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Vollständige Version anzeigen : UK - Leichte Absetzbewegung zu den USA



Rheinlaender
14.07.2007, 07:41
Die neue Regierung Gordon Brown scheint ihren Schwerpunkt weg von den USA zu bewegen. Lord Mark Malloch Brown, frisch ernannter Peer und einer der Minister im Ausseministerium, erklaerte die Beziehungen zu den USA als "no longer inseparable" (Quelle - BBC (http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk_politics/6898587.stm)). Der Entwicklungshilfeminister, Douglas Alexander, ein enger Freund Browns, hat aehnliche Bemerkungen gemacht (Quelle - BBC (http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk_politics/6897313.stm)).

Ich habe den starken Eindruck, dass es hier Lernprozesse gab, die Blair, wegen seiner persoenlichne Verplichtung Bush gegenuber nicht so umsetzen konnte oder wollte.

derNeue
14.07.2007, 07:48
Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Engländer ihren Vasallenstatus gegenüber den USA ganz aufgeben. Denn dann würde ihnen ihre internationale Bedeutungslosigkeit erst richtig klar.
Und nach meiner Erfahrung in diesem Land habe ich den Eindruck, daß die britische Öffentlichkeit sich mit dieser Realität nicht gerne auseinandersetzt sondern lieber in der Vergangenheit lebt.
Die Revolverblätter sind nach wie vor voll mit Nazigeschichten. Man kann sogar den Eindruck gewinnen, daß viele Engländer noch nicht realisiert haben, daß der WK2 zu Ende ist.

Mauser98K
14.07.2007, 09:24
Vermutlich hat man erkannt, daß der Krieg im Irak nicht zu gewinnen ist und zieht jetzt die Konsequenzen.

Rheinlaender
14.07.2007, 09:41
Vermutlich hat man erkannt, daß der Krieg im Irak nicht zu gewinnen ist und zieht jetzt die Konsequenzen.

... und man macht sich Gedanken, wie man einen solchen unpopulaeren Schlamassel in Zukunft vermeiden kann.

Rheinlaender
14.07.2007, 17:32
Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Engländer ihren Vasallenstatus gegenüber den USA ganz aufgeben. Denn dann würde ihnen ihre internationale Bedeutungslosigkeit erst richtig klar.

Nich bedeutungsloser als Deutschland oder Frankreich - immerhin haben wir noch das gleiche Staatsoberhaupt wie Canada, Australia, New Zealand, Jamaica, Barbados, the Bahamas, Grenada, Papua New Guinea, the Solomon Islands, Tuvalu, Saint Lucia, Saint Vincent and the Grenadines, Antigua and Barbuda, Belize, und Saint Kitts and Nevis. Hinzu kommt eine britisch gepraegte Elite in den anderen Commonwealth Staaten, wie Indien oder Suedafrika. Das gibt dem UK einen Einfluss, der selten an die Offentlichkeit kommt, aber besteht.

derNeue
14.07.2007, 19:14
Nich bedeutungsloser als Deutschland oder Frankreich - immerhin haben wir noch das gleiche Staatsoberhaupt wie Canada, Australia, New Zealand, Jamaica, Barbados, the Bahamas, Grenada, Papua New Guinea, the Solomon Islands, Tuvalu, Saint Lucia, Saint Vincent and the Grenadines, Antigua and Barbuda, Belize, und Saint Kitts and Nevis. Hinzu kommt eine britisch gepraegte Elite in den anderen Commonwealth Staaten, wie Indien oder Suedafrika. Das gibt dem UK einen Einfluss, der selten an die Offentlichkeit kommt, aber besteht.

Nun ja, ein Staatsoberhaupt ohne politische Macht ist wirkungslos, seine Bedeutung ist Geschichte. Und auch die "britischen Eliten" in den ehemaligen Kolonien sind Vergangenheit. Dort ist Macht und Einfluß längst an die Urbevölkerung zurückgegangen-und die ist wegen der jahrhundertelangen Ausbeutung und Unterdrückung meist gar nicht gut auf ehemaligen Herrscher zu sprechen.
England hat international keine Bedeutung, nur leben die Briten großenteils in der Vergangenheit und spielen in den Sandkastenspielen ihrer Boulevardblätter täglich den Sieg über Deutschland nach.
Deutschland selbst hätte aufgrund seiner viel größeren Wirtschaftskraft eigentlich einen durchaus großen internationalen Einfluß, nur wird er von den derzeitigen deutschen Poltikern nicht genutzt.

EinDachs
14.07.2007, 19:24
Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Engländer ihren Vasallenstatus gegenüber den USA ganz aufgeben. Denn dann würde ihnen ihre internationale Bedeutungslosigkeit erst richtig klar.
Und nach meiner Erfahrung in diesem Land habe ich den Eindruck, daß die britische Öffentlichkeit sich mit dieser Realität nicht gerne auseinandersetzt sondern lieber in der Vergangenheit lebt.
Die Revolverblätter sind nach wie vor voll mit Nazigeschichten. Man kann sogar den Eindruck gewinnen, daß viele Engländer noch nicht realisiert haben, daß der WK2 zu Ende ist.

Ich würde Großbritanniens Bedeutung in der Welt nicht unterschätzen.
Wirtschaftlich weiterhin eine große Nation und die drittgrößte Flotte der Welt.
Die Börse von London hat nachwievor mehr als nur lokale Bedeutung.

Und von Revolverblättern würd ich nicht zuviel schließen. Die BILD vermittelt auch kein sehr treffendes Bild von Deutschland.

Rheinlaender
14.07.2007, 19:48
Nun ja, ein Staatsoberhaupt ohne politische Macht ist wirkungslos, seine Bedeutung ist Geschichte. Und auch die "britischen Eliten" in den ehemaligen Kolonien sind Vergangenheit. Dort ist Macht und Einfluß längst an die Urbevölkerung zurückgegangen-und die ist wegen der jahrhundertelangen Ausbeutung und Unterdrückung meist gar nicht gut auf ehemaligen Herrscher zu sprechen.

Die "Urbevoelkerung" stellt die britisch gepraegten Eliten - die Briten haben, alleine um Laender wie Indien ueberhaupt verwalten zu koennen, dort selber jene Elite herangebildet, die sie schliesslich ueberfluessig machte. Ghandi war bevor er nach Suedafrika und spaeter Indien ging Mitglied des High Court in London; haette er nicht auf Revolutionaer gemacht, haette er gute Chancen gehabt, als erster Inder Law Lord zu werden.

Rheinlaender
14.07.2007, 22:47
Nun ja, ein Staatsoberhaupt ohne politische Macht ist wirkungslos, seine Bedeutung ist Geschichte.

Es handelt sich nicht nur um ein "gemeinsames Staatsoberhaupt", sondern um einen gemeinsamen Souveraen. Das ist ein Unterschied. Elizabeth II ist in den genannten Laender die letztendliche Quelle aller staatlichen Gewalt, dass Sie diese Gewalt in der Praxis an gewaehlte Vertreter des Volkes abgegeben hat steht auf einem anderen Blatt. Alle Staatsbueger dieser Staaten sind Ihre Unterthanen, mit jeweils besonderen Rechten in den einzeln Staaten. Kriege werden in ihrem Namen erklaert und gefuehrt. Dieser Formalismus verbietet, dass diese Staaten in denen sie Koenigin ist, miteinader Krieg fuehren koennen.

So gering die Auswirkungen des gemeinsamen Souveraens in der taeglichen Praxis sind, so relevant koennen sie in einer wirklichen Kriesensituation werden.

derNeue
15.07.2007, 08:11
Ich würde Großbritanniens Bedeutung in der Welt nicht unterschätzen.
Wirtschaftlich weiterhin eine große Nation und die drittgrößte Flotte der Welt.
Die Börse von London hat nachwievor mehr als nur lokale Bedeutung.

Aus der Bedeutung der Londoner Börse folgt aber keine politische Bedeutung des Landes. Die Londoner Börse als Wirtschaftsunternehmen ist stark, aber das Geld, was dort umgesetzt wird, ist internationales Geld.


Und von Revolverblättern würd ich nicht zuviel schließen. Die BILD vermittelt auch kein sehr treffendes Bild von Deutschland.
Die Revolverblätter zeigen aber die mentale Verfassung einer Gesellschaft. Wenn z.B. dauernd vom dritten Reich und dem WK 2 die Rede ist, läßt sich daran schon sehen, woraus die durchschnittlichen Engländer heute ihr Selbstbewußtsein schöpfen.

derNeue
15.07.2007, 08:15
Die "Urbevoelkerung" stellt die britisch gepraegten Eliten - die Briten haben, alleine um Laender wie Indien ueberhaupt verwalten zu koennen, dort selber jene Elite herangebildet, die sie schliesslich ueberfluessig machte. Ghandi war bevor er nach Suedafrika und spaeter Indien ging Mitglied des High Court in London; haette er nicht auf Revolutionaer gemacht, haette er gute Chancen gehabt, als erster Inder Law Lord zu werden.

Das sehe ich genau so, aber die heutigen Eliten dieser Länder sind eben kaum noch britischer Abstammung sondern es sind Leute aus der "Urbevölkerung".
Die Engländer haben hinsichtlich der Politik dieser Länder keinen Einfluß mehr, es ist nurmehr das Bewußtsein einer gemeinsamen Geschichte.

derNeue
15.07.2007, 08:26
Es handelt sich nicht nur um ein "gemeinsames Staatsoberhaupt", sondern um einen gemeinsamen Souveraen. Das ist ein Unterschied. Elizabeth II ist in den genannten Laender die letztendliche Quelle aller staatlichen Gewalt, dass Sie diese Gewalt in der Praxis an gewaehlte Vertreter des Volkes abgegeben hat steht auf einem anderen Blatt. Alle Staatsbueger dieser Staaten sind Ihre Unterthanen, mit jeweils besonderen Rechten in den einzeln Staaten. Kriege werden in ihrem Namen erklaert und gefuehrt. Dieser Formalismus verbietet, dass diese Staaten in denen sie Koenigin ist, miteinader Krieg fuehren koennen.

So gering die Auswirkungen des gemeinsamen Souveraens in der taeglichen Praxis sind, so relevant koennen sie in einer wirklichen Kriesensituation werden.

Du selbst schriebst ja "Staatsoberhaupt", ich habe diesen B egriff für die englische Königin, auf Deine Fachkompetenz vertrauend, ja nur übernommen.;)
Aber wie dem auch sei: Die Situation, die Du hier beschreibst, ist doch sehr theoretisch und abstrakt, für die aktuelle Politik spielt sie keine Rolle.
Fakt ist doch heute, daß die Engländer sich praktisch seit dem Krieg vasallenhaft an die US-Politik gehängt haben in der Einbildung, sie könnten auf diese Weise internationalen Einfluß behalten.
Es ist wie mit dem Hund, der mit dem Schwanz wackelt: In England herrscht die Illusion vor, der Schwanz wackelt mit dem Hund, in Wirklichkeit ist es umgekehrt.