PDA

Vollständige Version anzeigen : Sekundäre Verbitterung / sekundärer Hass



Kenshin-Himura
04.07.2007, 19:41
Ich habe heute soeben an mir eine sekundäre Verbitterung und sekundären Hass auf die Gesellschaft und die Welt festgestellt!

Ich habe diesen Neologismus meinerseits angelehnt an den Begriff ,,sekundärer Antisemitismus":

http://www.politikforen.de/showthread.php?t=26762

Hier ist auch ein recht interessanter Artikel zum Antisemitismus, wo auch der sekundäre Antisemitismus beschrieben wird:
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4323328_THE1183498,00.html

Es geht mir jetzt hierbei aber wohlgemerkt nicht darum, jeden Israel-Kritiker als Antisemiten zu bezeichnen, und vor Allem finde ich sollte auch ein großer Unterschied gemacht werden zwischen Antisemitismus und Judenhass. Über den Antiamerikanismus regt man sich ja auch nicht so auf, man sollte nicht mit zweierlei Maß messen.

Aber nun zur sekundären Verbitterung / sekundärer Hass:
Hardstyler suggerierte mir in einem anderen Thread mal, dass ich verbittert sei, was ich dementierte. Als ich aber darüber nachdachte, musste ich feststellen, dass ich ja durchaus Frust besitze, aber dass ich ,,frustriert" bin, wäre wiederum auch nicht ganz exakt, insofern habe ich mich schon richtig ausgedrückt. Denn ich bin recht zufrieden mit mir und meinem Leben. Nur: Fragt man mich, wie ich denn zur Menschheit oder zur Welt oder zu dieser oder jenen Sache stehe, dann ist meine Meinung dazu durchaus etwas, was man als ,,Verbitterung" bezeichnen kann. Ich aktiviere diese Verbitterung aber nicht ständig mutwillig, weil ich der Meinung bin: Sie wissen ja nicht, was sie tun. Sie können ja nichts dafür, dass sie nunmal solche Arschlöcher sind, und solange sie mich in Ruhe lassen, sollte mir der Rest egal sein, sollen sie doch glücklich sein als Arschlöcher. Das ist halt eine ziemlich christliche Ansicht, denn Jesus liebte ja auch alle Lebewesen, selbst Mörder und sonstige Verbrecher (was nicht heißt, dass man deswegen für lasche Strafen bei Verbrechern plädieren muss).

Deswegen habe ich dieses Phänomen an den Begriff ,,sekundärer Antisemitismus" angelehnt, weil es mir als sehr ähnlich erscheint: Da sind Vorbehalte gegen eine Gruppe von Menschen oder gegen ein Teil der Welt, diese werden aber verdrängt, um sich nicht damit zu schaden, werden aber auf der Gehirn-Festplatte abgespeichert, jedoch nicht abgerufen. Erst, wenn es einen ,,Auslöser" gibt (also eine massive physische oder psychische Notlage), dann werden diese Daten aktiv und der sekundäre Hass wird in primären Hass umgesetzt und es kommt zur Gewaltbereitschaft. Solange dem allerdings nicht so ist, werden Projektionsventile benutzt (wie Kommunisten, Verbrecher, Nazis), bei Denen eine gesellschaftliche Akzeptanz der Ablehnung dieser Gruppen vorhanden ist, sodass man sich nicht anrüchig macht, wenn man sich in dieses Meckern gegen diese Gruppen einreiht.

Durch Umerziehung und Obermoral in der Gesellschaft, wird dieser Effekt der Umwandlung von primärer Verbitterung in sekundäre Verbitterung verstärkt.

Ich habe mich übrigens auch vom primären Anti-Lehrer zum sekundären Anti-Lehrer gewandelt, das kann mir im Forum nachvollziehen. :D

Gleichermaßen wie eine sekundäre Verbitterung / Hass, scheint es also auch eine sekundäre Anti-Lehrer-Einstellung zu geben, sowie - wozu ich ebenfalls zähle - sekundären Pessimismus (auch hier habe ich mich sozusagen vom primären Pessimisten zum sekundären Pessimisten gewandelt), und so gibt es wohl auch noch einige andere Beispiele, bei denen das Gefühl auf einer ,,sekundären Ebene" vorhanden ist. Der Hass wird wieder besseres Wissen verdrängt, insofern scheint der Hass das Rationale zu sein, zumal ja die Lehre der Nächstenliebe von Jesus zu einer Religion gehört, und den Religionen (als Vertreter von Ansichten, welche eher kritisch dem Rationalismus gegenüberstehen) sagt man ja den Optimismus nach, somit scheint der Optimismus der Nächstenliebe zugehörig zu sein (Äußerung von Volker Kauder über den Nationalsozialismus: ,,Wo Gott verdrängt wird, fängt die Unmenschlichkeit an."). So wollte ja auch beispielsweise Hitler sich mit seinen Äußerungen von den von ihm sogenannten ,,Gefühls-Antisemiten" abgrenzen. Er legte großen Wert darauf, dass sein Antisemitismus nicht einem irrationalem Wahn entsprang, sondern seiner Ansicht nach berechtigten logischen Thesen und Schlussfolgerungen. Vielleicht sollte man daher also Hitler auch als ,,sekundären Antisemiten" bezeichnen. :D

P.S.: Ich bitte darum, von Spam, Beleidigungen und Diffamierungen abzusehen. Es wird keiner gezwungen, das zu lesen.

wtf
04.07.2007, 19:45
Leider habe ich Deine Ausführungen nicht verstanden. Kannst Du das als Dreizeiler zusammenfassen?

Kenshin-Himura
04.07.2007, 19:57
Leider habe ich Deine Ausführungen nicht verstanden. Kannst Du das als Dreizeiler zusammenfassen?

Ich werde es mal versuchen:
Als ,,sekundärer Antisemitismus" wird ja zum Beispiel bezeichnet, wenn man Israel hasst, aber sagt dass man nix gegen Juden hat. Oder wenn man andere Dinge verachtet, die zwar nicht direkt was mit Juden zu tun haben, aber indirekt: Kritik am sog. ,,Schuldkult" zum Beispiel.

So ähnlich scheint mir das auch mit anderen Dingen zu sein. Man ist oftmals gegen besseres Wissen optimistisch, weil es einfach effektiver ist, optimistisch zu sein und nicht ständig an den Frust über irgendwelche Bevölkerungsgruppen zu denken.

Es geht mir in dem Beitrag also vor Allem um den Unterschied zwischen Hass (eher irrational) und Verachtung (eher rational).

SteveFrontera
04.07.2007, 20:49
Ich würde nicht zwischen primärer und sekundärer Verbitterung unterscheiden. Das erscheint mir konstruiert.

Gegen die Verbitterung hilft mir manchmal nette Gesellschaft in der Kneipe oder im Verein.

The Dude
04.07.2007, 20:53
kenshins Text

Bohre weiter in deinen Gedanken und reflektiere deine Wahrnehmung, seziere deine Affekte, leg dich einfach auf die Couch.
Es, Über-Ich, Ich.
Vorläufiges Ergebnis: Du hast einen Knall.
Erleichterung: Nach Freud haben wir ja alle einen, ich, du, erwin r analyst - restlos alle.

Take it easy.

Gruß,

The Dude

Kenshin-Himura
04.07.2007, 20:56
Bohre weiter in deinen Gedanken und reflektiere deine Wahrnehmung, seziere deine Affekte, leg dich einfach auf die Couch.
Es, Über-Ich, Ich.

Ja, warum auch nicht?


Vorläufiges Ergebnis: Du hast einen Knall.
Erleichterung: Nach Freud haben wir ja alle einen, ich, du, erwin r analyst - restlos alle.

Take it easy.

Gruß,

The Dude

Volle Zustimmung. Ich kann die These von Freud nur teilen.

politisch Verfolgter
05.07.2007, 11:17
Ist evtl. latenter Anti-Feudalismus gemeint, also der noch unbewußte Hang zu user value?
Ersteren bitte nicht ethnisch sublimieren.

Kenshin-Himura
05.07.2007, 11:34
Ist evtl. latenter Anti-Feudalismus gemeint, also der noch unbewußte Hang zu user value?
Ersteren bitte nicht ethnisch sublimieren.

Nein, der Hang zu User value ist bereits bewusst! Gleiches gilt für den Anti-Feudalismus und die immer deutlichere Ablehnung des nationalen Sozialismus.

Biskra
05.07.2007, 12:19
Ist evtl. latenter Anti-Feudalismus gemeint, also der noch unbewußte Hang zu user value?
Ersteren bitte nicht ethnisch sublimieren.

Nein, user value ist nur ein dem Neidaffekt entsprungener Restrukturierungsversuch sozialistischer Gleichmacherei.

EinDachs
05.07.2007, 18:13
So wollte ja auch beispielsweise Hitler sich mit seinen Äußerungen von den von ihm sogenannten ,,Gefühls-Antisemiten" abgrenzen. Er legte großen Wert darauf, dass sein Antisemitismus nicht einem irrationalem Wahn entsprang, sondern seiner Ansicht nach berechtigten logischen Thesen und Schlussfolgerungen. Vielleicht sollte man daher also Hitler auch als ,,sekundären Antisemiten" bezeichnen. :D



Ganz guter Text, aber dem Absatz würde ich etwa entgegenhalten, dass zwischen Fremd- und Eigenwahrnehmung einfach ein großer Unterschied besteht. Hitler wäre hier ein grandioses Beispiel, da seine berechtigten, logischen Thesen ja auch nur irrationaler Wahn waren. Der Politisch Verfolgte hat ein anderes grandioses Beispiel geliefert.
Ich würde sagen, der Unterschied zwischen sekundärem und primären Hass liegt nicht in der Begründung seines Hasses (der ist nämlich fast immer irrational), sondern in dem gesellschaftlichen Druck der auf denjenigen wirkt, der haßt.
Wenn die Gesellschaft Hass eben nicht als rational wahrnimmt, drückt man ihn subtiler aus um nicht als dummer, geifernder Idiot zu wirken.

Efna
05.07.2007, 19:20
Ich werde es mal versuchen:
Als ,,sekundärer Antisemitismus" wird ja zum Beispiel bezeichnet, wenn man Israel hasst, aber sagt dass man nix gegen Juden hat. Oder wenn man andere Dinge verachtet, die zwar nicht direkt was mit Juden zu tun haben, aber indirekt: Kritik am sog. ,,Schuldkult" zum Beispiel.

So ähnlich scheint mir das auch mit anderen Dingen zu sein. Man ist oftmals gegen besseres Wissen optimistisch, weil es einfach effektiver ist, optimistisch zu sein und nicht ständig an den Frust über irgendwelche Bevölkerungsgruppen zu denken.

Es geht mir in dem Beitrag also vor Allem um den Unterschied zwischen Hass (eher irrational) und Verachtung (eher rational).


Antisemitismus ist der Hass gegen Juden aus Rassisch/Ethnischen Gründen(der aus Religiösen Gründen ist der Antijudaismus) und nicht die ablehnung eines Staates Israel dies wäre der Antizionismus. Ich finde es allerdings dumm das es moralisch so verwerflich den Staat Israel abzulehnen. Wenn ich jeden anderen staat ablehne den wird auch nicht so ein Trara drum gemacht.

Kenshin-Himura
05.07.2007, 23:52
Antisemitismus ist der Hass gegen Juden aus Rassisch/Ethnischen Gründen(der aus Religiösen Gründen ist der Antijudaismus) und nicht die ablehnung eines Staates Israel dies wäre der Antizionismus.

Das wäre ein anderes Thema... Der Standpunkt ist mir ja nicht neu.


Ich finde es allerdings dumm das es moralisch so verwerflich den Staat Israel abzulehnen. Wenn ich jeden anderen staat ablehne den wird auch nicht so ein Trara drum gemacht.

Hier kann ich durchaus zustimmen. Wobei natürlich Anti-Israelismus wegen der politischen und historischen Verhältnisse besonders bedauerlich ist, ähnlich wie auch Anti-Amerikanismus, aber übertrieben ist es trotzdem manchmal.