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Vollständige Version anzeigen : Neoliberalismus-Debatte-Wem ist mir der neoliberalen Politik gedient??



LieblingderGötter
27.06.2007, 16:11
"Lafontaine ist glaubwürdig"


Steuern senken, Lohnnebenkosten runter: Christoph Butterwegge kann das nicht mehr hören. Der Professor für Politikwissenschaft rechnet mit klassisch neoliberalen Argumenten ab - und nennt bemerkenswerte Alternativen.

Auszüge aus dem Interview:

sueddeutsche.de: Sie waren SPD-Mitglied?

Butterwegge: Ja, ich war bereits in den frühen 70ern in der SPD. Ich habe schon vor Jahrzehnten zusammen mit Gerhard Schröder Juso-Arbeit gemacht, bin dann aber durch die Agenda 2010, die Hartz-Gesetze und die Gesundheitsreform sehr enttäuscht worden. Als 2005 auch noch die Große Koalition gebildet wurde, bin ich aus der SPD ausgetreten.

sueddeutsche.de: In Kürze erscheint Ihr Buch "Kritik des Neoliberalismus". In den politischen Diskussionen versteht jeder darunter etwas anderes. Was bedeutet "Neoliberalismus" für Sie?

Butterwegge: Anfangs war der Neoliberalismus eine Wirtschaftstheorie, die in den 30er Jahren als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise und den Keynesianismus entstanden ist. Leider hat sich aus ihr eine Ideologie entwickelt, die insgesamt mehr Markt und von den Menschen mehr Leistung fordert. Es handelt sich dabei um ein politisches Großprojekt, dass praktisch alle Gesellschaftsbereiche nach dem Vorbild des Marktes neu ordnen will. Dadurch wird unsere Gesellschaft aber zwangsläufig rauer und sozial kälter.

sueddeutsche.de: Sie schreiben, in Deutschland werde die soziale Sicherheit zunehmend zum "Standortrisiko" erklärt. Fakt aber ist: Die Kosten für soziale Sicherheit machen deutsche Produkte in Form von Lohnnebenkosten teurer. Wie wollen Sie das ändern?

Butterwegge: Die Lohnnebenkosten sind ein tolles Stichwort, weil es DAS zentrale neoliberale Mantra schlechthin darstellt. Diese Litanei singen alle etablierten Parteien seit vielen Jahren, um ihre Reformpolitik als unausweichlich und notwendig hinzustellen. Aber: Wenn die hohen Lohnnebenkosten in der Bundesrepublik der Grund für die hohe Arbeitslosigkeit wären, dann müsste umgekehrt in Mosambik eigentlich Vollbeschäftigung herrschen, weil die Lohnnebenkosten dort gleich null sind.

Die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber entscheidet also gar nicht darüber, ob eine Volkswirtschaft auf den Weltmärkten erfolgreich ist oder nicht. Dennoch haben es die Neoliberalen und Wirtschaftslobbyisten geschafft, die Lohnnebenkosten zum Fetisch zu erheben, sie in den Mittelpunkt aller Reformdebatten zu rücken und zum zentralen Druckpunkt auf den Sozialstaat zu machen.


sueddeutsche.de: Sollten die Arbeitgeber darüber hinaus stärker belastet werden?

Butterwegge: Ja. Die DAX-Unternehmen verdienen so viel Geld, dass sie mehr dazu beitragen könnten, soziale Probleme wie die Kinderarmut in den Griff zu bekommen. Gleiches gilt für die Spitzenverdiener. Die ständige Entlastung dieser beiden Gruppen stellt ein großes Problem dar.


sueddeutsche.de: Gehen wir mal von den theoretischen Konzepten weg und wenden uns konkreten Personen zu: Was halten Sie von der Politik Angela Merkels?

Butterwegge: Relativ wenig, denn ich weiß spätestens seit dem Leipziger CDU-Parteitag im Dezember 2003, wie aufgeschlossen sie neoliberalen Konzepten in der Steuer-, Sozial- und Gesundheitspolitik gegenübersteht. Wenn sie könnte, würde Frau Merkel wesentlich wirtschaftsfreundlicher agieren, als sie es in der Großen Koalition darf.


sueddeutsche.de: Ist Guido Westerwelle neoliberaler als Merkel?

Butterwegge: Naja, das Wort "neoliberal" hört er nicht gern. Westerwelle bezeichnet sich lieber als "neosozial". Dabei betreibt er unter dem Stichwort "mehr Eigenverantwortung" die Demontage des Sozialstaats. Und das ist als "neoliberal" treffend charakterisiert.


Das ganze Interview: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/338/120187/4/print.html

Eine Bilderstrecke über die Definition von verschiedenen Parteien/Verbänden was Neoliberalismus für sie bedeutet gibt es hier:

http://www.sueddeutsche.de/deutschland/bildstrecke/370/118237/p0/?img=0.0






Mit der andauernden Privatisierung von z.B der Eisenbahn bin ich nicht gerade glücklich und was sich damit verbessert haben soll weiß ich auch nicht.Die Fahrpreise für eine 3 km Strecke mit dem Zug betragen EINZELN bei uns 3,55€uro pro einfache Fahrt.Die Regionalbahnen sind ziemlich oft verschmutzt/versaut.Die Schalter hier wurden geschlossen.Die Bahnleute sind keine Beamten mehr und die Lokführer wollen jetzt z.B 30% mehr Lohn wenn nicht streiken sie und es steht ziemlich vieles dann wohl mal wieder still....

Der Strommarkt wurde liberalisiert vor 7 Jahren und wie teuer der Strom geworden ist sieht wohl jeder an seiner eigenen Rechnung.Die Konzerne fahren fette Gewinne ein,erhöhen die Preise eher vorschnell und Preissenkungen an der Leipziger Strombörse werden WENN überhaupt nur sehr zögerlich und verspätet weitergegeben...

Die Privatisierung von Krankenhäusern hat mittlerweile schon abartige Auswüchse angenommen s. hier:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,490960,00.html

"Im niederrheinischen Wegberg sind innerhalb eines Jahres über zwei Dutzend Menschen gestorben, weil Ärzte falsch, unnötig oder stümperhaft behandelt haben sollen. Der Verdacht: Der neue Chef der privatisierten Klinik habe auf Kosten der Gesundheit seiner Patienten Kasse machen wollen."

Durch die soziale Kälte wird unsere Gesellschaft leider immer verrohter und es sieht nicht so aus als ob sich da noch was ändern ließe......

Wie steht ihr dem Neoliberalismus gegenüber??

Biskra
27.06.2007, 16:26
Aber: Wenn die hohen Lohnnebenkosten in der Bundesrepublik der Grund für die hohe Arbeitslosigkeit wären, dann müsste umgekehrt in Mosambik eigentlich Vollbeschäftigung herrschen, weil die Lohnnebenkosten dort gleich null sind.


Ein Argument für den Linken Hartz4-Talkshow-Mob.

Freiherr
27.06.2007, 16:31
"Aber: Wenn die hohen Lohnnebenkosten in der Bundesrepublik der Grund für die hohe Arbeitslosigkeit wären, dann müsste umgekehrt in Mosambik eigentlich Vollbeschäftigung herrschen, weil die Lohnnebenkosten dort gleich null sind."

In Mosambik ist die Infrastruktur auch gleich null. Ebenso die Lebensverhältnisse.

Beverly
27.06.2007, 16:33
"Lafontaine ist glaubwürdig"


Steuern senken, Lohnnebenkosten runter und den Staat handlungsunfähig machen - der Dreiklang neoliberaler Politik

wtf
27.06.2007, 16:34
Wem ist mir der neoliberalen Politik gedient?

Jedem außer Faulpelzen und Schmarotzern, insbesondere aber dem sogenannten kleinen Mann.

LieblingderGötter
27.06.2007, 18:27
Wem ist mir der neoliberalen Politik gedient?

Jedem außer Faulpelzen und Schmarotzern, insbesondere aber dem sogenannten kleinen Mann.


Was ist wenn der Arbeiter nicht mehr mit dem Zug zur Arbeit kommt bzw. sich erheblich (mehrmals)verspätet weil die Bahn privatisiert wurde und die Bahnarbeiter(sofern keine Beamte) nun streiken können da sie keine Beamten mehr sind???

Amigo
27.06.2007, 19:15
Wem ist mir der neoliberalen Politik gedient?

Jedem außer Faulpelzen und Schmarotzern, insbesondere aber dem sogenannten kleinen Mann.
Die neoliberale Politik dient nur dem Kapital und schadet dem kleinen Mann!
Der kleine Mann bezahlt die Zeche!
Wenn ich schon das Wort Lohnnebenkosten höre, geht mir das Messer in der Tasche auf!
Dieses Schlagwort dient nur der Verdummung der Menschen!
Unter dem Strich bringen die Lohnnebenkosten überhaupt nichts, schaffen nicht einen einzigen Arbeitsplatz!
Aber du kannst es sowieso nicht begreifen!
Wenn ja, dann rechne mir mal des Ergebnis der Senkung der Lohnnebenkosten vor!
Aber dazu fehlt dir das Wissen und Können!

wtf
27.06.2007, 19:25
Wenn ich schon das Wort Lohnnebenkosten höre, geht mir das Messer in der Tasche auf!
Dieses Schlagwort dient nur der Verdummung der Menschen!


Absolut zutreffend. Es gibt keine Lohnnebenkosten. Es gibt Lohnkosten, fertig.

borisbaran
27.06.2007, 20:53
Neoliberlaismus ist nich zu einer ideologie verkommen, sondern zu einem linken schimpfwort für jegliche nicht-linke wirtschafts- oder sontige Politik. also ein eine inhaltsleere Sprechblase wie z.b. "sozial gerecht". und dieser satz über mosambik ist einfach nur populsimus, unterste schublade, von der ich sogar zweifel habe, ob sie die PDSED ausmachen wird...
P.S.: Ich glaube, ich sollte die Unterstützung des Neoliberlismus in meine Signatur aufnehmen, nur ma zur Provoltaion von Linken UND Rechten.
Unf hier nochma die Ziele des Neoliberlismus, frisch aus der Wikipedia (die lassen jedem Linken das Arschwasser kochen :128:)(link (http://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus#Ziele)):

der Monopol- und Kartellkontrolle,
dem sozialen Ausgleich,
der Chancengleichheit,
der Internalisierung externer Effekte
.
Und der Begriff der sozialen Marktwirtschaft, wie ihn Ludwig Erhard geprägt hatte, war auch neoliberal:]...

-jmw-
27.06.2007, 21:12
Aus der oben verlinkten Bilderstrecke:

Thea Dückert, stellv. Fraktionsvorsitzende der Grünen:
"Mit uns ist der neoliberale Nachtwächterstaat nicht zu machen."

Könnte jemand diese Dame bitte mit einem schweren scharfkantigen Gegenstand bewerfen?
"Neoliberaler Nachtwächterstaat"...
Ist ja nicht auszuhalten!

Warum dürfen eigentlich Leute, die ideengeschichtlich weniger gebildet sind als fuffzig Meter Mischwald, behaupten, sie würden mich vertreten?

*pulsvon180hat*

-jmw-
27.06.2007, 21:16
Der Neo'liberalismus' ist eines der grössten Ärgernisse für den Liberalismus, seit die klassischen Liberalen sich nicht trauten, mit de Molinari zu gehen.
Und trotzdem muss ich hier in diesem Forum und anderswo ständig die Neo-Pseudo-Liberalen verteidigen - das geht mir auf den Keks!

borisbaran
27.06.2007, 21:28
Der Neo'liberalismus' ist eines der grössten Ärgernisse für den Liberalismus, seit die klassischen Liberalen sich nicht trauten, mit de Molinari zu gehen.
Und trotzdem muss ich hier in diesem Forum und anderswo ständig die Neo-Pseudo-Liberalen verteidigen - das geht mir auf den Keks!

war dat nich so'n träumer er den staat abschaffen wollte oder die cops privatisieren wollte???

politisch Verfolgter
27.06.2007, 22:09
FDP-Fr. Dr. Hamm-Brücher vor Jahrzehnten: "Der Eigentumsbegriff des traditionellen Liberalismus ist undemokratisch."
Der des Neoliberalismus sicher noch mehr. Wobei dieser Begriff als umstritten gilt.
Liberalismus bedeutet auf jeden Fall die Abwesenheit von Zwangsarbeit.
Danach darf also niemand per Gesetz für die Bewirtschaftung fremden Eigentums zuständig erklärt werden.
Liberalismus ist ebenso die Freiheit, daß das Eigentum Anderer tabu zu sein hat, wie er die Garantie fremden Eigentums ist.
Liberal ist also, wer fremdes Eigentum garantiert und wer Zwangsarbeit unterbunden sehen will.

Skorpion968
28.06.2007, 00:42
Der Neo'liberalismus' ist eines der grössten Ärgernisse für den Liberalismus, seit die klassischen Liberalen sich nicht trauten, mit de Molinari zu gehen.
Und trotzdem muss ich hier in diesem Forum und anderswo ständig die Neo-Pseudo-Liberalen verteidigen - das geht mir auf den Keks!

Musst du ja nicht - zwingt dich doch niemand zu - ist deine freie Entscheidung! :D

politisch Verfolgter
28.06.2007, 10:13
Wer Betriebslose per Gesetz mit einem sog. "Arbeitnehmer"-Konstrukt kontaminiert sehen will, ist nicht liberal, sondern ein Grundrechtsverweigerer.

-jmw-
28.06.2007, 12:30
war dat nich so'n träumer er den staat abschaffen wollte oder die cops privatisieren wollte???
Die letzte der drei Aussagen trifft zu.

-jmw-
28.06.2007, 12:31
Musst du ja nicht - zwingt dich doch niemand zu - ist deine freie Entscheidung! :D
Es handelt sich dabei quasi um einen vom Unterbewusstsein ausgehenden strukturellen Zwang. ;) :))

politisch Verfolgter
28.06.2007, 12:38
Gesetzliche Zuweisung sog. "Löhne" ist ein Verbrechen.
Vielmehr ist die Wertschöpfung leistungsäquivalent zu erwirtschaften und leistungsgerecht zu verteilen.
Bertriebslose haben dazu für die Nutzung geeigneter betriebl. Netzwerke bezahlen zu können.
Keine öffentl. Mittel dürfen in Privatvermögen gepumpt werden.
Liberaler gehts nun aber wirklich nicht mehr.

politisch Verfolgter
28.06.2007, 12:48
Marktwirtschaft bezweckt den Nutzen der Anbieter, wozu Betriebslose keinerlei menschl. Inhaber benötigen.
Damit sind "Löhne" und Gewerkschafts-Schmarotzerunwesen eliminiert.
Die Wertschöpfung wird vielmehr leistungsäquivalent erwirtschaftet und leistungsgerecht verteilt.
User bezahlen für diesen value.

-jmw-
28.06.2007, 13:03
Was die meisten aber wohl nicht wissen, wäre Moskau nicht gewesen, hätten wir einen Neoliberalismus schon viel früher gehabt.
Den hatten wir schonmal: In den späten 50ern und frühen 60ern unter Ludwig Erhard.


Die Errungeschaften in der sozialen Marktwirtschaft wie zum Beispiel die Gewerkschaften, die 35 Stundenwoche, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, die ärztliche Gesundheitsversorgung, die Rentenversicherung
Gewerkschaften, Gesundheitsversorgung und Rentenversicherung gab es schon lange VOR der Sozialen Marktwirtschaft;
und eine 35-h-Woche hatten wir hier nie.


Es ist aber auch ein Fehler zu behaupten, die DDR sei ein rückständiger Staat gewesen, dann in der DDR wurden ganze Artikel in den Arbeitsbrigaden für den Quelle und Otto-Versand hergestellt.
Quelle und Otto sind keine Ausweise von Fortschrittlichkeit, dazu waren deren Produkte zu einfach.
Wie weit war die DDR in der Rechnerindustrie, in der Biotechnologie und Pharamazie, in den Materialwissenschaften, in der Mechatronik und im Maschinenbau?
Daran liesse sich die Rückständigkeit messen!

-jmw-
28.06.2007, 16:15
Wie bescheuert kann man eigentlich sein?

Da schnackt er erst davon, wie fortschrittlich die DDR gewesen sei, dann sagt man ihm, sie wäre in den für Fortschritt kennzeichnenden Bereichen eher rückschrittlich gewesen und was antwortet der?

Dass er Kost und Logis und n Fahrrad will.

Meine Güte!
Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der richtig aggressiv wird, wenn er solche Antworten liest.

Ich verspreche dem Forum hier und auf der Stelle, dem Kerl eine in die Fresse zu hauen, so ich ihm mal begegne!

politisch Verfolgter
28.06.2007, 16:28
Hörnse lieber auf damit, sonst erwischt Sie noch der Putzteufel ;-)