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Vollständige Version anzeigen : Genozid an den Armeniern



Siran
06.05.2004, 14:23
Wir hatten vor einiger Zeit schon mal einen Thread darüber, aber da der am Ende doch merklich vom Thema abgekommen war, will ich hierfür jetzt einen neuen Strang eröffnen. Ich bin durch Zufall auf eine Webseite gestoßen, die die Korrespondenz der deutschen Botschafter, Konsuln, etc. in dieser Zeit veröffentlicht. Das ist nur ein Ausschnitt, auf der Seite befinden sich noch wesentlich mehr Berichte, die sich mit dem Thema befassen.

Von Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel (Wolff-Metternich) 3.1.1916


Ende Oktober hatte die Verschickung die armenische Bevölkerung ganz Anatoliens bis vor die Thore Konstantinopels und Smyrnas ergriffen. Unberührt geblieben waren nur noch die Stadtbevölkerung Konstantinopels - von wo jedoch zahlreiche "verdächtige" Personen abgeschoben zu sein scheinen - von Smyrna und von Aleppo. Die Aleppiner Armenier scheinen ihr Verbleiben bisher hauptsächlich dem Widerstande solcher einheimischer Kreise zu verdanken, die bei ihrem Verschwinden grosse Geldverluste erleiden würden.

Zurückgeblieben sind zum Teil - anscheinend zum kleinsten Teile - vorläufig die Familien armenischer Soldaten, soweit sie ohne sonstigen männlichen Schutz sind. Wo ihre Verschickung erfolgt ist, wird als Entschuldigung angeführt, alle armenischen Soldaten seien desertiert, eine Behauptung, die in dieser Ausdehnung unmöglich und nachweisbar tatsächlich falsch ist.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-01-03-DE-001?OpenDocument

Von Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel 3.1.1916


Nach den Verschickungen vor einigen Monaten waren noch sieben bis acht tausend Armenier in Aintab geblieben. Von diesen sind jetzt 5 bis 6000 ohne Unterschied der Konfession teils schon verschickt teils in Verschickung begriffen anscheinend auf Befehl von militärischer Seite unter dem wahrscheinlich falschen Vorwand der Anteilnahme am Widerstand der Stadt Urfa. Auch die letzte protestantische Kirche in Aintab ist jetzt geschlossen.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-01-03-DE-011?OpenDocument

Von Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel 10.1.1916


Armenier aus Aintab schon 3 oder 4 Jahre hier wohnhaft sind aufgefordert Aleppo obgleich einer Woche zu verlassen.

Anzeichen deuten darauf hin daß auch die in Aleppo ansässigen Armenier verschickt werden sollen. Eine Liste scheint zu diesem Zwecke von der Behörde aufgestellt zu werden. Die systematisch erfolgten Weiterverschickungen wohl im Widerspruch zu dem was Djemal Pascha in Constantinopel durchgesetzt hatte.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-01-10-DE-011?OpenDocument

Von Konsulat Aleppo (Rößler) an Botschaft Konstantinopel 12.1.1916


3000 früher von Aleppo nach Killis gesandte und dort verhältnismäßig gut aufgehobene armenische Witwen werden neuerdings nach Deïr Zor verschickt wobei sie überwiegend zu Grunde gehen.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-01-12-DE-011?OpenDocument

Der Konsul in Aleppo (Rößler) an die Botschaft Konstantinopel
23. Februar 1916

Wali hat Schwester Rohner erklärt, die armenischen Waisen aus Aleppo sollten nach Constantinopel gebracht werden, woselbst Platz für 500 sei. Hier sind tausend darunter 400 der Schwester unterstehende, die mit fort sollen.

Sie habe es vertraulich erfahren und hält für wahrscheinlich, dass die Regierung unterwegs Reiseziel ändern und Kinder nach Siwas schicken wolle. Das wäre Kindermord.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-02-23-DE-001?OpenDocument

Der Konsul in Aleppo (Rößler) an die Botschaft Konstantinopel 6. April 1916


Das armenische Konzentrationslager in Ras-el-Ain ist dieser Tage von den dicht dabei wohnenden Tscherkessen und anderen ähnlichen Leuten überfallen worden. Von den unbewaffneten 14000 Insassen ist der größte Teil niedergemacht. Einzelheiten fehlen und werden mir erst später zugehen.

Nach anderer Quelle handelte sich es zunächst nur um 400 Familien die abgetrennt und niedergemacht worden sind.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-04-06-DE-011?OpenDocument

Der Konsul in Aleppo (Rößler) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg) 27. April 1916


Ueber die Verschickung der Armenier, ihre Folgen und Begleiterscheinungen habe ich zuletzt unter dem 9. Februar d.J. - K.No. 18 - berichtet und unter dem 12. d.M. - No. 1033 - der Kaiserlichen Botschaft einen von der Schwester B. Rohner ausgefüllten, für Herrn Dr. Vischer Basel bestimmten Fragebogen eingesandt. Das Sterben des Volkes hält seitdem an. Manche der nachfolgend gehorsamst berichteten Einzelzüge tun von neuem dar, dass es planvoll auf seine Aufreibung abgesehen ist.

1) Um die mitte Februar wurden alle Kinder aus Killis nach Bab überführt, nachdem schon früher die Frauen weiterverschickt waren.

2) Am 16. April sind die in Maarra und den umliegenden Dörfern "angesiedelten" Armenier, die grossenteils durch Hunger und Entbehrungen schon stark entkräftet waren, in Richtung Der Zor weiterverschickt worden.

3) Am 19. April wurde hier bekannt, dass Befehl ergangen war, die bis dahin in Marasch verschont gebliebenen 9000 Armenier, den Rest von ehemals 24000, gleichfalls zu verschicken. Diese Leute hatten bei den ersten Verbannungen, in Ausführung des Befehls, sich zur Wanderung bereit zu halten, ihr letztes Hab und Gut verkauft und sind seitdem durch Entbehrungen sehr entkräftet. Mit der Ausführung des Befehls ist begonnen worden. 120 Familien sind bis zum 25. April in Aintab angekommen, von wo sie über Biredjik nach Der Zor weiter sollen. Am 26. oder 27. wird ein zweiter grösserer Schub in Aintab erwartet.

4) Wie ich am 20. April von einem aus Der Zor kommenden türkischen Offizier erfahren habe, hat der Mutesarrif von Der Zor Befehl erhalten, nur so viel Armenier dort zu lassen, als 10 % der ansässigen Bevölkerung entspricht, den Rest aber nach Mossul weiter zu schicken. Die ansässige Bevölkerung von Der Zor mag vielleicht 20000 betragen. Die Zahl der dorthin verschickten Armenier wird auf wenigstens 15000 zu schätzen sein, so dass also mindestens 13000 fortzuschicken wären. Der Mutesarrif Suad Bey, ein menschenfreundlicher Mann, der jahrelang in Aegypten gelebt hat, ist einer der wenigen türkischen Beamten, welche die grausamen Befehle der Regierung in ihrer Ausführung zu mildern suchen; trotzdem war der Offizier der Ansicht, dass der grösste Teil der Unglücklichen verschickt werden müsse und die wenigsten davon in Mossul ankommen würden. Was Beduinen, Yesiden und Kurden übrig lassen sollten, das wird Hunger, Entbehrung und Krankheit dahinraffen.

Nachrichten vom 19. April besagen, dass in jeder der Stationen zwischen Aleppo und Der Zor, also in Meskene, Abu Hrere, Hamam, Sabkha, täglich 50-100 Menschen sterben, davon der grösste Teil an Hunger.

5) Am 6. April war hier bekannt geworden, dass bei Ras ul Ain wieder Massaker vorgekommen seien. Die eine Nachricht besagte, dass der grösste Teil des aus 14000 Personen bestehenden Konzentrationslagers niedergemacht sei, während nach einer anderen Nachricht 400 Familien aus dem Lager geführt und unterwegs umgebracht worden seien. Nach zuverlässigen Erkundigungen eines Deutschen, der mehrere Tage in Ras ul Ain und Umgegend gewesen ist und mich bei seiner Rückkehr von dort am 22. April besuchte, muss ich folgendes annehmen: Das Lager besteht noch aus höchstens 2000 Verbannten. Es sind einen Monat lang täglich oder fast täglich 300-500 Verbannte aus dem Lager geführt und in einer Entfernung von etwa 10 km von Ras ul Ain niedergemacht worden. Die Leichen wurden in den Fluss geworfen, der auf der grossen Kiepertschen Karte von Kleinasien, Blatt Nisebin (D VI), als Djirdjib el Hamar eingezeichnet ist und der um diese Jahreszeit viel Wasser führte. Ein türkischer Offizier, welcher wegen dieser Vorgänge den Kaimmakam von Ras ul Ain zur Rede stellte, habe die ruhige Antwort erhalten, er handle auf Befehl. Durch jene Gegend führt die Etappenstrasse der VI. Armee von Ras ul Ain nach Mossul. Da sich dort der Bau von zwei Brücken als notwendig herausgestellt hatte, die Vl. Armee aber nicht die nötigen Kräfte dafür bereit hatte, so wurde von der IV. Armee etwa am 15. April ein syrisch muhammedanisches Pionierbataillon dafür abgegeben. Diese Leute, welche in zwei Tagen von Damaskus nach Ras ul Ain befördert worden sind, von der Lage der verschickten Armenier nichts wussten und unterwegs wie anzunehmen, nicht beeinflusst worden sind, waren bei Ankunft an Ort und Stelle ganz entsetzt. Sie waren der Ansicht, dass die Armenier durch Soldaten niedergemetzelt seien. Darin kehrt also die Auffassung wieder, dass das Werk auf Befehl vollbracht worden sei. Jedenfalls war dies die in der Gegend allgemein verbreitete Ansicht. Als Henker hat der bei Ras ul Ain ansässige Tscherkessenstamm der Tschetschen gedient.

6) Ende Februar, Anfang März wurde den Armeniern im Arbeiterbataillon Aleppo, teilweise mit Erfolg nahegelegt, zum Islam überzutreten. Im Laufe des Monats März wurden polizeiliche Listen der Armenier Aleppos als Vorbereitung für die Verschickung angefertigt und durch Polizisten die Nachricht verbreitet, die einzige Rettung vor der Verschickung sei der Uebertritt zum Islam. Als darauf eine Reihe von Familien um den Uebertritt einkam, wurden sie so behandelt, als ob die Gewährung der Bitte eine besondere Gnade sei. Man schreckte also eher wieder ab, sei es dass man unliebsames Aufsehen fürchtete, sei es, dass die Aufforderung zum Uebertritt auf andere als die verantwortlichen Stellen zurückzuführen war, sei es endlich, dass man sich nur daran weiden wollte, mit den Armeniern wie die Katze mit der Maus zu spielen.

7) In Aleppo ist im März und in der ersten Hälfte April nicht nur auf die von ausserhalb gekommenen hier versteckten Armenier die schärfste Jagd gemacht, sondern auch mit der Verschickung der hierorts ansässigen Armenier der Anfang gemacht worden. Auch einzelne Frauen und Mädchen wurden auf der Strasse aufgegriffen und dieser Zustand zu Willkürakten von Regierungsorganen benutzt. Es wäre nicht zu verwundern gewesen, wenn die in ihrer Religion und der Ehre ihrer Frauen angegriffenen Armenier zu Akten der Verzweiflung getrieben worden wären.

Seit dem 18. April ist in Aleppo etwas Ruhe eingetreten und zwar wie es scheint, auf Intervention der Kaiserlichen Botschaft, welche den Minister des Innern zu dem Befehl an die Ortsbehörden veranlasst hat, die Ortsansässigen, sowie Katholiken und Protestanten nicht zu verschicken. Die Form unter welcher der Wali die Pause hat eintreten lassen, war seine Zusage an die hiesige Geistlichkeit, während des Osterfestes Schonung zu gewähren. Man wagt noch nicht zu hoffen, dass die Schonzeit lange dauern oder gar die Gefahr vorüber sei. Auch sind trotz der Zusage unter der Hand immer noch einzelne verschickt worden.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-04-27-DE-001?OpenDocument

Der Konsul in Aleppo (Rößler) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)
17. Juni 1916


Euer Exzellenz überreiche ich gehorsamst in der Anlage Abschrift eines Berichtes der Schwester Beatrice Rohner an Mr. Peet in Konstantinopel, mit welchem sie ihre Abrechnung über 7435 Ltq. vom 1. Januar bis 1. Juni d.J. durch sie zur Verteilung gelangte amerikanische Notstandsgelder begleitet hat. Das Original ist bereits seit einigen Tagen an den Adressaten abgegangen.

Seit meinem Bericht vom 29. April d.J. sind die folgenden Tatsachen zu meiner Kenntnis gekommen:

1) In Marasch ist die Verschickung der 9000 Zurückgebliebenen in vollem Gange.

2) Das Konzentrationslager in Ras ul Ain, das Ende April noch etwa 2000 Insassen zählte, ist jetzt so gut wie leer. Die wenigsten dürften noch am Leben sein.

3) Das Schicksal der in Aleppo befindlichen Armenier von auswärts ist noch immer in der Schwebe. Vor etwa 14 Tagen deuteten klare Anzeichen wie die Einforderung der hier ausgestellten Aufenthaltserlaubnisscheine auf die bevorstehende Verschickung. Der Wali hat wiederholt erklärt, dass er an der Absicht, den grössten Teil der hiesigen Waisenkinder nach Konia, Eskischehr und Konstantinopel zu verschicken festhalte, und sie nur mit Rücksicht auf die Ueberlastung der Bahn durch militärische Transporte noch nicht ausgeführt habe.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-06-17-DE-001?OpenDocument

Siran
06.05.2004, 14:29
Der Konsul in Aleppo (Rößler) an die Botschaft Konstantinopel 27. Juni 1916


Im Anschluß an Telegramm No. 107.

Seit dem 19. Juni hat wieder rücksichtslose Verschickung aus Aleppo begonnen. Vorwand: es handele sich um sanitäre Massregeln oder politisch Verdächtige. Auch seit langer Zeit hier ansässige sind verschickt.

http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-06-27-DE-011?OpenDocument

Der Konsul in Aleppo (Rößler) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg) 29. Juli 1916


Die von allen Seiten einlaufenden Nachrichten tun dar, dass die Armenierverfolgung unvermindert und unerbittlich anhält. Von den Deutschen, die den Euphratweg von Bagdad her zurück-kehren, ist keiner, der nicht von dieser Katastrophe den tiefsten Eindruck empfinge.

1) Ein Beamter des höheren deutschen Reichsdienstes hat mir am 18. Juli erzählt, die Strecke von Sabkha über Hammam nach Meskene sei mit Resten von Kleidungsstücken übersät; sie sähe aus, als ob dort eine Armee zurückgegangen wäre.

Der türkische Militärapotheker in Meskene, der dort seit 6 Monaten stationiert ist, hat ihm erzählt, dass allein in Meskene 55000 Armenier begraben seien. Dieselbe Zahl ist ihm unabhängig davon von einem türkischen Offizierstellvertreter dortselbst gleichfalls genannt worden.

2) Aus Der Zor kam unter dem 16. Juli Nachricht, dass die Armenier den Befehl zum Weiterwandern erhalten hatten. Am 17. wurden alle Geistlichen und führenden Männer verhaftet. Bis zum 22. Juli, so war der Befehl, sollten alle Armenier wieder zum Wanderstab gegriffen haben. Nachdem schon früher von der Zentralregierung angeordnet worden war, dass nur so-viel Armenier in Der Zor bleiben sollten, als 10 Prozent der ansässigen Bevölkerung entsprach, soll nun auch der letzte Rest vertilgt werden, eine Aenderung, die möglicher-weise damit zusammenhängt, dass der menschliche Mutesarrif Suad Bey nach Bagdad versetzt ist und einen unbarmherzigen Nachfolger erhalten hat.

Mit Peitsche und Knüppel werden wehrlose und erschöpfte Frauen und Kinder von Gendarmen geprügelt, eine Beobachtung, die schon oft gemacht und mir auch jetzt wieder von einem des Wegs gekommenen deutschen Offizier aus eigener Anschauung bestätigt worden ist.

Einen Brief über diese Verhältnisse von Araxia Djibedjian an Schwester B. Rohner vom 16/17 Juli beehre ich mich in Abschrift hier beizufügen. Während zahlreiche Armenier durch den Untergang des Volkes aus dem geistigen Gleichgewicht gestossen sind, den Glauben verloren haben und in Verzweiflung geraten sind, ist dieser Brief ein schönes Beispiel von Standhaftigkeit und Gefasstheit im Angesicht des sicheren in der grauenhaftesten Form zu erwartenden Verderbens. Zwei weitere Briefe der gleichen Verfasserin vom 22. Juni und 12. Juli beehre ich mich gleichfalls in Uebersetzung vorzulegen, desgl. 2 Briefe armenischer Pfarrer aus Hamam und Sabkha.

3) Ueber die Art der Ende Juni erfolgten Verschickung, der bis dahin mit Erlaubnis der Regierung bei dem Bau der Bagdadbahn in der Amanusgegend beschäftigten Armenier, gibt der in Abschrift gehorsamst beigefügte Brief der Schwester Paula Schäfer an den amerikanischen Missionar Mr. Peet in Konstantinopel Auskunft.

4) Ein aus Diarbekr über Urfa hier angekommener deutscher Offizier hat mir am 24. Juli erzählt, dass einige Zeit vorher wieder 2000 armenische Frauen aus den östlichen und nördli-chen Gebieten nach Urfa gebracht worden sind. Es handelt sich hier offenbar um eine Nachlese von solchen die sich früher hatten versteckt halten können oder die in muhamme-danische Familien aufgenommen waren und deren man jetzt überdrüssig geworden ist.

Auf ähnliche Zustände deutet die in Abschrift gehorsam hier beigefügte briefliche Nachricht des Diakons Künzler aus Urfa vom 22. Juli, wonach es ihm gelungen ist, 150 Waisenkinder zu unterstützen.

5) In Aleppo ist seit dem 12. Juli die Verschickung einge-stellt, anscheinend weil ein Konflikt zwischen den oberen Behörden darüber ausgebrochen ist, dass es den reicheren Armeniern gelungen ist, Schonung zu erlangen, während die ärmeren der Polizei ausgeliefert waren. Aus Meskene ist es etwa 250 Armeniern gelungen, mit stillschweigender Duldung des dortigen Militärkaimmakams, nach Aleppo zurückzuwandern wo sie in erbarmungswürdigem Zustande ankommen. Der Wali hat infolgedessen Befehl an die Dörfer gegeben, keinen Armenier nach Aleppo zurückzulassen. Ueberträgt man die Ausführung behördlicher Anordnungen der Bevölkerung, so erklärt man die Armenier damit etwa für vogelfrei. Weitere Massregeln gegen sie werden hier vermutlich zu erwarten sein. Gleichen Bericht lasse ich der Kaiserlichen Botschaft zugehen.


http://www.armenocide.de/armenocide/armgende.nsf/$$AllDocs/1916-07-29-DE-001?OpenDocument

derNeue
06.05.2004, 14:42
Ein höchst interessantes und brisantes Thema.
Übrigens: Während es in Deutschland gesetzlich verboten ist,
den Genozid an der Juden zu bezweifeln ist es in der Türkei
gesetzlich verboten, den Genozid an den Armeniern zu erwähnen.
Andre Länder, andre Sitten...

Der Schakal
06.05.2004, 20:21
Welcher Genozid? ?(

Siran
06.05.2004, 20:27
Lies dir einfach mal die Texte oben durch und sage mir, wie du das nennen würdest, Schakal.

Der Schakal
06.05.2004, 20:28
Sehr geehrte Siran,

ein Massaker ist kein Genozid.

Siran
06.05.2004, 20:30
Da ist die Rede von gezielten Vertreibungen, von Konzentrationslagern, Todesmärschen und bestimmt nicht von nur einem Massaker, es sei denn, du gehst davon aus, dass zwischen dem 3. Januar und dem 29. Juli nur ein großes Massaker verübt worden sei.

Gärtner
06.05.2004, 20:33
Oh lieber Schakal, fängst du jetzt auch an, Haare zu spalten? Ich hielte es für ein schönes Beispiel der "Europafähigkeit" der Türkei, wenn im Lande dieser dunkle Punkt der Geschichte offen angesprochen werden könnte.

Mir ist klar, wie schwierig das ist. Da werden liebgewonnene Mythen der eigenen Vergangenheit zerstört; wie schwer man sich da tut, zeigen die Beispiele Frankreichs oder Polens, wo erst jetzt eine sehr zögerliche Debatte über die Kollaboration mit den deutschen Besatzern begonnen hat.

Der Schakal
06.05.2004, 20:40
Da ist die Rede von gezielten Vertreibungen, von Konzentrationslagern, Todesmärschen und bestimmt nicht von nur einem Massaker, es sei denn, du gehst davon aus, dass zwischen dem 3. Januar und dem 29. Juli nur ein großes Massaker verübt worden sei.


Es waren Umsiedlungen.

Also es reicht mir das immer diese Märchen erzählt werden. 2,5 Mio. Moslems sind in diesem Zeitpunkt umgekommen. Sie wurden genauso massakriert von den Armeniern wie die Türken die Armenier massakriert haben.

Interessanter Weise lügen die Westlichen immernoch und behaupten es hätte einen genoziod gegeben wo doch die Prozesse von Malta das beste beispiel ist das es keinen gab.

Also...?

Und ich bitte sie bei allem Respekt hören sie auf zu lügen.

Da ihr Englisch ja einigermassen gut ist....hier die Prozesse von Malta....

http://www.ataa.org/ataa/ref/malta.html

Wissen sie was daran so interessant ist? Die Westliche Presse u.s.w....verschweigt diese Prozesse. Denn im Deutschen ist darüber kaum bis garnicht....ein Artikel zu finden.


Naja ....

Siran
06.05.2004, 20:44
Umsiedlungen? Ich werde jetzt noch einen weiteren Bericht zitieren, der ist länger, deswegen hab ich ihn vorhin weggelassen:


Aleppo, den 6. Februar 1916.

Sehr geehrter Herr Konsul!

Ihrer Aufforderung entsprechend überreiche ich Ihnen im folgenden ergebenst eine schriftliche Aufzeichnung über die auf der Reise von Bagdad nach Aleppo erhaltenen Eindrücke. Es ist im Wesentlichen eine wörtliche Wiedergabe der Bemerkungen, die ich während der Wagenfahrt mit halberstarrten Fingern in Engschnellschrift in mein Notizbuch einkritzelte. Sie geben daher den an Ort und Stelle unmittelbar gewonnenen Eindruck wieder:

Auf dem Wege von Bagdad nach Aleppo berührt man folgende Stationen: Bagdad, Abu Messir, Feludscha, Romedi, Hit, Bagdadi, Hadisse, Fahime, Ane, Nihije, Abu Kemal, Selahije, Mejadin, Der Sor, Tibni, Sabha, Haman, Abu Hureire, Meskene, Der Hafir, Aleppo.

Sie liegen etwa 60 km von einander entfernt. Von einer bis zur andern fährt man im Wagen, Trab und Schritt abwechselnd, durchschnittlich 6 bis 8 Stunden, d.h. eine Tagesreise. Fussgänger dagegen dürften von einer Station bis zur nächsten wohl drei Tagesmärsche brauchen.

Zwischen den einzelnen Stationen ist vollkommen unbewohntes Wüstenland, nur stellenweise mit niedrigem Gestrüpp bewachsen. Auf mehreren Stationen findet selbst der einzelne Reisende keine Lebensmittel und kein Brot. Der Weg führt zwar am Euphrat entlang, folgt aber nicht allen Windungen, sondern schneidet ab. Manche Stationen liegen meilenweit entfernt vom Flusse. Auf den Stationen meist Brunnen. Der Fussgänger aber, der von einer Station zur andern drei Tage unterwegs ist, muss Wasser mitnehmen, wenn er nicht verdursten will.

Am 17. Januar d.J. bin ich von Bagdad abgefahren. Am 23. Januar kam ich in Hadisse an. Dort sah ich den ersten Armeniertransport, etwa 50 Personen, fast nur Männer, sie trugen türkische Bauernkleidung und schwarz-weiss gestreifte Jacken.

Am 24. Januar kam ich nach Ane. Unterwegs begegnete ich etwa 30 Armeniern unter Gendarmeriebewachung. Der Chan von Ane war mit etwa 40 Armeniern belegt, alle in türkischen Bauernkleidern.

Am 25. Januar überholte ich einen Zug von etwa 50 Armeniern, nur Männern, die unter Gendarmeriebedeckung in der Richtung auf Der Sor gingen. Unser Kutscher sagte, es sei gut, dass es so kaltes Wetter sei, denn sonst würde man es auf dem Wege nicht aushalten können vor dem Gestank der dort verwesenden Armenierleichen. Fast jeder dieser Armenier hatte ein oder zwei Lasttiere bei sich, die ausschliesslich mit Lebensmitteln beladen sind. Der Kutscher sagt, solange der auf diesen Lasttieren untergebrachte Vorrat an Datteln reiche, gehe es den Armeniern gut. Sobald er aber zu Ende sei, müssten sie wohl verhungern, denn selbst wenn sich jemand bereit fände, einem Armenier irgend etwas zu fast unerschwinglichem Preise zu verkaufen, so reichten die auf dem Wege tatsächlich vorhandenen Lebensmittelvorräte auch nicht für den zehnten Teil der Verschleppten aus.

Infolge der bitteren Kälte erkrankt der Kutscher während der Fahrt an Lungenentzündung, ich kutschiere selbst. Auf der nächsten Station engagiere ich als Aushülfe einen Araberjungen.

Am 26. überhole ich einen Armeniertransport von etwa 50 Männern. In Abu Kemal, einer "grösseren" Station (die meisten anderen bestehen nur aus zwei bis drei Häusern) bedient uns im Chan ein 16-jähriger Armenierjunge Artin aus Seitun. Im Chan und allen Stallungen sowie in der ganzen Ortschaft viele Armenier untergebracht. Auch einige Frauen und Kinder.

Am 28. traf ich in Selahije vier deutsche nach Bagdad reisende Offiziere, die mir versicherten, dass sie im Kriege im Osten und Westen manches gesehen hätten, dass aber das, was sich auf dem Wege Aleppo-Der Sor dem Auge darbiete, das Grauenvollste sei, was sie je gesehen hätten.

Am 29. Mejadin. Im Chan, der eng mit Armeniern belegt ist, starker Fäulnisgestank. Der Kutscher des Gepäckwagens erkrankt an Fieber. Mein Diener kutschiert.

Am 30. Januar Der Sor. Die grösste Ortschaft auf der Strecke. Hier zahlreiche Armenier, sicher über 2000. Alle Häuser und Chans mit ihnen belegt. Im Chan, in dem ich absteige wieder derselbe Fäulnisgestank wie in Mejadin. Ueberfüllt mit Armeniern. Zahlreiche Frauen, die sich lausen. Auch viel junge Mädchen und kleine Kinder. Auf den Strassen der sauberen kleinen Stadt viele Armenier jeden Alters und beiderlei Geschlechtes in türkischen Bauernkleidern, aber auch viele, offenbar besseren Ständen angehörende in europäischer Zivilkleidung. Junge Mädchen in gut sitzenden europäischen Kleidern.

Ich treffe hier fünf deutsche Offiziere und einen deutschen Arzt, die nach Bagdad reisen. Sie erzählen, dass auf der Strecke Aleppo-DerSor viele an Flecktyphus zu Grunde gegangen sind. Die Herren haben in 3 Stunden 64 Leichen, die am Wege lagen, gezählt. Auch eine Mutter mit ihrem dreijährigen Kinde liege am Wege, beide tot. Viele der Armenier kämen aus Konstantinopel(?). Der Sor ist ein freundliches Städtchen mit geraden Strassen und Bürgersteigen. Die Armenier geniessen vollkommene Freiheit, können tun und lassen, was sie wollen ... auch in Bezug auf ihre Nahrung, die sie sich selbst kaufen müssen. Wer kein Geld hat, bekommt nichts. Andon aus Angora verkauft mir seine goldene Uhr für 11 türkisches Pfund, Stepan aus Brussa ein Medaillon mit dem Muttergottesbilde für 3 Meschidije. Als ich bei der Abfahrt ihnen diese Familienandenken wieder zustecken will, sind die beiden Armenier verschwunden und trotz Suchens nicht zu finden. Sie fürchten offenbar, dass ich den Kauf rückgängig machen will. Das Geld verlängert ihr Leben um einige Tage. Ich habe beide Gegenstände dem Konsulate in Aleppo übergeben für Rechnung der Eigentümer unter Verzicht auf jeden Anspruch. In der Gemeindelesehalle in Der Sor versammeln sich die vornehmeren Armenier, ein Arzt, zwei Geistliche und mehrere Kaufleute. Ein armenischer Gastwirt ist dort Oekonom. Professor Külz, auf der Durchreise nach Bagdad, behandelt meinen an Lungenentzündung erkrankten Kutscher. Krisis bereits überwunden. Ich ziehe dem Kutscher drei wollene Hemden an, er muss wieder selbst kutschieren: der als Aushülfskutscher engagierte Araberjunge ist weggelaufen und spurlos verschwunden und niemand in Der Sor ist bereit, mit uns zu fahren, ... denn hinter Der Sor beginnt der Weg des Grauens.

Er zerfiel für mich in zwei Teile: den ersten Teil von Der Sor bis Sabha, auf dem ich aus der Lage der Leichen, dem Zustande ihrer Zersetzung und Bekleidung sowie aus den herumliegenden Wäschefetzen, Kleidungsstücken und Hausgerätteilen, mit denen die Strasse besät ist, mir ein Bild machen konnte von dem, was sich hier abgespielt hat: wie die allein in der Wüste herumirrenden Nachzügler schliesslich zusammengebrochen und mit vor Schmerz entstelltem und verzerrtem Gesicht in Verzweiflung verendet sind, und wie andere wieder dank des heftigen Nachtfrostes schneller erlöst worden und friedlich entschlummert sind, wie einige durch arabische Räuber nackt ausgezogen worden sind, während anderen die Kleidung durch Hunde und Raubzeug in Fetzen vom Leibe gerissen wurde, wie andere nur die Schuhe und Oberkleidung verloren haben und andere schliesslich vollkommen angezogen neben Sack und Pack liegend erst kürzlich zusammengebrochen und gestorben sind ... wohl beim letzten Transport, während die blutigen und halbgebleichten Skelette an die worhergehenden Transporte erinnern, und in den zweiten Teil von Sabha bis Meskene, wo ich das Elend nicht mehr zu erraten brauchte, sondern den Jammer mit eigenen Augen schauen musste: ein grosser Armeniertransport war hinter Sabha an mir vorbeigekommen, von der Gendarmeriebedeckung zu immer grösserer Eile angetrieben, und nun entrollte sich mir in leibhaftiger Gestalt das Trauerspiel der Nachzügler. Ich sah am Wege Hungernde, Dürstende, Kranke, Sterbende, soeben Verstorbene, Trauernde neben den frischen Leichen; und wer sich nicht schnell von der Leiche des Angehörigen trennen konnte, setzte sein Leben aufs Spiel, denn die nächste Station oder Oase liegt für den Fussgänger drei Tagemärsche entfernt. Von Hunger, Krankheit, Schmerz entkräftet taumeln sie weiter, stürzen, bleiben liegen.

Mein Vorrat an Brot, Wasser, Trinkbarem und Essbaren ist bald erschöpft. Ich will einem Dürstenden Geld geben. Er holt selbst Geld heraus und bietet mir einen Medschidije, etwa vier Mark, für ein Glas Wasser. Ich habe keinen Tropfen mehr.

Erst zwischen Meskene und Aleppo sieht man keine Armenier und keine Leichen mehr, denn die Transporte haben zum grossen Teil Aleppo nicht berührt, sondern sind über Bab gegangen.

Siran
06.05.2004, 20:45
Am 31. Januar um 11 Uhr Vormittags war ich von Der Sor abgefahren. Drei Stunden lang sehe ich keine einzige Leiche und hoffe schon, die Erzählungen möchten übertrieben sein.

Dann aber beginnt die grauenvolle Leichenparade:

1 Uhr Nachmittags: Links am Wege liegt eine junge Frau. Nackt, nur braune Strümpfe an den Füssen. Rücken nach oben. Kopf in den verschränkten Armen vergraben.

1 Uhr 30 N[achmittags]2: Rechts am Wege in einem Graben ein Greis mit weissem Bart. Nackt. Auf dem Rücken liegend. 2 Schritt weiter ein Jüngling. Nackt. Rücken nach oben. Linkes Gesäss herausgerissen.

2 Uhr 00: 5 frische Gräber. Rechts: ein bekleideter Mann. Geschlechtsteil entblösst.

2 Uhr 05: Rechts: 1 Mann, Unterleib und blutender Geschlechtsteil entblösst.

2 Uhr 07: R[echts]: 1 Mann in Verwesung.

2 Uhr 08: R: 1 Mann, vollkommen bekleidet, auf dem Rücken, Mund weit aufgerissen, Kopf nach hinten gestemmt, schmerzentstelltes Gesicht.

2 Uhr 10: R: 1 Mann, Unterkörper bekleidet, Oberkörper angefressen.

2 Uhr 15: Spur einer Abkochstelle. Ueberall auf dem Wege Wäschefetzen.

2 Uhr 25: L[links]. am Wege: 1 Frau, auf dem Rücken liegend, Oberkörper in einen um die Schultern genommenen Schal eingehüllt, Unterkörper angefressen, nur die blutigen Schenkelknochen ragen noch aus dem Tuch.

2 Uhr 27: Viel Wäschefetzen.

2 Uhr 45: Viel Wäschefetzen.

3 Uhr 10: Spuren einer Abkochstelle und eines Lagerplatzes. Viel Wäschefetzen. Feuerstellen, 1 Kohlenbecken. 6 Männerleichen, nur noch mit Hosen bekleidet, Oberkörper nackt, liegen um eine Feuerstelle.

3 Uhr 22: 22 frische Gräber.

3 Uhr 25: R: 1 bekleideter Mann.

3 Uhr 28: L: 1 nackter Mann, angefressen.

3 Uhr 45: Blutiges Skelett eines etwa zehnjährigen Mädchens, langes blondes Haar noch dran, liegt mit weit geöffneten Armen und Beinen mitten auf dem Weg.

3 Uhr 50: Viel Wäschefetzen.

3 Uhr 55:L: Vollkommen bekleideter Mann mit schwarzem Bart mitten auf dem Wege auf dem Rücken liegend, als sei er eben vom Felsblock, der links am Wege, abgestürzt.

4 Uhr 03: R 1 Frau, in ein Tuch eingehüllt, an sie gekauert ein etwa dreijähriges Kind in blauen Kattunkleidchen. Kind wohl neben der zusammengebrochenen Mutter verhungert.

4 Uhr 10: 17 frische Gräber.

5 Uhr 02: ein Hund frisst an einem Menschenskelett.

5 Uhr 03: Ankunft in Tibni. Nur ein Chan, sonst keine Häuser. Keine Armenier.

Siran
06.05.2004, 20:45
1. Februar 1916:

8 Uhr 22 V[ormittag].: Abfahrt von Tibni, ein neuer Junge als Aushülfskutscher angestellt.

8 Uhr 33: L: 1 nackter Junge. Dicht daneben Spuren eines Lagerplatzes, Kinderschuhe, Frauenschuhe, Galoschen, Hosen, Wäschefetzen, die im folgenden nicht mehr einzeln erwähnt werden, da der ganze folgende Weg damit besät.

9 Uhr 04: L: 1 Leiche in Verwesung.

11 Uhr 00: L: 1 blutiges Skelett.

11 Uhr 03: L: 1 blutiges Skelett.

11 Uhr 33: L: 1 blutiges Skelett.

12 Uhr 05: Spuren eines Lagerplatzes, viel Kleidungsstücke, Blechbehälter, alte Steppdecken, 1 Kinderhaube.

2 Uhr 07: 1 Skelett. Wegen des eisigen Windes von rechts hatte ich auf einer Seite des Wagens die Vorhänge zugezogen, sodass ich die rechts am Wege liegenden Leichen an diesem Tage nicht gesehen habe.

4 Uhr 30: Ankunft in Sabha. Dorf voll von armenischen Familien, die offenbar schon vor längerer Zeit hierher gekommen sind und sich hier kleine Steinhäuser gebaut haben. Alle Chane verstopft mit Armeniern. Ich fahre durch das Dorf durch, um ausserhalb im Wagen zu schlafen, werde schliesslich vom Mudir in der Schule untergebracht, wo ich ein gutes Zimmer bekomme. Im Dorfe auch einige junge Frauen und Mädchen, die anscheinend besseren Ständen angehören, die Kinder dieser Familien sind mit guten europäischen Wollsachen bekleidet. Die Steinhäuser des Dorfes sind von den besseren Familien bewohnt. Rings um das Dorf herum lagern die Aermeren in Hütten und Zelten. 1 Zeltlager dicht neben dem Dorfe, etwa 150 Zelte. Die Hütten aus Kistenbrettern zusammengehämmert. Der Türhüter der Schule klagt über die grosse Teuerung, die durch die Armenierverschleppung über das Dorf gekommen sei. Früher habe man 6 Eier für einen Metallik bekommen, jetzt koste ein einziges Ei drei bis vier Metallik. Die reicheren Armenier kauften die Nahrungsmittel zu jedem Preise auf, um das Dasein ihrer Familien sicher zu stellen, die ärmeren hungerten. Für die Häuser müssten sie an den Grundeigentümer Miete zahlen.

Siran
06.05.2004, 20:46
2. Februar 1916:

9 Uhr V[ormittag]: Abfahrt von Sabha.

9 Uhr 45: L. 1 Menschenschädel. Dem als Aushülfskutscher angestellten Jungen gehen die Pferde mit dem Gepäckwagen durch, werden aber nach einigen Minuten abseits vom Wege wieder eingefangen.

1 Uhr 55 N[achmittag]: 1 Armeniertransport. Ueber 20 Ochsenwagen, mit Säcken und Hausgerät beladen. Darauf Frauen und Kinder. Ausserdem viele Fussgänger mit Säcken auf dem Rücken. Könnte man die Wagen nicht besser für Munitionstransporte gebrauchen? Der Transport hat gerade Halt gemacht. Auf einem Sack an der Erde liegt eine stöhnende Frau. Einige behaupten in ihrer Verzweiflung, sie seien persische Untertanen, weil sie mich wegen meiner Pelzmütze für einen persischen Beamten halten. Die mit Peitschen bewaffneten Gendarmen treiben zum Aufbruch an.

2 Uhr 05: ein Junge ist mit seinem Packen am Wege zusammengebrochen, bewegt noch die Beine.

2 Uhr 07: eine alte Frau führt ein etwa 12-jähriges Mädchen an der Hand, beide stark erschöpft.

2 Uhr 08: Ein Junge kommt vorbei mit Zeltstange und schwerem Gepäck auf dem Rücken. Hinter ihm ein alter Mann, eingehüllt in ein Kaffeetischtuch.

2 Uhr 30: Ein kranker Armenier mit gerolltem Tuch um den Oberkörper bietet mir vergeblich Geld für einen Trunk Wasser. Ich habe keinen Tropfen mehr.

2 Uhr 31: Ein führerloser Karren mit zwei Pferden. Mit Säcken beladen. Auf den Säcken eine stöhnende junge Frau mit geschlossenen Augen.

2 Uhr 32: L; Eine weinende Greisin am Wege.

2 Uhr 33: L: Zwei teilnahmslos vor sich hinstierende Männer sitzen am Wege.

2 Uhr 34: Eine schluchzende Frau, etwa 25 Jahre alt, kauert neben einem etwa 30 Jahre alten Manne. Dieser nur mit Hemd und Hose bekleidet, soeben gestorben, lang ausgestreckt.

2 Uhr 57: L: 1 Greis, nackt, dem das linke Bein abgefressen ist.

3 Uhr 30: R: 1 kleiner Junge, nur mit Hemd bekleidet, neben ihm ein Hund. Rock liegt etwas weiter weg.

3 Uhr 33: L: 1 offenes Grab.

3 Uhr 35: R: 1 etwa vierjähriges Kind in blauem Hemde.

3 Uhr 36: Links am Wege ein grosses Lager von etwa 500 Zelten zu sehen. 20 frische Gräber. 1 Frau mit Säugling im Arm, beide tot.

3 Uhr 37: L: 5 frische Gräber. 1 Mann tot.

3 Uhr 38: Ankunft in Hamam. Besteht nur aus zwei Häusern: der Gendarmeriestation und dem Chan. Die Armenier, etwa 5000, sind in dem oben erwähnten Zeltlager untergebracht. Mitten in der "Ortschaft" eine angefangene Hütte. Daneben ein toter Mann. Das Kommando der Gendarmeriewache in Hamam haben zwei Kriegsfreiwillige übernommen, die seit 15 Tagen hier sind. Sie klagen über die Mißstände, denen sie ohnmächtig gegenüberstehen. Jeden Tag kämen neue Armenier an, die sie laut Befehl weiterschieben müssten. Es sei aber nichts zu essen da. Daher bleibe nichts anderes übrig, als die Hungernden sobald wie möglich weiter zu schicken, damit die Leichen wenigstens nicht in der Ortschaft lägen. Auf die Frage, warum die Armenier nicht wenigstens die dicht neben dem Zeltlager liegenden Toten beerdigten, wurde mir geantwortet, sie hätten keine Kraft mehr dazu, zumal der Boden jetzt hart gefroren sei. Die meisten von ihnen hätten den Flecktyphus. Das türkische Beerdigungskommando arbeite von früh bis in die Nacht, ohne die Arbeit bewältigen zu können. Ein alter Gendarm erzählt, er sei seit 25 Tagen hier. Er gönne den Armeniern ihre Strafe, weil einige von ihnen gegen den Padischah gearbeitet hätten. Aber dann solle man sie verurteilen und erschiessen und nicht langsam zu Tode martern. Er könne es nicht mehr aushalten und werde sicher den Verstand verlieren, wenn er diesen grenzenlosen Jammer noch länger mit ansehen müsse. Auf meine Frage an die beiden Kommandanten, warum sie nicht Bericht erstatteten, erfolgte die bezeichnende Antwort: "Effendim, hükümetin emri! Basch üstüne!" (Mein Herr, Befehl der Regierung! Zu Befehl!)

Siran
06.05.2004, 20:47
3. Februar 1916:

8 Uhr 20 V[ormittag]. Abfahrt von Hamam. Eisige Kälte. Alle Pfützen gefroren. Drei Männer, die tags zuvor am Tor in der Sonne sassen, sind erfroren. Ich kaufe den gesamten noch vorhandenen Brotvorrat auf, d.h. 6 Laib Brot.

8 Uhr 50: L: 1 Leiche in Verwesung.

9 Uhr 01: L: 1 Skelett mit Strümpfen.

9 Uhr 40: L: 1 bekleidete frische Leiche.

10 Uhr 10: L: 1 bekleidete frische Leiche, Gesicht schwarz.

10 Uhr 20: L: 1 bekleidete frische Leiche, Beine angefressen, Gesicht schwarz.

10 Uhr 26: L: 1 bekleidete frische Leiche, Gesicht verhüllt.

10 Uhr 30: R: 1 bekleidete frische Leiche, Gesicht schwarz.

10 Uhr 31: L: 1 Pferd mit Sattel ohne Reiter am Weg stehend.

10 Uhr 57: 1 Leiche, mit Tuch zugedeckt.

11 Uhr 48: L: 1 junge Frau, ganz frisch. Blaue Pumphosen, schwarze Jacke. Friedlicher Gesichtsausdruck. Gesicht braun. Der Kutscherjunge hat sich Steine gesammelt und bombardiert damit die Leichen der "Ungläubigen". Er bekommt von meinem persischen Diener eine Tracht Prügel.

12 Uhr 05: L: 1 zerrissene Leiche. 1 vollkommen bekleidetes Bein. Das andere, bis auf die Knochen abgenagt, etwas weiter weg. 1 offenes Grab daneben.

12 Uhr 25: 10 frische Gräber.

12 Uhr 35: R: 1 nackter Junge. Kopf schon Schädel. Der Gepäckwagen stürzt um. Ein Pferd durch Beinbruch unbrauchbar geworden. Der kutschierende Araberjunge bekommt von mir selber eine Tracht Prügel und redet mich seitdem nicht mehr mit Effendi, sondern mit Bey an.

12 Uhr 45: 6 Ochsenwagen mit armenischen Familien und Gepäck und viele Fussgänger kommen vorbei. Rechts am Wege zwei grosse Zeltlager, zusammen etwa 600 Zelte, 6000 Personen. Beide Lager beim Aufpacken. Kinder, Frauen, Tote, Kranke, alles durcheinander. Dazwischen viel Unrat. Keine Latrinen. Einige Männer machen einen Rundgang, stossen jeden am Boden liegenden mit dem Fusse an, um zu sehen, ob schon tot. Die Aufbrechenden schleppen noch viel Hausgerät, Zelte, Decken usw. mit, während auf den entfernteren Strecken die Leute ihre Tiere und sich vorwiegend nur mit Lebensmittel bepacken.

13 Uhr: Ankunft in Abu Hureire. Am Euphrat. Armenier aus den Zeltlagern kommen mit Eimern und schöpfen Wasser am Euphrat. Ich gehe an den Fluss herunter und fische zwei Eisplatten aus dem Euphrat. Dies mag beweisen, welche Kälte hier in der Nacht geherrscht hat. Zwei junge Mädchen kommen mit zwei Eimern. Sie sind elegant gekleidet, tragen europäische dunkelblaue sogenannte Kostüme. Ihre Hände sind geschwollen und dunkelrot von der ungewohnten Arbeit im kalten Wasser. Drei Jungen von etwa 6, 5, 4 Jahren begleiten sie. Die Mädchen sprechen ausser türkisch etwas französisch, sind misstrauisch, geben nicht an, woher sie kommen. Sie scheinen schon einige Tage mit ihrer Familie hier kampiert zu haben und die Leiden des Weges vergessen zu haben. Ihre Lebensmittel hätten bis heute gereicht, aber sie seien wohlhabende Leute und Papa wolle auf der nächsten Station wieder für einige Tage einkaufen. Bis Hamam, das von 6000 Personen bereits leer gegessen ist und wo es nichts mehr giebt, sind es für Fussgänger und die im Schritt gehenden Ochsengespanne aber zwei Tagemärsche, und bis Sabha drei weitere Tage! Die nächste Station, in der "Papa einkaufen" kann, ist also für die Unglücklichen fünf Tagemärsche entfernt, und fünf Tage werden sie vielleicht hungern müssen! Ich habe noch 1 ½ Laib Brot. Erst als ich ihnen erkläre, dass es auf der nächsten Station nichts giebt, nehmen sie die Gabe an unter dem Vorbehalt, sie an andere verteilen zu wollen, wenn es doch für Geld etwas zu kaufen gebe und entfernen sich schnell mit kurzem Dank.

1 Uhr 52: Abfahrt von Abu Hureire.

2 Uhr 27: L: Leiche in weisses Tuch eingewickelt.

2 Uhr 30: L: 3 Leichen: 1 schon angefressen, 1 frisch, Oberkörper nackt, 1 schon verwesend.

2 Uhr 35: L: 1 Mann, mit Hemd und blauer Hose bekleidet, soeben gestorben. Zwei Mädchen sitzen weinend daneben.

2 Uhr 36: L: 1 Mädchen mit rotblondem Haar, schwarzer Bluse und grauer Hose, auf dem Bauch liegend.

2 Uhr 40: L: 1 verwesende Leiche. 1 Geier darauf sitzend.

2 Uhr 47: L: Leiche eines kleines Mädchens, von Raubzeug zerfetzt. Schwarzes Haar. Knochen der Beine liegen überall herum. Fleischstücke herausgerissen. Ein Geier kreist darüber.

2 Uhr 52: L: 1 Leiche in Tuch eingewickelt. Beine abgefressen.

2 Uhr 53: L: Ein Junge liegt sterbend auf seinem Packen. Die Beine bewegen sich noch im Krampfe. Neben ihm weidet ein Hund eine Leiche aus.

2 Uhr 55: L: Leiche eines noch vollständig gekleideten Knaben.

2 Uhr 58: L: 2 Menschenschädel und auseinander gerissene Skelettknochen.

2 Uhr 59: L: Leiche eines Mannes, mit weissem Hemde und schwarzer Hose bekleidet. Rock daneben.

3 Uhr 00: L: Ein dickgefressener herumstreifender Hund. Fetzen von Steppdecken und Kleidungstücken.

3 Uhr 01: R: 1 Greis. Wirbelsäule blosgelegt, Beine abgefressen.

3 Uhr 02: Mitten auf der Strasse eine Wirbelsäule und ein Menschenschädel.

3 Uhr 03: L: Frau mit braunen Hosen, frisch. Zerrissene Steppdecke.

3 Uhr 09: 1 Leiche. Kopf noch erhalten. Gesicht schwarz. Beine abgefressen. Bauch- und Brusthöhle geöffnet und ausgeweidet. Weisses Tuch um die Kinnbacken.

3 Uhr 13: L: Grosser weisser Hund, einer Leiche den Rock zerreissend und dann das Gesicht zerfleischend.

3 Uhr 15: R: Skelett mit noch erhaltenem Brustfell. Beine vom Knie ab weg. Becken blosgelegt. Von Oberschenkeln nur noch die Knochen vorhanden.

3 Uhr 24: L: 1 bekleideter Mann. 1 Frau, bekleidet, weisses Haar. Mitten auf dem Weg etwa 15-jähriges Mädchen, schöne Körperformen, liegt wie schlafend da, beim Weiterfahren sieht man aber, dass der rechte Arm fehlt, der aus dem noch blutigen Kugelgelenk herausgerissen ist.

3 Uhr 25: L: 2 Männer, bekleidet, Gesicht schwarz.

3 Uhr 30: L: 1 Frau in blauem Kleide, nackte Beine, schwarze Strümpfe, ganz frisch. R: grosser weisser Hund.

3 Uhr 34: R: Gebleichter Schädel und Knochen inmitten von Wäsche- und Kleiderfetzen.

3 Uhr 37: R: 1 Mann, bekleidet, ganz schwarz.

3 Uhr 43: R: 1 Kind mit rot und weiss gestreiften Hosen, zugedeckt mit einem braunen Männerrock. Halblinks ein dicker Hund.

3 Uhr 45: R: 6 grosse armenische Zeltlager, etwa 600 Zelte, 6000 Personen. Armenier tragen Gestrüppholz zusammen.

3 Uhr 53: R: 1 Leiche mit schwarzer Hose und gelbem Kittel, Gesicht schwarz.

3 Uhr 59: R: 1 Leiche, Gesicht schwarz, weisses Hemd, weisse Unterhosen.

4 Uhr 03: R: 1 Mann, barfuss, schwarzer Anzug, Rock in die Höhe gerissen.

4 Uhr 04: 1 Gerippe auf dem Wege dicht neben den Rädern des Wagens. Zähne und Fleischteile der unteren Gesichtshälfte noch erhalten. Gesichtsausdruck daher ein breites Grinsen über gefletschten Zähnen. Beängstigender Anblick. L: Auf einer kleinen Erhöhung, daher etwa in der Höhe der Augen des Reisenden, ein Kind weiblichen Geschlechts von etwa zwei Jahren, nur mit rotem Hemdchen bekleidet, das heraus gezogen ist. Blutender Schamteil entblösst und der Strasse zugekehrt.

4 Uhr 08: L: 1 Frau, gelbe Hose, schwarze Strümpfe.

4 Uhr 12: L: 1 kleiner Junge, weisse Hose. Schwarzes Gesicht, sonst ganz frisch.

4 Uhr 13: L: 1 kleiner Junge mit verschränkten Armen, schwarzer Anzug, weisse Strümpfe.

4 Uhr 23: L: 1 kleines Mädchen, karierte Hose, grauer Rock, braunes Haar.

4 Uhr 24: L: 1 junger Mann, ganz frisch, vollkommen angezogen. Aus Sackleinwand gefertigte Schuhe, Bänder um die Waden.

4 Uhr 37: L: 1 Leiche, in weisses Laken und schwarze Decke gehüllt. Kopf schwarz.

4 Uhr 50: R: 1 Frau, schwarze Hose, braune Jacke.

4 Uhr 55: L: 1 Frau mitten auf dem Wege, schwarze Jacke, schwarzes Haar, Hand über die Augen gelegt.

6 Uhr 10: Ankunft in Meskene. Vor Meskene grosses Zeltlager von über 2000 Zelten. Ueber 10000 Personen. Eine vollkommene Zeltstadt. Anscheinend gar keine Latrinen. Um den Ort und das Zeltlager ein breiter Gürtel von Menschenkot und Unrat, durch den auch mein Wagen eine Zeit lang fahren muss. Ich übernachte im Wagen, denn im Ort, der vollkommen verstopft, nirgends Unterkunft zu finden. Das einzige Zimmer auf der Gendarmeriewache ist mit 6 türkischen Militärärzten belegt, die aus Konstantinopel kommen und nach Bagdad reisen. Sie erzählen, auf dem Wege zwióchen Aleppo und Meskene lägen keine Toten. Ob sie über die Eindrücke, die sie von Meskene ab erhalten werden, nach Konstantinopel Bericht erstatten werden?

Siran
06.05.2004, 20:48
4. Februar 1916:

3 Uhr V[ormittag]: Abfahrt von Meskene.

11 Uhr: 2 Leichen männlichen Geschlechts, eine rechts, eine links vom Wege.

5 Uhr 05 N[achmittag]: Ankunft in Aleppo.

5. Februar 1916: Regenwetter.

6. Februar 1916: Starker Schneefall.

Zusammenfassung: Ich habe mit eigenen Augen an die hundert Leichen und etwa ebensoviel frische Gräber gesehen auf der Strecke Der Sor-Meskene. Nicht mitgezählt sind die in den Ortschaften zu Friedhöfen vereinigten Gräber. Ich habe etwa 20000 Armenier gesehen. Bei allen meinen Zahlenangaben habe ich mich auf die Schätzung der wirklich von mir selbst Gesehenen beschränkt. Ich bin nie von der Strasse abgewichen, habe auch z.B. in Der Sor nicht die entfernteren Viertel der Stadt aufgesucht. Die Zahl der wirklich Verschleppten muss daher bedeutend höher sein. Ferner habe ich nicht gesehen diejenigen, die sich noch auf dem linken Ufer des Euphrat befinden. Die Strecke, die ich befahren habe, soll nur eine Teilstrecke sein. Nördlich von Meskene in der Richtung auf Bab und nördlich von Der Sor in der Richtung auf Rebel Ain sollen bedeutende Armenierlager ihrer Weiterschiebung harren. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass Reisende, die einige Wochen nach mir dieselbe Strecke befahren, dann zehnmal soviel Leichen zählen wie ich. Ueberall, wo in der Türkei Wüstensand an bewohnte Gegenden grenzt, sollen sich in diesen Tagen ähnliche Trauerspiele abspielen mit Hunderttausenden von Mitwirkenden.

Die Armenier werden von den Türken nicht als Gefangene, sondern als "Auswanderer" (muhadschir) bezeichnet und so nennen sie sich auch selbst. "Aussiedelung" nennt der amtliche Bericht diese grausamste aller Todesarten! Offiziell ist alles in schönster Ordnung. Nicht ein Pfennig wird ihnen entwendet oder gewaltsam weggenommen ... nicht den Lebenden. Sie können sich kaufen, was sie wollen ... wenn sie was finden! Und niemand kann die eigentlichen Mörder so leicht feststellen!

"Was soll aus ihnen werden?" habe ich unterwegs manchen Türken gefragt. "Sie werden sterben." lautete die Antwort.

Sie werden sterben. Der blinde Gehorsam der regierungstreuen Gendarmen, denen noch nie der Gedanke aufgedämmert zu sein scheint, dass der Diensteid oft zu vorläufigem Ungehorsam und zur Bitte um Umänderung eines Befehls verpflichten kann, der eisige Frost des Winters, die unerträgliche Hitze des Sommers, der Flecktyphus, der Lebensmittelmangel bürgen dafür.

Die so am Wege starben und verkamen, waren ottomanische Staatsangehörige und Christen. Die Kapitulationen sind aufgehoben; wir sind in der Türkei den ottomanischen Staatsangehörigen christlichen Glaubens gleichgestellt, wir haben nicht mehr als gleiche Behandlung zu beanspruchen!

Aber nicht alle werden umkommen. Uebrig bleiben werden einige, die eine eiserne Gesundheit, eine abgefeimte Schlauheit und reiche Mittel besitzen. Sie werden dem Tode ins Auge gesehen, ihre Nerven gestählt und, wenn nicht irgend etwas geschieht, einen unversöhnlichen Hass gegen die Türkei und das Deutsche Reich in sich aufgespeichert haben. Diese Lebenskraft in den Adern, werden sie vielleicht zahlreiche Nachkommen zeugen.

Es ist daher vielleicht in Zukunft mit einer armenischen Bevölkerung zu rechnen, die an der türkischen Ostgrenze nicht nur im Norden am schwarzen Meere an der persischen Grenze mit den Kurden, sonder auch im Süden am Euphrat bis nach Mesopotamien hinein mit den Arabern in Fehde leben wird, die also an den Ufern des Euphrat von der Quelle bis zum Schatt el Arab angesiedelt sein wird.

Sollten wir da nicht vorsorgen? Jeder Armenier, der eine der vielen französischen Missionsschulen besucht hat, spricht fliessend französisch und ist in französischem Geiste erzogen. Dagegen kenne ich deutsche Missionsschulen für Armenier, in denen kein Deutsch gelehrt, sondern der Unterricht in armenischer Sprache erteilt wird, wo die Lehrer und Lehrerinnen nicht deutschen Geist in die Zöglinge verpflanzen, sondern im Gegenteil selber von den armenischen Schülern beeinflusst und in die Netze der armenischen Propaganda hineingezogen werden. Sodass sie unbewusst zu Trägern und Schützern der armenischen Politik werden.

Einzelne dieser Anstalten leiden Not. Eine ist mir bekannt, die für 2 Lehrerinnen und über 60 Kinder alle Unkosten einschliesslich Gehältern und Ernährung mit 8000 Mark jährlich bestritt. Sollte sich nicht durch Gewährung von Reichsbeihülfen an diese deutsche Missionsanstalten in Armenien und dem entstehenden Neuarmenien eine Aufsicht der Reichsregierung ermöglichen lassen, die allmählich derartig verschärft werden müsste, dass die Verbreitung deutscher Sprache und deutschen Geistes unbedingt sichergestellt und die Ausnutzung der Missionen zu politischen Umtrieben ausgeschaltet würde?

Wäre es nicht an der Zeit, schon jetzt mit dieser deutsch-nationalen Arbeit zu beginnen, ehe die französischen Patres und russischen Popen oder deren Strohmänner wiederkehren und die Armenier gegen deutsches Wesen und gegen die Türkei aufhetzen?

Sehr bedauerlich ist auch, vom rein praktischen Standpunkte aus, die Vernichtung von so vielen lebenden Arbeitskräften gerade auf dem Wege Aleppo-Bagdad. Auf dieser Strecke sieht man überall die Anfänge einer im Bau schon ziemlich vorgeschrittenen Kunststrasse. Die Armenier würden mit Freuden diese Strasse fertig bauen. Sie würden nicht einmal Tagelohn beanspruchen. Aber Brot, die Rettung vom Hungertode. Der fast durchweg bereits aufgeworfene Strassendamm, oft meilenweit bereits beschottert, die schon durchstochenen Hügelketten, die teils fertig gestellten, teils angefangenen Steinbrücken schreien geradezu nach Fertigstellung der Strasse! Und an dieser gegebenen Aufgabe, an dieser ganzen Strecke entlang schon verteilt, sitzen über 20000 bereite Arbeitskräfte und verhungern!

Man brauchte gar nicht den Weg nach dem ursprünglichen Plane als Kunststrasse vollkommen auszubauen. Es würden schon jetzt einige Ausbesserungen an wenigen Stellen genügen, um binnen kurzer Zeit die Strasse in solchen Zustand zu bringen, dass die Entfernung Aleppo-Bagdad mit Lastkraftwagen in fünf Tagen bequem zurückgelegt werden könnte, auf die man jetzt 20 Tage verwenden muss.

In den Kreisen der Bagdadbahn hörte ich über Arbeitermangel klagen. 12000 Arbeiter, die in nächster Zeit benötigt werden, sind schwer zu bekommen. Und in dem Dreieck Aleppo-Mossul-Bagdad liegen hunderttausende armenischer Arbeitskräfte brach!

In Persien aber tragen unsere Landsleute ihre Haut zu Markte und warten mit leeren Patronengurten sehnlichst auf die Munition, die bei den jämmerlichen türkischen Etappenverhältnissen irgendwo zwischen Konstantinopel und Bagdad in einer überverstopften Etappe festliegt.

Mit der Versicherung, dass meine Angaben nach Bestem Wissen gemacht sind, bin ich Ihr ergebenster

Wilhelm Litten.

Der Schakal
06.05.2004, 20:50
Warum also verschweigt die westlichen Quellen diese Prozesse? Weil sie die Wahrheit aussagen?

Lesen sie einfachmal nach....

was soll mir das jetzt sagen?

Gärtner
06.05.2004, 21:00
Es waren Umsiedlungen.
Tjaja, so hießen die Deportationen im Stalinismus auch... :rolleyes:

Der Schakal
06.05.2004, 21:06
Das mag sein. Aber man kann sie nicht Vergleichen.

Siran
06.05.2004, 21:09
Warum also verschweigt die westlichen Quellen diese Prozesse? Weil sie die Wahrheit aussagen?

Lesen sie einfachmal nach....

was soll mir das jetzt sagen?

Was will uns dieser Artikel jetzt sagen? Dass die Türkei keine Chance für einen eigenen Prozess hatte?

Der Schakal
06.05.2004, 21:17
Ich verstehe ihre Antwort nicht? Worauf bezieht sie sich? Wie schon gesagt die Prozesse von Malta haben bewiesen das es keinen genozid gegeben hat.

Siran
06.05.2004, 21:19
Schakal, wusstest du, dass das Ottomanische Reich bereits 1919 eigene Prozesse bzgl. dieser Frage veranstaltet hat?

Der Schakal
06.05.2004, 21:20
Ja die sog. Prozesse von Istanbul müssten das sein.

Siran
06.05.2004, 21:29
Dir ist auch bewusst, dass man dort 17 Angeklagte für schuldig befunden hat? Dass man dort festgestellt hat, dass die Vernichtung der Armenier systematisch von einer vereinigten zentralen Kraft organisiert wurde?

Der Schakal
06.05.2004, 21:39
Werde ihnen in den nächsten Tagen antworten...muss erst was lesen...

Kaiser
08.05.2004, 21:48
Armenier sind nuneinmal keine Juden und wurden nicht von Nazis getötet, d.h. weniger betrauerns-, beklagens- und erwähnenswert. Pech für Armenier und Glück für die Juden.

Der Schakal
09.05.2004, 16:33
Also nach dem ich mich ein wenig informiert habe kann ich als erstes sagen dass;

1. Es waren Einzeltäter.
2. Sie wurden wegen Massakern, Raub und Plünderungen verurteilt.
3. Es war keine systematisch von einer vereinigten zentralen Kraft organisiertes Verbrechen. Denn sonst wären auch die Inhaftierten von Malta verurteilt worden, oder zumindest ein Teil von ihnen.

ja...das mal als erstes.....mal sehen vielleicht folgt noch was.

EDIT:

Es wurden auch einige freigesprochen bei den Prozessen von Istanbul. Beispiel...Niyazi Efendi, und der Landrat Tal`at Bey.

Siran
09.05.2004, 22:41
Also in Urteilen der Istanbuler Prozesse steht folgendes:


"under the guise of 'deportation' the authorities [had] issued secret instructions and orders for massacre." For this purpose, career criminals convicted of repeat crimes were engaged. After disposing of the males, the perpetrators victimized the rest of the population. They robbed the women of their money and jewelry, and raped many of them. "The male and female infants were taken to barges and boats in batches [to be] drowned (bahra ilka etmekle bogdurup mahv ettikleri). The operations of robbery, stripping, and plunder took place outside the city limits and in an organized fashion.


the accused "used the May 14/27, 1915 Temporary Deportation law . . . to perpetrate . . . massacre, plunder of goods, appropriation and hoarding of riches." The Verdict went on to declare that "the massacre and destruction of the Armenians and the pillage of their goods [were] organized and set in motion by these Responsible Secretaries and Delegates. They relied on and engaged criminal gangs and mobs. Some of them tricked the victims and managed to appropriate their aban-doned goods after pretending to be helping them." The decision to exterminate the Armenians had been reached at lttihads Central Committee, in whose deliberations the defendants took part.


The Verdict identified the General Assembly as the actual "authors of the crime" since they represented "the moral personality" of the party. They had derailed the government under the pretext of safeguarding law and order and resorted to a series of deceptions in order to seduce the people and form an active body, including their provincial branches for the implementation of their plan to seize power.


The proceedings demonstrated beyond reasonable doubt that the lttihad, which had become a monolithic governmental party, intended to destroy the Armenian population of the empire and for that purpose had organized and implemented its scheme of genocide.

Das spricht eindeutig von einem organisierten Vorgehen, nicht von Einzelaktionen und auch nicht von Einzeltätern. Übrigens würde es mich interessieren, wie "Einzeltäter" ein paar hunderttausend Leute umbringen können.

Und was die Verurteilungen betrifft, was bitte verstehst du denn unter Völkermord, wenn nicht Massaker an der betroffenen Bevölkerung und das folgende oder vorhergehende Berauben dieser Leute?

Und um gerade mal kurz auf die Leute einzugehen, die dort angeklagt und verurteilt wurden:
Cemal Azmi, Gouverneur von Trabzon
Yenibahceli Nail, Provinzkommissar
Ahmet Mustafa, Agent der Schiffahrtskompanie Seyri Sefain
Mehmet Ali, Zollinspektor
Nuri, Polizeichef
Dr. Ali Saib, Direktor des Trabzoner Gesundheitswesens
Yusuf Riza, Chef der Teskilati Mahsus und Mitglied des Iltihad Zentralkomitees
Said Halim, Großwesir
Mehmet Talat, Großwesir
Midhat Shukri, Parteigeneralsekretär
Kucuk Talat, Mitglied des Iltihad Zentralkomitees
Halil Mente^e, Außenminister
Ziya Gokalp, Partei Ideologe
Ismail Canbolat, Chef des Nationalen Sicherheitsbüros
§eyhulislams Musa Kazirn and Mustafa Hayri,
Ahmet Nesimi, Außenminister
Mustafa Kemal, Minister für Nahrungswesen
Kambur Atif, Administrator der Special Organization
Yusuf Riza, Mitglied des Ittihad Zentralkommittes
Ismail Enver, Kriegsherr
Talat, Parteichef
Ahmet Cemal, Kommandeur der 4. Armee
Dr. Behaeddin Sakir, Direktor der Special Organization
Dr. Mehmet Nazirn, Direktor der Special Organization
Erzurumlu Aziz, Chef der Nationalen Sicherheit

Nicht organisiert und Einzeltäter, hm? Keinerlei Verbindung zur Regierung?

Übrigens stimmen ein paar Sachen bzgl. der in Malta Festgehaltenen nicht: Mehrere von ihnen wurden in den Prozessen von Istanbul in Abwesenheit verurteilt. Großbritannien hat die Gefangenen nicht gehen lassen, weil sie von ihrer Unschuld überzeugt waren, sondern es kam nie zu einem Prozess, weil die Briten ihre Gefangenen gegen britische Gefangene austauschten und sie der türkischen Regierung übergaben.

Der Schakal
12.05.2004, 15:24
Sehr geehrte Siran,

leider habe ich nicht mehr soviel Zeit im PF zu schreiben daher bitte ich sie um ein wenig Geduld.

Allerdings können wir gleich mal die Erste Lüge aus dem Weg schaffen.

Taner Akcam der Völkermordlügner und Linksradikale DEV SOL (die DEV SOL kann man mit der RAF vergleichen, sie hat auch Politiker umgebracht u.s.w.) Anhänger der mit der PKK zusammarbeitete schreibt in seinem Buch auf Seite 119:

Zitat:

Ein weiterer Grund für die Anstrengung von Verfahren vor britischen Gerichten war das Scheitern der Bemühungen zur Errichtung eines internationalen Gerichthofes. Aber auch die britischen Aktivitäten erlahmten schließlich, da kein ausreichendes Beweismaterial gegen einzelne Tatverdächtige zusammengetragen werden konnte.

Zum Rest komme ich noch. Sie wissen, dass ich mich nicht vor einer Diskussion drücke ;) ...nie.

Der Schakal
14.05.2004, 14:07
Ich glaube ich hatte mich nicht richtig ausgedrückt.
Wenn bei den Umsiedlungen Menschen umgekommen sind, so sind dafür selbstverständlich die Führungskräfte verantwortlich.


1. Es waren Einzeltäter.
2. Sie wurden wegen Massakern, Raub und Plünderungen verurteilt.
3. Es war keine systematisch von einer vereinigten zentralen Kraft organisiertes Verbrechen. Denn sonst wären auch die Inhaftierten von Malta verurteilt worden, oder zumindest ein Teil von ihnen.

Damit meinte ich das es einzelne Soldaten waren, die diese Verbrechen gemacht haben. Dafür sind natürlich die Kommandierenden die Verantwortlich. Allerdings wurden die Armenier eben nicht wie die Juden durch eine Zentrale Gewalt ermordet. Raub, Plünderungen und Massaker wurden von der Bevölkerung bzw. auch von Soldaten begangen.

Und diese Führungskräfte tragen nunmal die Verantwortung das ca. 300.000 -500.000 Armenier gestorben sind. Sie dürfen allerdings nich die 2,5 Mio Moslems vergessen die in der selben Zeit umgekommen sind.


Ps

Sie müssen vorsichtig sein bei dem was sie lesen, propaganda lauert überall.

Siran
14.05.2004, 14:17
1.Schakal, wie sollen Einzeltäter ein paar hunderttausend Menschen umbringen. Erklär mir das doch bitte mal. Wir reden hier nicht von ein paar hundert oder tausend. Wir reden in jedem Fall von Hunderttausenden von Menschen.

Umsiedelungen, bei denen Menschen ohne Nahrung und Wasser durch die Straßen getrieben werden, sind auch nur eine andere Art der Ermordung.

2. Wegen was willst du denn Leute verurteilen, die an Massenmord beteiligt waren? Massaker bezeichnet ja geraden die Massentötung von Menschen.

3. In den Begründungen der Urteile von Istanbul wird ausdrücklich vermerkt, dass die Verbrechen, Vertreibungen, etc. zentral organisiert waren. Wie willst du das denn wegdiskutieren?
Übrigens ist es auch nicht richtig, dass überhaupt niemand der Inhaftierten von Malta verurteilt worden wäre. Mehrere von ihnen wurden in Istanbul in Abwesenheit angeklagt und auch verurteilt.

Für die 2,5 Mio. Moslems sind aber nicht die Armenier verantwortlich.

Brunner
14.05.2004, 14:26
Was will uns dieser Artikel jetzt sagen? Dass die Türkei keine Chance für einen eigenen Prozess hatte?
"Der Armenier ist wie der Jude. Außerhalb seiner Heimat ein Parasit, der die Gesundheit des anderen Landes, in dem er sich niedergelassen hat, aufsaugt. Daher kommt auch der Hass, der sich in mittelalterlicher Weise gegen sie als unerwünschtes Volk entladen hatte." (General Fritz Bronsart von Schellendorf, damals Chef des osmanischen Feldheeres in Istanbul, Die Welt, 26.4.2003, S. 7) Diese politische Einschätzung der Lage in der damaligen Türkei durch einen deutschen General nimmt die politisch korrekten Elite in der Bundesrepublik zum Anlaß, die Schuldübernahme des Armeniermords zu verlangen.

8o :rolleyes: :O
Die Schuld-Deutschen schauen sich an, schweigen ein paar Minuten bedächtig, dann haben sie die Lösung. Nicht die Türken sind die schuldigen Völkermörder, sondern die Deutschen, die mit der Türkei damals ein Militärbündnis unterhielten. Selbstverständlich gab es keinen deutschen Soldaten, der an den Deportationen beteiligt und keinen deutschen Offizier, der an der Planung des Genozids beteiligt gewesen wäre. Aber das hat nichts zu sagen, Deutsche sind von Geburt aus schuldig und sollten sich immer dann als Schuldige zur Verfügung stellen, wenn andere sich vor der Verantwortung eigener Verbrechen drücken. Kein Verständnis hat das politisch korrekte Deutschland für die sich noch zierende Politik, die Verantwortung für den Armeniermord zu übernehmen: "Es ist überaus bedauerlich, dass die bundesdeutschen Politiker bis heute nicht den Mut haben aufbringen können, klar und unmißverständlich Position zu beziehen. ... Der deutsche Bundestag wäre gut beraten, wenn er alle bisher vorgebrachten Bedenken zurückstellte und eine interfraktionelle Resolution verabschiedete, in der die Mitverantwortung des Deutschen Reiches am Genozid an den Armeniern anerkannt wird." (Die Welt, Literarisch Welt, 26.4.2003, S. 7)

Es wäre ja gelacht, wenn die Deutschen es nicht schaffen würden, den Armeniermord auch noch auf sich zu nehmen, die Türken von aller Schuld loszusprechen und an die Armenier Wiedergutmachung zu bezahlen. Die Wiedergutmachungsleistungen müssen selbstverständlich mit der Holocaust-Industrie abgesprochen werden, die auf keinen Fall zu kurz kommen darf, nur weil neue Schuldtitel zwischendurch befriedigt werden müssen
:2faces:

Der Schakal
14.05.2004, 14:29
1.Schakal, wie sollen Einzeltäter ein paar hunderttausend Menschen umbringen. Erklär mir das doch bitte mal. Wir reden hier nicht von ein paar hundert oder tausend. Wir reden in jedem Fall von Hunderttausenden von Menschen.



Entschuldige bitte willst du damit sagen das es einen Völkermord an den Moslems gegeben hat?
Die Bevölkerung hat sich gegensetig abgeschlachtet.


Umsiedelungen, bei denen Menschen ohne Nahrung und Wasser durch die Straßen getrieben werden, sind auch nur eine andere Art der Ermordung.



Sie müssen sich das im Zusammenhang mit der Zeit vorstellen. Sie wurden nicht willkürlich getötet. Es sind viele Hundertausend Moslems auch gestorben weil sie keine Nahrung hatten oder kein Wasser. Das Osm. Reich befand sich im 1. Weltkrieg und hat an allen Seiten gekämpft.


3. In den Begründungen der Urteile von Istanbul wird ausdrücklich vermerkt, dass die Verbrechen, Vertreibungen, etc. zentral organisiert waren. Wie willst du das denn wegdiskutieren?


Das stimmt nicht. Vertreibungen haben sicherlich stattgefunden aber nicht Zentral Org.. Zentral Org. waren die Umsiedlungen ...das stimmt.



Übrigens ist es auch nicht richtig, dass überhaupt niemand der Inhaftierten von Malta verurteilt worden wäre. Mehrere von ihnen wurden in Istanbul in Abwesenheit angeklagt und auch verurteilt.


Ich habe ihnen ein Zitat von einem pro-armenischen Autor gegeben der selbst zugibt das das nicht stimmt...was wollen sie noch?


Für die 2,5 Mio. Moslems sind aber nicht die Armenier verantwortlich.

Ich hoffe das ist ein schlechter Scherz. X( X( Es wurden allein mind. 60.000 Moslems in Van brutal abgeschlachtet.

Gärtner
14.05.2004, 14:54
Es wäre ja gelacht, wenn die Deutschen es nicht schaffen würden, den Armeniermord auch noch auf sich zu nehmen, die Türken von aller Schuld loszusprechen und an die Armenier Wiedergutmachung zu bezahlen. Die Wiedergutmachungsleistungen müssen selbstverständlich mit der Holocaust-Industrie abgesprochen werden, die auf keinen Fall zu kurz kommen darf, nur weil neue Schuldtitel zwischendurch befriedigt werden müssen.
Inwiefern das in irgendeinem Zusamenhang zur Wirklichkeit steht, müßtest du noch verraten. Wer soll das denn bitte sein, die "Schuld-Deutschen"? Das Zerrbild des "politisch korrekten" Deutschen, der sich in Selbstzerfleischung unter der der jüdisch-alliierten Knute windet, wird auch durch 1000ste Wiederholung nicht wirklicher.

Den Schuld-Komplex, den du so heldenhaft bekämpfst, redest du mit derlei Geschwurbel erst herbei. Durchsichtiges und altbekanntes Manöver.

Rorschach
14.05.2004, 15:56
Ich glaube es ging im BT darum den Völkermord an den Armeniern überhaupt formell anzuerkennen, was anscheinend lange nicht geschehen ist; womöglich aus Rücksicht auf die große Anzahl an Türken in Deutschland.

Rorschach
14.05.2004, 16:16
Aber dennoch, so ein Satz, der folgendermaßen endet:
, geht doch eindeutig darüber hinaus, und er ist doch auch eindeutig das Resultat der deutschen Schuld hinsichtlich der Gereueltaten und HC im 3.Reich. Ohne diese Ereignisse - wäre es kein Thema, eine deutsche Mitschuldfrage einzubringen.
Gothaur
Zugegeben, das mag manchen sicher gut reinpassen (womit ich nicht dich/Sie meine), aber da ja vom "Deutschen Reich" gesprochen wird, also dem damaligen Verbündeten der Osmanen, und man davon ausgeht, daß auch deutsche Offiziere in der osmanischen Armee Tätigkeiten ausgeführt haben, ist zumindest anzunehmen, daß Berlin von den Deportationen und Hinrichtungen gewußt hat.
Ich für meinen Teil kann mit einem Eingeständnis der eigenen Schuld leben (solange es einen Grund dafür gibt), denn eine Art der Vergangenheitsbewältigung wie sie z.B. Frankreich über die Zeit des 2. WK betreibt, ist imho eine Schande.

Rorschach
14.05.2004, 17:36
Ja gut, aber dennoch war es eine innere türkische Angelegenheit, und nichts anderes. Ich schätze mal, dem deutschen Reich war es schlichtweg ziemlich scheiss egal, außer vielleicht die angeführten Einwände hinsichtlich der Bagdadbahn, aber die beruhen ja auch nicht unbedingt auf humanen Gesichtspunkten.
Daraus aber einen eigenen, historischen deutschen Selbstvorwurf zu zimmern, daß ist doch völlig daneben, und sollte tunlichst unterbunden werden. Wenn wir schon kritisch auf Geschichtsveränderungen und Manipulationen achten, und dieses Revisionismus nennen, dann darf dies nicht nur hinsichtlich einer Dekade und etwas mehr geschehen.
Auch so wird Geschichte im Kontext zur modernen Correctness, oder was als solch aktuell empfunden wird, "mißbraucht".
Ansonsten, - Zustimmung, und "Du" ist völlig okey. :)
Gothaur
Dem kann ich sogar weitesgehend zustimmen.
Sicher war es dem Deutschen Reich egal, Minderheiten haben die ganzen Großmächte ja nie wirklich interessiert.
Auch PC halte ich für albern und fast schon 'politisch unkorrekt', aber sollte Deutschland damals tatsächlich in irgendeiner Art und Weise den Völkermord zumindest geduldet haben, so wäre eine allgemeine Erklärung doch nicht schlimm; sie wirkt nur etwas aufgesetzt, da die Türkei selber überhaupt nicht einsichtig ist.
Ansonsten müßte man mal erfahren, ob, und wenn ja, was aus der Erklärung des BT geworden ist.

Der Schakal
14.05.2004, 17:37
Einen Völkermord hat es nicht gegeben....

Rorschach
14.05.2004, 17:39
Einen Völkermord hat es nicht gegeben....
Nur eine knappe Millionen Tote.
Und wer Alte, Frauen und Kinder zu ewigen Märschen zwingt, der nimmt deren Tod billigend in Kauf oder hofft sogar darauf; also ist er ein Mörder.

So könnte ich die Todesmärsche unter den Nazis und der Sovietdiktatur ja auch schönreden.

Der Schakal
14.05.2004, 17:45
Nur eine knappe Millionen Tote.
Und wer Alte, Frauen und Kinder zu ewigen Märschen zwingt, der nimmt deren Tod billigend in Kauf oder hofft sogar darauf; also ist er ein Mörder.

So könnte ich die Todesmärsche unter den Nazis und der Sovietdiktatur ja auch schönreden.


Nur knapp 2.500.000 Tote Moslems. Frauen, Kinder, Alte.... X(

Ps

Man muss sich in die (Geschichtlich-)Situation hineinversetzen um es zu verstehen.



Außerdem diskutieren ich und Siran darüber. Also...geduld mal sehen was noch passiert.

PERIKLIS
20.05.2004, 19:55
Nur knapp 2.500.000 Tote Moslems. Frauen, Kinder, Alte.... X(

Ps

Man muss sich in die (Geschichtlich-)Situation hineinversetzen um es zu verstehen.



Außerdem diskutieren ich und Siran darüber. Also...geduld mal sehen was noch passiert.


die Märchen des Schakals :))

Wieviele Menschen lebten damals in der Türkei, wieviele davon waren Türken, und in welchen Gebieten lebten wieviele?

Wenn ich die toten Soldaten mitzähle, die an den Grenzen gekämpft hatten, dann komme ich auch auf eine enorme Zahl!


Und 1,5 Millionen Armenier werden auch mal so einfach von 1.000 Türken ermordet, oder wie soll ich das mit den Einzelltätern verstehen?

Ich frage mich wie man damals die Leichen gezählt hat :rolleyes:
jeder Tote war wohl automatisch ein Türke, ermordet von Armeniern?

Wie kommt man nur darauf, das die Türken einen Genozid verübt haben könnten? klar, gab es in ihrer Geschichte häufiger, aber ist das alleine schon ein Grund ;)

Ich meine, das es das Wort Genozid in der Türkei nicht gibt, können die Türken auch keinen begangen haben, oder? :))

Logik des Schakals!

PS:
Hauptargument: es wurden keine Türken auf Malta verurteilt!
Toll, dann gab es also keine Schuldigen? Manche für den Genozid an den Juden Verantwortlichen NAZIS wurden auch nicht verurteilt, bzw sehr früh wieder freigelassen!
Es spielen immer und überall politische Faktoren eine Rolle!
Das möchte Der schakal natürlich nicht einsehen, bzw nur dann nicht, wenn es ein negatives Licht auf die Türkei werfen würde, und da ist es egal wieviele Beweise man ihm bringt!

Rechtsaussen
30.05.2004, 14:08
Einen Völkermord hat es nicht gegeben....


Erstklassige Argumentation!

Der Schakal
01.06.2004, 16:23
Erstklassige Argumentation!

Wenn sie die komplette Diskussion verfolgt hätten wüssten sie mehr... :rolleyes: