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Vollständige Version anzeigen : Frankreich: Royal Kandidatin der Einwanderer



erwin r analyst
25.04.2007, 16:46
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Präsidentschaftswahl

Mutter der Banlieue-Kinder

Von Michaela Wiegel, Paris

24. April 2007
Ségolène Royal drückte ihre Hand aufs Herz, Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie voller Inbrunst sagte, als Präsidentschaftskandidatin, aber vor allem als Mutter wolle sie für die Kinder der Banlieue die gleichen Zukunftsaussichten wie für ihre eigenen Kinder. Die Szene fand im Februar in Villepinte, einem Vorort im Norden von Paris, vor Parteipublikum statt. Der emotionsgeladene Auftritt der Sozialistin sollte sich in der Banlieue, den sozialen Brennpunkten am Rande der Metropolen, einprägen. Die Wahlberechtigten dort gaben im ersten Wahlgang in großer Mehrheit Ségolène Royal ihre Stimme.


Im nördlich von Paris gelegenen Département Seine-Saint-Denis (93), das traurige Berühmtheit erlangte, weil dort die Unruhen im Herbst 2005 entflammten, erhielt die Sozialistin in 27 von 40 Städten mehr als 40 Prozent der Stimmen. Die in ganz Frankreich hohe Wahlbeteiligung von annähernd 85 Prozent ging vor allem auf die Mobilisierung der Wähler mit Migrationshintergrund in den Vorstädten zurück. Hier lag auch die Zahl der Neuwähler am höchsten, also jener Franzosen, die sich zum ersten Mal in die Wählerlisten eintragen ließen, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Wahlbeteiligung im „Neun-drei“, wie die Bewohner ihr Département nennen, lag bei 83 Prozent. Im ersten Wahlgang 2002 waren nur 64 Prozent zu den Urnen gegangen.


Wut konzentrierte sich auf den Innenminister

In Clichy-sous-Bois stimmten 41,63 der Wahlberechtigten für die sozialistische Kandidatin. In dieser Ortschaft aus Sozialbausiedlungen, in der es kein Polizeikommissariat gibt, waren zwei Jugendliche Ende Oktober 2005 auf der Flucht vor der Polizei tödlich verunglückt, in einem Hochspannungstransformator. Die Nachricht vom Unfalltod der beiden Heranwachsenden, die nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, führte zu einem Ausbruch blinder Gewalt, der sich auf Sozialbausiedlungen im ganzen Land ausbreitete. Die Wut der nächtlichen Randalierer, die Sachbeschädigungen in Millionenhöhe begingen, konzentrierte sich auf die Person des Innenministers Nicolas Sarkozy. Die Regierung verhängte einen Ausnahmezustand, um der Gewalt Herr zu werden.


Nach Ende der Ausschreitungen versuchten Bürgerinitiativen wie „AC le feu“ (wörtlich: Genug des Feuers), die Wut der Bewohner zu kanalisieren. Überall in den Sozialbausiedlungen wurden die Bewohner umworben, sich in die Wählerlisten eintragen zu lassen, um auf friedliche Weise beim nächsten Wahltermin ihre Meinung zu äußern. Mehrere hundert Banlieue-Vereinigungen riefen vor der Wahl dazu auf, für Ségolène Royal zu stimmen. In ihrem Aufruf hieß es: „Ségolène Royal ist die Kandidatin, die Frankreich mit der Banlieue versöhnen kann.“


„Weniger für Royal als gegen Sarkozy“

Nicolas Sarkozy wagte sich im Wahlkampf überhaupt nicht mehr in die Vorstädte, weniger aus Sorge um seine Sicherheit denn aus Furcht vor unangenehmen Fernsehbildern. Nach Argenteuil, wo Sarkozy im Oktober 2005 versprochen hatte, entschlossen gegen das „Gesindel“ („racailles“) vorzugehen, kehrte er nicht zurück. Ségolène Royal erhielt in Argenteuil 48 Prozent der Stimmen. Noch besser sind Royals Ergebnisse in drei Wahllokalen in der Wohnturmsiedlung „4000“ in La Courneuve, mit jeweils 59,2, 56,7 und 52,7 Prozent. In La Courneuve hatte Sarkozy im Sommer 2005 angekündigt, entschieden gegen das organisierte Verbrechen vorgehen zu wollen und die Sozialbausiedlung mit dem Hochdruckreiniger, wörtlich dem „Kärcher“, säubern zu wollen.


Die Vereine in der Banlieue bewerten das Wahlergebnis im ersten Wahlgang als Referendum gegen Sarkozy. „Wir haben weniger für Ségolène Royal als gegen Nicolas Sarkozy gestimmt“, zitierte die linksgerichtete Zeitung „Libération“ mehrere Banlieue-Bewohner. Der Vorsitzende der Vereinigung „Montpellier gegen die Gewalt“, Brahim Abbou, ist hingegen davon überzeugt, dass Ségolène Royal eine „echte Partnerschaft mit den Banlieue-Vereinen“ aufbauen will. Sie habe versprochen, die Subventionen für die Vereine in der Banlieue zu erhöhen. Sie verpflichte sich auch, die staatlichen Stellen in die vernachlässigten Wohnviertel zurückzubringen. „Sie kann dabei auf die Unterstützung von 15 Millionen Franzosen aus der Banlieue rechnen“, sagte Abbou.


Le Pen erreichte nur einen geringen Teil Protestwähler


Nicht nur Nicolas Sarkozy hat es nicht geschafft, in der Banlieue Stimmen zu gewinnen. Jean-Marie Le Pen, der vor der Wahl herumposaunte, die Banlieue werde für ihn stimmen, hat dieses Mal nur einen geringen Teil der Protestwählerschaft anziehen können.


Noch deutlicher ist der Einbruch bei den Kommunisten, die einst die meisten Kommunen im „roten Gürtel“ um die großen Städte verwalteten. Marie-George Buffet erzielte nur 3,5 Prozent in der früheren kommunistischen Hochburg Seine-Saint-Denis, kaum mehr als die Hälfte dessen, was ihr glückloser Vorgänger Robert Hue 2002 bekam.



Dies ist die Zukunft.

Es heißt auch hier bald: Kandidat XY der SPD ist der "Kandidat der Migranten"...:kotz:

Württemberger2
25.04.2007, 18:04
http://www.faz.net/s/RubA7B0EB01F70E408493050541D4A0E15D/Doc~EDF43B717676B4DA7AAF45CAC4074C6AA~ATpl~Ecommon ~Scontent.html



Dies ist die Zukunft.

Es heißt auch hier bald: Kandidat XY der SPD ist der "Kandidat der Migranten"...:kotz:

Das ist doch jetzt schon der Zustand!

Tonsetzer
25.04.2007, 18:19
Ségolène Royal drückte ihre Hand aufs Herz, Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie voller Inbrunst sagte, als Präsidentschaftskandidatin, aber vor allem als Mutter wolle sie für die Kinder der Banlieue die gleichen Zukunftsaussichten wie für ihre eigenen Kinder.

Mir sind bei diesem herzergreifenden Stück auch die Tränen in die Augen geschossen. Ganz ehrlich. :engel:

Kaiser
25.04.2007, 19:19
Dies ist die Zukunft.

Es heißt auch hier bald: Kandidat XY der SPD ist der "Kandidat der Migranten"...:kotz:

Natürlich, Einheimische wissen schließlich mehrheitlich um die notorische Unfähigkeit der Linken. Also nehmen die Linken zu Lasten des Landes die Rolle des "Fürsprechers" der Einwanderern an und vertreten jede noch so unsinnige Forderung von Ihnen um gewählt zu werden.

Kaiser
25.04.2007, 19:20
Mir sind bei diesem herzergreifenden Stück auch die Tränen in die Augen geschossen. Ganz ehrlich. :engel:

Mir auch, denn ihre Kinder werden in Zukunft ohnehin keine größeren Zukunftsaussichten haben als der Pöbel in den Banlieues.