Siran
22.06.2004, 08:28
Kleingeld-Krise spitzt sich zu
In Deutschland herrscht eine sich zuspitzende Kleingeld-Krise. Während die Bundesbank die Bürger am Montag erneut dazu aufrief, ihre Cent-Stücke auszugeben, greift der Einzelhandel bereits zu ungewöhnlicheren Maßnahmen.
HB FRANKFURT/DÜSSELDORF. Weil kleine Münzen so knapp sind wie nie zuvor, hat Branchenprimus Metro Münzen im Wert von einem, zwei und fünf Cent inzwischen lastwagenweise aus Österreich importiert. „Die Bundesbank liefert uns nicht die Mengen, die wir brauchen“, sagte ein Metro-Sprecher am Montag und bestätigte damit einen Bericht des „Spiegel“, wonach Metro sich bei der Österreichischen Nationalbank mit Wechselgeld eingedeckt hat. Die Aktion ist nach Aussage von Experten bisher einmalig im deutschen Einzelhandel.
Vor zwei Wochen hatte die Bundesbank die Bürger erstmals gebeten, beim Einkauf mehr Kleingeld auszugeben. Der Einzelhandel sollte zudem auch Münzen in größeren Mengen akzeptieren. Geholfen hat das bisher offenbar wenig: „Tatsache ist, dass das Kleingeld knapp ist und die Bundesbank offenbar nicht ausreichend lieferfähig ist mit den kleinen Münzen“, sagte ein Sprecher des Einzelhandelskonzerns Rewe. Auch beim Konkurrenten Edeka ist das „das Problem bekannt, bei uns gibt es jedoch keine Engpässe“, sagte eine Sprecherin in Hamburg. Vom drittgrößten Lebensmittelhändler Aldi waren am Montag keine Angaben zu erhalten. Aldi akzeptiert lediglich Bargeld und ist damit eine Ausnahme in der Handelsbranche.
Nach Aussage einer Bundesbank-Sprecherin wird die aktuelle Lage dadurch verschärft, dass die Prägestätten auf Material warten. Die Lieferanten von Münzrohlingen kämen wegen der angespannten Lage auf dem Stahlmarkt nicht nach.
Vorwürfe aus dem Einzelhandelslager, die Bundesbank müsse ihre Hausaufgaben machen, wollte die Sprecherin nicht kommentieren. Die Bundesbank hat die Aufgabe, die Republik mit Bargeld zu versorgen. „Die Bundesbürger sollten ihre Münzen aktiv nutzen“, sagte die Sprecherin der Zentralbank. „Viele Bürger geben die Kupfermünzen nicht aus, weil sie ihnen zu schwer sind oder sie die Münzen sammeln.“
Auf Hilfe aus dem europäischen Ausland zur Überbrückung des Kleingeld-Engpasses kann die Bundesbank kaum setzen. Die Kleinmünzen seien in vielen Ländern des Eurosystems knapp, hieß es. Für die Kleingeld-Krise gibt es verschiedene Erklärungsversuche: Möglicherweise seien die Bundesbürger nicht vertraut genug mit den kleinen Münzen, die sich sehr ähnlich sähen, meinte der Rewe-Sprecher. „Das gilt für zwei und fünf Cent sowie zehn und 20 Cent.“ Um den Zahlungsvorgang an der Supermarktkasse nicht zu verzögern, werde das Kleingeld wohl von vielen Kunden eher zurückgehalten.
Ein Sprecher der Österreichischen Nationalbank sieht als Grund für eine Knappheit an Cent-Münzen leere Sparschweine, die nach der Euro-Bargeldeinführung nun wieder gefüllt würden. Dass die Metro-Aktion bei anderen Unternehmen Schule machen werde, hielt er für unwahrscheinlich. Durch den Münztransport entstünden Kosten.
Der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, sieht neben den leeren Sparschweinen auch eine Unsicherheit der Verbraucher mit dem Kleingeld als Gründe der Münzknappheit. „Im Zweifelsfall wird der Geldschein gezückt“, schilderte er die Erfahrungen der Unternehmen. Der HDE hatte die Bundesbank bereits aufgefordert, mehr Münzen prägen zu lassen.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Lebensmittelhandel, Gerd Härig, wies am Montag auf die Besonderheiten der Preisgestaltung in dem hart umkämpften Markt hin: „Im Lebensmittelhandel spielen Schwellenpreise eine erhebliche Rolle, das war immer schon so.“ Auch nach der Umstellung von Pfenning und D-Mark auf Cent und Euro gebe es zahlreiche Preise mit einer neun am Ende. Hinzu komme, dass die deutschen Verbraucher bei Lebensmitteln meist bar zahlten. EC-Karten spielten in dem Bereich eine relativ kleine Rolle.
Quelle: handelsblatt.com (http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/GoArt!200012,200040,751438/SH/0/depot/0/)
Wie sieht's bei euch aus? Hortet ihr auch Münzen daheim und zückt lieber den Schein an der Kasse?
In Deutschland herrscht eine sich zuspitzende Kleingeld-Krise. Während die Bundesbank die Bürger am Montag erneut dazu aufrief, ihre Cent-Stücke auszugeben, greift der Einzelhandel bereits zu ungewöhnlicheren Maßnahmen.
HB FRANKFURT/DÜSSELDORF. Weil kleine Münzen so knapp sind wie nie zuvor, hat Branchenprimus Metro Münzen im Wert von einem, zwei und fünf Cent inzwischen lastwagenweise aus Österreich importiert. „Die Bundesbank liefert uns nicht die Mengen, die wir brauchen“, sagte ein Metro-Sprecher am Montag und bestätigte damit einen Bericht des „Spiegel“, wonach Metro sich bei der Österreichischen Nationalbank mit Wechselgeld eingedeckt hat. Die Aktion ist nach Aussage von Experten bisher einmalig im deutschen Einzelhandel.
Vor zwei Wochen hatte die Bundesbank die Bürger erstmals gebeten, beim Einkauf mehr Kleingeld auszugeben. Der Einzelhandel sollte zudem auch Münzen in größeren Mengen akzeptieren. Geholfen hat das bisher offenbar wenig: „Tatsache ist, dass das Kleingeld knapp ist und die Bundesbank offenbar nicht ausreichend lieferfähig ist mit den kleinen Münzen“, sagte ein Sprecher des Einzelhandelskonzerns Rewe. Auch beim Konkurrenten Edeka ist das „das Problem bekannt, bei uns gibt es jedoch keine Engpässe“, sagte eine Sprecherin in Hamburg. Vom drittgrößten Lebensmittelhändler Aldi waren am Montag keine Angaben zu erhalten. Aldi akzeptiert lediglich Bargeld und ist damit eine Ausnahme in der Handelsbranche.
Nach Aussage einer Bundesbank-Sprecherin wird die aktuelle Lage dadurch verschärft, dass die Prägestätten auf Material warten. Die Lieferanten von Münzrohlingen kämen wegen der angespannten Lage auf dem Stahlmarkt nicht nach.
Vorwürfe aus dem Einzelhandelslager, die Bundesbank müsse ihre Hausaufgaben machen, wollte die Sprecherin nicht kommentieren. Die Bundesbank hat die Aufgabe, die Republik mit Bargeld zu versorgen. „Die Bundesbürger sollten ihre Münzen aktiv nutzen“, sagte die Sprecherin der Zentralbank. „Viele Bürger geben die Kupfermünzen nicht aus, weil sie ihnen zu schwer sind oder sie die Münzen sammeln.“
Auf Hilfe aus dem europäischen Ausland zur Überbrückung des Kleingeld-Engpasses kann die Bundesbank kaum setzen. Die Kleinmünzen seien in vielen Ländern des Eurosystems knapp, hieß es. Für die Kleingeld-Krise gibt es verschiedene Erklärungsversuche: Möglicherweise seien die Bundesbürger nicht vertraut genug mit den kleinen Münzen, die sich sehr ähnlich sähen, meinte der Rewe-Sprecher. „Das gilt für zwei und fünf Cent sowie zehn und 20 Cent.“ Um den Zahlungsvorgang an der Supermarktkasse nicht zu verzögern, werde das Kleingeld wohl von vielen Kunden eher zurückgehalten.
Ein Sprecher der Österreichischen Nationalbank sieht als Grund für eine Knappheit an Cent-Münzen leere Sparschweine, die nach der Euro-Bargeldeinführung nun wieder gefüllt würden. Dass die Metro-Aktion bei anderen Unternehmen Schule machen werde, hielt er für unwahrscheinlich. Durch den Münztransport entstünden Kosten.
Der Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, sieht neben den leeren Sparschweinen auch eine Unsicherheit der Verbraucher mit dem Kleingeld als Gründe der Münzknappheit. „Im Zweifelsfall wird der Geldschein gezückt“, schilderte er die Erfahrungen der Unternehmen. Der HDE hatte die Bundesbank bereits aufgefordert, mehr Münzen prägen zu lassen.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Lebensmittelhandel, Gerd Härig, wies am Montag auf die Besonderheiten der Preisgestaltung in dem hart umkämpften Markt hin: „Im Lebensmittelhandel spielen Schwellenpreise eine erhebliche Rolle, das war immer schon so.“ Auch nach der Umstellung von Pfenning und D-Mark auf Cent und Euro gebe es zahlreiche Preise mit einer neun am Ende. Hinzu komme, dass die deutschen Verbraucher bei Lebensmitteln meist bar zahlten. EC-Karten spielten in dem Bereich eine relativ kleine Rolle.
Quelle: handelsblatt.com (http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/GoArt!200012,200040,751438/SH/0/depot/0/)
Wie sieht's bei euch aus? Hortet ihr auch Münzen daheim und zückt lieber den Schein an der Kasse?