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Vollständige Version anzeigen : Springer gegen Springer



marc
10.05.2007, 08:50
:D
Alan Posener kommentierte das in seinem eigenen Weblog auf "Welt Online" mit scharfer Ironie: "Ach ja, klar (...) Die 68er haben K.D (Kai Diekmann, Anm. der Redaktion), gezwungen, als Chefredakteur der "Bild"-Zeitung nach Auffassung des Berliner Landgerichts "bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer" zu ziehen.

Posener weiter: "Die 68er zwingen ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten Instinkte der "Bild"-Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig auf der Papst-Welle mitzuschwimmen." Man könne nicht die "Bild"-Zeitung machen und "gleichzeitig in die Pose des alttestamentarischen Propheten schlüpfen, der die Sünden von Sodom und Gomorrha geißelt".

Posener beschäftigt sich in seinem Beitrag auch mit den nötigen Charaktereigenschaften eines "Bild"-Reporters: "Wenn man ein bisschen zynisch ist, auf miniberöckte Vorzimmermiezen großen, auf Ernsthaftigkeit eher weniger Wert legt, kann man (bei "Bild") Karriere machen, und das ist völlig OK so. Einer muss es ja machen, so wie einer den Dieter Bohlen machen muss, und einer den Papst. Aber wenn Dieter Bohlen den Papst geben würde, müsste man auch lachen, oder?"

Der Text Poseners ist inzwischen von "Welt Online" entfernt worden.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,482018,00.html

http://bildblog.de/

:top:

politisch Verfolgter
10.05.2007, 09:56
Wers kauft und liest oder verfolgt ist selber schuld - was solls also?
Von mir aus knallen die sich gegenseitig ab ;-)
Aus sowas läßt man sich eben erst gar nicht ein.

Ausonius
10.05.2007, 09:59
Super! Leider wird Posener sich wohl bald einen neuen Job suchen müssen, da die Bild immer das stärkere Flaggschiff im Hause Springer ist. Dennoch großartig, dass gerade die Welt den Meister der Heuchelei, Diekmann, entlarvt.

carlson.vom.dach
10.05.2007, 10:07
es hebelt das Argument von Welt = Springerpresse [Bildjournalismus] aus, da es die Unabhaengigkeit der Redaktionen aufzeigt

zwoologe
10.05.2007, 10:15
die alt68iger? nennt diekmann seine amerikanischen freunde jetzt schon die alt86iger?:hihi: :hihi: :hihi: :hihi: :hihi: :hihi:

Ausonius
10.05.2007, 10:50
@ Carlson: wäre schön, wenn es so wäre. Auf Bildblog.de ist aber folgende Stellungnahme des Springer-Verlags zu lesen:



Dies ist die Entgleisung eines einzelnen Mitarbeiters. Der Beitrag von Alan Posener über Kai Diekmann ist ohne Wissen der Chefredaktion in den Weblog von Alan Posener gestellt worden.

Der Beitrag ist eine höchst unkollegiale Geste und entspricht nicht den Werten unserer Unternehmenskultur.

Bei Axel Springer gilt Meinungspluralismus, aber nicht Selbstprofilierung durch die Verächtlichmachung von Kollegen.

Ausonius
10.05.2007, 10:52
die alt68iger? nennt diekmann seine amerikanischen freunde jetzt schon die alt86iger?

Eines darf man Diekmann nie unterstellen: Tiefgang. Nachdem Hahne, Herman, Schirrmacher etc. alle auf ihre Art gegen die 68er gewettert haben, dachte er sich, dass wohl klug wäre, endlich auch mal ein Buch zu schreiben und dann auf den Zug aufzuspringen.

zwoologe
10.05.2007, 13:10
Eines darf man Diekmann nie unterstellen: Tiefgang. Nachdem Hahne, Herman, Schirrmacher etc. alle auf ihre Art gegen die 68er gewettert haben, dachte er sich, dass wohl klug wäre, endlich auch mal ein Buch zu schreiben und dann auf den Zug aufzuspringen.

ich habe mal was über die springerpresse gelesen, wonach sie gelder von amerikanischen diensten bekamen und überhaupt, springers schärfste blätter (bz, bild) sind doch amerikanische sprachrohre.

carlson.vom.dach
10.05.2007, 13:22
@ Carlson: wäre schön, wenn es so wäre. Auf Bildblog.de ist aber folgende Stellungnahme des Springer-Verlags zu lesen:

aber weiter unten im Text steht auch



"Welt"-Chefreporterin Mariam Lau hatte im Februar 2004 - damals noch als Kolumnistin - nach der Kampagne der "Bild"-Zeitung gegen die Schauspielerin Sibel Kekilli geschrieben:.....

Laus Attacke war im Gegensatz zu Poseners Blog damals von der Chefredaktion der "Welt" genehmigt worden. Diekmann war nach Lektüre des Lau-Textes außer sich. Als Diekmann dann etwa zwei Monate später im Juni 2004 einen Beitrag über seine "Präsenz und Geschick" im Buchgeschäft in der "Welt" las, schien Diekmann besänftigt und der Casus erledigt.


In diesem Fall geht es wohl eher darum das Posener nicht die Chefredaktion informiert hat, jetzt steht er als Einzeltaeter da und ist ein leichtes Opfer.

Die Welt les ich immer wieder gerne, sollte sich aber wirklich tiefgreifendes veraendern gehoert die Zeitung bald nicht mehr zu meinem Programm :)

politisch Verfolgter
10.05.2007, 15:46
Ich werd mir doch nicht die Hetzparolen von Verlagseignern reinwürgen.
Nicht mal geschenkt.
Der Dreck deklariert Betriebslose zu sog. "Arbeitnehmern", igitt, welch runtergekommenes Weltbild.

carlson.vom.dach
10.05.2007, 15:53
also liesst du gar keine Zeitung? auch ne Loesung

politisch Verfolgter
10.05.2007, 16:03
Lösung wofür? ;-)
Im Internet gibts alles Mögliche und Unmögliche zu lesen, auch verlagsseitig.
Wie verbal zu sog. "Arbeitnehmern" abgerichtet wird, muß ich mir nun nicht laufend zu Gemüte führen.
Diese starren Weltbilder führen zum immer gleichen Quark.
Die Zeit schreibe ich z.B. hier lieber dagegen an.
Die Leute sollten sich sowieso viel mehr austauschen, als Indoktrinationen aufzunehmen.
Die harten Verteilungsfakten stehen zudem nicht in den Medien.

Ausonius
10.05.2007, 16:08
Die Welt les ich immer wieder gerne, sollte sich aber wirklich tiefgreifendes veraendern gehoert die Zeitung bald nicht mehr zu meinem Programm

Ich habe auch nichts gegen die Welt, meiner Meinung nach die beste Tageszeitung, um Informationen darüber zu bekommmen, was bei den Konservativen des Landes so los ist. Allerdings spielen sie im Springer-Verlag schon immer die kleinere Geige, daran wird sich auch nichts ändern, und entsprechend "unabhängig" ist die Redaktion.

marc
10.05.2007, 16:12
Da Poseners Beitrag nicht mehr aufgerufen werden kann, sei er hier vollständig dokumentiert.


Alan Posener

Wir sind Papst!

Kai Diekmann hat ein Buch angekündigt. Der Titel, Der große Selbstbetrug, scheint zutreffender zu sein, als dem Autor lieb sein kann.

Kai Diekmann, Chefredakteur der Bildzeitung, hat ein Buch geschrieben. Was an und für sich nichts Besonderes ist. Dieter Bohlen hat auch ein Buch geschrieben. Interessant ist jedoch der Inhalt. Diekmann sagt, so die Vorschau des Piper-Verlags, „was Sache ist“. Und zwar so:

„Meine Generation betrügt sich selbst. Wir wollen Reformen, aber ändern soll sich nichts. Wir erwarten ehrliche Politiker, wählen aber die mit den haltslosesten Versprechen. Wir fordern Freiheit, scheuen jedoch Verantwortung.“

Hey, das klingt nach ehrlicher Selbstkritik. Endlich. Ein Berufsleben lang haben diese Mittvierziger davon gelebt, auf die 68er einzudreschen, was sicher Spaß gemacht, ihnen jedoch weder intellektuelle Anstrengung noch moralischen Mut abverlangt hat. Jetzt ist Katerzeit angebrochen; jetzt wird Selbstkritik geübt, jetzt will man sich ehrlich machen; jetzt wird mal gefragt, was diese Generation, die Kinder der fetten Kohl-Jahre und ihrer „fröhlichen Restauration“, denn so viel besser gemacht haben als wir Kinder von Marx und Coca-Cola.

Aber das klingt eben nur nach ehrlicher Selbstkritik. Denn gleich wird sie wieder hervorgeholt, die gute alte 68er-Keule:

„Das Erbe der 68er hat uns in eine Sackgasse geführt. Es wird Zeit, endlich umzukehren.“

Ah ja, klar. Die 68er haben K.D. gezwungen, Politiker zu wählen, die haltlose Versprechen abgaben. (Wen meint er? Den Mann, dessen Autobiographie er als Ghostwriter mitverfasste? Den Mann der „blühenden Landschaften“?) Die 68er haben K.D. gezwungen, Verantwortung zu scheuen. (Was meint er damit?) Die 68er haben K.D, gezwungen, als Chefredakteur der Bildzeitung nach Auffassung des Berliner Landgerichts „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer“ zu ziehen. Die 68er zwingen ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten Instinkte der Bild-Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig auf der Papst-Welle mitzuschwimmen. Die 68er zwingen ihn, eine Kampagne gegen die einzige vernünftige Reform der Großen Koalition zu führen, die Rente mit 67. Die 68er zwingen ihn… aber das wird langweilig. Hier die Kurzfassung: ich bin’s nicht, die 68er sind’s gewesen. Das ist jämmerlich.

Wenn man etwas macht, soll man dazu stehen, oder aber es lassen. Man kann nicht die Bildzeitung machen und gleichzeitig in die Pose des alttestamentarischen Propheten schlüpfen, der die Sünden von Sodom und Gomorrha geißelt. So viel Selbstironie muss doch sein, dass man die Lächerlichkeit eines solchen Unterfangens begreift.

Gegen Ende der 60er Jahre verwandte eine Arbeitsgruppe des SDS viel Zeit und jede Menge Marx, Freud und Co. darauf, das Geheimnis der Bildzeitung zu enträtseln. Als sie fertig waren, fiel den Amateur-Analytikern eine professionelle Analyse in die Hand, die von der Bildzeitung in Auftrag gegeben worden und an ihre Anzeigenkunden verteilt worden war. Die verblüfften SDSler stellten fest, dass sich die Analysen glichen. Die Bildzeitung präsentiere die Welt als Dschungel, als einen gefährlichen und unübersichtlichen Ort, wo „die da oben“ machen, was sie wollen, und wo „wir hier unten“ verloren wären, wenn es nicht die Bildzeitung gäbe. Sie spricht die Wahrheit aus, sie ist Anwalt des „kleinen Mannes“, sie sagt, „was Sache ist“.

So macht sie das bis heute, und sie macht das sehr professionell. Wenn man ein bisschen zynisch ist, auf miniberöckte Vorzimmermiezen großen, auf Ernsthaftigkeit eher weniger Wert legt, kann man dort Karriere machen, und das ist völlig OK so. Einer muss es ja machen, so wie einer den Dieter Bohlen machen muss, und einer den Papst. Aber wenn Dieter Bohlen den Papst geben würde, müsste man auch lachen, oder?

http://lizaswelt.blogspot.com/2007/05/kai-und-die-keule.html

Biskra
10.05.2007, 17:39
Hier der komplette Text:

http://turi-2.blog.de/2007/05/09/alan_posener_wir_sind_papst~2240695

Don Pacifico
10.05.2007, 17:45
Marc und Biskra tun was für die Meinungsfreiheit.
Super! :top: :top: :top:

dr-esperanto
10.05.2007, 18:04
ich habe mal was über die springerpresse gelesen, wonach sie gelder von amerikanischen diensten bekamen und überhaupt, springers schärfste blätter (bz, bild) sind doch amerikanische sprachrohre.


Also DIE WELT war auf jeden Fall das Sprachrohr der Briten (Hamburg hat ja zum britischen Sektor gehört und auch Augstein musste für seinen SPIEGEL eine britische Lizenz beantragen - was so einiges an der SPIEGEL-Linie erklärt...). Und die Briten haben Juden dieses britische Blatt names DIE WELT machen lassen: Lord Weidenfeld hatte damals das große Sagen und bis heute ist Cramer der eigentliche Herr im Hause Springer. Aber Axel Springer hatte DIE WELT erst ziemlich spät aufgekauft, als sein eigenes Medienimperium schon konsolidiert war. Vielleicht stammen ja auch daher die Spannungen.

Biskra
10.05.2007, 19:38
Also DIE WELT war auf jeden Fall das Sprachrohr der Briten (Hamburg hat ja zum britischen Sektor gehört und auch Augstein musste für seinen SPIEGEL eine britische Lizenz beantragen - was so einiges an der SPIEGEL-Linie erklärt...). Und die Briten haben Juden dieses britische Blatt names DIE WELT machen lassen: Lord Weidenfeld hatte damals das große Sagen und bis heute ist Cramer der eigentliche Herr im Hause Springer. Aber Axel Springer hatte DIE WELT erst ziemlich spät aufgekauft, als sein eigenes Medienimperium schon konsolidiert war. Vielleicht stammen ja auch daher die Spannungen.

Ah ja, total logisch. Und wenn die Welt abtrünnig wird, dann kommt der Alliierte Kontrollrat und entzieht die Lizenz. :))