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Vollständige Version anzeigen : Wann kommt der Umsturz?



Beverly
18.07.2007, 00:30
Auf ARD läuft gerade ein Spielfilm über die französische Revolution und soeben wurde Ludwig XVI. aufs Schafott geführt und geköpft. An sich Sch*** und die Guillotine ist ein grausames Hinrichtungsinstrument. Doch die Herrschenden selbst helfen am meisten bei der Überwindung moralischer Skrupel und irgendwann fragt man sich nur noch:

Wann kommt der Umsturz?

Irmingsul
18.07.2007, 00:45
In Deutschland wurde noch nie der Umsturz durch das Volk losgetreten, daß kam immer von oben. Soll heißen, wenn sich in Deutschland was bewegen soll, dann ist ein Putsch oder ähnliches nichts unwahrscheinliches.

Beverly
18.07.2007, 00:57
Ich habe mich für "bis 2015" entschieden.

Meine Gründe: die herrschende Staatsideologie und ihre Träger, der "Liberalismus" und die "Liberalen" sind dermaßen in Selbstüberschätzung, Ausblenden anderer Weltsichten, Diffamierung anderer Meinungen verfallen, dass eine friedliche Lösung der Konflikte mit ihnen nicht mehr drin ist. Dabei sind sie ausgerechnet in wirtschaftlichen Fragen "liberal", gesellschaftlich outen sie sich gerade bei den Eliten als unverbesserliche Spießer, Reaktionäre und Herz-Jesu-Faschisten. Die Basisvariante dieser "Liberalen" ist allenfalls bei der eigenen Triebbefriedigung "liberal", nicht bei den Bedürfnissen anderer Menschen.

Ein anderer User schrieb mal über die "Familienpolitik" der Nazis, dass in ihr im Zweifelsfall die Kinder die eigenen Eltern an das Regime verraten hätten. Solche Zustände schildern der Film "Rotation" - kurz nach 1945 - und der Roman "Fatherland". Exakt diese Zustände haben wir auch im herrschenden System: nicht selten darf man sich auf Diffamierungen aus dem eigenen Umfeld "freuen", wenn man nicht "marktkonform" ist. Das Gör, das zum eigenen arbeitslosen Vater sagt: "Such dir endlich eine Stelle" gab es schon vor ein paar Jahren.
Ach ja, Nazis und Familie. Als jemand einem arbeitslosen Familienangehörigen Geld aufs Konto überwies, stellte dem das Jobcenter daraufhin eine Rückforderung.

Wir haben zu 100 Prozent beschissene wirtschaftlich liberale und gesellschaftlich zunehmend reaktionäre Diskurse.
Der Rückzug davor in eine Nische - in der Nazi-Zeit als "Gang in die Stille" beschrieben - fällt immer schwerer bzw. scheint kaum noch möglich. Bei den Nazis konnte man mit Ariernachweis und Glück als Erwerbstätiger noch durchkommen oder in der Wehrmacht - Gewissen vorausgesetzt - es vielleicht vermeiden, an deren Verbrechen beteiligt zu werden. Dieses System verlangt aber von jedem, sich "am Markt" und das bitteschön weltweit im Wortsinne zu verkaufen. In der Behindertenwerkstätte konkurriert man da mit Billigarbeitern aus China. Die Erwerbsbiografien von Eltern, Großeltern kann man sich schenken. Nix mit 40jährigem Jubiläum als Automechaniker auf der Tankstelle. Job auf Job, immer wieder arbeitlos, ein vergeblicher Anlauf nach dem anderen, den Arbeitenden geht es schlechter als Beziehern von Transferleistungen. Dazu die Häme und die Dummheit der Gestalten, die von dem System profitieren, das entsetzliche Duckmäusertum vieler Verlierer. Den Spruch "Der Deutsche macht keine Revolution" habe ich nicht weniger als dreimal gehört - zum Kotzen.

Ich glaube, bei vielen ist es dicht vor ende und viele pfeifen schon aus dem letzten Loch. Mit "langem Atem" und dergleichen Dummfug noch lange auf Besserung zu warten, halte ich für illusorisch. In Deutschland kommt noch dazu: wer ein Idiot ist, der verdient viel, ohne dafür viel zu leisten. Wer intelligent ist, muss für ein hohes Einkommen entweder sehr viel leisten oder ist ganz schnell draußen. Arbeit unter Qualifikation oder arbeitslos. Woanders mögen die neoliberalen Verbrechersysteme die Qualifizierten aufgesogen haben, Projekte funzen vielleicht sogar und Armut deckt sich mit geringer Qualifikation. In Deutschland ist das nicht so und Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum. Derweil wächst der Druck auf dem Kessel ...

Beverly
18.07.2007, 01:00
In Deutschland wurde noch nie der Umsturz durch das Volk losgetreten, daß kam immer von oben. Soll heißen, wenn sich in Deutschland was bewegen soll, dann ist ein Putsch oder ähnliches nichts unwahrscheinliches.

Wer soll da putschen? Die Bundeswehr?
Die Herrschenden würden einen Putsch durch das Militär inszenieren, um das System mit Gewalt ncoh weiter am Leben zu halten - siehe Pinochet in Chile.

Tomsax
18.07.2007, 02:29
Sollte ein Umsturz kommen, so sollte er diesmal wirklich vom deutschen Volke ausgehen und nicht, wie sonst, von irgendeiner Seite gesteuert.
Und auch sollte man niemals nie sagen, in dem Sinne, dass das deutsche Volk dazu nie in der Lage sei. Vor der französischen Revolution dachte das auch niemand von Frankreich.
Doch es könnte nie ein Alleingang des deutschen Volkes sein, bzw. dürfte es auch nie sein. Vielmehr ist eine gesamteuropäische Revolution getragen von allen europäischen Völkern im jeweiligen Land, die einzig akzeptable Form des Umsturzes.

Problematisch ist, inwieweit Gewalt legitim bzw. nötig ist. Ein "an die Wand stellen" der Mächtigen müsste weitestgehend vermieden werden, damit der junge Keim der freien Idee nicht von Anfang an mit dem Makel des Blutbefleckten bedeckt ist.
Auf der anderen Seite werden die heute Mächtigen alles daran setzen, ihre Macht um jeden Preis zu erhalten, also auch nicht vor Gewalt zurückschrecken.
In sich eine verzwickte Lage.

Doch ein Umsturz kommt früher oder später immer. Egal welche Regierungsform an der Macht ist. Das lehrt uns schon der Verfassungskreislauf nach Platon und Aristoteles.
Ich wäre froh, dieser käme noch zu meinen Lebzeiten. Doch glaube ich, dass das noch gute 25 bis 50 Jahre, wenn nicht gar mehr auf sich warten lässt.
Solange das Volk von den Medien geblendet und von der "Droge" des Konsums in Abhängigkeit gehalten wird, und ihm ein "du hast glücklich zu sein" suggeriert wird, ist der Umsturz noch sehr fern.

Daniel3
18.07.2007, 04:44
Ich habe mich für "bis 2015" entschieden.

Meine Gründe: die herrschende Staatsideologie und ihre Träger, der "Liberalismus" und die "Liberalen" sind dermaßen in Selbstüberschätzung, Ausblenden anderer Weltsichten, Diffamierung anderer Meinungen verfallen, dass eine friedliche Lösung der Konflikte mit ihnen nicht mehr drin ist. Dabei sind sie ausgerechnet in wirtschaftlichen Fragen "liberal", gesellschaftlich outen sie sich gerade bei den Eliten als unverbesserliche Spießer, Reaktionäre und Herz-Jesu-Faschisten. Die Basisvariante dieser "Liberalen" ist allenfalls bei der eigenen Triebbefriedigung "liberal", nicht bei den Bedürfnissen anderer Menschen.

Ein anderer User schrieb mal über die "Familienpolitik" der Nazis, dass in ihr im Zweifelsfall die Kinder die eigenen Eltern an das Regime verraten hätten. Solche Zustände schildern der Film "Rotation" - kurz nach 1945 - und der Roman "Fatherland". Exakt diese Zustände haben wir auch im herrschenden System: nicht selten darf man sich auf Diffamierungen aus dem eigenen Umfeld "freuen", wenn man nicht "marktkonform" ist. Das Gör, das zum eigenen arbeitslosen Vater sagt: "Such dir endlich eine Stelle" gab es schon vor ein paar Jahren.
Ach ja, Nazis und Familie. Als jemand einem arbeitslosen Familienangehörigen Geld aufs Konto überwies, stellte dem das Jobcenter daraufhin eine Rückforderung.

Wir haben zu 100 Prozent beschissene wirtschaftlich liberale und gesellschaftlich zunehmend reaktionäre Diskurse.
Der Rückzug davor in eine Nische - in der Nazi-Zeit als "Gang in die Stille" beschrieben - fällt immer schwerer bzw. scheint kaum noch möglich. Bei den Nazis konnte man mit Ariernachweis und Glück als Erwerbstätiger noch durchkommen oder in der Wehrmacht - Gewissen vorausgesetzt - es vielleicht vermeiden, an deren Verbrechen beteiligt zu werden. Dieses System verlangt aber von jedem, sich "am Markt" und das bitteschön weltweit im Wortsinne zu verkaufen. In der Behindertenwerkstätte konkurriert man da mit Billigarbeitern aus China. Die Erwerbsbiografien von Eltern, Großeltern kann man sich schenken. Nix mit 40jährigem Jubiläum als Automechaniker auf der Tankstelle. Job auf Job, immer wieder arbeitlos, ein vergeblicher Anlauf nach dem anderen, den Arbeitenden geht es schlechter als Beziehern von Transferleistungen. Dazu die Häme und die Dummheit der Gestalten, die von dem System profitieren, das entsetzliche Duckmäusertum vieler Verlierer. Den Spruch "Der Deutsche macht keine Revolution" habe ich nicht weniger als dreimal gehört - zum Kotzen.

Ich glaube, bei vielen ist es dicht vor ende und viele pfeifen schon aus dem letzten Loch. Mit "langem Atem" und dergleichen Dummfug noch lange auf Besserung zu warten, halte ich für illusorisch. In Deutschland kommt noch dazu: wer ein Idiot ist, der verdient viel, ohne dafür viel zu leisten. Wer intelligent ist, muss für ein hohes Einkommen entweder sehr viel leisten oder ist ganz schnell draußen. Arbeit unter Qualifikation oder arbeitslos. Woanders mögen die neoliberalen Verbrechersysteme die Qualifizierten aufgesogen haben, Projekte funzen vielleicht sogar und Armut deckt sich mit geringer Qualifikation. In Deutschland ist das nicht so und Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum. Derweil wächst der Druck auf dem Kessel ...


Deine kapitalismus-kritischen Gedanken gehen in die richtige Richtung.

Aber deine Signatur "Have fun sex and money" (oder so ähnlich) klingt eher oberflächlich und passt gar nicht zu diesen richtigen Gedanken.

Was soll diese Signatur also?

Daniel3
18.07.2007, 04:57
Auf ARD läuft gerade ein Spielfilm über die französische Revolution und soeben wurde Ludwig XVI. aufs Schafott geführt und geköpft. An sich Sch*** und die Guillotine ist ein grausames Hinrichtungsinstrument. Doch die Herrschenden selbst helfen am meisten bei der Überwindung moralischer Skrupel und irgendwann fragt man sich nur noch:

Wann kommt der Umsturz?

Der "Umsturz" kommt dann, wenn die herrschenden
Kapitalismus- und Hartz4-Parteien (CDU/SPD) bei der nächsten Bundestagswahl noch mehr Wählerstimmen verlieren als bei der letzten Wahl 2005.

Im Prinzip haben die Deutschen es in der Hand mit gewaltfreien Mitteln die Abkehr von neoliberalem Kapitalismus und die Abkehr von Hartz4 zu wählen.

Und so sollte es auch geschehen. Gewaltlos die herrschenden Hartz4-Parteien (CDU+SPD) abwählen.

Es ist also zur Zeit keine Revolution erforderlich sondern nur ein kluges Abstimmen bei der nächsten Wahl:

D.h. CDU und SPD müssen unbedingt so viele Stimmen verlieren wie irgend möglich; es reicht aber zur Not auch aus, wenn nur eine der beiden Hartz4-Parteien untergeht.

Zudem muss die Linkspartei kräftig an Wählerstimmen dazu gewinnen.

(Obwohl die Linkspartei, das sage ich kritisch dazu, alles andere als perfekt ist. Jedoch ist sie zur Zeit die einzige Partei, die glaubhaft gegen die Verarmung des deutschen Volkes und gegen Hartz4 kämpft)

Die Tendenz geht ja zur Zeit zum Glück in diese Richtung.

Wir alle können einen Beitrag leisten, dass dies auch gelingt bei der nächsten Wahl...!

Wir müssen nur unsere Bekannten, Freunde, Familienmitglieder überzeugen und sie ermuntern, bei der nächsten Wahl SPD und CDU abzuwählen.

McDuff
18.07.2007, 06:45
Es wird keinen "Umsturz" in der Form wie in der französischen Revolution geben. Der "Umsturz" den wir erleben, wird ein langsamer Prozess sein, in dem die Demokratie sich immer mehr in eine Diktatur wandelt. Stück für Stück immer an der Grenze dessen was sich ohne Proteste möglich machen läßt und immer mit einer guten Erklärung warum die gerade durchgeführte Einschränkung zum Wohle und zum Besten des Stimmviehs ist.

Kreuzbube
18.07.2007, 07:23
Es wird keinen "Umsturz" in der Form wie in der französischen Revolution geben. Der "Umsturz" den wir erleben, wird ein langsamer Prozess sein, in dem die Demokratie sich immer mehr in eine Diktatur wandelt. Stück für Stück immer an der Grenze dessen was sich ohne Proteste möglich machen läßt und immer mit einer guten Erklärung warum die gerade durchgeführte Einschränkung zum Wohle und zum Besten des Stimmviehs ist.

Bei den dazu benötigten und herangezogenen "Argumenten" wird es vorrangig um die "Erhaltung von Arbeitsplätzen, einem höheren Wirtschaftswachstum und vor allem um die innere Sicherheit" gehen!

Beverly
18.07.2007, 07:39
Und auch sollte man niemals nie sagen, in dem Sinne, dass das deutsche Volk dazu nie in der Lage sei. Vor der französischen Revolution dachte das auch niemand von Frankreich.

Ja, in den 150 Jahren vor der Revolution von 1789 war Frankreich im Zeichen des Absolutismus führend dabei, eine Staatsform - absolute Monarchie - zu entwickeln, in der - soweit ich das überblicken kann - das Volk absolut entmündigt war. Womit wir bei der Staatsform sind, an der in der BRD gebastelt wird.



Problematisch ist, inwieweit Gewalt legitim bzw. nötig ist. Ein "an die Wand stellen" der Mächtigen müsste weitestgehend vermieden werden, damit der junge Keim der freien Idee nicht von Anfang an mit dem Makel des Blutbefleckten bedeckt ist.
Auf der anderen Seite werden die heute Mächtigen alles daran setzen, ihre Macht um jeden Preis zu erhalten, also auch nicht vor Gewalt zurückschrecken.
In sich eine verzwickte Lage.

Es fängt schon mit den Lügen all der neoliberalnationalkonservaiten "Experten" an, die den Leuten das Hirn zukleistern. Dem "Terreur" kann ich auch nichts abgewinnen, aber kommen wir wirklich darum herum, diese Gestalten vor ein Revolutionstribunal zu stellen? Nicht so sehr um sadistischen Rachegelüsten zu frönen, sondern um die Menschen qua Schocktherapie wieder dazu zu bringen, selbstständig zu denken.



Doch ein Umsturz kommt früher oder später immer. Egal welche Regierungsform an der Macht ist. Das lehrt uns schon der Verfassungskreislauf nach Platon und Aristoteles.
Ich wäre froh, dieser käme noch zu meinen Lebzeiten. Doch glaube ich, dass das noch gute 25 bis 50 Jahre, wenn nicht gar mehr auf sich warten lässt.
Solange das Volk von den Medien geblendet und von der "Droge" des Konsums in Abhängigkeit gehalten wird, und ihm ein "du hast glücklich zu sein" suggeriert wird, ist der Umsturz noch sehr fern.

Würde mich das System durch die "Droge" Konsum und materielle Sicherheit bis ans Lebensende ruhig stellen, hätte ich nicht heute Nacht diesen Strang eröffnet. Doch in ihrem Wahn von der "Marktordnung" und im pathologischen Hass der "Winner" auf die "Looser" züchten die sich mit Verzichtsparolen aller Art ihre Umstürzler selbst.

Beverly
18.07.2007, 07:42
Deine kapitalismus-kritischen Gedanken gehen in die richtige Richtung.

Aber deine Signatur "Have fun sex and money" (oder so ähnlich) klingt eher oberflächlich und passt gar nicht zu diesen richtigen Gedanken.

Was soll diese Signatur also?

Sie drückt meinen Wunsch nach materieller und emotionaler Sicherheit und ein bisschen Hedonismus aus. Was erklärt, warum ich mit Kapitalismus und Liberalismus nichts anfangen kann.

Beverly
18.07.2007, 07:47
Es wird keinen "Umsturz" in der Form wie in der französischen Revolution geben. Der "Umsturz" den wir erleben, wird ein langsamer Prozess sein, in dem die Demokratie sich immer mehr in eine Diktatur wandelt. Stück für Stück immer an der Grenze dessen was sich ohne Proteste möglich machen läßt und immer mit einer guten Erklärung warum die gerade durchgeführte Einschränkung zum Wohle und zum Besten des Stimmviehs ist.

Das sehe ich auch so. Aber es ist nur möglich, solange es nicht an die materielle, soziale und emotionale Substanz der Menschen geht. Und diese Substanz ist IMHO nahezu aufgebraucht und weitere "Einschnitte" bedrohen die Existenz der Menschen. Jeder weitere Schnitt könnte für die Herrschenden ein Schnitt ins eigene Fleisch werden.

Brimborium
18.07.2007, 07:47
Mit dem Umsturz sollte man sich beeilen, solange es auf Hammer und Sichel beim Praktiker noch 20% gibt.

RDX
18.07.2007, 08:35
Sie drückt meinen Wunsch nach materieller und emotionaler Sicherheit und ein bisschen Hedonismus aus. Was erklärt, warum ich mit Kapitalismus und Liberalismus nichts anfangen kann.

Revolution, Umsturz, Putsch, was dann???

Wie sollte denn Deutschland nach einem Umsturz aussehen????

Wie sollte das :

-Wirtschaftssystem
-Gesellschaftssystem
-politische System

sein?????

Bis jetzt hast du nur kundgetan, dass du eine Revolution willst, weil du die neoliberale Wirtschaftsordnung hasst.

Mauser98K
18.07.2007, 11:28
Auf ARD läuft gerade ein Spielfilm über die französische Revolution und soeben wurde Ludwig XVI. aufs Schafott geführt und geköpft. An sich Sch*** und die Guillotine ist ein grausames Hinrichtungsinstrument. Doch die Herrschenden selbst helfen am meisten bei der Überwindung moralischer Skrupel und irgendwann fragt man sich nur noch:

Wann kommt der Umsturz?

Die Guillotine ist sehr human.
Grausam ist Kreuzigen, Rädern, Pfählen usw.

Ob und wann der Umsturz kommt, weiß ich nicht, aber würde eher "Sieg Heil" als "Allah hu akhbar" schreien.:]

giggi
18.07.2007, 13:22
Einen Umsturz wird es wahrscheinlich nie geben.Aber eine Verbesserung der Lage denke ich mal schon.Doch um Deutschlands Feinde(Zionisten,Linke,Islam,MultiKulti-Faschisten,antipatriotische Kapitalisten...)effektiv bekämpfen zu können, muss man die Medien befreien.
Denn wer die Medien kontrolliert, kontrolliert das Volk!

Klopperhorst
18.07.2007, 13:28
Der Umsturz ist bereits existent. Wandlungen gehen nicht immer von heute auf morgen von Statten, aber oft schleichend und konsequent.

---

Drosselbart
18.07.2007, 13:36
Das sehe ich auch so. Aber es ist nur möglich, solange es nicht an die materielle, soziale und emotionale Substanz der Menschen geht. Und diese Substanz ist IMHO nahezu aufgebraucht und weitere "Einschnitte" bedrohen die Existenz der Menschen. Jeder weitere Schnitt könnte für die Herrschenden ein Schnitt ins eigene Fleisch werden.

Meine Erfahrung - und auch die Geschichte - lehrt das Gegenteil.

Je schlechter und dreckiger es den Menschen geht, desto schlechter und dreckiger werden sie auch moralisch.

Da ist dann nix mit Solidarität und humanistischen Idealen und gemeinsamen Handeln zur Besserung der Lage. Ganz im Gegenteil. Da verkauft dann einer den anderen und wenn es sein muß auch noch die eigene Großmutter, nur um sich selbst einen winzigen Überlebensvorteil zu verschaffen.

Der immer wieder gern zum Besten gegebene Wunschtraum von der alleinseligmachenden proletarischen Revolution - so es uns nur schlecht genug ginge - ist eine Illusion. Es wird zwar alles noch viel viel schlechter werden, aber "besser" wird es dadurch auf jeden Fall nicht.

Klopperhorst
18.07.2007, 13:39
Es ging dem gemeinen Menschen in Mitteleuropa wohl noch nie so gut wie heute. Alleine die kalorische Grundversorgung, die allgegenwärtigen Wohlstandsbäuche, lapidarer Gebrauch von sanitären und technischen Instrumenten, Kommunikations- und Transportmitteln, medizinischen Einrichtungen usw. usf. - das alles zeugt davon, daß wir einen Wohlstand haben, der epochal ist.

Nebenbeibemerkt: Mitteleuropäer werden im Schnitt heute 80 Jahre alt. Auch das ist einmalig in der Weltgeschichte. Ich mache mir eher Gedanken um zu viel Wohlstand und Grundversorgung. Denn das macht unheimlich dekadent und träge. Die natürliche Selektion ist längst ausgeschaltet.



---

Drosselbart
18.07.2007, 13:45
Es ging dem gemeinen Menschen in Mitteleuropa wohl noch nie so gut wie heute. Alleine die kalorische Grundversorgung, die allgegenwärtigen Wohlstandsbäuche, lapidarer Gebrauch von sanitären und technischen Instrumenten, Kommunikations- und Transportmitteln, medizinischen Einrichtungen usw. usf. - das alles zeugt, das wir einen Wohlstand haben, der epochal ist.



---

Und das ist für das körperliche und seelische Wohlergehen der Menschen mitunter schädlicher als eine etwas abgespecktere und frugalere Form des Schlaraffenlandes.

Jemand hat mal von der Verhausschweinung des Menschen gesprochen. Ich bin auch der Meinung, das ein sorgenfreies verwöhntes Haustier- bzw. Schoßhündchenleben für einen Menschen gefährlicher und unbekömmlicher ist, als ein freies und selbstverantwortliches Leben, welches eben auch gewisse Anforderung, Ansprüche und Herausforderungen an ihn stellt.

Lieber etwas weniger materiellen Konsum, etwas weniger öden Luxus und falschem Glitter und Tand und dafür mehr echtes Leben.

bernhard44
18.07.2007, 13:47
ein totaler Umsturz: http://www.lv-bw.thw.de/bilder/sattelzug_umgekippt.jpg

Klopperhorst
18.07.2007, 13:50
Und das ist für das körperliche und seelische Wohlergehen der Menschen mitunter schädlicher als eine etwas abgespecktere und frugalere Form des Schlaraffenlandes.

Jemand hat mal von der Verhausschweinung des Menschen gesprochen. Ich bin auch der Meinung, das ein sorgenfreies verwöhntes Haustier- bzw. Schoßhündchenleben für einen Menschen gefährlicher und unbekömmlicher ist, als ein freies und selbstverantwortliches Leben, welches eben auch gewisse Anforderung, Ansprüche und Herausforderungen an ihn stellt.

Lieber etwas weniger materiellen Konsum, etwas weniger öden Luxus und falschem Glitter und Tand und dafür mehr echtes Leben.

Früher gabs beim kleinen Mann nur Sonntags Fleisch. Man muss sich mal vorstellen, daß es in Mitteleuropa einst Hungersnöte und Mißernten gab, daß es einst normal war, daß 1/3 der Kinder gestorben sind und daß die arbeitenden Menschen mit 50 am Ende waren. Schwere körperliche Arbeit war das harte Los von Milliarden, bevor unsere technische Wohlstandsepoche begann.

Manchmal frage ich mich, ob wir langsam betriebsblind geworden sind, obgleich des Schlaraffenlandes, in dem wir leben. Aber die Verluste sind eben immaterieler Natur!


---

Drosselbart
18.07.2007, 13:55
Früher gabs beim kleinen Mann nur Sonntags Fleisch. Man muss sich mal vorstellen, daß es in Mitteleuropa einst Hungersnöte und Mißernten gab, daß es einst normal war, daß 1/3 der Kinder gestorben sind und daß die arbeitenden Menschen mit 50 am Ende waren. Schwere körperliche Arbeit war das harte Los von Milliarden, bevor unsere technische Wohlstandsepoche begann.

Manchmal frage ich mich, ob wir langsam betriebsblind geworden sind, obgleich des Schlaraffenlandes, in dem wir leben. Aber die Verluste sind eben immaterieler Natur!


---


Es dauert nicht mehr allzu lange, bis den Leuten die Augen aufgehen werden. Dann kommen auch die materiellen Verluste und das Schlaraffenland brennt ab.

cajadeahorros
18.07.2007, 13:56
Nebenbeibemerkt: Mitteleuropäer werden im Schnitt heute 80 Jahre alt. Auch das ist einmalig in der Weltgeschichte. Ich mache mir eher Gedanken um zu viel Wohlstand und Grundversorgung. Denn das macht unheimlich dekadent und träge. Die natürliche Selektion ist längst ausgeschaltet.



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Die natürliche Selektion wird dank Gesundheitsreformen und der Zerstörung der einst erkämpften sozialen Sicherung ja wieder in Gang gebracht.

Sauerländer
18.07.2007, 14:38
Doch ein Umsturz kommt früher oder später immer. Egal welche Regierungsform an der Macht ist. Das lehrt uns schon der Verfassungskreislauf nach Platon und Aristoteles.
Ich wäre froh, dieser käme noch zu meinen Lebzeiten. Doch glaube ich, dass das noch gute 25 bis 50 Jahre, wenn nicht gar mehr auf sich warten lässt.
Solange das Volk von den Medien geblendet und von der "Droge" des Konsums in Abhängigkeit gehalten wird, und ihm ein "du hast glücklich zu sein" suggeriert wird, ist der Umsturz noch sehr fern.
Bezüglich der Dauer bis dahin würde ich dir zustimmen. Die Erwartungsfreude diesbezüglich würde ich jedoch ein wenig dämpfen wollen.
Seien wir einfach mal für einen Moment knochentrocken realistisch:
Wir werden dann zu denen gehören, die den Abriss der jetzigen Ordnung begrüßen. Mit Recht. Dem werden wir die dollsten Alternativkonstruktionen anheimstellen. Die Kräfte, die den Umsturz führen, werden uns anfänglich zum Schein einbinden.
Man wird uns warnen - von liberaler wie von linker Seite. Beide haben Recht im Hinblick darauf, dass das, was die neuen Kräfte verwirklichen, mittelfristig etwas gänzlich anderes sein wird als das, was wir uns erhoffen.
Ignorieren werden wir sie dennoch, da ihre Gegensetzungen für uns inakzeptabel geblieben sein werden.

Eines Morgens werden wir aufwachen und feststellen, dass wir uns das ganz anders vorgestellt hatten.
Bestenfalls müssen wir dann den Spott derer aushalten, die es "ja schon immer gesagt" hatten.
Eher werden wir dann resignieren, uns in die Innerlichkeit zurückziehen oder Selbstmord begehen.
Oder wir werden unserer Unzufriedenheit Ausruck verleihen. Maulverbot wird man uns nicht erst erteilen müssen, denn ins Abseits gedrängt sind wir dann längst.
Das bedeutet, man wird uns ein oder zwei deutliche Warnungen verpassen - Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, Angriffe in der Presse.
Und dann wird es genug sein, und man wird uns entfernen.
Ein kalter, feuchter Keller und hunderte gebrochene Knochen im Leib.
Oder einfach nur ein Genickschuss.

Das eigentlich Entsetzliche daran ist garnichtmal, das abzusehen, sondern im Bewusstsein dieser Aussichten dennoch diesen Weg gehen zu müssen, weil es keinen anderen gibt.

Weyoun
18.07.2007, 14:45
Es wird keinen Umsturz geben. Wir sollten uns da keine Hoffnungen machen.

Weyoun

Klopperhorst
18.07.2007, 15:06
Ruhig Blut Leute. Der letzte Umsturz ist gerade einmal 17 Jahre her. Ich weiss noch, als meine Mutter mich weckte und sagte, die Grenze ist offen. Sie hat den ganzen Morgen geheult, weil sie Angst hatte, daß es den Kommunisten jetzt an den Kragen ginge.

Wer hätte vor 17 Jahren gedacht, daß heute jeder am Internet sitzen kann und Mobiltelefone benutzt, daß alle Grenzen offen sind und die Welt eine globale Ökonomie ist, China die zweite Weltmacht wird? Insofern: Der nächste Umsturz kommt bestimmt.


---

RDX
18.07.2007, 15:14
Früher gabs beim kleinen Mann nur Sonntags Fleisch. Man muss sich mal vorstellen, daß es in Mitteleuropa einst Hungersnöte und Mißernten gab, daß es einst normal war, daß 1/3 der Kinder gestorben sind und daß die arbeitenden Menschen mit 50 am Ende waren. Schwere körperliche Arbeit war das harte Los von Milliarden, bevor unsere technische Wohlstandsepoche begann.

Manchmal frage ich mich, ob wir langsam betriebsblind geworden sind, obgleich des Schlaraffenlandes, in dem wir leben. Aber die Verluste sind eben immaterieler Natur!


---

Es liegt einfach daran, dass der Mensch nur die geschichtliche Spanne seines eigenen Lebens überblickt und einfältige Menschen dies für schon immer vorhanden ansehen.

Nur eine umfassende Geschichtsbildung, kann ein Verständnis für das Leben der Menschen in früheren Epochen entstehen lassen.

Man muss sich nur die Geschichte der Landwirtschaft angucken.
Vor 100 Jahren gab es noch keine Trecker, keine Mähdrescher usw.
Da wurde noch mit Pferden geackert und 100 kg schwere Säcke auf dem Buckel geschleppt und nicht ein Sack, sondern 100 und mehr am Tag.
Das diese Schwerstarbeiter mit spätestens 50 Krüppel waren, versteht man sofort, wenn man schon einmal eine 100 kg schwere Hantel gehoben hat.

Hexenhammer
18.07.2007, 15:52
Zur Zeit der französischen Revolution gab es weder Fernsehen noch sonstige neuzeitliche Errungenschaften mit der Menschen dazu bewegt werden, geistig paralysiert, alles mitzumachen, ohne auch nur anhähernd die Anstrengungen und Einbußen der eigenen Bequemlichkeit in Kauf zu nehmen, die ein Umsturz mit sich brächte...

Volkov
18.07.2007, 15:55
Versuchen uns zu beeilen, aber vor 2015 wird wohl leider nix gehen. Kostet ja auch Geld, solche Änderungen, dann noch den Müll der Vorgänger aufräumen...das wird stressig.

Klopperhorst
18.07.2007, 15:57
Zur Zeit der französischen Revolution gab es weder Fernsehen noch sonstige neuzeitliche Errungenschaften mit der Menschen dazu bewegt werden, geistig paralysiert, alles mitzumachen, ohne auch nur anhähernd die Anstrengungen und Einbußen der eigenen Bequemlichkeit in Kauf zu nehmen, die ein Umsturz mit sich brächte...

Das ist ja das "Problem", das alle Revolutionäre heute berufslos macht. Der überbordende Wohlstand, abgesehen von krassen Unterschieden was den Luxus anbelangt, ist die Produktivität der westlichen Welt heute auf dem Gipfel der Geschichte. Man kann mit den Abfällen der Überproduktion locker alle Arbeitslosen versorgen, deswegen glaube ich auch, daß es in nicht ferner Zukunft ein Bürgergeld geben wird, ein Geld für das Nachproletariat, das keinen Kapitalisten mehr nötig hat.

Revolutionen sind immer nur dort zu verzeichnen gewesen, wo große Schichten der Bevölkerung am Hungertuch genagt haben. Kultur und sonstige Ideale sind zweitrangig. Sie werden nicht für ihre Kultur auf die Straße gehen, erst wenn sie nichts mehr zu fressen haben oder wenn es ihnen an Leib und Leben geht (und zwar im großen Maße).


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Drosselbart
18.07.2007, 16:04
Das ist ja das "Problem", das alle Revolutionäre heute berufslos macht. Der überbordende Wohlstand, abgesehen von krassen Unterschieden was den Luxus anbelangt, ist die Produktivität der westlichen Welt heute auf dem Gipfel der Geschichte. Man kann mit den Abfällen der Überproduktion locker alle Arbeitslosen versorgen, deswegen glaube ich auch, daß es in nicht ferner Zukunft ein Bürgergeld geben wird, ein Geld für das Nachproletariat, das keinen Kapitalisten mehr nötig hat.

Revolutionen sind immer nur dort zu verzeichnen gewesen, wo große Schichten der Bevölkerung am Hungertuch genagt haben. Kultur und sonstige Ideale sind zweitrangig. Sie werden nicht für ihre Kultur auf die Straße gehen, erst wenn sie nichts mehr zu fressen haben oder wenn es ihnen an Leib und Leben geht (und zwar im großen Maße).


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Aber dann sind sie so schwach, so verludert, so unorganisiert und so totalüberwacht, daß jedes Aufmucken vom System und seinen überlegenen Waffen und Möglichkeiten spielend leicht in Blut ersäuft werden kann.

Klopperhorst
18.07.2007, 16:18
Aber dann sind sie so schwach, so verludert, so unorganisiert und so totalüberwacht, daß jedes Aufmucken vom System und seinen überlegenen Waffen und Möglichkeiten spielend leicht in Blut ersäuft werden kann.

Dann sind allen Umsturzbewegungen die Hände gebunden, denn gegen die technologische Übermacht des Systems kommt niemand an, auch nicht die asymmetrischen Terroristen, die zwar heute noch gewisse Trümpfe in der Hand haben, langfristig aber auch kalt-gestellt sind.

Die Zukunft wird wohl aus einer großen kalt-gestellten Masse bestehen, die durch Bürgergeld und technische Überwachung in ihrem Kokon gefangen ist und deren intellektuelles und revolutionäres Potenzial gegen 0 tendiert.

Das wäre eine Option der Geschichte.

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Beverly
18.07.2007, 16:21
(...)Da verkauft dann einer den anderen und wenn es sein muß auch noch die eigene Großmutter, nur um sich selbst einen winzigen Überlebensvorteil zu verschaffen.(...)

Wer will all diese Überlebenskünstler denn heute noch haben?

Bei den Nazis oder auch in der DDR mag sich Verrat an der eigenen Familie oder den Freunden gelohnt haben und kam oft genug vor. Doch beide Regime "rekrutierten" gewöhnlich nur aus ihrem eigenen Volk, d. h. einer begrenzten Menge an Menschen und demzufolge begrenzter Konkurrenz zwischen den Untertanen. Der Kriecher und Schleimer, das Verräterschwein, war nicht x-beliebig austauschbar, sondern immer ein Deutscher. Das hat sich geändert! Heute sind die Menschen für ihre Schinde austauschbar geworden, im Zeichen der Globalisierung ist jeder durch jemanden anderen beliebig ersetzbar.

Beverly
18.07.2007, 16:25
Es ging dem gemeinen Menschen in Mitteleuropa wohl noch nie so gut wie heute. Alleine die kalorische Grundversorgung, die allgegenwärtigen Wohlstandsbäuche, lapidarer Gebrauch von sanitären und technischen Instrumenten, Kommunikations- und Transportmitteln, medizinischen Einrichtungen usw. usf. - das alles zeugt davon, daß wir einen Wohlstand haben, der epochal ist.

Nebenbeibemerkt: Mitteleuropäer werden im Schnitt heute 80 Jahre alt. Auch das ist einmalig in der Weltgeschichte. Ich mache mir eher Gedanken um zu viel Wohlstand und Grundversorgung. Denn das macht unheimlich dekadent und träge. Die natürliche Selektion ist längst ausgeschaltet.



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Ich mache mir Gedanken darüber, was Menschen tun, die inmitten wachsenden materiellen Reichtums aus sinnlosen ideologischen Erwägungen - genannt "Wirtschaft" - gepaart mit purer Bosheit zu einem Leben in Existenzangst resp. als Tagelöhner gezwungen werden sollen.

Beverly
18.07.2007, 16:33
Früher gabs beim kleinen Mann nur Sonntags Fleisch. Man muss sich mal vorstellen, daß es in Mitteleuropa einst Hungersnöte und Mißernten gab, daß es einst normal war, daß 1/3 der Kinder gestorben sind und daß die arbeitenden Menschen mit 50 am Ende waren. Schwere körperliche Arbeit war das harte Los von Milliarden, bevor unsere technische Wohlstandsepoche begann.

Hohe Kindersterblichkeit und niedrige Lebenserwartung implizieren Vergeudung damals knapper menschlicher Ressourcen. Die Kindersterblichkeit bedingte, dass alle Mühen der Eltern um die Sorge für die Kinder oft umsonst waren. Die geringe Lebenserwartung bedingte, dass all die Mühen um die Ausbildung zum Handwerker, Bogenschützen, Gelehrten, Priester und dergleichen mehr recht schnell unter der Erde landeten. Fazit: das System war ineffektiv.


Manchmal frage ich mich, ob wir langsam betriebsblind geworden sind, obgleich des Schlaraffenlandes, in dem wir leben. Aber die Verluste sind eben immaterieler Natur!


Die, die am allermeisten haben, führen sich auf wie hirnlose Gören, die es endlich geschafft haben, sich des Nachts im 6-stöckigen Supermarkt einzuschließen und mal richtig "shoppen" zu gehen. Das meiste geht kaputt, beim übrigen wissen sie es nicht richtig zu nutzen und in der Süßwarenabteilung überfressen sie sich total. Entdecken sie im Kaufhaus einen Obdachlosen, der dort nächtigt, und bescheiden darum bittet, etwas abzuhaben, beschimpfen sie ihn als "Sozialschmarotzer" und schlagen den armen Kerl halbtot.

Klopperhorst
18.07.2007, 16:41
Hohe Kindersterblichkeit und niedrige Lebenserwartung implizieren Vergeudung damals knapper menschlicher Ressourcen.

Biologisch ist das falsch. Kürzere Generationenzyklen und hohe Auslese bedingen eigentlich eine Beschleunigung der Evolution und somit eine körperlich und intellektuell robuste Rasse.

Gerade diese robuste Rasse hat die industrielle und gesellschaftliche Revolution in Europa ermöglicht.

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Noko43
18.07.2007, 16:47
In Deutschland wurde noch nie der Umsturz durch das Volk losgetreten, daß kam immer von oben. Soll heißen, wenn sich in Deutschland was bewegen soll, dann ist ein Putsch oder ähnliches nichts unwahrscheinliches.

Und was war mit der DDR? Die Bevölkerung Ostdeutschlands hat doch das Ende des DDR-Regimes herbeigeführt, und das auch noch auf friedlichem Weg. Die SED-Bonzen wurden vom Volk zum Rücktritt gezwungen.

Beverly
18.07.2007, 16:48
Das ist ja das "Problem", das alle Revolutionäre heute berufslos macht. Der überbordende Wohlstand, abgesehen von krassen Unterschieden was den Luxus anbelangt, ist die Produktivität der westlichen Welt heute auf dem Gipfel der Geschichte. Man kann mit den Abfällen der Überproduktion locker alle Arbeitslosen versorgen, deswegen glaube ich auch, daß es in nicht ferner Zukunft ein Bürgergeld geben wird, ein Geld für das Nachproletariat, das keinen Kapitalisten mehr nötig hat.

Revolutionen sind immer nur dort zu verzeichnen gewesen, wo große Schichten der Bevölkerung am Hungertuch genagt haben. Kultur und sonstige Ideale sind zweitrangig. Sie werden nicht für ihre Kultur auf die Straße gehen, erst wenn sie nichts mehr zu fressen haben oder wenn es ihnen an Leib und Leben geht (und zwar im großen Maße).


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Ich möchte zwar nicht, dass materielle Sicherheit in einer Verblödung wie in "Schöne neue Welt" endet, aber zumindest heute würde mir ein System ausreichen, in dem die Sorge um die materielle Existenz der Vergangenheit angehört. Wenn das akute System mir den früher vorgesehenen Lebenweg des kleinen Angestellten mit der Chance auf Höheres nicht mehr bieten kann oder will, soll es mich wenigstens zum Angehörigen des Nachproletariats mit Bürgergeld machen. So wie die akuten Diskurse laufen, wäre das übrigens schon ein Umsturz :) und ob die brennenden Barrikaden echt oder nur ein Happening sind, kann mir egal sein.

Doch wird das System das tun? Sich zum Bürgergeld gar noch Beschäftigungstherapien ausdenken, die besser sind als der 1-Euro-Schund und die Kreativen frei machen lassen? Oder brauchen wir dafür erst einen Umsturz?

Noko43
18.07.2007, 16:50
Das sehe ich auch so. Aber es ist nur möglich, solange es nicht an die materielle, soziale und emotionale Substanz der Menschen geht. Und diese Substanz ist IMHO nahezu aufgebraucht und weitere "Einschnitte" bedrohen die Existenz der Menschen. Jeder weitere Schnitt könnte für die Herrschenden ein Schnitt ins eigene Fleisch werden.

Wovon die Linkspartei oder rechtsextrimistische Parteien dann leider profitieren.

Beverly
18.07.2007, 16:51
Bezüglich der Dauer bis dahin würde ich dir zustimmen. Die Erwartungsfreude diesbezüglich würde ich jedoch ein wenig dämpfen wollen.
Seien wir einfach mal für einen Moment knochentrocken realistisch:
Wir werden dann zu denen gehören, die den Abriss der jetzigen Ordnung begrüßen. Mit Recht. Dem werden wir die dollsten Alternativkonstruktionen anheimstellen. Die Kräfte, die den Umsturz führen, werden uns anfänglich zum Schein einbinden.
Man wird uns warnen - von liberaler wie von linker Seite. Beide haben Recht im Hinblick darauf, dass das, was die neuen Kräfte verwirklichen, mittelfristig etwas gänzlich anderes sein wird als das, was wir uns erhoffen.
Ignorieren werden wir sie dennoch, da ihre Gegensetzungen für uns inakzeptabel geblieben sein werden.

Eines Morgens werden wir aufwachen und feststellen, dass wir uns das ganz anders vorgestellt hatten.
Bestenfalls müssen wir dann den Spott derer aushalten, die es "ja schon immer gesagt" hatten.
Eher werden wir dann resignieren, uns in die Innerlichkeit zurückziehen oder Selbstmord begehen.
Oder wir werden unserer Unzufriedenheit Ausruck verleihen. Maulverbot wird man uns nicht erst erteilen müssen, denn ins Abseits gedrängt sind wir dann längst.
Das bedeutet, man wird uns ein oder zwei deutliche Warnungen verpassen - Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, Angriffe in der Presse.
Und dann wird es genug sein, und man wird uns entfernen.
Ein kalter, feuchter Keller und hunderte gebrochene Knochen im Leib.
Oder einfach nur ein Genickschuss.

Das eigentlich Entsetzliche daran ist garnichtmal, das abzusehen, sondern im Bewusstsein dieser Aussichten dennoch diesen Weg gehen zu müssen, weil es keinen anderen gibt.

Das ist der "Pakt mit dem Teufel", den viele Umstürzler eingegangen sind. Dabei kommt es dann darauf an, den Teufel rechtzeitig wieder loszuwerden, was nur selten gelingt.

Beverly
18.07.2007, 16:54
Wovon die Linkspartei oder rechtsextrimistische Parteien dann leider profitieren.

Was soll das "leider" angesichts eines System, das diesen Parteien den besten Nährboden gibt?

Rheinlaender
18.07.2007, 17:03
Und was war mit der DDR? Die Bevölkerung Ostdeutschlands hat doch das Ende des DDR-Regimes herbeigeführt, und das auch noch auf friedlichem Weg. Die SED-Bonzen wurden vom Volk zum Rücktritt gezwungen.

Revolutionene werden, wie schon anderen hier aufgefuehrt, von mindestens eine rgrossen Masse des Volkes gemacht.

Sehen wir das gazne einmal aus der Sicht eines DDR-Buegers 1989: Der grosse Burder, die SU, ist nicht bereit uns mit Gewalt im Burderbund zu halten, wir haben einen grossen Nachbarn, die BRD, reich und mit erheblichen Wohlstand. Die Rechung stellte sich etwa so dar:

Einsatz: Unser beschraenktes Leben in der DDR
Moegl. Gewinn: Teilhabe am Wohlstand und Freiheit der BRD
Schlussfolgerung: Revolution lohnt sich

erwin r analyst
18.07.2007, 17:04
Die Revolution, auf die man seit Ewigkeiten wartet. :D

Unsere Linken.

Rheinlaender
18.07.2007, 17:10
Doch ein Umsturz kommt früher oder später immer. Egal welche Regierungsform an der Macht ist. Das lehrt uns schon der Verfassungskreislauf nach Platon und Aristoteles.

Die buergerliche Demokratie ist selber ein zutiefst revolutionaeres System - sie hat die Revolution in sich adaptiert und damit die Revolution uberfluessig gemacht. Sie ermoeglcht die Aenderung der geselschaftlichen Ordnung und der Lebensbedingungen des Menschen ohne formael revolutionaere Umgestaltung.

Hinzukommt, dass ihre oekonomische Bais selber revolutionaer ist. Karl Marx beschriebt dies so:

Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisieepoche vor allen anderen aus. Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen.

Diese staendige Revolution der gesellschaftliche, politschen und oekonomischen Verhaeltnisse ermoeglicht die Revolution ohne Revolution. Wir leben in der permanenten Revolution der Kapitalismus.

Noko43
18.07.2007, 17:18
Was soll das "leider" angesichts eines System, das diesen Parteien den besten Nährboden gibt?

Dass heutzutage angesichts der sozialen Probleme in Deutschland die Parteien am rechten und linken Rand an Zulauf gewinnen ist natürlich ein Ausdruck dafür, dass viele Leute sich durch das "System" nicht mehr repräsentiert fühlen und ihre Interessen missachtet sehen. Solche Parteien sind Sammelbecken für die so genannten Globalisierungsverlierer bzw. Verlierer der Gesellschaft überhaupt.

Doch den Wählern bzw. Unterstützern solcher Parteien scheint nicht bewusst zu sein, dass sie nur als Stimmvieh benutzt werden, um die Machtgelüste bestimmter Leute zu befriedigen. Wir Deutschen hatten doch Beispiele in unserer Geschichte und wir müssten doch wissen, dass weder der Sozialismus noch der Faschismus die Probleme unserer Gesellschaft lösen können. Ganz im Gegenteil, sie werden dadurch noch wachsen.

Man sollte sich einmal das Szenario vorstellen was passieren würde, wenn es in Deutschland wieder eine sozialistische oder faschistische/nationalsozialistische Regierung geben würde. Deutschland würde dadurch einen massiven wirtschaftlichen Verlust erleiden und wir würden materiell in die totale Armut katapultiert. Die notleidende Bevölkerung sollte sich von dem Wunschdenken verabschieden, dass solche Kräfte irgendeine Besserung für Deutschland bringen können. Ganz zu schweigen von den zu erwartenden Menschenrechtsverletzungen, die Diktaturen nun einmal mit sich bringen. Will man das wirklich?

Klopperhorst
18.07.2007, 17:41
...

Doch wird das System das tun? Sich zum Bürgergeld gar noch Beschäftigungstherapien ausdenken, die besser sind als der 1-Euro-Schund und die Kreativen frei machen lassen? Oder brauchen wir dafür erst einen Umsturz?
Beschäftigungstherapie wird schon im großen Rahmen durchgeführt. Deutschland sucht den Superstar ist sicher nur ein kleiner Teil des allgegenwärtigen Programmes, das von den Medien, der Werbemaschine der Industrie, durchgeführt wird. Hart arbeitende Menschen, die abends geschafft nach Hause kommen, hätten eigentlich keine Energie mehr, sich so einen Scheiss anzusehen; aber es gibt eben schon Millionen gelangweilte Kreaturen, die eine Aufgabe im Leben vermissen und die für schöpferische Selbstbeschäftigung zu dumm sind. Letztendlich haben wir diese Therapie auch schon im Staat, durch Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen, Fortbildungskurse für Arbeitslose usw. usf.

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Klopperhorst
18.07.2007, 17:53
Diese staendige Revolution der gesellschaftliche, politschen und oekonomischen Verhaeltnisse ermoeglicht die Revolution ohne Revolution. Wir leben in der permanenten Revolution der Kapitalismus.

Man sollte aber nicht vergessen, daß diese "permanente Revolution" des Kapitalismus eine rein technische Revolution ist, zunächst Entfesselung von Energien und in dessen Folge erst die gesellschaftliche Umwälzung.

Die letzte technische Revolution war das Internet. Die große Frage ist, was als nächstes kommt, um dem Kapitalismus noch Nahrung zu geben.


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Beverly
18.07.2007, 18:09
Revolutionene werden, wie schon anderen hier aufgefuehrt, von mindestens eine rgrossen Masse des Volkes gemacht.

Sehen wir das gazne einmal aus der Sicht eines DDR-Buegers 1989: Der grosse Burder, die SU, ist nicht bereit uns mit Gewalt im Burderbund zu halten, wir haben einen grossen Nachbarn, die BRD, reich und mit erheblichen Wohlstand. Die Rechung stellte sich etwa so dar:

Einsatz: Unser beschraenktes Leben in der DDR
Moegl. Gewinn: Teilhabe am Wohlstand und Freiheit der BRD
Schlussfolgerung: Revolution lohnt sich

die Rechnung ist oft nicht aufgegangen, aber das passiert ja immer bei Revolutionen :rolleyes:

Beverly
18.07.2007, 18:17
Die buergerliche Demokratie ist selber ein zutiefst revolutionaeres System - sie hat die Revolution in sich adaptiert und damit die Revolution uberfluessig gemacht. Sie ermoeglcht die Aenderung der geselschaftlichen Ordnung und der Lebensbedingungen des Menschen ohne formael revolutionaere Umgestaltung.

Hinzukommt, dass ihre oekonomische Bais selber revolutionaer ist. Karl Marx beschriebt dies so:

Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisieepoche vor allen anderen aus. Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen.

Diese staendige Revolution der gesellschaftliche, politschen und oekonomischen Verhaeltnisse ermoeglicht die Revolution ohne Revolution. Wir leben in der permanenten Revolution der Kapitalismus.

Auch ein Liberaler kommt wohl nicht darum Marx zu zitieren, will er jene Evolutionsstufe erreichen, die sonst nur unverbesserlichen Stalinisten vorbehalten ist, die jede noch so abstruse Wendung - Revolution eben - ihres Großen Vorsitzenden getreulich nachvollziehen.
War nicht zudem die "permanente Revolution" bei den Robespierres, Stalins, Maos ein probates Mittel, die Menschen in Angst und Schrecken zu halten und unerwünschte Zeitgenossen los zu werden? So scheint es mir auch in der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung. Kaum ist ein Staat in ihr zu Wohlstand gekommen, heißt es: "Ätsch, Niedergang." Aus Reichtshauptstadt wird Armenhaus - siehe Berlin - aus Wüstenkaff Boomtown - siehe Dubai. Falls die Scheichs da den Mist auch glauben, können sie sich über kurz oder lang von ihren Hochhäusern stürzen. Schließlich leben wir in der "permanenten Revolution" :rolleyes:

Beverly
18.07.2007, 18:24
Dass heutzutage angesichts der sozialen Probleme in Deutschland die Parteien am rechten und linken Rand an Zulauf gewinnen ist natürlich ein Ausdruck dafür, dass viele Leute sich durch das "System" nicht mehr repräsentiert fühlen und ihre Interessen missachtet sehen. Solche Parteien sind Sammelbecken für die so genannten Globalisierungsverlierer bzw. Verlierer der Gesellschaft überhaupt.

Doch den Wählern bzw. Unterstützern solcher Parteien scheint nicht bewusst zu sein, dass sie nur als Stimmvieh benutzt werden, um die Machtgelüste bestimmter Leute zu befriedigen. Wir Deutschen hatten doch Beispiele in unserer Geschichte und wir müssten doch wissen, dass weder der Sozialismus noch der Faschismus die Probleme unserer Gesellschaft lösen können. Ganz im Gegenteil, sie werden dadurch noch wachsen.

Man sollte sich einmal das Szenario vorstellen was passieren würde, wenn es in Deutschland wieder eine sozialistische oder faschistische/nationalsozialistische Regierung geben würde. Deutschland würde dadurch einen massiven wirtschaftlichen Verlust erleiden und wir würden materiell in die totale Armut katapultiert. Die notleidende Bevölkerung sollte sich von dem Wunschdenken verabschieden, dass solche Kräfte irgendeine Besserung für Deutschland bringen können. Ganz zu schweigen von den zu erwartenden Menschenrechtsverletzungen, die Diktaturen nun einmal mit sich bringen. Will man das wirklich?
´
Ich würde eine Stärkung der Linkspartei bei gleichzeitiger Radikalisierung begrüßen. An der derzeitigen Politik regt mich am meisten auf, dass sie den Menschen völlig sinnloses Leid verordnet, vieles Darben, viele Depressionen und viel Nichtstun müssten nicht sein.

Beverly
18.07.2007, 18:28
Man sollte aber nicht vergessen, daß diese "permanente Revolution" des Kapitalismus eine rein technische Revolution ist, zunächst Entfesselung von Energien und in dessen Folge erst die gesellschaftliche Umwälzung.

Die letzte technische Revolution war das Internet. Die große Frage ist, was als nächstes kommt, um dem Kapitalismus noch Nahrung zu geben.


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nach dem Internet kommt die Raumfahrt, wenn es nur das wäre :rolleyes:

Beverly
18.07.2007, 18:36
Beschäftigungstherapie wird schon im großen Rahmen durchgeführt. Deutschland sucht den Superstar ist sicher nur ein kleiner Teil des allgegenwärtigen Programmes, das von den Medien, der Werbemaschine der Industrie, durchgeführt wird. Hart arbeitende Menschen, die abends geschafft nach Hause kommen, hätten eigentlich keine Energie mehr, sich so einen Scheiss anzusehen; aber es gibt eben schon Millionen gelangweilte Kreaturen, die eine Aufgabe im Leben vermissen und die für schöpferische Selbstbeschäftigung zu dumm sind. Letztendlich haben wir diese Therapie auch schon im Staat, durch Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen, Fortbildungskurse für Arbeitslose usw. usf.

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Du darfst dabei aber nicht vergessen, dass das auf einem Niveau abläuft, wo sich intelligente Menschen eher bestraft als angesprochen oder gar gefördert fühlen. Es mag noch intelligente und kluge Menschen geben, die im System drin sind, aber ich sehe viele, die nur an seinem Rand mitschwimmen und andere, die sich von ihm distanziert haben. Wie und wie lange kann ein System überleben, dass nur zu oft intelligente Menschen gegen sich hat. Die hier versammelte Intelligenz ist zwar über Ziele heillos uneinig, aber da könnte ihnen "das Leben" und eine gesunde Portion Wut gemischt mit Selbsterhaltungstrieb lange genug auf die Sprünge helfen, um das System zu stürzen.

Welche Rolle spielte eine "kritische Masse" von Intellektuellen außerhalb eines Systems eigentlich früher bei Revolutionen? Da tauchten doch immer die "Köpfe" der Revolution auf. Fiel der Adel in Frankreich, als sich das Bürgertum nicht mehr angemessen berücksichtigt fühlte? Fielen Adel und Bürgertum, als zu viele Intellektuelle die Ideen von Marx und co. inspirierender fanden als die alte oder eine bürgerlich-demokratische Ordnung?

Wenn frustrierte Intellektuelle irgendwie von Bedeutung für einen Umsturz sind - davon haben wir genug :rolleyes:

Rheinlaender
18.07.2007, 19:11
Auch ein Liberaler kommt wohl nicht darum Marx zu zitieren, will er jene Evolutionsstufe erreichen, die sonst nur unverbesserlichen Stalinisten vorbehalten ist,

Eher, wenn er versuchen will, zu verstehen, was Kapitalismus ist oder was eine Revolution ausmacht. Hier hat Marx einige kluge Gedanken gehabt. Das macht mich aber noch lange nicht zum Maxianer, oder gar Maxisten.


War nicht zudem die "permanente Revolution" bei den Robespierres, Stalins, Maos ein probates Mittel, die Menschen in Angst und Schrecken zu halten und unerwünschte Zeitgenossen los zu werden?

Der einzige, von den drei, die von einer permanenten Revolution sprachen war Mao. Robespierre sah den Torror als zeitweilige Notmassnahme an, war ansonsten ein Gegner der Todesstrafe. Stalin benutzte den Terror zur Machterhaltung, theoretisiert aber nicht ueber ihn.


So scheint es mir auch in der bürgerlich-kapitalistischen Ordnung. Kaum ist ein Staat in ihr zu Wohlstand gekommen, heißt es: "Ätsch, Niedergang." Aus Reichtshauptstadt wird Armenhaus - siehe Berlin - aus Wüstenkaff Boomtown - siehe Dubai. Falls die Scheichs da den Mist auch glauben, können sie sich über kurz oder lang von ihren Hochhäusern stürzen. Schließlich leben wir in der "permanenten Revolution" :rolleyes:

Das ist das Spiel - weder die londoner City, noch Dubai, koennen sicher sein, ihre Positon auf Dauer zu halten - vielleicht tun sie es, vielleicht auch nicht. Liverpool war ein Boontown, fiel ab zur Elendsecke, und ist jetzt sich wieder langsam am fangen. Das kann mit jedem und jedem Land oder Stadt passieren. Man ist besser auf alles gefasst.

klartext
18.07.2007, 19:30
Was für ein unsinniger Titel. Was soll denn gestürzt werden ? Es gilt, unsere Verfassung zu vertedigen und nicht zu beseitigen. Es scheint sich niemand darüber Gedanken zu machen, was danach kommen soll, läuft irgendwie nach dem Motto, erstmal stürzen - dann sehen wir weiter.
Man muss die franz. Revolution schon in ihrer gesamten Tragweite sehen. Man stürzte einen König und hatte dann einige Jahrzehnte später einen Kaiser. Und in Russland lief es nicht anders. Man stürzte einen Zaren und bekam Stalin.

Rheinlaender
18.07.2007, 19:36
Man muss die franz. Revolution schon in ihrer gesamten Tragweite sehen. Man stürzte einen König und hatte dann einige Jahrzehnte später einen Kaiser. Und in Russland lief es nicht anders. Man stürzte einen Zaren und bekam Stalin.

Wenn du wirklich die tragweite der Franz. Revolution sehen willst, dann solltest Du Dir ueberleben, dass diese die adelherrschaft in ganz Europa brach - obwohl Grossbritanien gegen die Franzosische revolution Krieg fuehrte, blieb auch der britischen Aristrokraie nichts anderes uberig, als schrittchenweise abzutreten.

RDX
18.07.2007, 19:37
Es scheint sich niemand darüber Gedanken zu machen, was danach kommen soll, läuft irgendwie nach dem Motto, erstmal stürzen - dann sehen wir weiter.


Doch ich!!!!

http://www.politikforen.de/showthread.php?p=1485064#post1485064

Rheinlaender
18.07.2007, 19:40
Wenn frustrierte Intellektuelle irgendwie von Bedeutung für einen Umsturz sind - davon haben wir genug :rolleyes:

Ein frustierter Intektueller bleibt ein frustierter Intelektueller, wenn seine Ideen nicht auf fruchbaren Boden fallen. Robespierres waere Anwalt in Arras geblieben, haetten die Franzosen keine radikalen Fuehrer gesucht, Lenin haette bis zum Ende seine Pamphlete geschrieben, wenn es in Russland nicht gekocht haette - und niemand haette ihn beachtet.

Solche Leute sind immer da, ob sie in die geschichtsbuecher kommen oder nur Randnotizen zu Fussnoten werden entscheidet die revolutionaere Situation. Ich halte es fuer ein Geruecht, dass man eine wirkliche Revolution "anstiften" kann - einen Putsch, ja - aber keine Umwaelzung der Gesellschaft.

politisch Verfolgter
18.07.2007, 19:45
Wir benötigen einen grundrechtskonformen Rechtsraum, also vor allem die Entfernung der verbrecherischen Arbeitsgesetzgebung.
Niemand darf zum Inhaberinstrument deklariert werden.
Die Grundrechte rechtlich gewährleistet zu bekommen, ist m.E. kein Umsturz und auch keine Revolution.
Es ist schlicht pure Selbstverständlichkeit.
Dazu braucht man auch keineswegs Kapital verteufeln - es hat vielmehr auf der Grundlage grundrechtskonformer Gesetze erwirtschaftbar zu sein.
Niemand darf dazu das Vermögen Anderer bewirtschaften müssen.
Jede Kontamination mit sog. "Arbeitnehmer"-Konstrukten ist aus dem Rechtsraum zu entsorgen.
Wer will, kann sich freiwillig mit Inhabern vertraglich arrangieren.
Wer nicht will, benötigt eine aktive Wertschöpfungspolitik und userzentrierte Wertschöpfungswissenschaften - also die marktwirtschaftliche Doppelrolle von Anbietern und Nachfragern.
Investivnutzung dazu selbsteignender betriebl. Netzwerke ist die Anwendung der Marktwirtschaft auf die Grundrechte.
Unternehmerische Managements des user value moderieren und vernetzen dort Gruppenintelligenz.
Das ist weder umstürzlerisch noch revolutionär, sondern pure ökonomische Vernunft, die vollkommen mit den Grundrechten übereinstimmt.
Es hätte schon lange globalisiert sein können, womit die feudalistisch begründete Globalproblematik erst gar nicht entstanden wäre.

Daniel3
18.07.2007, 21:31
Sie drückt meinen Wunsch nach materieller und emotionaler Sicherheit und ein bisschen Hedonismus aus. Was erklärt, warum ich mit Kapitalismus und Liberalismus nichts anfangen kann.


Nö, das erklärt es gerade nicht.

Dein Motto "Have sex money and fun" klingt eher nach sehr liberal-kapitalistisch.

Denk mal drüber nach...

politisch Verfolgter
18.07.2007, 22:05
Have user value for sex money and fun oder für "Villa+Porsche" und noch weit mehr ;-)
Schlicht Leistungsprinzip statt Zwangsbewirtschaftung fremder Vermögen.

Beverly
19.07.2007, 07:37
Was für ein unsinniger Titel. Was soll denn gestürzt werden ? Es gilt, unsere Verfassung zu vertedigen und nicht zu beseitigen. Es scheint sich niemand darüber Gedanken zu machen, was danach kommen soll, läuft irgendwie nach dem Motto, erstmal stürzen - dann sehen wir weiter.
Man muss die franz. Revolution schon in ihrer gesamten Tragweite sehen. Man stürzte einen König und hatte dann einige Jahrzehnte später einen Kaiser. Und in Russland lief es nicht anders. Man stürzte einen Zaren und bekam Stalin.

1. Wie eine Verfassung verteidigen, die von den herrschenden Eliten selbst immer mehr ausgehöhlt und in ihr Gegenteil verkehrt wird?

2. Was wäre in Frankreich und Russland wohl passiert, wenn Franzosen und Russen schaftsgeduldig ihr "Ancien Regime" noch weiter ertragen hätten?

auch nichts Gutes :rolleyes:

3. Wir leben im 21. Jahrhundert, auch wenn das die meisten Foristen hier nicht wahr haben wollen. Die französische Revolution ist fast 220 Jahre her, die russische genau 90 und weder Lenine noch Robespierre hatten Internet.
Will sagen: Geschichte mag sich wiederholen, aber nicht in Form eines Kreises, sondern einer Spirale.

4. Zum "Dank" dafür, dass wir heute wenigstens zum Teil gebildet und klüger als unsere Vorfahren sind und das wir alle über größere technische Möglichkeiten verfügen als Robespierres und Lenins Zeitgenossen, sollen wir mit Hartz IV, Globalisierung und co. nach und nach an Schikanen gewöht werden, bei denen selbst der russische Bauer irgendwann ausgerastet ist. Wir sind zu dumm, zu faul zu teuer, Schmarotzer, Parasiten, "die Globalität der Totalität", sollen "für die Globalisierung arbeiten", blah blah blah. Ohne eine besonders saudumme Kuh, die mir diesen Sermon - "Erwerbslosen die Unterstützung streichen" - vorgebetet hat, wäre diese Strang gar nicht entstanden. Ach ja, als Marie Antoinette über das - nach einer Missernte - hungernde Volk sagte "wenn sie kein Brot haben sollen sie doch Kuchen essen" rollte kurz danach ihr Kopf. So weit sind wir hier bald auch.

Beverly
19.07.2007, 07:40
Nö, das erklärt es gerade nicht.

Dein Motto "Have sex money and fun" klingt eher nach sehr liberal-kapitalistisch.

Denk mal drüber nach...

denk doch mal darüber nach, wie viele Menschen im Kapitalismus wirklich "sex, money and fun" haben

LieblingderGötter
19.07.2007, 08:04
denk doch mal darüber nach, wie viele Menschen im Kapitalismus wirklich "sex, money and fun" haben

Im Kapitalismus kauft man sich durch "money" den "sex" und damit den "fun"

Kapitalistischer Leistungsterror muss weg.

Wir brauchen das BGE.

Die ARBEUTSAGENTUR gehört abgeschafft.Dumme SB die sich nicht im SGB auskennen können Gott spielen und einem die Leistung auf 0 kürzen.
Selbst Asylanten habens da besser.Sie bekommen zwar weniger Geld(200€uro etwa)und dürfen nicht arbeiten aber ihnen wird wenigstens nichts gestrichen solange sie ordentlich sind,als keine Gesetzesverstöße etc.begehen.

Beverly
19.07.2007, 08:19
Ein frustierter Intektueller bleibt ein frustierter Intelektueller, wenn seine Ideen nicht auf fruchbaren Boden fallen. Robespierres waere Anwalt in Arras geblieben, haetten die Franzosen keine radikalen Fuehrer gesucht, Lenin haette bis zum Ende seine Pamphlete geschrieben, wenn es in Russland nicht gekocht haette - und niemand haette ihn beachtet.

Solche Leute sind immer da, ob sie in die geschichtsbuecher kommen oder nur Randnotizen zu Fussnoten werden entscheidet die revolutionaere Situation. Ich halte es fuer ein Geruecht, dass man eine wirkliche Revolution "anstiften" kann - einen Putsch, ja - aber keine Umwaelzung der Gesellschaft.

Schafft die im Zeichen des Aufbrechens alter Strukturen, der Individualisierung, Liberalisierung und vor allem Globalisierung vorgenommene Umwälzung nicht eine "revolutionäre Situation", die zu den kühnsten Traumen Anlass gibt?

Wir haben:

1. Das Zerbrechen tradierter Strukturen - Familie, Clan, Stamm, Kaste, Nation, Territorialstaat, Religion. In der Globalisierung mögen sie alle noch da sein, gar als "Global Player" wichtige Rollen spielen. Allerorten das Geschwalle extremistischer Nationalisten und religiöser Fundamentalisten. Aber daran ist fast nix mehr "authentisch", die allermeisten "Nationalisten" und "Strenggläubigen" halte es nicht für nötig, sich vom Kapitalismus loszusagen. Mit Verlaub gesagt ein Witz und ihre "Werte" können sie nur noch unter Zwang aufrecht erhalten - siehe Iran.

2. Das Schaffen von tendenziell sechs Milliarden frustrierten Einzelkämpfern.
Wozu haben eigentlich unsere Großväter als Arbeiter unter entsetzlichen Bedingungen gegen kapitalistische Ausbeutung gekämpft? Damit ihre Enkel als 1-Euro-Jobber gedemütigt werden und es keine Urenkel mehr gibt, weil sie in diese Sch...welt keine Kinder setzen wollen?
Wozu hat man eigentlich gegen sinnlose Bevormundung, rote und braune Diktaturen, neurotische Familienpatriarchen gekämpft? Wofür haben Feministinnen, Schwarze und Homos Rabatz gemacht und dem heterosexuellen weißen Mann den längst überfälligen Dämpfer verpasst? Damit sie dann alle in der "Totalität der Globalität" arbeiten und vom Job-Center Jobs als Nutten vermittelt kriegen können?

3. Armut inmitten von Reichtum.
In Indien ertragen die meisten Inder ihr Elend wohl klaglos. Als aber einige Inder aus ihrem Armenhaus in die reiche Metropole Dubai kamen und da für wenig Geld bis zu 70 Stunden die Woche schuften sollten, gab es 2005 Rabatz. Die Regierung von Dubai merkte danach wohl, dass da einige Arbeitgeber den Bogen überspannt hatten und versuchte mit Zuckerbrot und Peische gegen zu steuern.
Armut inmitten von Armut ertragen die Menschen wohl, aber ihre eigene Armut inmitten von Reichtum nicht. Es ist ja genug da, warum habe ich nichts?
"Dubai" war nur eine kleine Vorstudie, überall auf der Welt ist das System dabei, Armut und Reichtum Tür an Tür zu schaffen. Im reichen Land Deutschland sollen die Massen in Armut getrieben werden, in armen Ländern entsteht märchenhafter Reichtum, aber die Armen bleiben arm :rolleyes: Das wohlgemerkt weltweit. Lies mal den Marx zuende, dann weißt du, was da passiert.

4. Höhere Bildung und verbesserte Kommunikation.
Heutzutage wird "Verblödung" damit definiert, dass Arbeiter an Computerspielen sitzen, für die die Intellektuellen früherer Epochen einen Mord begangen hatten. Wir haben das Internet und das mach ja soooooooooooooooooooooooooo blöööööööööööööööööööööööö öööööööööööödddddddddddddd :D
Andererseits reicht das Hochfahren des Computers aus, um binnen Minuten zu erfahren, was in anderen Teilen der Welt geschieht - doch klasse für Berufsrevolutionäre, die von der Weltrevolution träumen.
Das System wird natürlich gegensteuern, indem es die Leitungen kappt - und erst hinterher merkt, dass damit auch seine eigene Kommunikation perdu ist ;) alldiweil die ganz Cleveren schon Internet über Funk haben.

5. Höhere Mobilität.
Wer war vor 1945 als gemeiner Deutscher in Ägypten? Rommel und sonst nur wenige. Heute jetten wir doch um die Welt. Unter Seefahrern habe ich mehr als einen Linken oder zumindest Linksliberalen getroffen. Grund: sie sehe, wie die Welt aussieht :rolleyes:

6. Eliten.
Revolutionen werden letztendlich von den herrschenden Eliten gemacht, die dabei beseitigt werden. Sowohl die meisten Intellektuellen als auch die Massen haben zuviel Angst vor den Konsequenzen. Scheitert die Revolution: Rübe ab! Gelingt die Revolution und verteilen die neuen Herren die Beute: Rübe ab!
Nur wenn die Unterjochten merken, dass die Fortsetzung der bestehenden Verhältnisse auch "Rübe ab!" bedeutet, gehen sie auf die Barrikaden.
Und unsere Globalisierer groß und klein sind das Musterbeispiel einer solchen Elite, die durch Relitätsverdrängung, Fantasielosigkeit und abgrundtiefe Menschenverachtung ihr eigenes Ende provoziert.

7. Fokus der Revolution.
"Machen wir den Umsturz in Deutschland allein, werden wir vom Ausland platt gemacht" - das ist von Möchtergern-Umstürzlern immer wieder zu hören. Die Geschichte mit Interventionskriegen gegen revolutionäre Einzelstaaten gibt ihnen da Recht.

Fazit: wir haben verblüffend viele Voraussetzungen für die Weltrevolution. Dass die Liberalen das nicht zugeben wollen, kann ich ja verstehen ;)

Beverly
19.07.2007, 08:22
Kapitalistischer Leistungsterror muss weg.

Wir brauchen das BGE.

Die ARBEUTSAGENTUR gehört abgeschafft.

Die drei Vorschläge würden ausreichen, um alle Umsturzideen weit ins Reich der Träume zu verbannen. Ich frage mich aber, wer so viel Verstand hat, sie umzusetzen.

LieblingderGötter
19.07.2007, 08:55
Die drei Vorschläge würden ausreichen, um alle Umsturzideen weit ins Reich der Träume zu verbannen. Ich frage mich aber, wer so viel Verstand hat, sie umzusetzen.

Ich hätte ihn.

Ich würde sofort danach auch abtreten und für einen Entschädigung von 100000000000 €uro freiwillig aus s Pollytiker Amt verzichten.Vorraussetzung wäre aber,das diese 3 Punkte nicht mehr geändert werden:]

BGE sorgt für eine bessere Zukunft ohne Depressionen.Spart dem Gesundheitssystem Geld.
BGE sorgt für Planungssicherheit und somit weniger Ängste und Zweifel=spart dem Gesundheitssystem vermutlich auch wieder etwas Geld
BGE sorgt für eine bessere Position gegenüber den Arbeitgebern.Wer mal eine Auszeit für 1-2 Jahre nehmen will muss sich der AG anstrengen Leute zu finden.Dies würde genau die Umkehr von Hartz4 bedeuten,nämlich steigende statt sinkende Löhne.

Der Kropf Arbeutsagentur hat längst ausgedient.Vermittelt wird von der BA an die Zeitarbeitsfirma die dann richtig oder nicht vermittelt.Die BA selbst ist nur noch für Statistik und Auszahlung da.33% der dortigen SB sind dort m.M nach falsch,da sie inkompetent,unfreundlich und gesetzeswidrig handeln.Man fragt sich,wie solche Leute da hingekommen sind.

elas
19.07.2007, 09:21
In Deutschland wurde noch nie der Umsturz durch das Volk losgetreten, daß kam immer von oben. Soll heißen, wenn sich in Deutschland was bewegen soll, dann ist ein Putsch oder ähnliches nichts unwahrscheinliches.

Wurde im Dritten Reich der Wandel durch Regierende oder das Volk losgetreten?

Ich glaube du hast eine etwas verblendete Ansicht von geschichtlichen Ereignissen.

PS: Umstürze werden immer durch das Volk mit Hilfe eines "Führers" hervorgerufen.

Sauerländer
19.07.2007, 09:37
Das ist der "Pakt mit dem Teufel", den viele Umstürzler eingegangen sind. Dabei kommt es dann darauf an, den Teufel rechtzeitig wieder loszuwerden, was nur selten gelingt.

Man sollte als jämmerlich kleiner Mensch nie auf die Illusion verfallen, den Teufel auf Augenhöhe zu haben. Sonst wird man sich hinterher bestenfalls wundern.

Beverly
19.07.2007, 10:18
Man sollte als jämmerlich kleiner Mensch nie auf die Illusion verfallen, den Teufel auf Augenhöhe zu haben. Sonst wird man sich hinterher bestenfalls wundern.

Da stellt sich die Frage: warum überhaupt mit dem Teufel paktieren, wenn man weiß, wie das ausgeht?

In der konkreten Situation ist das sehr verführerisch. Ich stelle mir gerade vor: plötzlich ist Geld da! Ein Posten im politischen Apparat. Wer das für Schmarotzertum hält, findet in der kulturellen oder sozialen Arbeit eine Aufgabe. Möchtegern-SA oder -Rotfront kriegen plötzlich einen Job im "Wachschutz" und müssen sich nur die allergrößten Blödheiten verkneifen.

Soweit sehr verführerisch. Um die Herkunft des Geldes zu erklären ... bei der MLPD war es ein reicher Erbe :rolleyes: und auch der NPD scheinen Millionäre wohl gesonnen :rolleyes: ... während des IT-Booms um 2000 habe ich auch an wohlwohllende Investoren geglaubt, bis mir dann ein Kollege klar machte, dass das nur Schmu ist.
Aber man hat ja seinen Job, wenigstens eine Zeit lang :rolleyes:

Im Falle der ITler zerstört die Kündigung alle Illusionen, doch die Umstürzler dürfen noch "Revolution machen". Fackelzug rot oder braun, fast egal und kostet nicht viel. Materielle Konzessionen an den Pöbel oder wird er mit Pogromen bei Laune gehalten? Die Rechten bekommen dann ihr Verbot des Schwulensenders - sorry, aber das musste sein - und von CSDs, zwei Millionen Einwanderer werden deportiert, das Saufen und fremdsprachliche Werbung in der U-Bahn verboten.

Doch schon bei der Forderung, alle Privatsender zu verbieten, weil die die Schüler verblöden - übrigens die Idee eines linken Lehrers aus Berlin - kommt es zu hnnn. naja und blah - je nachdem ob dem Teufel auch RTL, SAT1ProSieben und co. gehören.

Sind die Linken, beim Pakt mit dem Teufel schneller als die Rechten, gibt es nur andere Leckerli - "Bürgergeld", NPD-Verbot - aber am Ende könnte sich die Verarschung als noch größer herausstellen. Siehe die Vorstudie in Rot-Grün :rolleyes:

Was dann nach der "Kampfzeit", der "Machtergreifung" und den Anfangserfolgen geschieht, hast du schon trefflich skizziert und ist immer wieder vorgekommen, bei allen Ideologien, soft in der Demokratie, hart beim Umsturz. Beim Verkauf der Seele an den Teufel gibt es zuerst das Geld und der arme Tropf freut sich - s. o. Wenn der Teufel dann die Seele haben will, fängt Heulen und Zähneklappern an.

Volkov
19.07.2007, 16:08
Ruhig Blut Leute. Der letzte Umsturz ist gerade einmal 17 Jahre her. Ich weiss noch, als meine Mutter mich weckte und sagte, die Grenze ist offen. Sie hat den ganzen Morgen geheult, weil sie Angst hatte, daß es den Kommunisten jetzt an den Kragen ginge.

Wer hätte vor 17 Jahren gedacht, daß heute jeder am Internet sitzen kann und Mobiltelefone benutzt, daß alle Grenzen offen sind und die Welt eine globale Ökonomie ist, China die zweite Weltmacht wird? Insofern: Der nächste Umsturz kommt bestimmt.


---

So ist es !

Der nächste Umsturz wird die Welt noch komplexer und umfangreicher machen und wahrscheinlich mal wieder von alten Müll trennen.
Hoffen wir das beste.

Sauerländer
19.07.2007, 16:47
Da stellt sich die Frage: warum überhaupt mit dem Teufel paktieren, wenn man weiß, wie das ausgeht?
Wenn die gegenwärtigen Zustände alle Möglichkeiten der wesentlichen Änderung OHNE Teufelspakt verbauen und gleichzeitig als so drückend beschissen empfunden werden, dass ein Vorgehen gegen sie absolut imperativ ist, allein schon um des eigenen Stolzes Willen - dann sind Situationen denkbar, wo es einem wichtiger ist, erstmal den gegenwärtig Herrschenden ihre Suppe möglichst giftig zu machen, als dabei langfristig etwas brauchbares herauskommen zu lassen.
Wo man schon in Kauf nimmt, selber dran glauben zu müssen, Hauptsache, es wird auch ein ganzer Haufen von Anderen umgelegt und das Land ordentlich zersemmelt.
In schwächerer Variante stellt sich das dann dar als "Ich habe die Wahl zwischen zwei Übeln. Wie es sich unter DIESEM lebt, weiss ich jetzt gut genug."

Und -wer wollte es bestreiten- letztlich hat man doch immer die Hoffnung, dass es gut ausgeht, dass die Ecken und Kanten abgeschliffen werden, dass sich alles im vorgestellten Sinne entwickelt. Das muss man auch, um handlungsfähig zu bleiben. Die Alternative ist, in Totalparanoia sich aus ALLEM zurückzuziehen, und sich so vollständig gegen die Gesellschaft zu isolieren, wie das die Notwendigkeiten des physischen Überlebens eben zulassen.

Materielle Konzessionen an den Pöbel oder wird er mit Pogromen bei Laune gehalten?
Simpel und immer wieder funktionabel.

Die Rechten bekommen dann ihr Verbot des Schwulensenders - sorry, aber das musste sein - (...)
Ich habe keine Ahnung, wovon die Rede ist. ;) :D
Nein, wer Positionen bezieht, muss damit leben, dafür haftbar gemacht zu werden.

...und von CSDs, zwei Millionen Einwanderer werden deportiert, das Saufen und fremdsprachliche Werbung in der U-Bahn verboten.
Ich kann nicht behaupten, dass das für mich massiv schlecht klingt. Aber das alles bezieht seine Legitimation eben nur aus der Einordnung in ein höheres Konzept. Wenn das fehlt, wenn das hier nur Pöbelfrustablenkung ist, erfüllt es keinen konstruktiven Zweck, und dann ist die Legitimationsgrundlage so dünn wie das Eis, auf dem die Deutschordensritter einbrachen.

Doch schon bei der Forderung, alle Privatsender zu verbieten, weil die die Schüler verblöden - übrigens die Idee eines linken Lehrers aus Berlin - kommt es zu hnnn. naja und blah - je nachdem ob dem Teufel auch RTL, SAT1ProSieben und co. gehören.
Wie gesagt, einbrechende Ordensritter.

Sind die Linken, beim Pakt mit dem Teufel schneller als die Rechten, gibt es nur andere Leckerli - "Bürgergeld", NPD-Verbot - aber am Ende könnte sich die Verarschung als noch größer herausstellen. Siehe die Vorstudie in Rot-Grün :rolleyes:
Versprechen, die bewusst weniger utopisch sind, lassen sich leichter halten, zumindest näheurnsgweise. Das war immer -leider- die große Stärke der Rechten gegenüber der Linken.

Was dann nach der "Kampfzeit", der "Machtergreifung" und den Anfangserfolgen geschieht, hast du schon trefflich skizziert und ist immer wieder vorgekommen, bei allen Ideologien, soft in der Demokratie, hart beim Umsturz. Beim Verkauf der Seele an den Teufel gibt es zuerst das Geld und der arme Tropf freut sich - s. o. Wenn der Teufel dann die Seele haben will, fängt Heulen und Zähneklappern an.
Wie gesagt, man weiss es längst.
Aber am Ende muss es doch jede Generation aus Neue lernen.

futuere
19.07.2007, 16:56
Auch wenn ein Umsturz derzeit völlig unwahrscheinlich erscheint, kann die Sache unter Umständen schnell gehen. Wenn z.B. die NPD in den Bundestag einziehen würde, kann ich mir vorstellen, dass bei einigen Politikern die Sicherungen durchknallen und dass sie irgendetwas gegen den Volkswillen durchdrücken möchten. Das könnte der Auslöser für Randale werden. Oder wenn die Volksparteien weiter verlieren und irgendwann keine Koalition mehr zustande kommt und es dann zum politischen Chaos kommt. Oder wenn in kurzen Abständen hintereinander einige große Politiker-Skandale ans Tageslicht kommen. Sowas in der Art. Ich glaube, dass die Politiker irgendwann riesige Scheiße produzieren und das Volk dadurch gegen sich aufbringen. Das Volk wird von sich aus aber sicher nichts tun. Das braucht driftige Gründe, um sich vom Sessel zu erheben und aufzustehen. Also es kann noch lange dauern, aber möglich ist alles.

arnd
19.07.2007, 17:17
Wir befinden uns Europa schon seit Jahren in einem schleichenden Umsturz.
Unsere Demokratien werden unterwandert und die Masse der führenden Politiker unterstützt diesen Umwandlungsprozeß unwissentlich (und einige möglicherweise wissentlich).
Wir befinden uns auf dem Weg in Richtung islamistischer Staat.

Und wer jetzt von Islamophobie( dem Totschlagargument der Steigbügelhalter der Islamisten) spricht, begeht den gleichen Fehler wie die Appeasement Politiker gegenüber dem Nationalsozialistschem Deutschland.

Beverly
19.07.2007, 18:13
Wenn die gegenwärtigen Zustände alle Möglichkeiten der wesentlichen Änderung OHNE Teufelspakt verbauen und gleichzeitig als so drückend beschissen empfunden werden, dass ein Vorgehen gegen sie absolut imperativ ist, allein schon um des eigenen Stolzes Willen - dann sind Situationen denkbar, wo es einem wichtiger ist, erstmal den gegenwärtig Herrschenden ihre Suppe möglichst giftig zu machen, als dabei langfristig etwas brauchbares herauskommen zu lassen.
Wo man schon in Kauf nimmt, selber dran glauben zu müssen, Hauptsache, es wird auch ein ganzer Haufen von Anderen umgelegt und das Land ordentlich zersemmelt.
In schwächerer Variante stellt sich das dann dar als "Ich habe die Wahl zwischen zwei Übeln. Wie es sich unter DIESEM lebt, weiss ich jetzt gut genug."

Und -wer wollte es bestreiten- letztlich hat man doch immer die Hoffnung, dass es gut ausgeht, dass die Ecken und Kanten abgeschliffen werden, dass sich alles im vorgestellten Sinne entwickelt. Das muss man auch, um handlungsfähig zu bleiben. Die Alternative ist, in Totalparanoia sich aus ALLEM zurückzuziehen, und sich so vollständig gegen die Gesellschaft zu isolieren, wie das die Notwendigkeiten des physischen Überlebens eben zulassen.

Simpel und immer wieder funktionabel.

Ich habe keine Ahnung, wovon die Rede ist. ;) :D
Nein, wer Positionen bezieht, muss damit leben, dafür haftbar gemacht zu werden.

Ich kann nicht behaupten, dass das für mich massiv schlecht klingt. Aber das alles bezieht seine Legitimation eben nur aus der Einordnung in ein höheres Konzept. Wenn das fehlt, wenn das hier nur Pöbelfrustablenkung ist, erfüllt es keinen konstruktiven Zweck, und dann ist die Legitimationsgrundlage so dünn wie das Eis, auf dem die Deutschordensritter einbrachen.

Wie gesagt, einbrechende Ordensritter.

Versprechen, die bewusst weniger utopisch sind, lassen sich leichter halten, zumindest näheurnsgweise. Das war immer -leider- die große Stärke der Rechten gegenüber der Linken.

Wie gesagt, man weiss es längst.
Aber am Ende muss es doch jede Generation aus Neue lernen.

Läufst du nicht Gefahr, ein Remake der Ereignisse zwischen 1933 und '45 zu provozieren? Von dem, was nach 1945 kam, ganz zu schweigen.

Im Lichte deiner Aussagen stelle ich mir das so vor: man macht '33 mit, auch wenn man kein Hitlerbesoffener Nazi ist, weil man von den Zuständen davor die Schnauze voll hatte. Manches am neuen Regime findet man gut, anderes schlecht aber "right or wrong my country". Irgendwann fangen die Zweifel an - siehe Widerständler, die mal "dafür" waren.

Aber das wirklich Fiese am Pakt mit dem Teufel kommt erst nach 1945, wenn der akute Teufel sich im Führerbunker eine Kugel in den Kopf gejagt hat.

Wer als Nationalkonservativer mit Hitler paktierte, weil ihm die Weimarer Republik zu "dekadent" war, zu schwach und zu klein, muss feststellen, dass er die Grundlagen für ein System gelegt hat, dass noch weitaus "dekadenter", kleiner, schwächer, zerstückelter war als die WR. Die BRD und die DDR halt.

Der Pakt mit dem Teufel endet damit: zuerst gibt einem der Teufel Geld - die "nationale Erhebung" von '33 und dergleichen. Dann fordert er die Seele - das Mittragen eines Systems mit grenzwertigen Verbrechen. Zum Schluss will der Teufel sein Geld zurück und noch einen ordentlichen Batzen drauf - alle Ziele der "nationalen Erhebung" verkehren sich in ihr Gegenteil.

Das als Remake... mal abgesehen davon, dass ich es vermutlich im Exil auf Hawaii beobachten würde (Dubai hat sich zerschlagen) könnte Ende und Aus bedeuten. An Elbe und Saale verläuft dann vielleicht die Grenze zwischen Frankreich und Polen und Schleswig-Holstein wird wieder dänisch :rolleyes: - wobei mit so einem Ende niemand gedient ist, weil sich dann der Vorhang zum nächsten Trauerspiel hebt.

Tomsax
19.07.2007, 21:25
Bezüglich der Dauer bis dahin würde ich dir zustimmen. Die Erwartungsfreude diesbezüglich würde ich jedoch ein wenig dämpfen wollen.
Seien wir einfach mal für einen Moment knochentrocken realistisch:
Wir werden dann zu denen gehören, die den Abriss der jetzigen Ordnung begrüßen. Mit Recht. Dem werden wir die dollsten Alternativkonstruktionen anheimstellen. Die Kräfte, die den Umsturz führen, werden uns anfänglich zum Schein einbinden.
Man wird uns warnen - von liberaler wie von linker Seite. Beide haben Recht im Hinblick darauf, dass das, was die neuen Kräfte verwirklichen, mittelfristig etwas gänzlich anderes sein wird als das, was wir uns erhoffen.
Ignorieren werden wir sie dennoch, da ihre Gegensetzungen für uns inakzeptabel geblieben sein werden.

Eines Morgens werden wir aufwachen und feststellen, dass wir uns das ganz anders vorgestellt hatten.
Bestenfalls müssen wir dann den Spott derer aushalten, die es "ja schon immer gesagt" hatten.
Eher werden wir dann resignieren, uns in die Innerlichkeit zurückziehen oder Selbstmord begehen.
Oder wir werden unserer Unzufriedenheit Ausruck verleihen. Maulverbot wird man uns nicht erst erteilen müssen, denn ins Abseits gedrängt sind wir dann längst.
Das bedeutet, man wird uns ein oder zwei deutliche Warnungen verpassen - Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, Angriffe in der Presse.
Und dann wird es genug sein, und man wird uns entfernen.
Ein kalter, feuchter Keller und hunderte gebrochene Knochen im Leib.
Oder einfach nur ein Genickschuss.

Das eigentlich Entsetzliche daran ist garnichtmal, das abzusehen, sondern im Bewusstsein dieser Aussichten dennoch diesen Weg gehen zu müssen, weil es keinen anderen gibt.

Sehr pessimistisch schreibst du da. Auch ich habe manchmal ähnliche Gedanken, verdränge diese allerdings immer umgehend. Denn was für eine Hoffnung bleibt uns sonst, bzw. wie stellst du dir einen alternativen, uns mehr entgegenkommenden Weg vor?
Sicher, allen großen Vordenker der Vergangenheit, sei es Marx oder Niekisch (um zwei Beispiele herauszugreifen) erging es wie von dir beschrieben. Die Enttäuschung der falschen Umsetzung einer großen Idee.
Du schreibst, und das klingt für mich leider etwas nach Selbstaufgabe, wir sollten eben trotzdem weiter machen, auch wenn unser Schicksal diesbezüglich eigentlich schon feststeht, weil der alternative Weg fehlt. Doch wo die Hoffnung des Sieges fehlt, fehlt auch die Kraft und der unendliche Wille zum Sieg eines Besseren Deutschlands und Europas. Letztlich werden wieder die siegen, die immer gesiegt haben. Die, die sich anpassen und dann zu ihrem eigenen Vorteil den größten Gewinn für sich herausschlagen.
Doch muss das das Schicksal sein? Kann es nicht auch irgendwann einmal klappen? Ich finde, man sollte die Hoffnung nach einer besseren Welt nie aufgeben und immer darum kämpfen. Was bleibt denn sonst im Leben außer dieser Hoffnung. Wer anders denkt verkommt zur Ziellosigkeit einem Großteil unserer heutigen Jugend innewohnt.

Drosselbart
20.07.2007, 06:53
Dann sind allen Umsturzbewegungen die Hände gebunden, denn gegen die technologische Übermacht des Systems kommt niemand an, auch nicht die asymmetrischen Terroristen, die zwar heute noch gewisse Trümpfe in der Hand haben, langfristig aber auch kalt-gestellt sind.

Die Zukunft wird wohl aus einer großen kalt-gestellten Masse bestehen, die durch Bürgergeld und technische Überwachung in ihrem Kokon gefangen ist und deren intellektuelles und revolutionäres Potenzial gegen 0 tendiert.

Das wäre eine Option der Geschichte.

----

Genau das, wovor Huxley, Orwell u.a. gewarnt haben.

Drosselbart
20.07.2007, 06:54
Wer will all diese Überlebenskünstler denn heute noch haben?

Bei den Nazis oder auch in der DDR mag sich Verrat an der eigenen Familie oder den Freunden gelohnt haben und kam oft genug vor. Doch beide Regime "rekrutierten" gewöhnlich nur aus ihrem eigenen Volk, d. h. einer begrenzten Menge an Menschen und demzufolge begrenzter Konkurrenz zwischen den Untertanen. Der Kriecher und Schleimer, das Verräterschwein, war nicht x-beliebig austauschbar, sondern immer ein Deutscher. Das hat sich geändert! Heute sind die Menschen für ihre Schinde austauschbar geworden, im Zeichen der Globalisierung ist jeder durch jemanden anderen beliebig ersetzbar.

Soviele Juden wie in Polen durch Polen verkauft wurden, hätten die Deutschen dort niemals bezahlen können.

Beverly
20.07.2007, 08:46
Soviele Juden wie in Polen durch Polen verkauft wurden, hätten die Deutschen dort niemals bezahlen können.

Wenn Polen Juden verraten haben, war das moralisch falsch, aber es hat sozusagen eine andere Gruppe betroffen. Die eigene Gruppe - hier Polen - handelte verbrecherisch, blieb aber intakt. Aus Sicht der Juden war es ein Verbrechen - was sonst. Aber es war ein Verbrechen durch Fremde, eine andere Gruppe. Sofern die eigene Gruppe noch intakt war, konnte man zurückschlagen - und sei es nur wie Herschel Grünspan.

Man stelle sich aber einen Juden - oder auch Polen vor - der feststellen muss, dass ihn "die eigenen Leute" grinsend ans Messer liefern und es dazu noch einen Tritt und einen fröhlich-zynischen Spruch gibt. Ich bin weder Jüdin noch Polin (aber bei Hardcore-Nazis vermutlich ebenso "beliebt" wie eine Jüdin), aber was mich zu diesem Strang inspiriert hat, war eben dieses Gefühl: von Dienern, Anhängern, Apologeten des System kaltlächelnd ans Messer geliefert zu werden. Wobei das "Messer" eine globalisierte Weltwirtschaft, ein globalisierter Arbeitsmarkt, ein globaler Kapitalismus ist. Das ist so nett und frei, dass ich es da schon manchmal vorgezogen hätte, von SS-Leuten vor der Haustür erschossen zu werden. Die SS-Leute würde dann irgendwann auch wer umlegen und so käme alles wieder ins Lot :)

Was Juden und Polen angeht, sollte man mal das Völkische ganz beiseite lassen und mal nach Armut in Israel oder Polen googeln. Da wird man schnell fündig, Israel outet sich als Regime, wo Juden Juden unterdrücken und an den Weltmarkt verkaufen, Polen ebenso - den Aktionen der beiden Kartoffeln entnehme ich, dass sie viele Polen lieber kriegstot - kann man propagandistisch ausschlachten - oder als Tagelöhner im Ausland sehen, weil sie nicht für sie sorgen können.

So platzen im globalisierten Kapitalismus selbst bei denen, die es am meisten nötig hätten - den Juden mit ihrem Staat Israel - alle Illsionen von "Schicksalsgemeinschaft" und "Solidarität". Die "Liberalität" dieses System ist ein Grund, warum ich nicht wünsche, dass Sauerländer und co. vor seinem Zusammenbruch noch einen rechtskonservativen Versuch zur "Rettung Deutschlands" unternehmen. Dann ziehen sich die "Liberalen", weil es brenzlich wird, nur in ihre Schlupfwinkel zurück und beim großen Finale stehen - wie '45 - Rechte im Rampenlicht. Wenn sich der Rauch verzogen hat, kommen die "Liberalen" wieder aus ihren Löchern und es geht von vorne los.
Nein, die Apologeten eines Systems, in dem das Versenden gefälschter Rechnungen und das gezielte Beklauen derjenigen, die schon kein Geld mehr haben, nur eine von vielen Facetten von "Freiheit" ist, sollen beim Weltuntergang schon die Hauptrolle spielen, die sie sich hart erarbeitet haben.

Beverly
20.07.2007, 09:12
Zitat von Klopperhorst
Dann sind allen Umsturzbewegungen die Hände gebunden, denn gegen die technologische Übermacht des Systems kommt niemand an, auch nicht die asymmetrischen Terroristen, die zwar heute noch gewisse Trümpfe in der Hand haben, langfristig aber auch kalt-gestellt sind.

Die Zukunft wird wohl aus einer großen kalt-gestellten Masse bestehen, die durch Bürgergeld und technische Überwachung in ihrem Kokon gefangen ist und deren intellektuelles und revolutionäres Potenzial gegen 0 tendiert.

Das wäre eine Option der Geschichte.

Genau das, wovor Huxley, Orwell u.a. gewarnt haben.

Eine Technokratie ist sowohl aus individualethischer als auch utilitaristischer Sicht eine durchaus vernünftige Option.

Mit einem intellektuellem Potenzial gleich 0 wird es aber auch mit der Technokrati nix. Es beginnt damit, dass es all die Gestalten, die geistig bei 0 angekommen sind, viel lustiger finden, ihre Mitmenschen mit Hartz IV und Globalisierung zu tyrannisieren als mit Bürgergeld ruhig zu stellen. In ihrer Verblödung werden sie nicht in der Lage sein, ein lange stabiles System zu errichten, sondern so lange mit dem Feuer spielen, bis es kracht.
"Dumm und apathisch" wie von Klopperhorst angedeutet, habe ich in der Realität selten erlebt. Vielmehr reißen die Dummen das Maul so lange auf, bis sie die apathischen Intelligenten aus ihrer Lethargie reißen, und *bumm*

Beverly
20.07.2007, 09:28
(...)Letztlich werden wieder die siegen, die immer gesiegt haben. Die, die sich anpassen und dann zu ihrem eigenen Vorteil den größten Gewinn für sich herausschlagen.

Wenn das in Deutschland nur der "Untertan" in der Art von Diderich Heßling oder dem User Gerald aus Poltikforum.de - das musste auch sein :D - wären, die ein System verteidigen, von dem sie selbst profitieren.

Dazu kommen aber noch die Opportunisten - ich kenne sie haufenweise aus den "linksliberalen" Milieu - welche die Seiten wechseln und sich einem System als Büttel anbieten, das für mich weder "links" noch sonderlich (gesellschafts)"liberale" ist.

Aber es ist noch viel schlimmer: es gibt all die Heerscharen der Duckmäuser, die ein System verteidigen, das sie längst abgeschrieben hat.



Doch muss das das Schicksal sein? Kann es nicht auch irgendwann einmal klappen? Ich finde, man sollte die Hoffnung nach einer besseren Welt nie aufgeben und immer darum kämpfen. Was bleibt denn sonst im Leben außer dieser Hoffnung. Wer anders denkt verkommt zur Ziellosigkeit einem Großteil unserer heutigen Jugend innewohnt.

Ich glaube, dass die Geschichte auf so etwas wie einen "Fluchtpunkt" oder auch eine "Singularität" hinausläuft. Wir sehen das immer nur aus unserer deutschen Perspektive und - aus nationalkonservativer Sicht - ist es ein Prozess, beim dem Deutschland Stück für Stück "untergeht" und Versuche zur "Rettung" den Untergang noch beschleunigen. Mir demonstriert die deutsche Geschichte aber eher die Unausweichlichkeit eines welthistorischen Trends. Wobei ich nur diesen Trend selbst für unausweichlich halte, nicht aber sein Ziel. "Untergang Deutschlands" - konservativ-pessimistisch - oder "Sieg des Kapitalismus" - liberal-optimistisch - sind für mich nicht zwingend. Ein Synonym für "Fluchtpunkt" wäre "Weltrevolution", aber selbst die hat kein zwingendes und notwendig positives Ergebnis. Am wahrscheinlichsten ist es, dass nach dem "Fluchtpunkt" die Geschichte mit den bekannten Akteuren weiter geht, aber auf einer "anderen", "höheren" und manchmal "besseren" Ebene.

Prinz Eugen
20.07.2007, 09:53
Wer soll da putschen? Die Bundeswehr?
Die Herrschenden würden einen Putsch durch das Militär inszenieren, um das System mit Gewalt ncoh weiter am Leben zu halten - siehe Pinochet in Chile.

Falsch, ein Putsch von Innen ist das Stichwort. So wie es die Grünen und Altlinken und Rest-RAFler gemacht haben. Der lange Weg durch die Institutionen, bis ins Parlament und dann werden die Gesetze "revolutioniert".

Anders wäre ein "AUSVERKAUF" von Deutschen Interessen nicht möglich gewesen!

herberger
20.07.2007, 09:58
Zitat Lenin:Eine revolutionäre Situation besteht wenn die Oben nicht mehr können und das Volk nicht mehr will!Ironie der Geschichte das genau passierte von 1985-92 im sovjetischen Machtbereich.

LieblingderGötter
20.07.2007, 10:05
Nix!!

Her mit dem Bedinungslosen Grundeinkommen!!!
Damit die kapitalistischen Ausbeuterbetriebe,die unsoziale und wettbewerbsverzerrende Aktivitäten benutzen keine Chance für Ausbeutung und Verarschung von Arbeitnehmern haben.
Die schmierigen Pollytiker im Reichstag dürfen am nächsten Weltraumstart aus Darfur teilnehmen,allerdings mit einem in der kapitalistischen Sprache verniedlichend bezeichneten "One-Way Ticket" zum Sparpreis ohne Schutzanzug.

Drosselbart
20.07.2007, 11:06
Nix!!

Her mit dem Bedinungslosen Grundeinkommen!!!
Damit die kapitalistischen Ausbeuterbetriebe,die unsoziale und wettbewerbsverzerrende Aktivitäten benutzen keine Chance für Ausbeutung und Verarschung von Arbeitnehmern haben.
Die schmierigen Pollytiker im Reichstag dürfen am nächsten Weltraumstart aus Darfur teilnehmen,allerdings mit einem in der kapitalistischen Sprache verniedlichend bezeichneten "One-Way Ticket" zum Sparpreis ohne Schutzanzug.

Die Verarschung klappt immer besser und die Sozen und Gewerkschafter sind entwerder ohnmächtig oder unwillig.

Bei uns hat jetzt ein kleines Unternehmen mit rund 100 Beschäftigen Konkurs gemacht. Die Arbeitnehmer haben die letzten 2 Jahre auf alle Zuschläge, auf Tariflohn und anderes verzichtet.

Sie haben Überstunden und Wochenendarbeit geleistet, die aber nicht vergütet wurde, sondern dafür gedacht war "im Winter und bei Arbeitsmangel" nicht zum Arbeitsamt gehen zu müssen. Bei den Meisten sind mehr als 300 Überstunden angefallen.

Jetzt heißt es: Die Überstunden sind weg. Eine Vergütung hierfür erfolgt nicht. Die Verwertungsgesellschaft bietet die Möglichkeit unter weiteren Lohneinbußen und ohne das neu anfallende Überstunden vergütet werden könnten in den nächsten 3 Monaten noch weiterzuarbeiten. Da jetzt noch Aufträge abzuarbeiten sind, ist daran gedacht täglich (einschl. Samstag, eventuell auch Sonntag) 10 Stunden zu arbeiten. Bezahlt werden allerdings nur 38,5 Std. die Woche und die auch noch mit weiteren Abschlägen vom Tariflohn.

Danach wird dann überlegt, ob die Firma weitergeführt werden kann.

Und alle machen mit, weil man ja "nichts machen kann". Die Gewerkschaft guckt auch doof, weshalb jetzt auch viele noch schnell aus der Gewerkschaft austreten.

In meinen Augen ist das schon eine gute Verdienstmöglichkeit für Unternehmer mit entsprechenden Charaktereigenschaften und die wären ja wohl auch blöd, wenn sie das nicht ausnützen würden.

Der für mich positive Effekt ist allerdings darin zu sehen, daß die Gewerkschaft und die Sozen bei den existenziell bedrohten Arbeitern jetzt für alle Zeiten verschissen haben und daß etliche daran denken extrimistische Parteien zu wählen und zu unterstützen. Und die Linke ist dabei gewiß nicht erste Wahl. Ganz im Gegenteil: Arbeiter, die früher absolute SPD-Verfechter waren fluchen jetzt auf diese Partei und wünschen sich "einen kleinen Hitler".

Beverly
20.07.2007, 13:15
Die Verarschung klappt immer besser und die Sozen und Gewerkschafter sind entwerder ohnmächtig oder unwillig.

Bei uns hat jetzt ein kleines Unternehmen mit rund 100 Beschäftigen Konkurs gemacht. Die Arbeitnehmer haben die letzten 2 Jahre auf alle Zuschläge, auf Tariflohn und anderes verzichtet.

Sie haben Überstunden und Wochenendarbeit geleistet, die aber nicht vergütet wurde, sondern dafür gedacht war "im Winter und bei Arbeitsmangel" nicht zum Arbeitsamt gehen zu müssen. Bei den Meisten sind mehr als 300 Überstunden angefallen.

Jetzt heißt es: Die Überstunden sind weg. Eine Vergütung hierfür erfolgt nicht. Die Verwertungsgesellschaft bietet die Möglichkeit unter weiteren Lohneinbußen und ohne das neu anfallende Überstunden vergütet werden könnten in den nächsten 3 Monaten noch weiterzuarbeiten. Da jetzt noch Aufträge abzuarbeiten sind, ist daran gedacht täglich (einschl. Samstag, eventuell auch Sonntag) 10 Stunden zu arbeiten. Bezahlt werden allerdings nur 38,5 Std. die Woche und die auch noch mit weiteren Abschlägen vom Tariflohn.

Danach wird dann überlegt, ob die Firma weitergeführt werden kann.

Und alle machen mit, weil man ja "nichts machen kann". Die Gewerkschaft guckt auch doof, weshalb jetzt auch viele noch schnell aus der Gewerkschaft austreten.

In meinen Augen ist das schon eine gute Verdienstmöglichkeit für Unternehmer mit entsprechenden Charaktereigenschaften und die wären ja wohl auch blöd, wenn sie das nicht ausnützen würden.

Der für mich positive Effekt ist allerdings darin zu sehen, daß die Gewerkschaft und die Sozen bei den existenziell bedrohten Arbeitern jetzt für alle Zeiten verschissen haben und daß etliche daran denken extrimistische Parteien zu wählen und zu unterstützen. Und die Linke ist dabei gewiß nicht erste Wahl. Ganz im Gegenteil: Arbeiter, die früher absolute SPD-Verfechter waren fluchen jetzt auf diese Partei und wünschen sich "einen kleinen Hitler".

Das ist eine Geschichte so richtig nach dem Motto: wer arheitet ist selbst schuld und wer noch nicht genug hat, sich vom Arbeitgeber wirtschaftlich verarschen zu lassen, such sich noch einen "kleinen Hitler", der ihn politisch verarscht.

Zum Glück sind nicht alle Erwerbstätigen dermaßen verblödet - ich habe da schon gehört: wenn ein Unternehmen unbezahlte Überstunden, Lohnkürzungen und dergleichen "Opfer" mehr fordert, soll der Arbeitnehmer sich nicht darauf einlassen, sondern im Extremfall lieber die Kündigung in Kauf nehmen.

LieblingderGötter
20.07.2007, 14:20
@beverly

BESSER kündigen LASSEN.

Warum nicht krank melden??

Oder langsam arbeiten,so dass es dem AG nicht passt und auch gekündigt wird??

Aber am besten krank schreiben lassen und dafür keine Sperre beim ALG1 bekommen!!

Rheinlaender
20.07.2007, 15:51
Eine Technokratie ist sowohl aus individualethischer als auch utilitaristischer Sicht eine durchaus vernünftige Option.

Defacto leben wir in einer Technokartie mit einem demokratischen Element. Es ist doch der Abgeordnete oder der Minister odr gar der Kanzler, der die Gesetze macht, sondern die Ministerialbuerokratie. Die EU-Vertraege werden in den Grundzuegen von den demokratisch legitimierten Regierungen abgefasst (demokratisches Element), aber das Kleingedruckte machen die Beamten untereinander aus und das ist, was spaeter wirklich von Belang ist.

Defacto werden die westlichen Staaten von einer Schicht von hohen Angestellten des Staates und der Privatwirtschaft beherrschft. Das demokraitsche Element kontrolliert diese und begrenzt deren Wirkung, setzt bis zum bestimmten Masse auch Richtlinien fest, die konkrete Ausfuehrung liegt wieder bei dieser sich selbst erneuernden Schicht.

Ich persoenlich habe den Verdacht, dass dies, mit kl. Unterbrechungen und gewissen Ausnahmen, seit dem Ende des Hohen Mittelalters der Fall ist. Die administration der Staaten und der Wirtschaft wurde immer komplexer, so dass die formal Herrschenden schlicht in den meisten Faellen geistig ueberfordert waren und auf Berater und Raete zurueckgreifen mussten, die die tatsachlichen Entscheidungen trafen und treffen.

Odin
20.07.2007, 15:59
Jetzt hat er es endlich zugegeben. Na, und wer steuert das Ganze?

Rheinlaender
20.07.2007, 16:12
Jetzt hat er es endlich zugegeben. Na, und wer steuert das Ganze?

Niemand - es sind Sachentscheidungen, die sich aus der Komplexitaet der modernen welt ergeben. Meinst Du etwa, dass die wechselnden Aussenminister z. B. des UK, auch nur in der Andeutung einen Ueberblick haben, welche vertraglichen Verpflichtungen Grossbritanien in den letzten 500 Jahren eingegangen ist, und wieweit z. B. der Vertrag von Utrecht 1713 oder die Bestimmungen des Friedens von Troyes 1564 heute noch gueltig oder durch andere Vertraege in seinen Bestimmungen ueberlagert wurde. Dazu brauchst Du Leute, die den lieben langen ueber ihr Arbeitsleben hin nichts anderes machen.

PS: Beide Vertrage ist zu bestimmten Teilen heute noch gueltig und spiegelt sich in Zusatzprotokollen zum EU-Beitritt Grossbritaniens wieder.

Beverly
21.07.2007, 09:57
Defacto leben wir in einer Technokartie mit einem demokratischen Element. Es ist doch der Abgeordnete oder der Minister odr gar der Kanzler, der die Gesetze macht, sondern die Ministerialbuerokratie. Die EU-Vertraege werden in den Grundzuegen von den demokratisch legitimierten Regierungen abgefasst (demokratisches Element), aber das Kleingedruckte machen die Beamten untereinander aus und das ist, was spaeter wirklich von Belang ist.

Defacto werden die westlichen Staaten von einer Schicht von hohen Angestellten des Staates und der Privatwirtschaft beherrschft. Das demokraitsche Element kontrolliert diese und begrenzt deren Wirkung, setzt bis zum bestimmten Masse auch Richtlinien fest, die konkrete Ausfuehrung liegt wieder bei dieser sich selbst erneuernden Schicht.

Ich persoenlich habe den Verdacht, dass dies, mit kl. Unterbrechungen und gewissen Ausnahmen, seit dem Ende des Hohen Mittelalters der Fall ist. Die administration der Staaten und der Wirtschaft wurde immer komplexer, so dass die formal Herrschenden schlicht in den meisten Faellen geistig ueberfordert waren und auf Berater und Raete zurueckgreifen mussten, die die tatsachlichen Entscheidungen trafen und treffen.

@Rheinlaender,

interessante Analyse. Ich neige zu der Ansicht, dass nicht nur bei unserer Demokratie, sondern auch Staatssozialismus und Faschismus - hier wertneurtral als Systemalternativen gesehen - vieles, wenn nicht das meiste Funktionierende auf das Technokratische daran zurückgeht.

Im Staatssozialismus war "Technokratie" ja das Synonym für "Sozialismus", nur haben sie sich mit ideologischen Kopfgeburten und einer krebsartig wuchernden Staatspartei selbst in den Abgrund gewirtschaftet.
Beim Faschismus heißt es über Mussolini "jetzt fahren in Italien die Züge endlich punktlich". Ein Witz, aber ein technokratischer Witz. Im NS waren Speer und von Braun zweifellos Technokraten.

Nur sind diese Technokraten in allen Systemen selbst in übergeordnete Zusammenhänge eingebunden und können oder wollen nicht "sachrational", utilitaristisch und individualethisch Macht ausüben. Entweder haben sie die Macht gar nicht oder sie fühlen sich als Teil der Herrschenden - herrschende Klasse, herrschendes Volk oder Rasse, herrschende Partei - und haben für die Beherrschten nicht allzuviel übrig.

Eines der möglichen zukünftigen Umsturz-Szenarien nun bestände darin, dass sich die Technokraten eben dieser Bindungen an den jeweiligen Herrschaftsapparat entledigen. Dass ihr Putsch dann weltweit vonstatten geht, ist für mich im Zeichen von Globalisierung und co. klar und entspricht Utilitarismus und Individualethik, deren Adressaten alle Menschen sind.

Beverly
21.07.2007, 10:02
Zitat von Odin
Jetzt hat er es endlich zugegeben. Na, und wer steuert das Ganze?

Niemand - es sind Sachentscheidungen, die sich aus der Komplexitaet der modernen welt ergeben.(...)

Ich denke dagegen, dass die diversen herrschenden Kapitäne und die Passagiere in der 1. Klasse ihre technokratischen Steuermännern in der Regel fest im Griff hatten.

Beverly
21.07.2007, 11:17
@Rheinlaender,

du schreibst, dass sich seit dem Ende des Hochmittelalter resp. in der Neuzeit technokratische Strukturen herausgebildet haben. Was es meines Erachtens in der Neuzeit gegeben hat, sind technokratische Utopien.

Wir haben da

Thomas Morus: Utopia
Campanelle: Der Sonnenstaat
Bellamy: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
Ri Tokk: Das Maschinenzeitalter

Mal davon abgesehen, dass technokratische Utopien oft steril wirken, zeugt das Dasein der sachrationalen Technokratie in der Utopie davon, dass es sie in der Wirklichkeit nicht gegeben hat.
Auch und gerade in der Neuzeit litten die Leute unter handfesten materiellen Entbehrungen und erlebten Herrschaft nicht sachrational, sondern wahnhaft - Dreißigjähriger Krieg -, totalitär - Inquisition -, zynisch und selbstrefenziell - die Kabinettskriege des Absolutismus - krisenhaft - im Kapitalismus.
Die technokratischen Utopien der Neuzeit, vor denen sogar ein linker Dozent warnte - "ihr werdet nicht in Campanellas Sonnenstaat leben wollen" -, sehe ich als Beleg dafür, wie beschissen und irrational ihre Autoren und Leser ihre Zeit wahrgenommen haben.

N. B.: das Inka-Reich wird unter Kundigen als System gehandelt, wo die herrschende Elite sehr stark auf technokratische Mittel setzte und ein technokratisch-rationales Weltbild sogar in der Religion pflegte. Was die Spanier damit machten, ist allgemein bekannt :rolleyes:
Und hätten die Ägypter ihre Pyramiden - die für 4000 Jahre die höchsten Bauwerke der Menschheit waren - ohne "technokratische" Elemente hochziehen können?
Die Hethiter konnten auch ganz gut planen und bauen und in antiken Hochkulturen gab es vermutlich schon Wasserklos und Zentralheizung, lange bevor deine neuzeilichen Technokraten auf den Donnerbalken gingen und ihr Gesinde anwiesen, Holz und Kohle in den Ofen zu tun.
Das deutet für mich darauf hin, dass "Technokratie" zumindest als Beimengung schon in vormodernen Herrschaftssystemen vorhanden war, von den Römern will ich hier gar nicht erst anfangen.

Ob die Neuzeit, ob unser akutes System besonders "technokratisch" ist, wage ich zu bezweifeln. IMHO funktioniert Herrschaft mit technokratischen Mitteln nur, indem sie auch bei großen Zahlen die Dinge einfach hält. In diesem Strang wurde mehrfach das Bürgergeld resp. bedingsloses Grundeinkommen erwähnt. Dass wir in technokratischen Zeiten leben, glaube ich erst nach seiner Einführung :)
Bis dahin glaube ich, dass wir in einem Irrenhaus leben, wo die Dinge unnötig kompliziert gemacht werden und zur Entbürokratisierung ein Ausschuss zur Entbürokratisierung eingerichtet wird :rolleyes: