Nachtfalke
15.04.2007, 13:07
Freitag 13. April 2007, Ausland
Bosnien bürgert Muslime aus
Der Balkan droht zum europäischen Brückenkopf für Islamisten zu werden.
VON Rudolf Gruber
Wien Bosnien-Herzegowina hat 367 Muslimen ausländischer Herkunft die Staatsbürgerschaft entzogen. Gleichzeitig hoben Sicherheitskräfte im serbischen Sandzak kürzlich eine Al-Kaida-Zelle aus. Das geteilte Bosnien scheint mit seinen korrupten Politikern und schwachen Institutionen für eine europäische Terrorbasis wie geschaffen.
Viel Geld aus islamischen Staaten
Die internationale Protektoratsmacht, derzeit repräsentiert vom scheidenden deutschen Gouverneur Christian Schwarz-Schilling, scheint dagegen wenig ausrichten zu können. Immer mehr junge Männer aus islamischen Ländern, meist Angehörige des fundamentalistischen Zweigs der Wahhabiten, kommen seit Jahren ins Land. Dass viel Geld aus reichen islamischen Staaten nach Bosnien fliesst, ist allein an der Zahl der Minarette abzulesen, die wie Pilze aus dem Boden schiessen.
Vor wenigen Jahren flog zudem ein Skandal an der bosnischen Botschaft in Wien auf, wo korrupte Angestellte massenhaft Pässe verkauften - vorwiegend an islamische Einwanderer.
Als Hochburg der Mudschaheddin gilt seit dem Krieg die nordwestlich von Sarajevo gelegene Region um Zenica und Travnik in der bosniakisch-kroatischen Förderation. Die nahezu rein christlichen Teile Bosniens, die Serbische Republik sowie die zur Föderation gehörende, überwiegend kroatisch besiedelte Westherzegowina dagegen werden von Islamisten eher gemieden.
Konflikte unter Muslimen
In den letzten zwei Jahren kam es in Zentralbosnien sowie in der benachbarten serbischen Muslimregion Sandzak immer häufiger zu gewaltsamen Konflikten zwischen heimischen Muslimen und radikalen Wahhabiten, meist vor neu erbauten Moscheen. Wahhabiten verachten ihre Brüder auf dem Balkan wegen ihrer säkularen Lebensweise und wollen sie bekehren. Doch die meisten Bosniaken denken und fühlen europäisch und wollen ihr Leben nicht nach der Scharia ausrichten. In Novi Pazar, dem Hauptort im Sandzak, endete vorigen November ein Glaubensstreit mit einer wilden Schiesserei, die 17 zum Teil schwer Verletzte forderte.
Druck der USA
Mittlerweile scheint die US-Regierung den Druck auf die säumige bosnische Regierung massiv verstärkt zu haben. Anfang der Woche gab Justizminister Borisa Colak bekannt, man habe auf einen Schlag 367 Bosniaken die Staatsbürgerschaft entzogen. Die betreffenden Personen, ehemalige Kämpfer und neue Zuwanderer, werden auf mögliche Verbindungen zum Terrorismus überprüft. «Die Wahhabiten-Sekte ist für Bosnien zu einer nationalen Sicherheitsfrage geworden», sagte vor einer Woche Nebojsa Radmanovic, derzeit Vorsitzender des gemischt besetzten Staatspräsidiums. Im Bosnien-Krieg 1992-1995 kämpften ein paar Tausend islamische Freiwillige aus arabischen Ländern sowie Afghanistan und Pakistan an der Seite der bosnischen Muslime gegen Serben und Kroaten.
Etwa 600 von diesen Kämpfern blieben laut offiziellen Angaben nach Kriegsende in Bosnien, heirateten einheimische Frauen und gründeten Familien. Die damalige bosniakische Regierung unter Präsident Alija Izetbegovic dankte es den Kämpfern mit problemloser Einbürgerung, obwohl ihr Einsatz militärisch kaum von Bedeutung war.
Serbien reagiert konsequenter
Doch gleich nach dem Terroranschlag gegen das World Trade Center in New York 2001 gab die US-Regierung bekannt, Terrorzellen des Al-Kaida-Chefs Osama Bin Laden würden von Bosnien aus weitere Anschläge im Westen planen und durchführen. Die Suche nach geheimen Trainigscamps und Waffenlagern brachte bislang bescheidene Ergebnisse.
Das benachbarte Serbien agiert wesentlich konsequenter, zumal die Belgrader Regierung schon seit längerer Zeit fürchtet, dass der muslimische Teil Bosniens und der serbische Sandzak zu einer grenzübergreifenden islamischen Extremistenhochburg auf dem Balkan zusammenwachsen. So hat die serbische Polizei vor kurzem ein Ausbildungscamp bei Novi Pazar und in einer dortigen Grotte ein Waffenlager ausgehoben.
Quelle: http://www.shn.ch/pages/archivartikel.cfm?id=198802&o1=&b2=&o2=&b3=&re=&ra=AM&da=&startrow=1
Bosnien bürgert Muslime aus
Der Balkan droht zum europäischen Brückenkopf für Islamisten zu werden.
VON Rudolf Gruber
Wien Bosnien-Herzegowina hat 367 Muslimen ausländischer Herkunft die Staatsbürgerschaft entzogen. Gleichzeitig hoben Sicherheitskräfte im serbischen Sandzak kürzlich eine Al-Kaida-Zelle aus. Das geteilte Bosnien scheint mit seinen korrupten Politikern und schwachen Institutionen für eine europäische Terrorbasis wie geschaffen.
Viel Geld aus islamischen Staaten
Die internationale Protektoratsmacht, derzeit repräsentiert vom scheidenden deutschen Gouverneur Christian Schwarz-Schilling, scheint dagegen wenig ausrichten zu können. Immer mehr junge Männer aus islamischen Ländern, meist Angehörige des fundamentalistischen Zweigs der Wahhabiten, kommen seit Jahren ins Land. Dass viel Geld aus reichen islamischen Staaten nach Bosnien fliesst, ist allein an der Zahl der Minarette abzulesen, die wie Pilze aus dem Boden schiessen.
Vor wenigen Jahren flog zudem ein Skandal an der bosnischen Botschaft in Wien auf, wo korrupte Angestellte massenhaft Pässe verkauften - vorwiegend an islamische Einwanderer.
Als Hochburg der Mudschaheddin gilt seit dem Krieg die nordwestlich von Sarajevo gelegene Region um Zenica und Travnik in der bosniakisch-kroatischen Förderation. Die nahezu rein christlichen Teile Bosniens, die Serbische Republik sowie die zur Föderation gehörende, überwiegend kroatisch besiedelte Westherzegowina dagegen werden von Islamisten eher gemieden.
Konflikte unter Muslimen
In den letzten zwei Jahren kam es in Zentralbosnien sowie in der benachbarten serbischen Muslimregion Sandzak immer häufiger zu gewaltsamen Konflikten zwischen heimischen Muslimen und radikalen Wahhabiten, meist vor neu erbauten Moscheen. Wahhabiten verachten ihre Brüder auf dem Balkan wegen ihrer säkularen Lebensweise und wollen sie bekehren. Doch die meisten Bosniaken denken und fühlen europäisch und wollen ihr Leben nicht nach der Scharia ausrichten. In Novi Pazar, dem Hauptort im Sandzak, endete vorigen November ein Glaubensstreit mit einer wilden Schiesserei, die 17 zum Teil schwer Verletzte forderte.
Druck der USA
Mittlerweile scheint die US-Regierung den Druck auf die säumige bosnische Regierung massiv verstärkt zu haben. Anfang der Woche gab Justizminister Borisa Colak bekannt, man habe auf einen Schlag 367 Bosniaken die Staatsbürgerschaft entzogen. Die betreffenden Personen, ehemalige Kämpfer und neue Zuwanderer, werden auf mögliche Verbindungen zum Terrorismus überprüft. «Die Wahhabiten-Sekte ist für Bosnien zu einer nationalen Sicherheitsfrage geworden», sagte vor einer Woche Nebojsa Radmanovic, derzeit Vorsitzender des gemischt besetzten Staatspräsidiums. Im Bosnien-Krieg 1992-1995 kämpften ein paar Tausend islamische Freiwillige aus arabischen Ländern sowie Afghanistan und Pakistan an der Seite der bosnischen Muslime gegen Serben und Kroaten.
Etwa 600 von diesen Kämpfern blieben laut offiziellen Angaben nach Kriegsende in Bosnien, heirateten einheimische Frauen und gründeten Familien. Die damalige bosniakische Regierung unter Präsident Alija Izetbegovic dankte es den Kämpfern mit problemloser Einbürgerung, obwohl ihr Einsatz militärisch kaum von Bedeutung war.
Serbien reagiert konsequenter
Doch gleich nach dem Terroranschlag gegen das World Trade Center in New York 2001 gab die US-Regierung bekannt, Terrorzellen des Al-Kaida-Chefs Osama Bin Laden würden von Bosnien aus weitere Anschläge im Westen planen und durchführen. Die Suche nach geheimen Trainigscamps und Waffenlagern brachte bislang bescheidene Ergebnisse.
Das benachbarte Serbien agiert wesentlich konsequenter, zumal die Belgrader Regierung schon seit längerer Zeit fürchtet, dass der muslimische Teil Bosniens und der serbische Sandzak zu einer grenzübergreifenden islamischen Extremistenhochburg auf dem Balkan zusammenwachsen. So hat die serbische Polizei vor kurzem ein Ausbildungscamp bei Novi Pazar und in einer dortigen Grotte ein Waffenlager ausgehoben.
Quelle: http://www.shn.ch/pages/archivartikel.cfm?id=198802&o1=&b2=&o2=&b3=&re=&ra=AM&da=&startrow=1