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Vollständige Version anzeigen : Amateur-Team startet Rakete



Gärtner
19.05.2004, 10:39
Der Flug ins Weltall, eine kostspielige Angelegenheit, die nur von Staaten geschultert werden kann? Nicht unbedingt, wie gestern amerikanische Weltraum-Freaks bewiesen haben: In der Wüste von Nevada schossen sie eine selbstfabrizierte Rakete 100km hoch ins All.



Bastelrakete erreicht das Weltall

Ein 18-köpfiges Team amerikanischer Weltraum-Enthusiasten hat sich einen lange gehegten Traum erfüllt. Eine unbemannte Sechs-Meter-Rakete erreichte das All - als erstes von Amateuren gebautes Flugobjekt überhaupt.

"Sie jagte von der Abschussrampe nach oben und flog ins All." Auf die Worte von Eric Knight, einem Freizeit-Raketenbauer beim "Civilian Space Exploration Team", mussten seine 17 Kollegen einige Jahre warten. Der gestrige Start der Rakete "GoFast" in der Wüste von Nevada war bereits der dritte Versuch in den vergangenen Jahren, mit einem selbst gebauten Fluggerät den Weltraum zu erobern.

Gestern klappte es nun endlich. Das 6,5 Meter lange Geschoss kletterte binnen drei Minuten auf eine Höhe von 100 Kilometern, berichtet die britische BBC. Genau dort beginnt laut Definition der Weltraum. Gerade mal 14 Sekunden feuerte der Antrieb, die Endgeschwindigkeit betrug nach Berechnungen der Raketenbauer etwa 6500 Kilometer pro Stunde.

Die Rakete funkte vom All aus Signale zur Erde, bevor sie und ihre Nutzlast getrennt voneinander an Fallschirmen niedergingen. Das spektakuläre Experiment wurde von Vertretern der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration verfolgt.

Konstrukteur Knight sagte, man habe das Funksignal bereits empfangen, die Nutzlast aber noch nicht geborgen. In dem Behälter stecken neben einem Funkgerät auch Videokameras und weitere Instrumente, die während des Flugs Informationen aufgezeichnet haben.

Die 18 Raumfahrt-Fans haben ihr Abenteuer aus eigener Tasche und mit Sponsorengeldern bezahlt. Sie bekennen sich zur "Liebe der Raketentechnik" und dem "unnachgiebigen Wunsch, selbst die größten Zweifel zu überwinden". Mit dem geglückten Flug wollten sie beweisen, dass das Weltall offen für Erkundungen von jedermann ist und nicht nur von Staaten erobert werden kann.

Experten zeigten sich beeindruckt von dem gelungenen Flug ins All. "Das ist eine fantastische Errungenschaft", sagte der britische Raktentechniker Richard Osborne gegenüber der BBC. "Ich war in Nevada während der vorangegangenen Versuche. Das ist eine sehr beeindruckende Mannschaft."

Mit dem ersten unbemannten Flug in den Weltraum hat das "Civilian Space Exploration Team" bewiesen, dass Hobby-Raumfahrt funktionieren kann. In den nächsten Monaten wollen amerikanische Privatforscher auch Menschen ins All schießen. Beim Wettbewerb "X Prize" wetteifern fast 30 Teams darum, als Erster mit drei Insassen 100 Kilometer hoch zu fliegen. Das Preisgeld von zehn Millionen Dollar wird aber erst ausgezahlt, wenn der Vorstoß innerhalb von zwei Wochen erfolgreich wiederholt wird.

Die Prämie spendierten hunderte Raumfahrtfans - unterstützt vom Schauspieler Tom Hanks, dem ehemaligen Senator und Astronauten John Glenn sowie dem Weltraum-Touristen und Multimillionär Dennis Tito. Die Bewerber stammen aus den USA, Kanada, Israel, Großbritannien, Russland - und sogar aus Rumänien und Argentinien.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,300450,00.html

kettnhnd
19.05.2004, 10:43
wenn man zum gleichen zeitpunkt hier in der brd mit dem projekt begonnen hätte, wäre man wohl jetzt, wo die amis bereits ihre rakete erfolgreich gestartet haben, immer noch mit den genehmigungsanträgen beschäftigt.
das ist der unterschied.

Gärtner
19.05.2004, 10:54
wenn man zum gleichen zeitpunkt hier in der brd mit dem projekt begonnen hätte, wäre man wohl jetzt, wo die amis bereits ihre rakete erfolgreich gestartet haben, immer noch mit den genehmigungsanträgen beschäftigt.
das ist der unterschied.
Wie wahr. Las neulich etwas zum Thema "Firmengründung".

Dauer des Verfahrens in Deutschland: Anderthalb Monate.
Dauer des Verfahrens in den USA: Vier Tage.

Siran
19.05.2004, 10:56
Wie wahr. Las neulich etwas zum Thema "Firmengründung".

Dauer des Verfahrens in Deutschland: Anderthalb Monate.
Dauer des Verfahrens in den USA: Vier Tage.
Vor Kurzem gab's wohl auch mal einen Test innerhalb Europas. Es gibt, Wunder über Wunder, tatsächlich noch Länder, die länger brauchen als Deutschland. Mal kucken, ob ich den Bericht noch finde, ich kann mich nämlich nicht mehr erinnern, welche das waren.

WladimirLenin
19.05.2004, 11:01
Glückwunsch an das Team! Und woieviel hat der ganze Spaß gekostet?

derNeue
19.05.2004, 11:01
wenn man zum gleichen zeitpunkt hier in der brd mit dem projekt begonnen hätte, wäre man wohl jetzt, wo die amis bereits ihre rakete erfolgreich gestartet haben, immer noch mit den genehmigungsanträgen beschäftigt.
das ist der unterschied.
Außerdem ist es nur ein weiterer Fall von
Weltraum-Umweltverschmutzung.
Da fliegt sowieso schon jede Menge Schrott rum.

Schwartzer Rab
19.05.2004, 11:08
Außerdem ist es nur ein weiterer Fall von
Weltraum-Umweltverschmutzung.

So ist das. Ein bißchen Fortschrittsskepsis ist da schon angebracht. Wem nutzt sowas überhaupt?

Siran
19.05.2004, 11:10
So ist das. Ein bißchen Fortschrittsskepsis ist da schon angebracht. Wem nutzt sowas überhaupt?
Kommt wohl darauf an, was sich daraus entwickelt. Eine billigere und wirtschaftlichere Art der Raketentechnik würde sicherlich erlauben, die Forschung im All und die Erforschung des Alls stärker voranzutreiben, was auch für uns hier unten positive Effekte haben kann.

Schwartzer Rab
19.05.2004, 11:15
Und welcher Art könnten diese "positiven Effekte" sein?

Siran
19.05.2004, 11:22
Und welcher Art könnten diese "positiven Effekte" sein?
Nun, zum einen sind viele Experimente, die in der Schwerelosigkeit gemacht werden, medizinischer Natur. Was dort oben erforscht wird, was nur dort aufgrund der Schwerelosigkeit erforscht werden kann, gibt ja neue Erkenntnisse, die auch direkt hier unten angewandt werden.

Bei einer wirtschaftlichen Möglichkeit ins All zu fliegen, wäre wohl auch der Abbau von Erzen oder ähnlichem möglich.

Schwartzer Rab
19.05.2004, 11:25
Ich weiß nicht, ob ich das erstrebenswert finden soll: den Raubbau an der Natur ins Weltall verlagern? Von den Kosten will ich gar nicht reden. Und zu den medizinischen Versuchen: Ich bin Laie, aber es erscheint mir zumindest zweifelhaft, inwiefern Tests an Ratten oder Obstfliegen in der Schwerelosigkeit Auswirkungen auf irdische Humanmedizin haben sollen. Aber ich lasse mich da gern belehren.

Siran
19.05.2004, 11:34
Ich weiß nicht, ob ich das erstrebenswert finden soll: den Raubbau an der Natur ins Weltall verlagern? Von den Kosten will ich gar nicht reden.
Nun, solange wir keine Möglichkeit finden, den Raubbau an der Natur irgendwie durch andere Rohstoffentwicklung zu stoppen, bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, als unsere Bedürfnisse irgendwo anders zu stillen. Ich glaube jetzt auch nicht wirklich, dass z.B. der Abbau von Erzen in einem Asteroiden fiel Einfluss auf die "Natur" im weitesten Sinne hat.

Passieren würde das sowieso nur, wenn der Abbau im Weltall billiger wird, als der hier. Steuersubventionierter Abbau im Weltall ist nun wirklich nicht sehr wahrscheinlich.


Und zu den medizinischen Versuchen: Ich bin Laie, aber es erscheint mir zumindest zweifelhaft, inwiefern Tests an Ratten oder Obstfliegen in der Schwerelosigkeit Auswirkungen auf irdische Humanmedizin haben sollen. Aber ich lasse mich da gern belehren.
Meines Wissens lernt man schon allein durch den Aufenthalt der Astronauten in der Schwerelosigkeit neue Dinge über den Körper, da dieser in der Schwerelosigkeit logischerweise anders reagiert. Auch werden z.B. Zellkulturen und ähnliches gezüchtet, mit denen dann geforscht werden kann.

Hier z.B. ein Artikel über die Forschung insgesamt in der Schwerelosigkeit, auch mit einem Teil zur Medizin:
http://www.g-o.de/index.php?cmd=focus_detail2&f_id=93&rang=6

Brunner
19.05.2004, 11:46
Nun, zum einen sind viele Experimente, die in der Schwerelosigkeit gemacht werden, medizinischer Natur. Was dort oben erforscht wird, was nur dort aufgrund der Schwerelosigkeit erforscht werden kann, gibt ja neue Erkenntnisse, die auch direkt hier unten angewandt werden.

Bei einer wirtschaftlichen Möglichkeit ins All zu fliegen, wäre wohl auch der Abbau von Erzen oder ähnlichem möglich.
D.h. bei Krankheit gibts jetzt einen kostenlosen Flug ins All . bezahlt wird das ganze von der Krankenkasse :]

Siran
19.05.2004, 11:46
D.h. bei Krankheit gibts jetzt einen kostenlosen Flug ins All . bezahlt wird das ganze von der Krankenkasse :]
Nö, ganz so wird's wohl nicht laufen. :D

kettnhnd
19.05.2004, 12:08
alleine schon die diskussion hier ist wieder mal so typisch deutsch. mein gott, was für ein volk von kleingeistern sind wir geworden...

Schwartzer Rab
19.05.2004, 12:28
Nun, solange wir keine Möglichkeit finden, den Raubbau an der Natur irgendwie durch andere Rohstoffentwicklung zu stoppen, bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, als unsere Bedürfnisse irgendwo anders zu stillen.
Ich finde, da denkst Du in die falsche Richtung. Umdenken wäre die Lösung, nicht Problemverlagerung. Aber das führt jetzt wohl zu weit vom Thema weg.



Meines Wissens lernt man schon allein durch den Aufenthalt der Astronauten in der Schwerelosigkeit neue Dinge über den Körper, da dieser in der Schwerelosigkeit logischerweise anders reagiert. Auch werden z.B. Zellkulturen und ähnliches gezüchtet, mit denen dann geforscht werden kann.

So weit, so gut. Was mir immer noch nicht einleuchtet, ist, inwiefern das konkret auf die Humanmedizin Einfluß haben soll. Mir erscheint das eher wie Forschen um des Forschens willen. Aus dem Link von Dir geht auch nicht viel mehr hervor als fromme Wünsche.



alleine schon die diskussion hier ist wieder mal so typisch deutsch.
Kannst Du das mal näher erörtern, kettenhnd?

Siran
19.05.2004, 12:51
Ich finde, da denkst Du in die falsche Richtung. Umdenken wäre die Lösung, nicht Problemverlagerung. Aber das führt jetzt wohl zu weit vom Thema weg.
Ich versuche, in beide Richtungen zu denken. Beides sind für den momentanen Fall Lösungen. Deine Lösung wäre natürlich die bessere, aber solange wir die noch nicht gefunden haben, finde ich die Überlegung, wie wir sonst unsere Resource erhalten können, so übel nicht.


So weit, so gut. Was mir immer noch nicht einleuchtet, ist, inwiefern das konkret auf die Humanmedizin Einfluß haben soll. Mir erscheint das eher wie Forschen um des Forschens willen. Aus dem Link von Dir geht auch nicht viel mehr hervor als fromme Wünsche.
Naja, einem Erfolg geht ja immer erst mal die Hoffnung voran. Wenn man da eine Möglichkeit hat, eine Lösung zu finden, die sonst nicht existiert, dann denke ich schon, dass es richtig ist, diese zu verfolgen.

kettnhnd
19.05.2004, 13:06
Kannst Du das mal näher erörtern, kettenhnd?

na klar.

in deutschland, also in der brd, wird alles zerredet. erstmal wird debattiert und diskutiert und immer die gefahren in den vordergrund gestellt. skepsis überwiegt.
ein firmeninhaber, der seine produktion ins ausland verlagert hat, hat's gut umschrieben: in deutschland diskutiert man lange und jeder für sich, dogmen und standpunkte zählen, bis man sich letztendlich an die arbeit macht. woanders wird losgelegt und ein ziel auf direktem wege gemeinsam angegangen.

mit der hier in der brd vorherrschenden skepsis gegen alles neue und moderne wäre damals wernher von braun und die vielen anderen innovativen menschen, nicht sehr weit gekommen. ich sach' nur trans-rapid.
diese brd ist mittlerweile, zugegeben etwas übertrieben, ein technologie-feindlicher standort. staatliche regulationen, vorschriften und die mittlerweile zur deutschen mentalität gehörende skepsis. dieses ständige abwiegen von vor und nachteilen, anstatt einfach mal anzufangen und zu machen.
da sind uns die anglo-amerikaner meilenweit voraus. und darum hinken wir meilenweit hinterher.

Schwartzer Rab
19.05.2004, 13:53
Ich stimme Dir insofern zu, als daß die BRD überbürokratisiert ist. Wir haben auch schon einen kurzen Ausflug in die Selbstständigkeit hinter uns - wir hatten ja keine Ahnung, wieviele Sesselpupser einem dabei in den Brei spucken können.

Nicht zustimmen kann ich Dir aber bei Deinem optimistischen Bild angloamerikanischer Verhältnisse. Völlige Kritiklosigkeit (frei nach dem Motto: "nach mir die Sintflut") kann's auch nicht sein. Ich bin z.B. ziemlich froh darüber, daß es in der BRD bislang der Gentechnik schwer gemacht wird. "Dank" der EU ändert sich das ja nun.

kettnhnd
19.05.2004, 15:09
...
Nicht zustimmen kann ich Dir aber bei Deinem optimistischen Bild angloamerikanischer Verhältnisse. Völlige Kritiklosigkeit (frei nach dem Motto: "nach mir die Sintflut") kann's auch nicht sein. Ich bin z.B. ziemlich froh darüber, daß es in der BRD bislang der Gentechnik schwer gemacht wird. "Dank" der EU ändert sich das ja nun.


die amis werden dank der gentechnik vielleicht medikamente gegen alzheimer, parkinson und vielleicht sogar krebs entdecken, während man in der brd noch über 10qm genmais-feld debatiert.
der deutsche und sein sicherheitsdenken... . bausparer und lebensversicherung-mentalität. ;)

Schwartzer Rab
19.05.2004, 15:15
Das Krebsmittel werden die Amis vielleicht auch dringend brauchen, wenn alle Genmais und Gensoja in sich rein schaufeln.

P.S. Jep, wir haben sogar drei Bausparverträge!

trib996
19.05.2004, 15:23
Woran soll die Pharmaindustrie verdienen , wenn ihre Medikamente plötzlich heilen ?

:rolleyes: