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Vollständige Version anzeigen : Iwan Iljin: Vom nationalen Dünkel



Haiduk
27.07.2007, 22:15
Vom nationalen Dünkel

Aus dem Tagebuch eines Patrioten

Daß der Mensch sein Vaterland liebt und seinem Volke die Treue hält, ist natürlich, würdig und gut. Wie dürfte es anders sein? Wie könnte es anders werden? Er gleicht dem Baum, der seine Erdscholle mit allen Wurzeln umklammert, aus ihr seine Nahrung holt und sie nur dann verläßt, wenn ihm die Wurzeln abgehauen werden. Er gleicht dem Sohn, der sein Bestes von seiner Mutter erhalten hat - Leben, Gesundheit und die Kraft seines Geistes - und also die Substanz seiner Mutter in sich trägt. Zwischen dem Patrioten und seinem Vaterland besteht eine geheimnisvolle geistige Identität, so daß der Patriot sein "Land" in sich trägt und das "Land" im Patrioten sein schaffendes Organ behauptet.

Jeder wahre Patriot spricht stillschweigend zu seinem Volke: "Ich bin dein. Ich bin aus deinem Schoße fleischlich und geistig enstanden. Es flammt in mir derselbe Geist, der in meinen Ahnen glühte. Mich führt dein Selbsterhaltungstrieb, derselbe, der dich durch alles Schwierigkeiten und Nöte deiner Geschichte leitete. Der Seufzer in meiner Brust ist dein Seufzer; und stöhntest du, so stöhnt es auch in meiner Brust. Durch deine Kraft bin ich selbst stark und darum dient meine Stärke deiner Sache. Ich bin mit dir zu einem Wir verbunden. Ich glaube an deine Macht und an deine schöpferischen Wege. Deine Sprache ist meine Sprache; und wenn ich schaffe, so schaffe ich nach deiner Art und Weise. Ich lebe mit dir; ich schaue und denke wie du; ich wäre so froh, alle deine Gaben und Fähigkeiten zu besitzen; und es ist nur mit verborgenem Schmerz, daß ich an deine Schwächen und Unvollkommenheiten denke. Dein Staatsinteresse ist das meinige. Ich bin stolz, mich an deinem Ruhm beteiligen zu dürfen; aber nagender Kummer spannt mir das Herz, wenn ein Unglück über dich kommt oder du darniederliegst. Deine Freunde sind meine Freunde; und deine Feinde sind die meinigen. Dir gehört mein Leben und mir gehören deine Lande. Deine treue Armee ist meine Armee und wer sich an deiner Ehre vergreift, entehrt mich selber. Ich habe dich nicht auserkoren; du hast mich in deinem Schoße ausgetragen, geschützt und erzogen; aber von dir geboren und beschenkt, habe ich dich in Dank und Demut anerkannt, und treu und frei in mein Herz eingeschlossen. So sind wir eines geworden; so sind wir lebendige Identität" ...

Ein, wie ich meine, überaus lesenswerter Artikel aus dem Jahre 1945 zum Umgang mit der Nation. Geschrieben wurde er vom Weissgardisten und Religionsphilosophen Iwan Iljin im Schweizer Exil. Seit der Wende in Russland beginnt man ihn zu entdecken: Sogar Putin zitiert ihn hin und wieder in seinen Reden.

Der vollständige Artikel findet sich unter http://kleinbuerger.blogspot.com/2007/05/iwan-iljin-vom-nationalen-dnkel.html
Weitere Links zu Artikeln von Iljin gibt es unter Kaisertreues Forum: Iwan Iljin (http://32248.forendienst.de/show_messages.php?mid=4472824)

Biskra
27.07.2007, 22:26
Das ist tatsächlich nationales Dünkel und nicht Patriotismus.

Rheinlaender
28.07.2007, 01:59
Vom nationalen Dünkel

Aus dem Tagebuch eines Patrioten

[...]

Jeder wahre Patriot spricht stillschweigend zu seinem Volke: "Ich bin dein. ....

Nein - gehoere keinem Volk, sondern geheore zu einem Volk, genau genomme sogar zu zweien. Miene Zugeheorigkeit zu einem Volk ist meine Willensentscheidung, die ich auch widerrufen kann.


Dein Staatsinteresse ist das meinige.

Der Staat mir gegenueber zu zeigen, warum ich sein Interesse zu meinem nachen soll. Wenn er das nicht mehr kann, dann packe ich eben meine sieben Sachen und suche mir einen besseren.



frei in mein Herz eingeschlossen

Das Verhaeltnis zum Staat ist ein rein rationales - kein Staat, kein Land kann vor mehr als Loyalitaet verlangen, von "Herz" steht meinem Eid nicht drin. Der Versuch hier mehr hineinzu dichten kann nur verstanden, dass der Staat versucht sich aus der rationalen Ueberpruefung seiner Motive und Handlungsweisen zu stehlen.

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Das Verhaltnis des Einzeln zu Staat und \geselschaft ist durch ein gegenseitges Nehmen und Gegeben bestimmt. Der Einzelne hat aber immer das recht, sich diesem Zugriff zu entziehen, dadurch, dass er das Land verlaesst. Ein Staat, der seinen Buergern nicht diese Moeglichkeit gibt, sich seinem Zugriff zu entziehen, kann keine Loyaliaet verlangen.