Salazar
14.04.2007, 14:39
http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EC2DFDC307A334652A720FCB9921577D6~ATpl~Ecommon ~Scontent.html
„Irren ist menschlich“ steht auf dem Grabstein des portugiesischen Diktators Dr. Antonio Oliveira Salazar. Dieses Gefühl beschleicht nun auch viele seiner peinlich berührten Landsleute, seit der Verstorbene am vergangenen Wochenende - siebenunddreißig Jahre nach seinem Tod - von den Zuschauern des Staatsfernsehens RTP in der Endrunde von allen „großen Portugiesen“ der Geschichte zum Allergrößten gewählt wurde. Am Ergebnis gibt es keinen Zweifel. Mit den erreichten einundvierzig Prozent könnte Salazar jederzeit eine Regierung bilden. Oppositionsführer wäre dann mit deutlichem Abstand der Kommunist Alvaro Cunhal, der magere neunzehn Prozent erhielt. [...]
Wer sein Grab auf dem kleinen Dorffriedhof besucht, stößt auf ähnliche
Bewertungen. Dort finden sich an der Friedhofsmauer um den Marmorstein mit der Landesfahne Täfelchen mit gedruckten oder handschriftlichen Kommentaren von Freunden und Kritikern. Der „Doktor der Doktoren“, so rühmt dort ein Bewunderer, sei „fleißig, ehrlich und ein gutes Beispiel für alle Portugiesen“ gewesen. Ein Zweiter findet, dass er „ein großes Werk und ein großes Wertevakuum hinterlassen“ habe. Ein Dritter schrieb: „Jeder, der das System von Portugal gegen das von Russland eintauschen wollte, war ein Verräter an unserem Vaterland.“ Ein Vierter notierte - im Sinne von „Wenn das der Führer gewusst hätte . . .“ -, dass Salazar „von Missetätern umgeben war, denen er vertraute und die ihre Brutalitäten vor ihm versteckten“. Ein Fünfter urteilt nüchtern: „Er war das Opfer des Regimes, welches er selbst geschaffen hatte.“
Hier, am Rande der Ortschaft Vimieiro, bewerten Besucher eines bescheidenen Familiengrabes den Mann, der Portugal von 1932 bis zu seinem Hirnschlag im Jahr 1968 autoritär regierte. Sie tun es mit der Unbefangenheit von Glossenschreibern. Jedenfalls bestätigt der Friedhofswärter, dass die Täfelchen bei Überangeboten gelegentlich ausgetauscht und aktualisiert würden. Ganz anders im spanischen „Tal der Gefallenen“ nahe dem Escorial Philipps II. wo sich Francisco Franco noch zu Lebzeiten von republikanischen Gefangenen ein Granitmausoleum errichten ließ. Dort ist der Generalissimus, der ziemlich parallel von 1939 bis 1975 das Nachbarland regierte, noch unkommentiert bestattet. [...]
Es ist dennoch unwahrscheinlich, dass Franco - und sei es bei einer „Protestwahl“ im Fernsehen - so wie der kühle und zeitlebens ausgesprochen frugale Salazar als größter Spanier auf einundvierzig Prozent käme. Aber irgendetwas an dem „Doktor der Doktoren“ fällt den Portugiesen postum noch angenehm auf. Wieder scheint der Schlüssel in einer Inschrift zu stecken. Diesmal auf der Tafel an seinem Geburtshaus neben der Zwergschule von Santa Comba Dão. Sie lautet: „Hier wurde am 28. April 1889 Dr. Oliveira Salazar geboren. Ein Herr, der regierte und nichts raubte.“
Da, man lese und staune über diesen 2 Wochen alten FAZ Artikel.
Sogar der bis zum bitteren Ende moskautreue Kommunist Alvaro Cunhal (der im Übrigen Dank Salazars "Unterdrückungsapparat" sein Jurastudium sogar aus dem Gefängis heraus beenden durfte und trotz seiner politischen Ausrichtung ein kluges Köpfchen war) hat die demokratischen Würtschen überholt.
Also ein Hoch auf die Portugiesen, die Ehrlichkeit noch zu schätzen wissen. :]
„Irren ist menschlich“ steht auf dem Grabstein des portugiesischen Diktators Dr. Antonio Oliveira Salazar. Dieses Gefühl beschleicht nun auch viele seiner peinlich berührten Landsleute, seit der Verstorbene am vergangenen Wochenende - siebenunddreißig Jahre nach seinem Tod - von den Zuschauern des Staatsfernsehens RTP in der Endrunde von allen „großen Portugiesen“ der Geschichte zum Allergrößten gewählt wurde. Am Ergebnis gibt es keinen Zweifel. Mit den erreichten einundvierzig Prozent könnte Salazar jederzeit eine Regierung bilden. Oppositionsführer wäre dann mit deutlichem Abstand der Kommunist Alvaro Cunhal, der magere neunzehn Prozent erhielt. [...]
Wer sein Grab auf dem kleinen Dorffriedhof besucht, stößt auf ähnliche
Bewertungen. Dort finden sich an der Friedhofsmauer um den Marmorstein mit der Landesfahne Täfelchen mit gedruckten oder handschriftlichen Kommentaren von Freunden und Kritikern. Der „Doktor der Doktoren“, so rühmt dort ein Bewunderer, sei „fleißig, ehrlich und ein gutes Beispiel für alle Portugiesen“ gewesen. Ein Zweiter findet, dass er „ein großes Werk und ein großes Wertevakuum hinterlassen“ habe. Ein Dritter schrieb: „Jeder, der das System von Portugal gegen das von Russland eintauschen wollte, war ein Verräter an unserem Vaterland.“ Ein Vierter notierte - im Sinne von „Wenn das der Führer gewusst hätte . . .“ -, dass Salazar „von Missetätern umgeben war, denen er vertraute und die ihre Brutalitäten vor ihm versteckten“. Ein Fünfter urteilt nüchtern: „Er war das Opfer des Regimes, welches er selbst geschaffen hatte.“
Hier, am Rande der Ortschaft Vimieiro, bewerten Besucher eines bescheidenen Familiengrabes den Mann, der Portugal von 1932 bis zu seinem Hirnschlag im Jahr 1968 autoritär regierte. Sie tun es mit der Unbefangenheit von Glossenschreibern. Jedenfalls bestätigt der Friedhofswärter, dass die Täfelchen bei Überangeboten gelegentlich ausgetauscht und aktualisiert würden. Ganz anders im spanischen „Tal der Gefallenen“ nahe dem Escorial Philipps II. wo sich Francisco Franco noch zu Lebzeiten von republikanischen Gefangenen ein Granitmausoleum errichten ließ. Dort ist der Generalissimus, der ziemlich parallel von 1939 bis 1975 das Nachbarland regierte, noch unkommentiert bestattet. [...]
Es ist dennoch unwahrscheinlich, dass Franco - und sei es bei einer „Protestwahl“ im Fernsehen - so wie der kühle und zeitlebens ausgesprochen frugale Salazar als größter Spanier auf einundvierzig Prozent käme. Aber irgendetwas an dem „Doktor der Doktoren“ fällt den Portugiesen postum noch angenehm auf. Wieder scheint der Schlüssel in einer Inschrift zu stecken. Diesmal auf der Tafel an seinem Geburtshaus neben der Zwergschule von Santa Comba Dão. Sie lautet: „Hier wurde am 28. April 1889 Dr. Oliveira Salazar geboren. Ein Herr, der regierte und nichts raubte.“
Da, man lese und staune über diesen 2 Wochen alten FAZ Artikel.
Sogar der bis zum bitteren Ende moskautreue Kommunist Alvaro Cunhal (der im Übrigen Dank Salazars "Unterdrückungsapparat" sein Jurastudium sogar aus dem Gefängis heraus beenden durfte und trotz seiner politischen Ausrichtung ein kluges Köpfchen war) hat die demokratischen Würtschen überholt.
Also ein Hoch auf die Portugiesen, die Ehrlichkeit noch zu schätzen wissen. :]