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Vollständige Version anzeigen : Afghanistan: Endsieg droht



Mcp
09.06.2007, 00:52
Ein erstaunliches Interview mit einem Soldaten der kürzlich aus Afghanistan zurückkehrte veröffentlichte die Junge Freiheit in ihrer letzten Ausgabe. Bei aller gebotenen Vorsicht, der Soldat bleibt anonym, vermittelt der Text doch recht interessante Einblicke in den Einsatz. Hier einige Auszüge:

„Bis zum demokratischen Endsieg“

„Die Bundesregierung ignoriert die Realität. Der Einsatz wird der Öffentlichkeit falsch dargestellt. Die Deutschen bekommen fast ausschließlich harmlose Bilder von der Lage ihrer Soldaten geliefert.“ Er selbst hat Angriffe auf deutsche Soldaten und die Hilflosigkeit der Führung miterlebt. Dabei gehört Fallschirmjäger Meier zu den wenigen ausgewählten Soldaten, die Faisabad überhaupt verlassen durften, um im Hinterland auf Patrouille zu gehen. Unter der Bedingung der Wahrung seiner Identität ist der aktive Soldat bereit, hier ungeschminkt über seine Eindrücke zu berichten. Truppenausweis, Marschbefehl und eine Fotodokumentation liegen der Redaktion vor.

Herr Meier*, Sie haben als Fallschirmjäger in Afghanistan mehrfach Angriffe auf deutsche Soldaten der Internationalen Schutztruppe (Isaf) miterlebt.
Meier: Ja, häufig lag unser Lager unter Granatbeschuß. Und am 26. Dezember wurde eine unserer Patrouillen, der ich aber nicht zugeteilt war, in ein Feuergefecht verwickelt.

Was ist passiert?
Meier: Eine unserer Patrouillen wurde sieben Kilometer südöstlich von Faisabad in Darrah-i-Jãni zunächst mit Steinen beworfen. Ein plötzlicher Feuerüberfall zwang schließlich dazu, einen Feuerkampf zu führen. Ein Passant wurde von einer Kugel der Angreifer getötet, es hätten auch Kameraden fallen können. Zum Glück sind alle mit heiler Haut davongekommen. Ich habe später die Einschußlöcher an den Fahrzeugen gesehen, es hätte wirklich auch schlechter ausgehen können.

Eine ernste Sache, aber was ärgert Sie daran?
Meier: Daß ich von dieser Realität in Afghanistan hierzulande in Politik und Medien praktisch nichts höre und sehe. Der Einsatz wird der deutschen Öffentlichkeit weitgehend falsch dargestellt. Die Deutschen bekommen fast ausschließlich harmlose Bilder von der Lage ihrer Soldaten in Afghanistan geliefert.

Inwiefern?
Meier: Bekanntlich informiert der deutsche Botschafter in Kabul, Hans-Ulrich Seidt, die Bundesregierung regelmäßig über die wahre Lage im Land: Man weiß also Bescheid! Zuletzt warnte Seidt sogar öffentlich, die Situation in Afghanistan könnte innerhalb der nächsten 18 Monate vollständig außer Kontrolle geraten. Bundesregierung und Verteidigungsministerium ignorieren das und geben weiterhin die Parole aus: Bloß nicht beirren lassen! Die Stimmung ist gut! Durchhalten bis zum demokratischen „Endsieg“.

Sorgen die Medien nicht für die notwendige Korrektur dieses offiziösen Lagebildes?
Meier: Das Problem ist, daß die Medien über die wirkliche Lage in Afghanistan nicht im Bilde sind. Bis zu uns nach Faisabad hat es zumindest während meiner Dienstzeit dort kein Journalist geschafft, obgleich zweimal ein Besuch angekündigt war. Faisabad liegt zu abgelegen und kann von der Bundeswehr nur per Hubschrauber erreicht werden. Bei schlechtem Wetter waren wir machmal tagelang abgeschnitten. Allerdings sollte man dann wenigstens auf diejenigen hören, die, wie ich inzwischen bestätigen kann, die Lage kennen, wie zum Beispiel Peter Scholl-Latour. In der „Sabine Christiansen“-Runde nach dem Anschlag von Kundus war er der einzige, der wußte, wovon er redet – aber leider ließ man ihn kaum zu Wort kommen.

Ihre Vorwürfe richten sich aber auch an die Adresse der Truppe.
Meier: Uns hat geärgert, daß unsere Kommandeure nicht alles unternommen haben, um die Truppe optimal zu schützen.

Inwiefern?
Meier: Nach dem Feuerüberfall vom 26. Dezember wurde zum Beispiel befohlen, Maschinengewehre und Lafetten unserer Patrouillenfahrzeuge abzurüsten.

Abzurüsten?
Meier: Die Lehre, die unsere Kommandeure aus dem Angriff auf uns zogen, war offenbar: Wir waren zu aggressiv. Die Konsequenz hieß: Bloß niemanden provozieren. – Man fragt sich natürlich, soll das bedeuten, daß wir selbst schuld an dem Überfall auf uns waren?

Wie reagieren die Soldaten darauf?
Meier: Frustriert. Beinahe regelmäßig wurde unser Lager mit Granaten und RPG7-Panzerfäusten beschossen. Einmal gelang es einem Posten, die Angreifer mit einem Nachtsichtgerät zweifelsfrei zu lokalisieren: Sie lagen auf einem kahlen, unbewohnten Hügel. Die Feuerstellung meldete: „Feind erkannt!“ Und bat um Erlaubnis zur Feuer¬erwiderung mit der Granatmaschinenwaffe. – Antwort: Erlaubnis verweigert!

Warum?
Meier: Gute Frage! Was würden Sie als Angreifer über Soldaten denken, die Sie ständig beschießen und die nicht wagen, zurückzufeuern?

Wie haben Ihre Kameraden gedacht?
Meier: Als wir von den Befehl hörten, das Feuer nicht zu erwidern, haben alle spontan nur bitter gelacht. Wir konnten es kaum fassen und fragten uns: „Was kommt als nächstes?“


Haben Sie die Vorgesetzen später nicht darauf angesprochen?
Meier: Natürlich haben wir das. Unsere direkten Vorgesetzen hatten aber selbst keinen Einfluß. Das Problem ist, daß den höheren Rängen am wichtigsten ist, vor ihrem Dienstherren gut dazustehen, die Sorge um die einfachen Landser kommt erst an zweiter Stelle.

Ein schwerwiegender Vorwurf.
Meier: Uns wurde während unserer Einsatzausbildung in Magdeburg vieles beigebracht, was in Afghanistan gar nicht anwendbar ist. Wir mußten zu unserer Verwunderung feststellen, daß die Ausbildungsinhalte auf Dienstvorschriften und oftmals nicht auf praktischen Erfahrungen beruhen. Wir waren auch erstaunt, daß wir von Leuten ausgebildet wurden, die zum Teil selbst nie im Auslandseinsatz gewesen sind – ich hatte mir immer vorgestellt, daß da vor allem Veteranen am Werk wären. Tatsache ist, daß die Stabsoffiziere in Faisabad den Bundeswehr-TÜV mehr fürchten als die Taliban. Soll heißen, sie haben mehr Angst davor, gegen untaugliche Dienstvorschriften – bei uns bald nur noch bitter „Friedensscheiße“ genannt – zu verstoßen als davor, einsatzuntaugliche Maßnahmen zu befehlen. – Klar, denn sie möchten es alle in der Bundeswehr noch zu etwas bringen. Deren Monate in Afghanistan gehen vorbei, und in der Zeit wollen sie sich nicht dauerhaft „oben“ unbeliebt machen. Deshalb führen sie lieber gemäß den Wünschen des Verteidigungsministeriums, sprich der Politik, als gemäß der Erfordernissen der Realität.

Zur Bundeswehr-Ausbildung für Auslandseinsätze gehört offiziell auch zu lernen, manchmal nicht zurückzuschießen. Hätten Sie die Angreifer getötet, hätte sich die Lage vielleicht erst recht verschärft.
Meier: Mag sein, aber wie lange will man deeskalieren? Bis der Deeskalation die ersten deutschen Soldaten zum Opfer fallen? Außerdem berücksichtigen Sie nicht, daß man nicht nur die Selbstachtung verliert, sondern auch die Achtung der Afghanen. In Afghanistan gilt nur der etwas, der in der Lage ist, sich zu verteidigen. Wer das nicht tut, gilt nicht als friedfertig, sondern als schwach – und wer schwach ist, gilt überhaupt nichts. Wir sind auf unseren Patrouillen an ehemaligen Schulen vorbeigefahren, die von Isaf finanziert und gebaut und vermutlich von Taliban wieder zerstört wurden. Ein Deutscher würde folgern: Isaf gut, Taliban schlecht. Ein Afghane folgert: Isaf schwach, Taliban stark! – Das liegt nicht daran, daß wir Deutsche gut und edel, die Afghanen brutal und primitiv wären, sondern daran, daß wir seit 1945 im Frieden und die Afghanen seit 1978 im Krieg leben. Dort zählt nicht – wie hier –, wer meint es ehrlich, sondern allein: Wer hat die Macht? Denn die Antwort auf diese Frage ist die Voraussetzung für das eigene Überleben!

Es erscheint erstaunlich, daß es bei all den Angriffen auf das Lager Faisabad, von denen Sie berichten, bisher keine Toten gegeben hat.
Meier: Das hat uns ehrlich gesagt auch erstaunt. Dazu muß man wissen, daß es in Faisabad, wie überall in Afghanistan, einen lokalen Machthaber gibt, der alles kontrolliert und ohne den nichts geht. In Faisabad ist das Nasir Mohamed. Außer den Isaf-Soldaten wird unser Lager auch noch durch afghanische Sicherheitskräfte bewacht, die Nasir Mohamed einstellt, vermittelt und an denen er auch verdient. Vor dem besagten Angriff hatte er angeboten, einen zusätzlichen Posten auf ebenjenem Hügel einzurichten, wofür Isaf vier weitere Wachmänner hätten bezahlen müssen. Das wurde von unserer Lagerleitung zunächst abgelehnt. Doch ein paar Tage nach dem Beschuß wurden die zusätzlichen vier Mann bewilligt und auf dem Hügel stationiert. Sie verstehen?

Die Bundeswehr hat sich mit einem bestellten Angriff erpressen lassen?
Meier: Was will man erwarten? Als uns einmal ein Funkgerät gestohlen wurde – wir werden oft beklaut –, wir aber sogar ein Foto des Täters hatten, wurde der nicht etwa bestraft, sondern die Kommandantur im Lager bot ihm fünfzig Dollar – das sind dort zwei Monatsgehälter – für die freiwillige Rückgabe.

Das ganze Interview können Sie in der Online Angabe der Jungen Freiheit (http://www.junge-freiheit.de/) lesen.
Quelle: © JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. 24/07 08. Juni 2007

Biskra
09.06.2007, 01:04
Ein interessantes Interview, auch wenn der Typ ganz schön rumheult. Ein Beschuss wo keiner verletzt wurde und der redet vom Untergang. :))

carlson.vom.dach
09.06.2007, 01:19
Frustrierte Soldaten im Ausland sind mir ebenfalls bekannt.Ich war ich meiner BW Zeit bei den Spezialpionieren - deren einzige Aufgabe besteht darin den Lagerbetrieb aufrecht zu erhalten, Wasser/Strom/Aufbau uswusw.
Ich hab mit vielen Leuten gesprochen die mehrfach im Ausland waren und das Bild entspricht dem des Fallschirmjaegers. Zwar kommen diese Pioniere fuer gewoehnlich nicht aus den Basen wie Kampftruppen aber die Soldaten fuehlen sich ziemlich alleingelassen. Der hochgelobten Basis in Masat-al-Sarif z.b die fuer 120millionen Euro gebaut wurde fehlt Material an allen ecken.
Wie ueblich wird auf sparflamme Material beliefert, was oftmals nur einen Bruchteil der benoetigten Menge darstellt. Vielleicht sollten 2-3 SChulen weniger aufgebaut werden und die eigenen Soldaten besser geschuetzt werden.

es gibt noch ganz andere Storys aus diesem Land...

Narn Resistance
09.06.2007, 01:31
Ein interessantes Interview, auch wenn der Typ ganz schön rumheult. Ein Beschuss wo keiner verletzt wurde und der redet vom Untergang. :))



Also ganz ehrlich. In dieser Situation wäre ich innerlich gestorben. Krieg ist für die direkt betroffenen immer eine Katastrophe, die sie ihr leben lang verfolgen wird. Außer US-Soldaten. Die sind auf Drogen. So genannte Go-Pills. Ich möchte nicht mit diesen Soldaten tauschen.

Bundeswehr raus aus Afghanistan

PS: Ich bin gewiß KEIN Freund der JF. Never.

Biskra
09.06.2007, 14:58
Frustrierte Soldaten im Ausland sind mir ebenfalls bekannt.[...]
es gibt noch ganz andere Storys aus diesem Land...

Ja, lustige Sharadespielchen mit Schädeln, aber wie dem auch sei, der Einsatz ist halt wohl im Endeffekt für die Katz und das merken die Soldaten die vor Ort sind wahrscheinlich täglich.

Mauser98K
09.06.2007, 15:05
Ich habe diesen Bericht in der JF ebenfalls gelesen.
In der vorherigen Ausgabe der JF stand ein Interview mit Peter Scholl-Latour, der nochmals betonte, daß dieser Krieg nicht gewinnbar ist.

Deshalb sollten unsere Truppen schnellstmöglich da raus geholt werden.

Cicero1
09.06.2007, 15:27
Ich habe diesen Bericht in der JF ebenfalls gelesen.
In der vorherigen Ausgabe der JF stand ein Interview mit Peter Scholl-Latour, der nochmals betonte, daß dieser Krieg nicht gewinnbar ist.

Deshalb sollten unsere Truppen schnellstmöglich da raus geholt werden.

Peter Scholl-Latour hatte auch mit seinen Prognosen vor dem Irak-Krieg Recht behalten. Der sagt immer frei seine Meinung, anders als viele der gleichgeschalteten Journalisten.

Mauser98K
09.06.2007, 15:35
Peter Scholl-Latour hatte auch mit seinen Prognosen vor dem Irak-Krieg Recht behalten. Der sagt immer frei seine Meinung, anders als viele der gleichgeschalteten Journalisten.

Deshalb lese ich ihn ja so gerne.

navy
09.06.2007, 19:15
Die Deutschen Soldaten werden mit einem Nonsens Einsatz verheizt und Afghanistan ist längst verloren, wie Janes www.janes.com in einem Report in 2002 feststellte.

Irrtum! die Medien sind im Bilde, aber Spiegel und Bild bringen halt lieber die Propaganda des CIA und seiner vasallen Deutschen Regierung.

siehe identisch in meiner Signatur, über die Zustände im Kosovo. Es wird nur noch gelogen, gefälscht usw.. von den Deutschen Politischen Strukturen. Deutschland braucht eine Revolution, was die sogenannten Politiker hinwegfegt.

david22
09.06.2007, 19:54
Also ganz ehrlich. In dieser Situation wäre ich innerlich gestorben. Krieg ist für die direkt betroffenen immer eine Katastrophe, die sie ihr leben lang verfolgen wird. Außer US-Soldaten. Die sind auf Drogen. So genannte Go-Pills. Ich möchte nicht mit diesen Soldaten tauschen.

Bundeswehr raus aus Afghanistan

PS: Ich bin gewiß KEIN Freund der JF. Never.

die amerikanischehosenscheisser muss man erst betäuben bevor man sie ind den krieg schickt.
was sind denn das für männer.

Iblis
09.06.2007, 20:15
Ich finde das Interview auch sehr lesenswert. Gut das du es gepostet hast MCP.

Achsel-des-Bloeden
09.06.2007, 20:31
...
Deshalb sollten unsere Truppen schnellstmöglich da raus geholt werden.
Richtig.
Das aller Gröbste wurde von den US- Amerikanern erledigt.
So etwas wie sehr grobe Stabilität durch die NATO- Truppen geschaffen.

Nun wären die Truppen/ Entwicklungshelfer der friedfertigen mohammedanischen Staaten dran, Afghanistan in einen modernen islamischen Staat (des "echten" Islam"!) zu verwandeln!