Anti-Zionist
09.02.2007, 02:05
In der Weltwoche (http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=15866&CategoryID=62) gibt es aktuell ein interessantes Interview mit dem Historiker Efraim Karsh, der mit einigen islamophilen Unwahrheiten aufräumt:
«Wir lassen uns einschüchtern»
Von Hanspeter Born
Der Historiker Efraim Karsh sieht den Hass der Islamisten auf das Abendland vor allem in einem Streben nach Weltherrschaft begründet. Der Westen solle aufhören, die Schuld für den Konflikt stets bei sich selbst zu suchen.
Herr Professor Karsh, wieso hassen viele Muslime Amerika?
Ich glaube nicht, dass gewöhnliche Muslime notwendigerweise Amerika hassen. Aber die Tatsache besteht, dass die Vereinigten Staaten seit sechzig Jahren die erfolgreichste und grösste Supermacht sind. Als solche stellen sie für diejenigen, die wir Islamisten nennen, das Haupthindernis dar. Sie stehen den Islamisten, welche die Botschaft Mohammeds oder des Islam über die Welt hinweg verbreiten und die weltweite Umma – muslimische Gemeinschaft – oder das Kalifat schaffen möchten, im Weg. Deshalb muss Amerika angegriffen werden.
Sie sehen also keinen Zusammenhang mit der aggressiven amerikanischen Aussenpolitik?
Ich glaube nein. Der Hass hat definitiv nichts zu tun mit der amerikanischen Nahostpolitik oder der amerikanischen Aussenpolitik generell.
Dies jedoch ist die Rechtfertigung, die von Islamisten für ihre Angriffe auf amerikanische Ziele gegeben wird.
Nicht von Bin Laden selber.
Rechtfertigte Bin Laden seine Fatwa gegen die USA nicht mit der Stationierung amerikanischer Truppen im Lande der heiligen Stätten Mekkas und Medinas?
Dies war bloss Teil der Rechtfertigung. Bin Laden spricht von der Demütigung der muslimischen Gemeinschaft nach der Zerstörung des Osmanischen Reichs – etwas, das vor achtzig Jahren geschah –, dann spricht er von der Tragödie des Verlusts von Andalusien – etwas, das 1492 geschah –, dann sieht er sich selber als Reinkarnation Mohammeds, als jener aus Mekka auszog. Bin Laden denkt in Jahrtausendzeitspannen. Für ihn besteht der Kampf für die Durchsetzung der wahren Religion in der Welt seit dem 7. Jahrhundert, und er selber betrachtet sich als den neuesten Kämpfer oder Mudschahed, der den Kampf ins Herzland des Westens trägt.
In Ihrem Buch schreiben Sie, die Geburt des Islam sei untrennbar mit Imperialismus gekoppelt und dieser imperiale Traum lebe fort.
Sicher. Mohammed war im Gegensatz zu Jesus nicht nur ein Prediger und Prophet, er war ein Politiker, er war ein Krieger und der Führer einer Gemeinschaft. Nachdem er von Mekka nach Medina gezogen war, im Jahre 622 – dem Jahr, das die Muslime als den Anfang ihrer Zeitrechnung betrachten –, verbrachte er die letzten zehn Jahre seines Lebens damit, seine Feinde zu bekämpfen und seinen Herrschaftsbereich auszudehnen. Er errichtete eine muslimische Gemeinschaft, die sich ständig weiter verbreiten sollte, damit die wahre Religion immer weitere Kreise erfassen würde. Dieser Kurs wurde von Mohammeds Nachfolgern fortgesetzt. Zehn Jahre nach Mohammeds Tod besassen die Muslime bereits ein riesiges Reich, das den grössten Teil des Nahen Ostens und Nordafrikas umfasste. Nachher besetzten sie wichtige Teile Indiens und Spaniens.
Das war vor mehr als tausend Jahren, und das letzte muslimische Reich, das Osmanische, zerbrach nach dem Ersten Weltkrieg.
Ja, aber in den 1200 Jahren zwischen dem 7. Jahrhundert und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs 1918 standen der Nahe Osten und grosse Teile Europas und Asiens unter islamischer Herrschaft, und diese islamischen Reiche basierten alle auf islamischen Prinzipien. Es gab keine Trennung zwischen Kirche und Staat; die Muslime waren die herrschende Elite und die andern ihre Untertanen. Gewiss, das Reich wurde vor achtzig Jahren zerstört, aber das Erbe ist geblieben, und der Traum einer Wiedererrichtung dieser Ordnung verschwand nie. Unmittelbar nach dem Untergang des Osmanischen Reiches tauchten zwei parallele islamische Träume auf. Der eine, begrenztere, war der Panarabismus oder der arabische Nationalismus, der nach der Schaffung eines vereinigten Reiches auf dem Gebiete des Nahen Ostens trachtete, welches in jedem Fall ein islamisches, allerdings ein arabisch-islamisches Reich gewesen wäre. Der andere Traum, der ein islamisches Reich neu aufleben lassen wollte, wurde von Gruppen wie den Muslimbrüdern und andern vertreten. Mit der Gründung der Islamischen Republik Iran 1979 trat ein Staat auf den Plan, der ganz offen die Beherrschung der Welt anstrebt. Dies führte zum Krieg zwischen dem Iran und dem Irak mit Millionenverlusten, welcher den Iran eine Zeitlang schwächte. Bald einmal jedoch nahmen die Iraner ihre ehrgeizigen Bestrebungen wieder auf, wobei ihr Anspruch auf Nuklearwaffen eine Rolle spielt.
In Ihrem Buch beschreiben Sie, wie alle bisherigen islamischen Reiche an internen und externen Rivalitäten zugrunde gingen. Könnte dies mit den Islamisten heutiger Tage nicht wieder passieren?
Dies geschieht heute im Irak, wo Muslime Muslime töten – sie töten zwar gelegentlich auch amerikanische Soldaten, doch Aberdutzende und Aberdutzende von Muslimen werden von Muslimen umgebracht. Dasselbe gilt für Algerien oder den Sudan, wo Hunderttausende von Muslimen von Muslimen getötet worden sind. Mohammed schuf das Prinzip muslimischer Solidarität, eine ideologisch und politisch sehr wichtige Vorschrift, weil die Loyalität zum Islam an die Stelle von Blutverwandtschaften und anderen Bindungen zu Stämmen oder Clans treten sollte. Es ist Muslimen untersagt, gegen andere Muslime zu kämpfen, weil ihre Aufgabe sein sollte, sogenannte Ungläubige zu töten. In Tat und Wahrheit begannen die Muslime schon kurz nach Mohammeds Tod einander zu bekämpfen. Im Laufe der Geschichte sind viel mehr Muslime durch Muslime umgekommen als durch Christen.
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«Wir lassen uns einschüchtern»
Von Hanspeter Born
Der Historiker Efraim Karsh sieht den Hass der Islamisten auf das Abendland vor allem in einem Streben nach Weltherrschaft begründet. Der Westen solle aufhören, die Schuld für den Konflikt stets bei sich selbst zu suchen.
Herr Professor Karsh, wieso hassen viele Muslime Amerika?
Ich glaube nicht, dass gewöhnliche Muslime notwendigerweise Amerika hassen. Aber die Tatsache besteht, dass die Vereinigten Staaten seit sechzig Jahren die erfolgreichste und grösste Supermacht sind. Als solche stellen sie für diejenigen, die wir Islamisten nennen, das Haupthindernis dar. Sie stehen den Islamisten, welche die Botschaft Mohammeds oder des Islam über die Welt hinweg verbreiten und die weltweite Umma – muslimische Gemeinschaft – oder das Kalifat schaffen möchten, im Weg. Deshalb muss Amerika angegriffen werden.
Sie sehen also keinen Zusammenhang mit der aggressiven amerikanischen Aussenpolitik?
Ich glaube nein. Der Hass hat definitiv nichts zu tun mit der amerikanischen Nahostpolitik oder der amerikanischen Aussenpolitik generell.
Dies jedoch ist die Rechtfertigung, die von Islamisten für ihre Angriffe auf amerikanische Ziele gegeben wird.
Nicht von Bin Laden selber.
Rechtfertigte Bin Laden seine Fatwa gegen die USA nicht mit der Stationierung amerikanischer Truppen im Lande der heiligen Stätten Mekkas und Medinas?
Dies war bloss Teil der Rechtfertigung. Bin Laden spricht von der Demütigung der muslimischen Gemeinschaft nach der Zerstörung des Osmanischen Reichs – etwas, das vor achtzig Jahren geschah –, dann spricht er von der Tragödie des Verlusts von Andalusien – etwas, das 1492 geschah –, dann sieht er sich selber als Reinkarnation Mohammeds, als jener aus Mekka auszog. Bin Laden denkt in Jahrtausendzeitspannen. Für ihn besteht der Kampf für die Durchsetzung der wahren Religion in der Welt seit dem 7. Jahrhundert, und er selber betrachtet sich als den neuesten Kämpfer oder Mudschahed, der den Kampf ins Herzland des Westens trägt.
In Ihrem Buch schreiben Sie, die Geburt des Islam sei untrennbar mit Imperialismus gekoppelt und dieser imperiale Traum lebe fort.
Sicher. Mohammed war im Gegensatz zu Jesus nicht nur ein Prediger und Prophet, er war ein Politiker, er war ein Krieger und der Führer einer Gemeinschaft. Nachdem er von Mekka nach Medina gezogen war, im Jahre 622 – dem Jahr, das die Muslime als den Anfang ihrer Zeitrechnung betrachten –, verbrachte er die letzten zehn Jahre seines Lebens damit, seine Feinde zu bekämpfen und seinen Herrschaftsbereich auszudehnen. Er errichtete eine muslimische Gemeinschaft, die sich ständig weiter verbreiten sollte, damit die wahre Religion immer weitere Kreise erfassen würde. Dieser Kurs wurde von Mohammeds Nachfolgern fortgesetzt. Zehn Jahre nach Mohammeds Tod besassen die Muslime bereits ein riesiges Reich, das den grössten Teil des Nahen Ostens und Nordafrikas umfasste. Nachher besetzten sie wichtige Teile Indiens und Spaniens.
Das war vor mehr als tausend Jahren, und das letzte muslimische Reich, das Osmanische, zerbrach nach dem Ersten Weltkrieg.
Ja, aber in den 1200 Jahren zwischen dem 7. Jahrhundert und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs 1918 standen der Nahe Osten und grosse Teile Europas und Asiens unter islamischer Herrschaft, und diese islamischen Reiche basierten alle auf islamischen Prinzipien. Es gab keine Trennung zwischen Kirche und Staat; die Muslime waren die herrschende Elite und die andern ihre Untertanen. Gewiss, das Reich wurde vor achtzig Jahren zerstört, aber das Erbe ist geblieben, und der Traum einer Wiedererrichtung dieser Ordnung verschwand nie. Unmittelbar nach dem Untergang des Osmanischen Reiches tauchten zwei parallele islamische Träume auf. Der eine, begrenztere, war der Panarabismus oder der arabische Nationalismus, der nach der Schaffung eines vereinigten Reiches auf dem Gebiete des Nahen Ostens trachtete, welches in jedem Fall ein islamisches, allerdings ein arabisch-islamisches Reich gewesen wäre. Der andere Traum, der ein islamisches Reich neu aufleben lassen wollte, wurde von Gruppen wie den Muslimbrüdern und andern vertreten. Mit der Gründung der Islamischen Republik Iran 1979 trat ein Staat auf den Plan, der ganz offen die Beherrschung der Welt anstrebt. Dies führte zum Krieg zwischen dem Iran und dem Irak mit Millionenverlusten, welcher den Iran eine Zeitlang schwächte. Bald einmal jedoch nahmen die Iraner ihre ehrgeizigen Bestrebungen wieder auf, wobei ihr Anspruch auf Nuklearwaffen eine Rolle spielt.
In Ihrem Buch beschreiben Sie, wie alle bisherigen islamischen Reiche an internen und externen Rivalitäten zugrunde gingen. Könnte dies mit den Islamisten heutiger Tage nicht wieder passieren?
Dies geschieht heute im Irak, wo Muslime Muslime töten – sie töten zwar gelegentlich auch amerikanische Soldaten, doch Aberdutzende und Aberdutzende von Muslimen werden von Muslimen umgebracht. Dasselbe gilt für Algerien oder den Sudan, wo Hunderttausende von Muslimen von Muslimen getötet worden sind. Mohammed schuf das Prinzip muslimischer Solidarität, eine ideologisch und politisch sehr wichtige Vorschrift, weil die Loyalität zum Islam an die Stelle von Blutverwandtschaften und anderen Bindungen zu Stämmen oder Clans treten sollte. Es ist Muslimen untersagt, gegen andere Muslime zu kämpfen, weil ihre Aufgabe sein sollte, sogenannte Ungläubige zu töten. In Tat und Wahrheit begannen die Muslime schon kurz nach Mohammeds Tod einander zu bekämpfen. Im Laufe der Geschichte sind viel mehr Muslime durch Muslime umgekommen als durch Christen.
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