werden. Ein Unterschied besteht indes darin, dass die Arbeiter 1989 als organisierte Kraft nicht mehr in Erscheinung traten. Es war dem Einfluss der Kirchen und kirchlich Engagierter zu verdanken, dass die zweite Revolution, der zweite Aufstand gegen die SED, diesmal gewaltfrei ablief.


Wie massiv hat die Sowjetunion 1953 in der DDR eingegriffen?


Es war der größte Militäreinsatz in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Es waren fast 500 000 sowjetische Soldaten damals in der DDR stationiert, ein großer Teil davon – 13 Divisionen – kam zum Einsatz. Allein in Berlin 600 Panzer und 20 000 sowjetische Soldaten. Allein durch die physische Macht dieser rollenden Panzer wurden die Straßen frei geräumt. Ich bin überrascht, wenn man manches liest, was vor 1989 über den Aufstand geschrieben wurde. Da ist häufig von einer "großen Zurückhaltung" die Rede. Ich kann das nicht nachvollziehen. Die sowjetische Besatzungsmacht hat am 18. Juni demonstrativ in allen Zentren des Aufstandes willkürlich ausgewählte Demonstranten und Aufständische standrechtlich erschießen lassen.

Wieviele Verhaftungen gab es?


Es wurden ab dem Abend des 17. Juni mindestens 13 000 Menschen festgenommen, von den Straßen weggefangen, aber auch in den Betrieben die Streikführer oder Sprecher der Arbeiter. Mindestens 1600 von ihnen sind verurteilt worden, zwei zum Tode, drei lebenslang, 13 zu bis zu 15 Jahren Zuchthaus. Das ist die strafrechtliche Rache gewesen, die die SED genommen hat.


Hatte der Aufstand keine Anführer?


Er hatte zu wenig Zeit, um diese Führer wirklich herauszubilden. Es hatten sich am 17. Juni in den Betrieben sehr wohl Führer gefunden, die Forderungskataloge formulierten. Diese sind übrigens viel konkreter als die Aufrufe des Herbstes 1989. Es ist ein klares Programm zum Sturz der Diktatur. Doch es war zu wenig Zeit, dass sich die Führer profilieren oder auch nur verständlich machen konnten. Meist hatten sie nicht mal Lautsprecher. Das Manko dieses Aufstandes war, dass im Gegensatz zum Ungarn-Aufstand drei Jahre später die Intellektuellen abseits standen. In Ungarn haben sich die Schriftsteller an die Spitze gestellt, in Deutschland waren Bertolt Brecht, Stephan Hermlin, Stefan Heym, Erich Loest, Anna Seghers unisono der Meinung, dass es sich hier um einen faschistischen Mob gehandelt hätte.

Freitag, 30.05.2003



© Braunschweiger Zeitungsverlag 2003

Ich habe darüber schon mal geschrieben, hat aber kaum einen interessiert. Mal sehen.

Gruß

Klaus E. Daniel

Banned
31.05.2003, 12:57
Guter Bericht! :top:

Hmm, dann hätte ja die Wiedervereingung schon 36 Jahre früher Realität werden können...

Schade, dass es nicht geklappt hat. Vor allen Dingen ein bisschen mehr Zeit hätte er gebraucht!

Siran
31.05.2003, 13:16
Solange die Sowjetunion noch gewillt war, einen möglichen Aufstand in der DDR mit Waffengewalt niederzuschießen, war eine Wiedervereinigung eigentlich unmöglich.

Klaus E. Daniel
31.05.2003, 13:30
Gepriesen sei die glorreiche Sowjet-Union!

Natürlich ironisch. Jetzt habe ich auch die mysteriöse Rede Ludwid Ehrhards begriffen, die er 1954 in Aachen hielt. Er sagte die Wiedervereinigung voraus und sprach davon, daß man wohl nochmal "den Gürtel enger schnallen müsse".

Damals war noch Zeit.

Gruß

Klaus E. Daniel

Nemesis
31.05.2003, 14:26
Original von Banned
Guter Bericht! :top:

Hmm, dann hätte ja die Wiedervereingung schon 36 Jahre früher Realität werden können...

Schade, dass es nicht geklappt hat. Vor allen Dingen ein bisschen mehr Zeit hätte er gebraucht!Ganz meine Meinung. :)

wesna
31.05.2003, 20:46
1953, also 8 Jahre nach dem Kriegsende liefen vermutlich auch in Ostdeutschland genug Nazis herum, mit denen nicht abgerechnet wurde.

Gut, dass sie sich selbst geoutet hatten.

Klaus E. Daniel
31.05.2003, 20:54
ICH?

wesna
31.05.2003, 21:17
Beherrschen Sie nicht die minimalsten Grammatikregeln oder sind Sie einfach so selbstbezogen?

Verbrechdenk
31.05.2003, 22:02
>>1953, also 8 Jahre nach dem Kriegsende liefen vermutlich auch in Ostdeutschland genug Nazis herum, mit denen nicht abgerechnet wurde.<<


Mag schon sein, aber das hat mit dem 17. Juni nichts zu tun. Das Ding hatte seinen Schwerpunkt in den Industrierevieren Mitteldeutschlands und ging dort ziemlich spontan hoch.
Auch in der diefsten Provinz, in Gera und Zwickau, gingen die Leute auf die Straße. Wirklich alles Konterrevolutionäre aus dem Westen ?

Auf alle Fälle wußte man danach, wer die Macht tatächlich hatte und von wem die DDR abhing. Ohne SU keine DDR.

1989 war die Erinnerung an 1953 nur vordergründig verblaßt. Es herrschte allerdings ein Gefühl vor, 'wenn wir nicht zusammenhalten, schießen DIE uns wieder zusammen!'. Im November wäre meine Mutter mit mir fast rübergemacht...vermutlich wäre sie auch interniert worden, wie andere "Unzuverlässige". Die Akten waren ziemlich eindeutig! :(

Banned
31.05.2003, 22:34
Hab gerade zufällig gesehen, dass am Dienstag um 20.15 Uhr auf ZDF ein Doku-Drama über diesen Aufstand läuft. Deutsche Produktion von 2002.

Klaus E. Daniel
01.06.2003, 10:29
Original von wesna
1953, also 8 Jahre nach dem Kriegsende liefen vermutlich auch in Ostdeutschland genug Nazis herum, mit denen nicht abgerechnet wurde.

Gut, dass sie sich selbst geoutet hatten.

Unterstreichung von mir. Ich bin weis Gott kein Nazi; infolgedessen mußte ich so fragen. Es war eher eine Verleumdung an meiner Person, ich bitte Ihre Wortwahl zu überdenken.

kein Gruß

K.E.D.

Richtig gesehen und korrigiert. Für das falsche "s" von Wesna bin ich nicht verantworlich. (Edit)

Elektroschädel
01.06.2003, 10:45
Original von Klaus E. Daniel

Original von wesna
1953, also 8 Jahre nach dem Kriegsende liefen vermutlich auch in Ostdeutschland genug Nazis herum, mit denen nicht abgerechnet wurde.

Gut, dass sie sich selbst geoutet hatten.

Unterstreichung von mir. Ich bin weis Gott kein Nazi; infolgedessen mußte ich so fragen. Es war eher eine Verläumdung an meiner Person, ich bitte Ihre Wortwahl zu überdenken.

kein Gruß

K.E.D.
Das sollte damit auch nicht gesagt werden, sonst würde dort ein kleines Wörtchen groß geschrieben werden. ;)

btw, Verleumdung ;)

Klaus E. Daniel
01.06.2003, 10:58
Verleumdung editiert. Ich bin noch in der "Aufwärmphase".


Aber nun bitte Schluß damit, es paßt nicht zu dem ernsten Thema.

Gruß

Klaus E. Daniel

Elektroschädel
01.06.2003, 11:02
Original von Klaus E. Daniel
Richtig gesehen und korrigiert. Für das falsche "s" von Wesna bin ich nicht verantworlich. (Edit)
Das 's' ist nicht falsch. Nochmals, sie meinte nicht Sie. :D

wesna
01.06.2003, 11:10
Original von Elektroschädel

Original von Klaus E. Daniel
Richtig gesehen und korrigiert. Für das falsche "s" von Wesna bin ich nicht verantworlich. (Edit)
Das 's' ist nicht falsch. Nochmals, sie meinte nicht Sie. :D

Lass ihn, der Mann hat sicherlich alles richtig verstanden, ist aber extrem selbstbezogen.

@Verbrechi

Das mag fuer euch ein wirklich toller Aufstand gewesen sein, wenn er 20 Jahre frueher gekommen waere. Das haette uns allen viel erspart.


Aus der sowjetischen Sicht war es wohl kein spontanter Aufstand von unzufriednen Arbeitern, unsere Leute hatten wohl keine rosa Brille gehabt und verstanden, wer das alles gesponsort hatte. Dass es jetzt zu einem Volksaufstand stilisiert wird, habe ich keine Zweifel.

wesna
01.06.2003, 11:17
Original von Verbrechdenk


Auf alle Fälle wußte man danach, wer die Macht tatächlich hatte und von wem die DDR abhing. Ohne SU keine DDR.

(

Uns war ein Krieg genug. Apropos, die amerikanischen US-Truppen sind bis jetzt in Westdeutschland. Sind da die Zuegel immer straffer gewesen?

Auf jeden Fall ging es um unsere Sicherheit.

Jetzt sind wir wieder in der Kacke (zu deiner Frage, wieso wohl uns Putin verkaufen wuerde, er hat die Base Lurdes auf Kuba aufgegeben, wo die Amis Guantamo noch haben), die Westler haben ihre Militaerbasen ueberall dicht an unserer Grenze. Und sollen wir wirklich unterscheiden, Westler, Amis, Europaer?

Frank
01.06.2003, 11:24
@Klaus
Guter Beitrag. Und ich habe tiefen Respekt vor den Leuten, denen es damals um ernsthafte und nötige Veränderungen ging.

Und beim zweiten Versuch, als die die Vorraussetzungen besser waren hat es ja auch geklappt.

Bei aller derzeitigen Schwarzmalerei sollte man nicht vergessen, dass wir mit Stolz auf diese friedliche Revolution zurückblicken können.

wesna
01.06.2003, 11:34
Bedankt euch herzlich bei M. Gorbatschow, dass es das zweite Mal klappte. Der wird sich freuen.

Frank
01.06.2003, 11:36
Darf er auch. Aber er ist nicht der Einzige, der eine große Rolle gespielt hat.

Verbrechdenk
01.06.2003, 13:50
Original von wesna
[@Verbrechi

Das mag fuer euch ein wirklich toller Aufstand gewesen sein, wenn er 20 Jahre frueher gekommen waere. Das haette uns allen viel erspart.


Aus der sowjetischen Sicht war es wohl kein spontanter Aufstand von unzufriednen Arbeitern, unsere Leute hatten wohl keine rosa Brille gehabt und verstanden, wer das alles gesponsort hatte. Dass es jetzt zu einem Volksaufstand stilisiert wird, habe ich keine Zweifel.


Du warst nicht hier, ich war auch nicht hier, als es passierte. Das Problem ist nur, daß es sehr ungewöhnlich von unseren Medien ist, etwas derartigem einen nationalen Unterton zu verleihen, wenn dies vorher nicht der Fall war. Auch eine Folge der amerikanischen Umerziehung. Wenn UNSERE Zersetzermedien schon so etwas zugeben und sich damit beschäftigen, muß was dran sein.

Was den zeitpunkt angeht; ja, da muß ich dir recht geben. Nur, was hättet ihr in der gleichen Situation gemacht ? Was, wenn sich heute einer der Marke Shirinovsky an die Macht putschen würde...würdet ihr streiken und demonstrieren, in der dereitigen Lage ? Die ist nämlich mit der in Deutschland 1932/33 vergleichbar. Würdet ihr in eurer Mehrheit weitsichtig an die Folgen denken ?

Verbrechdenk
01.06.2003, 13:59
Original von wesna

Uns war ein Krieg genug. Apropos, die amerikanischen US-Truppen sind bis jetzt in Westdeutschland. Sind da die Zuegel immer straffer gewesen?

Auf jeden Fall ging es um unsere Sicherheit.

Jetzt sind wir wieder in der Kacke (zu deiner Frage, wieso wohl uns Putin verkaufen wuerde, er hat die Base Lurdes auf Kuba aufgegeben, wo die Amis Guantamo noch haben), die Westler haben ihre Militaerbasen ueberall dicht an unserer Grenze. Und sollen wir wirklich unterscheiden, Westler, Amis, Europaer?


Glaubst du, mir gefällt das ? Die Amis machen ihr Zeug, da kann man nichts beeinflussen. Aber warum mußte dieser groteske Brüsseler Wasserkopf entstehen ? Wir steuern auf einen europäischen Totalitarismus zu, nichts können wir ausrichten. Die Probleme sind zu gravierend für Demokratische Lösungen, zuviel Disparitäten, zuviel Ressentiments, zuviel Verbitterung der Völker über ihre Spielballrolle.

Aber warum rennen die Osteuropäer so in die Arme der gierigen Amis und Eurokraten, warum die Einkreisungspolitik gegen Rußland, warum die künstliche Debatte über Kaliningrad ? Ja, es ist Bearbeitungsstrategie gegen Rußland. Nur..warum gelingt sie, warum zeigt niemand in Deutschland wirkliche Solidarität ?

Der Affenzirkus in Petersburg vermag nichts zu überdecken.

wesna
01.06.2003, 15:09
Erinnerst Du dich an ein Treffen der Wirtschaftsbosse in Davos? Da fiel die Frage: Who is Mister Putin? Und die russische Delegation verstummte peinlich, man wusste zwar, dass dieser kleine Zaches in die grosse Politik von jemandem geschleudert wurde, man dachte eher, das waeren die einheimischen Oligarchen. Wo haben aber unsere Oligarchen ihre Konten?

Ich denke, Putin ist ein Hoechstverraeter, mit ihm an der Spitze darf man alles.

Bei dem Thema Aufstand will ich euch nicht weiter naeher treten. Wenn ihr euren Stolz unbedingt haben wollt, bitte schoen.

Gegen Shirinovkiy sind wir durch unsere Groesse und Vielvoelkerstatus geschuetzt. Ich meine, bei uns sind alle moeglichen "Minderwertigen" zahlenmaessig gut repraesentiert. Es waere aeusserlich schwer, eine derartige Ideologie mit allen dazu gehoerenden Slogans auszuarbeiten.

Selbst waehrend der Perestrojka (mit anderen Worten Zerstoerung des sozialistischen Systems, der sozialen Gerechtigkeit) konnten sie das nicht. So wurden von den Manipulationen beispielsweise Bauern nicht erfasst.

Dampflok
01.06.2003, 16:03
Mein Repekt gebührt jenen acht Sowjetsoldaten, die damals 1953 hingerichtet worden sind, weil sie sich geweigert hatten, auf Deutsche Demonstranten scharf zu schießen.


.

wesna
01.06.2003, 16:04
Original von Dampflok
Mein Repekt gebührt jenen acht Sowjetsoldaten, die damals 1953 hingerichtet worden sind, weil sie sich geweigert hatten, auf Deutsche Demonstranten scharf zu schießen.


.

Mein Respekt gehoert ihnen natuerlich nicht.

wesna
01.06.2003, 16:07
Ratet mal, wem er (mein Respekt) gebuehrt? :)

Dampflok
01.06.2003, 16:11
Original von wesna

Original von Dampflok
Mein Repekt gebührt jenen acht Sowjetsoldaten, die damals 1953 hingerichtet worden sind, weil sie sich geweigert hatten, auf Deutsche Demonstranten scharf zu schießen.


.

Mein Respekt gehoert ihnen natuerlich nicht.

Das mag unser Unterschied sein: Ich bin ein hoffnungsloser Idealist und glaube an die Menschlichkeit.


.

wesna
01.06.2003, 16:31
Wenn man ein grosses Uebel durch ein kleineres Uebel verhindern kann, bin ich keine Idealistin.

Dampflok
01.06.2003, 16:34
Ist ein vereinigtes Deutschland für dich ein Übel?


.

wesna
01.06.2003, 16:39
Ich meinte eher Restauration des Nazismus oder noch mehr Spannung im kalten Krieg. Es ist durchaus Uebel fuer mich.

Vereinigtes Deutschland ist fuer mich kein Uebel, eher fuer viele deine Landsleute ist es ein Uebel.

So wie Deutschland vereinigt wurde, ist mir recht. So wie es 1953 sein koennte, nicht.

P.S. Mein Respekt gebuehrt Stalin, verstet' sich.

Dampflok
01.06.2003, 16:53
Original von wesna
Ich meinte eher Restauration des Nazismus oder noch mehr Spannung im kalten Krieg. Es ist durchaus Uebel fuer mich.

Vereinigtes Deutschland ist fuer mich kein Uebel, eher fuer viele deine Landsleute ist es ein Uebel.

So "viele" sind das zum Glück auch nicht und waren es nie. Eine Minderheit von Nörglern vorwiegend ostdeutscher Provenienz, die zum Teil ihrer Identität, zum Teil ihrer Jugend und zum Teil ihrer politischen Privilegien nachtrauern. Denen kann niemand helfen wenn sie ews nicht selber begreifen, daß sie jetzt heute hier insgessamt gesehen besser leben als in einer fiktiven Nachfolgerepublik der Zusammengebrochenen DDR.


So wie Deutschland vereinigt wurde, ist mir recht.Mir auch. Die Nörgler bedeuten mir nichts, weil sie, nach eingehender Prüfung, einfach Unrecht haben.

P.S. Mein Respekt gebuehrt Stalin, verstet' sich.Ich habe zwar nicht danach gefragt, aber ich ergänze, daß ich für Massenmörder, gleich welcher Nationalität, keinen Respekt habe.


.

Verbrechdenk
01.06.2003, 18:34
Original von wesna
.Ich meinte eher Restauration des Nazismus oder noch mehr Spannung im kalten Krieg. Es ist durchaus Uebel fuer mich.

Vereinigtes Deutschland ist fuer mich kein Uebel, eher fuer viele deine Landsleute ist es ein Uebel.

So wie Deutschland vereinigt wurde, ist mir recht. So wie es 1953 sein koennte, nicht.

P.S. Mein Respekt gebuehrt Stalin, verstet' sich.


Die propagandistische Wirkung der rollenden Sowjetpanzer auf die Menschen im Westen war immerhin gewaltig.

Danach hatte man im Westen wie im Osten Deutschlands nur noch Angst. Und zog sich von der großen Politik zurück, weils eh sinnlos war. Ein Zustand, der bis heute noch andauert.

Schlimmer als ein Wiedererstarken des Nazismus(durch die Forderung nach Freien Wahlen) ? Ja, es gab was schlimmeres, für beide Beteiligten.

Die Deutschen gaben den Amerikanern eine Blankovollmacht.

wesna
01.06.2003, 19:34
Apropos, Massenmoerder, so einer war auch Zarr Peter der Grosse. Dem setzt man jetzt Denkmaeler. Man munkelt, beim Bau von SPB ist ein Drittel der damaligen Russlandsbevoelkerung ums Leben gekommen. Niemand hat diese unzaehligen Opfer unter leibeigenen Bauern gezaehlt. Kein Schwein erwaehnt sie auch heute, wo diese protzigen Reportagen aus der Stadt der Suempfe gesendet werden. Die Herrschenden dachten, es gibt Menschen in Russland wie Dreck. Nun kommt die schreckliche Antwort. Es gibt immer weniger Menschen.

Schoene Architektur, nicht, Verbrechi?

Verbrechdenk
01.06.2003, 21:33
Original von wesna
Apropos, Massenmoerder, so einer war auch Zarr Peter der Grosse. Dem setzt man jetzt Denkmaeler. Man munkelt, beim Bau von SPB ist ein Drittel der damaligen Russlandsbevoelkerung ums Leben gekommen. Niemand hat diese unzaehligen Opfer unter leibeigenen Bauern gezaehlt. Kein Schwein erwaehnt sie auch heute, wo diese protzigen Reportagen aus der Stadt der Suempfe gesendet werden. Die Herrschenden dachten, es gibt Menschen in Russland wie Dreck. Nun kommt die schreckliche Antwort. Es gibt immer weniger Menschen.

Schoene Architektur, nicht, Verbrechi?


Bei deiner Zynik muß man aufpassen, daß der Bildschirm nicht zerspringt! :nene:8o


Mmmh, prächtig. Aber irgendwie alles zu groß und zu klassizistisch. Der Turm der Paulskathedrale pendelt unentschieden zwischen mitteleuropäischem Barock und russischem Klassizismus. Man sieht der Stadt ihre geistige Herkunft in Frankreich, Österreich und Italien an. Ich war noch nie dort(das kann sich ändern) aber habe irgendwie kein Gefühl der Verbundenheit, anders als bei Moskau oder Sagorsk. Ich muß immer an das alte Berlin oder Potsdam denken; eine zwar prächtige, aber nicht wirklich schöne Stadt in schöner Umgebung. Der Klassizismus war ein sehr offizieller und unpersönlicher Stil, in Petersburg in einer ziemlich strengen Variante.

Derzeit wird man hier zugeschüttet mit Dokus über Petersburg, das restaurierte Bernsteinzimmer und Putin.

Nemesis
01.06.2003, 21:55
So 01.06 - 22:50 Uhr (ZDF)
ZDF-History

Thema: 17. Juni 1953: Der Aufstand
Geschichtsmagazin
Es war der erste Volksaufstand im sowjetischen Machtbereich - am 17. Juni 1953 gingen Arbeiter in Ost-Berlin auf die Straße, um gegen eine Normerhöhung zu demonstrieren. Der lokal begrenzte Protest wurde schnell zum politischen Flächenbrand; nur mit Hilfe von Sowjetpanzern gelang es der DDR-Führung schließlich, den Aufstand niederzuschlagen. ZDF-History arbeitet die Hintergründe des Geschehens auf. Die Sendung zeigt, dass die Westmächte eher unbeteiligt zuschauten, als sich die Lage zuspitzte - sie wollten nicht am weltpolitischen Pulverfass Berlin rühren. Doch nicht nur in der Hauptstadt der DDR gingen Bürger für die Freiheit auf die Straße - auch in vielen Provinzstädten formierte sich entschlossener Protest. Die Rebellion hatte viele Gesichter an vielen Schauplätzen. Erst heute erlauben unbekannte Filmaufnahmen und bewegende Zeitzeugeninterviews tiefe Einblicke in das Geschehen, das vom SED-Regime bis zu seinem Ende als streng gehütetes Staatsgeheimnis tabuisiert wurde.

Klaus E. Daniel
03.06.2003, 14:22
Nebenbei bemerkt: jetzt fahren die Berliner öffentlichen Beförderungsmittel mit einer "Erinnerungswidmung" rum.

JETZT !

Alles zu spät.

K.E.D.

Tosch
10.04.2004, 01:26
Dem Aufstand hatten sich seinerzeit auch viele Westberliner angeschlossen. Natürlich auch aus Protest gegen das DDR-Regime. Mit ihrer eigenen Regierung waren viele von ihnen aber auch nicht einverstanden. So roch schon damals auch der Kurs der Westregierung zu sehr nach Spaltung.

Tosch

Genosse Ulbricht
10.04.2004, 01:41
Die Forderungen der Streikenden am Anfang war: Abschaffung der Normen.

Erst dann hat sich der Westen, unter anderem der Propagandasender RIAS, eingeschalten und die Stimmung in der DDR angeheizt! Dann kamen noch westliche Provokateure in die DDR und haben weiter gemacht! Und: es war kein Generalstreik! Das beste mir bekannte Beispiel: Zwickau. Dort war nichts los! Fast nichts! Provokateure kamen und wollten die Hochöfen aus machen, das heißt sie damit zerstören! Doch die Arbeiter haben dies nicht zugelassen!

Und heute? Wieso werden die Arbeiter heute nicht unterstützt? Weil es nicht mehr die Arbeiter des feindes Lands sind!

Und wieso keiner mehr auf die Straße geht? Es herrscht völlige Gleichgültigkeit bei den meisten! (Bei mir nicht!)

houndstooth
10.04.2004, 16:30
ZDF-History arbeitet die Hintergründe des Geschehens auf. Die Sendung zeigt, dass die Westmächte eher unbeteiligt zuschauten, als sich die Lage zuspitzte - sie wollten nicht am weltpolitischen Pulverfass Berlin rühren. .
Noch eine andere Dokumentarquelle (http://http://www.gwu.edu/~nsarchiv/news/20010613/)
Bis dann...Heinz

Miwori
10.04.2004, 20:45
Ich gebe mal ungefähr wieder, wie mein Großonkel, damals 17j. Lehrling, den 17.Juni 53 in Dresden erlebt hat.

Die Arbeiter sind ausgehend vom damaligen Sachsenwerk von Fabrik zu Fabrik Richtung Innenstadt gezogen, haben die Belegschaften aufgefordert, sich anzuschließen, was die meisten auch taten, so daß der Zug schnell auf über Zehntausend anwuchs.
Das ging zwar spontan, aber doch verantwortungsvoll ab. Am Gaswerk wurde z.B. eingeteilt, wer dableiben und die Gasversorgung sicherstellen mußte.

Am Stübelplatz war ein Kübelwagen mit einem Polizeioffizier, der durch seine Flüstertüte die Demo auflösen wollte. Die Männer haben den Kübelwagen an den Ecken gepackt und unter großem Gejohle HoiHoiHoi durchgeschüttelt, dem Offizier nachher die Hoheitsabzeichen und Schulterstücke von der Uniform gerisssen.
Später passierte einem LKW voller junger Betreitschaftspolizisten das Gleiche.

An der nächsten Kreuzung waren sowjetische MG-Schützen mit Beiwagen-Krädern aufgefahren und sperrten die Straße, worauf sich der Demonstrationszug teilte und die tausende Menschen wie eine Ameisenstraße links und rechts über die Trümmergrundstücke kraxelten, um sich hinter den Sowjets wieder zu vereinigen.
Dann fand im Stadtzentrum eine riesige Kundgebung statt, die friedlich ablief.
An das was da gesagt wurde, konnte sich mein Großonkel nicht erinnern, es hat auch in der allgemeinen Euphorie gar keine große Rolle gespielt.
Die Machthaber waren an diesem Tag noch gelähmt.

Erst am Abend wurde Ausnahmezustand und Ausgangssperre verhängt. Und in der Nacht begannen die Verhaftungen. Alle, die irgendeine Rolle gespielt hatten, als Wortführer aufgetreten waren, wurden in den Folgetagen nachts von zu Hause abgeholt und später zu barbarischen Haftstrafen verurteilt.

Verbrechdenk
19.08.2004, 18:32
Wenzel, du bist ja auch hier; wußte ich ja gar nicht, ansonsten wäre ich früher wiedergekommen(gut, war sehr lange nicht hier). Am besten, du bleibst ebenfalls ganz weg von diesem Irrenhaus da driem! PF verdirbt den Charakter...eigentlich fehlen nur noch Saga, Basti, Albatros, Kaos, Durutti, Kiffel und RB. Und dann werden die Grenzen dichtgemacht! :D
Also, melde dich mal wieder...

WladimirLenin
19.08.2004, 20:38
Wenzel, du bist ja auch hier; wußte ich ja gar nicht, ansonsten wäre ich früher wiedergekommen(gut, war sehr lange nicht hier). Am besten, du bleibst ebenfalls ganz weg von diesem Irrenhaus da driem! PF verdirbt den Charakter...eigentlich fehlen nur noch Saga, Basti, Albatros, Kaos, Durutti, Kiffel und RB. Und dann werden die Grenzen dichtgemacht! :D
Also, melde dich mal wieder...

RB ist hier gesperrt worden, nur zur Information!

Verbrechdenk
19.08.2004, 22:17
Weshalb eigentlich ? Dieselbe Geschichte wie im PF ?