pavelito
08.03.2007, 21:52
Man hat´s nicht leicht, wenn man gottgefällig leben will. Aber muslimischen Usern dieses Forums soll es an nichts fehlen.
So wie es inzwischen Öko-Fonds, Bio-Fonds und sonstige recht abartige Anlagemittel gibt, haben die Experten auch an die Muslime gedacht.
Hier, exklusiv für politikforen.de
Sharia-konformes Investieren
Michael Haker | 2007-03-01
Investmentgesellschaften, Banken und andere Finanzmarktinstitutionen haben zusammen mit Sharia-Gelehrten in den letzten Jahren das Islamic Banking weiter entwickelt. Hierzu zählt auch die Sharia-konforme Geldanlage.
Wer vor ein paar Jahren noch nach Islam-konformen Investments suchte, tat sich schwer. Diese Anlageprodukte orientieren sich an der Sharia, dem islamischen Recht. Nicht mit der Sharia vereinbar ist die Anlage in den Bereichen Alkohol, Glücksspiel, Zigaretten, Pornographie, Waffen oder Schweinefleisch. Auch Fluggesellschaften und Hotelketten sind häufig tabu, da sie ihren Gästen Alkohol ausschenken.
Aus dem Koran leitet sich auch ein Zinsverbot ab. Daher kommen generell keine Finanzdienstleister wie Banken, Versicherungen oder Private Equity für die Anlage in Betracht. Grundsätzlich muss der Anteil des Zinsertrags am Bilanzgewinn unter 5% liegen. Ausgeschlossen ist auch das Sparen in Form von verzinsten Anleihen oder am Geldmarkt. Dagegen ist die Beteiligung am unternehmerischen Risiko erlaubt. Islam-konforme Anleger können ihr Kapital mehren, indem sie auf Wertsteigerungen – etwa von Aktien, Immobilien oder Rohstoffen - setzen. Sie können auch Dividenden aus ihren Aktienengagements vereinnahmen.
1999 wurde der Dow Jones Islamic Market Index eingeführt. Darin sind die Unternehmen enthalten, die in Absprache mit Sharia-Experten als Islam-konform gelten. Mittlerweile gibt es über 60 verschiedene Indices für die verschiedensten Bereiche, in denen mehr als 2000 Aktien Sharia-konformer Unternehmen abgebildet sind. Hier gibt es stets Grauzonen. Daher werden sie von islamischen Rechtsgelehrten, dem Shariah Supervisory Board, laufend überprüft und dienen als Benchmark für Fonds, die sharia-konform investieren.
Für Muslime gibt es mittlerweile eine Auswahl an Investmentmöglichkeiten, die den Regeln des Islam entsprechen. Darunter fallen klassische Aktienfonds, die, wie oben dargelegt (und vergleichbar mit ethischen Investments) gewissen Anlagebeschränkungen unterliegen. Im Folgenden stellen wir einen aktiv gemanagten Aktienfonds sowie einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) vor. Diese können von Muslimen hierzulande erworben werden.
Sharia-konformer Aktienfonds von UBS
Die Schweizer Investmentgesellschaft bietet seit 2000 den UBS Islamic Fund – Global Equities (LU0108058487) an. Als Benchmark liegt dem Portfolio der Dow Jones Islamic Market 100 Titans Index zugrunde. Dieser Fonds investiert vor allem in Aktien mit hoher Marktkapitalisierung. Das Anlageuniversum ist dabei weltweit. Durch die Beschränkung auf Sharia-konforme Investments ergibt sich eine Branchenaufteilung, in der Energie (19%), Gesundheitswesen (21%) und Konsumwerte (17%) zu den Schwerpunkten gehören. Finanzwerte, welche an den globalen Aktienmärkten den größten Sektor darstellen und in global investierenden Aktienfonds im Durchschnitt mit 25% vertreten sind, sind für Islam-kompatible Investments ausgeschlossen, da Finanzdienstleister ihr Geld zum großen Teil mit Zinsen verdienen. Angesichts dieser Branchenstruktur fällt der Fonds in die Morningstar-Kategorie „Aktien weltweit Standardwerte Growth“. Zu den größten Einzeltiteln im Portfolio zählen der britische Erdölkonzern BP mit einer Gewichtung von 5,6%, gefolgt von Microsoft (4,7%), Johnson und Johnson (4%) und Procter & Gamble (3,6%).
Finanzwerte hätten die Performance in den vergangenen Jahren im Kategorievergleich positiv beeinflusst. Der MSCI World Financials stieg in den letzten 3 Jahren um 13% jährlich. Andere im Portfolio enthaltene Bereiche wie das Gesundheitswesen oder die Telekommunikationswerte konnten nicht so stark zulegen. Der MSCI World Healthcare beispielsweise stieg in den vergangenen drei Jahren lediglich um jährlich 5,6%. Daher blieb der Fonds insgesamt hinter dem MSCI World, einem Vergleichsindex für globale Aktien, zurück.
Der UBS-Fonds hat einen maximalen Ausgabeaufschlag von 6%. Außerdem kann eine Rücknahmegebühr von 2% fällig werden. Die All-in-Fee, mit der Verwaltung, Management und Verwahrung des Fonds vergütet werden, beträgt 2,04% im Jahr.
Sharia-konform passiv investieren
Seit Ende 2006 gibt es einen ETF, der den Dow Jones Islamic Market Titans 100 Index nachbildet. Der EasyETF DJIM Titans 100 (FR0010378570) wird von BNP Paribas angeboten und ist über die Börse Zürich oder Paris zu beziehen.
Technologiewerte machen in dem passiven Investment 25% aus, Aktien aus dem Gesundheitswesen 24% und Energiewerte rund 22%. Der ETF enthält zu 50% Aktien von US-Unternehmen, zu 25% europäische und zu 25% asiatische Werte inklusive Japan.
Die größte Position ist Exxon Mobile mit 6,5%. Zu den Top 5 Aktien anhand der Gewichtung gehören auch Microsoft (3,8%), Procter & Gamble (3%) sowie Johnson & Johnson (2,9%).
Wie es bei ETFs üblich ist, gibt es keinen Ausgabeaufschlag. Stattdessen werden die beim Erwerb über die Börse üblichen Gebühren fällig. Das Management kostet im Jahr 0,5%. Bedauerlicherweise liegen uns für diesen Fonds noch keine Performancedaten vor.
Sollte einigen Islam-Puristen das Übergewicht an "satanischen" US-Aktien mißfallen, bleibt doch noch die alte Socke übrig.
So wie es inzwischen Öko-Fonds, Bio-Fonds und sonstige recht abartige Anlagemittel gibt, haben die Experten auch an die Muslime gedacht.
Hier, exklusiv für politikforen.de
Sharia-konformes Investieren
Michael Haker | 2007-03-01
Investmentgesellschaften, Banken und andere Finanzmarktinstitutionen haben zusammen mit Sharia-Gelehrten in den letzten Jahren das Islamic Banking weiter entwickelt. Hierzu zählt auch die Sharia-konforme Geldanlage.
Wer vor ein paar Jahren noch nach Islam-konformen Investments suchte, tat sich schwer. Diese Anlageprodukte orientieren sich an der Sharia, dem islamischen Recht. Nicht mit der Sharia vereinbar ist die Anlage in den Bereichen Alkohol, Glücksspiel, Zigaretten, Pornographie, Waffen oder Schweinefleisch. Auch Fluggesellschaften und Hotelketten sind häufig tabu, da sie ihren Gästen Alkohol ausschenken.
Aus dem Koran leitet sich auch ein Zinsverbot ab. Daher kommen generell keine Finanzdienstleister wie Banken, Versicherungen oder Private Equity für die Anlage in Betracht. Grundsätzlich muss der Anteil des Zinsertrags am Bilanzgewinn unter 5% liegen. Ausgeschlossen ist auch das Sparen in Form von verzinsten Anleihen oder am Geldmarkt. Dagegen ist die Beteiligung am unternehmerischen Risiko erlaubt. Islam-konforme Anleger können ihr Kapital mehren, indem sie auf Wertsteigerungen – etwa von Aktien, Immobilien oder Rohstoffen - setzen. Sie können auch Dividenden aus ihren Aktienengagements vereinnahmen.
1999 wurde der Dow Jones Islamic Market Index eingeführt. Darin sind die Unternehmen enthalten, die in Absprache mit Sharia-Experten als Islam-konform gelten. Mittlerweile gibt es über 60 verschiedene Indices für die verschiedensten Bereiche, in denen mehr als 2000 Aktien Sharia-konformer Unternehmen abgebildet sind. Hier gibt es stets Grauzonen. Daher werden sie von islamischen Rechtsgelehrten, dem Shariah Supervisory Board, laufend überprüft und dienen als Benchmark für Fonds, die sharia-konform investieren.
Für Muslime gibt es mittlerweile eine Auswahl an Investmentmöglichkeiten, die den Regeln des Islam entsprechen. Darunter fallen klassische Aktienfonds, die, wie oben dargelegt (und vergleichbar mit ethischen Investments) gewissen Anlagebeschränkungen unterliegen. Im Folgenden stellen wir einen aktiv gemanagten Aktienfonds sowie einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) vor. Diese können von Muslimen hierzulande erworben werden.
Sharia-konformer Aktienfonds von UBS
Die Schweizer Investmentgesellschaft bietet seit 2000 den UBS Islamic Fund – Global Equities (LU0108058487) an. Als Benchmark liegt dem Portfolio der Dow Jones Islamic Market 100 Titans Index zugrunde. Dieser Fonds investiert vor allem in Aktien mit hoher Marktkapitalisierung. Das Anlageuniversum ist dabei weltweit. Durch die Beschränkung auf Sharia-konforme Investments ergibt sich eine Branchenaufteilung, in der Energie (19%), Gesundheitswesen (21%) und Konsumwerte (17%) zu den Schwerpunkten gehören. Finanzwerte, welche an den globalen Aktienmärkten den größten Sektor darstellen und in global investierenden Aktienfonds im Durchschnitt mit 25% vertreten sind, sind für Islam-kompatible Investments ausgeschlossen, da Finanzdienstleister ihr Geld zum großen Teil mit Zinsen verdienen. Angesichts dieser Branchenstruktur fällt der Fonds in die Morningstar-Kategorie „Aktien weltweit Standardwerte Growth“. Zu den größten Einzeltiteln im Portfolio zählen der britische Erdölkonzern BP mit einer Gewichtung von 5,6%, gefolgt von Microsoft (4,7%), Johnson und Johnson (4%) und Procter & Gamble (3,6%).
Finanzwerte hätten die Performance in den vergangenen Jahren im Kategorievergleich positiv beeinflusst. Der MSCI World Financials stieg in den letzten 3 Jahren um 13% jährlich. Andere im Portfolio enthaltene Bereiche wie das Gesundheitswesen oder die Telekommunikationswerte konnten nicht so stark zulegen. Der MSCI World Healthcare beispielsweise stieg in den vergangenen drei Jahren lediglich um jährlich 5,6%. Daher blieb der Fonds insgesamt hinter dem MSCI World, einem Vergleichsindex für globale Aktien, zurück.
Der UBS-Fonds hat einen maximalen Ausgabeaufschlag von 6%. Außerdem kann eine Rücknahmegebühr von 2% fällig werden. Die All-in-Fee, mit der Verwaltung, Management und Verwahrung des Fonds vergütet werden, beträgt 2,04% im Jahr.
Sharia-konform passiv investieren
Seit Ende 2006 gibt es einen ETF, der den Dow Jones Islamic Market Titans 100 Index nachbildet. Der EasyETF DJIM Titans 100 (FR0010378570) wird von BNP Paribas angeboten und ist über die Börse Zürich oder Paris zu beziehen.
Technologiewerte machen in dem passiven Investment 25% aus, Aktien aus dem Gesundheitswesen 24% und Energiewerte rund 22%. Der ETF enthält zu 50% Aktien von US-Unternehmen, zu 25% europäische und zu 25% asiatische Werte inklusive Japan.
Die größte Position ist Exxon Mobile mit 6,5%. Zu den Top 5 Aktien anhand der Gewichtung gehören auch Microsoft (3,8%), Procter & Gamble (3%) sowie Johnson & Johnson (2,9%).
Wie es bei ETFs üblich ist, gibt es keinen Ausgabeaufschlag. Stattdessen werden die beim Erwerb über die Börse üblichen Gebühren fällig. Das Management kostet im Jahr 0,5%. Bedauerlicherweise liegen uns für diesen Fonds noch keine Performancedaten vor.
Sollte einigen Islam-Puristen das Übergewicht an "satanischen" US-Aktien mißfallen, bleibt doch noch die alte Socke übrig.