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nüchtern und sachlich
01.06.2004, 00:04
Dieser Text stammt von diesem Forum (http://mail.gruene-mail.de/phorum/read.php?f=14&i=17753&t=17753):




Sehr geehrte Frau Gerlinde Kaupa (drogenpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion),

ich (ehemaliger Drogendealer) möchte Ihnen dabei helfen unsere Jugend besser zu verstehen.

Ich bin 26 Jahre alt und wohne in einer kleinen Stadt nähe Passau, also mehr ländliches Gebiet. Viele unsere älteren Einwohner glaubten immer noch, es gäbe bei uns fast keine Drogen. Aber spätestens seit einem Bericht in der Passauer Neuen Presse vor ein paar Wochen, dürfte jedem der Ernst der Lage bewusst sein. Denn bei uns gibt es mehr Heroin, als alle anderen illegalen Drogen zusammen.

Angefangen mit den Drogen habe ich bereits mit 10 Jahren, ich rauchte einen auf den Boden herumliegenden Zigarettenstumpen. Ich dachte das schmeckt doch voll schlecht, aber ich fand es auch toll, mal das gleiche wie die Erwachsenen zu tun. Da fühlt man sich auch gleich älter.
Mit 12 bekam ich von meinem Großvater eine Maß Bier hingestellt, da konnte ich nicht nein sagen. Den nächsten Tag war mir voll schlecht und mein Opa bekam Ärger mit meiner Mutter, der meinte aber nur, dass ich schon alt genug wäre um „ab und zu“ eine halbe zu trinken.
Mit 17 habe ich den Realschulabschluss bestanden und mit 18 trank ich fünfmal die Woche bis spät in die „Früh“. War deswegen meistens vormittags in der Arbeit besoffen und bekam viele Probleme. Habe Besoffen viele Sachen beschädigt, bin Auto gefahren, Ausländer verprügelt und wusste oft gar nichts mehr davon.
Mit 19 habe ich mich über Cannabis durch das Internet informiert und mir wurde klar, ich muss das probieren. Dabei merkte ich, dass es gar nicht so schlimm ist wie immer gesagt wird, sondern im Gegenteil: Ich hatte mich fast vollkommen unter Kontrolle, keine Hemmungslosigkeit, konnte frei darüber entscheiden, ob ich Auto fahre oder nicht. Mir war den nächsten Tag nicht schlecht (also ist es doch nicht so schädlich und der Staat muss einen anderen „Hintergedanken“ haben). Von diesem Tag an, wurde der Alkoholkonsum fast eingestellt.
10 Monate später war 4 Wochen kein Cannabis auf dem Schwarzmarkt verfügbar und man hat uns dafür alles andere an Drogen angeboten. Aber wir lehnten vorerst ab, bis ein Dealer bei uns zu besuch war. Er meinte E-Teile oder Speed sind doch nicht schädlich, er nehme das selber schon drei Jahre. Aber wir sollten die Finger von Kokain und Heroin lassen, das sind nämlich die wirklich harten Drogen.
Mir wurde zwar ziemlich schnell klar, dass mich diese neuen Drogen auf lange Dauer schädigen, aber es gab kein zurück mehr. Konsumierte ab da an, dreimal die Woche Chemie!

Zwei Monate später wurde so ziemlich bei allen das Geld knapp und wir begannen hauptsächlich Cannabis, aber auch Speed und Excstasy zu verkaufen. Sicher waren es Drogen, die wir verkauften. Aber das Schuldbewusstsein wurde durch den Konsum von harten Drogen verdrängt und außerdem nahmen wir es doch auch selber. Straftäter sind wird durch den bloßen Besitz sowieso schon. Es wurde auch keinem aufgedrängt, sondern der Landkreis hat uns die „Türe eingetreten“.
Etwa wieder zwei Monate später hatten sich die Dealer im Landkreis in etwa verfünffacht und die Polizei wurde aufmerksam, aber konnte meistens wegen mangelnden Beweisen nicht einschreiten. Heroinabhängige wurden meistens als „Abschaum“ bezeichnet!
Ein halbes Jahr später hatte die Polizei die ersten Erfolge zu verzeichnen. Ein paar Leute mussten meistens nur wegen Cannabiskonsum (ohne dabei am Steuer erwischt zu worden sein) den Führerschein abgeben. Ein Heroin-Dealer meinte dazu: Leute die im Methadonprogramm dabei sind dürfen meistens noch Auto fahren. Der Staat benützt den Führerscheinentzug nur als Druckmittel um euch vom Kiffen abzuhalten, denn er hat im Fernsehen gesehen, dass man bekifft besser Auto fährt, als besoffen. Und einem Säufer nimmt man doch auch nicht gleich den Führerschein.
Ein Jahr später gab es fast nur noch harte Dealer, denn die Polizei hatte die Haschisch-Dealer abgeschreckt. Anfangs hatten natürlich die harten Dealer den Haschisch-Verkauf weiter geführt, aber bald merkten sie, dass es einfach nicht rentabel ist. Nicht für dieses Risiko! Haschischkonsumenten sind dazu noch schlechte Geschäftpartner. (Reden zuviel, sind oft Neulinge, Verdienst pro Gramm: 2-5 Euro)
Da ist es mit den Heroinabhängigen schon besser, die sind viel erfahrener und man kann ohne Probleme pro Gramm 40-80 Euro verdienen. Viele Dealer, die Bewährungsauflagen zu erfüllen haben konsumieren nur noch Heroin, denn diese Droge ist bekanntlich nur zwei bis drei Tage im Urin, Haschisch dagegen drei Wochen. Fast jeder zweite wurde Heroinabhängig! Die anderen hatten entweder noch das Glück an kleine Mengen Haschisch zu kommen, oder konsumierten nur Speed oder Excstasy, oder sie hatten dem Dealer, die Lügen über Heroin doch nicht geglaubt.
Jeder der um Cannabis fragte, dem wurde das Heroin schön geredet. Wäre auch kein Wunder, denn mit einem Kilo ziemlich reinem Heroin lassen sich minimal 100.000 Euro verdienen. Ich weiß, würde es Heroin in der Apotheke auf Rezept geben, würde es bald nur noch wenige Heroinabhängige geben. Aber auch Cannabis in der Apotheke würde schon halbwegs reichen, um die Heroinabhängigen zu reduzieren. Schuld an dieser Sache ist bestimmt nicht die Rot-Grüne Drogenpolitik mit den Fixerstuben (Wie von CDU/CSU Politikern behauptet wird), denn in der Schwarzregierten Legislaturperiode gab es meistens noch viel mehr Drogentote (Jahre 1991-1996: 1560-2120 Tote, 2003: 1470). Mit dieser Aussage wird Ihre Partei leider noch unbeliebter bei den Jugendlichen, denn jeder weiß, dass Fixerstuben keine Werbung für Heroinabhängige sind. Tut mir Leid, wir sind nicht blöd! Es gibt immer einen Ober-Dealer der oft selber gar nicht Heroinabhängig ist, aber dafür seine Leute, die für ihn verkaufen. Diese Klein-Dealer wissen zwar meistens, dass Heroin die schlimmste Droge ist, aber sie müssen verkaufen um die eigene Sucht zu finanzieren und sie müssen natürlich auch immer für neue Süchtige sorgen. Diese neuen Süchtigen müssen aber früher oder später auch wieder die Sucht finanzieren. Gäbe es Heroin auf Rezept, bräuchten die Abhängigen nicht für „Nachwuchs“ sorgen. Heroin als Medizin mit Beipackzettel (Wirkung, Nebenwirkung, Gefahren) ist nicht Partytauglich.
Keine Angst, es genügt auch schon Cannabis zu legalisieren um die Drogentoten (meistens Heroinabhängige) um 75 % zu reduzieren. Laut offizieller Zahlen hat allein die bayerische Landeshauptstadt München (ca. 1,25 Mio. Einwohner) pro Jahr etwa soviele Drogentote zu beklagen wie die gesamten Niederlande (ca. 16 Mio. Einwohner). Die Holländer haben zwar jede Menge Heroin, aber hauptsächlich nur für den Export!
Heroin- genau so wie auch Alkoholabhängig wird man meistens, wenn man mit den falschen Leuten zusammen ist und bestimmt nicht, weil es Fixerstuben gibt.

Mit freundlichen Grüßen
Euer "böser" Haschdealer

Saxnot
01.06.2004, 13:16
Schön !

nüchtern und sachlich
01.06.2004, 15:26
Schön !
Eher traurig. Denn wir alle zahlen für die mißlungene Drogenpolitik.
Sowohl bei legalen Drogen (durch die nahezu unkontrollierte Freigabe) wie auch bei illegalen Drogen (durch den unkontrollierten Schwarzmarkt).

mfg

Nichtraucher
01.06.2004, 15:43
Entweder sollte man alle Drogen legalisieren oder alle verboten lassen. Würde man Heroin legalisieren, so hätten wir weniger Drogentote (da reineres Heroin), der Staat würde sehr viel Geld einnehmen und die Drogenmafia wäre ausgerottet. Nur Cannabis zu legalisieren wäre m. E. totaler Schwachsinn. Ganz oder gar nicht!

Fars
01.06.2004, 16:36
Hallo zusammen!

Die Drogenpolitik des Staates ist nicht minder heuchlerisch wie die Gesellschaft selbst.
Alkoholismus ist tabu, und der Staat verdient prächtig an Sekt- und Spirituosensteuern.
Nicht anders verhält es sich beim Nikotinkonsum oder mit der Spielsucht. Die Bundesländer, denen die Einnahmen der Spielbanken zustehen, kommen der Warnpflicht nicht nach, wenn Menschen sich durch Glücksspiel in den Ruin stürzen.

Grundsätzlich muss dahin erzogen werden, dass Drogen nicht grundsätzlich schädlich sind, aber ein Auskommen ohne sie erstrebenswert ist. Der moderate Konsum einiger Drogen in nicht raffinierter Form ist, so denke ich, möglich: z.B. Alkohol, Nikotin, Cannabinoide, Cathin (Kat), Kokain. Opiate und suchtgefährliche Medikamente gehören nur unter medizinischer Aufsicht angewandt bzw. eingenommen. Raffinierte Formen von organsichen Drogen wie auch Arsen sind wegen ihres Suchtpotentials und ihrer Toxizität weiterhin zu verbieten.

Gruß Fars

Kaiser
01.06.2004, 22:21
Ich finde, wir sollten China in der Drogenpolitik als Beispiel nehmen.

Drogendealer unterscheiden sich kaum von einem Auftragsmörder. Der Tod daher nur eine wünschenswerte Strafe.

Einen festen Strick für jeden erwischten kleinen wie großen Drogenhändler und dann wollen wir mal sehen wieviel Drogen dann noch nach einem Jahr im Umlauf sind.

Hakan
01.06.2004, 22:28
Ich finde, wir sollten China in der Drogenpolitik als Beispiel nehmen.

Drogendealer unterscheiden sich kaum von einem Auftragsmörder. Der Tod daher nur eine wünschenswerte Strafe.

Einen festen Strick für jeden erwischten kleinen wie großen Drogenhändler und dann wollen wir mal sehen wieviel Drogen dann noch nach einem Jahr im Umlauf sind.

Der Tod ist keine wünschenswerte Strafe, auch nicht für Drogendealer.

Petrocelli
01.06.2004, 22:28
Ich finde, wir sollten China in der Drogenpolitik als Beispiel nehmen.

Drogendealer unterscheiden sich kaum von einem Auftragsmörder. Der Tod daher nur eine wünschenswerte Strafe.

Einen festen Strick für jeden erwischten kleinen wie großen Drogenhändler und dann wollen wir mal sehen wieviel Drogen dann noch nach einem Jahr im Umlauf sind.Wie ist es denn in China? Drogenproblem gelöst? Fände ich erstaunlich, kenne mich aber - gebe ich zu - nicht aus.

Ansonsten: Todesstrafe für einen Shit-Händler: Lächerlich. Das Risiko würde steigen, damit der Preis, damit die Gewinnspanne. Und für diese Gewinnspanne würden viele das Risiko doch wieder eingehen...

Petrocelli
01.06.2004, 22:29
Der Tod ist keine wünschenswerte Strafe, auch nicht für Drogendealer.Das sowieso...

nüchtern und sachlich
01.06.2004, 22:32
Ich finde, wir sollten China in der Drogenpolitik als Beispiel nehmen.

Ach, in China gibt es keine Drogen mehr?




Drogendealer unterscheiden sich kaum von einem Auftragsmörder. Der Tod daher nur eine wünschenswerte Strafe.

Einen festen Strick für jeden erwischten kleinen wie großen Drogenhändler und dann wollen wir mal sehen wieviel Drogen dann noch nach einem Jahr im Umlauf sind.

Ob wir soviel Stricke für all die Winzer, Schnapsbrenner, Bierbrauer und Tabakpflanzer haben? Fraglich.


mfg

Kaiser
01.06.2004, 22:33
Wie ist es denn in China? Drogenproblem gelöst? Fände ich erstaunlich, kenne mich aber - gebe ich zu - nicht aus.


China hat meines Wissens nach ein geringes Drogenproblem.



Ansonsten: Todesstrafe für einen Shit-Händler: Lächerlich. Das Risiko würde steigen, damit der Preis, damit die Gewinnspanne. Und für diese Gewinnspanne würden viele das Risiko doch wieder eingehen...

Dieser Art von Menschenschlag ist weit seltener, der sein Leben dafür riskiert. Auch gibt es wesentlich weniger Abnehmer, da die wenigsten sich dann die hohen Preise erlauben können.

Unter dem Strich weniger Anbieter und weniger Abnehmer.

@Hakan

Drogendealer bringen vielen Leuten mit ihrem Stoff Elend und schlußendlich den Tod. Solche Leute zu hängen ist eine Wohltat für jedes Land.

Kaiser
01.06.2004, 22:35
Ach, in China gibt es keine Drogen mehr?


Gibt es etwa keinen Mord in Deutschland owohl er verboten ist? Dann könnte man es ja auch gleich legalisieren. Willst du darauf hinaus?



Ob wir soviel Stricke für all die Winzer, Schnapsbrenner, Bierbrauer und Tabakpflanzer haben? Fraglich.


Die Stricke würden reichen, aber Drogen sind ein weit härteres Problem.

Petrocelli
01.06.2004, 23:11
Dieser Art von Menschenschlag ist weit seltener, der sein Leben dafür riskiert. Auch gibt es wesentlich weniger Abnehmer, da die wenigsten sich dann die hohen Preise erlauben können.

Unter dem Strich weniger Anbieter und weniger Abnehmer.Mag sogar stimmen. Obwohl ich persönlich davon ausgehe, das sogar unter der Androhung der Todesstrafe sich der Markt regulieren würde.

Aber selbst, wenn nicht, angenommen, Du kriegst mit der Todesstrafe den Shit-Markt, als Beispiel, in den Griff. Was machen die, die sich zudröhnen wollen, dann? Sie gehen eine Schiene tiefer, Alk. Häng' die Winzer. Als nächstes Klebstoff. Was machst Du dann? Willst Du Baumärkte niederbrennen? ;)

Dann hast Du ausserdem - ich gebe zu, dass gehört nicht ganz zum Thema - schon eine Tür aufgemacht. Die der Todesstrafe. Wem gibst Du das in die Hand, wem vertraust Du diese Entscheidung an? Wie gesagt, andere Frage, ok.

Ich persönlich denke halt nicht, dass man ein Drogenproblem, dass in einer Gesellschaft gegenwärtig ist, durch restriktive Strafmaßnahmen in den Griff bekommen wird. Wer sich ausklicken will, wird seinen Weg finden.

Kaiser
01.06.2004, 23:22
Mag sogar stimmen. Obwohl ich persönlich davon ausgehe, das sogar unter der Androhung der Todesstrafe sich der Markt regulieren würde.


Die Form der Regulierung liegt dann aber weit unter dem heutigen Niveau.



Aber selbst, wenn nicht, angenommen, Du kriegst mit der Todesstrafe den Shit-Markt, als Beispiel, in den Griff. Was machen die, die sich zudröhnen wollen, dann? Sie gehen eine Schiene tiefer, Alk. Häng' die Winzer. Als nächstes Klebstoff. Was machst Du dann? Willst Du Baumärkte niederbrennen? ;)


Sich totzusaufen ist wesentlich schwieriger als sich totzuspritzen. Klebstoff ist dagegen was für Verzweifelte. Es ist weder eine Einstiegsdroge noch etwas "Hartes". Das beides als Substitute für Heroin oder Crack angesehen werden können glaube ich nicht. Ebensowenig wie ein Weintrinker nahtlos auf Tequila umsteigt.



Dann hast Du ausserdem - ich gebe zu, dass gehört nicht ganz zum Thema - schon eine Tür aufgemacht. Die der Todesstrafe. Wem gibst Du das in die Hand, wem vertraust Du diese Entscheidung an? Wie gesagt, andere Frage, ok.


Den Gerichten. Wem sonst?



Ich persönlich denke halt nicht, dass man ein Drogenproblem, dass in einer Gesellschaft gegenwärtig ist, durch restriktive Strafmaßnahmen in den Griff bekommen wird. Wer sich ausklicken will, wird seinen Weg finden.

Möglicherweise bringt es einigen bereits Süchtigen nichts, aber gewiß hat es Auswirkungen auf die Dealer die sich an ihrem Unglück laben. Auch potentielle Neueinsteiger werden dadurch abgeschreckt. Für mich gehören Drogendealer zu dem widerlichsten Menschenschlag den ich kenne.

Wegweiser
01.06.2004, 23:24
Ansonsten: Todesstrafe für einen Shit-Händler: Lächerlich. Das Risiko würde steigen, damit der Preis, damit die Gewinnspanne. Und für diese Gewinnspanne würden viele das Risiko doch wieder eingehen...

Du übersiehst dabei, daß der Preis sich nicht unendlich steigern läßt. Die Nachfrage wird bei extrem hohen Preisen gegen Null gehen, weil sich, Sucht hin oder Sucht her, die Leute es sich einfach nicht mehr leisten können.


Ach, in China gibt es keine Drogen mehr?

Das muß man den Kommunisten - auch in DDR und UDSSR - lassen: In Sachen Drogen haben sie vernünftig durchgegriffen und ihre Völker wenigstens davor weitestgehend bewahrt.


Ob wir soviel Stricke für all die Winzer, Schnapsbrenner, Bierbrauer und Tabakpflanzer haben? Fraglich.

So groß ist Deutschland ja gerade nicht - kann man in unseren Klimaverhältnissen vernünftig Tabak anbauen? Ich denke doch eher nicht.

Und Alkohol ist - auch wenn man damit wesentlich anders umgehen müßte - schon rein kulturbedingt eine völlig andere Sache.


Wegweiser

Seite 2 übersehen - aber da ist Kaiser auch nicht mehr viel hinzuzufügen

Petrocelli
01.06.2004, 23:31
Sich totzusaufen ist wesentlich schwieriger als sich totzuspritzen. Klebstoff ist dagegen was für Verzweifelte.Aber mein Beispiel war Dope, und es geht mir nicht darum, dass das Drogenproblem ausschliesslich in den Selbstgetöteten besteht, sondern in der Sucht nach "Ausklinken", und eben der Verzweiflung. Das ist es, was mich nervt.




Den Gerichten. Wem sonst?OK, aber ich habe dieses Vertrauen in die Justiz nicht.




Möglicherweise bringt es einigen bereits Süchtigen nichts, aber gewiß hat es Auswirkungen auf die Dealer die sich an ihrem Unglück laben. [...] Für mich gehören Drogendealer zu dem widerlichsten Menschenschlag den ich kenne.Einverstanden.

Petrocelli
01.06.2004, 23:34
Das muß man den Kommunisten - auch in DDR und UDSSR - lassen: In Sachen Drogen haben sie vernünftig durchgegriffen und ihre Völker wenigstens davor weitestgehend bewahrt.öhm.... gilt das wirklich auch für Wodka? Wäre mir neu... :D

Fars
01.06.2004, 23:56
Hallo, Wegweiser!

So groß ist Deutschland ja gerade nicht - kann man in unseren Klimaverhältnissen vernünftig Tabak anbauen? Ich denke doch eher nicht.
Ähem. Deutscher Tabak kommt vorwiegend aus der Südpfalz und aus Baden. In Hessen wird er nur an der Bergstraße angebaut. Werfe einen Blick auf die Karte und staune noch mehr:
http://www.zoll-d.de/b0_zoll_und_steuern/c0_marktordnung/e0_tabakpraemienv/

Gruß Fars

P.S.: KÖNNTEN WIR UNS AM FREITAG ABEND IN DARMSTADT TREFFEN? :prost:

nüchtern und sachlich
01.06.2004, 23:59
Und Alkohol ist - auch wenn man damit wesentlich anders umgehen müßte - schon rein kulturbedingt eine völlig andere Sache.
Ach ja, ich vergaß. Alkohol ist ja keine Droge. :rolleyes:

Kaiser
02.06.2004, 00:00
Aber mein Beispiel war Dope, und es geht mir nicht darum, dass das Drogenproblem ausschliesslich in den Selbstgetöteten besteht, sondern in der Sucht nach "Ausklinken", und eben der Verzweiflung. Das ist es, was mich nervt.


Wenn das "Ausklinken" darin besteht auf der Bahnhofstollete seinem Trip nachzugehen, ist das etwas was der Staats verhindern sollte.



OK, aber ich habe dieses Vertrauen in die Justiz nicht.


Wenn diese Leute dagegen eine Gefängnissstrafe von 20 Jahren aussprechen? Ich wäre dagegen lieber tot als 20 Jahre im Gefängnis zu verbringen.

Kaiser
02.06.2004, 00:02
Ach ja, ich vergaß. Alkohol ist ja keine Droge. :rolleyes:

Von Alkohol KANN man bei groben Mißbrauch süchtig werden. Von den Drogen wie Heroin, Crack,... wird man auf JEDEN Fall süchtig. Das ist ein ziemlicher Unterschied.

Petrocelli
02.06.2004, 00:03
Wenn diese Leute dagegen eine Gefängnissstrafe von 20 Jahren aussprechen? Ich wäre dagegen lieber tot als 20 Jahre im Gefängnis zu verbringen.Verstehe ich jetzt gerade nicht, stehe wohl auf dem Schlauch...
?(

Kaiser
02.06.2004, 00:08
Verstehe ich jetzt gerade nicht, stehe wohl auf dem Schlauch...
?(

Ein neuer Ansatz:

Du meintest, du traust den Gerichten bezüglich der Todesstrafe nicht. Traust du ihnen bei Strafen wie dem deutschen Lebenslänglich?

Petrocelli
02.06.2004, 00:15
Ein neuer Ansatz:

Du meintest, du traust den Gerichten bezüglich der Todesstrafe nicht. Traust du ihnen bei Strafen wie dem deutschen Lebenslänglich?Nein, tue ich nicht. Genau deswegen traue ich denen ja nicht zu, über Leben und Tod entscheiden zu können.

Kaiser
02.06.2004, 00:17
Nein, tue ich nicht. Genau deswegen traue ich denen ja nicht zu, über Leben und Tod entscheiden zu können.

Und was traust du ihnen zu?

Irratio
02.06.2004, 00:24
Die tödliche Dosis von Cannabis ist 10 kg, also viel höher als bei Alkohol - ganz zu schweigen von Nikotin. Es gibt bekanntlich Haschtee... ein Nikotintee gleicher Konzentration ist tödlich.

Insgesamt wird Cannabis ziemlich verunglimpft, insbesondere als Einstiegsdroge - allein schon die Tatsache, dass es ca 100 Mal mehr Konsumenten gibt als bei den illegalen Drogen sollte zu denken geben. Zudem könnte man gleich Nikotin und Alkohol verantwortlich machen, da diese die Einstiegsdrogen zu Cannabis sind...

Ich bin für mehr Eigenverantwortung in dieser Hinsicht. Es gibt öffentliche Aufklärung, und jeder darf das mit seinem Gehirn anstellen, was er will... nur muss er Kosten tragen, die als Steuern aufgebürdet werden (auf die jeweiligen Drogen) und hat keinen Anspruch auf Schadensersatz...

Ach ja... Alkohol und Nikotin fordern jeweils(!) mehr Opfer als alle illegalen Drogen zusammen. Cannabistote... gibt es, meines Wissens nach überhaupt nur einen in der Geschichte der BRD... (wer mit mehrstündiger Reaktionszeit Auto fährt...)

Dass einige andere Drogen gefährlicher sind als Alk etc. will ich nicht bestreiten; das ist nicht meine Absicht. Aber es zu verbannen... was soll das? Aufklärungsarbeit hilft da mehr...

War da noch was...? Ich glaube, ich bin das losgeworden, was ich sagen wollte. Nur noch ein letzer Kommentar:

In Hamburg wurde vor ca. 10 Jahren ein Haschischhändler für 100g zu 30 Monaten Haft verurteilt. DAS nenne ich Unverhältnismäßigkeit des Justizsystems...

Irratio.

Petrocelli
02.06.2004, 00:28
Und was traust du ihnen zu?Das sie so gut Recht sprechen, wie es ihnen möglich ist. Fehler eingeschlossen. Und dass Fehler so gut wie möglich noch revidierbar bleiben. Diese Tür ist bei der Todesstrafe endgültig zu.

nüchtern und sachlich
02.06.2004, 00:35
Von Alkohol KANN man bei groben Mißbrauch süchtig werden. Von den Drogen wie Heroin, Crack,... wird man auf JEDEN Fall süchtig. Das ist ein ziemlicher Unterschied.

"Grober Mißbrauch" scheint in Dtl. keineswegs nur bedauernswerte Einzelfälle zu betreffen:

faz (http://www.faz.net/s/Rub8E1390D3396F422B869A49268EE3F15C/Doc~EC701029768BD4442A5CD32536FD4AEA3~ATpl~Ecommon ~Scontent.html)


Alkoholkrankheit
Es gibt keine unschädliche Höchstmenge
Von Martina Lenzen-Schulte

21. April 2004

In Deutschland gibt es rund zwei Millionen Alkoholabhängige. Weitere zwei Millionen sind zwar noch nicht abhängig, trinken aber bereits so viel, daß sie ihren Körper schädigen. Auf mehr als sechs Millionen beziffert man die Zahl derer, die riskante Trinkgewohnheiten haben. In Deutschland sterben jedes Jahr 42.000 Alkoholsüchtige an den Folgen ihrer Krankheit. Behandelt werden Alkoholiker im Durchschnitt erst fünf bis zehn Jahre nach Beginn der Abhängigkeit. Die Therapiekosten für alkoholbedingte Krankheiten belaufen sich in Deutschland auf 20 Milliarden Euro im Jahr.

Grund genug zu handeln? Keineswegs. Manfred Singer von der Universitätsklinik in Mannheim beklagte auf dem Internistenkongreß, der in dieser Woche in Wiesbaden stattfindet, daß in Deutschland keine Forschungsmittel bereitstehen, um Diagnostik und Therapie alkoholbedingter Erkrankungen zu verbessern. Dabei versprechen neue Ergebnisse aus Genetik und Hirnforschung wichtige Einsichten darüber, wie unterschiedlich der Alkohol den Organismus angreift.

Genetische Veranlagung spielt eine Rolle

Alexander Schneider erforschte in den Vereinigten Staaten und jetzt an der Universitätsklinik in Mannheim die genetischen Zusammenhänge zwischen chronischer Pankreatitis und Alkohol. Bei dieser gefürchteten Entzündung der Bauchspeicheldrüse richten die aggressiven Verdauungssäfte des Organs im Laufe der Jahre immer mehr Schäden an. Man wußte bislang nicht, warum nur etwa fünf bis zehn Prozent aller Alkoholkranken davon betroffen sind. Erste, vorläufige Ergebnisse deuten jetzt darauf hin, daß diese Kranken ein charakteristisches Muster im Erbgut aufweisen, das sie hierfür empfänglich macht.

Die genetische Ausstattung spielt auch da eine Rolle, wo es um die Anfälligkeit für die Droge geht. Gunter Schumann vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sagte, daß rund die Hälfte aller Alkoholerkrankungen genetisch mitbedingt sind. Kinder von Eltern, die nicht alkoholkrank waren, laufen selbst dann kaum Gefahr, dem Alkohol zu verfallen, wenn sie in einem Umfeld aufwachsen, das zum Trinken verführt. Zwar läßt sich wegen der Vielzahl der beteiligten Gene keine eindeutige Vorhersage zur Entwicklung einer Abhängigkeit finden. Allerdings gibt es erste Hinweise, daß sich das Ansprechen auf Medikamente, die dem Alkoholiker helfen, trocken zu bleiben, möglicherweise aus individuellen Genmustern ableiten läßt.

Alkoholkranke kommen zu selten in Fachabteilungen

Auch für bösartige Tumoren, die bei Alkoholkranken überdurchschnittlich häufig etwa in der Mundhöhle und im Rachen auftreten, ist der eine anfälliger als der andere. Norbert Homann von der Universitätsklinik in Lübeck erläuterte, wie die genetisch programmierte Ausstattung mit Enzymen dazu beiträgt - denn danach bestimmt sich, wieviel des schädlichen Acetaldehyds, zu dem die Enzyme den Alkohol abbauen, auf die Schleimhaut in Mund und Rachen einwirkt und dort bösartiges Wachstum fördert. Stephan vom Dahl von der Universitätsklinik in Düsseldorf wies darauf hin, daß Alkohol bei jenen, die an einer chronischen Leberentzündung aufgrund einer Hepatitis-C-Virusinfektion leiden, die Entstehung von Leberkrebs dramatisch beschleunigt. Alkohol läßt darüber hinaus die Wirkung des Interferons bei Hepatitis C geradezu verpuffen. Ein Jahr muß ein Alkoholiker abstinent sein, bevor man die Leber mit einer sinnvollen Erfolgsaussicht auf diese Weise therapieren kann.

Nicht einmal ein Zehntel aller Alkoholkranken kommt derzeit in die für eine Suchtbehandlung zuständigen Fachabteilungen. Nach dem Entzug abstinent zu bleiben ist für den Abhängigen am schwersten. Die Palette jener Medikamente, die neben psychotherapeutischen Maßnahmen vor dem Rückfall schützen sollen, hat sich zwar erweitert. M. Schäfer von der Charite in Berlin wies aber darauf hin, daß viele Substanzen für Alkoholkranke zu diesem Zweck nicht zugelassen sind. Bewährt hat sich bisher das Acamprosat, das auf der ganzen Welt bereits bei mehr als vier Millionen Patienten zum Einsatz kam. Naltrexon, ein Gegenspieler der Opiate, oder das Antiepileptikum Topiramat werden derzeit auf ihre Wirksamkeit bei Alkoholkranken überprüft. Eine weitere Substanz, die Bindungsstellen für Cannabis besetzt, könnte ebenfalls für die Behandlung der Alkoholkrankheit in Frage kommen.

Es gibt keine unschädliche Höchstmenge

Das, was dem Süchtigen die Abstinenz so schwer macht, ist das "Craving", das schier unwiderstehliche Verlangen nach der Droge. Dieter Braus von der Universitätsklinik in Hamburg zeigte in Wiesbaden, wie der Stoffwechsel im Gehirn die Erregung abbildet, der der Alkoholkranke ausgesetzt ist, wenn er ein Glas Bier sieht. Die bildgebende Hirnforschung, die solche Zusammenhänge zu entschleiern vermag, hat sich erst in jüngster Zeit der Alkoholkrankheit zugewandt - ein schmerzliches Versäumnis, wie man aus den in Wiesbaden vorgestellten Bildern folgern muß.

Wer schließlich den in Wiesbaden versammelten Fachleuten das Zugeständnis einer unschädlichen Höchstmenge an Alkohol abzuringen hoffte, wurde enttäuscht. Vom Dahl machte unmißverständlich klar, daß bereits ein "Standard-Drink" von 10 Gramm Alkohol die virusinfizierte Leberzelle extrem schwächt. Homann wies darauf hin, daß bereits kleine Mengen Alkohol das Brustkrebsrisiko bei manchen Frauen erhöhen könnten. Georg Ertl von der Universitätsklinik in Würzburg stellte sogar mit guten Gründen die angebliche Schutzwirkung des Alkohols auf die Herzkranzgefäße in Frage. Womöglich werden jene, die an ihren Patienten beobachten müssen, wie katastrophal die Droge Alkohol Körper und Geist zerstört, immer vorsichtiger.

Abstinenz wird selten akzeptiert

Der allenthalben akzeptierte, moderate Konsum von Alkohol erweitert die Toleranz gegenüber einer wirklich gefährlichen Droge indes immer mehr. Singer rief seine Kollegen eindringlich dazu auf, dann und wann die "Erfahrung Abstinenz" zu machen. Erst wenn man am eigenen Leib peinlich erfahre, wie befremdet die Umgebung auf das "Bitte kein Alkohol" reagiere, könne man ermessen, wie schwer es einem Patienten fallen müsse, diese gesellschaftliche Hürde stets aufs neue nehmen zu müssen.

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. April 2004
Bildmaterial: dpa/dpaweb



Und hier noch eine nette Graphik (http://www.ift.de/IFT_deut/Daten/praevalenz.htm).

Die Verharmlosung des Rauschgifts Alkohol ist typisch für unsere Kultur. Um davon abzulenken, zeigt man mit dem Finger auf Junkies und andere Drogenkonsumenten. Eine einfache psychologische Geschichte (Projektion).

mfg

nüchtern und sachlich
02.06.2004, 17:53
Nachbemerkung:
Die große Zahl derer, die sich für die Todesstrafe begeistern weist darauf hin, daß wir das Mittelalter noch lange nicht hinter uns gelassen haben.

Zwei Mechanismen sind offensichtlich:
1) Der Mensch ist von Grund auf gewaltätig. (Und da kann er noch so "zivilisiert" daherkommen. Schaut einfach mal Nachrichten.)
2) Der Mensch nimmt gerne einen Sündenbock in Anspruch.

Wie passt das zusammen?
Die Begeisterung für die Exekution macht es dem Menschen möglich seine Schattenseite zumindest in der Fanatasie ausleben (1) und das auch noch ohne schlechtes Gewissen, denn man selbst gehört ja zu den Guten und nur die Bösen werden hingerichtet (2).
Im Mittelalter wurden übrigens auch Haustiere hingerichtet, im dritten Reich Schwule und Behinderte, im Iran fremdgehende Ehefrauen. Die "guten Gründe" so zu Handeln variieren, der menschliche Charakter ist konsistent.

mfg

DichterDenker
02.06.2004, 20:55
Die Begeisterung für die Exekution macht es dem Menschen möglich seine Schattenseite zumindest in der Fanatasie ausleben (1) und das auch noch ohne schlechtes Gewissen, denn man selbst gehört ja zu den Guten und nur die Bösen werden hingerichtet (2).

In der Phantasie lebt man bei einer Exekution seine Schattenseite garantiert nicht aus, sondern in der Realität, der einzige unterschied zu einem Mord besteht darin das die Execution staatlich organisiert ist. Und auch ein Mörder zählt sich immer zu den Guten, den den er ermordet zu den Bösen.

>Von Alkohol KANN man bei groben Mißbrauch süchtig werden. Von den
>Drogen wie Heroin, Crack,... wird man auf JEDEN Fall süchtig. Das ist ein
>ziemlicher Unterschied.

Das stimmt aber nicht so ganz, die "Gewöhnungszeit" an Heroin ist zwar um einiges kürzer als beim Alkohol, dennoch kommt jemand der 2 mal in seinem Leben Heroin genommen hat und das über 3 Monate verteilt noch ohne Probleme davon los, sofern er wirklich will. Ein Hochgradig Heroin- oder Alkoholsüchtiger hat da kaum noch Chancen.

Wegweiser
02.06.2004, 21:48
Ähem. Deutscher Tabak kommt vorwiegend aus der Südpfalz und aus Baden. In Hessen wird er nur an der Bergstraße angebaut. Werfe einen Blick auf die Karte und staune noch mehr

Auch wenn ich wußte, daß es deutschen Tabak gibt, hätte ich nicht gedacht, daß es sich lohnt, das Zeug an doch so vielen Stellen in Deutschland anzubauen.


Ach ja, ich vergaß. Alkohol ist ja keine Droge. :rolleyes:

Das wurde, wenigstens von mir, so nicht behauptet. Ich bezog mich auf einen anderen Umgang damit.


"Grober Mißbrauch" scheint in Dtl. keineswegs nur bedauernswerte Einzelfälle zu betreffen

Hier machst Du einen groben Fehler. Alkohol ist legal, Nikotin auch. Und doch sind sie bei Jugendlichen beliebt, gelten gerade bei Jüngeren und ganz Jungen als "cool". Gerne wird behauptet, durch eine Legalisierung von "weichen Drogen" würde der Reiz des Verbotenen wegfallen. Ist dies bei Alkohol und Zigaretten der Fall? Nein.

Bezüglich des groben Mißbrauches von Alkohol - es gibt Leute, die Alkohol verkaufen und damit ihr Geld machen wollen. Da dies völlig legal ist, hindert sie niemand daran, dafür zu werben oder an jeder Bar auszuschenken. Ganz ungefährlich, ganz ohne eine im Nacken sitzende Staatsgewalt. Die jetzt illigalen Drogen, von denen man behauptet, der Konsum stiege nicht an, wenn man sie legalisiere, können keine öffentliche Werbung machen, man kann dieses Zeug nicht in jedem Laden bekommen. Ihre Verbreitung beschränkt sich auf Mund-zu-Mund-Propaganda und den unter-der-Hand-Handel. Wer dieses Zeug haben möchte, muß ein größeres Interesse dafür aufbringen, um es zu bekommen, als der Alkoholiker, der in den nächsten Supermarkt rennt. Ganz davon abgesehen, daß es eben einige Leute doch abschreckt, etwas Illegales zu tun, da sie Angst vor den Konsequenzen haben. Und auch die aus Pro-Kiffer-Kreisen vielbeschworene "Aufklärung"... Wie sehr soetwas zieht, läßt sich heute an Rauchern sehen. Sie wissen praktisch alle, was sie sich antun. Und? Es ändert nichts. Kommt noch von Seiten der Beführworterfraktion dazu, daß maßlos in unpassenden Vergleichen verharmlost wird.

DAS ist die andere Seite der Wahrheit, die man im Legalisierungswahn unserer liberalistischen Gesellschaft gerne völlig vernachläßigt.


Nachbemerkung:
Die große Zahl derer, die sich für die Todesstrafe begeistern weist darauf hin, daß wir das Mittelalter noch lange nicht hinter uns gelassen haben.

Ergänzung: Die Zahl der Menschen, die auf "moderne" Art und Weise auf extremste Gewalt in Form von Splatter-Videos und welche Ausdrucksformen dessen es heute noch alles gibt, die Zahl derer, die sich an Kindern vergreifen - sie alle weisen darauf hin, daß wir im Mittelalter noch gar nicht angekommen sind. Die Menschheit hat in über 2000 Jahren nichts dazugelernt und wird noch immer von den selben primitiven Trieben geleitet. Angesichts solcher sich selbst versklavter Menschen kann man nur an die "Spiele" in den Arenen Roms denken, in denen dem Pöbel gegeben wurde, wonach er verlangte: Entwürdigendste Gewalt. Tödliche Kämpfe zwischen Gladiatoren; mittels glühender Stäbe zum weiterkämpfen "ermutigte" Halbtote - die Menge jubelt. Kämpfe völlig unzureichend bewaffneter Menschen gegen wilde Raubtiere. Das Blut spritzt in den Sand und die Schreie menschlicher Todesqualen hallen durch die Arena, während Körperteile abgerissen und abgebissen werden - die Menge applaudiert. Es finden Massenvergewaltigungen kleiner Mädchen und Jungen statt - die Menge tobt. Wir sind heute Zeuge der "modernen" Form all dieser Dinge, die sich langsam aber sicher wieder in die Gesellschaft einfressen, wenn Schüler Foltervideos drehen, in denen sie ihre Mitschüler auf verabscheuenswürdigste Art und Weise erniedrigen - und ihre "Heldentaten" dann noch ins Weltnetz stellen um damit zu prahlen oder gar es zu verkaufen. Sind wir schon im Mittelalter? Wahrlich: Wir sind es nicht. Und angesichts solcher Wirklichkeit gibt es tatsächlich noch Menschen, die sich dafür einsetzen, sich betäuben zu dürfen, wo jede Hand gebraucht würde um zu helfen. Solch widerwärtiger Egoismus an der Stelle, an welcher eine Gemeinschaft von höchsten Nöten wäre, ist die größte Abartigkeit, die die Menschheit hervorgebracht hat.


Wegweiser

nüchtern und sachlich
02.06.2004, 23:21
Hier machst Du einen groben Fehler. Alkohol ist legal, Nikotin auch. Und doch sind sie bei Jugendlichen beliebt, gelten gerade bei Jüngeren und ganz Jungen als "cool". Gerne wird behauptet, durch eine Legalisierung von "weichen Drogen" würde der Reiz des Verbotenen wegfallen. Ist dies bei Alkohol und Zigaretten der Fall? Nein.

Bezüglich des groben Mißbrauches von Alkohol - es gibt Leute, die Alkohol verkaufen und damit ihr Geld machen wollen. Da dies völlig legal ist, hindert sie niemand daran, dafür zu werben oder an jeder Bar auszuschenken. Ganz ungefährlich, ganz ohne eine im Nacken sitzende Staatsgewalt. Die jetzt illigalen Drogen, von denen man behauptet, der Konsum stiege nicht an, wenn man sie legalisiere, können keine öffentliche Werbung machen, man kann dieses Zeug nicht in jedem Laden bekommen. Ihre Verbreitung beschränkt sich auf Mund-zu-Mund-Propaganda und den unter-der-Hand-Handel. Wer dieses Zeug haben möchte, muß ein größeres Interesse dafür aufbringen, um es zu bekommen, als der Alkoholiker, der in den nächsten Supermarkt rennt. Ganz davon abgesehen, daß es eben einige Leute doch abschreckt, etwas Illegales zu tun, da sie Angst vor den Konsequenzen haben. Und auch die aus Pro-Kiffer-Kreisen vielbeschworene "Aufklärung"... Wie sehr soetwas zieht, läßt sich heute an Rauchern sehen. Sie wissen praktisch alle, was sie sich antun. Und? Es ändert nichts. Kommt noch von Seiten der Beführworterfraktion dazu, daß maßlos in unpassenden Vergleichen verharmlost wird.

DAS ist die andere Seite der Wahrheit, die man im Legalisierungswahn unserer liberalistischen Gesellschaft gerne völlig vernachläßigt.

Ich denke das Optimum liegt zwischen den Extremen:
Einerseits haben wir Verbote, die mehr schaden wie nützen (illegale Drogen), andererseits haben wir Drogen, die praktisch unkontrolliert freigegeben sind (Alkohol, Tabak).
Beides halte ich für absolut falsch!
Eine unkontrollierte Freigabe führt eben zu den von Dir geschilderten Verhältnissen.

Zu Cannabis:
Es fordert niemand, daß Cannabis im TV beworben werden darf, daß Plakate vor der Schule aufgehängt werden mit Sprüchen wie "Ich kiffe gern", "Come to Kiffers Country" oder "Bitte ein Spliff", oder daß Cannabis im Edeka an 16jährige verkauft wird, oder daß der Anbau staatl. subventioniert wird, oder daß Haschischautomaten aufgestellt werden etc. wie bei Alk/Tabak üblich.
Daß würds sowieso nicht geben schon wg. UN-Konventionen und US-Einfluß.
Ein legaler, aber stark reglementierter Markt (Werbeverbot, Verkauf ab 18 in Fachgeschäften, Ausweiskontrolle Pflicht, Warnhinweise, Besteuerung) wär meiner Einschätzung nach das geringste Übel, natürlich auch für Alkohol und Tabak.



Solch widerwärtiger Egoismus an der Stelle, an welcher eine Gemeinschaft von höchsten Nöten wäre, ist die größte Abartigkeit, die die Menschheit hervorgebracht hat.
Dann müssen wir konsequenterweise auch Alkohol verbieten. Ausnahmeregelungen unterminieren die Glaubwürdigkeit und provozieren Protesthaltungen.
Schönes Beispiel dieser verlogenen Doppelmoral: Die Drogenbeauftragte Fr. Caspers-Merk setzt sich für die bestehende Kriminalisierung von Cannabiskonsumenten ein, präsentiert sich dann aber volksnah bei der Weinprobe und bezeichnet Alkohol als "Kulturgut". (hier (http://www.caspers-merk.de/wkstreifzug.htm))
Anderes Beispiel: Die CSU wettert gegen Cannabisentkriminalisierer läßt aber jedes Jahr auf dem Oktoberfest die Schwarte krachen.

Ich werde mir selbstverständlich auch nicht von den Berliner Bier- und Weintrinkern sagen lassen, was ich in meine Pfeife stopfen darf und was nicht. Moralapostel, die Wasser predigen, aber Wein saufen, können mir gestohlen bleiben.

mfg

Mecca
03.06.2004, 13:14
Ich finde diesen Text einfach nur genial.
Besser hätte man es nicht hinbekommen können - hoffen wir, dass er nicht unbeachtet bleibt

Wegweiser
03.06.2004, 15:15
Ich denke das Optimum liegt zwischen den Extremen: Einerseits haben wir Verbote, die mehr schaden wie nützen (illegale Drogen), andererseits haben wir Drogen, die praktisch unkontrolliert freigegeben sind (Alkohol, Tabak).
Beides halte ich für absolut falsch! Eine unkontrollierte Freigabe führt eben zu den von Dir geschilderten Verhältnissen.

Ich darf die Extreme noch in eine Richtung erweitern. Die jetzigen Verbote zielen auf Eindämmung ab. Es ist - nicht ohne Weiteres, aber eben doch - möglich, auf Ausrottung abzuzielen. Die Methoden dafür wären zugegebenermaßen... unschön, aber prinzipiell möglich wäre es.

Zwar befürworte ich prinzipiell einen harten Weg - aber das ginge mir dann auch zu weit. Aus meiner Sicht müßen wir das menschliche Wesen miteinbeziehen, wenn wir diese Dinge bekämpfen wollen. Wir müßen eine Abstufung schaffen, so daß jeweils eine Stufe die Nächste verdeckt. Und der Alkohol könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen, indem er die halblegale Variante darstellt. In der Öffentlichkeit massivst eingeschränkt und praktisch auf das private Umfeld zurückgedrängt werden die Leute damit natürlich nicht aufhören. Aber sie werden damit viel eher zufrieden sein und nicht nach weiteren Drogen suchen. Die Frage ist nur: Wie bekommen wir die Existenz dieses Zeugs ersteinmal aus dem öffentlichen Bewußtseins heraus? Auch hier empfielt sich ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen. Doch setzt dies den bereits eingesetzten Vorgang der Gesundung der Völker voraus. In einer kranken Welt ohne Ideale wird es immer wieder Leute geben, die solchen Dingen verfallen.


Es fordert niemand, daß Cannabis im TV beworben werden darf, daß Plakate vor der Schule aufgehängt werden mit Sprüchen wie "Ich kiffe gern", "Come to Kiffers Country" oder "Bitte ein Spliff", oder daß Cannabis im Edeka an 16jährige verkauft wird, oder daß der Anbau staatl. subventioniert wird, oder daß Haschischautomaten aufgestellt werden etc. wie bei Alk/Tabak üblich.

Bei einer auflagenfreien Freigabe würde es aber genau dazu kommen. Brauchen wir wirklich Rechtsexperten etwas ausformulieren zu lassen, daß dann diese "Nebenwirkungen" wieder einschränken soll, nur um das Zeug freizugeben?


Daß würds sowieso nicht geben schon wg. UN-Konventionen und US-Einfluß.

Die werden ohnehin enden müßen.


Ein legaler, aber stark reglementierter Markt (Werbeverbot, Verkauf ab 18 in Fachgeschäften, Ausweiskontrolle Pflicht, Warnhinweise, Besteuerung) wär meiner Einschätzung nach das geringste Übel, natürlich auch für Alkohol und Tabak.

Das dauernde Gerede vom "Markt"... Entschuldige, da kannst jetzt Du wirklich überhaupt nichts dafür; aber ich kann's nicht mehr hören. Denkt eigentlich jeder nur nach an Geldgeschäfte respektive "Vermarktung"?


Dann müssen wir konsequenterweise auch Alkohol verbieten.

Hätte jetzt ich persönlich weniger ein Problem damit. Allerdings halte ich es für äußerst unsinnvoll... Gib der Masse ein Übel und verdränge damit die Nachfrage nach hundert Weiteren.


Ausnahmeregelungen unterminieren die Glaubwürdigkeit und provozieren Protesthaltungen.

Alkohol steht sicherlich an der Grenze zu den Drogen. Die Frage ist nur: Auf welcher Seite? Über diese Frage wird man allerdings kaum auf eine eindeutige Antwort kommen.


Schönes Beispiel dieser verlogenen Doppelmoral: Die Drogenbeauftragte Fr. Caspers-Merk setzt sich für die bestehende Kriminalisierung von Cannabiskonsumenten ein, präsentiert sich dann aber volksnah bei der Weinprobe und bezeichnet Alkohol als "Kulturgut".

Alkohol stellt tatsächlich ein Kulturgut dar. Wo ist hier die Verlogenheit? In unserer Kultur selbst? Darüber wirst Du mir jemadem anderen als mir streiten müßen, wenn Du es wirklich vorhast. :2faces:


Ich werde mir selbstverständlich auch nicht von den Berliner Bier- und Weintrinkern sagen lassen, was ich in meine Pfeife stopfen darf und was nicht. Moralapostel, die Wasser predigen, aber Wein saufen, können mir gestohlen bleiben.

Sieh's mal so: Sie predigen saubere Luft und trinken Wein. Das ist kein Widerspruch. ;)


Wegweiser