latinroad
06.02.2007, 21:44
Japan will nur „gute Ausländer“
Angst vor dem demographischen Wandel – Bedenken gegenüber Einwanderern sind groß aus www.dieneueepoche.com v. 04.02.2007
"Oizumi/Japan – Schon auf den ersten Blick wirkt die japanische Stadt Oizumi nicht landestypisch. Nachts tönen aus vielen Kneipen brasilianische Rhythmen, in der Hauptstraße findet man zwischen traditionellen kleinen Läden auch Tattoo-Shops und christliche Kirchen. Und vor einem öffentlichen Telefon stehen die Menschen Schlange, um ihre Familien anzurufen, die tausende Kilometer entfernt wohnen. 15 Prozent der 42.000 Einwohner von Oizumi sind Ausländer, die meisten von ihnen kommen aus Brasilien.
Und man ist ernüchtert. Auf beiden Seiten. Die Japaner beschweren sich, die Ausländer sprächen nicht gut Japanisch, sie recycelten ihren Müll nicht ordnungsgemäß, und ihre Kinder verstünden sich nicht gut mit ihren japanischen Klassenkameraden. Doch auch die Einwanderer sind unzufrieden: „Die Japaner mögen keine Ausländer“, sagt der 30-jährige Cleber Parra. „Wir sind laut und faul – und das mögen sie nicht“.
Trotz dieser Konflikte scheint es jedoch, als habe Japan keine andere Wahl, als seine Tore in Zukunft noch ein wenig mehr zu öffnen. Japans Bevölkerungszahl von derzeit 127 Millionen soll bis 2050 den Prognosen nach auf 100 Millionen sinken. Mehr als ein Drittel der Japaner wird dann 65 Jahre oder älter sein, weniger als die Hälfte wird im arbeitsfähigen Alter sein und in das Sozialsystem einzahlen. Die Regierung befürchtet einen Mangel an Arbeitnehmern und Steuerzahlern.
Daher versucht man in Japan derzeit, mehr Frauen und ältere Menschen in die Arbeitswelt zu integrieren und die Geburtenrate zu steigern – was teilweise sonderbare Blüten treibt. So bezeichnete der Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales, Hakuo Yanagisawa, Frauen kürzlich in einer Rede als „Gebärmaschinen“. „Die Zahl der Gebärmaschinen steht fest, also können wir nur darum bitten, dass jede ihr bestes tut.“ Später entschuldigte er sich für seine Äußerungen, die „zu grob“ gewesen seien.
Aber die Gegenmaßnahmen werden wohl nicht ausreichen. Ministerpräsident Shinzo Abe hat bereits vage angedeutet, man müsse Japans Grenzen für ausländische Arbeitnehmer weiter öffnen. Noch gibt es keine Verständigung darüber, wie das geschehen soll. Doch die Zeit drängt. „Bis die Regierung über Einwanderungsgesetzte entschieden hat, werden wir es schwer haben“, sagt Hiroshi Hasegawa, Bürgermeister der 80 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen Stadt Oizumi.
Bisher haben Ausländer in Japan mit vielen Hürden zu kämpfen. Sowohl, wenn sie bereits in Japan leben, als auch noch vor ihrer Einwanderung. Eine Ausnahme stellen Ausländer mit japanischen Vorfahren dar. Ihnen steht es zu, in Japan zu arbeiten. Doch gesellschaftlich akzeptiert sind sie dadurch noch lange nicht.
„Sie sollen so sein wie wir“
Derzeit leben in Japan zwei Millionen Ausländer, das entspricht 1,57 Prozent der Bevölkerung. Und viele Japaner haben Angst vor Einwanderungszahlen wie in den USA. Dort sind derzeit rund 12 Prozent der Bevölkerung Einwanderer. Japan sieht sich selbst jedoch gerne als homogen und kulturell einzigartig an, der Begriff „fremd“ wird häufig mit Straftaten und sozialer Unordnung gleichgesetzt. Wenn sie an Einwanderung denken, haben Japaner oft Unruhen in französischen Vorstädten und deutsche Probleme mit nun arbeitslosen ehemaligen Gastarbeitern vor Augen.
„Ich glaube, wir sind uns in einer Sache einig: Wir wollen die 'guten' Ausländer zu uns holen, aber die 'schlechten' fernhalten“, sagt Hisashi Toshioka vom japanischen Justizministerium. „Wir wollen, dass die Leute erst unsere Sprache und unsere Regeln lernen, bevor sie hierher kommen“ sagt Hasegawa. Doch die Realität sieht anders aus: Viele ausländische Arbeitnehmer lernen nie richtig Japanisch und wollen sich nicht anpassen. Daher leben sie oft isoliert, und man sieht auf sie herab.
„Unsere Vorstellungen davon, wie unser Land sein sollte und wie wir Ausländer sehen, müssen sich verändern, damit unsere Gesellschaft bestehen bleiben kann“, fordert Hidenori Sakanaka, der Leiter der japanischen Einwanderungsbehörde"
P.S. Nur 2 Millionen Ausländer in Japan und in Deutschland ??????
Angst vor dem demographischen Wandel – Bedenken gegenüber Einwanderern sind groß aus www.dieneueepoche.com v. 04.02.2007
"Oizumi/Japan – Schon auf den ersten Blick wirkt die japanische Stadt Oizumi nicht landestypisch. Nachts tönen aus vielen Kneipen brasilianische Rhythmen, in der Hauptstraße findet man zwischen traditionellen kleinen Läden auch Tattoo-Shops und christliche Kirchen. Und vor einem öffentlichen Telefon stehen die Menschen Schlange, um ihre Familien anzurufen, die tausende Kilometer entfernt wohnen. 15 Prozent der 42.000 Einwohner von Oizumi sind Ausländer, die meisten von ihnen kommen aus Brasilien.
Und man ist ernüchtert. Auf beiden Seiten. Die Japaner beschweren sich, die Ausländer sprächen nicht gut Japanisch, sie recycelten ihren Müll nicht ordnungsgemäß, und ihre Kinder verstünden sich nicht gut mit ihren japanischen Klassenkameraden. Doch auch die Einwanderer sind unzufrieden: „Die Japaner mögen keine Ausländer“, sagt der 30-jährige Cleber Parra. „Wir sind laut und faul – und das mögen sie nicht“.
Trotz dieser Konflikte scheint es jedoch, als habe Japan keine andere Wahl, als seine Tore in Zukunft noch ein wenig mehr zu öffnen. Japans Bevölkerungszahl von derzeit 127 Millionen soll bis 2050 den Prognosen nach auf 100 Millionen sinken. Mehr als ein Drittel der Japaner wird dann 65 Jahre oder älter sein, weniger als die Hälfte wird im arbeitsfähigen Alter sein und in das Sozialsystem einzahlen. Die Regierung befürchtet einen Mangel an Arbeitnehmern und Steuerzahlern.
Daher versucht man in Japan derzeit, mehr Frauen und ältere Menschen in die Arbeitswelt zu integrieren und die Geburtenrate zu steigern – was teilweise sonderbare Blüten treibt. So bezeichnete der Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales, Hakuo Yanagisawa, Frauen kürzlich in einer Rede als „Gebärmaschinen“. „Die Zahl der Gebärmaschinen steht fest, also können wir nur darum bitten, dass jede ihr bestes tut.“ Später entschuldigte er sich für seine Äußerungen, die „zu grob“ gewesen seien.
Aber die Gegenmaßnahmen werden wohl nicht ausreichen. Ministerpräsident Shinzo Abe hat bereits vage angedeutet, man müsse Japans Grenzen für ausländische Arbeitnehmer weiter öffnen. Noch gibt es keine Verständigung darüber, wie das geschehen soll. Doch die Zeit drängt. „Bis die Regierung über Einwanderungsgesetzte entschieden hat, werden wir es schwer haben“, sagt Hiroshi Hasegawa, Bürgermeister der 80 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen Stadt Oizumi.
Bisher haben Ausländer in Japan mit vielen Hürden zu kämpfen. Sowohl, wenn sie bereits in Japan leben, als auch noch vor ihrer Einwanderung. Eine Ausnahme stellen Ausländer mit japanischen Vorfahren dar. Ihnen steht es zu, in Japan zu arbeiten. Doch gesellschaftlich akzeptiert sind sie dadurch noch lange nicht.
„Sie sollen so sein wie wir“
Derzeit leben in Japan zwei Millionen Ausländer, das entspricht 1,57 Prozent der Bevölkerung. Und viele Japaner haben Angst vor Einwanderungszahlen wie in den USA. Dort sind derzeit rund 12 Prozent der Bevölkerung Einwanderer. Japan sieht sich selbst jedoch gerne als homogen und kulturell einzigartig an, der Begriff „fremd“ wird häufig mit Straftaten und sozialer Unordnung gleichgesetzt. Wenn sie an Einwanderung denken, haben Japaner oft Unruhen in französischen Vorstädten und deutsche Probleme mit nun arbeitslosen ehemaligen Gastarbeitern vor Augen.
„Ich glaube, wir sind uns in einer Sache einig: Wir wollen die 'guten' Ausländer zu uns holen, aber die 'schlechten' fernhalten“, sagt Hisashi Toshioka vom japanischen Justizministerium. „Wir wollen, dass die Leute erst unsere Sprache und unsere Regeln lernen, bevor sie hierher kommen“ sagt Hasegawa. Doch die Realität sieht anders aus: Viele ausländische Arbeitnehmer lernen nie richtig Japanisch und wollen sich nicht anpassen. Daher leben sie oft isoliert, und man sieht auf sie herab.
„Unsere Vorstellungen davon, wie unser Land sein sollte und wie wir Ausländer sehen, müssen sich verändern, damit unsere Gesellschaft bestehen bleiben kann“, fordert Hidenori Sakanaka, der Leiter der japanischen Einwanderungsbehörde"
P.S. Nur 2 Millionen Ausländer in Japan und in Deutschland ??????