Alevi_Playa
28.06.2007, 17:03
Christliche Scharia auf dem Vormarsch
Der Vormarsch des Kreationismus scheint immer größere Formen anzunehmen
Intelligent Design
Kreationisten glauben an Gottes Schöpfung, so wie sie in der Genesis beschrieben worden ist. Für sie ist die Evolutionstheorie Charles Darwins das größte Übel unserer Zeit. Allen Fakten und neuesten Forschungsergebnissen zum Trotz sind sie fest davon überzeugt, dass die Erde nur sechstausend Jahre alt ist. Aktuellen Umfragen zufolge glauben in England nur noch 48 Prozent der Bevölkerung an die Evolution, in Deutschland noch 61 Prozent. Auch in deutschen Schulen hat der Glaubenskrieg Eingang gefunden.
"Gott schuf die Dinosaurier am sechsten Tag, also haben sie zusammen mit den Menschen gelebt!" Dr. Lisle, ein studierter Astrophysiker, zeigt auf die Szene im Eingangsbereich des Schöpfungsmuseums, das im Frühjahr eröffnet werden soll. Ein paar motorbetriebene Puppen sieht man dort, ein Steinzeitmädchen und einige Saurier, die friedlich miteinander spielen. Der quirlige Doktor eilt weiter in einen hohen, dunklen Raum: "Das wird einmal unser Planetarium. Hier werden wir lehren, dass die Bibel recht hat. Am ersten Tag schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Planeten und Sterne schuf er am vierten Tag. Die Erde ist also drei Tage älter als die Planeten."
Diese und andre unglaubliche Dinge werden die Besucher hören, sollten sie zukünftig einmal an einer Führung durch das 25 Millionen Dollar teure neue Schöpfungsmuseum in Cinncinnati geführt werden. Man will beeindrucken - und die bleibende Botschaft hinterlassen, Evolution sei eine Lüge. Die einzige Wahrheit stünde in der Bibel - auch in wissenschaftlichen Fragen.
Kreationisten glauben an Gottes Schöpfung, so wie sie in der Genesis, dem Anfang der Bibel, beschrieben worden ist. Für sie ist die Evolutionstheorie Charles Darwins das größte Übel unserer Zeit. Allen Fakten und neuesten Forschungsergebnissen zum Trotz sind sie fest davon überzeugt, dass die Erde nur sechstausend Jahre alt ist.
Wer glaubt, Kreationismus sei ein ausschließlich amerikanisches Phänomen, der irrt, denn längst ist er auch in Europa angekommen. Im idyllischen Mittelengland fand im Sommer 2006 die größte internationale Konferenz der Schöpfungsanhänger statt. Hunderte von Menschen konnten hier vom fundamentalistischen Prediger Ken Ham hören, dass die Bibel vom allerersten Buchstaben an wortwörtlich genommen werden müsse. Die Schöpfung habe in sechs Tagen stattgefunden, Darwin habe sich geirrt. Drei Tage lang werden auf dieser Veranstaltung die "richtigen Antworten" verkündet - "Answers in Genesis".
Die Wanderprediger der Organisation verbreiten anschließend die Botschaft von der Darwin-Lüge in ganz Europa, zum Beispiel in Holland. Im beschaulichen Städtchen Hattem - Windmühle am Ortseingang, Hausboote auf der Gracht - kommen die Menschen zusammen, um sich einen Vortrag anzuhören, in dem sie erfahren, dass die Wissenschaft völlig unzuverlässig, einzig die Bibel zuverlässige Buch in Sachen Ursprung des Lebens biete. Viele junge Leute sind im Raum. Zwei junge Holländerinnen meinen nach dem Vortrag auf die Frage nach dem Erdalter: "Sechstausend Jahre - das wird doch immer gesagt, oder?"
In Deutschland ist man sogar schon weiter. Hier hat der Kreationismus bereits die Schulen erreicht. In einer hessischen Universitätsstadt wird den Kindern im Biologieunterricht einer staatlich anerkannten Privatschule beigebracht, dass ein Schöpfer die verschiedenen "Grundtypen" der Tiere erschaffen habe. 8.000 Arten - alle fanden genug Platz auf der Arche Noahs. Als ein Vater dies in den Biologieheften seiner Kinder las, ging er zur zuständigen Kultusministerium. Diese sah allerdings keinen direkten Verstoß gegen die Lehrpläne gegeben und fühlte sich darüber hinaus nicht zuständig. Enttäuscht nahmen die Eltern ihre Kinder von der Schule, um sie vor größerem Schaden zu bewahren.
An einem weiteren, öffentlichen Gymnasium der Stadt bekennt ein Biologielehrer, der die Richtigkeit der Evolution anzweifelt, dass er ein kreationistisches Lehrbuch im Unterricht verwende. Vor der Schulbehörde fürchte er sich nicht, schließlich lehre er ja auch die Evolution.
In den USA hat Gott im Biologieunterricht nichts zu suchen. Das ist per Verfassung verboten. Aus diesem Grund hat der Kreationismus vor einigen Jahren hier einen "schultauglichen", wissenschaftlichen Ableger bekommen: die so genannte "Intelligent Design"-Theorie beschäftigt sich mit den Lücken und offenen Fragen der Evolution. Deren Anhänger glauben, dass das wundersame Leben auf der Erde unmöglich aus sich selbst entstanden sein könne. Nur eine höhere Intelligenz - ein "Designer", so ihre Schlussfolgerung - könne dies alles erdacht und entworfen haben.
Mit dem "Intelligent Design" Ansatz lassen sich schnell Lösungen für Probleme finden, an denen die Evolutionstheorie an ihre Grenzen gerät, zum Beispiel bei der Frage der Entwicklung des Auges oder der komplexen Mechanik fleischfressender Pflanzen.
"Intelligent Design" gibt sich nach außen hin den Anschein einer wissenschaftlich fundierten Evolutionskritik, tatsächlich aber steckt in ihr eine religiöse Motivation, auch wenn die Befürworter dies vehement abstreiten. Sie benutzt eine Art "trojanisches Pferd", um den Schöpfer – jetzt unter dem Namen "Designer" - unbemerkt wieder in den Schulunterricht einzuschleusen. Zu diesem Ergebnis kam auch der Richter in einem spektakulären Prozess in Dover, Pennsylvania.
Dennoch hat die Pseudowissenschaft "Intelligent Design" mittlerweile großen Erfolg in den USA. Dreiviertel der US-Amerikaner sind bereits, nach einer aktuellen Umfrage, von Kreationismus oder "Intelligent Design" überzeugt.
Eine amerikanische Organisation namens Discovery Institute ist die Schaltstelle der "Intelligent Design"-Bewegung. Seit zehn Jahren bemüht man sich hier erfolgreich, das Thema in die Medien zu bringen und den Eindruck zu erzeugen, dass es einen wissenschaftlichen Streit um das Thema Evolution gebe.
Doch ein erschreckendes Detail ist den Wenigsten bekannt: Hinter der Medienaufmerksamkeit um den Disput "Gott gegen Darwin" steckt ein Plan. Dies verrät ein geheimes Strategiepapier des Discovery Institutes. Nach diesem Papier plane man die "materialistische" Wissenschaft durch eine "christliche" zu ersetzen. Man hat also nicht nur harmlose Wissenschaftskritik im Sinn, sondern plant die gezielte Vermischung von Glaube und Wissenschaft - ein Rückschritt ins Mittelalter. Damals legte die katholische Kirche fest, was gelehrt werden durfte. Das ist christlicher Fundamentalismus. Die heutige katholische Kirche hat ihre Position dazu längst gefunden: für sie sind Evolution und Glaube sehr wohl miteinander vereinbar.
Quelle (http://www.arte.tv/de/geschichte-gesellschaft/Christlicher_20Fundamentalismus/1321274.html)
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Das zur Thematik dass die Aufklärung nicht erschütterlich sei im christlichen Europa und Amerika
Der Vormarsch des Kreationismus scheint immer größere Formen anzunehmen
Intelligent Design
Kreationisten glauben an Gottes Schöpfung, so wie sie in der Genesis beschrieben worden ist. Für sie ist die Evolutionstheorie Charles Darwins das größte Übel unserer Zeit. Allen Fakten und neuesten Forschungsergebnissen zum Trotz sind sie fest davon überzeugt, dass die Erde nur sechstausend Jahre alt ist. Aktuellen Umfragen zufolge glauben in England nur noch 48 Prozent der Bevölkerung an die Evolution, in Deutschland noch 61 Prozent. Auch in deutschen Schulen hat der Glaubenskrieg Eingang gefunden.
"Gott schuf die Dinosaurier am sechsten Tag, also haben sie zusammen mit den Menschen gelebt!" Dr. Lisle, ein studierter Astrophysiker, zeigt auf die Szene im Eingangsbereich des Schöpfungsmuseums, das im Frühjahr eröffnet werden soll. Ein paar motorbetriebene Puppen sieht man dort, ein Steinzeitmädchen und einige Saurier, die friedlich miteinander spielen. Der quirlige Doktor eilt weiter in einen hohen, dunklen Raum: "Das wird einmal unser Planetarium. Hier werden wir lehren, dass die Bibel recht hat. Am ersten Tag schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Planeten und Sterne schuf er am vierten Tag. Die Erde ist also drei Tage älter als die Planeten."
Diese und andre unglaubliche Dinge werden die Besucher hören, sollten sie zukünftig einmal an einer Führung durch das 25 Millionen Dollar teure neue Schöpfungsmuseum in Cinncinnati geführt werden. Man will beeindrucken - und die bleibende Botschaft hinterlassen, Evolution sei eine Lüge. Die einzige Wahrheit stünde in der Bibel - auch in wissenschaftlichen Fragen.
Kreationisten glauben an Gottes Schöpfung, so wie sie in der Genesis, dem Anfang der Bibel, beschrieben worden ist. Für sie ist die Evolutionstheorie Charles Darwins das größte Übel unserer Zeit. Allen Fakten und neuesten Forschungsergebnissen zum Trotz sind sie fest davon überzeugt, dass die Erde nur sechstausend Jahre alt ist.
Wer glaubt, Kreationismus sei ein ausschließlich amerikanisches Phänomen, der irrt, denn längst ist er auch in Europa angekommen. Im idyllischen Mittelengland fand im Sommer 2006 die größte internationale Konferenz der Schöpfungsanhänger statt. Hunderte von Menschen konnten hier vom fundamentalistischen Prediger Ken Ham hören, dass die Bibel vom allerersten Buchstaben an wortwörtlich genommen werden müsse. Die Schöpfung habe in sechs Tagen stattgefunden, Darwin habe sich geirrt. Drei Tage lang werden auf dieser Veranstaltung die "richtigen Antworten" verkündet - "Answers in Genesis".
Die Wanderprediger der Organisation verbreiten anschließend die Botschaft von der Darwin-Lüge in ganz Europa, zum Beispiel in Holland. Im beschaulichen Städtchen Hattem - Windmühle am Ortseingang, Hausboote auf der Gracht - kommen die Menschen zusammen, um sich einen Vortrag anzuhören, in dem sie erfahren, dass die Wissenschaft völlig unzuverlässig, einzig die Bibel zuverlässige Buch in Sachen Ursprung des Lebens biete. Viele junge Leute sind im Raum. Zwei junge Holländerinnen meinen nach dem Vortrag auf die Frage nach dem Erdalter: "Sechstausend Jahre - das wird doch immer gesagt, oder?"
In Deutschland ist man sogar schon weiter. Hier hat der Kreationismus bereits die Schulen erreicht. In einer hessischen Universitätsstadt wird den Kindern im Biologieunterricht einer staatlich anerkannten Privatschule beigebracht, dass ein Schöpfer die verschiedenen "Grundtypen" der Tiere erschaffen habe. 8.000 Arten - alle fanden genug Platz auf der Arche Noahs. Als ein Vater dies in den Biologieheften seiner Kinder las, ging er zur zuständigen Kultusministerium. Diese sah allerdings keinen direkten Verstoß gegen die Lehrpläne gegeben und fühlte sich darüber hinaus nicht zuständig. Enttäuscht nahmen die Eltern ihre Kinder von der Schule, um sie vor größerem Schaden zu bewahren.
An einem weiteren, öffentlichen Gymnasium der Stadt bekennt ein Biologielehrer, der die Richtigkeit der Evolution anzweifelt, dass er ein kreationistisches Lehrbuch im Unterricht verwende. Vor der Schulbehörde fürchte er sich nicht, schließlich lehre er ja auch die Evolution.
In den USA hat Gott im Biologieunterricht nichts zu suchen. Das ist per Verfassung verboten. Aus diesem Grund hat der Kreationismus vor einigen Jahren hier einen "schultauglichen", wissenschaftlichen Ableger bekommen: die so genannte "Intelligent Design"-Theorie beschäftigt sich mit den Lücken und offenen Fragen der Evolution. Deren Anhänger glauben, dass das wundersame Leben auf der Erde unmöglich aus sich selbst entstanden sein könne. Nur eine höhere Intelligenz - ein "Designer", so ihre Schlussfolgerung - könne dies alles erdacht und entworfen haben.
Mit dem "Intelligent Design" Ansatz lassen sich schnell Lösungen für Probleme finden, an denen die Evolutionstheorie an ihre Grenzen gerät, zum Beispiel bei der Frage der Entwicklung des Auges oder der komplexen Mechanik fleischfressender Pflanzen.
"Intelligent Design" gibt sich nach außen hin den Anschein einer wissenschaftlich fundierten Evolutionskritik, tatsächlich aber steckt in ihr eine religiöse Motivation, auch wenn die Befürworter dies vehement abstreiten. Sie benutzt eine Art "trojanisches Pferd", um den Schöpfer – jetzt unter dem Namen "Designer" - unbemerkt wieder in den Schulunterricht einzuschleusen. Zu diesem Ergebnis kam auch der Richter in einem spektakulären Prozess in Dover, Pennsylvania.
Dennoch hat die Pseudowissenschaft "Intelligent Design" mittlerweile großen Erfolg in den USA. Dreiviertel der US-Amerikaner sind bereits, nach einer aktuellen Umfrage, von Kreationismus oder "Intelligent Design" überzeugt.
Eine amerikanische Organisation namens Discovery Institute ist die Schaltstelle der "Intelligent Design"-Bewegung. Seit zehn Jahren bemüht man sich hier erfolgreich, das Thema in die Medien zu bringen und den Eindruck zu erzeugen, dass es einen wissenschaftlichen Streit um das Thema Evolution gebe.
Doch ein erschreckendes Detail ist den Wenigsten bekannt: Hinter der Medienaufmerksamkeit um den Disput "Gott gegen Darwin" steckt ein Plan. Dies verrät ein geheimes Strategiepapier des Discovery Institutes. Nach diesem Papier plane man die "materialistische" Wissenschaft durch eine "christliche" zu ersetzen. Man hat also nicht nur harmlose Wissenschaftskritik im Sinn, sondern plant die gezielte Vermischung von Glaube und Wissenschaft - ein Rückschritt ins Mittelalter. Damals legte die katholische Kirche fest, was gelehrt werden durfte. Das ist christlicher Fundamentalismus. Die heutige katholische Kirche hat ihre Position dazu längst gefunden: für sie sind Evolution und Glaube sehr wohl miteinander vereinbar.
Quelle (http://www.arte.tv/de/geschichte-gesellschaft/Christlicher_20Fundamentalismus/1321274.html)
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Das zur Thematik dass die Aufklärung nicht erschütterlich sei im christlichen Europa und Amerika