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Vollständige Version anzeigen : Programmkino



Polemi
23.06.2007, 10:15
Das Kinosterben ist kein neues Phänomen, aber eines das schon seit Jahren (und von allen bemerkt) von Statten geht. In Münster wird bspws. das Stadt New York, ein wirklich Geschichtsträchtiges Lichtspielhaus seine Pforten schließen. Mindestens das dritten, seit hier ein großes Multiplex Kino seine Pforten öffnete. Anspruchsvolle Filme und kleinere Produktionen wurden ebenso gezeigt, wie die Blockbuster in OmU- Version. Dazu eine phantastische Innenstadtlage. Das alles hat scheinbar nicht gereicht, um den Betrieb am Laufen zu halten!

Ich frage mich immer, warum ist das so? Donnerstag hab ich mit nem Freund in Münsteraner Cinema, einem kleinen Kino, dass immer wieder vorm Aus steht, die spanische Tragikkomödie "Dunkelblau fast schwarz" (oder so ähnlich) gesehen. Ein wirklich toller Film, witzig, skurril, mit überraschenden Charaktären. Dazu auch wirklich gut synchronisiert. Trotzdem wird dieser Film keine 200.000 Zuschauer in Deutschland erreichen, während die Fortsetzungen aus Hollywood in den großen Säalen Millionen Leute zu sehen bekommen.

Liegt das an den Produktionen, die einfach mehr Effekte aufbieten können und ein besseres, professionelleres Vermarktungssaytem haben, liegt es an den großes Kinos, bei denen der Bass vom T-Rex-Stampfer sämtliche Knochen erschüttert, oder aber sind die Leute einach zu faul, mal einen Film zu schauen, der nicht nut glatt und gradlienig eine Geschichte runterspult, sondern auch mal ein bisschen nachdenken und -fühlen erfordert?

Meister Lampe
23.06.2007, 13:46
In Freiburg hat sich mittlerweile eine Art Gleichgewicht eingestellt:
Es gibt das Cinemaxx, in dem die großen Blockbuster rauf und runter gespielt werden, sowie den Friedrichsbau und die Harmonie, die sich eher auf die kleinen Filmproduktionen beschränken. Das funktioniert eigentlich ganz gut, die kleinen haben ihre Nische und können so überleben.
Zwischenzeitlich gab's auch ein weiteres Multiplexkino (den UFA-Palast am Bahnhof), der musste aber wieder schliessen, zwei Großkinos können sich in einer Stadt wie Freiburg nicht halten.
Ein Kino, das schliessen musste, war das Apollo, ein Winzkino in einem Einkaufszentrum. Das Andere war das traditionsreiche Astoria, ein Relikt aus den 50er Jahren. Ziemlich verlebtes Interieur, üble Toiletten, wenig Beinfreiheit. Besonders als junger Mensch sah man immer nur die Köpfe der Vordermänner, da der große Kinosaal nur minimal nach hinten anstieg. Ich war mal mit einem Freund in einer 15.00 Uhr Vorstellung (ja, so was gab's), in der wir die einzigen Zuschauer waren.
Von daher möchte ich fast behaupten, dass die Eröffnung des Cinemaxx eine Bereicherung darstellte.

Polemi
26.06.2007, 09:25
Hmm... Nur Hollywood- Blockbuster- Jünger hier?
Schade eigentlich...

franek
27.06.2007, 11:27
Hmm... Nur Hollywood- Blockbuster- Jünger hier?
Schade eigentlich...

Nein, nicht nur.
Ich kann von Hannover berichten, das die Programmkino-Landschaft noch einigermaßen funktioniert. Während die "normalen" Filmpaläste unter der Macht der zwei Cinemaxxe nicht zu lachen haben. Viele dieser Ufa-Theater sind derweil geschlossen, existiert doch ein Programmkino-Komplex mit vier Sälen direkt hinter dem Bahnhof. Diese Existenz ist wohl aber einzig und allein dem Cinemaxx-Mogul Flebbe zu verdanken, der mit diesen Kino´s und dem Hochhaus-Kino (ebenfalls ein Programmkino) seinen Grundstein für sein Imperium gelegt hat. Desweiteren existiert noch im Stadtteil Linden das Apollo, welches mein "Stammkino" zu der Zeit war, als ich noch in Hannover-Linden lebte. Tolle Atmosphäre in einem 20er Jahre Bau, mit einfachen Klappsesseln, reellen Preisen und mit Beck´s und Hägen-Dasz im Mini-Kiosk....und natürlich mit der wiederbelebten Vorfilm-Tradition.
Wie lange insbesondere die Raschplatzkinos noch existieren können ist mir nicht bekannt, da immer wieder Vorhaben für die Umgestaltung aufflammen.

Oh, gerade lese ich, das die Raschplatzkinos wohl zum 18.7. ihren Betrieb einstellen und Dank der Zugehörigkeit zum Flebbe-Imperium mit dem Programm in eins der beiden Cinemaxxe umziehen. Sie scheinen nicht ganz verloren..

http://www.raschplatz-kino.de/index.html

http://www.hochhaus-lichtspiele.de/

http://www.apollokino.de/

Polemi
27.06.2007, 11:38
Nein, nicht nur.
Ich kann von Hannover berichten, das die Programmkino-Landschaft noch einigermaßen funktioniert. Während die "normalen" Filmpaläste unter der Macht der zwei Cinemaxxe nicht zu lachen haben. Viele dieser Ufa-Theater sind derweil geschlossen, existiert doch ein Programmkino-Komplex mit vier Sälen direkt hinter dem Bahnhof. Diese Existenz ist wohl aber einzig und allein dem Cinemaxx-Mogul Flebbe zu verdanken, der mit diesen Kino´s und dem Hochhaus-Kino (ebenfalls ein Programmkino) seinen Grundstein für sein Imperium gelegt hat. Desweiteren existiert noch im Stadtteil Linden das Apollo, welches mein "Stammkino" zu der Zeit war, als ich noch in Hannover-Linden lebte. Tolle Atmosphäre in einem 20er Jahre Bau, mit einfachen Klappsesseln, reellen Preisen und mit Beck´s und Hägen-Dasz im Mini-Kiosk....und natürlich mit der wiederbelebten Vorfilm-Tradition.
Wie lange insbesondere die Raschplatzkinos noch existieren können ist mir nicht bekannt, da immer wieder Vorhaben für die Umgestaltung aufflammen.

Oh, gerade lese ich, das die Raschplatzkinos wohl zum 18.7. ihren Betrieb einstellen und Dank der Zugehörigkeit zum Flebbe-Imperium mit dem Programm in eins der beiden Cinemaxxe umziehen. Sie scheinen nicht ganz verloren..

http://www.raschplatz-kino.de/index.html

http://www.hochhaus-lichtspiele.de/

http://www.apollokino.de/
In Hannover war ich echt Traurig, als das Palast (für die anderen: kein Programmkino) zugemacht hat. War immer eine Sahnestimmung, auch wenn die Technik nicht vom feinsten war!

MorganLeFay
27.06.2007, 11:45
Hmm... Nur Hollywood- Blockbuster- Jünger hier?
Schade eigentlich...

Ich denke, dass Hollywood-Blockbuster einfach das breitere Publikum ansprechen - teils durch die hohen Werbeetats, teils durch schlicht Marktmacht der Studios, und teils, weil sie weniger Ecken und Kanten haben und dadurch eine groessere Menge Leute ansprechen. Oder zumindest nicht abstossen, um's mal breiter zu fassen.
In einem grossen Multiplex finde ich auch einen Film zum Gucken, wenn ich eigentlich gar nciht so genau weiss, was ich eigentlich im Kino will, im Programmkino schlaegt man eher nicht die Zeit tot, sondern geht sehr geziehlt hin.

Mein Kino (schwer subventioniert) macht beides. Ist ein winziges Kino in einem Kunstzentrum, das einen Teil der Blockbuster zeigt (wenn auch oftmals nur fuer eine Woche oder sogar nur ein Wochenende), und den Rest des Programms mit europaeischen, lateinamerikanischen, asiatischen und vielen alten Filmen auffuellt. Und dann gibt's so Sachen wie "German/ Italian/ French Film Festival" oder Themenwochen.

franek
27.06.2007, 12:10
In Hannover war ich echt Traurig, als das Palast (für die anderen: kein Programmkino) zugemacht hat. War immer eine Sahnestimmung, auch wenn die Technik nicht vom feinsten war!

Ich war kein eifirger Palast- oder Thielenplatzgänger, auch die Weltspiele haben mich eher von Aussen gesehen. Die Besuche ließen sich wohl an zwei Händen abzählen, obwohl ich im Palast und auch im Hochhaus und am Raschplatz zeitweise freien Eintritt genießen durfte. Meine "Heimat" waren wirklich die Programmkinos und dann bei einigen Filmen doch das Cinemaxx in der Nicolaistrasse. Es gibt weinige "Blockbuster", die meinen Geldbeutel schmälern, da ich die schönsten Filme bislang in Programmkinos finden konnte.

Polemi
28.06.2007, 09:20
Ich denke, dass Hollywood-Blockbuster einfach das breitere Publikum ansprechen - teils durch die hohen Werbeetats, teils durch schlicht Marktmacht der Studios, und teils, weil sie weniger Ecken und Kanten haben und dadurch eine groessere Menge Leute ansprechen. Oder zumindest nicht abstossen, um's mal breiter zu fassen.
In einem grossen Multiplex finde ich auch einen Film zum Gucken, wenn ich eigentlich gar nciht so genau weiss, was ich eigentlich im Kino will, im Programmkino schlaegt man eher nicht die Zeit tot, sondern geht sehr geziehlt hin.

Mein Kino (schwer subventioniert) macht beides. Ist ein winziges Kino in einem Kunstzentrum, das einen Teil der Blockbuster zeigt (wenn auch oftmals nur fuer eine Woche oder sogar nur ein Wochenende), und den Rest des Programms mit europaeischen, lateinamerikanischen, asiatischen und vielen alten Filmen auffuellt. Und dann gibt's so Sachen wie "German/ Italian/ French Film Festival" oder Themenwochen.
Tja, wahrscheinlich ist es so wie immer: Ein bisschen was von allem spielt zusammen.
Naja, bleibt dem fleissigen Cineasten, der sich auch mal Abseits des Mainstream ein Filmchen gönnt zumindest ein gewisses elitäres Gefühl und oft gutes Kino...

MorganLeFay
28.06.2007, 10:47
Ich war gestern in La Vie en Rose. Guckt euch den an, das ist ein Befehl.

Polemi
29.06.2007, 13:33
Ich war gestern in La Vie en Rose. Guckt euch den an, das ist ein Befehl.
Jawoll mein Führer!


Also Frau Führer...

Führerin!

Jawoll meine Führerin!

John Donne
30.06.2007, 07:40
Das Kinosterben ist kein neues Phänomen, aber eines das schon seit Jahren (und von allen bemerkt) von Statten geht. In Münster wird bspws. das Stadt New York, ein wirklich Geschichtsträchtiges Lichtspielhaus seine Pforten schließen. Mindestens das dritten, seit hier ein großes Multiplex Kino seine Pforten öffnete. Anspruchsvolle Filme und kleinere Produktionen wurden ebenso gezeigt, wie die Blockbuster in OmU- Version. Dazu eine phantastische Innenstadtlage. Das alles hat scheinbar nicht gereicht, um den Betrieb am Laufen zu halten!

Ich frage mich immer, warum ist das so? Donnerstag hab ich mit nem Freund in Münsteraner Cinema, einem kleinen Kino, dass immer wieder vorm Aus steht, die spanische Tragikkomödie "Dunkelblau fast schwarz" (oder so ähnlich) gesehen. Ein wirklich toller Film, witzig, skurril, mit überraschenden Charaktären. Dazu auch wirklich gut synchronisiert. Trotzdem wird dieser Film keine 200.000 Zuschauer in Deutschland erreichen, während die Fortsetzungen aus Hollywood in den großen Säalen Millionen Leute zu sehen bekommen.

Liegt das an den Produktionen, die einfach mehr Effekte aufbieten können und ein besseres, professionelleres Vermarktungssaytem haben, liegt es an den großes Kinos, bei denen der Bass vom T-Rex-Stampfer sämtliche Knochen erschüttert, oder aber sind die Leute einach zu faul, mal einen Film zu schauen, der nicht nut glatt und gradlienig eine Geschichte runterspult, sondern auch mal ein bisschen nachdenken und -fühlen erfordert?

Als Münsteraner muß ich sagen, daß ich das Stadt New York keineswegs für geschichtsträchtig halte. Als es - ich meine es war Mitte/Ende der 80er - neu war, war das Stadt New York das technisch modernste Kino in Münster, in dem dann die Blockbuster liefen. Die jetzige von Dir richtig beschriebene programmatische Ausrichtung des Kinos ist erst in den letzten Jahren entstanden. Wie jeder Münsteraner weiß, gibt es im dortigen Kinomarkt keinerlei Konkurrenz. Alle Münsteraner Kinos sind in einer Hand. Seit das Cineplex aufgemacht hat, haben - auch das ist richtig beschrieben- diverse andere Kinos zugemacht, mir fallen spontan das Roland und das Metropolis ein. (Das Apollotheather und das dem sehr nahegelegene Fürstenberg haben ja m.E. auch etwa um die Zeit geschlossen, als das Cineplex eröffnete). Insgesamt scheint es so zu sein, daß der Großteil der Kinogänger eben Blockbuster- und Mainstreamfilme vorzieht. Daß Kunstfilme wie "Dunkelblau fast schwarz" in Deutschland keine 200.000 Zuschauer erreichen, liegt ja nicht an den Münsteraner Kinogängern allein. Daß Cinema war und ist ein gutes, anspruchsvolles Programmkino, in dem ich zahlreiche schöne Filme gesehen habe. Die Fangemeinde des Cinema ist verschworen, aber - und das ist der Punkt - wohl zu klein. Schließlich existiert mit dem Schloßtheater, daß ebenfalls durchaus anspruchsvolle Filme zeigt, direkte örtliche Konkurrenz. Der Markt für eine derartige cineastische Ausrichtung ist in Münster - und nicht nur dort - begrenzt. Das mag man zurecht bedauern, ebenso wie es bedauerlich ist, daß die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland die Bild ist. Allerdings ist diese Erkenntnis nicht neu. Und mir fällt auch kein praktikables Rezept ein, das zu ändern. Letztlich entscheidet der Kunde.

Grüße
John

Ausonius
30.06.2007, 09:32
Ich sehe die Lage für Programmkinos eigentlich gar nicht so schlecht an. Da war ich doch neulich in einem traumhaften Kino in Wiesbaden, Programmkino, aber ein riesiger Saal in Theater-Optik. Na egal - Programmkinos hatten es schon die ganze Zeit schwer, ich denke, mittlerweile gibt es genug Cineasten-Zirkel, um gut über die Runden zu kommen. Die Gefahr sehe ich eher für das mittelgroße 08/15-Kino, dass langfristig gegenüber der Seuche "Cineplex" absacken wird. Hauptfeind von Kinos sind aber eigentlich DVDs und Breitwandfernseher.

Polemi
30.06.2007, 09:38
Als Münsteraner muß ich sagen, daß ich das Stadt New York keineswegs für geschichtsträchtig halte. Als es - ich meine es war Mitte/Ende der 80er - neu war, war das Stadt New York das technisch modernste Kino in Münster, in dem dann die Blockbuster liefen. Die jetzige von Dir richtig beschriebene programmatische Ausrichtung des Kinos ist erst in den letzten Jahren entstanden. Wie jeder Münsteraner weiß, gibt es im dortigen Kinomarkt keinerlei Konkurrenz. Alle Münsteraner Kinos sind in einer Hand. Seit das Cineplex aufgemacht hat, haben - auch das ist richtig beschrieben- diverse andere Kinos zugemacht, mir fallen spontan das Roland und das Metropolis ein. (Das Apollotheather und das dem sehr nahegelegene Fürstenberg haben ja m.E. auch etwa um die Zeit geschlossen, als das Cineplex eröffnete). Insgesamt scheint es so zu sein, daß der Großteil der Kinogänger eben Blockbuster- und Mainstreamfilme vorzieht. Daß Kunstfilme wie "Dunkelblau fast schwarz" in Deutschland keine 200.000 Zuschauer erreichen, liegt ja nicht an den Münsteraner Kinogängern allein. Daß Cinema war und ist ein gutes, anspruchsvolles Programmkino, in dem ich zahlreiche schöne Filme gesehen habe. Die Fangemeinde des Cinema ist verschworen, aber - und das ist der Punkt - wohl zu klein. Schließlich existiert mit dem Schloßtheater, daß ebenfalls durchaus anspruchsvolle Filme zeigt, direkte örtliche Konkurrenz. Der Markt für eine derartige cineastische Ausrichtung ist in Münster - und nicht nur dort - begrenzt. Das mag man zurecht bedauern, ebenso wie es bedauerlich ist, daß die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland die Bild ist. Allerdings ist diese Erkenntnis nicht neu. Und mir fällt auch kein praktikables Rezept ein, das zu ändern. Letztlich entscheidet der Kunde.

Grüße
John
Ob letztendlich nur der Kunde entscheidet, weiß ich nicht. Würden manche Filme einfach anders vermarktet hätten sie wohl weitaus mehr Zuschauerzuspruch (was diesen Filmen durchaus zu wünschen wäre). Also liegts nicht nur am Kunden, sondern sicher auch am Etat.

Was die Geschichtsträchtigkeit anging, bezog ich mich auf folgenden Beitrag:
http://www.mehrfilm.de/?m=4&id_special=43

Zitat:"Mit der Schließung des Kinos „Stadt New York“ wird sich dennoch die Kinolandschaft verändern. Mit der Schließung geht ein Kino mit einer großen und traurigen historischen Geschichte verloren. Der Name entstammt noch einem alten Hotel gleichen Namens, das früher an dieser Stelle zu finden war. Im 2.Weltkrieg von der NSDAP zu Propaganda-Zwecken missbraucht, wurde dort regelmäßig die „Wochenschau“ aufgeführt. Damals unter dem Namen „Schauburg“ bekannt, konnte man in den 50ern mit Uraufführungen mit Filmen vom großen Hans Albers aufwarten."