PDA

Vollständige Version anzeigen : EADS - Vom Europäischen zum Französischen Champion



Pandulf
09.02.2007, 09:51
Was hoffnungsvoll als europäische Antwort zu Boing begann, verwandelt sich zusehends zum Bankrott der Europaidee. Der Luftfahrtkonzern EADS, der durch die Zusammenführung der französischen und deutschen Luftraumunternehmen entanden ist, wird nun zusehends von den Franzosen ganz vereinnahmt. Das gezielte Herausdrängen der Deutschen beweist einmal mehr, daß man mit Frankreich Europa nicht bauen kann.



Rien ne va plus
von Gerhard Hegmann

Kurz bevor das Sanierungsprogramm für Airbus verkündet wird, steht der Krisengewinnler schon fest - Frankreich. Weil DaimlerChrysler sich zurückzieht, fällt Paris die Macht bei EADS zu.
Als EADS vor knapp sieben Jahren gegründet wurde, wurde das Unternehmen als großer europäischer Luft- und Raumfahrtkonzern gefeiert. Und als ein Konzern, der nach privatwirtschaftlicher Logik funktionieren sollte. Heute erweist sich, dass das nicht der Fall ist. Der ganze Konzern entpuppt sich als Fehlkonstruktion.

Die Gründerväter der European Aeronautic Defence and Space Company sind entweder nicht mehr im Amt, auf dem Absprung oder, wie der französische Unternehmer Jean-Luc Lagardère, gestorben. Die größte Konstante im EADS-Aktionärskreis ist der französische Staat - ausgerechnet jener Aktionär, den Miteigner Daimler-Benz bei der EADS-Gründung gar nicht dabei haben wollte.

Hat sich EADS übernommen?

Inzwischen sind die beiden privaten Großaktionäre, die Lagardère-Gruppe und DaimlerChrysler, auf dem Rückzug: Mit finanztechnischen Winkelzügen holt sich DaimlerChrysler jetzt rund 1,5 Mrd. Euro in die Kassen, ohne aber die Stimmrechte an dem Anteil in Höhe von 7,5 Prozent aufzugeben. Auf diese Weise kann der Stuttgarter Konzern seine Machtposition von dann noch 15 Prozent bei EADS formal erhalten. Doch das ändert nichts daran, dass die Entscheidungsstränge immer stärker in Paris zusammenlaufen.

Wie bei Hoechst

Anders als bei der Fusion des deutschen Pharmakonzerns Hoechst mit dem französischen Sanofi-Konzern 2004 dauert die Machtübernahme der Franzosen in der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie ein paar Jahre länger. Das Ergebnis wird aber dasselbe sein.

Was 1989 mit der Gründung der Dasa als Dachgesellschaft für die privatisierte deutsche Luftfahrtindustrie begann, setzt sich mit dem Daimler-Rückzug auf Raten fort. Der französische Staat, der sich im Gegensatz zur Bundesregierung nie aus seinem Luftfahrtengagement zurückgezogen hat, kann genüsslich abwarten, bis er EADS und dessen Herzstück Airbus ganz kontrolliert. Das ist letztlich auch eine Blamage für die deutsche Industriepolitik.

Es ist ein Selbstläufer: In der Airbus-Zentrale in Toulouse werden heute nur noch zehn Prozent der Top-Positionen von Deutschen besetzt. Deutlichster Beleg für die Machtübernahme der Franzosen ist die Doppelrolle von Louis Gallois als französischer EADS-Co-Vorsitzender und Airbus-Präsident.

Kein Geld vom Bund

Soll sich der Bund an EADS beteiligen?

Die Bundesregierung ist weder willens noch in der Lage, dem Unternehmen dringend benötigtes, frisches Kapital zuzuschießen. Also behilft er sich mit der wackeligen Konstruktion eines Konsortiums aus Banken und Bundesländern; diese heterogene Allianz hat zudem kein Stimmrecht. Der französische Betriebsrat schreibt unterdessen an Präsident Jacques Chirac, Paris solle weitere Anteile von Lagardère aufkaufen und damit französische Macht und Jobs absichern. An welche zentrale Adresse der Macht kann die deutsche Belegschaft ihre Appelle schicken?

Das Management von EADS und Airbus ist so mit deutsch-französischen Grabenkämpfen beschäftigt, dass das Geschäft darunter leidet. Die wirtschaftliche Katastrophe beim Bau des Super-Airbus A380 und die Fehlplanung beim A350 sind handfeste Beweise dafür. Selbst im höchsten Management wird zugegeben, dass der Konzern allen Lippenbekenntnissen zum Trotz kein integriertes Unternehmen ist. Das nach der Papierform europäischste aller europäischen Unternehmen ist im Kern eine Ansammlung nationaler Unternehmensteile, die gegeneinander arbeiten.

EADS ist im Grunde kein Konzern, sondern ein Gemeinschaftsunternehmen mit vielen Besonderheiten. Der bei der Gründung geschlossene Aktionärspakt verhindert beispielsweise ein Mitspracherecht neuer Aktionäre. EADS nimmt gern das Geld von Investoren - zu sagen haben sie aber wenig. Auf diese Weise konterkarieren politisch definierte Interessen die technische und wirtschaftliche Effizienz des Unternehmens.

weiter gehts hier:

http://ftd.de/meinung/kommentare/160185.html?p=1

McDuff
09.02.2007, 09:58
Da haben unsere berliner Karnevalisten wohl mal wieder geschlafen.

blumenau
09.02.2007, 12:13
Alles von langer Hand beschlossen.

Der Morgenthau-Plan geht weiter.

Ob Daimler seine EADS-Anteile freiwillig verkauft, darf bezweifelt werden. Alternativ dürfte das Management längst unterwandert sein.

Mark Mallokent
09.02.2007, 12:40
Die EADS ist ein totgeborenes Kind. Man kann nur hoffen, daß Deutschland da schleunigst aussteigt. Sollen die Franzosen die Subventionen zahlen.

politisch Verfolgter
09.02.2007, 15:43
Schmarotzende Funktionäre mißbrauchen dort öffentl. Mittel zu sog. "Arbeitnehmer"-Deklaration.
Dem Enteignungs- und Zweckentfremdungs-Wahnsinn ist jede rechtsräumliche Grundlage zu entziehen.

Und alle direkt und indirekt eignerfixierte Wertschöpfung bezweckenden öffentl. Mittel sind user value umzuwidmen.

Damit sich die Leistung Betriebsloser individuell adäquat marktwirtschaftlich lohnen kann.

Und fürs Zocken sollte immer Zeit sein ;-)