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Vollständige Version anzeigen : Hetze und Belehrungen Richtung Russland als Volkssport



Teamchef
24.05.2007, 18:36
http://www.welt.de/multimedia/archive/00250/samara_finger_DW_Po_250463g.jpg

Im letzten Jahr war eine Verschärfung der medialen Attacken gegen Russland nicht zu übersehen. Es ist schwer, ihren Anfang an einem konkreten Ereignis festzumachen. Vielmehr ist es wohl der Ausdruck der endgültig eingetretenen Desillusionierung amerikanischer Eliten, dass Russland doch noch als willfähriger Befehlsempfänger á la Polen zu gewinnen wäre. Die Hoffnungen darauf wollten seit der schmackhaften Jelzin-Zeit nicht so richtig vergehen. Russland wagt den Eigensinn und das reizt. Und wenn die Hetze in den USA anzieht, tut sie dies automatisch in den deutschen Springer-Medien, deren transatlantische Orientierung im Unternehmensstatut verankert ist, sowie in allen anderen Medien, die von ihnen abschreiben.

In den letzten Wochen gab es besonders viel Anlass für Putin und Russland, in die westlichen Schlagzeilen zu kommen. Da wäre der Austritt aus dem KSE-Vertrag, die Märsche Kasparows, die Ereignisse in Estland, der Streit um die Raketenabwehr, der EU-Russland-Gipfel (http://clausewitz2.blogspot.com/2007/05/gipfel-eiszeit.html) und der Besuch Putins in Österreich. Die meisten Medien beziehen eindeutig anti-russische Positionen und fordern vor allem bei Treffen der westlichen Politiker mit Putin lautstark "deutliche Worte" und Einigkeit gegen die russische "Diktatur". Und die Politiker müssen sich oft genug dem Druck und der Stimmungsmache beugen.

Die Pauschalkritik an Putin ist zu einem eigenen medialen Genre geworden. Man versteht sie mittlerweile als etwas selbstverständliches und obligatorisches, sie gehört dazu, wie Butter in den Brei. Putins Verdienste als Politiker, gesunde Gewichtungen? Nicht doch, unzweckmäßig. Ohne die dominierenden oberlehrerhaften Floskeln ist die Putin-Berichterstattung undenkbar. Und notfalls saugt man etwas aus dem Finger, wie zum Beispiel Reportagen über den längst abgeklungenen Tschetschenien-Krieg, die das österreichische Fernsehen ORF unbedingt vor dem Putin Besuch ausstrahlen wollte. In Deutschland tun sich vor allem erzkonservative transatlantische CDU-Schnösel (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,483696,00.html) mit Kritik (http://www.ad-hoc-news.de/Politik-News/de/11583645/CDU-Politiker-kritisieren-Au%C3%9Fenministerium)an jedweder Annäherung mit Russland hervor. Nur selten kriegt man in der gleichgeschalteten Meinungslandschaft zur Abwechslung auch mal vernünftige Stimmen (http://www.diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/306022/index.do?direct=306033&_vl_backlink=/home/index.do&selChannel=103)zu hören.

Die sonst profillosen Politiker wie Angela Merkel nutzen die Chance, sich billige Popularität zu sichern, indem sie den hysterischen Medienchor mit harten Worten zu Gast bei Putin befriedigen, was dann als "gute Außenpolitik" gilt. Sie können selbständig denkende Beobachter jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, wie wenig sie doch zu etwas Konstruktivem in der Außenpolitik fähig sind. Initiativen und Visionen hat vielmehr Putin, der als Politiker von einem Maßstab ist, der das Niveau eines Barroso oder der meisten Kritiker mit verbauten Blick für die komplexe Realtität Russlands, bei weitem übersteigt. Doch Putins Visionen der Zusammenarbeit zerschellen immer wieder an der kriegerischen Feindseligkeit im Westen. Es ist schon ziemlich anmaßend, zu einem sorgfältig vorbereiteten Gipfel zu reisen (wo das beste gemacht wurde, um die von den Osteuropäern vergiftete Atmosphäre wieder zu verbessern) und dort seine obligatorische Belehrungsmasche aufzuziehen, die kaum mehr als Zerstörungspotential in sich trägt. Der Schaden bleibt bisher lediglich durch die russische Selbstbeherrschung beschränkt. Russland ist bei weitem nicht undemokratischer, als beispielsweise Südkorea, Türkei oder andere Länder. Doch ausgerechnet in Bezug auf Russland hat es sich der Westen zur Pflicht gemacht, Demokratiemängel zu entlarven, mit der unendlichen eigenen Kompetenzvermutung. Die Motive dieser Doppelmoral sind jedoch unschwer zu erkennen: Russland soll moralisch niedergehalten und zu geopolitischen Zugeständnissen gedrängt werden.

Putin reagiert auf die Kritik mittlerweile gelassen und cool. Ganz zu Recht zeigt er jedoch jedesmal die Parallelen zu westlichen Vorkommnissen auf, wie beispielsweise bei seinen treffenden Hinweisen auf die G8-Razzien in Deutschland oder auf westliche gesetzgeberische Mängel. Auch hat er unbestritten Recht, wenn er sagt, dass keine Demokratie in der Welt vollkommen sei und es auch keine Universalrezepte für eine Demokratie gebe. Putins ruhige und sachliche Antworten lassen zumindest die meisten Russen deutlich spüren, wie lächerlich und aggressiv die ständigen einseitigen Versuche des Westens sind, sich zur moralischen "letzten Instanz" aufzuspielen und die Tagespolitik mit immer neuen Vorwürfen zu vermischen.

Mark Mallokent
24.05.2007, 19:06
Putin sollte froh, dankbar und glücklich sein, daß Angela sich herabläßt, ihm guten Rat zu geben. :smoke:

Kaiser
24.05.2007, 21:27
Ein erfolgreicher und selbstbewußter Politiker wie Putin hat keinen Grund sich von den verlogenen bunten rattenfängern belehren zu lassen.

Doch sollte Russland endlich eine härte Haltung gegen diese Anfeindungen und Hetze von Seiten der Nato einnehmen.

Erstens, sollte Putin an einem eher unwichtigen aber unverschämten europäischen Land ein energiepolitisches Exempel statuieren, indem er diesem Land jedwede russischen Öl- und Gaslieferungen abstellt. Bestens geeignet wäre Polen.

Zweitens, sollte Russland jedweden alten Rüstungsvereinbarungen mit der Nato kündigen. Die USA hat in der Vergangenheit schließlich ganz nach eigenem Gusto völkerrechtliche Verträge gebrochen, die mit der UDSSR im Zuge der Entspannung geschlossen wurden.

Drittens, sollte Russland Serbien, Iran und Venezuela massiv mit Waffen beliefern, da die nächsten US-Gewaltakte wohl dort stattfinden.

Viertens, sollte Russland in der UNO zu seiner altbekannten Njet-Politik zurückkehren.

Fünftens, sollte Russland den Achasien-Konflikt in Georgien zum Anlass nehmen um bei diesen Nato-Freunden (ganz im Vorbild des Irakkrieges) einen Regimewechsel herbeizuführen.