Der Sheriff
30.06.2007, 18:12
Nach der Entschärfung von zwei möglicherweise verheerenden Autobomben in London hat die britische Polizei die Terroristen-Fahndung intensiviert. Der Londoner Bürgermeister warnt eindringlich vor falschen Feindbildern. In einem Internetforum sollen die Anschläge angekündigt worden sein.
Islamische Extremisten haben nach Zeitungsangaben nur wenige Stunden vor der Entdeckung von zwei Autobomben in London einen Anschlag in der britischen Hauptstadt angekündigt. Dabei sei auch auf die Empörung unter Muslimen über die kürzliche Bekanntgabe der Erhebung des islamkritischen Autors Salman Rushdie in den Ritterstand hingewiesen worden, berichtete die „Times“ am Samstag.
Den Angaben zufolge, die von den Polizei bislang nicht bestätigt wurden, hieß es in dem Internet-Diskussionsforum El Hesbah „Heute sage ich: Freut Euch, bei Allah, London soll bombardiert werden.“ Zugleich sei darauf verwiesen worden, dass der als Chef des Terrornetzwerkes geltende Osama bin Laden Großbritannien gedroht habe „und diese Drohung wahr gemacht hat“. Die Mitteilung sei von jemandem eingestellt worden, der sich Abu Osama al-Hazeen nannte.
Norwegische Sicherheitsexperten, die auf die Beobachtung islamischer Internetseiten spezialisiert sind, hätten das Forum El Hesbah als „wichtige Plattform“ für militante Gruppen eingeschätzt. Britische Sicherheitsexperten sagten dem Sender BBC, die geplanten Autobombenanschläge hätten die Handschrift der Terrororganisation al-Qaida erkennen lassen.
Derweil berichtete der US-Fernsehsender ABC unter Berufung auf Sicherheitskreise, Attentäter hätten vergeblich versucht, die beiden Autobomben im Zentrum Londons durch Mobiltelefonzünder zur Explosion zu bringen. In den Autos zurückgelassene Handys seien jeweils zwei Mal angerufen worden. Zudem hätten die Ermittler inzwischen durch die Auswertung von Beobachtungskameras „kristallklare Aufnahmen“ eines Mannes, der das erste Bombenfahrzeug in der Nacht zum Freitag unweit des Piccadilly Circus abgestellt und dann verlassen habe. Der Wagen sei im Juni gestohlen worden und in den letzten Tagen in Schottland sowie in Birmingham gesehen worden. Scotland Yard verweigerte zu diesen Medienberichten jeden Kommentar und verwies auf die laufenden Ermittlungen.
Londons Bürgermeister warnte vor einer allgemeinen „Verteufelung“ von Muslimen. Nur eine „winzige Minderheit“ der britischen Muslime sei dem Terrorismus zugeneigt, sagte Ken Livingstone am Samstag. Die große Mehrheit sei sogar überdurchschnittlich gesetzestreu.
Britische Medien hatten am Samstag berichtet, auf einer islamischen Internetseite seien kurz vor der Entdeckung der Autobomben Anschläge in London angekündigt worden. Der politisch links stehende Livingstone warf der Königsfamilie Saudi-Arabiens vor, den islamischen Extremismus anzufachen, indem es eine extreme und intolerante Richtung des Islams auch in Großbritannien fördere. Britische Regierungen hätten es versäumt, dagegen vorzugehen. Der Bürgermeister erklärte, die Straßen Londons seien nach der Entdeckung der Autobomben wieder „völlig sicher“. Er selbst werde am Wochenende an der einer Parade von Schwulen und Lesben teilnehmen, zu der zehntausende Zuschauer erwartet werden. Er glaube zudem nicht, dass jemand aus Angst vor Anschlägen seine Eintrittskarte für das Popkonzert zu Ehren der vor zehn Jahren gestorbenen Prinzessin Diana am Sonntag im Wembley-Stadion zurückgeben werde.
Sicherheitsexperten erklärten in der BBC, die geplanten Autobombenanschläge hätten die Handschrift der Terrororganisation al-Qaida erkennen lassen. An den beiden Fahrzeugen sowie den am Freitag unschädlich gemachten Sprengsätzen aus Benzin, Nägeln und Gaskanistern seien zahlreiche Spuren gesichert worden. Einen Bericht des US-Senders ABC, wonach die Fahnder bereits über eine „kristallklare“ Aufnahme eines mutmaßlichen Täters von einer Überwachungskamera verfügen, bestätigte Scotland Yard nicht.
Derweil normalisierte sich das Leben in London am Samstag weiter. Straßenabsperrungen wurden aufgehoben und der U-Bahn-Verkehr lief normal. Die Polizei kündigte eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen für geplante Großereignisse am Wochenende an. Dazu gehören das Tennisturnier in Wimbledon, eine Parade von Schwulen und Lesben sowie das am Sonntag geplante Popkonzert zum Gedenken an die vor zehn Jahren gestorbene Prinzessin Diana. Dazu werden im Wembley-Stadion Zehntausende von Menschen erwartet.
Die neue britische Innenministerin Jacqui Smith setzte für Samstag eine weitere Beratung der Notfall-Kommission COBRA an. Die Autobomben waren am Freitag nur zwei Tage nach dem Amtsantritt des neuen Premierministers Gordon Brown eher zufällig entdeckt worden. Erst einen Tag zuvor hatte Brown sein Kabinett ernannt.
Die Autos mit den Sprengkörpern, die nach Angaben von Scotland Yard Hunderte Menschen hätten töten können, waren unweit des Piccadilly Circus sowie des Hyde Parks entdeckt worden. Ungeachtet der laufenden Terrorfahndung herrschte in der Nacht zum Samstag in London ein reges Nachtleben. Bars und Clubs waren wie üblich um diese Zeit gut gefüllt. In den Straßen des Zentrums waren unzählige Nachtschwärmer unterwegs.
Das Weiße Haus rief die US-Amerikaner zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Es gibt keine Hinweise für eine neue Bedrohung in den Vereinigten Staaten und wir erhöhen auch nicht die Terrorwarnungen“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow. Er sagte, er wolle in einer solchen Situation jedoch daran erinnern, noch wachsamer als sonst zu sein, beispielsweise in Bezug auf verdächtige Autos.
Nach Angaben von Snow sprach Bush bisher nicht mit dem neuen britischen Premierminister Gordon Brown über die vereitelten Anschläge. Jedoch hätten die US-Sicherheitsdienste der britischen Regierung angeboten, bei der Aufklärung zu helfen. Die Vereinigten Staaten sehen demnach bisher keine Verbindung zwischen den mutmaßlichen Anschlägen und einer bestimmten Terrorgruppe.
die New Yorker Stadtbehörden verschärften die Sicherheitsvorkehrungen. Die Polizei weitete ihre Präsenz an Touristenattraktionen, in Parkhäusern und dem Nahverkehrssystem aus. An Brücken wurden nach Polizeiangaben Straßenkontrollen eingerichtet, die Eigentümer von Parkhäusern wurden angewiesen, Ausschau nach verdächtigen Fahrzeugen zu halten.
New York reagiert in der Regel mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, wenn es in anderen Ländern zu bedenklichen Vorfällen kommt. Die Stadt war bereits 1993 und 2001 Ziel von Anschlägen und hatte danach Polizei-Vertreter in alle Brennpunkte der Welt entsandt. Der Bericht des Mitarbeiters in London stehe noch aus, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg.
Quelle: http://www.welt.de/politik/
Islamische Extremisten haben nach Zeitungsangaben nur wenige Stunden vor der Entdeckung von zwei Autobomben in London einen Anschlag in der britischen Hauptstadt angekündigt. Dabei sei auch auf die Empörung unter Muslimen über die kürzliche Bekanntgabe der Erhebung des islamkritischen Autors Salman Rushdie in den Ritterstand hingewiesen worden, berichtete die „Times“ am Samstag.
Den Angaben zufolge, die von den Polizei bislang nicht bestätigt wurden, hieß es in dem Internet-Diskussionsforum El Hesbah „Heute sage ich: Freut Euch, bei Allah, London soll bombardiert werden.“ Zugleich sei darauf verwiesen worden, dass der als Chef des Terrornetzwerkes geltende Osama bin Laden Großbritannien gedroht habe „und diese Drohung wahr gemacht hat“. Die Mitteilung sei von jemandem eingestellt worden, der sich Abu Osama al-Hazeen nannte.
Norwegische Sicherheitsexperten, die auf die Beobachtung islamischer Internetseiten spezialisiert sind, hätten das Forum El Hesbah als „wichtige Plattform“ für militante Gruppen eingeschätzt. Britische Sicherheitsexperten sagten dem Sender BBC, die geplanten Autobombenanschläge hätten die Handschrift der Terrororganisation al-Qaida erkennen lassen.
Derweil berichtete der US-Fernsehsender ABC unter Berufung auf Sicherheitskreise, Attentäter hätten vergeblich versucht, die beiden Autobomben im Zentrum Londons durch Mobiltelefonzünder zur Explosion zu bringen. In den Autos zurückgelassene Handys seien jeweils zwei Mal angerufen worden. Zudem hätten die Ermittler inzwischen durch die Auswertung von Beobachtungskameras „kristallklare Aufnahmen“ eines Mannes, der das erste Bombenfahrzeug in der Nacht zum Freitag unweit des Piccadilly Circus abgestellt und dann verlassen habe. Der Wagen sei im Juni gestohlen worden und in den letzten Tagen in Schottland sowie in Birmingham gesehen worden. Scotland Yard verweigerte zu diesen Medienberichten jeden Kommentar und verwies auf die laufenden Ermittlungen.
Londons Bürgermeister warnte vor einer allgemeinen „Verteufelung“ von Muslimen. Nur eine „winzige Minderheit“ der britischen Muslime sei dem Terrorismus zugeneigt, sagte Ken Livingstone am Samstag. Die große Mehrheit sei sogar überdurchschnittlich gesetzestreu.
Britische Medien hatten am Samstag berichtet, auf einer islamischen Internetseite seien kurz vor der Entdeckung der Autobomben Anschläge in London angekündigt worden. Der politisch links stehende Livingstone warf der Königsfamilie Saudi-Arabiens vor, den islamischen Extremismus anzufachen, indem es eine extreme und intolerante Richtung des Islams auch in Großbritannien fördere. Britische Regierungen hätten es versäumt, dagegen vorzugehen. Der Bürgermeister erklärte, die Straßen Londons seien nach der Entdeckung der Autobomben wieder „völlig sicher“. Er selbst werde am Wochenende an der einer Parade von Schwulen und Lesben teilnehmen, zu der zehntausende Zuschauer erwartet werden. Er glaube zudem nicht, dass jemand aus Angst vor Anschlägen seine Eintrittskarte für das Popkonzert zu Ehren der vor zehn Jahren gestorbenen Prinzessin Diana am Sonntag im Wembley-Stadion zurückgeben werde.
Sicherheitsexperten erklärten in der BBC, die geplanten Autobombenanschläge hätten die Handschrift der Terrororganisation al-Qaida erkennen lassen. An den beiden Fahrzeugen sowie den am Freitag unschädlich gemachten Sprengsätzen aus Benzin, Nägeln und Gaskanistern seien zahlreiche Spuren gesichert worden. Einen Bericht des US-Senders ABC, wonach die Fahnder bereits über eine „kristallklare“ Aufnahme eines mutmaßlichen Täters von einer Überwachungskamera verfügen, bestätigte Scotland Yard nicht.
Derweil normalisierte sich das Leben in London am Samstag weiter. Straßenabsperrungen wurden aufgehoben und der U-Bahn-Verkehr lief normal. Die Polizei kündigte eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen für geplante Großereignisse am Wochenende an. Dazu gehören das Tennisturnier in Wimbledon, eine Parade von Schwulen und Lesben sowie das am Sonntag geplante Popkonzert zum Gedenken an die vor zehn Jahren gestorbene Prinzessin Diana. Dazu werden im Wembley-Stadion Zehntausende von Menschen erwartet.
Die neue britische Innenministerin Jacqui Smith setzte für Samstag eine weitere Beratung der Notfall-Kommission COBRA an. Die Autobomben waren am Freitag nur zwei Tage nach dem Amtsantritt des neuen Premierministers Gordon Brown eher zufällig entdeckt worden. Erst einen Tag zuvor hatte Brown sein Kabinett ernannt.
Die Autos mit den Sprengkörpern, die nach Angaben von Scotland Yard Hunderte Menschen hätten töten können, waren unweit des Piccadilly Circus sowie des Hyde Parks entdeckt worden. Ungeachtet der laufenden Terrorfahndung herrschte in der Nacht zum Samstag in London ein reges Nachtleben. Bars und Clubs waren wie üblich um diese Zeit gut gefüllt. In den Straßen des Zentrums waren unzählige Nachtschwärmer unterwegs.
Das Weiße Haus rief die US-Amerikaner zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Es gibt keine Hinweise für eine neue Bedrohung in den Vereinigten Staaten und wir erhöhen auch nicht die Terrorwarnungen“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow. Er sagte, er wolle in einer solchen Situation jedoch daran erinnern, noch wachsamer als sonst zu sein, beispielsweise in Bezug auf verdächtige Autos.
Nach Angaben von Snow sprach Bush bisher nicht mit dem neuen britischen Premierminister Gordon Brown über die vereitelten Anschläge. Jedoch hätten die US-Sicherheitsdienste der britischen Regierung angeboten, bei der Aufklärung zu helfen. Die Vereinigten Staaten sehen demnach bisher keine Verbindung zwischen den mutmaßlichen Anschlägen und einer bestimmten Terrorgruppe.
die New Yorker Stadtbehörden verschärften die Sicherheitsvorkehrungen. Die Polizei weitete ihre Präsenz an Touristenattraktionen, in Parkhäusern und dem Nahverkehrssystem aus. An Brücken wurden nach Polizeiangaben Straßenkontrollen eingerichtet, die Eigentümer von Parkhäusern wurden angewiesen, Ausschau nach verdächtigen Fahrzeugen zu halten.
New York reagiert in der Regel mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, wenn es in anderen Ländern zu bedenklichen Vorfällen kommt. Die Stadt war bereits 1993 und 2001 Ziel von Anschlägen und hatte danach Polizei-Vertreter in alle Brennpunkte der Welt entsandt. Der Bericht des Mitarbeiters in London stehe noch aus, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg.
Quelle: http://www.welt.de/politik/