Vollständige Version anzeigen : ROM! - Versuch einer Bilanz
Ab Sonntag, dem 8. Juli um 20.15 gibt es auf RTL II eine Serie über Rom resp. das Römische Reich. Für mich Grund, nach seiner Einschätzung zu fragen. War Rom so bedeutend, wie es immer vorausgesetzt wurde oder wird der Einfluss Roms überschätzt? War Rom v. a. eine Hochkultur oder ein Raubstaat - zuerst Oligarchie, später Militärdiktatur?
Welche Bedeutung hat Rom in der Geschichte? Mögliche Antworten:
1. "Alle Wege führen nach Rom" - ohne das römische Reich gäbe es weder eine abendländischen noch eine morgenländische (die Araber haben Rom ebenso fleißig rezipiert wie wir Europäer) Zivilisation und auch keine moderne, weltweite Zivilisation.
2. Rom ist austauschbar uns wird überschätzt - hätte es Rom nicht gegeben, wären andere Reiche gekommen, die ebenso gut oder schlecht gewesen wären.
3. Rom hat die kulturelle Vielfalt des Mittelmeerraumes und Westeuropas zerstört und die geistige Dynamik der Antike wurde in der Kaiserzeit erstickt. Nicht Germanen und Völkerwanderung, sondern Rom selbst leitete den Nieder- und Untergang der Antike ein.
Dementsprechend sind auch verschiedene Einschätzungen von Aufstieg und Fall des römischen Reiches möglich:
1. Roms Aufstieg war ein Unglück für die antike Welt, weil die Römer sie mit Krieg und Terror überzogen. Sein Untergang war die notwendige Abwicklung eines verfaulten Systems - Sklavenhaltergesellschaft.
2. Roms Untergang war eine Katastrophe, der tausend Jahre Rückschritt und Stagnation folgten.
3. Roms Untergang war kein Drama, sondern nur eine Transformation, die weitaus weniger spektakulär verlief als wir glauben.
Geronimo
29.06.2007, 01:42
Frag Koslowski. Der kann dir alles über die Römlinge erzählen. That´s it.
Geronimo
@ Beverly
Das ist die zweite Staffel (falls Du die erste noch nicht kennst, gibts inner Videokthek), zwar ein wenig soapmässig aufgemacht aber trotzdem eine sehr schöne Produktion, weil auf viele Details geachtet wurde.
Welche Bedeutung hat Rom in der Geschichte? Mögliche Antworten:
1. "Alle Wege führen nach Rom" - ohne das römische Reich gäbe es weder eine abendländischen noch eine morgenländische (die Araber haben Rom ebenso fleißig rezipiert wie wir Europäer) Zivilisation und auch keine moderne, weltweite Zivilisation.
2. Rom ist austauschbar uns wird überschätzt - hätte es Rom nicht gegeben, wären andere Reiche gekommen, die ebenso gut oder schlecht gewesen wären.
3. Rom hat die kulturelle Vielfalt des Mittelmeerraumes und Westeuropas zerstört und die geistige Dynamik der Antike wurde in der Kaiserzeit erstickt. Nicht Germanen und Völkerwanderung, sondern Rom selbst leitete den Nieder- und Untergang der Antike ein.
Dementsprechend sind auch verschiedene Einschätzungen von Aufstieg und Fall des römischen Reiches möglich:
1. Roms Aufstieg war ein Unglück für die antike Welt, weil die Römer sie mit Krieg und Terror überzogen. Sein Untergang war die notwendige Abwicklung eines verfaulten Systems - Sklavenhaltergesellschaft.
2. Roms Untergang war eine Katastrophe, der tausend Jahre Rückschritt und Stagnation folgten.
3. Roms Untergang war kein Drama, sondern nur eine Transformation, die weitaus weniger spektakulär verlief als wir glauben.
Auf Rom treffen alle obengenannten Punkte zu, Widersprüche schließen sich nicht aus,
ohne Rom wäre heute alles anders, aber deshalb nicht schlechter.
Rom hat Dynamik erstickt, und Dynamik integriert und eigenes erschaffen,
es war despotisch, menschverachtend, wegweisend, oligarchisch, demokratisch,
zerstörend, erschaffend und kreativ.
Hätte es keine imposanten Baudenkmäler hinterlassen und uns die Schrift gegeben, wäre es heute eine vergessene Kultur.
Rom wurde anno 9 zurückgeschlagen, sein Einfluß ist allerdings nicht zu übersehen. Die germanische Kultur war wesentlich reicher als die römische, es fehlen nur die alten Marmorscherben, die das Interesse der Historiker auf sich ziehen.
Ausonius
07.07.2007, 22:54
1. "Alle Wege führen nach Rom" - ohne das römische Reich gäbe es weder eine abendländischen noch eine morgenländische (die Araber haben Rom ebenso fleißig rezipiert wie wir Europäer) Zivilisation und auch keine moderne, weltweite Zivilisation.
Sehr eurozentristische Sichtweise; dabei sei zumindest noch mal an China erinnert.
2. Rom ist austauschbar uns wird überschätzt - hätte es Rom nicht gegeben, wären andere Reiche gekommen, die ebenso gut oder schlecht gewesen wären.
Glaube ich nicht. So gesehen, gab es bisher kein anderes Weltreich, das so lange und erfolgreich existierte. Das lag nicht nur, aber besonders in den Eigenschaften des römischen Staatswesens begründet.
3. Rom hat die kulturelle Vielfalt des Mittelmeerraumes und Westeuropas zerstört und die geistige Dynamik der Antike wurde in der Kaiserzeit erstickt. Nicht Germanen und Völkerwanderung, sondern Rom selbst leitete den Nieder- und Untergang der Antike ein.
Für manche Teile des Reiches könnte man das so sehen; allerdings war die Romanisierung meist (es gibt freilich auch Ausnahmen, besonders die großen Aufstände in Judäa) nicht erzwungen, sondern erfolgte mehr oder weniger freiwillig nach einigen Generationen durch die Bevölkerung. Zudem war der römische Staat offen gegenüber einheimischen Religionen und auch den Muttersprachen. Schließlich existierte die hellenistische Kultur im Osten des Reiches im Grunde fort und wurde von den Römern "adoptiert.
1. Roms Aufstieg war ein Unglück für die antike Welt, weil die Römer sie mit Krieg und Terror überzogen. Sein Untergang war die notwendige Abwicklung eines verfaulten Systems - Sklavenhaltergesellschaft.
Das wäre wiederum ein Standpunkt, der zu sehr eine moderne, durch die Aufklärung beeinflusste Perspektive einnimmt.
2. Roms Untergang war eine Katastrophe, der tausend Jahre Rückschritt und Stagnation folgten.
So würde ich das sehen. Wobei anzumerken ist, dass dieser Untergang im Osten des Reiches praktisch nicht stattfand. Und ich würde - diese enorme und unvorstellbare - Stagnationsphase nicht so lange ansetzen. Was die Innovationen betrifft, sollten die mittelalterlichen Staaten, beginnend mit dem Hochmittelalter, vor allem aber im Spätmittelalter (u.a. mit den "Erfindungen" der Banken und Universitäten in einem ebenfalls sehr lang andauernden Prozess das römische Reich ein und übertrafen es schließlich auch.
3. Roms Untergang war kein Drama, sondern nur eine Transformation, die weitaus weniger spektakulär verlief als wir glauben.
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EinDachs
08.07.2007, 13:56
Ab Sonntag, dem 8. Juli um 20.15 gibt es auf RTL II eine Serie über Rom resp. das Römische Reich. Für mich Grund, nach seiner Einschätzung zu fragen. War Rom so bedeutend, wie es immer vorausgesetzt wurde oder wird der Einfluss Roms überschätzt? War Rom v. a. eine Hochkultur oder ein Raubstaat - zuerst Oligarchie, später Militärdiktatur?
Die Serie ist mir irgendwie ein wenig zu platt.
Welche Bedeutung hat Rom in der Geschichte? Mögliche Antworten:
1. "Alle Wege führen nach Rom" - ohne das römische Reich gäbe es weder eine abendländischen noch eine morgenländische (die Araber haben Rom ebenso fleißig rezipiert wie wir Europäer) Zivilisation und auch keine moderne, weltweite Zivilisation.
Nein. Die Antwort ist nicht richtig. Es gibt doch sehr viele andere nennenswerte Zivilisationen.
2. Rom ist austauschbar uns wird überschätzt - hätte es Rom nicht gegeben, wären andere Reiche gekommen, die ebenso gut oder schlecht gewesen wären.
Auch nicht ganz. Rom hatte ja dann doch sehr viele Aus- und Spätwirkungen auf uns. Von der Renaissance
3. Rom hat die kulturelle Vielfalt des Mittelmeerraumes und Westeuropas zerstört und die geistige Dynamik der Antike wurde in der Kaiserzeit erstickt. Nicht Germanen und Völkerwanderung, sondern Rom selbst leitete den Nieder- und Untergang der Antike ein.
Rom war in sich sehr vielfältig und dynamisch. Auch wenn es zu einem gewissen Niedergang der Kultur im späten Kaisertum (vor allem auch durchs frühe Christentum bedingt) kam, würde ich Roms Kultur sehr hoch einschätzen.
Dementsprechend sind auch verschiedene Einschätzungen von Aufstieg und Fall des römischen Reiches möglich:
1. Roms Aufstieg war ein Unglück für die antike Welt, weil die Römer sie mit Krieg und Terror überzogen. Sein Untergang war die notwendige Abwicklung eines verfaulten Systems - Sklavenhaltergesellschaft.
Jein. Das wirtschaftliche System nach Rom war ja dann wieder eine Stufe primitiver. Ein Fortschritt im Sinne von Marxs dialektischen Materialismus (ich hab halt den Verdacht so war es gemeint) ist es in jedem Fall nicht.
2. Roms Untergang war eine Katastrophe, der tausend Jahre Rückschritt und Stagnation folgten.
Stimmt irgendwie. Rom war schon eine Hochkultur, deren komplexe Gesellschaftsorganisation erst sehr spät wieder erreicht wurde.
3. Roms Untergang war kein Drama, sondern nur eine Transformation, die weitaus weniger spektakulär verlief als wir glauben.
Ich denk, die Völkerwanderung war dann doch spektakulär genug.
Das mit der zweiten Staffel neheme ich zurück, kommt wohl auf Premiere. Das ist nochmal eine Wiederholung.
roxelena
08.07.2007, 21:47
Beim RTL-Fernsehen etwas für seine Weiterbildung tun halte ich für keine besonders gute Idee.
Ich empfehle dir Phönix, Arte, ZDF, ARD, Bayern Alpha, da findest immer was interessantes was dich weiterbringt
Den RTL-Sat1-PRO7-Scheiss kannst vergessen
Rom wurde anno 9 zurückgeschlagen, sein Einfluß ist allerdings nicht zu übersehen. Die germanische Kultur war wesentlich reicher als die römische, es fehlen nur die alten Marmorscherben, die das Interesse der Historiker auf sich ziehen.
Und 370 Jahre später haben germanische Stämme, während der Völkerwanderung, die "Welsche Brut" einfach überrannt.
germane germane germane germane germane germane
Beim RTL-Fernsehen etwas für seine Weiterbildung tun halte ich für keine besonders gute Idee.
Ich empfehle dir Phönix, Arte, ZDF, ARD, Bayern Alpha, da findest immer was interessantes was dich weiterbringt
Den RTL-Sat1-PRO7-Scheiss kannst vergessen
Stimmt schon was Du sagst. Ich kenne die Serie auch nur weil ich mir alle DVD´s aus der Videothek ausgeliehen habe, da ich nur die ersten 3 Programme empfange.
Aldebaran
08.07.2007, 23:09
Ab Sonntag, dem 8. Juli um 20.15 gibt es auf RTL II eine Serie über Rom resp. das Römische Reich. Für mich Grund, nach seiner Einschätzung zu fragen. War Rom so bedeutend, wie es immer vorausgesetzt wurde oder wird der Einfluss Roms überschätzt? War Rom v. a. eine Hochkultur oder ein Raubstaat - zuerst Oligarchie, später Militärdiktatur?
Welche Bedeutung hat Rom in der Geschichte? Mögliche Antworten:
1. "Alle Wege führen nach Rom" - ohne das römische Reich gäbe es weder eine abendländischen noch eine morgenländische (die Araber haben Rom ebenso fleißig rezipiert wie wir Europäer) Zivilisation und auch keine moderne, weltweite Zivilisation.
Das muss man für das Abendland so sehen, während der Orient sich doch wohl kaum wesentlich anders entwickelt hätte, da die griechische Kultur ja unabhängig vom römischen Reich existierte.
Die Christianisierung Europas ist ohne das römische Reich kaum vorstellbar. Die christliche Religion setzt eigentlich einen Staat mit Gewaltmonopol und Rechtssystem voraus. Dass es im Westen dann doch mit der Ausbreiteung klappte, hängt mit der Institutionalisierung der Kirche zusammen, die sich zunächst aber nur unter dem Schutz des spätrömischen Reiches entwickeln konnte. Als das Reich zusammenbrach (oder besser: sich auflöste), war die Kirche strak genug, um sich selbst zu erhalten.
War nun die Christianisierung Europas eine Voraussetzung für die moderne westliche Kultur?
2. Rom ist austauschbar uns wird überschätzt - hätte es Rom nicht gegeben, wären andere Reiche gekommen, die ebenso gut oder schlecht gewesen wären.
Möglich, wenn man an Karthago denkt. Ich glaube aber nicht, dass sich die Karthager bis nach Britannien und Germanien ausgebreitet hätten.
Die hellenistische Welt war in sich notorisch zerstritten und verlor gegen den Osten (Parther) an Boden. Die keltische Kultur wäre statt den Römern wahrscheinlich den Germanen unterlegen, deren staatenbildende Fähigkeit noch weit in der Zukunft lag.
Mit der begrenzten Ausnahme Karthagos sehe ich keinen Kandidaten, der ein dem Römischen ähnliches Reich hätte errichten können. Rom war schon irgendwie eine Singularität.
3. Rom hat die kulturelle Vielfalt des Mittelmeerraumes und Westeuropas zerstört und die geistige Dynamik der Antike wurde in der Kaiserzeit erstickt. Nicht Germanen und Völkerwanderung, sondern Rom selbst leitete den Nieder- und Untergang der Antike ein.
Nicht falsch, vor allem der zweite Teil.
Dementsprechend sind auch verschiedene Einschätzungen von Aufstieg und Fall des römischen Reiches möglich:
1. Roms Aufstieg war ein Unglück für die antike Welt, weil die Römer sie mit Krieg und Terror überzogen. Sein Untergang war die notwendige Abwicklung eines verfaulten Systems - Sklavenhaltergesellschaft.
2. Roms Untergang war eine Katastrophe, der tausend Jahre Rückschritt und Stagnation folgten.
3. Roms Untergang war kein Drama, sondern nur eine Transformation, die weitaus weniger spektakulär verlief als wir glauben.
3. stimme ich am ehesten zu. Übrigens hätten es die Zeitgenossen ähnlich gesehen. Die germanischen Könige galten ja gewissermaßen als "Treuhänder" des Kaisers in Konstantinopel und bekamen von dort Ehrentitel verpasst.
Es gibt auch keine Belege für katastrophale Bevölkerungsverluste in der Völkerwanderungszeit. Die größere Katastrophe scheint im 3. Jahrhundert eingetreten zu sein. Die Kirche übertstand die Zeit unbeschadet, von den Drangsalierungen durch "häretische" (=arianische) Könige mal abgesehen.
2. stimme ich nicht zu. Rom wird überschätzt. Der Oberschicht ging es glänzend, aber die Masse der Bevölkerung - vor allem auf dem Land - war im Mittelalter wahrscheinlich sogar besser dran.
1. ist schwer zu bewerten. Der zweite Teil ist deshalb problematisch, weil das spätrömische Reich eigentlich keine Sklavenhaltergesellschaft mehr wahr, sondern so etwas wie eine "protofeudale Militärdiktatur".
Ausonius
09.07.2007, 08:11
Es gibt auch keine Belege für katastrophale Bevölkerungsverluste in der Völkerwanderungszeit.
Also für das Westreich, besonders Gallien und die beiden germanischen Provinzen, aber auch Rätien, Noricum, Britannien etc. hat man die schon: in einigen Gegenden verschwanden die einst so zahlreichen Landgüter fast völlig; die Siedlungsflächen der Städte verkleinern sich und auf den Trümmern einst blühender Siedlungen wie Xanten entstanden schwer befestigte Kastelle. Ich denke, dass zunächst der für das Westreich und auch die Donauprovinzen katastrophale und von heftigen germanischen Überfällen begleitete Bürgerkrieg zwischen Constantius II und Magnentius um 350 und dann die zahlreichen Einfälle germanischer Völker und der Hunnen nach 406 für beträchtlcihe Bevölkerungsverluste sorgten.
Aldebaran
09.07.2007, 23:31
Also für das Westreich, besonders Gallien und die beiden germanischen Provinzen, aber auch Rätien, Noricum, Britannien etc. hat man die schon: in einigen Gegenden verschwanden die einst so zahlreichen Landgüter fast völlig; die Siedlungsflächen der Städte verkleinern sich und auf den Trümmern einst blühender Siedlungen wie Xanten entstanden schwer befestigte Kastelle. Ich denke, dass zunächst der für das Westreich und auch die Donauprovinzen katastrophale und von heftigen germanischen Überfällen begleitete Bürgerkrieg zwischen Constantius II und Magnentius um 350 und dann die zahlreichen Einfälle germanischer Völker und der Hunnen nach 406 für beträchtlcihe Bevölkerungsverluste sorgten.
Die Grenzgebiete sind wohl zum Teil Ausnahmen, aber vielleicht weniger wegen der Germanen als vielmehr wegen der Zwangsarbeit der Bevölkerung für die Truppen. Es sit ja bekannt, dass der Steuer- und Frondruck auf die Bevölkerung im spätrömischen Reich viele Menschen zur Flucht bewogen hat.
Die Städte sind in der Tat geschrumpft, wobei die Bischofssitze noch ganz gut abschnitten.
Es gibt aber, soviel ich weiß, keine Belege für großflächige Wiederbewaldung (Pollenanalyse!). Die Landbevölkerung in Gallien oder Spanien und selbst in England dürfte nicht katastrophal eingebrochen sein.
Es ist aber ein bisschen länger her, dass ich mich damit beschäftigt habe.
Würfelqualle
10.07.2007, 05:38
Ich fand den Serienstart von " Rom " hammergeil. Die eine Statistikerin hatte nur eine kurze Rolle. Sie musste sich hinter einem Baum bücken und wurde vergewaltigt. Reichlich Sexscenen, aber auch ein guter Blick hinter die Kulissen des römischen Senats und des einfachen Volkes. Die Römerzeit interessiert mich eh, also hab ich jetzt Sonntags immer was zu gucken.
Gruss vonne Würfelqualle
Rheinlaender
10.07.2007, 06:33
Rom wurde anno 9 zurückgeschlagen, sein Einfluß ist allerdings nicht zu übersehen. Die germanische Kultur war wesentlich reicher als die römische, es fehlen nur die alten Marmorscherben, die das Interesse der Historiker auf sich ziehen.
Klar - Dann kannst Du mir auch sicher sagen, wo denn die grossartigen antike germansichen Wasserleitungen liegen, das ausgebaute Strassennetz der Germanen, das komplexe Rechtsystem der Germanen, den germansichen Ovid kennst Du sicher auch, und wie denn der germansiche Tacitus heisst?
Die Germanen zur Bluethezeit des roemsichen Reiches waren ein Haufen unzivilisierte Barbaren, die keine Staedte hatten, kein geschriebenes Recht, keine Waehrung, keine Verwaltung - schlicht nichts was eine Hochkultur erst ermoeglicht.
Als die germansichen Staemme, namendlich die Franken, anfingen im 7. und 8. Jahrhundert soetwas wie Staaten zu gruenden blieb ihnen, in Ermangelung einer eigenen Hochkultur, nichts anderes uebrig als die Kultur und Zivilisation Roms zu addaptieren.
Klar - Dann kannst Du mir auch sicher sagen, wo denn die grossartigen antike germansichen Wasserleitungen liegen, das ausgebaute Strassennetz der Germanen, das komplexe Rechtsystem der Germanen, den germansichen Ovid kennst Du sicher auch, und wie denn der germansiche Tacitus heisst?
Die Germanen zur Bluethezeit des roemsichen Reiches waren ein Haufen unzivilisierte Barbaren, die keine Staedte hatten, kein geschriebenes Recht, keine Waehrung, keine Verwaltung - schlicht nichts was eine Hochkultur erst ermoeglicht.
Als die germansichen Staemme, namendlich die Franken, anfingen im 7. und 8. Jahrhundert soetwas wie Staaten zu gruenden blieb ihnen, in Ermangelung einer eigenen Hochkultur, nichts anderes uebrig als die Kultur und Zivilisation Roms zu addaptieren.
Also das Rechtssystem der Germanen war recht kultiviert. Nur das nichts aufgeschrieben wurde. Durch das Thing waren demokratische Volksabstimmungen möglich. Da man nicht in diesen molochartigen Städten lebte waren Prachtbauten und Wasserleitungen überflüssig.
Wenn du unsere Vorfahren als unzilivisiert bezeichnest hast du keine Ahnung von deren Lebensweise. Auch war die Sklavenhaltung bei weitem nicht derart unzivilisiert wie in Rom, von den römischen Gladiatorenkämpfen gar nicht zu reden.
Wie erklärst du dir eigentlich Funde wie die Himmelsscheibe, die, lange vor Rom, von fortschrittlicher Astronomie und Handwerkskunst zeugt?
Rheinlaender
10.07.2007, 09:45
Also das Rechtssystem der Germanen war recht kultiviert. Nur das nichts aufgeschrieben wurde.
Klar - und wo war die Rechtssicherheit? Das roemische Recht war schriftlich niedergelegt (in alter Zeit sogar in Bronzetafeln gegeossen) - bei einem mundlich ueberlieferten Recht sieht das anders aus.
Da man nicht in diesen molochartigen Städten lebte waren Prachtbauten und Wasserleitungen überflüssig.
Ohne Staedte kein Zusammenkommen unterschiedlichster Menschen, ohne solches Zusammenkommen keinen Austausch, ohne Austausch keine Entwicklung der Kultur.
Wenn du unsere Vorfahren als unzilivisiert bezeichnest hast du keine Ahnung von deren Lebensweise.
Klar wie hiess nochmal der germanische Tacitus?
Auch war die Sklavenhaltung bei weitem nicht derart unzivilisiert wie in Rom
Die meisten Sklaven wurden gut behandelt - Sklaven waren teuer und man erschlaegt nicht einfach ein hundert oder gar tausende Sesterzen.
---
Nochmal: Wenn Deine Germanen so fortschrittlich waren, warum addaptierten diese im 7. und 8. Jahrhundert die Roemischen Kultur?
Klar - und wo war die Rechtssicherheit? Das roemische Recht war schriftlich niedergelegt (in alter Zeit sogar in Bronzetafeln gegeossen) - bei einem mundlich ueberlieferten Recht sieht das anders aus.
Es gab mündlich überlieferte Regelungen. Okay es war mitunter möglich das der Volkszorn siegte. Letztendlich war es aber Empörung über die römische Rechtsprechung die den Aufstand anno 9 losbrach. So gerecht kanns also auch nicht gewesen sein.
Ohne Staedte kein Zusammenkommen unterschiedlichster Menschen, ohne solches Zusammenkommen keinen Austausch, ohne Austausch keine Entwicklung der Kultur.
Natürlich gab es Handelsbeziehungen zwischen den einzelnen Siedlungen:rolleyes:
Klar wie hiess nochmal der germanische Tacitus?
Was schreibst du immer vom "germanischen Tacitus"??? Tacitus war ein römischer Politiker der über ein Land schrieb das er wahrscheinlich nicht mal bereiste. Historisch gesehen ist seine Germanica nahezu wertlos, da sie hauptsächlichen politischen Zwecken diente.
Die meisten Sklaven wurden gut behandelt - Sklaven waren teuer und man erschlaegt nicht einfach ein hundert oder gar tausende Sesterzen.
Sie waren im römischen System vollkommen rechtlos, nicht so im germanischen.
Nochmal: Wenn Deine Germanen so fortschrittlich waren, warum addaptierten diese im 7. und 8. Jahrhundert die Roemischen Kultur?
Diese Kultur wurde von den Herrschenden aus machtpolitischen Gründen teilweise übernommen. Sie römische Schrift eignete sich besser als gemanische Runen und auf lateinisch war europaweite Verständigung möglich. Das Mittelalter ist jedoch aus römischer und der germanischer Kultur hervorgegangen.
Die Haussklaven wurden vielleicht gut behandelt. Die in den Steinbrüchen und Minen wurden wie behandelt ?
Rom existierte durch Raub, Eroberung, Versklavung und Ausbeutung der Provinzen. Diese wunderbaren Bauwerke wurden von rechtlosen Sklaven erbaut. Und all die Catos, Tacitus und wie sie auch heißen mögen, waren Kollaborateure dieses Systems, das letztendlich an seiner Dekadenz zugrunde ging.
Im übrigen waren es die Barbaren, die Rom mehr als einmal an den Abgrund gebracht haben. Und dazu hat es keine Strassen, Thermen und Wasserleitungen gebraucht. 9 v. u. Z. war das germanische Abenteuer Rom`s zu Ende.
Tacitus hat das germanische Leben beschrieben, viel negatives habe ich da nicht gelesen.
...es war 9 nach unserer Zeit
Ausonius
10.07.2007, 21:49
Sie waren im römischen System vollkommen rechtlos, nicht so im germanischen.
Immerhin gab es im römischen System die Möglichkeit der Freilassung, und viele einstige Sklaven wurden später zu römischen Bürgern. Abgesehen davon waren ausnahmslos alle damaligen Staaten und Völker Sklavenhalter, und ob des germanischen Sklaven besser ging, dafür haben wir keine Anhaltspunkte. Was wir aber wissen, ist, dass Sklaven für die Germanen ein wichtiges Handelsgut waren.
Rheinlaender
11.07.2007, 05:29
Immerhin gab es im römischen System die Möglichkeit der Freilassung, und viele einstige Sklaven wurden später zu römischen Bürgern. Abgesehen davon waren ausnahmslos alle damaligen Staaten und Völker Sklavenhalter, und ob des germanischen Sklaven besser ging, dafür haben wir keine Anhaltspunkte. Was wir aber wissen, ist, dass Sklaven für die Germanen ein wichtiges Handelsgut waren.
Sklave war im alten Rom nicht gleich Sklave. Eine Sklave der als Sekretaer eines Senators oder gar des Kaisers arbeitete hatte nicht nur eine sehr viel hoehrere Bildung und besseres Leben als der normale Roemsiche Buerger, sondern auch sehr viel mehr Macht. Dann gab es aber auch die Sklaven, die auf den Staats- und Privatguetern schufteten - als anderes Extrem. Vergleiche hinken: Aber der Vorstandssprecher der Deutschen Bank ist formal genauso ein abhaenig beschaeftigter wie die Putzfrau, dennoch haben beide ein hoechst unterschiedliches Leben.
Man darf nicht vergessen, dass viele Sklaven hochgebildet waren und als Erzieher, Sekretaere, Verwalter etc. arbeiteten. Solche Sklaven waren sehr teuer und auch ein wohlhabender Roemer ueberlebte es sich dreimal bevor er 100'000 Sesterizien (fuer "Spezialsklaven" ein gaeniger Preis) todschlug.
---
Die Idee, dass Sklaverei etwas grundsaetzlich Unmoralisches sei, findet sich vor dem 17. Jahrhundert fast ueberhaupt nicht und hat sich erst im 19. Jahrhundert allgemein durchgesetzt.
Rheinlaender
11.07.2007, 05:43
Es gab mündlich überlieferte Regelungen. Okay es war mitunter möglich das der Volkszorn siegte. Letztendlich war es aber Empörung über die römische Rechtsprechung die den Aufstand anno 9 losbrach. So gerecht kanns also auch nicht gewesen sein.
Du kannst mit "muendlicher Ueberlieferung" keine komplexe Gesellschaft organisieren. Das germanische recht war das Recht einer primitiven und baeuerischen Gesellschaft. Das Roemische Recht war das Recht einer Gesellschaft mit komplexen Handelsbeziehungen, Rechtsgeschaeften und Verwaltung.
Natürlich gab es Handelsbeziehungen zwischen den einzelnen Siedlungen:rolleyes:
Klar - es aber ein Unterschied, ob z. B. Glas in Aegypten erschmolzen wurde, in Koeln weiterverarbeitet und Nordafrika schliesslich auf den Markt gelangte oder Kuhkaff A Kaese in Kuhkaff B kauft. Der Mangel einer Waehrung und eines Geldsystems bei den Germanen zeigt wie gering die Bedeutung des Handels fuer diese Gesellschaften war. Das roemsiche System ging bis einer Buchgeldwirtschaft. Ein roemsicher Kaufmann konnte z. B. beim Protector in Alexandria (Aegypten) einen Betrag einzahlen und dieser wurde eine beis zwei Wochen spaeter anstandslos an seinen Geschaeftspartner in Eboracum (heute York, Nordengland) ausgezahlt. Dabei musste keine Muenze bewegt werden, sondern nur die Nachricht einer Gutschrift in die kaiserliche Kasse.
Was schreibst du immer vom "germanischen Tacitus"??? Tacitus war ein römischer Politiker der über ein Land schrieb das er wahrscheinlich nicht mal bereiste. Historisch gesehen ist seine Germanica nahezu wertlos, da sie hauptsächlichen politischen Zwecken diente.
OK - Wer waren denn die germansichen Geschichtsschreiber, die germanischen Dichter?
Diese Kultur wurde von den Herrschenden aus machtpolitischen Gründen teilweise übernommen. Sie römische Schrift eignete sich besser als gemanische Runen und auf lateinisch war europaweite Verständigung möglich. Das Mittelalter ist jedoch aus römischer und der germanischer Kultur hervorgegangen.
Die Kultur wurde uebernommen, weil sie fuer die Verwaltung und den Aufbau von Staaten besser geeignet war. Bis in das 7. und 8. Jahrhundert kannten die Germanen keine Staaten, keine Verwaltung, keine Gesetzgebung, keine Waehrung, etc. etc.
In dem Masse, in dem die Germanen Staaten bildeten auf den Truemmern des Roemischen Reiches benoetigten sie eine solche Struktur und was war naheliegender als die des Roemsichen Reiches zu uebernehmen?
Ausonius
11.07.2007, 06:53
Bis in das 7. und 8. Jahrhundert kannten die Germanen keine Staaten, keine Verwaltung, keine Gesetzgebung, keine Waehrung, etc. etc.
So spät setzt die germanische Staatenbildung nun auch wieder nicht ein. Die Reiche der Franken, Ost- und Westgoten, alle Ende des 5. Jahrhundert entstanden, besaßen ohne Frage eine Staatsorganisation, die sich natürlich am römischen Vorbild orientierte, verbliebene Verwaltungsstrukturen integrierte und von der Position zum untergegangenen Westreich bzw. Ostrom geprägt waren.
...es war 9 nach unserer Zeit
Danke,
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