TanjaKrienen
24.03.2007, 16:48
Aber so begegnete ich Mehmet, der als 16jähriger mit einer 40 Jahre alten Frau geschlafen und daraufhin für drei Jahre auf die Insel Helgoland verband ward; Kathrin, die man auf Anordnung der Gesundheitspolizei wegen drei Kilo Untergewicht zwangsgestopft hatte und auf Grund ihres Berufsziel „Model“, Fettzellen einspritzte; Paul, der sich strikt bis zuletzt weigerte, seine Glühbirnen gegen „Sparlampen“ auszutauschen und kurz vor der Verhaftung untergetaucht war; Meike, die wegen eines Mantels mit echtem Pelzaufsatz, der ihrer Großmutter einst gehörte und den sie – ohne es zu wissen – im Kleiderschrank aufbewahrte, vom Mob auf den Marktplatz gezerrt und fast gesteinigt worden wäre; Frank, den hier alle nur „Elvis“ nannten, und der sich mit einer Pistole bewaffnet gegen die Verschrottung seines Oldtimers wehrte; Bill, der seine Elektrogitarre und das Haarfärbemittel nicht abgeben wollte; Thorsten, den man bei dem Versuch erwischte drei Flaschen Bier aus dem „Freistaat Grönland“ einzuschmuggeln (Alkohol war seit 2015 verboten, sein Verzehr nicht unter zwei Jahre Arbeitslager bestraft); „Bille“, eigentlich Sybille, die man fing, weil sie öffentlich ein Buch las, dass nach dem „Reichs-Schriftumskammergesetz“ strikt verboten war, es hieß „Die Entstehung der Arten durch natürlich Zuchtwahl“ von einem gewissen Charles Darwin; Christopher, der zuerst in die Vereinigten Staaten über den Seeweg floh, aber nach seiner Rückkehr wegen dortiger Inanspruchnahme eines Flugzeuges zu einer fünfjähriger Haft verurteilt wurde; Anna, die Tabak im Garten anbaute und vier Wochen Pranger erhielt; Samuel, der Pin-ups an seiner Schlafzimmerwand aufhing, und den man noch am Tage des Verbotes sämtlicher „Pornographie“ durch die Reichsjugendführerin Schwarzer nicht nur verhaftet, sondern auch zwangskastriert hatte, usw.. Alle hatten unfassbare Geschichten zu erzählen. Nicht, dass mir die versammelte Truppe sympathisch war - ein Gebräu von Kulturfreaks und Eigenbrötlern - aber Sympathie war wohl auch keine Voraussetzung für die Feststellung, dass wir ein gemeinsames Problem hatten. Der Krieg zwischen uns würde noch stattfinden müssen – aber später.
Hier der neueste Teil von "Schönes Grün" http://www.campodecriptana.de/blog/2007/03/18/697.html
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