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Vollständige Version anzeigen : Gertz und Jung zu Afghanistan



Don Pacifico
23.05.2007, 12:20
Gestern erschien in SPIEGEL Online dieses Interview mit Bundesverteidigungsminister Jung:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,484264,00.html



SPIEGEL ONLINE: Herr Verteidigungsminister, vor allem auf Seiten der SPD hat nach den jüngsten Anschlägen auf Bundeswehr-Soldaten die Debatte über den Sinn des Afghanistan-Einsatzes an Dynamik gewonnen. Was halten Sie von Forderungen nach einem Strategiewechsel?
Jung: Das ist der völlig falsche Weg, weil dadurch die Terroristen genau ihr Ziel erreicht hätten. Wir können und dürfen Afghanistan nicht wieder zurückfallen lassen in eine Brutstätte für die Ausbildung von weltweit agierenden Terroristen. Ich bleibe dabei: Unsere Aufgabe einer Gesamtvernetzung von Sicherheit und Entwicklungspolitik ist die richtige Strategie.

(...)

SPIEGEL ONLINE: Es ist aber nicht nur die Politik, sondern auch der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gertz, der einen Strategiewechsel verlangt.

Jung: Auch mit ihm habe ich heute Morgen gesprochen. Er hat mir ausdrücklich zu dem, was ich Ihnen zur Strategie erklärt habe, zugestimmt.


Oberst Gertz gab mit Datum vom 21. 05. 2007 der Süddeutschen Zeitung dieses Interview:

http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/154/115039/



sueddeutsche.de: Herr Gertz, Sie fordern eine radikale Änderung des Gesamtkonzeptes für Afghanistan. Was machen die Soldaten dort falsch?

Bernhard Gertz: Meine Kritik richtet sich nicht gegen das Vorgehen der deutschen Soldaten im afghanischen Norden. Das Konzept der zivil-militärischen Zusammenarbeit ist vernünftig. Es hat viel Vertrauen geschaffen.

(....)

sueddeutsche.de: Wo liegt dann das Problem?

Gertz: Die Staatengemeinschaft hat insgesamt viele Versprechen nicht eingehalten. Da ist viel aufzuarbeiten. Und davon sind auch die Deutschen betroffen.

(...)

sueddeutsche.de: Wieviel Zeit geben Sie dem Einsatz noch, bis er Erfolge zeigen muss?

Gertz: Ich kann das schwer einschätzen. Aber kundige Beobachter sagen, sehr viel länger als bis zum Herbst darf es nicht dauern, um umzusteuern. Ich kann der Bundesregierung nur empfehlen, jetzt nicht zu rufen: Weiter so. Denn wenn wir so weiterwursteln wie bisher, werden wir scheitern, dann werden wir bald erkennen müssen, dass der Kampf in Afghanistan aussichtslos ist.

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Hat Minister Jung den Oberst Gertz nicht richtig verstanden bei dem Gespräch, wollte er ihn nicht verstehen - oder ist Oberst Gertz umgeschwenkt?

Oder habe ich etwa einen "dritten Weg" zwischen den Zeilen übersehen?

kritiker_34
23.05.2007, 12:57
interessant ist der französische Standpunkt. Also entweder bleibt es bei einem gemeinsamen NATO Einsatz oder es kommt zu national unterschiedlicher Politik und Truppenstärke?
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Zitat:

"Der französische Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy plädiert für einen Truppenabzug aus Afghanistan.
Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy
Es sei zwar sinnvoll gewesen, im Kampf gegen den Terrorismus Soldaten nach Afghanistan zu schicken, sagte Sarkozy am Donnerstag dem TV-Sender „France 2“. Eine langfristige Präsenz sei dagegen nicht maßgeblich."

http://www.focus.de/politik/ausland/frankreich_aid_54690.html

Biskra
23.05.2007, 16:48
Hat Minister Jung den Oberst Gertz nicht richtig verstanden bei dem Gespräch, wollte er ihn nicht verstehen - oder ist Oberst Gertz umgeschwenkt?

Oder habe ich etwa einen "dritten Weg" zwischen den Zeilen übersehen?

Beide sagen doch im Prinzip dasselbe. Die Deutschen machen es grosso modo richtig, die anderen nicht.