Roter Prolet
24.02.2007, 14:51
Lohn der Angstmache - BRD-Großunternehmen melden steigende Profite. DAX auf Rekordniveau. Volkswirtschaft boomt. Doch der normale Bürger hat wenig davon
In den zurückliegenden Tagen gab es gute Nachrichten. Für Aktionäre jedenfalls, und für Börsenzocker. Aber auch Politiker dürften sich gefreut haben, Besitzer von Werbeagenturen, Medienleute, kurz alle, denen »Wachstum« goldene Zeiten beschert. Denn die bundesdeutsche Konjunktur brummt: Unternehmen melden Umsatz- und Gewinnsteigerungen, viele davon auf Rekordniveau. Der DAX übertraf zum zweiten Mal in seiner Geschichte die 7000-Punkte-Marke. Die Bundesrepublik ist 2006 erneut Exportweltmeister, und der Staat steht erstmals seit langer Zeit nicht wie die sprichwörtliche arme Sau im Fokus der Öffentlichkeit. Statt dessen prahlt der Finanzminister mit der Einhaltung der Maastricht-Kriterien. Deutschland macht seiner Stellung als Nummer drei der Weltökonomie also alle Ehre. Das hat »nur« einen Mangel: Immer weniger Menschen profitieren davon.
(...)
Der Versicherungsriese Allianz hat 2006 sieben Milliarden Euro »verdient«. Netto. Operativ hatten die Münchner Finanzjongleure sogar mehr als zehn Milliarden Euro als Gewinn eingesackt. BASF erhöhte seine Umsatzerlöse um gut 23 Prozent. Der weltgrößte Chemiekonzern aus Ludwigshafen verbuchte einen Vorsteuergewinn von über sieben Milliarden, strich netto immerhin noch 3,2 Mil*liarden Euro ein. Ähnliches meldeten die Post, der Reifen- und Autozulieferer Continental oder der Krankenhausausrüster Fresenius Medical Care. Letzterer verkündete gar die zehnte Dividendenerhöhung in Folge.
Wenn Deutschlands viertgrößter Energiekonzern EnBW das beste Ergebnis seiner Geschichte meldet, merkt heute kaum jemand auf. Doch nicht nur Strom- und Finanzkonzerne tragen zur allgemeinen Profiteuphorie bei. Selbst Volkswagen verdoppelte »überraschend« seinen Nettogewinn auf 2,75 Milliarden Euro und erhöhte die Zahl seiner verkauften Autos um fast zehn Prozent. Das mediale Theater um den Automobilkonzern in bezug auf »Skandale« und unbedingt notwendige »Sanierungen« erwies sich im nachhinein als Nebelkulisse.
(...)
Seit Jahren beklagt die Kapitallobby vermeintliche Wettbewerbsnachteile der BRD-Wirtschaft. Unternehmerverbände, einschlägige »Wirtschaftsexperten« und Regierung wetteiferten um die besten Ideen zur Lohndrückerei. So brach noch die Schröder-Administration das Solidarprinzip der Sozialversicherung auf. Seitdem versuchen Politiker, die Lohnkosten der Unternehmer zu senken und den Beschäftigten überzubraten. Diesem Ziel dienen nicht nur Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und sonstige »Reformen«. Auch die Steuersenkungen für Kapitalgesellschaften und Unternehmen wurden letztlich mit einer brachialen Steigerung der Mehrwertsteuer »gegenfinanziert«.
(...)
Geringe Lohnstückkosten sind ein herausragender Wettbewerbsvorteil für den Export. Ein niedriges Lohnniveau dagegen führt zu sinkender Binnenachfrage. Wenn die Einzelhandelskonzerne zu den wenigen Unternehmen zählen, die sich nicht mit Milliardengewinnen aus dem Inland brüsten können, so hat das Methode: Denn während Selbständige, Aktionäre oder Manager zu den Profiteuren dieses Booms gehören, geht der an der Masse der Beschäftigten spurlos vorbei. Selbst eine Lohnsteigerung in der Metall- und Elektroindustrie von gut sechs Prozent – wie das die Gewerkschaft fordert – würde daran nichts ändern. Langfristig und systematisch ist das Verteilungsprinzip in der BRD verändert worden. Und selbst, wenn es wie ein abgedroschenes Klischee klingt: Hierzulande wird emsig umverteilt. Von unten nach oben.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/02-24/060.php
Der Kapitalismus schafft selbstverständlich Wohlstand - Doch es stellt sich die Frage "für wen?". Jedenfalls nicht für die Millionen von Arbeiter, Angestellten (Langzeit-)Arbeitslosen und Rentner...
In den zurückliegenden Tagen gab es gute Nachrichten. Für Aktionäre jedenfalls, und für Börsenzocker. Aber auch Politiker dürften sich gefreut haben, Besitzer von Werbeagenturen, Medienleute, kurz alle, denen »Wachstum« goldene Zeiten beschert. Denn die bundesdeutsche Konjunktur brummt: Unternehmen melden Umsatz- und Gewinnsteigerungen, viele davon auf Rekordniveau. Der DAX übertraf zum zweiten Mal in seiner Geschichte die 7000-Punkte-Marke. Die Bundesrepublik ist 2006 erneut Exportweltmeister, und der Staat steht erstmals seit langer Zeit nicht wie die sprichwörtliche arme Sau im Fokus der Öffentlichkeit. Statt dessen prahlt der Finanzminister mit der Einhaltung der Maastricht-Kriterien. Deutschland macht seiner Stellung als Nummer drei der Weltökonomie also alle Ehre. Das hat »nur« einen Mangel: Immer weniger Menschen profitieren davon.
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Der Versicherungsriese Allianz hat 2006 sieben Milliarden Euro »verdient«. Netto. Operativ hatten die Münchner Finanzjongleure sogar mehr als zehn Milliarden Euro als Gewinn eingesackt. BASF erhöhte seine Umsatzerlöse um gut 23 Prozent. Der weltgrößte Chemiekonzern aus Ludwigshafen verbuchte einen Vorsteuergewinn von über sieben Milliarden, strich netto immerhin noch 3,2 Mil*liarden Euro ein. Ähnliches meldeten die Post, der Reifen- und Autozulieferer Continental oder der Krankenhausausrüster Fresenius Medical Care. Letzterer verkündete gar die zehnte Dividendenerhöhung in Folge.
Wenn Deutschlands viertgrößter Energiekonzern EnBW das beste Ergebnis seiner Geschichte meldet, merkt heute kaum jemand auf. Doch nicht nur Strom- und Finanzkonzerne tragen zur allgemeinen Profiteuphorie bei. Selbst Volkswagen verdoppelte »überraschend« seinen Nettogewinn auf 2,75 Milliarden Euro und erhöhte die Zahl seiner verkauften Autos um fast zehn Prozent. Das mediale Theater um den Automobilkonzern in bezug auf »Skandale« und unbedingt notwendige »Sanierungen« erwies sich im nachhinein als Nebelkulisse.
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Seit Jahren beklagt die Kapitallobby vermeintliche Wettbewerbsnachteile der BRD-Wirtschaft. Unternehmerverbände, einschlägige »Wirtschaftsexperten« und Regierung wetteiferten um die besten Ideen zur Lohndrückerei. So brach noch die Schröder-Administration das Solidarprinzip der Sozialversicherung auf. Seitdem versuchen Politiker, die Lohnkosten der Unternehmer zu senken und den Beschäftigten überzubraten. Diesem Ziel dienen nicht nur Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und sonstige »Reformen«. Auch die Steuersenkungen für Kapitalgesellschaften und Unternehmen wurden letztlich mit einer brachialen Steigerung der Mehrwertsteuer »gegenfinanziert«.
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Geringe Lohnstückkosten sind ein herausragender Wettbewerbsvorteil für den Export. Ein niedriges Lohnniveau dagegen führt zu sinkender Binnenachfrage. Wenn die Einzelhandelskonzerne zu den wenigen Unternehmen zählen, die sich nicht mit Milliardengewinnen aus dem Inland brüsten können, so hat das Methode: Denn während Selbständige, Aktionäre oder Manager zu den Profiteuren dieses Booms gehören, geht der an der Masse der Beschäftigten spurlos vorbei. Selbst eine Lohnsteigerung in der Metall- und Elektroindustrie von gut sechs Prozent – wie das die Gewerkschaft fordert – würde daran nichts ändern. Langfristig und systematisch ist das Verteilungsprinzip in der BRD verändert worden. Und selbst, wenn es wie ein abgedroschenes Klischee klingt: Hierzulande wird emsig umverteilt. Von unten nach oben.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/02-24/060.php
Der Kapitalismus schafft selbstverständlich Wohlstand - Doch es stellt sich die Frage "für wen?". Jedenfalls nicht für die Millionen von Arbeiter, Angestellten (Langzeit-)Arbeitslosen und Rentner...