Siran
04.06.2004, 13:00
Blauer Dunst in deutschen Jugendzimmern
Die deutschen Jugendlichen sind "Europameister" beim Rauchen. Wie aus einer Studie der Weltgesundheitsorganisation hervorgeht, greifen 25 Prozent der 15-jährigen Jungen und sogar 27 Prozent der gleichaltrigen Mädchen in der Bundesrepublik täglich zur Zigarette. "Diese Zahlen sind ungewöhnlich hoch", sagte der Jugendforscher Prof. Klaus Hurrelmann von der Universität Bielefeld, die das Projekt in Deutschland federführend betreut hat.
"Unklare und unglaubwürdige Tabakpolitik"
Die Ergebnisse in Deutschland zeigten, dass es einen Druck auf die Jugend gebe, sich als interessante Persönlichkeit zu profilieren, sagte Hurrelmann. Im Unterschied zu anderen Ländern spiegele sich hier aber auch "die unklare und unglaubwürdige Tabakpolitik von Bundes- und Landesregierungen" wider. Aus der Untersuchung könnten Schlüsse gezogen werden, welche Schritte in der Gesundheitspolitik besonders dringlich sind. "In Deutschland sind sie bei Tabak nötig. Zigarettenrauchen ist ein Indiz für geringe Lebenszufriedenheit, negative gesundheitliche Selbsteinschätzung und geringen Schulerfolg", sagte der Wissenschaftler.
Wöchentlicher Alkoholkonsum ist ganz normal
Auch beim Konsum von Alkohol fallen deutsche Jugendliche in der Studie negativ auf. Sie liegen hinter den Briten, Niederländern und Dänen im oberen Viertel: 15 Prozent der 13-Jährigen und 46 Prozent der 15-Jährigen berichten von wöchentlichem Alkoholkonsum. Bezüglich Alkoholrausch-Erfahrungen befinden sich die 13- und 15-Jährigen im oberen Mittelfeld der Länderrangfolge. So berichten 39 Prozent der 15-jährigen Deutschen, dass sie schon zwei oder mehr Räusche hatten.
In Bezug auf die körperliche Aktivität befindet sich Deutschland in allen Altersgruppen im unteren Bereich, heißt es in der Studie. Eine noch geringere Lust am Sport findet sich nur unter 11- und 13- Jährigen in Frankreich, Belgien und Estland. 15-Jährige in Deutschland machten an 3,5 Tagen Sport, Altersgenossen in den USA an 4,2 Tagen.
Bei der Frage nach Mobbing ist Deutschland im oberen Drittel. Jeder zweite 15-Jährige gab an, in den vergangenen Monaten mindestens ein Mal einen Mitschüler psychisch gequält zu haben. Den niedrigsten Wert hatte Schweden mit 19 Prozent, den höchsten Litauen mit 73 Prozent. Bei den Wiederholungstätern ein ähnliches Bild: In Deutschland mobbten 22 Prozent in dem Zeitraum zwei bis drei Mal, in Schweden fünf Prozent, in Litauen 41 Prozent. Daher sind nach Ansicht der Forscher dringend Präventionsmaßnahmen an deutschen Schulen nötig.
Diäten sind "im Trend"
In anderen Bereichen schneiden die deutschen Jugendlichen hingegen gut ab: So essen 40 Prozent täglich Obst und 31 Prozent täglich Gemüse und liegen damit über dem Schnitt. Beim Thema Übergewicht sind die jungen Menschen in der Bundesrepublik im Mittelfeld. Im Schnitt sind 11 Prozent der 13- und 15-Jährigen von Übergewicht oder gar Fettsucht betroffen. In den USA ist der Anteil drei Mal so hoch. 42 Prozent der Mädchen und 23 Prozent der Jungen in Deutschland machen derzeit eine Diät oder denken, eine Diät machen zu müssen.
Für die Untersuchung wurden 160.000 Jugendliche in 35 europäischen Ländern, Kanada und den USA befragt. Hierzulande wurden 5600 Jugendliche interviewt.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3331348_TYP6_THE_NAVSPM11172_REF2_BAB,00 .html
Die deutschen Jugendlichen sind "Europameister" beim Rauchen. Wie aus einer Studie der Weltgesundheitsorganisation hervorgeht, greifen 25 Prozent der 15-jährigen Jungen und sogar 27 Prozent der gleichaltrigen Mädchen in der Bundesrepublik täglich zur Zigarette. "Diese Zahlen sind ungewöhnlich hoch", sagte der Jugendforscher Prof. Klaus Hurrelmann von der Universität Bielefeld, die das Projekt in Deutschland federführend betreut hat.
"Unklare und unglaubwürdige Tabakpolitik"
Die Ergebnisse in Deutschland zeigten, dass es einen Druck auf die Jugend gebe, sich als interessante Persönlichkeit zu profilieren, sagte Hurrelmann. Im Unterschied zu anderen Ländern spiegele sich hier aber auch "die unklare und unglaubwürdige Tabakpolitik von Bundes- und Landesregierungen" wider. Aus der Untersuchung könnten Schlüsse gezogen werden, welche Schritte in der Gesundheitspolitik besonders dringlich sind. "In Deutschland sind sie bei Tabak nötig. Zigarettenrauchen ist ein Indiz für geringe Lebenszufriedenheit, negative gesundheitliche Selbsteinschätzung und geringen Schulerfolg", sagte der Wissenschaftler.
Wöchentlicher Alkoholkonsum ist ganz normal
Auch beim Konsum von Alkohol fallen deutsche Jugendliche in der Studie negativ auf. Sie liegen hinter den Briten, Niederländern und Dänen im oberen Viertel: 15 Prozent der 13-Jährigen und 46 Prozent der 15-Jährigen berichten von wöchentlichem Alkoholkonsum. Bezüglich Alkoholrausch-Erfahrungen befinden sich die 13- und 15-Jährigen im oberen Mittelfeld der Länderrangfolge. So berichten 39 Prozent der 15-jährigen Deutschen, dass sie schon zwei oder mehr Räusche hatten.
In Bezug auf die körperliche Aktivität befindet sich Deutschland in allen Altersgruppen im unteren Bereich, heißt es in der Studie. Eine noch geringere Lust am Sport findet sich nur unter 11- und 13- Jährigen in Frankreich, Belgien und Estland. 15-Jährige in Deutschland machten an 3,5 Tagen Sport, Altersgenossen in den USA an 4,2 Tagen.
Bei der Frage nach Mobbing ist Deutschland im oberen Drittel. Jeder zweite 15-Jährige gab an, in den vergangenen Monaten mindestens ein Mal einen Mitschüler psychisch gequält zu haben. Den niedrigsten Wert hatte Schweden mit 19 Prozent, den höchsten Litauen mit 73 Prozent. Bei den Wiederholungstätern ein ähnliches Bild: In Deutschland mobbten 22 Prozent in dem Zeitraum zwei bis drei Mal, in Schweden fünf Prozent, in Litauen 41 Prozent. Daher sind nach Ansicht der Forscher dringend Präventionsmaßnahmen an deutschen Schulen nötig.
Diäten sind "im Trend"
In anderen Bereichen schneiden die deutschen Jugendlichen hingegen gut ab: So essen 40 Prozent täglich Obst und 31 Prozent täglich Gemüse und liegen damit über dem Schnitt. Beim Thema Übergewicht sind die jungen Menschen in der Bundesrepublik im Mittelfeld. Im Schnitt sind 11 Prozent der 13- und 15-Jährigen von Übergewicht oder gar Fettsucht betroffen. In den USA ist der Anteil drei Mal so hoch. 42 Prozent der Mädchen und 23 Prozent der Jungen in Deutschland machen derzeit eine Diät oder denken, eine Diät machen zu müssen.
Für die Untersuchung wurden 160.000 Jugendliche in 35 europäischen Ländern, Kanada und den USA befragt. Hierzulande wurden 5600 Jugendliche interviewt.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3331348_TYP6_THE_NAVSPM11172_REF2_BAB,00 .html