PDA

Vollständige Version anzeigen : Preußen...



malnachdenken
02.02.2007, 09:20
Würde hier mal eine These aufstellen bzw Frage zu Diskussion stellen:

Hätte Preußen als Staat länger existiert bzw würde es heute noch existieren, wenn es die kleindeutsche Lösung (Kaiserreich) nicht gegeben hätte?


Ich würd erstmal schauen, was Ihr so dabei denkt, bevor ich mich dazu äußere.

ppp
02.02.2007, 09:33
als die kleindeutsche lösung von oben durchgedrückt wurde, war die zeit des vordemokratischen und dezidiert nicht-nationalen preussens ohnehin schon lange vorbei. wie sich der anachronismus preussen ohne reichsgründug weiterentwickelt hätte ist schwer zu sagen. als repressiver polizeistaat hätte es unter dem kartätschenprinz noch ein paar jahre gehabt, aber dauerhaft hätte es sich gegen den auf demokratie und nation drängenden volkswilen wohl kaum halten können.

interessant ist auch die frage, wann preussens existenz erloschen ist. die einen meinen 1871 mit der reichsgründung, die anderen meinen 1892 mit dem abgang bismarcks, andere meinen mit der formalen ablösung 1947.

malnachdenken
02.02.2007, 10:04
interessant ist auch die frage, wann preussens existenz erloschen ist. die einen meinen 1871 mit der reichsgründung, die anderen meinen 1892 mit dem abgang bismarcks, andere meinen mit der formalen ablösung 1947.


Als weiteres Datum wäre vielleicht auch der 30. Januar 1935 zu nennen, an dem die Länder in Deutschland gleichheschaltet wurden und somit ihre Staatlichkeit im Grunde "abgeschaltet" wurden.

ppp
02.02.2007, 10:47
noch ein datum kommt in betracht: der "preussenschlag" unter papen/hindenburg 1932.

Sauerländer
02.02.2007, 13:40
Die national-demokratischen Tendenzen wären vermutlich immer mal wieder aufgeflackert und für den Staat Preußen ziemlich lästig geworden - aber angesichts der wirksamen Poizeistaatlichkeit sehe ich das als ein beherrschbares Problem.
Keine ethnokulturelle Fundiertheit, starke Zentralgewalt, starkes Militär, starke Geheimpolizei, Aufgeklärtheit bis in den Zynismus, Offenheit für Einflüsse aller Art, sofern sie der Macht des Staates dienlich sind - daraus ergibt sich ein höchst durchsetzungsfähiger Apparat, der seine Rolle im Konzert der europäischen Staatenwelt meines Erachtens noch lange gespielt hätte. Die Revolution war einmal niedergeschlagen worden - das hätte auch wieder gelingen können.

Was hätten wir dann? Einen autoritären, multikulturellen, militaristischen, technokratischen Alptraum -so eine Art USA mit starkem Staat.
Ich halte das Modell für durchaus lebensfähig - aber nicht für wünschenswert.

Pandulf
02.02.2007, 21:54
Die Alternative zur Reichsgründung durch Bismarck wäre die Zwei-Staaten-Lösung gewesen, die im Prinzip heute noch verdünnt existiert (BRD./.Österreich). Ohne Bismarck wäre Deutschland (der Deutsche Bund) wohl so konsolidiert worden, daß im Norden ein Norddeutscher Bund unter preußischer Führung und im Süden ein Süddeutscher Bund unter österreichischer Führung sich gebildet hätte. Diese Lösung hätte den geopolitischen Vorteil gehabt, daß sich die Kraft Deutschlands bei Beibehaltung seiner geopgraphischen Ausdehnung selbst austariert hätte, so daß unser Nachbarn keine "Einkreisungspolitik" betrieben hätten und Europa der WK I erspart geblieben wäre. In diesem Szenario würden Preußen als auch Österreich heute noch als europäische Großmächte weiterbestehen. Nord- und Süddeutsche würden in Staatenbündnissen leben, die ihrer kulturellen Identität näher kämen als die heutige staatliche Teilung Deutschlands in den Wasserkopf BRD und den Wurmfortsatz Österreich.

-jmw-
02.02.2007, 22:56
@ Pandulf

Sie hätten sich so oder so irgendwann die Köppe eingehauen.
Haben sie immer.

Für eine Weile jedoch wäre dieses Szenario möglich gewesen.

mfg

asdfasdf
11.02.2007, 12:01
Preußen könnte noch existieren, jedoch weiß wohl niemand wie. Hätte es die deutsche Einigung 1871 nicht gegeben, hätte sich Preußen wohl mehr dem Osten zugewand.