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Vollständige Version anzeigen : Wieso, weshalb, warum - über die Hintergründe der Rußlandkritik



Stechlin
25.05.2007, 20:31
Klartext von Putin


Der russische Präsident Wladimir Putin beendete vor kurzem seine Besuche in der Republik Österreich und in Luxemburg. Auf letzterer Station gab der Präsident am 24. Mai 2007 eine Pressekonferenz, auf der er sich offen zur westlichen Kritik bezüglich der Demokratiedefizite in Rußland äußerte.

"Wir werden oft kritisiert, insbesondere in letzter Zeit. (...) Einer der Beweggründe für diese Kritik ist der Wunsch, jene Kräfte in Russland zu unterstützen, die der Westen für prowestlich hält." Eine altbekannte Methode, die Demokratiefrage zur Geisel westlicher Interessen zu machen. An vielen Beispielen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, wird diese These mit Leben erfüllt. Nie hatte der Westen Probleme, offen mit rassistischen, dikatorischen Regimen freundschaftlich zusammenzuarbeiten, ohne auch nur den Hauch einer Kritik an den inneren gesellschaftlichen Zuständen zu üben. Als Beispiele seien hier das Pinochet-Chile, Südafrika (während der Apartheit) oder aktuell Pakistan und Kolumbien genannt. Nur beim Thema Rußland scheinen andere Maßstäbe zu gelten; zumal die Kritik des Westens in Richtung Rußland eher auf die Kritiker selbst zutreffen würden - siehe den Umgang Deutschlands mit G8-Gipfelgegnern oder den Umgang mit dem Demonstrationsrecht (http://video.google.com/videoplay?docid=-1808074637702017317&hl=de). Wladimir Putin hat auf dem EU-Gipfel in Samara in Richtung Angela Merkel in eindeutiger Form darauf hingewiesen - woran man übrigens auch erkennen kann, wie gut der Mann sich informiert, bevor er sich zur Sachlage äußert. Eine Eigenschaft, die man sich von so manch anderem Politiker hierzulande wünschte.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Auf der Pressekonferenz in Luxemburg äußerte sich der Präsident weiterhin zu den eigentlichen Intentionen, die hinter der westlichen Kritik gegenüber Rußland stecken: "Das zweite Ziel ist es, Russland nachgiebiger zu machen, und zwar in den Fragen, die weder mit Demokratie noch mit Menschenrechten etwas zu tun haben: Raketenabwehr, Abrüstung und Kosovo." Wer wolle das bestreiten, der sich im Politikbetrieb der großen Bühnen dieser Welt ein wenig auszukennen scheint?
Faktum ist nun einmal, daß es Rußland nach dem Zerfall der Sowjetunion und den lethargischen Jahren der Jelzinära gelungen ist, sein einstiges Militärpotenzial wiederherzustellen und teilweise sogar auszubauen - wenn ich da beispielsweise an die Entwicklung solcher Waffensysteme wie "Topol-M" oder "Bulawa" erinnern darf.
Auch das Verhältnis des BIP zu den Auslandsschulden in Rußland sei besser als in West-und Mitteleuropa, wie Putin in Luxemburg betonte. Rußland verfügt über die weltweit drittgrößten Gold- und Devisenreserven; die Wirtschaft wächst jährlich um 6,9%. Von daher verfügt der Westen eben über immer weniger Instrumente und Möglichkeiten, auf die russische Globalpolitik Einfluß zu nehmen, so, wie es noch in den dunklen Jahren der Jelzinära der Fall war. "Nach meiner Meinung", so Putin, "ist die gegenseitige Respektierung von Interessen die beste Gesprächsweise mit Rußland." Wie gesagt - gegenseitige Respektierung.

Putin räumte ein, daß es durchaus in der Russischen Förderation noch viele Probleme zu lösen gilt. Doch das braucht eben Zeit. Der Untergang der Sowjetunion, welcher nicht einfach eine territoriale Angelegenheit, sondern auch mentale, ökonomische und gesellschaftliche Konsequenzen zu Lasten aller GUS-Länder zur Folge hatte, die Krise im Kaukasus, die nun weiß Gott nicht Putin zu verantworten hatte (siehe dazu auch meinen Aufsatz zur Tschetschenienproblematik: http://www.politikforen.de/showpost.php?p=1281630&postcount=41) und eben die extreme Verarmung der russischen Bevölkerung im Zuge des jelzinschen Ausverkaufs des Landes an eine handvoll Oligarchen sind gesellschaftliche Verwerfungen, deren Beseitigung Zeit beansprucht. Über Nacht ist eine demokratische Gesellschaft nicht zu errichten - wann und wo hat es das schon gegeben? "Wir brauchen Zeit, um demokratische Institute zu festigen. Wir brauchen Zeit für die Herrausbildung einer Mittelklasse, die die Stütze der Demokratieinstitute ist. Wir bewegen uns in diese Richtung. Daran gibt es keinen Zweifel.", so Putin vor Journalisten in Luxemburg.

Der Westen, der so begierig nach einer "Demokratisierung" Rußlands aus ist, tut schlecht daran, diesen Prozeß laufend zu torpedieren, indem er Kräfte in Rußland offen und auch verdeckt massiv unterstützt, die sich zum willigen Lakaien fremder Interessen, sprich ökonomischer, machen wollen, zumal die Einmischung in die inneren Angelegenheiten mittels Trojanischer Pferde, auch NGOs genannt, nicht gerade demokratiefördernd ist und ein schlechtes Beispiel in der Bevölkerung hinterläßt - Herr Juschtschenko läßt grüßen.
Mag ein Herr Kasparow noch so beseelt sein von seiner Mission, aber eine reale und breite Basis hat er in der russischen Bevölkerung nicht. Um der Demokratie Willen sollte das der Westen endlich zur Kenntnis nehmen. Ich denke, das war es, was uns Wladimir Wladimirowitsch Putin in Luxemburg für alle hörbar sagen wollte.

Wieso, weshalb, warum - wer nicht fragt, bleibt dumm.


http://www.oe24.at/zeitung/multimedia/archive/00091/kasparow_epa_91967e.jpg

Lakai des Westens, oder ein würdiger Vertreter der russischen Demokratie? Die Symbole geben eine klare Antwort darauf.

Vril
25.05.2007, 20:34
Gähn .... :zzz:

Sheharazade
26.05.2007, 09:51
Seit Petar dem Großen, ist Putin das Beste was für Russland passieren konnte. Bleibt nur zu hoffen das sein Nachfolger die politsche Linie kontinuirlich weiterverfolgt.